„Es wird vergessen, dass dahinter Menschen stehen“

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erpie
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Registriert: Freitag 26. April 2019, 18:24
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„Es wird vergessen, dass dahinter Menschen stehen“

Beitrag von erpie »

Sowas würde ich gerne mal von aktiven Fußballern hören...
Frau Mihambo, was sagen Sie als Politikwissenschaftlerin zum Ausgang der Bundestagswahl?

Wo fängt man an? Manche Entwicklungen machen mich im ersten Moment sprachlos. Aus meiner Perspektive der Politikwissenschaftlerin, die sich gerade im Masterstudium Umweltwissenschaft befindet, ist es bedenklich, dass der Klimaschutz nahezu keine Rolle gespielt hat in diesem Wahlkampf. Beim Klimaschutz geht es nicht darum, das Klima zu schützen, sondern den Menschen. Das ist unsere Lebensgrundlage. Wenn wir nicht bald Lösungen finden, wird sich die Welt so verändern, dass unser Umfeld zunehmend lebensfeindlicher wird.

Daraus folgt?

Es wird mehr Migration geben, mehr Konflikte – um Wasser, um andere Ressourcen. Die Herausforderungen sind größer und weitreichender, als es die Debatte widerspiegelt.

Wut, Hass und Angst sind Themen der Alternative für Deutschland (AfD).

Es ist wichtig, dass in einer Demokratie die Emotionen der Bürgerinnen und Bürger nicht instrumentalisiert werden, um demokratische Werte auszuhöhlen. Eine der Schwachstellen der Demokratie ist es, dass Parteien zur Wahl stehen können, die ihre Grundwerte ablehnen. Da muss die Demokratie klarere Linien ziehen und darf null Toleranz zeigen. Menschen mit konservativen oder rechten Ansichten sollen ihre Vertretung haben, das ist ihr demokratisches Recht. Aber es darf nicht über Parteien erfolgen, die im Widerspruch zum Grundgesetz stehen.

Haben Sie persönlich Sorge um Ihr eigenes Leben angesichts des Rechtsrucks?

Natürlich, aber Angst hilft nicht. Wir brauchen wieder mehr Menschen, die zurück zur Klarheit finden, die in sich ruhen, die wieder Frieden in die Gesellschaft tragen. Es geht nicht darum, dass wir alle noch emotionalisierter werden. Sondern darum, dass wir zur Ruhe kommen, uns mehr informieren, um uns fundierte Meinungen zu bilden. Und eben nicht aus einem Bauchgefühl heraus handeln, das Angst mit Intuition verwechselt.

Wie gehen Sie vor?

Ich versuche, noch mehr zu lernen, mich zu informieren. Und auch dort hinzusehen, wo ich früher nicht hingesehen habe. Wenn völkisches Gedankengut wieder hochkommt, zeigt es, dass der Nationalsozialismus vielleicht intellektuell aufgearbeitet ist, aber noch nicht emotional, und das von nicht ausreichend vielen Menschen. Es ist wichtig, dass man sich als Gesellschaft damit auseinandersetzt, dass man das überwindet. Dazu gehört, zu lernen, was in der Geschichte passiert ist. Wie schlimm waren die Schrecken des Nationalsozialismus? Was können wir tun, damit es sich nicht wiederholt? Jetzt ist Achtsamkeit und Wachsamkeit gefragt – aber auch klare Grenzen, wo sie nötig sind.
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https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr- ... 37155.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie