Depp72 hat geschrieben: ↑Samstag 4. April 2020, 17:29
rauschberg hat geschrieben: ↑Freitag 3. April 2020, 22:50
Das ist aber doch nicht neu. Es gab gerade eine Bilderserie im kicker über ehemalige Bundesligisten - und da sind Vereine dabei, die nicht nur einmal in die Insolvenz gerutscht sind.
Nein, nicht einmal Pech gehabt - sondern gleich mehrfach?
Warum? - Selbstüberschätzung? Dauernd Pech? Größenwahn? Mißmanagement? Zufall?
Vor glaublich 2 Jahren gingen in einer Saison drei Drittligisten in die Insolvenz - Zufall, oder siehe oben?
Da brauchte es kein Corona.
In einigen Medien wurden immer wieder Mainz und Werder als besondes gefährdete Klubs bezeichnet. Mainz kann man wohl kaum Größenwahn unterstellen. Um sich als so kleiner Verein aber in der Buli lange zu halten, wird man aber vermutlch kaum drumhinkommen auf Kante zu nähen. Die besten Spieler werden weggekauft und Vereine, die deutlich hinter Mainz stehen wissen, was die Rheinhessen dafür bekommen haben und wie weit sie damit mit ihren Preisen bei Mainzer Anfragen hochgehen können. Das gilt noch mehr für neue Spieler und ihre Berater. Auch Werder ist seit Jahrzehnten eine solide geführter Verein. Vor dieser Saison ist man wohl etwas mehr ins Risiko gegangen. Das ist jahrelange Misswirtschaft? Oder die Zeit von Allofs und Eichin, als man nach einer Art Abonnement für die internationalen Startplätze plötzlich eine sich drastisch öffnende Finanzschere hatte, gern auch als CL-Falle (Stuttgart nach 2007) bezeichnet. Oder Gladbach oder Freiburg? Bei all denen schießt halt kein Chemie-, Brause- oder Auto-Konzern etwas zu. Werder rutschte langsam aus den internationalen Plätzen als VW sein finanzielles Engagement ausweitete und Hoffenheim hochkam. Das waren plötzlich zwei Vereine als Konkurrenten die ohne die (aufgestockten) Finanzspritzen in den Jahren vorher keine Konkurrenz waren. Ein paar Jahre später kommt Leipzig dazu.
Und dass gleich drei Drittligisten in einer Saison in Insolvenz gingen, liegt neben deren Missmanagement auch daran, dass die dritte Liga bekanntlich ein Finanzgrab ist. Zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben.
rauschberg hat geschrieben: ↑Freitag 3. April 2020, 22:50
Und da bewundere ich einfach mal eine Vereinsführung wie z.B die von Rödinghausen, die einfach mal für sich trotz Platz 1 in der RL entscheiden - nein, 3. Liga wollen wir gar nicht erst hin, denn das ist für uns finanziell eine Nummer zu groß.
Und das hat offensichtlich auch etwas mit Verantwortungsbewußtsein und realistischer Selbsteinschätzung zu tun.
Ich finde dass schön und sehr vernünftig, wie in Rödinghausen agiert wird. Da können sich einige Vereine ein Stück von abschneiden. Auch Vereine wie Heidenheim oder Sandhausen agieren mit Augenmaß. Aber, dass können sich im Prinzip nur kleine Vereine leisten. Für die das Leben auch bei Abstieg weitergeht. In Großstädten und/oder Traditionsklubs ist immer Druck auf dem Kessel. Innerhalb des Vereins sowie von den Fans und Medien her. Die große, besser gesagt zu große Erwartungshaltung, lässt kaum Raum für solide Ziele step by step. Auch begünstig von den krassen Unterschieden bei TV-Einnahmen zwischen Buli und 2. Liga sowie 2. und 3. Liga. Eintracht Braunschweig hat unter Arnold/lieberknecht über viele Jahre sehr solide gewirtschaftet und etwas aufgebaut. Zwei schlechte Jahre und man war in Liga 3, einige Zeit sogar mit intensivem Kontakt in Richtung Regionalliga. Kein Verantwortungsbewusstsein und Selbstüberschätzung? Magdeburg war in den letzten Jahren ein ähnliches Beispiel.
Bei den riesigen Abständen die sich ergeben, für jedes 2. Liga Jahr rechnet man aus meiner Erinnerung heraus mit 20 Millionen Mindereinahmen gegenüber einem Erstligisten, hat man nach drei oder vier Jahren kaum noch eine Chance oder nur für ein bis zwei Jahre, dann geht's weder runter. 60 oder 80 Millionen holt man nicht so schnell auf.
