Der schwedische Weg

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Atlan
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Der schwedische Weg ist schuld

Beitrag von Atlan »

Schwedens zurückhaltende Corona-Strategie hat einer Studie zufolge dazu beigetragen, dass das Virus in andere Länder getragen werden konnte. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Uppsala in Schweden, des Norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit und der Universität Sydney in Australien. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Eurosurveillance" veröffentlicht.

"Schweden war im ersten Jahr der Pandemie ein Nettoexporteur des SARS-CoV-2-Virus in unsere nordischen Nachbarländer", sagte John Pettersson von der Universität in Uppsala am Dienstag dem schwedischen TV-Sender SVT. Das Land hatte zu Beginn im Gegensatz zu den anderen skandinavischen Ländern kaum Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des Virus zu stoppen. Die Folge waren hohe Ansteckungszahlen, die letztendlich auch die Mutation des Virus begünstigte.
https://www.t-online.de/gesundheit/kran ... eiber.html
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Depp72
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Der spanische Weg

Beitrag von Depp72 »

...ist offenbar mittelfristig erfolgreicher als der schwedische und der deutsche.
Tagesschau hat geschrieben: Es gibt in Spanien so gut wie keine Impfskepsis, keine Impfmüdigkeit, keine "Querdenker"-Szene. Zu einer der ganz wenigen Demonstrationen im Zusammenhang mit der Impfkampagne kamen in Madrid nur rund 250 Menschen zusammen. Die Menschen empfinden Impfungen als große Errungenschaft, seitdem die grassierende Kinderlähmung in den 1960er-Jahren durch die Schluckimpfung besiegt worden ist. Auf ihr nach dem Ende der Franco-Diktatur modernisiertes öffentliches Gesundheitswesen waren Spanierinnen und Spanier viele Jahrzehnte sehr stolz - und sind es noch, auch wenn es im Zuge der Sparmaßnahmen nach der Eurokrise etwas gelitten hat.

Die Impfung galt in Spanien immer als entscheidende Waffe gegen die Corona-Epidemie. Und nach massiver Überlastung der Intensivstationen in der ersten Welle, hoher Todesrate und monatelangem Total-Lockdown haben sich die Menschen in Spanien vielleicht auch besonders nach einer solchen Waffe gesehnt.

Dazu kommt: Die Impfungen waren straff organisiert. Niemand musste sich selbst um einen Termin bemühen - sie wurden zentral vergeben. Mit knappem Vorlauf, per Anruf oder SMS. Eine gute Strategie, sagen Soziologen, denn die Menschen hätten den Fortgang der Impfkampagne, ihren Erfolg, unmittelbar wahrgenommen, wenn gleichaltrige Freunde oder Nachbarn etwa zur gleichen Zeit einen Termin bekamen.

Als dann im Sommer die starre Vergabe der Impftermine fiel, drängten schnell viele junge Leute zur Impfung. Auch dafür gibt es gesellschaftliche Gründe: den viel engeren Kontakt in der weiteren Familie, die Tatsache, dass junge Menschen oft lange mit ihren - dann entsprechend älteren - Eltern unter einem Dach leben. Das Verantwortungsgefühl gegenüber Eltern und Großeltern habe viele bewogen, sich möglichst schnell impfen zu lassen, sagen Soziologen.

Nach offiziellen Zahlen haben nur rund sechs Prozent der Spanierinnen und Spanier die Impfung ausgeschlagen, und natürlich gibt es auch Erwachsene, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden sollten. Deswegen kommen inzwischen kaum noch neue Erstimpfungen dazu.
https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... obal-de-DE
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Re: Der spanische Weg

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 18. November 2021, 17:34 ...ist offenbar mittelfristig erfolgreicher als der schwedische und der deutsche.
Beim deutschen Weg ist aktuell offensichtlich Schlangestehen angesagt. Nachdem die Impfzentren dicht gemacht wurden.
Kürzlich im Radio einen Betroffenen gehört, der sich gerne boostern lassen wollte: lange Wartezeiten beim Hausarzt und endlose Schlangen vor den wenigen öffentlichen Impfstellen. Der Opa im Radio hat daraufhin resigniert abgedreht.
Freie Fahrt für Impfwillige sieht anders aus...
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Depp72
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Re: Der spanische Weg

