Skispringen

Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Re: Skispringen 2024/25 - Zwischenfazit Saisonstart

Beitrag von Depp72 »

*Dropkick* hat geschrieben: Samstag 14. Dezember 2024, 20:04 So weit so unvorhersehbar, spätestens zur Tournee ist Schluss mit lustig und der deutschen Herrlichkeit. Ich würde es dem Spätstarter ja gönnen, aber mein Hottake ist, dass die üblichen Verdächtigen (Kraft, Kobayashi, Stoch und irgendein Norweger) aus den Löchern gekrochen kommt.
Nope, es bleibt bei Österreich gegen Paschke. Also einen Tick anders als ich es nach dem ersten Wochenende eingeschätzt habe. Pius hat 5 von 8 Springen gewonnen. Dazu war er in 2 Team-Wettbewerben jeweils der Beste. In einer Woche noch die Springen in Engelberg. Dort hat er letztes Jahr zum ersten Mal gewonnen. Dann beginnt bereits eine Woche später die Tournee. Deutscher Scharfrichter wird wieder der Bergisel in Innsbruck sein. Aber die Chance war seit Hannawalds Sieg noch nie so greifbar.

Stoch ist so weit weg wie Hertha von der CL. Auch Kobayashi ist zu weit weg, um das in zwei Wochen aufzuholen. Derzeit Platz 10 bis 20. Heute wieder "nur" 16.

Kraft kann dabei sein, aber aktuell fehlen ihm aber meist zwei bis drei Meter aufs Podium. Aufgrund seiner Klasse und weil bisher nicht allzu weit weg, der "Geheimfavorit". Hatte vor 10 Jahren gewonnen. Sein Scharfrichter ist die Schanze in Garmisch.

Norweger: Granerud viel zu weit weg. 1x Platz 6, aber auch mehrfach Quali verpasst. Lindvik heute Platz 7, aber sonst eher 10 bis 15. Zu wenig. Am besten und stabilsten ist Sundal. Spektakulärer Flugstil. Heute Dritter. Sonst zwischen 5 und 10. Mit Außenseiterchancen. Vor allem auf einen Podestplatz.

Gleiches gilt für den Schweizer Gregor Deschwanden. Und für Andreas Wellinger, der zwischen Sieg und Platz 15 pendelt. Eventuell zusätzlich der Slowene Lanizek, aber da möchte ich noch Engelberg abwarten.

Favoriten: Paschke, Hoerl und Tschofenig.
"Geheimfavorit": Kraft.
Podest-Kandidaten/Außenseiterchancen: Deschwanden, Wellinger, Sundal (Lanizek).
Also 7 bis 8 Springer.

Von bislang 28 Podestplätzen gingen 25 an Österreich und Deutschland. Zwei an die Schweiz und einer an Norwegen.

Gestern erreichte Fatih Arda Ipcioglu die beste Weltcup-Platzierung der Türkei mit Platz 20. Und der Ukrainer Yevhen Marusiak wurde heute 12. Bravissimo und Hochachtung!

So wie Simon Ammann springt, wird das seine letzte Saison. Hört er vielleicht sogar spontan nächstes Wochenende in der Heimat in Engelberg auf? Oder zum Ende der VST?

Last but not least:
Der ewige Noriaki Kasai ist heute in Peking im zweitklassigen Continental-Cup Zehnter geworden. Im zarten Alter von 52. Wir werden ihn mit ziemlicher Sicherheit bei den beiden Heimspringen in Sapporo im Rahmen der Qualifikation in der zusätzlichen nationalen Gruppe sehen. Vielleicht schafft er es dort dann wieder in den Wettkampf oder sogar in die Weltcup-Punkte.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Vierschanzentournee 2024/25

Beitrag von Depp72 »

Depp72 hat geschrieben: Sonntag 15. Dezember 2024, 19:04 Nope, es bleibt bei Österreich gegen Paschke.
Davon muss ich angesichts der letzten zwei Springen in Engelberg leider wieder etwas abrücken. Denn Pius hat dort mit den Plätzen 10 und 24 etwas zuviel Luft rangelassen. Damit ist er nicht ganz raus, aber der Trend ist negativ. Anders bei den formstabilen Österreichern.

So kehre ich zu meiner ersten Aussage von vor einigen Wochen zurück: "Ein Österreicher gewinnt. Nur welcher ist noch unklar: Kraft, Hoerl oder Tschofenig? Deutschland muss weiter warten."

Favoriten: Hoerl und Tschofenig.
"Geheimfavorit": Kraft.
Wundertüte: Paschke.
Gut für Einzelsiege bzw. Podestplätze:
Wellinger, Deschwanden, Sundal + Lanizek.

Gute Chancen für eine Top 10 Platzierung in der Gesamtwertung:
Maximilian Ortner (Ö), Forfang (N) und Geiger.

Kraft nur als "Geheimfavorit"? Bisher noch sehr unbeständig und kein Sieg. "Lediglich" vier Podestplätze. Hoerl und Tschofenig konnten dagegen jeweils 2x gewinnen und kamen zudem noch weitere 3 bzw. 4x aufs Stockerl. Paschke 5 Siege plus 2x Podest. Wellinger 1 Sieg, aber kein weiteres Podest und leider zu unbeständig. Geiger 1x Dritter. Der Schweizer Deschwanden 3x Podest. Dazu der Norweger Sundal 1x Dritter.

