Depp72 hat geschrieben: ↑Dienstag 16. November 2021, 21:36
MaBu85 hat geschrieben: ↑Dienstag 16. November 2021, 20:05
Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass jemand, der sich aus Angst, der Impfstoff würde nicht abgebaut und ewig im Körper bleiben, nicht hat impfen lassen, das Ding nicht finden konnte?!?
Es gibt inzwischen dermaßen viele leicht verständliche Quellen...das nehme ich den Verweigerern einfach nicht ab
Ich glaube, da denkst Du zu weit bzw. betrachtest dich und dein Umfeld als Spiegelbild der Gesellschaft. Grob ähnlich den Leuten, die sagen: In meinem Umfeld ist nix Schlimmes passiert, da wird offenbar auch einiges aufgebauscht. Ausführlich recherchieren und ausführlich unterschiedliche Meinungen gegeneinander abwägen, werden nur wenige. Und ganz entscheidend ist aus meiner Sicht die emotionale Komponente, die Ratio meist schlägt. Vielleicht trifft deshalb sogar die Aussage zum Gesicht verlieren öfters zu. Aber halt nicht nur. Ein Hamburger Hausarzt, quasi einer von der Basis:
Mopo hat geschrieben:Kommen bei Ihnen noch Patienten für Erstimpfungen?
Selten, aber über die freuen wir uns am allermeisten.
Was sagen diese Menschen, warum sie erst jetzt kommen?
Das sind alle keine ideologisch verbohrten Impfgegner. Eine Patientin etwa hatte eine hohe Sprachbarriere, da fehlte ganz massiv die Aufklärung in ihrer Muttersprache. Ein anderer, ein junger Mann, dem war der Ernst der Lage nicht klar. Mit dem habe ich sehr ernst gesprochen und gefragt, ob er sich nicht einen anderen Hausarzt suchen will. Und plötzlich hat er sich doch impfen lassen. Eine dritte kam, weil sie die Tests nicht selber bezahlen wollte.
Bei jungen Menschen bis 25 verstehe ich sogar den Leichtsinn. Besser gesagt, ich kann ihn nachvollziehen. Meine Generation war mit Sicherheit ebenso drauf wie die von heute: Wir wissen es besser und wir wollen anders leben als die verknöcherten umständlichen Alten. Auch der Rest des Mopo-Interviews mit dem Hausarzt ist interessant, u.a. seine schwere Kritik an der Stiko:
https://www.mopo.de/hamburg/hamburger-h ... impfquote/
Zudem verweise ich noch mal auf das oben verlinkte Interview mit einem Soziologen im Standard:
https://www.derstandard.de/story/200013 ... ger-als-in
In den Fällen sind wir dann bei den eingefleischten Schwurblern und warum sie in D besonders stark im Süden sind. Die könnten, aber wollen nicht. Dazu kommen dann noch AfD, Reichsbürger und anderes Gesindel.
Der Standard hat geschrieben:STANDARD: Was Sie da allgemein beschreiben, ist eine gewisse Wissenschaftsfeindlichkeit oder -kritik. Ist die in deutschsprachigen Ländern stärker ausgeprägt als in anderen Ländern Westeuropas?
Nachtwey: Nein, nicht unbedingt. Ich würde eher sagen, dass die Wissenschaftlichkeit einer Gesellschaft eine "Unterseite" produziert hat. Also ein Bedürfnis, der spirituellen Obdachlosigkeit zu entkommen. Wir sehen bei den Corona-Protesten ja viele Menschen, die hochqualifiziert sind. Da haben viele einen Universitätsabschluss. Denen fehlt es eigentlich nicht an Bildung. Sie hätten die Fähigkeit, wissenschaftliche Expertisen zu sehen. Was sie aber haben, ist eine starke Autoritätsskepsis. Und gleichzeitig trauen sich diese Menschen zu, aufgrund ihrer teils hohen Bildung, Wissenschaft selbst zu beurteilen.
STANDARD: Meinen Sie damit eine "Wissenschaftserhabenheit"?
Nachtwey: Karl Popper hat ja vereinfacht gesagt: Eine wissenschaftliche These ist dann widerlegt, wenn es eine Falsifizierung gibt. Und diese Leute haben das verinnerlicht und sagen: "Wir können es ja falsifizieren, weil es die eine Studie von Bhakdi gibt." Der wissenschaftliche Konsens wird mit einem "legitimierten Gegenwissen" ausgehebelt. Das sind ganz oft schlichtweg Fake-News. Aber diese Evidenz wird genutzt, um das große Ganze infrage zu stellen.
