Depp72 hat geschrieben: ↑Freitag 8. Oktober 2021, 08:12
Abwarten und Armagnac trinken. Zum einen tun Regierungswechsel einer Demokratie als Ganzes gut, zum anderen sind 16 Jahre am Stück ohne personelle Erneuerung am Ende immer Stillstand in der Partei. Das wird Minimum zwei Jahre brauchen, bis da etwas Neues wächst. Vielleicht versemmelt man auch die nächste Wahl. Aber eines ist auch klar: Deutschland ist ein eher konservatives Land. Insofern gibt es da Befarf für konservative Politik. Die Grünen müssen auch erst einmal mit Macht umgehen lernen. Denn da stehen ja viele in der Partei Schlange, die postenmäßig versorgt werden wollen. So wie früher bei Union und SPD. Da wird sich noch der eine oder die andere im Netz verheddern. Und beim Kretschmann sieht man auch schon, dass der süße Nektar der Macht dazu führt, sich für unverzichtbar zu halten. Mein altes Reden: Da fast jeder dem im Amt doch erliegt, muss für Bundeskanzler und MP gelten, nach zwei Amtsperioden ist Schluss.
Als Ist-Befund ist es natürlich so, dass Deutschland ein eher konservatives Land ist. Und das verstärkt, wenn man sich die Altersentwicklung ansieht.
Nur ist das eben in Zeiten des rasanten Wandels der bestehenden Verhältnisse fatal, da Innovation Pflicht ist, wenn man den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand erhalten will. Und sicher, Wechsel tut einem Land immer gut, wenn das Bestehende keine Gestaltungskraft - mehr - hat, sondern nur noch verwaltet.
Und die Rotation ist nicht nur für BK und MP eine sinnvolle Sache. Das ist generell für politische Vertreter ein sinnvoller Ansatz.
Allerdings: ein Wechsel jetzt kommt zu früh, da schon einige anfangen, die Dolchstoßlegenden zu stricken. Es muß noch viel deutlicher zu Tage treten, welch fatale Erbschaft die Union mit der Pomeranze aus der Uckermark an der Spitze hinterlassen hat. Es ist noch gar nicht klar genug, dass es so nicht weitergehen darf und auftretende Härten bei der Erneuerung nicht der Änderung angerechnet werden, sondern dort adressiert werden, wo sie hingehören, beim Verursacher.
Depp72 hat geschrieben: ↑Freitag 8. Oktober 2021, 08:12
Einen Nachteil bringt die zumnest mittelfristige Veränderung hin zu einem Parlament mit fünf bis sechs Parteien in jedem Fall: Man muss fast jedes Mal noch mehr austarieren, so dass grundsätzliche Innovationen viel schwerer werden, da mehrere Köche mitreden und ihre jeweiligen internen Interessen unterbringen müssen: Politische ''Verdienste'' um die Partei, Parteiflügel, Gender, Landesverbände, Diversität... Hat man 2017/18 ja schon beim Absägen von Gabriel gesehen. Dafür wurde dann ein Heil durchgeschleust. Insofern ist man da gar nicht sehr weit von Merkels Machtpolitik entfernt. Regierungen mit absoluter Mehrheit oder Koalitionen mit einem wirklich großen und einem kleinen Partner unter 10 % sind da beweglicher. Sie könn(t)en etwas Neues anstoßen, da weniger interne Ausgleichsverhandlungen nötig sind. Haben natürlich bei weitem nicht alle gemacht. Meist nur in Teilbereichen, aber immerhin.
Genau so und deshalb eben 4 Jahre Jamaika. Nur so gibt es die Chance, dass die SPD aus eigener Entwicklung und - fixem - Versagen und entsprechem Unwillen gegen die Regierung die Kraft an der Wahlurne entwickelt, um auf solider Basis dann die notwendigen Veränderungen schwungvoll anzugehen und sich nicht im kleinklein der Formelkompromisse zu verlieren. Dazu eine liberale Kraft, um den Hang zur Bevormundung des Bürgers und der paternalistischen Haltung, das man dem Trottel Plebs sagen muß, was er zu tun hat, weil man es besser weiß, einzudämmen. Fertig ist die sozialliberele Erneuerungsregierung, die schon den jetzt verwalteten Massenwohlstand hervorgebracht hat.
Denn andersrum kann es nicht funktionieren, wie man ja wieder dem Interview von Rödder entnehmen kann. Wandel muß man gestalten und nicht peu a peu mit Realitätsarschtritten dazu gezwungen werden. Das ist immer too little, too late.
Depp72 hat geschrieben: ↑Freitag 8. Oktober 2021, 08:12
Und letztlich bin ich entspannt, zumindest so lange das rechte AfD-Gesindel nicht noch weiter zulegt, denn Deutschland 2060 werde ich kaum erleben. Gott sei Dank. Denn der Sensenmann liefert so zuverlässig wie Lewandowski. Die Chancen stehen ganz gut, dass so lange noch etwas vom Wohlstand in diesme unserem Lande übrig bleibt. Wobei: Wenn der Fahrstuhl mal nach unten startet, kann es schnell gehen.
Und klar bin ich auch entspannt. Aufgrund meines Lebenswandels sollte ich nicht mit einer über dem Durchschnitt liegenden Lebenserwartung rechnen.
Und meine Kinder stammen nicht aus einfachen Verhältnissen, sodaß sie darauf angewiesen waren, dass andere als die Eltern sich um ihre Fitness fürs weitere Leben kümmern. Sind nicht bestens, aber weit über dem Durchschnitt vorbereitet, um ihr Leben in die Hand zu nehmen. Da mach ich mir keine Sorgen. Wenn sie es verbocken, dann sind sie selber schuld. Verantwortliche Elternschaft ist für mich kein Dauerprogramm. Also auch an der Front entspannt.
Und meine Schäfchen hab ich so weit im Trockenen, dass es für mich schon reichen wird, bis dann der Sensenmann sein Recht einfordert.
Aber schade fände ich es, wenn man die notwendige gesellschaftliche Anpassung nicht hinbekommt. So weit reicht mein Egoismus dann nicht, das es mir egal ist, solange es mir gut geht. Aber letztendlich... wenn man nicht will, ist es mir dann auch egal.
Und das AfD-Gesindel... solange die keine charismatische Führungsperson finden aus dem rechtsextremen Lager, die dann das Kleinbürgertum überzeugend anspricht, sondern weiter nur am reaktionär-konservativen Rand der Union rumdümpelt, mach ich mir da wenig Sorgen. Wenn es denn eine Alternative der erhofften Weiterentwicklung des Landes gibt, dass es zukunftsfest macht. Deshalb war ja die GroKo so fatal, da sie genau diese Hoffnung genommen hat.