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Donnerstag 18. November 2021, 18:45 Beim deutschen Weg ist aktuell offensichtlich Schlangestehen angesagt.
Darin sind ältere Zonis doch geübt und deutsche Sozialisten jeglichen Alters sollten das aus Solidarität und Überzeugung mit durchstehen. Kein Paradies ohne Schlange. Booster-Impfung für den Sozialismus. Davon träumt der Ecki. :wink:
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von erpie »

In vielen Ländern Europas schnellen die Infektionszahlen in die Höhe, auch in Deutschland sind viele Kliniken wegen der stark steigenden Zahl von Covid-19-Patient:innen am Rande der Belastungsgrenze. Aus München heißt es, die Kliniken bereiteten sich bereits auf Triage vor. Aktuell liegen in Deutschland derzeit mehr als 3400 Covid-19-Erkrankte auf den Intensivstationen.

In Schweden zeichnet sich seit geraumer Zeit ein gegenteiliges Bild. In dem Land mit seinen rund 10,2 Millionen Einwohnern brauchen derzeit nur insgesamt rund 30 Covid-19-Patient:innen intensivmedizinische Betreuung.
https://m.tagesspiegel.de/politik/nur-r ... 15690.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
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Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
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Neues vom deutschen Weg

Beitrag von Eckfahnenfan »

Maskenpflicht im Freien. Wegen der Weihnachtsmärkte.
Für die Ordnungskräfte gilt dann wohl: Augen zu am Glühweinstand...
https://www.hamburg.de/nachrichten-hamb ... smaerkten/
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Neues vom deutschen Weg

Beitrag von Eckfahnenfan »

Rationierung von Impfstoff, der das meiste Vertrauen besitzt.
https://www.waz.de/politik/spahn-loest- ... 96839.html
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Der deutsche Weg - in den nächsten Lockdown

Beitrag von Atlan »

https://www.t-online.de/nachrichten/pan ... chuld.html
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Re: Der spanische Weg

Beitrag von Sandro_1956 »

Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 18. November 2021, 19:32
Eckfahnenfan hat geschrieben: Donnerstag 18. November 2021, 18:45 Beim deutschen Weg ist aktuell offensichtlich Schlangestehen angesagt.
Darin sind ältere Zonis doch geübt und deutsche Sozialisten jeglichen Alters sollten das aus Solidarität und Überzeugung mit durchstehen. Kein Paradies ohne Schlange. Booster-Impfung für den Sozialismus. Davon träumt der Ecki. :wink:
Ja, Schlange stehen, konnten und können wir gut. Allerdings hätte es solche Planlosigkeit wie jetzt bei der Coronapandemie nicht gegeben. Warum nicht?
1. Wären die Grenzen dicht
2. Gäbe es eine Impfplicht (mit Sputnik V)
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Linden
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Linden »

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Sandro_1956
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Sandro_1956 »

Linden hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 15:55 Diktaturen haben es in Krisen immer einfacher.
Und bürgerliche Demokratie funktioniert nur, wenn es und es keine Probleme gibt.
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Linden »

Das ist schon sehr pessimistisch gedacht :wtf:
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von bolz_platz_kind »

Linden hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 15:55 Diktaturen haben es in Krisen immer einfacher.
Kommt darauf an, in welcher Diktatur man lebt.
Die eine riegelt alles ab, die andere - wie im Fall Lukaschenko - hat noch keinen Virus gesehen.
Du siehst also: Alles nicht so einfach.

PS: Was war denn der Grund für deine Auszeit? Alles fit bei dir und deinem Umfeld?


MfG
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Depp72
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Der japanische Weg

Beitrag von Depp72 »

Spoiler
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Wirtschaftswoche hat geschrieben:Mit seiner hohen Impfquote und seinen niedrigen Fallzahlen sticht Japan in der Coronabekämpfung heraus. Welche Lehren Deutschland daraus ziehen kann, erläutert der Epidemiologie-Professor Kenji Shibuya. In Japan hat er eine ähnliche Bedeutung und Funktion wie Christian Drosten in Deutschland.


Kenji Shibuya ist Professor für Global Health Policy an der Universität Tokyo und Präsident des japanischen Instituts für globale Gesundheit.

WirtschaftsWoche: Mit über 75 Prozent hat Japan jetzt die höchste Quote für vollständige Impfungen unter den G7-Nationen. Dabei galt das Land wegen mehrerer Skandale in den neunziger Jahren als impfskeptisch. Wundern Sie sich auch darüber?

