Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von *Dropkick* »

TiSa667 hat geschrieben: Dienstag 29. Juni 2021, 20:03 Kann mir hier jemand was über Lazar Samardzic sagen? Gerne auch was von den RB-Sympathisanten.
(Ich weiß, dass der seit 2020 für die Plörre kickt, aber nen entsprechenden Thread haben wir nicht und nen neuen will ich dafür nicht eröffnen.)
Ist der kleine Bruder von Sinan Kurt, viel Spass mit dem Kollegen. :smokingjoint:
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von TiSa667 »

*Dropkick* hat geschrieben: Dienstag 6. Juli 2021, 07:19
TiSa667 hat geschrieben: Dienstag 29. Juni 2021, 20:03 Kann mir hier jemand was über Lazar Samardzic sagen? Gerne auch was von den RB-Sympathisanten.
(Ich weiß, dass der seit 2020 für die Plörre kickt, aber nen entsprechenden Thread haben wir nicht und nen neuen will ich dafür nicht eröffnen.)
Ist der kleine Bruder von Sinan Kurt, viel Spass mit dem Kollegen. :smokingjoint:
Hat sich vermutlich eh erledigt, nachdem wir gestern Steven Skrzybski verpflichtet haben. Und dauert auch schon zu lange, nachdem das Gerücht um Samardzic schon vor einer Woche aufkam.
Und hinterher will es wieder keiner gewusst haben...
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von *Dropkick* »

TiSa667 hat geschrieben: Dienstag 6. Juli 2021, 09:40

Hat sich vermutlich eh erledigt, nachdem wir gestern Steven Skrzybski verpflichtet haben. Und dauert auch schon zu lange, nachdem das Gerücht um Samardzic schon vor einer Woche aufkam.
Ihr ekelt euch auch vor gar nichts, Försterei UND Turnhalle, der stinkt wie ein Iltis. :smokingjoint:
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von TiSa667 »

*Dropkick* hat geschrieben: Dienstag 6. Juli 2021, 10:46
TiSa667 hat geschrieben: Dienstag 6. Juli 2021, 09:40

Hat sich vermutlich eh erledigt, nachdem wir gestern Steven Skrzybski verpflichtet haben. Und dauert auch schon zu lange, nachdem das Gerücht um Samardzic schon vor einer Woche aufkam.
Ihr ekelt euch auch vor gar nichts, Försterei UND Turnhalle, der stinkt wie ein Iltis. :smokingjoint:
Ist kein Problem, der Geruch verfliegt schnell in unserer frischen und gesunden Ostseeluft. :cool:
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Re: "Verlorener Sohn" soll als Leader kommen

Beitrag von TiSa667 »

*Dropkick* hat geschrieben: Dienstag 22. Juni 2021, 20:23
erpie hat geschrieben: Dienstag 22. Juni 2021, 15:19
Das Wunsch-Szenario des Hauptstadtklubs, der nach zwei höchst komplizierten Jahren auf der Suche nach sportlicher Stabilität und Identifikationsfiguren ist, war nach kicker-Informationen ursprünglich sogar die Doppel-Lösung: Hertha wollte Kevin-Prince Boateng und dessen Halbbruder Jerome Boateng (32) zum Spätwerk der Karriere wieder vereinen und beide als Leader verpflichten.
https://www.kicker.de/kevin-prince-boat ... 11/artikel
Komm Heim Bro und bring deine Keule mit - alles wird gut. :smokingjoint:
Sag mal, wo ich deinen Avatar so sehe - kommt der eigentlich als Spieler oder als Geldeintreiber? :mrgreen:
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Re: "Verlorener Sohn" soll als Leader kommen

Beitrag von *Dropkick* »

TiSa667 hat geschrieben: Mittwoch 7. Juli 2021, 00:06
*Dropkick* hat geschrieben: Dienstag 22. Juni 2021, 20:23
erpie hat geschrieben: Dienstag 22. Juni 2021, 15:19
https://www.kicker.de/kevin-prince-boat ... 11/artikel
Komm Heim Bro und bring deine Keule mit - alles wird gut. :smokingjoint:
Sag mal, wo ich deinen Avatar so sehe - kommt der eigentlich als Spieler oder als Geldeintreiber? :mrgreen:
Der Mann ist polyvalent (alte Favre-Schule) Auf dem Platz kriegen jetzt unsere Muttersöhnchen nen Arschtritt, und für den Welt-Bobic hat er die letzten 35 Mios vom Windei eingetrieben. Königstransfer..! :lol:
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Re: "Verlorener Sohn" soll als Leader kommen

Beitrag von TiSa667 »

*Dropkick* hat geschrieben: Mittwoch 7. Juli 2021, 07:27
TiSa667 hat geschrieben: Mittwoch 7. Juli 2021, 00:06
*Dropkick* hat geschrieben: Dienstag 22. Juni 2021, 20:23

Komm Heim Bro und bring deine Keule mit - alles wird gut. :smokingjoint:
Sag mal, wo ich deinen Avatar so sehe - kommt der eigentlich als Spieler oder als Geldeintreiber? :mrgreen:
Der Mann ist polyvalent (alte Favre-Schule) Auf dem Platz kriegen jetzt unsere Muttersöhnchen nen Arschtritt, und für den Welt-Bobic hat er die letzten 35 Mios vom Windei eingetrieben. Königstransfer..! :lol:
Kein -ic, dafür der Bushidoateng. Der Fredi ist ein Fuchs.
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Berlin sei „ein Magnet“, nur eben nicht im Fußball.

Beitrag von erpie »

Aus der heutigen Tagesspiegel "Berlin" Ausgabe (Bezahlschranke). Sieht nach nem Plan aus und das Prince Boateng nicht "nur" als Spieler verpflichtet wurde war ja wohl jedem bewußt. Ich finde den Beitrag echt interessant auch da etwas aus der "Geschichte geplaudert" wird, interessant die Pläne Favres!
Spoiler
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Hertha BSC und das Wedding-Gen : Wie Prince Boateng dem Klub das Siegen beibringen soll

Scheitern als Schicksal – das hat Klub und Spieler lange verbunden. Prince Boatengs Rückkehr nach Berlin ist ein Experiment, das nicht nur sportlich gewagt ist.
Von Armin Lehmann

05.08.2021, 20:00 Uhr

Er ist sein bester Fußballer, sein Führungsspieler; er schießt links wie rechts, kämpft und grätscht oder passt den Ball zentimetergenau von einer Seite zur anderen. Seine Technik ist herausragend, der Ball ein lieber Freund, er ist kein egoistischer Dribbler, sondern Teamspieler – und gilt als eines der größten Talente Deutschlands.

Aber er ist an jenem Tag im Juni 2004 nicht zur Abfahrtszeit des Busses von Hertha BSC erschienen, dabei stehen sie im Halbfinale, Hinspiel, um die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft, die Altersklasse der 14- bis 16-Jährigen. Der Trainer versucht verzweifelt, ihn zu Hause anzurufen, er vertraut dem Spieler, will auf keinen Fall ohne ihn abfahren, weiß, dass der Verein ihn sonst rauswerfen würde; dann erreicht er ihn: einen nicht nüchternen, übernächtigten Kevin-Prince Boateng.

Dirk Kunert, 53 Jahre alt, Boatengs damaliger Trainer, erzählt diese Geschichte am Telefon, und sie ist noch nicht zu Ende. Heute, 17 Jahre später, nennt sich dieser Ausnahmespieler nur Prince; und Hertha BSC, dem Abstieg aus der Bundesliga knapp entronnen, hat den 34-Jährigen noch einmal unter Vertrag genommen.
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Vor seiner Rückkehr nach Berlin spielte Boateng für 13 Vereine in England, Deutschland, Italien, Spanien, der Türkei; bei der WM 2010 kam er mit Ghana bis ins Viertelfinale. Mit Tottenham holte er den englischen und mit Frankfurt den deutschen Pokal; wurde mit dem AC Mailand italienischer, mit Barcelona spanischer Meister.

Als Boateng im Juni vom AC Monza, zweite italienische Liga, nach Berlin kommt, twittert er: „Endlich zu Hause“. Der „Spiegel“ darf noch vor Veröffentlichung des Deals beim Stechen des Hertha-Tattoos dabei sein. Und bei den Sprechübungen für den Videodreh im Fußball-Käfig in Wedding. Dort kickte Prince mit seinem älteren Bruder George und Halbbruder Jerome, der 2014 mit Deutschland Weltmeister wurde.
Tattoo muss sein: Herthas Fahne auf der Brust des Princen. © City-Press GmbH / Jan-Philipp Burmann

Inszenierung und Star-Kult gehören zum Fußball wie Niederlagen zum Leben. Hertha und Prince Boateng haben unabhängig voneinander nicht selten den Eindruck erweckt, als gehöre Scheitern zu ihrem Schicksal. Und so ist die neue Verbindung von Klub und Spieler ein Experiment, das nicht allein sportlich zu betrachten ist.

