Eckfahnenfan hat geschrieben: ↑Sonntag 15. März 2020, 13:55
Meikinho hat geschrieben: ↑Sonntag 15. März 2020, 13:14
Eckfahnenfan hat geschrieben: ↑Sonntag 15. März 2020, 13:05
Ich möchte nicht wissen, wieviele Deutschländer sich auf das angeblich beste Gesundheitssystem ever verlassen. Wurde ja oft genug gepredigt von den Gesundbetern deutscher Verhältnisse. Zu befürchten ist indes, dass das von Politik und Krankenhauskonzernen auf Kante genähte Versorgungssystem dem Elchtest nicht standhalten wird, sobald Corona vor der Kurve so richtig Gas gibt. Schnallt Euch an!
Frag mal in Italien nach ob sie nicht doch gerne was hätten was auf Kante genäht ist.
Sattsam bekannt- die deutsche Überlegenheitsattitüde. Kannste Dir reinstecken, wo immer es Dir guttut.
Klar gibt es gern mal Überlegenheitsattitüden, aber es gibt auch Zahlen: Bei 83 Mio Einwohnern soll D 28.000 Intensivbetten haben, Italien bei 60 Mio nur 5.100. Und in GB, dessen Gesundheitssystem ab Thatcher kräftigst runtergespart wurde, soll die Zahl hinter Italien und Spanien. Auf 100.000 Einwohner kommen 6,6 Intensivbetten. Bei 66 Mio Briten müssten das 4.400.
Die Briten haben einen etwas anderen Ansatz als China:
Zeit hat geschrieben:"Das ist hier keine normale Grippe, das ist in dieser Generation die schlimmste Gesundheitskrise, die wir erleben", warnte Johnson. Die Epidemie werde Großbritannien mit voller Wucht treffen. Das Land hinke nur etwa vier Wochen hinter Italien hinterher. Dass sich ein Großteil der Bevölkerung mit dem Virus infizieren werde, sei nicht mehr zu verhindern. "Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass noch viel mehr Familien geliebte Angehörige vorzeitig verlieren werden", warnte Johnson sichtlich betroffen.
Der Höhepunkt der Epidemie werde in Großbritannien in etwa 12 bis 16 Wochen eintreten, also im Mai bis Juni. "Es ist jetzt nicht mehr möglich, zu verhindern, dass sich fast jeder mit der Krankheit anstecken wird", sagte Vallance. "Das ist auch gar nicht das, was man will. Schließlich soll die Bevölkerung Immunität gegen das Virus aufbauen." Der Wissenschaftler sagte, dass die Masse der Krankheitsfälle relativ mild sei, ein Teil der Erkrankungen jedoch schwer verlaufe und auch tödlich ende.
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Anders als China will die britische Regierung die britische Bevölkerung bewusst an dem Virus erkranken lassen, damit sie langfristig Immunität gegen das neue Virus aufbaut. Werde die Bevölkerung nur einige Wochen zu Hause eingesperrt, sei nichts gewonnen, meinte Vallance. Im Gegenteil: Sobald die Quarantäne aufgehoben sei, breche das Virus wieder aus. Die Epidemie müsse so gesteuert werden, dass die Bevölkerung durch die Krankheit geschleust werden könne, ohne dass das Gesundheitssystem zusammenbreche. Die härtesten Aufforderungen an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, kämen auf dem Höhepunkt der Epidemie und nicht jetzt.
Daher die Strategie der britischen Regierung: Die Epidemie soll zunächst hinausgezögert werden, damit Kapazitäten im Gesundheitssystem aufgebaut werden können und der Höhepunkt der Epidemie in den Frühsommer fällt, wenn das Gesundheitssystem durch die im Winter auftretende hohe Zahl von herkömmlichen Grippeerkrankungen weniger belastet ist.
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https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ettansicht
Südkorea geht einen eigenen Weg. Dort hat man vor allem die Produktion von Corona-Tests extrem ausgebaut und versorgt die Bevölkerung mit Nachrichten auf Handy, wo sich Corona-''Hotspots'' befinden. Zudem wird viel Wert auf Abstand halten und Hygiene im öffentlichen Leben geachtet - und von der Bevölkerung wohl auch sehr diszipliniert eingehalten:
taz hat geschrieben: In Ostasien sind die Südkoreaner für ihre Ungeduld bekannt. „Bali bali“ nennen sie ihre spezifische Mentalität, im Land am Han-Fluss muss eben alles besonders „schnell schnell“ gehen. Selten stellt sich dieses Klischee als so wahr heraus wie beim Kampf gegen das Coronavirus: In nur 17 Tagen haben Südkoreas Behörden einen eigenen Virustest eingeführt und ein Netzwerk aus 96 Laboren ins Laufen gebracht, von denen die meisten rund um die Uhr arbeiten. „Schnell sein, transparent und präventiv“, beschreibt das Seouler Außenministerium die Strategie der Regierung.
Fast 7.800 Coronavirus-Infizierte sind in den offiziellen Zahlen gelistet. Damit ist Südkorea noch immer das nach Ansteckungen am viertstärksten Betroffene Land der Welt. Doch paradoxerweise ist die Statistik gerade aufgrund dieses hohen Werts als Erfolg zu deuten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, in denen nur Personen mit verdächtigen Symptomen getestet werden, wird in Südkorea grundsätzlich jeder auf das Virus überprüft, der engen Kontakt zu Infizierten hatte. Bei einer Bevölkerung von rund 50 Millionen haben sich bereits 220.000 Südkoreaner einem Gesundheitstest unterzogen, rund 20.000 sind es pro Woche.