Kenji Shibuya: Ich denke, der langsame Start der Impfkampagne und der zunächst knappe Impfstoff haben dazu geführt, dass vor allem ältere Leute sich schnell impfen lassen wollten. Andere Familienmitglieder fühlten sich danach sicher und sind auch zum Impfen gegangen.

Die Zahl der Infektionen ist am Montag auf landesweit 79 gesunken, den tiefsten Stand seit fast anderthalb Jahren. Wie lässt sich dieser Trend erklären?

Es wird gesagt, dass der Rückgang (von knapp 26.000 Fällen Mitte August) plötzlich kam. Diese Leute argumentieren, dass die Menschen ihre Bewegungen eingeschränkt hätten, sie halten die Mobilität für die treibende Kraft einer Infektionswelle. Ich bin anderer Meinung. Die Welle zwischen Anfang Juli und Anfang September dauerte den üblichen Zweimonate-Zyklus und entsprach dem saisonalen Muster. Dazu wirkte sich die schnelle Zunahme der Impfungen, vor allem bei jungen Leuten, aus. Das heißt aber auch: Ich erwarte im Winter eine neue Welle in Japan.

Was meinen Sie mit „saisonalem Muster“?

Es gibt zyklische Wechsel für Coronaviren, eine klare Sommer- und Winterwelle. Das Wetter spielt eine Rolle, die Feuchtigkeit, die Temperatur, aber auch menschliche Aktivitäten, zum Beispiel, ob die Schulen offen sind oder nicht.

Einige Wissenschaftler in Japan führen das schnelle Ende der letzten starken Welle auch darauf zurück, dass die Deltavariante sich durch weitere Mutationen abgeschwächt habe. Was halten Sie von dieser Theorie?

Nun, das ist eine Aufgabe für die Biologen. Es gibt einen Haufen Theorien zu Mutationsfehlern. Einige dieser Varianten würden nur eine bestimmte Gruppe von Leuten anstecken und danach verschwinden. Diese Hypothesen müssen wir untersuchen. Meine Theorie bleibt, dass vor allem die Saisonalität und die Impfeffektivität eine Rolle spielten.

Sie erwarten eine neue Welle in diesem Winter in Japan. Wie kann das sein, wenn über 75 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft sind?

Wir haben bei der Impfkampagne in der Stadt Soma in Fukushima die Antikörpertiter für Covid-19 ermittelt. Dabei zeigte sich ein rapider Rückgang der Antikörper, vor allem in der Gruppe der älteren Geimpften. Drei Monate nach der zweiten Spritze können sie sich schon wieder selbst anstecken und das Virus auch an andere weitergeben. Den vollen Impfschutz in Bezug auf die Vermeidung einer Hospitalisierung behält man für etwa sechs Monate.

Deswegen müssen die Impfungen recht bald aufgefrischt werden?

Das Gesundheitsministerium beurteilte eine Booster-Impfung zunächst sehr skeptisch, weil noch nicht einmal alle Japaner zwei Dosen erhalten haben. Aber der Bürgermeister der Stadt Soma hat die Daten direkt Premierminister Fumio Kishida vorgelegt. Danach hat er im Parlament gesagt, dass es ab Dezember Booster-Shots geben wird. Ich meine, wir sollten damit so schnell wie möglich beginnen, weil das Antikörperniveau zurückgeht.

Wie beurteilen Sie rückblickend den Umgang der Regierung mit der Pandemie?

Klassisch bekämpft man eine Pandemie auf drei Arten. Erstens die Übertragungswege durch Maskentragen, Händewaschen und Abstandhalten unterbrechen, im Extremfall durch einen Lockdown. Zweitens die Personen identifizieren, die sich angesteckt haben, und sie isolieren. Das erfordert massives Testen. Drittens die Immunität durch Impfungen erhöhen. Alle drei Aspekte sollten ausgewogen verfolgt werden. Aber Japans Gesundheitsministerium hat sich darauf konzentriert, die Übertragungswege durch die Identifizierung und Isolierung von Infizierten und ihrer Kontakte zu unterbrechen. Die Zahl der Tests wurde nicht erhöht und der Start der Impfkampagne verzögert.

Aber warum kam Japan dann im internationalen Vergleich mit relativ wenigen Infizierten und Todesopfern davon?

Die Selbstdisziplin der Japaner beim Maskentragen und anderen Vorsichtsmaßnahmen war sicher der Hauptgrund. Das Versagen der Regierung besteht darin, dass sie sich allein auf die Mitarbeit der Bevölkerung verlassen hat.

Wegen der niedrigen Testzahl in Japan wird oft vermutet, dass die Zahl der Infektionen viel höher ist. Eine Studie eines Tokioter Instituts kam aufgrund von Antikörper-Messungen zu dem Schluss, dass bereits im März bis zu eine halbe Million Bewohner der Hauptstadt infiziert waren. Wie sieht Ihre Einschätzung aus?

Ich denke auch, dass die Infektionszahl stark unterschätzt wird, da asymptomatische Übertragungen, also durch Infizierte, die selbst keine Krankheitssymptome zeigen, oft nicht erfasst werden. Eine halbe Million Infizierte in Tokio entspricht etwa drei Prozent der Einwohner, das ergibt Sinn. Allerdings dürfte es einige Epizentren statt einer gleichmäßigen Verteilung im Stadtgebiet geben.

Einige Beobachter sagen sogar, dass die Regierung das Ausmaß verheimliche, besonders als die Austragung der Olympischen Spiele noch nicht sicher war. Es war und ist immer noch sehr schwierig, einen Coronatest zu bekommen, in Deutschland ist er kostenlos.

Ich glaube nicht, dass die Regierung etwas versteckt. Aber sie hat sich darauf beschränkt, Cluster zu verfolgen. Diese Strategie funktioniert nicht, da sie asymptomatische Übertragungen ignoriert. Kishida hat vor ein paar Tagen mehr und dazu kostenfreie Tests versprochen, aber es ist nicht klar, wie viele und welche Art von Tests gemacht werden. Ich bin nicht überzeugt davon, dass dies schnell passieren wird. Dabei ist es extrem wichtig, das Testen massiv auszuweiten, sonst bleibt die gesellschaftliche Öffnung riskant.

Deutschland, Österreich und die Schweiz haben die niedrigsten Impfquoten in Europa und suchen nun nach Gegenstrategien. Was würden Sie den Regierungen empfehlen?

Ich weiß nicht, warum die deutschsprachigen Länder gegenüber südlichen Ländern wie Spanien und Portugal so zurückliegen. Aber ein Lockdown für Ungeimpfte wie in Österreich ist ein logischer Schritt, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, weil wir das Gleiche ja für die ganze Bevölkerung gemacht haben, bevor es Impfstoffe gab.

Und wie beurteilen Sie 2G- oder 3G-Zutrittsbeschränkungen zum Beispiel für Restaurant- und Konzertbesuche?

Das halte ich für sinnvoll. Diese Strategie gibt den jungen Leuten auch einen sozialen Anreiz, sich impfen zu lassen, danach können sie wieder voll am Leben teilnehmen. Auch wenn Japan ab 2022 wieder Inlandsreisen subventionieren wird, sollte dies einen Impfpass voraussetzen. Eine Impfung kann allerdings eine Übertragung nicht verhindern. Idealerweise sollte man den Impfpass mit einem negativen Testergebnis kombinieren.

Wenn der Impfschutz mit der Zeit nachlässt, was bedeutet das für den Impfpass?

In Anbetracht der Tatsache, dass die Antikörper drei Monate nach der zweiten Impfung schnell abnehmen, wäre es meines Erachtens besser, die Gültigkeit des Impfzertifikates auf maximal sechs bis acht Monate zu beschränken.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Muss sich die gesamte Bevölkerung nun alle sechs Monate frisch impfen lassen?

Das wäre eine Möglichkeit. Aber wenn wir die Immunität durch natürliche Infektionen und Impfungen erhöhen und bald ein oral einzunehmendes Antivirus-Medikament haben, dann braucht man bei einer Covid-Erkrankung nicht mehr ins Krankenhaus und wird daran nicht sterben. Aber so weit sind wir noch nicht, daher müssen wir sehr vorsichtig sein.
https://www.wiwo.de/politik/ausland/der ... 06910.html
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Der Virus-Weg

Beitrag von Depp72 »

Zeit hat geschrieben:Alle Spuren führen zum Markt in Wuhan
Wo steckte sich die erste Person mit Corona an? Neue Studien können erklären, dass das Virus wohl auf dem Huanan-Markt vom Tier auf den Menschen sprang – gleich zweimal.

Mitten in der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole Wuhan in China soll es Ende 2019 passiert sein. Hier hinterließ Sars-CoV-2 wohl seine ersten Spuren. Genauer: auf dem Huanan Seafood Market, der zwischen riesigen Wohnblocks liegt. Ende 2019 boten Händlerinnen und Händler hier neben Lebensmitteln, Gemüse und anderen Waren auch lebende Wildtiere, darunter etwa Marderhunde oder Bambusratten, an. Höchstwahrscheinlich ist das Virus an diesem Ort von einem tierischen Wirt auf den Menschen übergesprungen. Das legt die Analyse von Virusproben, dem Erbgut von Corona und die Nachverfolgung von Infektionen nahe. So lautet die Schlussfolgerung dreier neuer, noch nicht begutachteter Studien. Demnach spricht kaum etwas dafür, dass Corona im Labor entstanden sein könnte, wie einige noch immer spekulieren.
[...]
"Die Paper geben noch einmal einige deutliche Hinweise dafür, wie Sars-CoV-2 auf den Menschen übergesprungen ist", sagt Friedemann Weber, Virologe von der Uni Gießen. Sie passten gut ins Bild und konkretisierten einen möglichen Übertragungsweg: "Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass dies über einen Zwischenwirt passiert ist, von dem es mehrmals auf den Menschen übergesprungen ist. Und der Ort, an dem das geschah, war wahrscheinlich der Huanan-Markt."

Absolut sicher könne man sich auch nach den neuen Veröffentlichungen aber nicht sein, sagte Weber ZEIT ONLINE. "Vielleicht wird es diese Sicherheit auch nie geben." Die Labortheorie sei somit nicht kategorisch ausgeschlossen, aber noch unwahrscheinlicher geworden, als sie es sowieso schon war. "Für eine gezielte Manipulation des Virus gibt es keinerlei guten Belege", sagt Weber. Und hätte sich ein Labormitarbeiter mit dem Virus angesteckt, würde man die frühen Fälle in der Nähe des Labors oder Wohnorts des Mitarbeiters und nicht rund um den Markt erwarten.

Solange also nicht zu 100 Prozent klar ist, wie Sars-CoV-2 auf den Menschen übergesprungen sei, sollte man, sagt Weber, bei der "einfachsten Erklärung bleiben, für die man am wenigsten konstruieren muss" – und die sei der natürliche Ursprung des Virus.

https://www.zeit.de/wissen/2022-02/coro ... ettansicht
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Linden
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Linden »

Danke.
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von erpie »

Wenn das die Schwurbler mit schwedischen Fähnchen lesen...
Stockholm - Schwedische Forscher fällen ein äußerst kritisches Urteil über den schwedischen Sonderweg in der Pandemie. Ignoranz gegenüber der Wissenschaft und das Verfolgen „alternativer Narrative“ durch die Politik hätten dazu geführt, dass Schweden im Jahr 2020 „zehnmal höhere Covid-19-Todesraten im Vergleich zum benachbarten Norwegen“ gehabt habe, schreiben sie . Sie kritisieren dabei vor allem auch den leichtfertigen Umgang mit Senioren und Kindern.
https://www.berliner-zeitung.de/politik ... -li.220969
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Übersterblichkeit

Beitrag von Hoellenvaart »

Neue Berechnung führt zu vergleichbarer Übersterblichkeit in Deutschland und Schweden

In der revidierten Publikation heißt es jetzt sinngemäß: In Deutschland habe die Modellie­rung zu weniger zufriedenstellenden Schätzungen der Übersterblichkeit geführt. Aus der Standarddatenverarbeitung resultierte eine absolute Übersterblichkeit von 195.000. Diese Schätzung sei jedoch zu hoch gewesen.

Neue Berechnungen ergaben eine realistischere Schätzung von 122.000 zusätzlichen Todesfällen. Das Robert-Koch-Institut hat aktuell fast 138.000 COVID-19-Todesfälle erfasst. Die Übersterblichkeit für Schweden korri­gier­ten die Autoren indes nach oben, von 11.300 auf 13.400.

Für Schweden und Deutschland wäre die Über­sterblichkeit nun vergleichbar, sagte Wakefield dem DÄ: Die Übersterblichkeit in Deutschland betrüge demnach für die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 im Mittel 73,013 mit einem 95%-Kredibilitätsintervall von 59,565-84,583 pro 100.000 Einwohner (statt zuvor 116), in Schweden wären es 66,333 (57,567-74,938) (statt zuvor 56).


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... d-Schweden

sieht wohl doch nicht so schlecht aus, der schwedische weg. wenn man bedenkt, dass schweden viel weniger restriktive maßnahmen ergriffen hat, ist das ergebnis deutlich besser als in schland. ob man nun schweden hinsichtlich bevölkerungsstruktur usw. ausreichend mit schland vergleichen kann, steht natürlich auf einem anderen blatt...
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Hoellenvaart »

Sandro_1956 hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 19:01
Linden hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 15:55 Diktaturen haben es in Krisen immer einfacher.
Und bürgerliche Demokratie funktioniert nur, wenn es und es keine Probleme gibt.
sie funktioniert jedenfalls dann nicht, wenn aus der demokratie eine real existierende demokratie wird, in der politische parteien die verfassung (bei uns das grundgesetz) massiv zu ihren gunsten verbiegen (damit meine ich z.b. die massive vermischung von exekutive und legislative sowie die massive aufblähung des parlaments) bzw. massiv parteiproporz und ähnliches über kompetenz stellen und massiv von lobbyisten der wirtschaft unterwandert werden.
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Atlan »

Hoellenvaart hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 00:08
Sandro_1956 hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 19:01
Linden hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 15:55 Diktaturen haben es in Krisen immer einfacher.
Und bürgerliche Demokratie funktioniert nur, wenn es und es keine Probleme gibt.
sie funktioniert jedenfalls dann nicht, wenn aus der demokratie eine real existierende demokratie wird, in der politische parteien die verfassung (bei uns das grundgesetz) massiv zu ihren gunsten verbiegen (damit meine ich z.b. die massive vermischung von exekutive und legislative sowie die massive aufblähung des parlaments) bzw. massiv parteiproporz und ähnliches über kompetenz stellen und massiv von lobbyisten der wirtschaft unterwandert werden.
Zustimmung! :thumbup:
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Der Fuell-mich-Weg

Beitrag von Depp72 »

t-online hat geschrieben:Er nannte Corona-Maßnahmen "Verbrechen" und versprach eine Mega-Klage. Nun erscheinen die Pläne eines Anwalts selbst immer mehr als Schwindel.

Der frühere "Corona-Widerstand" hat seinen nächsten Skandal: Erst landete der Gründer der "Querdenken"-Bewegung, Michael Ballweg, wegen Betrugsvorwürfen in Untersuchungshaft. Nun gerät der wichtigste vermeintliche "Aufklärer" unter Druck, der Rechtsanwalt Rainer Fuellmich. Er hatte eine "Billionen-Klage" für einen gigantischen Schadensersatz nach dem "Corona-Betrug" angekündigt und dafür Geld eingesammelt. Jetzt fühlen sich Mandanten betrogen, und Fuellmichs frühere Partner bezichtigen ihn der Lüge. Der Streit gibt auch Einblick, wie mit Spenden jongliert wurde.

Kwelle & mehr: https://www.t-online.de/nachrichten/cor ... orona.html


t-online hat geschrieben:Jetzt spielen auch manche Firmenchefs nicht mehr mit, die Fuellmich einst überzeugt hatte. Also Leute wie jener Unternehmer, der sich schnell mit dem Reiner geduzt hatte und heute mit Anwalt Bölck gegen die Anwälte Templin und Fuellmich vorgeht. Er hatte lange anstandslos und voller Begeisterung gezahlt: für die "Class Action" an Fuellmich-Kooperationspartner Templin inklusive Mehrwertsteuer 928 Euro. Dorthin überwies seine mittelständische GmbH im Zusammenhang mit der Forderung nach Corona-Schadensersatz auch weitere Rechnungsbeträge über 11.900 und 3.570 Euro für "allgemeine Beratung".

Als dann vom Landgericht Duisburg eine Rechnung über immense Gerichtskosten ins Haus flatterte, wurde der Unternehmer stutzig und fragte Bölck um Rat. Und was dieser durch eine Akteneinsicht herausfand, sorgte für das große Erwachen.

Gerichtskosten-Hammer aus heiterem Himmel

Ohne Vollmacht des Unternehmers und ohne vorherige Information hatte Fuellmich eine Klage gegen Lothar Wieler eingereicht. In der Klage hatte er von einem "Schaden in Höhe eines hohen zweistelligen Millionenbetrags" gesprochen. So etwas wird teuer, denn Gerichtskosten richten sich nach dem Streitwert. Angesichts der gewählten Formulierung setzte ihn das Gericht auf die Höchstsumme von 30 Millionen Euro fest. Das bedeutet: 120.000 Euro kostet allein die Einreichung der Klage.

Anwalt Bölck sagt, der Unternehmer habe erst durch Kostenforderung vom Duisburger Gericht erfahren, dass er dort den RKI-Chef verklagt. An einem weiteren Landgericht ebenso, dort immerhin deutlich günstiger, mit nur 50.000 Euro Streitwert.

:lol!: :lol!: aber auch :lol: :lol: und :birdiedoublegreen: :birdiedoublegreen: für den anonymen Firmenchef :smokingjoint:
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Linden »

:lol: :lol: :lol:
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von TiSa667 »

Zur Verteidigung der Spender und Mandanten muß man aber auch sagen, dass ein möglicher Betrug durch einen Menschen namens Fuellmich dermaßen realsatirisch ist, dass auch ich, als unaufgeklärtes Schlafschaf, mich seit Bekanntwerden der geplanten Sammelklage regelmäßig kneifen muß, bevor ich mich dann auf dem Boden kugele.
Und hinterher will es wieder keiner gewusst haben...
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Depp72 »

Bei uns in der Gegend tauchen aktuell ab und an aufgesprühte Parolen auf: ''Nie wieder Giftspritze!''
Ich bin 3x geimpft und wundere mich, dass ich noch nicht tot. Habe mir aber das Konterfei von Bill Gates und das Microsoft-Logo auf Bauch und Rücken tätowieren lassen.
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Die ewige Wut der Corona-Gekränkten
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Spiegel hat geschrieben:Es ist in der Tat so, dass im Frühjahr 2023 wieder lautstarke Stimmen in sozialen Medien erschallten, die immer noch die gleichen Lügen, Unwahrheiten und Verschwörungstheorien wie bisher weitererzählen, oder besser weiterschreien. Für sie wird die Pandemie tragischerweise mutmaßlich niemals vorbei sein, denn sie sind ausweislich der Drastik und der emotionalen Betroffenheit in ihrer Kommunikation in den tiefsten Sphären ihrer Persönlichkeit gekränkt: die Corona-Gekränkten. Die letztlich die Pandemie und alles drum herum nicht anders betrachten können oder wollen denn als Angriff auf sie selbst.

Für sie muss jemand schuld sein

Ihnen fehlt vielleicht eine Kategorie wie »Schicksal«, was auch ihr derzeitiges Aufdrehen erklärt: Jemand muss schuld sein. Irgendeine Person, irgendeine Gruppe muss die Schuld daran tragen, dass so viele Leute leiden mussten, nicht nur unter der Pandemie selbst, sondern natürlich auch unter den Maßnahmen. Alles andere, jede andere Erklärung als die Existenz von Schuldigen ist für sie unerträglich – übrigens typisch für Kränkungen, psychologisch definierbar als »Verwundung der seelisch-psychischen Integrität«. Interessanterweise unterscheidet die Psychologie zunächst nicht, ob diese Verwundung »vermeintlich oder tatsächlich« stattgefunden hat: Kränkung ist subjektiv.

Fokus auf diejenige Gruppe unter den Corona-Gekränkten, die fest davon überzeugt sind, die Covid-Impfungen seien schädlich oder nutzlos gewesen: Hier lässt sich eine so interessante wie problematische Kommunikationsebene feststellen. Aus der Epidemiologie bekannt geworden ist in den vergangenen Jahren das Präventionsparadox: Weil vorgesorgt wird, sind die sichtbaren Folgen weniger schlimm, weshalb die Vorsorge unsinnig erscheint oder prinzipiell angezweifelt wird.

Was bei den Corona-Gekränkten geschieht, kann man analog dazu als Nonpräventionsparadox bezeichnen. Sie betrachten die Tatsache, dass sie selbst trotz fehlender Impfung nicht gestorben sind, als Beweis für ihre falschen Erzählungen. Sie leiten daraus weiter ab, dass gleich alles falsch gewesen sein muss, und betrachten im gleichen Atemzug sich selbst als Inhaber*innen der einzigen Wahrheit. Was man an ihren schrillen Aufrufen erkennt, die Leute mögen »endlich aufwachen«.