Es ist der Versuch Herthas, wieder authentisch für Berlin zu stehen: „Dickes B, oben an der Spree“, wie es Peter Fox und Seeed besingen, also das coole, überheblich-dreckige und doch chaotisch-kreative Berlin, soll verschmelzen mit dem „Big City Club“, den der millionenschwere neue Investor Lars Windhorst in Hertha BSC sieht.

Herauskommen soll nicht der arrogante, neureiche, plastikhafte Verein, den man Windhorst unterstellt hat, erschaffen zu wollen, sondern ein identitätsstiftender, sozial engagierter Klub der normalen Leute, sympathisch und international vertreten.

Normal heißt in Berlin eckig und kantig; normal ist für die meisten ein epischer Alltag zwischen „Backstein und Benzin“, wie Peter Fox singt.

Hertha BSC und Prince Boateng stammen beide aus Berlin-Wedding. Der Verein wurde am Gesundbrunnen gegründet, der Hertha-Platz an der Plumpe erst Mitte der Siebzigerjahre abgerissen. Doch trotz des Umzugs nach dem Bundesliga-Start 1963 ins Olympiastadion kickten Herthas Jugendteams bis zur Jahrtausendwende überwiegend zerstreut auf Weddinger Plätzen. So übertrug sich automatisch das Wedding-Gen auf ihre Spielweise: hart, selbstbewusst, kreativ.

In diesem Umfeld ist Kevin-Prince groß geworden, aufgewachsen zunächst, ohne den ghanaischen Vater zu kennen. Der kam zum Studieren, doch als er in Berlin war, wurde die Regierung, die sein Stipendium finanzierte, weggeputscht. Er wurde dann DJ in Berliner Diskotheken.

Bevor Kevin-Prince Boateng im März 1987 zur Welt kommt, wird die Ehe geschieden; ein Jahr später bekommt der Vater mit seiner neuen Frau einen weiteren Sohn: Jerome Boateng, der in Charlottenburg groß wird. Der erste Sohn, Bruder George, fünf Jahre älter und selbst Fußballer, ist lange Jahre Kevin-Prince' wichtigste Bezugsperson – doch neigt George dazu, Probleme mit Fäusten zu lösen und landet auch mal länger in U-Haft. Später, er hat es in einem Rap-Song besungen, hat ihn sein Sohn zum Erwachsenen gemacht; er kam mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, auf die Welt.

Dem Wedding, dieser verlorenen Heimat für Klub und Spieler, ist immer schon gesagt worden, was er zu sein hat: Kriminalitätshotspot, Migranten-Ghetto, Arbeitslosenhochburg. Doch „hinter jedem Klischee steht ein Weddinger, der ihm in den Arsch tritt“, schrieb Johannes Ehrmann in seinem Essay „Wilder, weiter Wedding“, der 2014 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet wurde. Letztlich ist der Wedding, wie andere Ortsteile, die soziale Probleme haben, nur ein Synonym für den ewigen Kampf zwischen Traum und Albtraum um die Vorherrschaft in dieser Stadt.

Die Rückkehr von Prince Boateng ist für Hertha BSC weniger eine sportliche Chance. Es ist die Möglichkeit, zu zeigen, dass der Klub reif ist für diese Stadt der Widersprüche. Der Boateng-Transfer zielt weit über den sportlichen Kader hinaus – es geht darum, die ganze Stadt anzusprechen, junge wie ältere Fans, aber auch Menschen, die sich bisher gar nicht für Hertha interessiert haben. Boateng soll mit seiner Vita ein Versprechen sein: Dass das Scheitern zum Ankommen dazugehört; dass soziale Herkunft niemals ein Charakter-Stigma sein sollte.

Wie das gehen soll? Einerseits durch sportlichen Erfolg, aber auch, indem Prince Boateng abseits des Platzes in der Stadt präsent ist und den Klub vertritt – auf Jugendplätzen, Kleinfeldturnieren oder sozialen Events.

Prince Boateng hatte aufgrund der intensiven Saisonvorbereitung keine Zeit, ein längeres Gespräch für diese Geschichte zu führen, trotzdem hat er auf Fragen exklusiv Auskunft gegeben.
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Zur Frage, was eine Berliner Mentalität ausmacht, sagt er: „Berliner sind Chamäleons, wir können uns überall anpassen, ob in der High-Society oder dem Straßenleben; im Wedding habe ich das gelernt, das hat mir auch während meiner Karriere geholfen, dass ich mich in jedem Land, in jeder Kultur ganz schnell zu Hause gefühlt habe und mit den Menschen klar gekommen bin.“

Boatengs früherer Trainer und Mentor Dirk Kunert ist noch immer am Telefon und besorgt, weil er „auf gar keinen Fall“ will, dass seine Boateng-Geschichte falsch verstanden wird; ohne den Einblick in „den ehrlichen, graden Charakter Kevins“. Kunert, der selbst ein genialer Fußballer war und zurzeit Carl Zeiss Jena trainiert, würde nie etwas auf Boateng kommen lassen. Er weiß aber auch, wie wichtig für Boateng Bezugspersonen waren, denen er vertrauen konnte und die Klartext mit ihm gesprochen haben.

Damals im Jahr 2004 nimmt sich Kunert den Spieler nach dessen durchzechter Nacht und seinem Zuspätkommen im Hotel vor. Er sagt ihm, er rede jetzt nicht als Trainer zu ihm, sondern als Freund; er macht ihm deutlich, dass er mit dieser Aktion jedes Vertrauen missbraucht habe, obwohl Kunert ihn immer verteidigt hat; er fühle sich verarscht. Boateng schluchzt, heult, entschuldigt sich mehrfach.

Am nächsten Tag ist er in diesem Hinspiel gegen den VfB Stuttgart mit Abstand der Beste auf dem Platz; aber am Ende scheidet man im Rückspiel nach zwei Unentschieden im Elfmeterschießen unglücklich aus. Ein Jahr zuvor ist Dirk Kunert mit Prince Boateng noch Deutscher Meister geworden, dieses Mal, mit Prince und dem ein Jahr jüngeren Jerome im Team, klappt es nicht.

Das Wedding-Gen, eine Härte durch Herkunft gegen sich und andere, kann auch hinderlich sein, etwa, wenn Kritik stets persönlich genommen wird. Wut, Aggressionen und ein Minderwertigkeitskomplex, der durch Fußball und aufgesetzte Arroganz kaschiert wurde, haben Prince Boateng wohl viele Jahre begleitet. Sein Halbbruder hatte da mehr Betreuung: Als der Vater sich auch von der zweiten Frau, der Mutter von Jerome trennt, wird auch Jerome immer aggressiver. Sie schickt Jerome in eine Spieltherapie, die Kindern hilft, Ängste, Stress, Traumata zu überwinden, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. „Das hat gut funktioniert“, hat Jerome Boateng dem Sport-Journalisten Michael Horeni 2011 gesagt, der ein Buch über die Boatengs geschrieben hat.

Prince Boateng debütiert 2005 mit 18 Jahren in Herthas Bundesliga-Team. Als er mit 20 Jahren für 7,9 Millionen Euro nach Tottenham geht, ist er in der Boulevardpresse schon der „Bad Boy“, weil er nicht nur genial Fußball spielt, sondern mit seiner Clique lautstark um die Häuser zieht, wegen Sachbeschädigung vor Gericht muss. Später wird er zum „Staatsfeind“, weil er Michael Ballack so schwer foult, dass der Kapitän der Nationalmannschaft bei der WM 2010 ausfällt.

Hertha BSC wird zweimal Deutscher Meister – 1930 und 1931. Seit Gründung der Bundesliga 1963 wartet der Klub auf einen Titel. Lars Windhorst, der umstrittene Investor des Vereins, hat mit seinem Label vom „Big City Club“ das ausgesprochen, was der Verein eigentlich von sich selbst erwartete; Windhorst meinte, hat er im Januar erläutert, dass Hertha der Klub der größten deutschen Stadt sei und Berlin eine weltweite Marke; „eine tolle Bühne also“, um sich als Verein „positiv und international“ zu entwickeln.

Prince Boateng hat es bei seiner Ankunft anders ausgedrückt. Berlin sei „ein Magnet“, nur eben nicht im Fußball. Das wolle er ändern.

Radikal verändern wollen den Klub auch die neuen Verantwortlichen um Sportgeschäftsführer Fredi Bobic und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Carsten Schmidt, der zuvor bei Sky Deutschland Verantwortung trug. Beide krempeln die Strukturen des Klubs in einem Maße um, wie es bisher nie geschah. Zahlreiche Vertraute nehmen wichtige Positionen im Verein ein.

