APPELL
Verfasst: Donnerstag 26. März 2020, 12:33
https://www.express.de/koeln/corona-wae ... n-36459856
Für viele ist es vermutlich schwierig die Gefahr einzuschätzen, weil sie unsichtbar ist, weil am Anfang einige gesagt haben, dass es "nur" die Alten trifft und vielleicht ein paar Kranke. Und wer ist schon krank? Die wirklich Kranken sieht man ja nicht, die sind ja eh geschützt im Bett oder im Krankenhaus oder halt alt und im Pflegeheim.
Aber FAKT ist, dass es viele, auch junge Menschen draussen gibt, welchen man es nicht ansieht.
Die in halbwegs normalen Zeiten in unserer Gesellschaft heute viel besser leben können und auch eine höhere Lebenserwartung haben.
Ich z.B. war mit Ende 19 topfit. Hab jeden Tag Sport gemacht sozusagen in der Blüte meines Lebens. Kurze Zeit später wurde ich immer abgeschlagener, müder, kam kaum noch die Treppen hoch. Und musste massenweise trinken und dementsprechend pinkeln. Ich erkrankte an Diabetes Typ 1. Fortan veränderte sich mein Leben, in einer Schulung teilte man mir auch mit, dass die Chance für mich an allem möglichen zu erkranken so hoch ist wie bei kaum einem anderen. Die meisten Amputationen betreffen Diabetiker sagte man mir, die meisten Erblindungen betreffen Diabetiker. Die Leber ist belasteter, die Nieren sowieso. Eigentlich alles, weil halt das Blut durch die Zuckerschwankungen belastet ist und somit der ganze Körper.
Die ersten 15 Jahre kam ich einigermaßen gut zurecht. Aber im laufe der Zeit nahmen die Infekte zu. Ich sehe nicht mehr so gut wie mit 20 und meine früher super Wundheilung war auch schon mal besser und schneller.
Jetzt bin ich 50 und habe schon einiges mitgemacht. Trotzdem sieht man es mir nicht an. Auch wenn das Alter selbst an mir nicht spurlos vorbeigegangen und ich mich 20 Jahre älter fühle sehe ich eher jünger und gesund aus. Trotzdem wäre ich vor der Erfindung des künstlichen Insulins nicht viel älter als 20 geworden.
Und von mir gibt es verdammt viele.
Aber auf mich und meine Alterskollegen will ich gar nicht hinaus. Wir haben einen Großteil unseres Leben gelebt. Rücksicht wäre schön, aber wir haben soviel erlebt und haben die Erfahrung um schon auch mehr auf uns zu achten und eigeninitiativ in dieser Situation den Abstand zu anderen zu halten. Ich will das auch gar nicht zu einem persönlichen Jammerthread verkommen lassen.
Nein, ich möchte einfach nur insgesamt appelieren und vor allem für die jungen Kranken, denen man ihre Krankheit nicht ansieht.
Welche auch versuchen jetzt auf sich zu achten, aber es ihnen von allen Seiten immer wieder schwer gemacht wird einfach nur zu überleben.
Und da möchte ich zum einen auch loben, weil es draussen hier bei uns schon wesentlich besser geworden ist. Gruppen von Menschen sehe ich immer weniger. Auch wenn ich das als sehr traurig empfinde haben die Lokalitäten bei uns auch geschlossen, ebenso wie viel Geschäfte oder Fitnessstudios wie das auch von meinem Bruder. Und in den Supermärkten werden an den Kassen die Abstände grösstenteils eingehalten.
ABER, die meisten Menschen scheinen für alles Vorschriften zu brauchen. ICH mache auch JEDESMAL den Bogen um die Menschen. Gestern im Wald, wenn es zu Begegnungen kam hält kaum einer Abstand. Ich überhole jemanden, versuche da 2 Meter zwischen uns zu lassen, und der Fahrradfahrer nutzt die Gelegenheit um genau in diesem Moment eben diese Lücke zu nutzen und macht meinen guten Willen zu nichte. Komme ich jemandem entgegen weicht mir bislang noch kaum jemand aus. In den Supermärkten wartet auch kaum einer auf den anderen, nein, die meisten müssen trotzdem sich an irgendwelchen Ecken vorbeiquetschen, obwohl es gar nicht notwendig wäre.