Von den bislang 30 Podestplätzen in dieser Saison gingen somit 17 an Österreich, 9 Deutschland, 3 Schweiz und 1 Norwegen. Das dürfte es in der der Ausprägung bisher noch nicht gegeben haben. Trotz der damaligen Dominanz von Schlierenzauer, Morgenstern & Co. zwischen 2007 und 2015.

Nachdem die Österreicher ab 2008/09 sieben Mal den Tourneesieger stellen konnten, blieb Kraft 14/15 der bislang letzte. In den folgenden neun Jahren gingen sieben Titel nach Polen (4x) und Japan (3x). Ein Ryoyu Kobayashi wird aber diesmal definitiv nicht gewinnen. Zu weit weg von den Podestplätzen und zudem sehr unbeständig. Letzteres ist bei der Tournee besonders wichtig, wie der Gesamtsieg des Japaners letztes Mal mit "nur" vier zweiten Plätzen gezeigt hat. Am beständigsten und fast immer unter den Top 5 waren Hoerl und Tschofenig. Im Prinzip natürlich auch Paschke, mit sogar 7x Podest bei 10 Springen. But the trend is not his friend.

Aktueller Stand im Gesamtweltcup nach 10 Springen:

1. Paschke 715 Punkte
2. Tschofenig 636
3. Hoerl 631
4. Kraft 467
5. Deschwanden 464
6. Wellinger 382
7. Sundal 355
8. Ortner 286
9. Geiger 256
10. Lanizek 226
.
17. R. Kobayashi 155
.
20. Granerud 115
.
28. Stoch 57

https://www.skispringen.com/gesamtwertu ... 5-maenner/


Komm Pius, straf mich Lügen!


PS:
Die Qualifikation in Oberstdorf startet am Samstag, 28. Dezember um 16:30 h. Sie wird auf Eurosport übertragen. Kann euch nur empfehlen, dort statt bei ARD/ZDF einzuschalten. Fachlich-unterhaltsam statt dröges Gedöns. Experte Werner Schuster, bis 2019 Bundestrainer, hat selbst mir als langjährigem TV-Gucker noch viel beigebracht. Mich quasi auf ein neues Level gehoben. :wink:
Der erste Wettkampf findet dann am Sonntag statt, ebenfalls 16:30 h.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
McGi87
Schwallerkopp
Beiträge: 4998
Registriert: Dienstag 30. Juli 2019, 11:52
Lieblingsverein: HSV
2. Verein: Barca

Re: Vierschanzentournee 2024/25

Beitrag von McGi87 »

Depp72 hat geschrieben: Montag 23. Dezember 2024, 13:46
Depp72 hat geschrieben: Sonntag 15. Dezember 2024, 19:04 Nope, es bleibt bei Österreich gegen Paschke.
Davon muss ich angesichts der letzten zwei Springen in Engelberg leider wieder etwas abrücken. Denn Pius hat dort mit den Plätzen 10 und 24 etwas zuviel Luft rangelassen. Damit ist er nicht ganz raus, aber der Trend ist negativ. Anders bei den formstabilen Österreichern.

So kehre ich zu meiner ersten Aussage von vor einigen Wochen zurück: "Ein Österreicher gewinnt. Nur welcher ist noch unklar: Kraft, Hoerl oder Tschofenig? Deutschland muss weiter warten."

Favoriten: Hoerl und Tschofenig.
"Geheimfavorit": Kraft.
Wundertüte: Paschke.
Gut für Einzelsiege bzw. Podestplätze:
Wellinger, Deschwanden, Sundal + Lanizek.

Gute Chancen für eine Top 10 Platzierung in der Gesamtwertung:
Maximilian Ortner (Ö), Forfang (N) und Geiger.

Kraft nur als "Geheimfavorit"? Bisher noch sehr unbeständig und kein Sieg. "Lediglich" vier Podestplätze. Hoerl und Tschofenig konnten dagegen jeweils 2x gewinnen und kamen zudem noch weitere 3 bzw. 4x aufs Stockerl. Paschke 5 Siege plus 2x Podest. Wellinger 1 Sieg, aber kein weiteres Podest und leider zu unbeständig. Geiger 1x Dritter. Der Schweizer Deschwanden 3x Podest. Dazu der Norweger Sundal 1x Dritter.

Von den bislang 30 Podestplätzen in dieser Saison gingen somit 17 an Österreich, 9 Deutschland, 3 Schweiz und 1 Norwegen. Das dürfte es in der der Ausprägung bisher noch nicht gegeben haben. Trotz der damaligen Dominanz von Schlierenzauer, Morgenstern & Co. zwischen 2007 und 2015.

Nachdem die Österreicher ab 2008/09 sieben Mal den Tourneesieger stellen konnten, blieb Kraft 14/15 der bislang letzte. In den folgenden neun Jahren gingen sieben Titel nach Polen (4x) und Japan (3x). Ein Ryoyu Kobayashi wird aber diesmal definitiv nicht gewinnen. Zu weit weg von den Podestplätzen und zudem sehr unbeständig. Letzteres ist bei der Tournee besonders wichtig, wie der Gesamtsieg des Japaners letztes Mal mit "nur" vier zweiten Plätzen gezeigt hat. Am beständigsten und fast immer unter den Top 5 waren Hoerl und Tschofenig. Im Prinzip natürlich auch Paschke, mit sogar 7x Podest bei 10 Springen. But the trend is not his friend.