Der Boateng-Transfer ist ein wichtiger Baustein, um den gesamten Verein mitzunehmen, um eine Mentalität zu verankern, die nicht nur die Mannschaft auszeichnet, sondern das gesamte Unternehmen Hertha BSC motivieren soll. Bobic sagt: „Prince hat nochmal einen Sprung in seiner Persönlichkeit gemacht. Für das Gemeinschaftsgefühl ist er ein unheimlich wichtiger Transfer.“

Ein Bereich ist Bobic und Schmidt besonders wichtig: Das Nachwuchsleistungszentrum, in dem einst auch Kevin-Prince und Jerome ausgebildet wurden. Der DFB hat seine Profivereine 2000 verpflichtet, solche Akademien aufzubauen. Seitdem haben bei Hertha nach eigenen Angaben 80 Spieler aus der Akademie in der Bundesliga debütiert, viele bei Pal Dardai. Doch unter dem Strich hat es der Verein zu selten geschafft, diese Spieler zu entwickeln und dauerhaft in die Profimannschaft zu integrieren oder auszuleihen, so dass sie in den Klub zurückkehren können. Die meisten machen woanders Karrieren – oder gar keine.

Fredi Bobic will nun eine Spielphilosophie von den Männern bis hinunter zu den jüngsten Mannschaften im Kleinfeldbereich etablieren. Schmidt und Bobic sprechen viel von Identifikation und Mentalität, dabei spielt die Stadt eine wichtige Rolle. Schmidt fordert: „Neue Spieler müssen begreifen, dass diese Stadt eine besondere ist.“ Man wolle nur Spieler, die „eine Widerspenstigkeit haben“. Im vereinsinternen Podcast „Hertha OnAir“ führte er Details aus, die Hinweise geben, was falsch lief mit jungen oder vereinsfremden Spielern: Man wolle sich früher mit Spielern beschäftigen, „viele wurden überwiegend allein gelassen“.

Bobic findet, dass „Mentalität immer öfter Qualität schlägt“. Doch gerade an Mentalität hat es Hertha häufig nicht nur auf dem Platz gefehlt.

Beim Bundesliga-Start 1963 war Hertha dabei, doch die wenigen Erfolge bis Ende der Siebzigerjahre – dreimal wurde man Dritter, einmal Vizemeister, spielte im Uefa-Cup-Halbfinale – sind durch Skandale überschattet, an denen Hertha beteiligt war: 1965 Zwangsabstieg wegen Zahlung von verbotenen Handgeldern und schwarzen Kassen, 1970/71 waren Hertha-Spieler bestechlich und an Spielmanipulationen beteiligt. Von 1980 bis 1997 spielte Hertha bis auf zwei Spielzeiten nicht in der höchsten Spielklasse.

In der Saison 1996/97 treffen sich erstmals die Wege von Hertha und Prince. Als Zehnjähriger kommt er in den Verein, die Profis sind da gerade knapp dem Abstieg aus der zweiten Liga entronnen; im letzten Spiel reichte ein 0:0 gegen Wattenscheid, weil deren Stürmer Michael Preetz das Tor nicht traf; er wechselt zur Hertha; man steigt auf; Preetz wird später Manager und Nachfolger von Dieter Hoeneß, der ihm das Amt nie zutraute.

Es gibt Erfolge, Siege, große Spiele, aber auch Schulden, Pleiten und selbstverschuldete Pannen. Zwei Jahre nach dem Aufstieg spielt man Champions League, danach im Uefa-Cup, schließlich wechselt man seit der Saison 2001/2002 bis heute 17 Mal den Trainer.

Kevin-Prince Boateng wird mit 15 Jahren Jugendnationalspieler, durchläuft alle DFB-Teams, gewinnt zweimal die begehrte Fritz-Walter-Medaille für außergewöhnliche Leistungen. Bald schon sitzt Dirk Kunert öfter mit Boatengs Eltern und Dieter Hoeneß, dem mächtigen Hertha-Manager, zusammen; Vereine aus ganz Europa wollen ihn verpflichten. Die besprochenen Summen verschlagen Kunert heute noch den Atem.

Er sagt: „Wenn plötzlich so viel Geld im Spiel ist, ist es für jeden jungen Spieler schwierig, auf dem Boden zu bleiben, wenn er neben dem Fußball zu wenig Halt hat.“

Auch im Hertha-Profikader zeigt Boateng ab 2005 gute Leistungen – auf dem Spielfeld. Ansonsten macht er mit anderen oft die Stadt unsicher und schürt mit seinem Verhalten böses Blut in der Kabine. Ein ehemaliger Mitspieler sagt, dass „die schlimmsten Geschichten nie öffentlich wurden“ und dass Boateng „ein sehr ungesundes Selbstbewusstsein entwickelte“. Seine bekanntesten Mitspieler heißen Fredi Bobic, Pal Dardai, Arne Friedrich und Niko Kovac. Als Tottenham Hertha das Millionen-Angebot macht, verkauft der Klub sein größtes Talent – und bald darauf auch Bruder Jerome, der immer zu Prince aufschaute, zum HSV.

2019 sagt Prince Boateng dem Sportsender Dazn, dass es besser gewesen wäre, er wäre bei Hertha geblieben. Seine Erkenntnis über diese Zeit: „Kicken können viele, aber letztlich entscheidet nur der Kopf. Bei mir ist der Kopf leider zu spät angesprungen.“ Im „Socrates“, einem Fußball-Magazin, sagt Boateng Mitte 2020: „Ich hatte nicht die beste Führung damals.“ Er sei „fußballerisch arrogant gewesen“ zu denen, die nicht so gut waren. Es sei schwierig für ihn gewesen, Rat von Älteren anzunehmen, „das war bescheuert von mir“. Heute möchte er jungen Spielern helfen, sei derjenige, „der die nervt mit guten Ratschlägen“.

In Deutschland fliegt Boateng aus der U21-Nationalmannschaft nach einem nächtlichen Ausflug – im Team, das ohne ihn Europameister wird, spielen neben Bruder Jerome etwa Sami Khedira, Mats Hummels, Mesut Özil. Nach dem Rausschmiss entscheidet er sich, für Ghana Fußball zu spielen.

Nach Tottenham kommt Boateng mit seiner schwangeren Freundin, er spielt drei Monate gar nicht; die Fans, viele selbst aus schwierigen sozialen Milieus, hinterfragen sein „Ghetto-Image“, das er gerne zelebriert – sie fahren nach Berlin, drehen ein Video vom Fußball-Käfig in der Triftstraße an der Panke und schreiben: „What a nice Ghetto“. Dort ist es grün, und der Käfig hat sogar ein Netz als Dach.

In Tottenham ist Boateng auch ohne zu spielen reich und gelangweilt, die Freundin zieht wieder nach Berlin, wo sie das Kind bekommt; er ist allein, hat niemandem, dem er vertraut. Fortan macht er nur noch Party, geht shoppen, bricht den Kontakt zur Familie ab.

In den vielen Städten und Vereinen, in denen er spielt, hinterlässt er Geschichten, von denen jede einzelne ein dickes Buch füllen würde, doch einer breiteren Öffentlichkeit bleibt vor allem das Ballack-Foul im Gedächtnis. Es geschieht am 15. Mai 2010 im englischen Ligapokal-Finale, als Boateng für Portsmouth gegen Chelsea antritt.

Die ARD sendet nach dem Spiel und der Verletzung Ballacks vor der anstehenden WM in Südafrika einen Brennpunkt, im Internet wird Boateng schlimmstmöglich rassistisch beleidigt. Franz Josef Wagner schreibt in „Bild“: „Immer sind es die Arschlöcher, die alles kaputt machen. Und ein Arschloch hat ihm seinen Traum kaputt gemacht. Ein drittklassiger Fußballspieler.“

Dem Tagesspiegel sagt er heute: „Wedding bedeutet, ein Kämpferherz zu haben; ich habe das Wedding Gen in mir, das mich immer ans Limit geführt hat. Wenn es mal schwierig wurde, nicht nur im Fußball, habe ich nie aufgegeben.“

Er spielt für Ghana eine herausragende WM und kommt zum AC Mailand. Er zelebriert dort seinen besten Fußball zusammen mit einigen der besten Fußballer der Welt, erobert sich einen Stammplatz und wird Liebling der Fans. Irgendwann 2013 wird er in einem Stadion bei einem Testspiel rassistisch beleidigt und verlässt mit dem Team das Spielfeld. Ein paar Monate später darf er im Saal XIV des Genfer Palais des Nations, Sitz der Vereinten Nationen, eine Rede zum internationalen Tag gegen Rassismus halten.

Doch fernab der Heimat gibt es auch in Mailand eine echte Wedding-Geschichte, die etwas über Herkunft, Persönlichkeit und Beziehungsarbeit aussagt: Sein Grundschullehrer ist großer Michael-Jackson-Fan. Jedes Jahr veranstaltet er einen Jackson-Wettbewerb in der Schule, bei dem der Moonwalk aufgeführt wird. Kevin, sagt der Lehrer im Horeni-Buch, habe den Moonwalk am besten gekonnt. „Es war toll, es war ganz klar, dass er Michael Jackson war.“

Als Boateng 2011 mit Mailand Meister wird, tanzt er vor 80 000 Zuschauern in perfekter Michael-Jackson-Verkleidung den Moonwalk, den schwarzen Hut so tief im Gesicht, dass ihn erst niemand erkennt. Am Ende reißt er ihn sich ab, die Massen jubeln, und die Weltstars aus seiner Mannschaft feiern ihn ungläubig und ausgelassen.

Hertha kämpfte zu jener Zeit mal wieder um den Aufstieg in die Bundesliga und um Reputation. Manager Preetz bangte, nach zwei Abstiegen, um seinen Job. Dieter Hoeneß wollte Hertha Internationalität verleihen, was er schaffte, aber nur mit sehr vielen Schulden und großmäuligen Auftreten. Michael Preetz machte Hertha, wenn auch aus guter Absicht und Sparzwang, klein; es fiel ihm schwer, Kritik anzunehmen oder strategisch kluge Entscheidungen zu fällen.

Das letzte Mal, dass Hertha BSC eine nachhaltige Strategie für Nachwuchs und Profis entwickeln wollte, war 2008 unter Trainer Lucien Favre. „Vorher gab es so etwas nie, Hertha war eher grundsätzlich überfordert im Umgang mit jungen, schwierigen Spielern“, sagt der ehemalige Hertha-Jugendtrainer und Jugend-Scout Wolfgang Damm, der bis 2011 für die Akademie arbeitete.

Heute sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic: „Ich mag Typen, die richtig kompliziert sind.“

Favre wollte diese zuweilen schwierige Mentalität der jungen Berliner Kicker, den „Berliner Touch“, wie er dazu sagte, strategisch nutzen. Wolfgang Damm schrieb für Favre ein Konzept, „um diese Mentalität von unten bis zu den Profis und auf Favres Vorstellungen von Fußball angepasst zu etablieren“. Es ist ein Plan, wie ihn Bobic jetzt initiiert hat. Mit Favres Entlassung 2009 endete alles, bevor es begann. Im Rückblick sagt Damm, dass es trotz der Eskapaden von Boateng und anderen „immer zu wenig Respekt des Vereins gegenüber den Jugendspielern gegeben hat“.
Langer Weg bis zur Persönlichkeit, die er immer sein wollte. © dpa / Jens Kalaene

Prince Boateng hat in seiner Mailänder Zeit einmal gesagt, dass er als Persönlichkeit wahrgenommen werden wollte. „Aber mir war nicht klar, wie ich das schaffe.“ Die Sportschau fand offenbar, dass er mittlerweile Persönlichkeit habe und diese der ARD gut zu Gesicht stehen würde, sie verpflichtete ihn als Experte zur Fußball-EM.

Jetzt ist er im Team und darüber hinaus bereits der Leader, den Hertha sich wünscht. Er redet mit den vielen jungen Spielern, er schart die Älteren um sich, und er ist, wie einer von Hertha sagt, der ihn noch von früher kennt, „ein anderer Mensch: humorvoll, offen, entspannt“.
Der Anführer - auf dem Platz und auch darüber hinaus, das soll Prince Boateng für Hertha sein. © Getty Images / Matthias Kern

Man sieht ihm an, dass er sich wohl fühlt, er selbst, der mittlerweile zwei gescheiterte Ehen hinter sich hat, sagt im Tagesspiegel: „Ich habe vor sechs Jahren angefangen davon zu träumen, meine Karriere in Berlin zu Ende zu bringen, dieser Traum geht gerade in Erfüllung, ich lebe in meinem Traum. Mehr Glücksgefühle hatte ich nur, als meine Kinder geboren sind.“

Vor einem Jahr, mitten in der Corona-Krise, haben sich Prince und Jerome eine knappe Stunde live auf Instagram unterhalten; schon damals versuchte Prince den Halbbruder zu überreden, gemeinsam für Hertha zu spielen; Jerome wiegelte diplomatisch ab. Das Gespräch zeigte aber, wie nahe sich beide Brüder offenbar stehen.

Ob es auf dem Platz sportlich reicht, ist ungewiss. Man wird sehen, ob der Körper nach 16 Jahren Profifußball mitspielt. Dieses Risiko kennen alle. Carsten Schmidt sagt: „Erstmal schauen wir mindestens dieses Jahr, und dann schauen wir, was wir tun.“ Es darf als wahrscheinlich gelten, dass der Verein Prince Boateng dauerhaft halten will, nicht nur fürs Fußballspielen, sondern um als Identifikationsfigur in den Verein und in die Stadt zu wirken – egal, mit welchem Job-Profil.

Im Gespräch mit Hertha-TV hat Boateng seine Mission verraten; der Satz ist etwas umständlich formuliert, drückt aber die ganze unerfüllte Sehnsucht jener aus, die es mit Hertha und der Stadt halten. Berlin, sagt er, verdiene einen Klub, „der die Verantwortung übernimmt, die Kraft der gesamten Stadt zum Erfolg zu führen“.

Aufgrund der Saisonvorbereitung war es nicht möglich, länger und nur zu Zweit mit Prince Boateng zu sprechen, dennoch hat er sich Zeit genommen, auf wenige Fragen exklusiv für den Tagesspiegel zu antworten. Das hat vor allem Hertha-Pressesprecher Max Jung ermöglicht. Viele Gesprächspartner, die früher bei Hertha waren oder immer noch sind, wollten nicht in dem Text auftauchen.

Der Autor verfolgt Hertha BSC beruflich seit 1990, als er beim „Berliner Volksblatt“ für Hertha zuständig war; später, im Tagesspiegel, leitete der Autor einige Jahre die Sportredaktion; damals bekam er fast täglich Anrufe von Dieter Hoeneß, der gerne diskutieren oder sich über Texte beschweren wollte. Als Reporter hat der Autor größere Porträts über Werner Gegenbauer und Michael Preetz geschrieben. Privat geht er seit seinem 14. Lebensjahr regelmäßig zu Hertha ins Stadion, das erste Mal allerdings war mit 10 Jahren 1979 beim Halbfinale im Uefa-Cup gegen Roter Stern Belgrad.
Mitgeholfen, diese Geschichte zu recherchieren und aufzubereiten, haben Sebastian Schlichting, André Görke, Patrick Wendt, Justus Lehmann, Lars Spannagel, Maris Hubschmid und Anke Dessin.
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von jeck3108 »

erpie hat geschrieben: Samstag 7. August 2021, 13:04 Aus der heutigen Tagesspiegel "Berlin" Ausgabe (Bezahlschranke). Sieht nach nem Plan aus und das Prince Boateng nicht "nur" als Spieler verpflichtet wurde war ja wohl jedem bewußt. Ich finde den Beitrag echt interessant auch da etwas aus der "Geschichte geplaudert" wird, interessant die Pläne Favres!
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Hertha BSC und das Wedding-Gen : Wie Prince Boateng dem Klub das Siegen beibringen soll

Scheitern als Schicksal – das hat Klub und Spieler lange verbunden. Prince Boatengs Rückkehr nach Berlin ist ein Experiment, das nicht nur sportlich gewagt ist.
Von Armin Lehmann

05.08.2021, 20:00 Uhr

Er ist sein bester Fußballer, sein Führungsspieler; er schießt links wie rechts, kämpft und grätscht oder passt den Ball zentimetergenau von einer Seite zur anderen. Seine Technik ist herausragend, der Ball ein lieber Freund, er ist kein egoistischer Dribbler, sondern Teamspieler – und gilt als eines der größten Talente Deutschlands.

Aber er ist an jenem Tag im Juni 2004 nicht zur Abfahrtszeit des Busses von Hertha BSC erschienen, dabei stehen sie im Halbfinale, Hinspiel, um die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft, die Altersklasse der 14- bis 16-Jährigen. Der Trainer versucht verzweifelt, ihn zu Hause anzurufen, er vertraut dem Spieler, will auf keinen Fall ohne ihn abfahren, weiß, dass der Verein ihn sonst rauswerfen würde; dann erreicht er ihn: einen nicht nüchternen, übernächtigten Kevin-Prince Boateng.

Dirk Kunert, 53 Jahre alt, Boatengs damaliger Trainer, erzählt diese Geschichte am Telefon, und sie ist noch nicht zu Ende. Heute, 17 Jahre später, nennt sich dieser Ausnahmespieler nur Prince; und Hertha BSC, dem Abstieg aus der Bundesliga knapp entronnen, hat den 34-Jährigen noch einmal unter Vertrag genommen.
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Vor seiner Rückkehr nach Berlin spielte Boateng für 13 Vereine in England, Deutschland, Italien, Spanien, der Türkei; bei der WM 2010 kam er mit Ghana bis ins Viertelfinale. Mit Tottenham holte er den englischen und mit Frankfurt den deutschen Pokal; wurde mit dem AC Mailand italienischer, mit Barcelona spanischer Meister.