Unterschiede gab es auch früher, auch gravierende. Aber mit solider Leistung und gutem Wirtschaften konnte man damals aufholen bzw. sich in einer Klasse halten. Beispiel Bochum. Die haben doch heute überhaupt keine Chance mehr. Der HSV konnte sich ab Mitte der 70er wieder hocharbeiten. Werder ab Anfang der 80er und Dormund mit Hitzfeld. Schalke mit Assauer. Das ist heute undenkbar. Gladbach wirtschaftet seit Jahrzehnten super. Ist das Ergebnis eine dauerhafte CL-Teilnahme? Nein! Kann es auch gar nicht sein. Total unrealistisch. Früher hatte man mit Leverkusen einen Konzern gesponserten Konkurrenten um das internationale Geschäft, heute vier. Mit Bayern und dem BVB bleibt da noch ein internationaler Platz übrig. Und spielt dann halt immer der aktuell formstärkste und glücklichste mit. Mal Gladbach, mal Frankfurt oder Schalke. Ab und an Freiburg oder Mainz. Früher Stuttgart, Werder und der HSV. Zwischendrin mal Hertha, Hannover und Köln. Ganz früher Kaiserslautern, Braunschweig und Duisburg.
Du versuchst fast immer alles einzuebnen auf: Das war schon immer so. Nein, einiges war definitiv immer so, zumindest so ähnlich, aber die Abstände waren andere und die Chancen Abstände innerhalb von drei oder vier Jahren aufzuholen waren früher bedeutend größer. Kaiserslautern oder RWE und Dynamo haben extrem viel Missmangement über einen langen Zeitraum hingelegt. Sich dauerhaft in der Bundesliga wieder zu etablieren haben sie kaum. Es sei denn, ein Oligarch oder Scheich steigt ein. Aber nicht solche für Arme wie bei 1860 oder Uerdingen, sondern mit richtig Kohle. Chancen haben neben soliden Provinzvereinen am ehesten großstädtische Nischen- und Kultvereine, wie St. Pauli oder Union. Wenn die nicht zu hoch planen, sondern zu Deutschlands 30 besten Vereinen gehören wollen, ist das realistisch und damit machbar.
Es gibt eben solche und solche! Müsstest du eigentlich auch wissen. Nicht umsonst habe ich ja die Fragezeichen gesetzt.
Aber wenn der gestandene Zweitligist glaubt, dass er sich unbedingt ein neues Stadion leisten muss, weil das alte ja nicht mehr den Ansprüchen genügt - und sich dann genau daran verhebt und in die Insolbvenz rutscht, ist da bitte was? Pech? oder dann doch eher Missmanagement.
Und offensichtlich spielt doch das Managemnt und das mit den Füßen auf dem Boden bleiben eine große Rolle. Freiburg ist doch das Paradebeispiel, dass es doch offenbar geht. Man kann sich aber auch einen Investor holen und vom Löwenpark träumen.
Der Ruhrpott ist ein Problemfeld für sich - da gab und gibt es einfach auf engem Raum zu viele! Und da sind eben viele auf der Strecke geblieben. Aber auch da gab es zum Teil diese Spielchen mit den Stadien.
Und man muss sich auch darüber im klaren sein, welche Forderungen von Seiten DFB und DFL gestellt werden - und wenn ich das ohne massive Schulden zu machen, eben nicht leisten kann und dann auf TV-Gelder spekuliere, dann kann das nicht funktionieren.
Nimm dir doch als Beispiel die letzte Saison in der RL Bayern. Von den ersten 10 Mannschaften hat genau eine! die notwendigen Unterlagen für die 3. Liga eingereicht. Es gibt Mannschaftn, die spielen seit Jahren in der 2. Liga, haben ihre Zuschauer und wissen eigentlich auch, dass alles andere eine Nummer zu groß ist.
Und andere glauben eben sie müssten unbedingt. Und dann funktioniert es sportlich nicht - und es passirt das, was dann meistens passiert.Alle möglichen Leute schmeißen die Brocken hin oder werden entlassen, denn man muss ja unbedingt- das hat aber noch nie wirklich nachhaltig funktioniert.
Und da gibt es dann die berühmten Fahrstuhlmannschaften, die immer und immer und immer wieder die Ligen rauf und runter gehen, aber sich offenbar nie selber die Zeit geben, das Ganze dann mal in Ruhe anzugehen und dann auch mal so zu arbeiten, dass es eben nicht nur ein Strohfeuer ist.
Wir haben doch die Mannschaften in allen drei Ligen, die genau das machen und dann auch mit ihren Ambitionen auf dem Boden bleiben. Viele von denen werden jedes Jahr abgeschrieben und ihnen wird schon vor Saisonbeginn der Abstieg vorhergesagt. Und meistens sind es dann am Schluß ganz andere , die es nicht schaffen.
Und ja, es war in vielen Fällen schon immer so, dass sich Vereine oder besser ihre Fürsten einfach völlig überschätzt haben
und genau deshalb den Bach runter gingen. Die Canellas und Wildmosers dieser Republik lassen grüßen.
Und Fußball im Profibereich braucht auch ein professionelles Management- da reicht es eben als Voraussetzung oft nicht, wenn man für einen Job außer "verdientes Vereinsmitglied" nichts zu bieten hat.
Wo die Sonne der Erkenntnis tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.