Aktueller Stand im Gesamtweltcup nach 10 Springen:

1. Paschke 715 Punkte
2. Tschofenig 636
3. Hoerl 631
4. Kraft 467
5. Deschwanden 464
6. Wellinger 382
7. Sundal 355
8. Ortner 286
9. Geiger 256
10. Lanizek 226
.
17. R. Kobayashi 155
.
20. Granerud 115
.
28. Stoch 57

https://www.skispringen.com/gesamtwertu ... 5-maenner/


Komm Pius, straf mich Lügen!


PS:
Die Qualifikation in Oberstdorf startet am Samstag, 28. Dezember um 16:30 h. Sie wird auf Eurosport übertragen. Kann euch nur empfehlen, dort statt bei ARD/ZDF einzuschalten. Fachlich-unterhaltsam statt dröges Gedöns. Experte Werner Schuster, bis 2019 Bundestrainer, hat selbst mir als langjährigem TV-Gucker noch viel beigebracht. Mich quasi auf ein neues Level gehoben. :wink:
Der erste Wettkampf findet dann am Sonntag statt, ebenfalls 16:30 h.
Ich freue mich echt darauf und drücke Paschke die Daumen. Ich befürchte aber auch, dass seine Lockerheit und Unbeschwertheit seit Engelberg vorbei ist.

Denke daher, dass es Kraft am Ende machen wird :think:
1.Liga: Kiel- Raum, Stark, Kristensen (Rosenfelder)- MUSIALA, Millot, Haidara, Götze (Scienza)- SCHICK, KLEINDIENST, AMOURA.

Top-Team 2019/20 (Pl. 528): Zentner (HR: Nübel)- Kimmich, Laimer (HR: Toprak), Jakobs- Sancho, Sabitzer, Harit, Mascarell (HR: Weigl)- Lewandowski, Werner (HR: Paco Alcacer), Thuram.

2.Liga: SCHENK (Heekeren)- MUHEIM, Vukotic, Murkin (Pauli)- Wanitzek, JOHANNESSON, Martel, Leopold (Reis)- KARAMAN, Bilbija, Lemperle (Downs, Baldé).

3.Liga: Verl- Gürleyen, Lührs, Oppie (Mané)- Hauptmann, CIGERCI, EL MALA, Kopacz (Biankadi, Krahn, Kloss)- DAFERNER, Baumann, BÄR.
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Skispringen: Braveheart Andrzej Stękała

Beitrag von Depp72 »

Nicht nur Fußballer sind schwul.
Und das ist auch gut so.

https://bild.de/sport/mehr-sport/skispr ... 06506393e0

Andrzej Stekala war 2019 bis 21 zwei Jahre lang eine feste Größe im polnischen Weltcup-Team. Er wurde in der Tournee-Gesamtwertung einmal überraschend 6. und gewann mit dem Team zwei WM-Bronzemedaillen. Unkonventioneller Sprungstil. Enorme Absprungkraft. Im Flugsystem eher grobmotorisch.

Dass man plötzlich nicht einmal mehr im Weltcup starten kann, geht im Skispringen oft schnell. Dafür gibt es Dutzende Beispiele in den letzten Jahrzehnten. Und noch mehr Gründe: Neue Materialregeln, 1 kg zu viel oder wenig auf den Rippen, ein zunächst nicht bemerkter technischer Fehler, der sich fest eingeschlichen hat oder einer von 1.000 anderen Gründen, warum Skispringen so kompliziert und anspruchsvoll ist.

Stekalas Freund ist im November gestorben. Nach acht Jahren Beziehung. Eine schwere Zeit. Hoffentlich kommt er noch einmal zurück in den Weltcup-Zirkus, da er ein positiv Verrückter ist und eher unkonventionell springt. Die Polen könnten es derzeit eh gut gebrauchen.

Die Skisprung-Gemeinde freut sich auf ihn. Alternativ irgendwann mal ein Wiedersehen im Skisprungzirkus als Staff-Mitglied. Die Rückkehr wird schwer, weil drei Jahre nur noch sehr selten im Weltcup am Start und in der Zeit ist eher Geschwindigkeit denn Sprungkraft besonders wichtig geworden. Aber wer solche Cojones hat wie Stekala, der kann das schaffen. Zieh, Andrzej, zieh!


"Wißt ihr, warum der Sarg wohl
so groß und schwer mag sein?
Ich legt auch meine Liebe
und meinen Schmerz hinein."

Heinrich Heine
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Re: Vierschanzentournee 2024/25

Beitrag von Depp72 »

Es kam, wie es kommen musste: Österreichische Meisterschaften mit internationaler Beteiligung.
Sehet, ein echter Prophet ist unter euch:
Depp72 hat geschrieben: Montag 23. Dezember 2024, 13:46 Ein Österreicher gewinnt. Nur welcher ist noch unklar: Kraft, Hoerl oder Tschofenig? Deutschland muss weiter warten.
Tschofenig, der jüngste, hat es am Ende gemacht. Vor Hoerl und Kraft. Herzlichen Glückwunsch! Total verdient. Alle 3 brutal gut.