Als Boateng im Juni vom AC Monza, zweite italienische Liga, nach Berlin kommt, twittert er: „Endlich zu Hause“. Der „Spiegel“ darf noch vor Veröffentlichung des Deals beim Stechen des Hertha-Tattoos dabei sein. Und bei den Sprechübungen für den Videodreh im Fußball-Käfig in Wedding. Dort kickte Prince mit seinem älteren Bruder George und Halbbruder Jerome, der 2014 mit Deutschland Weltmeister wurde.
Tattoo muss sein: Herthas Fahne auf der Brust des Princen. © City-Press GmbH / Jan-Philipp Burmann

Inszenierung und Star-Kult gehören zum Fußball wie Niederlagen zum Leben. Hertha und Prince Boateng haben unabhängig voneinander nicht selten den Eindruck erweckt, als gehöre Scheitern zu ihrem Schicksal. Und so ist die neue Verbindung von Klub und Spieler ein Experiment, das nicht allein sportlich zu betrachten ist.

Es ist der Versuch Herthas, wieder authentisch für Berlin zu stehen: „Dickes B, oben an der Spree“, wie es Peter Fox und Seeed besingen, also das coole, überheblich-dreckige und doch chaotisch-kreative Berlin, soll verschmelzen mit dem „Big City Club“, den der millionenschwere neue Investor Lars Windhorst in Hertha BSC sieht.

Herauskommen soll nicht der arrogante, neureiche, plastikhafte Verein, den man Windhorst unterstellt hat, erschaffen zu wollen, sondern ein identitätsstiftender, sozial engagierter Klub der normalen Leute, sympathisch und international vertreten.

Normal heißt in Berlin eckig und kantig; normal ist für die meisten ein epischer Alltag zwischen „Backstein und Benzin“, wie Peter Fox singt.

Hertha BSC und Prince Boateng stammen beide aus Berlin-Wedding. Der Verein wurde am Gesundbrunnen gegründet, der Hertha-Platz an der Plumpe erst Mitte der Siebzigerjahre abgerissen. Doch trotz des Umzugs nach dem Bundesliga-Start 1963 ins Olympiastadion kickten Herthas Jugendteams bis zur Jahrtausendwende überwiegend zerstreut auf Weddinger Plätzen. So übertrug sich automatisch das Wedding-Gen auf ihre Spielweise: hart, selbstbewusst, kreativ.

In diesem Umfeld ist Kevin-Prince groß geworden, aufgewachsen zunächst, ohne den ghanaischen Vater zu kennen. Der kam zum Studieren, doch als er in Berlin war, wurde die Regierung, die sein Stipendium finanzierte, weggeputscht. Er wurde dann DJ in Berliner Diskotheken.

Bevor Kevin-Prince Boateng im März 1987 zur Welt kommt, wird die Ehe geschieden; ein Jahr später bekommt der Vater mit seiner neuen Frau einen weiteren Sohn: Jerome Boateng, der in Charlottenburg groß wird. Der erste Sohn, Bruder George, fünf Jahre älter und selbst Fußballer, ist lange Jahre Kevin-Prince' wichtigste Bezugsperson – doch neigt George dazu, Probleme mit Fäusten zu lösen und landet auch mal länger in U-Haft. Später, er hat es in einem Rap-Song besungen, hat ihn sein Sohn zum Erwachsenen gemacht; er kam mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, auf die Welt.

Dem Wedding, dieser verlorenen Heimat für Klub und Spieler, ist immer schon gesagt worden, was er zu sein hat: Kriminalitätshotspot, Migranten-Ghetto, Arbeitslosenhochburg. Doch „hinter jedem Klischee steht ein Weddinger, der ihm in den Arsch tritt“, schrieb Johannes Ehrmann in seinem Essay „Wilder, weiter Wedding“, der 2014 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet wurde. Letztlich ist der Wedding, wie andere Ortsteile, die soziale Probleme haben, nur ein Synonym für den ewigen Kampf zwischen Traum und Albtraum um die Vorherrschaft in dieser Stadt.

Die Rückkehr von Prince Boateng ist für Hertha BSC weniger eine sportliche Chance. Es ist die Möglichkeit, zu zeigen, dass der Klub reif ist für diese Stadt der Widersprüche. Der Boateng-Transfer zielt weit über den sportlichen Kader hinaus – es geht darum, die ganze Stadt anzusprechen, junge wie ältere Fans, aber auch Menschen, die sich bisher gar nicht für Hertha interessiert haben. Boateng soll mit seiner Vita ein Versprechen sein: Dass das Scheitern zum Ankommen dazugehört; dass soziale Herkunft niemals ein Charakter-Stigma sein sollte.

Wie das gehen soll? Einerseits durch sportlichen Erfolg, aber auch, indem Prince Boateng abseits des Platzes in der Stadt präsent ist und den Klub vertritt – auf Jugendplätzen, Kleinfeldturnieren oder sozialen Events.

Prince Boateng hatte aufgrund der intensiven Saisonvorbereitung keine Zeit, ein längeres Gespräch für diese Geschichte zu führen, trotzdem hat er auf Fragen exklusiv Auskunft gegeben.
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Zur Frage, was eine Berliner Mentalität ausmacht, sagt er: „Berliner sind Chamäleons, wir können uns überall anpassen, ob in der High-Society oder dem Straßenleben; im Wedding habe ich das gelernt, das hat mir auch während meiner Karriere geholfen, dass ich mich in jedem Land, in jeder Kultur ganz schnell zu Hause gefühlt habe und mit den Menschen klar gekommen bin.“

Boatengs früherer Trainer und Mentor Dirk Kunert ist noch immer am Telefon und besorgt, weil er „auf gar keinen Fall“ will, dass seine Boateng-Geschichte falsch verstanden wird; ohne den Einblick in „den ehrlichen, graden Charakter Kevins“. Kunert, der selbst ein genialer Fußballer war und zurzeit Carl Zeiss Jena trainiert, würde nie etwas auf Boateng kommen lassen. Er weiß aber auch, wie wichtig für Boateng Bezugspersonen waren, denen er vertrauen konnte und die Klartext mit ihm gesprochen haben.

Damals im Jahr 2004 nimmt sich Kunert den Spieler nach dessen durchzechter Nacht und seinem Zuspätkommen im Hotel vor. Er sagt ihm, er rede jetzt nicht als Trainer zu ihm, sondern als Freund; er macht ihm deutlich, dass er mit dieser Aktion jedes Vertrauen missbraucht habe, obwohl Kunert ihn immer verteidigt hat; er fühle sich verarscht. Boateng schluchzt, heult, entschuldigt sich mehrfach.

Am nächsten Tag ist er in diesem Hinspiel gegen den VfB Stuttgart mit Abstand der Beste auf dem Platz; aber am Ende scheidet man im Rückspiel nach zwei Unentschieden im Elfmeterschießen unglücklich aus. Ein Jahr zuvor ist Dirk Kunert mit Prince Boateng noch Deutscher Meister geworden, dieses Mal, mit Prince und dem ein Jahr jüngeren Jerome im Team, klappt es nicht.

Das Wedding-Gen, eine Härte durch Herkunft gegen sich und andere, kann auch hinderlich sein, etwa, wenn Kritik stets persönlich genommen wird. Wut, Aggressionen und ein Minderwertigkeitskomplex, der durch Fußball und aufgesetzte Arroganz kaschiert wurde, haben Prince Boateng wohl viele Jahre begleitet. Sein Halbbruder hatte da mehr Betreuung: Als der Vater sich auch von der zweiten Frau, der Mutter von Jerome trennt, wird auch Jerome immer aggressiver. Sie schickt Jerome in eine Spieltherapie, die Kindern hilft, Ängste, Stress, Traumata zu überwinden, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. „Das hat gut funktioniert“, hat Jerome Boateng dem Sport-Journalisten Michael Horeni 2011 gesagt, der ein Buch über die Boatengs geschrieben hat.

Prince Boateng debütiert 2005 mit 18 Jahren in Herthas Bundesliga-Team. Als er mit 20 Jahren für 7,9 Millionen Euro nach Tottenham geht, ist er in der Boulevardpresse schon der „Bad Boy“, weil er nicht nur genial Fußball spielt, sondern mit seiner Clique lautstark um die Häuser zieht, wegen Sachbeschädigung vor Gericht muss. Später wird er zum „Staatsfeind“, weil er Michael Ballack so schwer foult, dass der Kapitän der Nationalmannschaft bei der WM 2010 ausfällt.

Hertha BSC wird zweimal Deutscher Meister – 1930 und 1931. Seit Gründung der Bundesliga 1963 wartet der Klub auf einen Titel. Lars Windhorst, der umstrittene Investor des Vereins, hat mit seinem Label vom „Big City Club“ das ausgesprochen, was der Verein eigentlich von sich selbst erwartete; Windhorst meinte, hat er im Januar erläutert, dass Hertha der Klub der größten deutschen Stadt sei und Berlin eine weltweite Marke; „eine tolle Bühne also“, um sich als Verein „positiv und international“ zu entwickeln.

Prince Boateng hat es bei seiner Ankunft anders ausgedrückt. Berlin sei „ein Magnet“, nur eben nicht im Fußball. Das wolle er ändern.

Radikal verändern wollen den Klub auch die neuen Verantwortlichen um Sportgeschäftsführer Fredi Bobic und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Carsten Schmidt, der zuvor bei Sky Deutschland Verantwortung trug. Beide krempeln die Strukturen des Klubs in einem Maße um, wie es bisher nie geschah. Zahlreiche Vertraute nehmen wichtige Positionen im Verein ein.

Der Boateng-Transfer ist ein wichtiger Baustein, um den gesamten Verein mitzunehmen, um eine Mentalität zu verankern, die nicht nur die Mannschaft auszeichnet, sondern das gesamte Unternehmen Hertha BSC motivieren soll. Bobic sagt: „Prince hat nochmal einen Sprung in seiner Persönlichkeit gemacht. Für das Gemeinschaftsgefühl ist er ein unheimlich wichtiger Transfer.“

Ein Bereich ist Bobic und Schmidt besonders wichtig: Das Nachwuchsleistungszentrum, in dem einst auch Kevin-Prince und Jerome ausgebildet wurden. Der DFB hat seine Profivereine 2000 verpflichtet, solche Akademien aufzubauen. Seitdem haben bei Hertha nach eigenen Angaben 80 Spieler aus der Akademie in der Bundesliga debütiert, viele bei Pal Dardai. Doch unter dem Strich hat es der Verein zu selten geschafft, diese Spieler zu entwickeln und dauerhaft in die Profimannschaft zu integrieren oder auszuleihen, so dass sie in den Klub zurückkehren können. Die meisten machen woanders Karrieren – oder gar keine.

Fredi Bobic will nun eine Spielphilosophie von den Männern bis hinunter zu den jüngsten Mannschaften im Kleinfeldbereich etablieren. Schmidt und Bobic sprechen viel von Identifikation und Mentalität, dabei spielt die Stadt eine wichtige Rolle. Schmidt fordert: „Neue Spieler müssen begreifen, dass diese Stadt eine besondere ist.“ Man wolle nur Spieler, die „eine Widerspenstigkeit haben“. Im vereinsinternen Podcast „Hertha OnAir“ führte er Details aus, die Hinweise geben, was falsch lief mit jungen oder vereinsfremden Spielern: Man wolle sich früher mit Spielern beschäftigen, „viele wurden überwiegend allein gelassen“.

Bobic findet, dass „Mentalität immer öfter Qualität schlägt“. Doch gerade an Mentalität hat es Hertha häufig nicht nur auf dem Platz gefehlt.

Beim Bundesliga-Start 1963 war Hertha dabei, doch die wenigen Erfolge bis Ende der Siebzigerjahre – dreimal wurde man Dritter, einmal Vizemeister, spielte im Uefa-Cup-Halbfinale – sind durch Skandale überschattet, an denen Hertha beteiligt war: 1965 Zwangsabstieg wegen Zahlung von verbotenen Handgeldern und schwarzen Kassen, 1970/71 waren Hertha-Spieler bestechlich und an Spielmanipulationen beteiligt. Von 1980 bis 1997 spielte Hertha bis auf zwei Spielzeiten nicht in der höchsten Spielklasse.

In der Saison 1996/97 treffen sich erstmals die Wege von Hertha und Prince. Als Zehnjähriger kommt er in den Verein, die Profis sind da gerade knapp dem Abstieg aus der zweiten Liga entronnen; im letzten Spiel reichte ein 0:0 gegen Wattenscheid, weil deren Stürmer Michael Preetz das Tor nicht traf; er wechselt zur Hertha; man steigt auf; Preetz wird später Manager und Nachfolger von Dieter Hoeneß, der ihm das Amt nie zutraute.

Es gibt Erfolge, Siege, große Spiele, aber auch Schulden, Pleiten und selbstverschuldete Pannen. Zwei Jahre nach dem Aufstieg spielt man Champions League, danach im Uefa-Cup, schließlich wechselt man seit der Saison 2001/2002 bis heute 17 Mal den Trainer.

Kevin-Prince Boateng wird mit 15 Jahren Jugendnationalspieler, durchläuft alle DFB-Teams, gewinnt zweimal die begehrte Fritz-Walter-Medaille für außergewöhnliche Leistungen. Bald schon sitzt Dirk Kunert öfter mit Boatengs Eltern und Dieter Hoeneß, dem mächtigen Hertha-Manager, zusammen; Vereine aus ganz Europa wollen ihn verpflichten. Die besprochenen Summen verschlagen Kunert heute noch den Atem.

Er sagt: „Wenn plötzlich so viel Geld im Spiel ist, ist es für jeden jungen Spieler schwierig, auf dem Boden zu bleiben, wenn er neben dem Fußball zu wenig Halt hat.“

Auch im Hertha-Profikader zeigt Boateng ab 2005 gute Leistungen – auf dem Spielfeld. Ansonsten macht er mit anderen oft die Stadt unsicher und schürt mit seinem Verhalten böses Blut in der Kabine. Ein ehemaliger Mitspieler sagt, dass „die schlimmsten Geschichten nie öffentlich wurden“ und dass Boateng „ein sehr ungesundes Selbstbewusstsein entwickelte“. Seine bekanntesten Mitspieler heißen Fredi Bobic, Pal Dardai, Arne Friedrich und Niko Kovac. Als Tottenham Hertha das Millionen-Angebot macht, verkauft der Klub sein größtes Talent – und bald darauf auch Bruder Jerome, der immer zu Prince aufschaute, zum HSV.

2019 sagt Prince Boateng dem Sportsender Dazn, dass es besser gewesen wäre, er wäre bei Hertha geblieben. Seine Erkenntnis über diese Zeit: „Kicken können viele, aber letztlich entscheidet nur der Kopf. Bei mir ist der Kopf leider zu spät angesprungen.“ Im „Socrates“, einem Fußball-Magazin, sagt Boateng Mitte 2020: „Ich hatte nicht die beste Führung damals.“ Er sei „fußballerisch arrogant gewesen“ zu denen, die nicht so gut waren. Es sei schwierig für ihn gewesen, Rat von Älteren anzunehmen, „das war bescheuert von mir“. Heute möchte er jungen Spielern helfen, sei derjenige, „der die nervt mit guten Ratschlägen“.

In Deutschland fliegt Boateng aus der U21-Nationalmannschaft nach einem nächtlichen Ausflug – im Team, das ohne ihn Europameister wird, spielen neben Bruder Jerome etwa Sami Khedira, Mats Hummels, Mesut Özil. Nach dem Rausschmiss entscheidet er sich, für Ghana Fußball zu spielen.

Nach Tottenham kommt Boateng mit seiner schwangeren Freundin, er spielt drei Monate gar nicht; die Fans, viele selbst aus schwierigen sozialen Milieus, hinterfragen sein „Ghetto-Image“, das er gerne zelebriert – sie fahren nach Berlin, drehen ein Video vom Fußball-Käfig in der Triftstraße an der Panke und schreiben: „What a nice Ghetto“. Dort ist es grün, und der Käfig hat sogar ein Netz als Dach.

In Tottenham ist Boateng auch ohne zu spielen reich und gelangweilt, die Freundin zieht wieder nach Berlin, wo sie das Kind bekommt; er ist allein, hat niemandem, dem er vertraut. Fortan macht er nur noch Party, geht shoppen, bricht den Kontakt zur Familie ab.

In den vielen Städten und Vereinen, in denen er spielt, hinterlässt er Geschichten, von denen jede einzelne ein dickes Buch füllen würde, doch einer breiteren Öffentlichkeit bleibt vor allem das Ballack-Foul im Gedächtnis. Es geschieht am 15. Mai 2010 im englischen Ligapokal-Finale, als Boateng für Portsmouth gegen Chelsea antritt.

Die ARD sendet nach dem Spiel und der Verletzung Ballacks vor der anstehenden WM in Südafrika einen Brennpunkt, im Internet wird Boateng schlimmstmöglich rassistisch beleidigt. Franz Josef Wagner schreibt in „Bild“: „Immer sind es die Arschlöcher, die alles kaputt machen. Und ein Arschloch hat ihm seinen Traum kaputt gemacht. Ein drittklassiger Fußballspieler.“

Dem Tagesspiegel sagt er heute: „Wedding bedeutet, ein Kämpferherz zu haben; ich habe das Wedding Gen in mir, das mich immer ans Limit geführt hat. Wenn es mal schwierig wurde, nicht nur im Fußball, habe ich nie aufgegeben.“

Er spielt für Ghana eine herausragende WM und kommt zum AC Mailand. Er zelebriert dort seinen besten Fußball zusammen mit einigen der besten Fußballer der Welt, erobert sich einen Stammplatz und wird Liebling der Fans. Irgendwann 2013 wird er in einem Stadion bei einem Testspiel rassistisch beleidigt und verlässt mit dem Team das Spielfeld. Ein paar Monate später darf er im Saal XIV des Genfer Palais des Nations, Sitz der Vereinten Nationen, eine Rede zum internationalen Tag gegen Rassismus halten.