Bequeme und kostenlose Tests
Kein anderes Land hat ein so systematisches Früherkennungssystem aufgebaut. Zum Vergleich: Die USA haben zur selben Zeit nur knapp zehntausend Tests durchgeführt – bei einer mehr als sechsmal so großen Bevölkerung. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer an Infizierten in den Vereinigten Staaten um ein Vielfaches höher ausfällt.
Die Gesundheitstests sind für Südkoreas Bevölkerung grundsätzlich kostenlos. Und extrem bequem: Als erstes Land hat Südkorea sogenannte „Drive Through“ Teststationen an viel befahrenen Straßen eingeführt. Dabei handelt es sich um provisorische Zelte mit mehreren Medizinern, die in von weniger als zehn Minuten eine Speichelprobe abnehmen, ohne dass der Fahrer überhaupt sein Auto verlassen muss.
Inzwischen sind mehr 50 solcher „Drive Throughs“ landesweit in Betrieb. Das systematische Testen bedeutet allerdings auch, dass die riesige Zahl an Personen mit nur milden oder gar keinen Symptomen überproportional von der Statistik erfasst wird. „Dies hat sich als zweischneidiges Schwert herausgestellt, weil die Zahl bestätigter Fällen in kurzer Zeit nach China die zweithöchste der Welt angestiegen ist“, heißt es vom Gesundheitsministeriums in Seoul.
Die Früherkennung mag zwar die Statistik ruinieren, rettet aber gleichzeitig Leben. Südkoreas landesweite Sterblichkeitsrate bei Corona liegt derzeit bei 0,77 Prozent – ein Bruchteil des globalen Durchschnitts von 3,4 Prozent. Rund zwei Drittel der Todesfälle sind männlich, auch wenn sich mit 62 Prozent deutlich mehr Frauen infiziert haben.
Die gefährdetste Gruppe bilden die über 80-Jährigen mit einer Sterblichkeitsrate von 7 Prozent. Bislang waren nur zwei der insgesamt 66 Virustoten jünger als 50 Jahre.
Keine Abriegelung, keine Blockaden
Epidemiologisch hat Südkorea für die derzeitige Virus-Epidemie denkbar ungünstige Startvoraussetzungen. Die Halbinsel liegt geografisch direkt an der Ostküste Chinas und ist zudem das am zweitdichtesten besiedelte Land der Welt. In der 10-Millionen-Metropole Seoul ist die Bevölkerungsdichte viermal so hoch wie in Berlin. Und doch konnte Südkorea eine Epidemie, die in etwas mehr als zwei Wochen von 30 Fällen auf über 6.000 hochschnellte, stark entschleunigen.
Am Donnerstag vermeldete das Gesundheitsministeriums nur mehr 114 Fälle, letzte Woche lag die tägliche Ansteckungsrate noch bei deutlich über 500. Im Gegensatz zu China oder Italien hat Südkorea weder Städte abgeriegelt, noch Blockaden errichtet. Nicht einmal Einreiseverbote wurden von der Regierung ausgesprochen – nur Besucher aus der Provinz Hubei müssen sich für 14 Tage unter Quarantäne begeben.
Die Behörden setzen stattdessen beim Kampf gegen das Virus auf radikale Transparenz: In Zusammenarbeit mit den örtlichen Telekommunikationsanbietern schicken die Behörden Warnbotschaften an die Handys von Anwohnern, die in unmittelbarer Nähe von Coronavirus-Hotspots registriert sind. Flächendeckend werden die Bewegungsabläufe von Infizierten online für alle einsichtlich veröffentlicht.
Diszipliniertes „social distancing“
Vor allem aber haben die Behörden zu einer „social distancing“ Kampagne aufgerufen, die von der Bevölkerung diszipliniert eingehalten wird: Im öffentlichen Raum tragen die meisten Südkoreaner Atemschutzmasken im Gesicht, vor Fahrstühlen stehen Desinfektionsmittel bereit und die Schulen bleiben vorerst geschlossen.
In Folge von massiven Hamsterkäufen hat die Regierung den Verkauf von Gesichtsmasken reguliert und den Export ins Ausland verboten. Mittlerweile darf jeder Südkoreaner nur mehr zwei Masken an speziell designierten Apotheken kaufen.
https://taz.de/Eine-Alternative-zur-Abr ... /!5671472/
Und die Italiener:
Welt hat geschrieben:Das öffentliche Leben ist also faktisch stillgelegt und seit der Verschärfung der Vorsichtsmaßnahmen darf auch nur noch zur Arbeit gehen, wer Tätigkeiten ausübt, die unmittelbar im Zusammenhang mit der Versorgung der Bevölkerung stehen. Zig Tausende Menschen wurden in den Zwangsurlaub geschickt und auch die letzten Firmen, die ihre Mitarbeiter Anfang der Woche noch ins Büro kommen ließen, mussten sich den neuen Regeln beugen und lassen sie nun von zu Hause aus arbeiten.
[...]
Das öffentliche Leben hat sich daher vielerorts auf eine Kommunikation zwischen den Fenstern verlegt. In den engen Gassen von Trastevere unterhalten sich die Einwohner lautstark von einem Haus zum nächsten oder sie rufen den wenigen Passanten ein paar Worte zu. In den sozialen Netzwerken zirkulieren außerdem Videos von Menschen, die bei geöffneten Fenstern gemeinsam beliebte Lieder singen oder sich gar zu gemeinsamen Konzerten bei geöffnetem Fenster verabreden. Insgesamt ist die Stimmung auch im Internet entspannt, die Nutzer beschweren sich nicht, sondern posten Screenshots, die zeigen, dass der abendliche Aperitivo in einen Videoanruf verwandelt wurde.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... kdown.html
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.