Am Ende lag Hoerl nach acht Sprüngen nur 1,4 Punkte hinten. Das ist umgerechnet weniger als 1 Meter. Jeweils ein halber Punkt mehr bei den drei Wertungsnoten im Abschlusssprung und er wäre Gesamtsieger geworden. Kraft fehlten auf Hoerl auch nur 2,7 Punkte. Grob vergleichbar mit Olympia 2006, als der Österreicher Thomas Morgenstern 0,1 Punkte vor seinem Landsmann Andreas Kofler die Goldmedaille holte.

Die knappste Tournee-Entscheidung der Geschichte. Und die sportlich hochwertigste, die ich in mehr als 40 Jahren gesehen habe. Vielleicht zusammen mit 2005/06. Als Janne Ahonen und Jakub Janda sich ex aequo gemeinsam den Goldenen Adler holten. Damals ein echtes Happy End. Elf der 12 Podestplätze gingen heuer an Österreich, einer an die Schweiz. Auf dem Podium spricht man Deutsch. Drei Österreicher auf dem Podest, fünf unter den ersten 10 im Endklassement. Mehr Dominanz geht kaum.

Deutschland insgesamt recht schwach. Paschke 6. Kein Vorwurf. Noch vor zwei Monaten hat niemand dran gedacht, dass er überhaupt Mitfavorit sein könnte. Der sollte seine Siegesserien vom Saisonbeginn im zarten Alter von 34 einfach genießen. Nach dem Doppelsieg in Titisee-Neustadt Mitte Dezember fiel er in ein kleines Loch und konnte sich daraus nicht befreien. Mund abputzen und versuchen, in der Weltcup-Gesantwertung weiter mit in der Spitzengruppe zu bleiben und vielleicht eine Einzelmedaille bei der WM in einigen Wochen abzustauben. Wellinger, letztes Jahr Gesamtzweiter, kam von Anfang an nicht richtig rein in die Tournee. Bereits nach dem ersten Springen in Oberstdorf war klar, er hat keine Chance. Karl Geiger bis Innsbruck ganz gut und auf Top 10 Kurs. Dann ein schlechter Sprung und es war aus. Das ist VST.

In den letzten 10 Jahren wurden Freund, Eisenbichler und 2x Wellinger Gesamtzweiter, dazu Geiger und Leyhe -dritter. Kleine Erfolge, die schnell vergessen werden. Bei der Tournee muss alles passen: Die Form vorweg, acht Sprünge ohne großen Ausrutscher, bei 4 Springen jeweils unter die Top 5, kein Wackler bei der Landung und kein ganz großer Windeinfluss. Der Vorjahressieger Kobayashi wurde diesmal nur 15.

Depp72 hat geschrieben: Montag 23. Dezember 2024, 13:46 Favoriten: Hoerl und Tschofenig.
"Geheimfavorit": Kraft.
Wundertüte: Paschke.
Gut für Einzelsiege bzw. Podestplätze:
Wellinger, Deschwanden, Sundal + Lanizek.

Gute Chancen für eine Top 10 Platzierung in der Gesamtwertung:
Maximilian Ortner (Ö), Forfang (N) und Geiger.
1. Tschofenig
2. Hoerl
3. Kraft
4. Forfang
5. Deschwanden
6. Paschke
7. Hayboeck
8. Wasek
9. Ortner
10. Lanizek
11. Wellinger
12. Sundal
.
17. Geiger

Die einzig wirkliche Überraschung war hier der Pole Wasek. Hayboeck etwas stärker als erwartet.


Ab Ende Februar startet in Trondheim die WM. Die Österreicher werden, auch wenn bis dahin noch viel Zeit ist, dort wieder die Favoriten sein. Ein Michael Hayboeck hätte endlich mal eine Einzelmedaille verdient. Die Norweger sind während der Tournee deutlich besser geworden. Inzwischen hat man mit Forfang, Sundal, Lindvik, Granerud und Oestvold fünf Springer, die für die Top 15 gut sind. Das ist eine sehr gute Basis. Zumal bei einer Heim-WM. Deutschland hat nur drei Top 15 Springer. Und mit Ausnahme von leistungsmäßig stark wechselhaften Raimund, der allerdings in Innsbruck und Bischofshofen recht gut war, ist dahinter momentan keiner, der die Top 30 auch nur annähernd sicher erreichen kann. Aber wer weiß, vielleicht performen dann Paschke oder Wellinger oder Geiger doch überraschend mit einer Einzelmedaille. Bronze in der Mannschaft ist grundsätzlich immer drin.

Mit Kobayashi dürfte bis dahin wieder zu rechnen sein (vielleicht auch mit seinem Mannschaftskameraden Ren Nikaido). Mit Deschwanden immer noch. Und wer weiß, so wie die Geschichte bei der Tournee für ihn lief - steiler Aufstieg, könnte Pawel Wasek eine Medaille abstauben. Gab es in ähnlicher Konstellation schon öfters. The Trend ist your friend. Die Slowenen Lanizek und Zajc darf man eh nicht abschreiben.

Für die Gesamtwertung des Weltcups (ungefähr die Hälfte der Springen ist absolviert) sind natürlich Kraft, Hoerl und Tschofenig die Favoriten. Außenseiterchancen haben Paschke und Deschwanden, der noch immer auf seinen ersten Sieg in der Karriere wartet. Der Rest ist schon jetzt punktemäßig zu weit weg.