In der Kommunikation der Corona-Gekränkten findet sich wiederkehrend das Muster, aus einzelnen, aus dem Kontext gerissenen Details eine ganze Weltsicht zu zimmern. Dann werden einzelne, natürlich vorhandene Fehler oder nicht eingetroffene Prognosen zum Beweis der Fehlerhaftigkeit von praktisch allem. Ebenso wird in rückwirkenden Schlussfolgerungen komplett vermischt, dass zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Varianten des Virus mit unterschiedlichen Fähigkeiten vorhanden waren, denen genau deshalb auch unterschiedlich begegnet werden musste.

Ein oft von Corona-Gekränkten verwendetes Beispiel betrifft die Impfung. Eine Zeit lang wurde kommuniziert, dass eine Impfung den Ausbruch der Krankheit sehr wahrscheinlich oder zumindest weitgehend verhindern kann. Das stimmt inzwischen nicht mehr in dieser Form, war zu dieser Zeit aber eben weder falsch noch irreführend. Denn dass auch Menschen mit Impfung krank werden können, ist im gegenwärtigen Ausmaß auch ein Produkt der Weiterentwicklung des Virus, also der Mutationen. Corona-Gekränkte fabulieren daraus die umfassende Sinnlosigkeit der Impfungen, aber selbst mit der Erkrankungsmöglichkeit für Geimpfte ist das falsch. In mehrfacher Hinsicht.
[...]

Der Versuch der Umschreibung des Pandemiegeschehens, von dem Michael Seemann spricht, wäre aber nicht halb so bedrohlich, wenn sich nicht immer wieder Journalist*innen und Entscheider*innen in den Leitmedien finden würden, die ihnen in die Karten spielen. [...] Es geht dabei vielmehr um eine derzeit beliebte, rückwirkende Analyse, die mit dem Kenntnisstand von heute die politischen Entscheidungen, die Kommunikation der Wissenschaft und die publizistische Begleitung untersucht. Und dann völlig überraschend zu Erkenntnissen kommt, dass man heute im Detail anders entscheiden würde.

In der »Welt«, in der »Zeit« und auch hier auf SPIEGEL.de habe ich solche Einlassungen gelesen. Und ich finde sie problematisch, weil sie zu oft einen toxischen Mechanismus der Corona-Gekränkten bedienen: So zu tun, als hätte man vorher einberechnen müssen, was nachher geschehen ist. Als hätte etwa die Tatsache, dass ein Gericht eine Maßnahme gegen Corona als rechtswidrig beurteilt, gefälligst vorher berücksichtigt werden müssen. Oder als hätten öffentliche Aussagen von 2021 zum Coronavirus, der Erkrankung oder der Impfung gefälligst auch für alle folgenden Virusvarianten und Entwicklungen der Pandemie gültig sein müssen.

Solche Erzählungen in den Leitmedien zu stützen und damit zu legitimieren und so wirkmächtiger zu machen, ist nicht ungefährlich. Weil ein Teil der Corona-Gekränkten sich während der Pandemie radikalisiert hat – bis zur offenen Gewalttätigkeit. Die Corona-Gekränkten versuchen, dem Rest der Gesellschaft ihre darke Fantasiewelt überzustülpen, die doch vor allem eine Funktion hat: die Produktion von Schuldigen.
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpol ... 4e669d7201
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Atlan
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Re: Der schwedische Weg

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 5. April 2023, 19:48 Bei uns in der Gegend tauchen aktuell ab und an aufgesprühte Parolen auf: ''Nie wieder Giftspritze!''
Ich bin 3x geimpft und wundere mich, dass ich noch nicht tot. Habe mir aber das Konterfei von Bill Gates und das Microsoft-Logo auf Bauch und Rücken tätowieren lassen.
Ich bin 4X geimpft und war nach der 3.Impfung einmal (gut 10 Tage) positiv. Aktuell plane ich noch, mich im Herbst zum 5.x impfen zu lassen. Natürlich in Absprache mit meiner Hausärztin. Ich gehöre zur Risikogruppe.
Von anderen, auch Risikogruppe, habe ich schon gehört, dass sie keine weiteren Impfungen mehr möchten. Ist ja ihre freie Entscheidung.
Grün/Weiße Grüße :wave:
Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.