Ich möchte appelieren, auch wenn man selbst gesund ist, ein wenig an die zu denken, die es halt nicht sind und die noch normalerweise ihr ganzes Leben vor sich haben müssten. Es kann jeder sein, den Ihr nicht kennt und Euch begegnet. Und vielleicht zerstört ihr dieses Leben vermeintlich unwissentlich. Es kostet Euch nichts. Vielleicht erntet Ihr manchmal komische Blicke von denen die es eben auch nicht besser wissen oder nicht wissen wollen.
Und es soll ja auch nicht für immer sein. Ich finde die Situation auch zum Kotzen. Als ich vor ein paar Tagen durch unser Nest ging kamen mir die Tränen als ich die fast leere Straße und die geschlossenen Geschäfte sah. Wie gerne würde ich jetzt im Stadion sein und mit denen um mich herum in den Armen liegen. Ist halt gerade nicht so.
Denkt bitte daran, wenn Ihr das alle zum Kotzen findet und das alles für übertrieben haltet, dass es Menschen gibt, auch junge, für die dass gerade nicht nur allgemein doof ist oder um die wirtschaftliche Existenz geht, es geht für sie auch um Leben oder Tod.
BITTE HALTET ABSTAND.
UND WENN NOTWENDIG SORGT FÜR ABSTAND.
UND WENN IHR EUCH KRANK FÜHLT BLEIBT, WENN ES IRGENDWIE GEHT, ZUHAUSE.
D A N K E!
Und welch Beispiel kann besser sein, als ein junges Mädchen welches leider lungenkrank ist:
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Ich wünsche ihr und den vielen anderen jungen chronisch Kranken das beste und dass sie diese Situation überstehen und danach mind. ein Leben haben wie ich es leben durfte. (aber ich wünsche ihnen mehr, weil ich auch ein besseres hätte haben können, wenn ich mehr auf mich geachtet hätte )
Für viele ist es vermutlich schwierig die Gefahr einzuschätzen, weil sie unsichtbar ist, weil am Anfang einige gesagt haben, dass es "nur" die Alten trifft und vielleicht ein paar Kranke. Und wer ist schon krank? Die wirklich Kranken sieht man ja nicht, die sind ja eh geschützt im Bett oder im Krankenhaus oder halt alt und im Pflegeheim.
Aber FAKT ist, dass es viele, auch junge Menschen draussen gibt, welchen man es nicht ansieht.
Die in halbwegs normalen Zeiten in unserer Gesellschaft heute viel besser leben können und auch eine höhere Lebenserwartung haben.
Ich z.B. war mit Ende 19 topfit. Hab jeden Tag Sport gemacht sozusagen in der Blüte meines Lebens. Kurze Zeit später wurde ich immer abgeschlagener, müder, kam kaum noch die Treppen hoch. Und musste massenweise trinken und dementsprechend pinkeln. Ich erkrankte an Diabetes Typ 1. Fortan veränderte sich mein Leben, in einer Schulung teilte man mir auch mit, dass die Chance für mich an allem möglichen zu erkranken so hoch ist wie bei kaum einem anderen. Die meisten Amputationen betreffen Diabetiker sagte man mir, die meisten Erblindungen betreffen Diabetiker. Die Leber ist belasteter, die Nieren sowieso. Eigentlich alles, weil halt das Blut durch die Zuckerschwankungen belastet ist und somit der ganze Körper.
Die ersten 15 Jahre kam ich einigermaßen gut zurecht. Aber im laufe der Zeit nahmen die Infekte zu. Ich sehe nicht mehr so gut wie mit 20 und meine früher super Wundheilung war auch schon mal besser und schneller.
Jetzt bin ich 50 und habe schon einiges mitgemacht. Trotzdem sieht man es mir nicht an. Auch wenn das Alter selbst an mir nicht spurlos vorbeigegangen und ich mich 20 Jahre älter fühle sehe ich eher jünger und gesund aus. Trotzdem wäre ich vor der Erfindung des künstlichen Insulins nicht viel älter als 20 geworden.