1. Tschofenig 956 Punkte
2. Hoerl 916
3. Paschke 848
4. Kraft 759
5. Deschwanden 658
6. Wellinger 468
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
McGi87
Schwallerkopp
Beiträge: 4998
Registriert: Dienstag 30. Juli 2019, 11:52
Lieblingsverein: HSV
2. Verein: Barca

Re: Skispringen

Beitrag von McGi87 »

Dem ist fast nichts hinzuzufügen, außer das es mir für Kraft echt leid tut. Letztlich haben ihn die Wind-Turbulenzen vor dem letzten Sprung den Gesamtsieg gekostet.

Glückwunsch aber natürlich an Tschofenig, die Experten hatten ja in Bischofshofen eher Hörl und Kraft auf dem Schirm. :clap:
Frage mich allerdings, welchen Ösi-Spezial-Dialekt der Tschofenig spricht: Meistens kann man die Ösis ja irgendwie ganz gut verstehen, aber bei ihm ist das doch verdammt schwer :?: :?:
1.Liga: Kiel- Raum, Stark, Kristensen (Rosenfelder)- MUSIALA, Millot, Haidara, Götze (Scienza)- SCHICK, KLEINDIENST, AMOURA.

Top-Team 2019/20 (Pl. 528): Zentner (HR: Nübel)- Kimmich, Laimer (HR: Toprak), Jakobs- Sancho, Sabitzer, Harit, Mascarell (HR: Weigl)- Lewandowski, Werner (HR: Paco Alcacer), Thuram.

2.Liga: SCHENK (Heekeren)- MUHEIM, Vukotic, Murkin (Pauli)- Wanitzek, JOHANNESSON, Martel, Leopold (Reis)- KARAMAN, Bilbija, Lemperle (Downs, Baldé).

3.Liga: Verl- Gürleyen, Lührs, Oppie (Mané)- Hauptmann, CIGERCI, EL MALA, Kopacz (Biankadi, Krahn, Kloss)- DAFERNER, Baumann, BÄR.
rauschberg
Ahnunghaber
Beiträge: 2214
Registriert: Freitag 26. April 2019, 17:48
Wohnort: Ganz weit im Süden
Lieblingsverein: FC Bayern
2. Verein: FC Köln

Re: Skispringen

Beitrag von rauschberg »

Der spricht den Kärntener Dialekt aus der Villacher Gegend, der ist schon sehr speziell und unterscheidet sich sehr von dem, was man aus Tirol oder dem Salzburger Land gewohnt ist. Da spielt die Nähe zu Slowenien eine Rolle. Das sind gerade mal 20 km bis zur Grenze
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Skispringen: Noriaki Kasai

Beitrag von Depp72 »

Startet mit 52 Jahren am Wochenende in Sapporo.

Zeitplan Sapporo:
https://www.skispringen.com/event-ueber ... poro-2025/
Skispringen.com hat geschrieben:Laut japanischen Medien könnte Kasai sogar noch eine weitere historische Bestmarke anpeilen: Sollte er beim anstehenden Weltcup in Sapporo mit herausragenden Leistungen überzeugen, könnte er sich für die Nordische Ski-WM in Trondheim qualifizieren. Dies wäre seine insgesamt 14. Teilnahme an den Nordischen Titelkämpfen – 36 Jahre nach seinem ersten WM-Auftritt.
https://www.skispringen.com/mit-52-jahr ... n-sapporo/
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
McGi87
Schwallerkopp
Beiträge: 4998
Registriert: Dienstag 30. Juli 2019, 11:52
Lieblingsverein: HSV
2. Verein: Barca

Re: Skispringen: Noriaki Kasai

Beitrag von McGi87 »

Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 13. Februar 2025, 16:02 Startet mit 52 Jahren am Wochenende in Sapporo.

Zeitplan Sapporo:
https://www.skispringen.com/event-ueber ... poro-2025/
Skispringen.com hat geschrieben:Laut japanischen Medien könnte Kasai sogar noch eine weitere historische Bestmarke anpeilen: Sollte er beim anstehenden Weltcup in Sapporo mit herausragenden Leistungen überzeugen, könnte er sich für die Nordische Ski-WM in Trondheim qualifizieren. Dies wäre seine insgesamt 14. Teilnahme an den Nordischen Titelkämpfen – 36 Jahre nach seinem ersten WM-Auftritt.
https://www.skispringen.com/mit-52-jahr ... n-sapporo/
Geil! :thumbup: Die Deutschen wird Noriaki vermutlich alle hinter sich lassen :grin:

Vielleicht können Hannawald/ Schmitt noch was retten.. :popcorn:
1.Liga: Kiel- Raum, Stark, Kristensen (Rosenfelder)- MUSIALA, Millot, Haidara, Götze (Scienza)- SCHICK, KLEINDIENST, AMOURA.

Top-Team 2019/20 (Pl. 528): Zentner (HR: Nübel)- Kimmich, Laimer (HR: Toprak), Jakobs- Sancho, Sabitzer, Harit, Mascarell (HR: Weigl)- Lewandowski, Werner (HR: Paco Alcacer), Thuram.

2.Liga: SCHENK (Heekeren)- MUHEIM, Vukotic, Murkin (Pauli)- Wanitzek, JOHANNESSON, Martel, Leopold (Reis)- KARAMAN, Bilbija, Lemperle (Downs, Baldé).