Moin "Depp" (den Nickname kann ich nicht nachvollziehen...)
- ja, es gibt die Menschen mit der Sprachbarriere, vielleicht gibt es auch tatsächlich einige, die nicht mitbekommen haben, dass die Lage mehr als ernst ist, Ecki hat hier aber von Menschen gesprochen, die abwägen und ein Risiko sehen, auf das es angeblich keine Antwort gäbe. Und das ist lächerlich. Halbwegs rationale, klar denkende Menschen, die rational und nicht rein emotional da ran gehen, haben kein Problem, zu wirklich allen Fragen und Risiken Antworten zu bekommen.
Klar, wer für alle Argumente blind ist und aus welchen emotionalen Gründen auch immer stumpf auf Anti-Kurs bleibt, den kann man mit Argumenten und Logik nicht einfangen.
Da sind wir dann wieder bei Kimmich. Der steht ja für viele - behauptet, kritisch zu schauen und abzuwägen, schwurbelt aber dann - mit Verlaub - Quatsch zu "Langzeitfolgen" samt falsch verwendetem Begriff. Und das ist eben anstrengend. Ja klar, es ist schwer, einzugestehen, dass man bisher falsch gehandelt hat und vielleicht Dinge spät / zu spät erkannt hat - vielleicht ist da ja mehr Druck die Lösung.
Und zu den Kindern/Jugendlichen: da kann ich dir aus meinem Umfeld sagen (ist natürlich eine kleine Gruppe), dass es im Gymnasium vor Ort bei den Ü12 Imfquoten von 90%+ gibt. Oberstufe fast komplett durchgeimpft - einige übrigens direkt, nachdem Ungeimpfte nicht mit auf die Studienfahrt nach Prag kommend durften, weil Tschechien die nicht reinlassen wollte (da wurde die Impflücke wirklich auf "0" gesetzt), viele aber auch sofort und aus Überzeugung. Da war dann das krasse, dass z.T. Lehrer im Impfzentrum abgewiesen wurden, während Schüler mit "Vitamin B" schon geimpft waren. Ab Klasse 7 gibt es kaum noch Ungeimpfte. Geimpfte dürfen sich noch testen, auch das machen die meisten noch freiwillig 3x die Woche. Ähnliches zum Thema Maskenpflicht. Fast keiner setzt die ab, obwohl Frau Gebauer (BIldungsministerin, zu der ich mir jetzt lieber alles erspare) ja die Maskenpflicht in der aktuellen Situation aufgehoben hat.
Ich formuliere es jetzt mal "böse": schlaue Kinder, schlaue Eltern.
Ein guter Bekannter unterrichtet auf einer Gesamtschule: da herrscht Sodom und Ghomorra. Kaum Impfungen, Infektionen, dauernd Quarantänen - da sind wir dann bei Sprachbarriere, schlechter Information, mangelnde nahe Angebote etc. - aber auch reinfallen auf Schwurbler und - noch schlimmer- der totalen Verharmlosung durch die Politik (in dem Fall extrem FDP, aber eben auch Luschi-Laschi. Dessen Nachfolger hat jetzt die furchtbaren BIlder zu Karneval zu verantworten, während in 1-2 Wochen der Baum aber so richtig brennen wird)
Wenn ich daran denke, was das für mich für ein Akt war, einen Impftermin zu bekommen, das klappt da nicht. Diesen Menschen bin ich nicht einmal böse. Die wurden einfach vergessen / zurückgelassen UND sind natürlich extrem empfänglich für Schwurbler, die ihnen "einfache" Antworten bieten...
Im Hintergrund läuft gerade Lanz. Den finde ich furchtbar, aber der Vorsitzende der Stiko ist da und Lambsdorff (FDP) redet sich um Kopf und Kragen. Die Politik hat es mit Anlauf und mit Ansage verkackt. Das trifft tatsächlich auf alle Parteien zu; einige schlimmer, klar, aber verkackt haben es alle.
Glasklar wurde gesagt: seit Juli war klar, dass die Welle so schlimm wird, wenn wir nichts tun - und es wurde wunderbar gelockert, verharmlost, das Ende der Pandemie verkündet, Maßnahmen ausgeschlosen etc.
Der Stiko-Vorsitzende wird auch heftig kritisiert, warum er sich kein Gehör verschafft hat. Es ist zum kotzen.