Ausgegrenzt, geprellt, vergessen
Spiegel hat geschrieben:17.000 Mosambikaner arbeiteten in der DDR. Was man ihnen verschwieg: Von ihrem Lohn zahlte Mosambik auch Schulden ab. Jetzt unterstützen deutsche Wissenschaftler den Kampf der »Madgermanes« um Anerkennung – und Geld.
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Denn die Vertragsarbeiter aus Mosambik wurden um einen Teil ihres Lohnes betrogen. Planmäßig, über Jahre, von beiden Staaten zugleich: der DDR und der Volksrepublik Mosambik – in trauter sozialistischer Brüderlichkeit.
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Zu zweit, zu dritt im Zimmer lebte er mit anderen Mosambikanern in Wohnheimen, abgeschottet vom Rest der Bevölkerung. Die Integration der Vertragsarbeiter, ob aus Mosambik oder Angola, Vietnam, Kuba oder Ungarn, war nicht erwünscht. Schwangere Arbeiterinnen wurden in ihre Heimat abgeschoben – oder trieben ab, um zu bleiben. »Als wäre Schwangerschaft ein Verbrechen«, sagt Macou.
Vor der Disco in Sebnitz musste Massuvira João erstmals Rassismus erleben: »Hau ab, du N*, du nimmst uns unsere Mädchen weg«, grölten fünf Jugendliche und zerrten an seiner nagelneuen Lederjacke, teuer erstandene Westware. Massuvira João wurde verprügelt, die schwarze Jacke zerrissen. Als er den Vorfall meldete, luden die Polizisten ihn ins Auto – und setzten den jungen Mann mitten im Wald ab, statt ihn ins Wohnheim zu fahren, wie versprochen. Zu Fuß ging er fünf Kilometer durch die Winternacht zurück.
David Macou kam schon 1979 in die DDR und lernte im VEB Braunkohlewerk Welzow in der Lausitz den Schweißerberuf. Auch er wurde mit dem N-Wort beschimpft und gedemütigt. »Mutter, schau mal, ein Affe!«, riefen ihm Kinder entgegen. »Hier wird es gleich dunkel!«, spotteten Erwachsene, wenn er ein Restaurant betrat. Nach Angriffen begannen die Mosambikaner, das Wohnheim nur noch in der Gruppe zu verlassen.