3.Liga: Verl- Gürleyen, Lührs, Oppie (Mané)- Hauptmann, CIGERCI, EL MALA, Kopacz (Biankadi, Krahn, Kloss)- DAFERNER, Baumann, BÄR.
McGi87
Schwallerkopp
Beiträge: 4998
Registriert: Dienstag 30. Juli 2019, 11:52
Lieblingsverein: HSV
2. Verein: Barca

Re: Skispringen

Beitrag von McGi87 »

Wellinger mit Silber auf der Normalschanze! Geiger auf Platz 4.

Gute Sache! :thumbup: Die Deutschen sind pünktlich zur WM wieder in Form.
Wellinger war schon immer ein Springer für Meisterschaften :clap: :clap:
1.Liga: Kiel- Raum, Stark, Kristensen (Rosenfelder)- MUSIALA, Millot, Haidara, Götze (Scienza)- SCHICK, KLEINDIENST, AMOURA.

Top-Team 2019/20 (Pl. 528): Zentner (HR: Nübel)- Kimmich, Laimer (HR: Toprak), Jakobs- Sancho, Sabitzer, Harit, Mascarell (HR: Weigl)- Lewandowski, Werner (HR: Paco Alcacer), Thuram.

2.Liga: SCHENK (Heekeren)- MUHEIM, Vukotic, Murkin (Pauli)- Wanitzek, JOHANNESSON, Martel, Leopold (Reis)- KARAMAN, Bilbija, Lemperle (Downs, Baldé).

3.Liga: Verl- Gürleyen, Lührs, Oppie (Mané)- Hauptmann, CIGERCI, EL MALA, Kopacz (Biankadi, Krahn, Kloss)- DAFERNER, Baumann, BÄR.
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Skispringen: Weltmeisterschaften 2025

Beitrag von Depp72 »

Bislang war Skispringen so etwas wie eine Insel der Seeligen, wenn es um Fairness und eine große gemeinsame Sportfamilie ging. Seit Samstag ist das nicht mehr so:
Eurosport hat geschrieben:Anzug-Skandal bei Marius Lindvik und Johann Andre Forfang: Norwegens Sportchef gesteht Betrug

Norwegens Skisprung-Team hat bei der WM in Trondheim bewusst betrogen. Dies gestand Sportdirektor Jan Erik Aalbu am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Teamhotel. Die Manipulation an den Anzügen sei ohne Rücksprache mit den Springern erfolgt. Namen der Verantwortlichen wollte Aalbu nicht nennen. Chefrainer Magnus Brevig, der im Manipulations-Video zu sehen war, fehlte bei der Pressekonferenz.
https://www.eurosport.de/skispringen/wm ... tory.shtml

Und es wird auch nicht mehr so werden, wie bis dahin. Zwar gab es schon immer Versuche, dass jeweils bestehende Reglement bis ans Limit auszunutzen, aber nicht darüber hinaus. Der Schweizer Simon Ammann sprang bei Olympia 2010 mit einem neuen Bindungsstab zu 2x Gold. Die Österreicher rund um den favorisierten Gregor Schlierenzauer waren sauer und witterten Betrug. Ammanns Bindung verstieß aber nicht gegen das damals geltende Reglement. Und sie war nicht geheim, wie jetzt im Fall der Nähte in den norwegischen Anzügen, sondern von außen offensichtlich.

Für Domen Prevc, den slowenischen Weltmeister von der Großschanze hat es mich sehr gefreut. Ryoyu Kobayashi kam bei dem Springen durch die Disqualifikation der zwei Norweger nachträglich zu Bronze. Seine erste WM-Medaille. Silber für Wellinger und Platz 4 für Geiger kamen schon irgendwie wie Kai aus der Kiste.

Die insgesamt drei Medaillen für den Österreicher Jan Hoerl sind für ihn vielleicht ein kleines Trostpflaster für den hauchdünn verpassten Tourneesieg. Wobei letzterer in 20 Jahren immer mehr in Erinnerung bleiben wird als X silberne oder bronzene Medaillen. Der Vierschanzentournee-Sieger und Gesamtweltcup-Führende Daniel Tschofenig war überraschend schwach und weit weg von einer Medaillenchance. Das hatte ich so nicht erwartet. Aber so ist halt Skispringen. Wochenlang gewinnst du alles, selbst mit offensichtlichen Fehlern im Sprung, und plötzlich ist alles vorbei. Siehe Paschke im ersten Saisondrittel.

Mal schauen, ob Hoerl noch eine Chance hat Tschofenig in der Gesamtwertung abzufangen. Knapp 200 Punkte Rückstand bei noch sechs ausstehenden Springen. Darunter 3x Skifliegen. Als besonders begabte Skiflieger, wie z.B. Domen Prevc oder Stefan Kraft, gelten beide nicht. Schwere Aufgabe, aber machbar falls Tschofenig so weit hinter der Musik herspringt, wie bei der WM.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
rauschberg
Ahnunghaber
Beiträge: 2214
Registriert: Freitag 26. April 2019, 17:48
Wohnort: Ganz weit im Süden
Lieblingsverein: FC Bayern
2. Verein: FC Köln

Re: Skispringen

Beitrag von rauschberg »

Nach der Nummer der Norweger, wo mittlerweile der Trainer suspendiert wurde und der Sportchef zurückgetreten ist, scheint es eher fraglich, ob bei den nächsten 6 Springen, die ausgerechnet in Norwegen stattfinden, noch einer etwas auf die Ergebnisse gibt
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Re: Skispringen: Weltmeisterschaften 2025

Beitrag von Depp72 »

Der norwegische Cheftrainer und sein Servicetechniker wurden suspendiert. Norwegens Sportchef Aalbu sowie die beiden Springer betroffenen Springer Lindvik und Forfang behaupten, nichts gewusst zu haben.