Doch fernab der Heimat gibt es auch in Mailand eine echte Wedding-Geschichte, die etwas über Herkunft, Persönlichkeit und Beziehungsarbeit aussagt: Sein Grundschullehrer ist großer Michael-Jackson-Fan. Jedes Jahr veranstaltet er einen Jackson-Wettbewerb in der Schule, bei dem der Moonwalk aufgeführt wird. Kevin, sagt der Lehrer im Horeni-Buch, habe den Moonwalk am besten gekonnt. „Es war toll, es war ganz klar, dass er Michael Jackson war.“

Als Boateng 2011 mit Mailand Meister wird, tanzt er vor 80 000 Zuschauern in perfekter Michael-Jackson-Verkleidung den Moonwalk, den schwarzen Hut so tief im Gesicht, dass ihn erst niemand erkennt. Am Ende reißt er ihn sich ab, die Massen jubeln, und die Weltstars aus seiner Mannschaft feiern ihn ungläubig und ausgelassen.

Hertha kämpfte zu jener Zeit mal wieder um den Aufstieg in die Bundesliga und um Reputation. Manager Preetz bangte, nach zwei Abstiegen, um seinen Job. Dieter Hoeneß wollte Hertha Internationalität verleihen, was er schaffte, aber nur mit sehr vielen Schulden und großmäuligen Auftreten. Michael Preetz machte Hertha, wenn auch aus guter Absicht und Sparzwang, klein; es fiel ihm schwer, Kritik anzunehmen oder strategisch kluge Entscheidungen zu fällen.

Das letzte Mal, dass Hertha BSC eine nachhaltige Strategie für Nachwuchs und Profis entwickeln wollte, war 2008 unter Trainer Lucien Favre. „Vorher gab es so etwas nie, Hertha war eher grundsätzlich überfordert im Umgang mit jungen, schwierigen Spielern“, sagt der ehemalige Hertha-Jugendtrainer und Jugend-Scout Wolfgang Damm, der bis 2011 für die Akademie arbeitete.

Heute sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic: „Ich mag Typen, die richtig kompliziert sind.“

Favre wollte diese zuweilen schwierige Mentalität der jungen Berliner Kicker, den „Berliner Touch“, wie er dazu sagte, strategisch nutzen. Wolfgang Damm schrieb für Favre ein Konzept, „um diese Mentalität von unten bis zu den Profis und auf Favres Vorstellungen von Fußball angepasst zu etablieren“. Es ist ein Plan, wie ihn Bobic jetzt initiiert hat. Mit Favres Entlassung 2009 endete alles, bevor es begann. Im Rückblick sagt Damm, dass es trotz der Eskapaden von Boateng und anderen „immer zu wenig Respekt des Vereins gegenüber den Jugendspielern gegeben hat“.
Langer Weg bis zur Persönlichkeit, die er immer sein wollte. © dpa / Jens Kalaene

Prince Boateng hat in seiner Mailänder Zeit einmal gesagt, dass er als Persönlichkeit wahrgenommen werden wollte. „Aber mir war nicht klar, wie ich das schaffe.“ Die Sportschau fand offenbar, dass er mittlerweile Persönlichkeit habe und diese der ARD gut zu Gesicht stehen würde, sie verpflichtete ihn als Experte zur Fußball-EM.

Jetzt ist er im Team und darüber hinaus bereits der Leader, den Hertha sich wünscht. Er redet mit den vielen jungen Spielern, er schart die Älteren um sich, und er ist, wie einer von Hertha sagt, der ihn noch von früher kennt, „ein anderer Mensch: humorvoll, offen, entspannt“.
Der Anführer - auf dem Platz und auch darüber hinaus, das soll Prince Boateng für Hertha sein. © Getty Images / Matthias Kern

Man sieht ihm an, dass er sich wohl fühlt, er selbst, der mittlerweile zwei gescheiterte Ehen hinter sich hat, sagt im Tagesspiegel: „Ich habe vor sechs Jahren angefangen davon zu träumen, meine Karriere in Berlin zu Ende zu bringen, dieser Traum geht gerade in Erfüllung, ich lebe in meinem Traum. Mehr Glücksgefühle hatte ich nur, als meine Kinder geboren sind.“

Vor einem Jahr, mitten in der Corona-Krise, haben sich Prince und Jerome eine knappe Stunde live auf Instagram unterhalten; schon damals versuchte Prince den Halbbruder zu überreden, gemeinsam für Hertha zu spielen; Jerome wiegelte diplomatisch ab. Das Gespräch zeigte aber, wie nahe sich beide Brüder offenbar stehen.

Ob es auf dem Platz sportlich reicht, ist ungewiss. Man wird sehen, ob der Körper nach 16 Jahren Profifußball mitspielt. Dieses Risiko kennen alle. Carsten Schmidt sagt: „Erstmal schauen wir mindestens dieses Jahr, und dann schauen wir, was wir tun.“ Es darf als wahrscheinlich gelten, dass der Verein Prince Boateng dauerhaft halten will, nicht nur fürs Fußballspielen, sondern um als Identifikationsfigur in den Verein und in die Stadt zu wirken – egal, mit welchem Job-Profil.

Im Gespräch mit Hertha-TV hat Boateng seine Mission verraten; der Satz ist etwas umständlich formuliert, drückt aber die ganze unerfüllte Sehnsucht jener aus, die es mit Hertha und der Stadt halten. Berlin, sagt er, verdiene einen Klub, „der die Verantwortung übernimmt, die Kraft der gesamten Stadt zum Erfolg zu führen“.

Aufgrund der Saisonvorbereitung war es nicht möglich, länger und nur zu Zweit mit Prince Boateng zu sprechen, dennoch hat er sich Zeit genommen, auf wenige Fragen exklusiv für den Tagesspiegel zu antworten. Das hat vor allem Hertha-Pressesprecher Max Jung ermöglicht. Viele Gesprächspartner, die früher bei Hertha waren oder immer noch sind, wollten nicht in dem Text auftauchen.

Der Autor verfolgt Hertha BSC beruflich seit 1990, als er beim „Berliner Volksblatt“ für Hertha zuständig war; später, im Tagesspiegel, leitete der Autor einige Jahre die Sportredaktion; damals bekam er fast täglich Anrufe von Dieter Hoeneß, der gerne diskutieren oder sich über Texte beschweren wollte. Als Reporter hat der Autor größere Porträts über Werner Gegenbauer und Michael Preetz geschrieben. Privat geht er seit seinem 14. Lebensjahr regelmäßig zu Hertha ins Stadion, das erste Mal allerdings war mit 10 Jahren 1979 beim Halbfinale im Uefa-Cup gegen Roter Stern Belgrad.
Mitgeholfen, diese Geschichte zu recherchieren und aufzubereiten, haben Sebastian Schlichting, André Görke, Patrick Wendt, Justus Lehmann, Lars Spannagel, Maris Hubschmid und Anke Dessin.
Und ich werde immer dabei bleiben: wenn es eine Personalie gibt, die ich im letzten Jahrzehnt richtig bedauert habe und die mir immer noch sentimental nachgeht, dann die, das wir damals finanziell nicht in der Lage waren, ihn zu halten. Das wäre hochriskant gewesen, denn zu dem Zeitpunkt standen ja noch einige Schritte bevor, bis aus der Brausebirne nen wertvoller Kicker wurde. Aber das Risiko wäre ich gerne eingegangen, denn wenn es funktioniert hätte, hätten wir da ne richtige Granate gehabt, die uns extrem hätte helfen können.
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Hoellenvaart
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Will denn keiner über Hertha reden?

Beitrag von Hoellenvaart »

unfassbar stark mit dem Prinzen.

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bin schon gespannt, wann der bescheid über schenkungsteuer für die millionen vom windigen Horst in den briefkasten der Hertha flattert. von "investitionen" kann schließlich keine rede sein.

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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von erpie »

Hm, schon ein Verlust, aber sehr Verletzungsanfällig. Auf Dauer aber ersetzbar.
Noch mehr Geld bringt der Transfer von Matheus Cunha ein, der am Mittwoch perfekt gemacht wurde. Der 22 Jahre alte Offensivspieler erhält beim Spanischen Meister Atlético Madrid einen Fünfjahresvertrag bis 2026. Dem Vernehmen nach kassiert Hertha rund 30 Millionen Euro. Es ist die höchste Einnahme, die Hertha mit einem Spielertransfer je realisiert hat.
https://www.tagesspiegel.de/sport/cunha ... 48640.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
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Gruß
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Re: Will denn keiner über Hertha reden?