Und von mir gibt es verdammt viele.
Aber auf mich und meine Alterskollegen will ich gar nicht hinaus. Wir haben einen Großteil unseres Leben gelebt. Rücksicht wäre schön, aber wir haben soviel erlebt und haben die Erfahrung um schon auch mehr auf uns zu achten und eigeninitiativ in dieser Situation den Abstand zu anderen zu halten. Ich will das auch gar nicht zu einem persönlichen Jammerthread verkommen lassen.
Nein, ich möchte einfach nur insgesamt appelieren und vor allem für die jungen Kranken, denen man ihre Krankheit nicht ansieht.
Welche auch versuchen jetzt auf sich zu achten, aber es ihnen von allen Seiten immer wieder schwer gemacht wird einfach nur zu überleben.
Und da möchte ich zum einen auch loben, weil es draussen hier bei uns schon wesentlich besser geworden ist. Gruppen von Menschen sehe ich immer weniger. Auch wenn ich das als sehr traurig empfinde haben die Lokalitäten bei uns auch geschlossen, ebenso wie viel Geschäfte oder Fitnessstudios wie das auch von meinem Bruder. Und in den Supermärkten werden an den Kassen die Abstände grösstenteils eingehalten.
ABER, die meisten Menschen scheinen für alles Vorschriften zu brauchen. ICH mache auch JEDESMAL den Bogen um die Menschen. Gestern im Wald, wenn es zu Begegnungen kam hält kaum einer Abstand. Ich überhole jemanden, versuche da 2 Meter zwischen uns zu lassen, und der Fahrradfahrer nutzt die Gelegenheit um genau in diesem Moment eben diese Lücke zu nutzen und macht meinen guten Willen zu nichte. Komme ich jemandem entgegen weicht mir bislang noch kaum jemand aus. In den Supermärkten wartet auch kaum einer auf den anderen, nein, die meisten müssen trotzdem sich an irgendwelchen Ecken vorbeiquetschen, obwohl es gar nicht notwendig wäre.
Ich möchte appelieren, auch wenn man selbst gesund ist, ein wenig an die zu denken, die es halt nicht sind und die noch normalerweise ihr ganzes Leben vor sich haben müssten. Es kann jeder sein, den Ihr nicht kennt und Euch begegnet. Und vielleicht zerstört ihr dieses Leben vermeintlich unwissentlich. Es kostet Euch nichts. Vielleicht erntet Ihr manchmal komische Blicke von denen die es eben auch nicht besser wissen oder nicht wissen wollen.
Und es soll ja auch nicht für immer sein. Ich finde die Situation auch zum Kotzen. Als ich vor ein paar Tagen durch unser Nest ging kamen mir die Tränen als ich die fast leere Straße und die geschlossenen Geschäfte sah. Wie gerne würde ich jetzt im Stadion sein und mit denen um mich herum in den Armen liegen. Ist halt gerade nicht so.
Denkt bitte daran, wenn Ihr das alle zum Kotzen findet und das alles für übertrieben haltet, dass es Menschen gibt, auch junge, für die dass gerade nicht nur allgemein doof ist oder um die wirtschaftliche Existenz geht, es geht für sie auch um Leben oder Tod.
BITTE HALTET ABSTAND.
UND WENN NOTWENDIG SORGT FÜR ABSTAND.
UND WENN IHR EUCH KRANK FÜHLT BLEIBT, WENN ES IRGENDWIE GEHT, ZUHAUSE.
D A N K E!
Und welch Beispiel kann besser sein, als ein junges Mädchen welches leider lungenkrank ist:
https://www.express.de/koeln/corona-wae ... n-36459856
Ich wünsche ihr und den vielen anderen jungen chronisch Kranken das beste und dass sie diese Situation überstehen und danach mind. ein Leben haben wie ich es leben durfte. (aber ich wünsche ihnen mehr, weil ich auch ein besseres hätte haben können, wenn ich mehr auf mich geachtet hätte )