Der ehemalige Weltklassespringer Martin Schmitt im Interview: https://www.eurosport.de/skispringen/wm ... tory.shtml
Eurosport hat geschrieben:Das Skispringen wurde nach der Anzug-Manipulation des norwegischen Teams bei der Weltmeisterschaft in seinen Grundfesten erschüttert. Der ehemalige Weltklasse-Springer Martin Schmitt erlebte den Skandal als Eurosport-Experte in Trondheim hautnah mit. Im exklusiven Interview erinnert er sich an einen denkwürdigen Tag - und übt Kritik an einer vergebenen Chance der Norweger und der FIS.
Spoiler
Show
[...]

Lindvik wurde seine Silbermedaille von der Großschanze aberkannt, als sich der Verdacht bestätigte. Dass er von der Normalschanze zuvor Gold gewonnen hatte, bekam im Anschluss an die Affäre mindestens ein Geschmäckle. Inwiefern hat Norwegen die Zweifel ausräumen können?

Schmitt: Sportchef Aalbu hat auf der Pressekonferenz bekräftigt, dass nur die beiden Anzüge von Lindvik und Forfang für die Großschanze betroffen waren. Um weitere Verdächtigungen auszuräumen, hätte der erste proaktive Schritt der Norweger schon nach dem ersten Verdachtsmoment sein müssen, sämtliche WM-Anzüge unverzüglich zur Verfügung zu stellen. Anhand der Chips hätte man alle Anzüge zuordnen können und zeigen, dass sie frei von Manipulation sind, dass zumindest in den anderen Wettbewerben alles mit rechten Dingen zuging. Das norwegische Team hätte damit seine These, nämlich, dass das Vergehen nur bei zwei Anzügen stattgefunden hat, untermauert. Das wäre das Mindeste gewesen.
[...]

Aalbu hat den Betrug tags darauf zugegeben, er selbst habe von nichts gewusst. Wie interpretieren Sie die Pressekonferenz?

Schmitt: Es wirkt so, als gebe Norwegen nur das zu, was nachweisbar ist. Das ist ein Minimaleingeständnis. Auch die Stellungnahmen der beiden Springer (Lindvik und Forfang, d. Red.), die ebenfalls von nichts gewusst haben wollen, klingen nicht besonders schlüssig.

Warum?

Schmitt: Dass die Trainer ohne Wissen der Athleten am Wettkampftag erstmalig derartige Veränderungen vornehmen, in das sensible System eingreifen, Anzüge verwenden, die nie getestet wurden, ist schwer vorstellbar. Ein neues, völlig unbekanntes Verfahren für das Team im Wettkampf ausprobieren - kein Trainer dieser Welt würde dieses Risiko eingehen - vor allem nicht, wenn sein Springer einer der Topfavoriten auf den Sieg ist. Außerdem glaube ich nicht, dass Lindvik und Forfang als Weltklasse-Springer Änderungen im Spannungsverhalten ihres Anzuges nicht bemerken. Die Argumentation ist insgesamt sehr schwach.

Ex-Bundestrainer Werner Schuster im Interview: https://www.eurosport.de/skispringen/wm ... tory.shtml
Eurosport hat geschrieben:Wird es eine Zeit vor der Manipulation und eine Zeit danach geben - ist das ein Wendepunkt im Skispringen?

Schuster: Das hängt von einer sinnvollen Aufarbeitung ab. Das Thema Material ist eine besondere Geschichte, dafür muss man etwas ausholen. Auch in anderen Sportarten spitzt sich die Situation immer weiter zu. Die Margen werden immer kleiner, um noch einen Leistungssprung herauszukitzeln. Skispringen ist zwar eine technische und koordinative Sportart, aber auch abhängig vom Material – und das haben die Teams in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter optimiert. Das Regelbuch ist dadurch immer dicker geworden, die Kontrollen stetig aufwendiger. Spekulationen und gegenseitige Anschuldigungen gab es schon immer. Jetzt haben wir eine neue Dimension, es hat ein Level erreicht, auf dem man – das ist zumindest der erste Eindruck – von einer systematischen Manipulation sprechen kann. Es wurden Grenzen überschritten. Jeder zeigt nun mit dem Finger auf die Norweger. Aber das ist nicht nur ihr Problem, sondern eines des gesamten Skispringens. In vielen anderen Bereichen werden ebenso Grenzen ausgelotet. Das ist aber eine neue Liga. Und da müssen sich die schlauen Köpfe zusammensetzen und eine Kultur etablieren, die den Sportlern wieder einen fairen Rahmen bieten kann.
Spoiler
Show

Anfang Januar haben wir über die Schummelvorwürfe gegen die österreichischen Skispringer gesprochen, damals haben sie ein gewisses Grundvertrauen eingefordert. Rücken nun auch diese Erfolge in ein fahles Licht?

