Atlan hat geschrieben: ↑Mittwoch 2. Dezember 2020, 16:21
Wie genau stellt man denn den Zusammenhang zwischen Übersterblichkeit und Corona fest?
Ohne jetzt die korrekten Zahlen zu recherchieren, sind also Phantasiezahlen von mir:
Wenn jedes Jahr 1 Million Bundesbürger (Durchschnitt) sterben und 2020 sind es 10.000 mehr. Ist das eine Übersterblichkeit von 10.000 Bürgern?
So ein Durchschnittswert schwankt doch.
Und - mein Gedanke - da sterben laut Befund im ersten Halbjahr 2020 5.000 Leute mit (nicht unbedingt an) Corona. Diese 5.000 sterben also im 2.Halbjahr nicht mehr.
Wenn nun (1.Halbjahr) einer mit Corona positiv beatmet wird und dann dabei einen tödlichen Herzinfarkt bekommt - der wäre doch sonst möglicherweise erst im 2.Halbjahr gestorben. Und dann auch in der Statistik für 2020 dabei gewesen.
Man kann wohl am Ende des Jahrzehnts (vielleicht auch schon eher) feststellen, ob es 2020 und 2021 besonders viele verstorbene Bundesbürger gegeben hat, aber ob sich das auf Corona als Verursacher zurückführen lässt?
Die Übersterblichkeit ist eben ein mathematisches Wunderding. Es ist mit der Übersterblichkeit halt so, das Kreuz- und Querdenker immer wieder gerne darauf hinweisen, dass in dem Rekordjahr 2017/18 25.100 Menschen an der Grippe gestorben sind. Weil das viel mehr sind als die gemeldeten 17.200 Corona-Toten, die wir bislang haben, sollte man schleunigst alle Corona-Massnahmen einstellen, weil Ist ja sonst unfair den Grippetoten gegenüber. Logisch - oder?
Der amerikanische Universalgelehrte D. Trump hat anfangs des Jahres auch immer gerne darauf hingewiesen, dass an der Grippe in den USA durchschnittlich jährlich 34.000 Menschen und im Rekordjahr 2017/18 sogar 69.000 Menschen gestorben sind. Und an Corona waren erst 546 Menschen gestorben (Stand: 9. März 2020). Think about that!, so der weise Mann. Das war doch ein verdammt guter Grund nichts zu tun.
OK, ein paar Erbsenzähler weisen ab und dann - en passant - daraufhin, dass man mit ein paar klügeren Massnahmen, als ein paar Twitter-Tweets vielleicht ein paar der nachfolgenden 270.000 Toten hätte retten können. Aber da war DT damit beschäftigt, die Leute wie einst Winston Curchill in Sicherheit zu wiegen. Wobei weniger geschichtlich gebildete Menschen immer angenommen hatten, Churchill hätte die Engländer eher zum Widerstand und Durchhalten moiviert. Man lernt halt nie aus!
Das mit der Übersterblichkeit ist so, wie ich schon kürzlich geschrubt hab getan:
Die Übersterblichkeit (“excess mortality“) ist ein Indikator für die Schwere eines Infektionsgeschehens. Sie bezeichnet die Anzahl an Todesfällen, die über einem historischen Mittel liegen.
Die zusätzlichen Toten werden dann bestimmten Ereignissen, im Winter aber der saisonalen Grippe zugerechnet. Tatsächlich sind beispielsweise für die Grippesaison 2017/2018 nur 1674 Grippetote tatsächlich im Labor nachgewiesen. Die vermutete Zahl an Grippetoten übersteigt diesen Wert um das 15-Fache.
Es kann also niemand beweisen, dass diese Menschen alle die hier als Zahl in der Übersterblichkeit auftauchen, das Silvesterbesäufnis noch erlebt hätten, genausowenig wie das Gegenteil. Aber eine Übersterblichkeit ist da und der internationale Vergleich zeigt deutlich: Schlechtere Massnahmen hätten mit Sicherheit zu mehr Toten geführt und ebenso bessere Massnahmen hätten vermutlich auch zu weniger Übersterblichkeit geführt.
Da lohnt sich zB ein Blick nach Japan. Mehr Einwohner, mehr Bevölkerungsdichte - aber weniger Coronatote. Aber gut - die zählen wahrscheinlich anders.