Schuster: Das muss man differenzieren! Es war schon auffällig, dass die Österreicher plötzlich die ersten fünf Plätze belegt haben – aber das muss noch lange nichts mit Manipulation zu tun haben. Es gibt auch innerhalb des Regelwerks Möglichkeiten, Optimierungen vorzunehmen. Das muss aber kein Betrug sein. Was die Norweger veranstaltet haben, ist eine völlig andere Dimension. In dieser Hinsicht kann man Skispringen sehr gut mit der Formel 1 vergleichen: Wenn ein neues Reglement in Kraft tritt, gibt es häufig auch ein Team, das sich am besten auf die neuen Anforderungen eingestellt hat und vorne wegfährt. Vor dieser Saison gab es erneut einige Regeländerungen und die Österreicher haben sich meiner Meinung nach am schnellsten daran angepasst. Die Konkurrenz wollte diese Lücke schließen und die Norweger haben das auf dem manipulativen Weg versucht. Während meiner Zeit als Cheftrainer hat man natürlich auch darüber spekuliert, wenn jemand richtig weit gesprungen ist. Letzten Endes ist man sich aber immer einig geworden. Jetzt hat es aber eine Dimension erreicht. Die Anschuldigungen wurden immer größer, das Vertrauen wurde erschüttert.

Wie ist die Rolle der FIS in diesem Szenario zu beurteilen?

Schuster: Die FIS ist nicht ganz unschuldig in dieser Angelegenheit. Die Verantwortlichen müssen sich fragen: Wie konnte es so weit kommen? Die Untersuchung ist nur durch massivsten Druck zustande gekommen. Die erste Reaktion der FIS war, jene Person, die den Vorgang wie ein Agent gefilmt hat, in die Ecke zu stellen und als Bösen darzustellen. Die Rolle der FIS ist genauso zu hinterfragen. Die Verantwortungsträger müssen den Sport schützen und haben ihr Bestes versucht. Aber dadurch, dass es so weit gekommen ist, kann man die FIS Verantwortlichen nicht komplett freisprechen.

Stern hat geschrieben:So wie das WM-Einzel von Trondheim zur Nebensache geriet, dürfte auch die restliche sportliche Saison maximal eine Randnotiz bleiben. Stattdessen wird es um die Aufklärung des Skandals und die Schlussfolgerungen der mit einer Kommission ermittelnden Fis gehen.

Wenn die seit diesem Winter eingeführten Kontrollchips an den Anzügen wirklich so große Sicherheitslücken aufweisen, wie nun im WM-Chaos vermutet wurde, droht dem Weltverband ein Fiasko von ganz anderem Ausmaß. Dann dürfte der Ausgang und die Wertung sämtlicher Springen in dieser Saison auf dem Prüfstand stehen.
https://www.stern.de/news/skandal-bei-d ... 37850.html
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
rauschberg
Ahnunghaber
Beiträge: 2214
Registriert: Freitag 26. April 2019, 17:48
Wohnort: Ganz weit im Süden
Lieblingsverein: FC Bayern
2. Verein: FC Köln

Re: Skispringen

Beitrag von rauschberg »

Ein Schmidt, ein Hannawald, ein Wellinger bringen es eigentlich auf den Punkt - "Wenn Änderungen am Anzug stattfinden, dann stehe ich da drinnen und ich merke, dass der anders ist und frage nach, was da geändert wurde."
Und dann erzählen die, dass sie von nichts wussten und wundern sich, dass alle anderen sich verarscht fühlen.
Und genau wie es Schmidt sagt - kein Trainer wird sowas ausgerechnet beim Einzelspringen von der Großschanze bei der Heim-WM ohne Rücksprache versuchen.
Denen glaubt keiner mehr irgendwas.

Diese RAW-Air wird eine einzige Farce werden.
Das erinnert an Biathlon, wo Athleten nach einer Dopingsperre wieder zurück in den Weltcup kamen und von anderen Sportlern regelrecht ignoriert wurden.
Das Paradebeispiel war ein Fourcade, der sich demonstrativ weigerte, dem Sportler zu gratulieren.
Und ein Wellinger sagte im Interview bereits: "Ich habe eigentlich wenig Lust, einem Norweger auf der Schanze zu begegnen"
Benutzeravatar
Depp72
Urgestein
Beiträge: 8593
Registriert: Montag 24. Juni 2019, 19:00

Skispringen: Podcast

Beitrag von Depp72 »

Die ehemaligen Springer Gerd Siegmund und Andreas Goldberger produzieren einen Podcast über das Skispringen: Spitzensalat.

Ist manchmal Hardcore, weil Siegmund oft nicht auf den Punkt kommt. Oder erst mit viel Anlauf eine echte Frage stellt bzw. einen Sachverhalt formuliert. Und der Goldi, dös is a fleischgewordene Labertasche vorm Herrn.

Auf die Spitze getrieben haben sie es letztes Jahr bei einer Folge mit dem ehemaligen Trainer Alex Stöckl. Nach dessen Ausscheiden bei den Norwegern. Sagenhafte verbale Pirouetten mit tausend Schleifen, bis endlich ein Fragezeichen am Satzende steht. Trotzdem lohnt es sich ab und an in den Podcast reinzuhören.

In der Folge von gestern ist Siegmund mit der Reporter-Legende Dirk Thiele (82) im Gespräch. Sollte insofern sehr unterhaltsam sein: https://www.podcast.de/episode/67883222 ... chlaegts-5

Alle Podcast-Folgen: https://www.podcast.de/podcast/3379373/ ... ng-podcast
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.