Beitrag von McGi87 »

Hoellenvaart hat geschrieben: Samstag 21. August 2021, 23:40
bin schon gespannt, wann der bescheid über schenkungsteuer für die millionen vom windigen Horst in den briefkasten der Hertha flattert. von "investitionen" kann schließlich keine rede sein.

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Jo, das wäre natürlich möglich :smile: :smile:

...denke, aber dass die Anfechtung nebst Rückforderung der Zahlungen vom Insolvenzverwalter des "Windhorst-Imperiums" deutlich schneller bei Hertha eintreffen wird....
1.Liga: Müller (Ulle) - GRIMALDO, Henrichs, Pacho (Diogo Leite, Finkgräfe) - Wirtz, Brandt, Sabitzer, FÜHRICH (Ngoumou) - OPENDA, Höler, UNDAV

2.Liga: Pauli- Leistner, Kleine-Bekel, Hoffmann (DIETZ)- Appelkamp, Stindl, HOLTBY, HARTEL (Schaub)- Glatzel, Terodde, KARAMAN (Ansah)

3.Liga: Verl- FABER, Nietfeld, May (Diekmeier)- Sontheimer, CHESSA, Biankadi, Hauptmann (Vrenezi, Allgaier, Pellegrino)- KUTSCHKE, Klos, Ganaus (Bamba)
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

"Die Realität und die Wünsche - das ist bei Hertha so weit auseinander."

https://www.kicker.de/dardai-ich-haenge ... 65/artikel

Fühle mich gerade komplett bestätigt: Dieser Trainer passt 0 zur aktuellen Berliner Führungsriege. Die Hertha hat Dárdai mehr aus Verzweiflung installiert, als aus echter Überzeugung. Und nun scharren Schmidt und Fredi mit den Hufen.
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Pak-Do-Ik »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Sonntag 29. August 2021, 15:50 "Die Realität und die Wünsche - das ist bei Hertha so weit auseinander."

https://www.kicker.de/dardai-ich-haenge ... 65/artikel

Fühle mich gerade komplett bestätigt: Dieser Trainer passt 0 zur aktuellen Berliner Führungsriege. Die Hertha hat Dárdai mehr aus Verzweiflung installiert, als aus echter Überzeugung. Und nun scharren Schmidt und Fredi mit den Hufen.
Wo Pal recht hat, hat er recht !
Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.
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erpie
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von erpie »

Hm...
Lukebakio wechselt von Hertha nach Wolfsburg
https://www.kicker.de/lukebakio-wechsel ... 58/artikel
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
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Gruß
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Keine Ahnung, was das soll. Wahrscheinlich denken sie, dass sie für die CL ein Mehr an Menschenmaterial brauchen.

Ich hätte es gerne gesehen, wenn Marmoush (endlich) seine Chance bekommen hätte. Stattdessen wird der nach Spätzletown weiterverschoben :roll:
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Sandro_1956
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Sandro_1956 »

Das war jetzt die dritte Transferperiode, die Hertha aus meiner Sicht verschlafen hat. Ein Spieler, der Kampfgeist zeigt und die Ärmel hochkrempeln kann, war ja nicht dabei.
Boateng scheint jedenfalls so einzuschlagen, wie vorher Khedira. Vielleicht ist aber auch das Geld alle.
Herthaner was sagt ihr dazu. Im Herthaforum "Alte Dame" macht sich jedenfalls schon Panik breit.
Ich gehe nicht zum Fußball. Ich gehe zu Union.
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*Dropkick*
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von *Dropkick* »

Sandro_1956 hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 11:47 Das war jetzt die dritte Transferperiode, die Hertha aus meiner Sicht verschlafen hat. Ein Spieler, der Kampfgeist zeigt und die Ärmel hochkrempeln kann, war ja nicht dabei.
Boateng scheint jedenfalls so einzuschlagen, wie vorher Khedira. Vielleicht ist aber auch das Geld alle.
Herthaner was sagt ihr dazu. Im Herthaforum "Alte Dame" macht sich jedenfalls schon Panik breit.
Die Panik ist sowas von berechtigt. Sämtliche Scorer der letzten Saison verramscht und bis auf Serdar und den Prince nur Perspektivspieler geholt, für die man eine Fantasie wie Käpt'n Blaubär benötigt. In der Truppe fehlt es an Führung und Hierarchie haben die Verantwortlichen und Experten gekreischt. Und dann das? Alles andere als der Abstieg wäre für mich eine Sensation. Herzlichen Glückwunsch zur Stadtmeisterschaft, Sandro.

Zum Glück fängt nächste Woche die NFL Saison an.
"Was denkst Du Dir? Geh weg, tschüss, verpiss Dich..! " :mrgreen:
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robika
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von robika »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Sonntag 29. August 2021, 15:50 "Die Realität und die Wünsche - das ist bei Hertha so weit auseinander."

https://www.kicker.de/dardai-ich-haenge ... 65/artikel

Fühle mich gerade komplett bestätigt: Dieser Trainer passt 0 zur aktuellen Berliner Führungsriege. Die Hertha hat Dárdai mehr aus Verzweiflung installiert, als aus echter Überzeugung. Und nun scharren Schmidt und Fredi mit den Hufen.
Das ist furchtbar und entlarvend, wenn solche Sprüche in der Öffentlichkeit fallen. Welche Glaubwürdigkeit soll er vor der Mannschaft haben? V.a. wenn er seine Rolle selbst zur Verfügung stellt?
McGi87
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von McGi87 »

Die Hertha wirkt derzeit so ein bißchen wie unsere damals nachdem die Kühne-Kohle kam und Beiersdorfer als Heilsbringer installiert wurde. Bei Hertha soll die Rolle offenbar von Bobic ausgefüllt werden, Wünsche der Hertha jedenfalls erstmal einen anderen Verlauf als bei uns!

Klar dürfte nach Dardai's Aussagen sein, dass sie ihn eigentlich nicht wollen, stattdessen auf jemand anderes warten: m.E. ist deren Wunschtrainer derzeit noch in Monaco beschäftigt.

Für Niko Kovac könnte ein Wechsel sogar Sinn machen, da sein Standing beim Fürsten nicht das beste sein dürfte: Erst CL versemmelt und dazu hat er Nübel geholt, der sich dort die Dinger selbst reinlegt...die werden sich wahrscheinlich auch langsam fragen, was dieser Torwart sonst so hauptberuflich macht??

Denke, auf Sicht wird der Wechsel von Monte Carlo nach Berlin vollzogen werden!
1.Liga: Müller (Ulle) - GRIMALDO, Henrichs, Pacho (Diogo Leite, Finkgräfe) - Wirtz, Brandt, Sabitzer, FÜHRICH (Ngoumou) - OPENDA, Höler, UNDAV

2.Liga: Pauli- Leistner, Kleine-Bekel, Hoffmann (DIETZ)- Appelkamp, Stindl, HOLTBY, HARTEL (Schaub)- Glatzel, Terodde, KARAMAN (Ansah)

3.Liga: Verl- FABER, Nietfeld, May (Diekmeier)- Sontheimer, CHESSA, Biankadi, Hauptmann (Vrenezi, Allgaier, Pellegrino)- KUTSCHKE, Klos, Ganaus (Bamba)
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Sandro_1956
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Sandro_1956 »

*Dropkick* hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 12:44
Sandro_1956 hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 11:47 Das war jetzt die dritte Transferperiode, die Hertha aus meiner Sicht verschlafen hat. Ein Spieler, der Kampfgeist zeigt und die Ärmel hochkrempeln kann, war ja nicht dabei.
Boateng scheint jedenfalls so einzuschlagen, wie vorher Khedira. Vielleicht ist aber auch das Geld alle.
Herthaner was sagt ihr dazu. Im Herthaforum "Alte Dame" macht sich jedenfalls schon Panik breit.
Die Panik ist sowas von berechtigt. Sämtliche Scorer der letzten Saison verramscht und bis auf Serdar und den Prince nur Perspektivspieler geholt, für die man eine Fantasie wie Käpt'n Blaubär benötigt. In der Truppe fehlt es an Führung und Hierarchie haben die Verantwortlichen und Experten gekreischt. Und dann das? Alles andere als der Abstieg wäre für mich eine Sensation. Herzlichen Glückwunsch zur Stadtmeisterschaft, Sandro.

Zum Glück fängt nächste Woche die NFL Saison an.
Die Stadtmeisterschaft ist ja nochmal ein ganz anderer Schuh, wobei wir wohl das erste Mal seit 1966 in einem Derby Favorit sein werden.
Ich habe eben einen Artikel über eure Finanzen gelesen. Der hat zwar ein bisschen viel "Fahradkette" in seinen Formulierungen. Solche Gedanken hatte ich aber auch.

https://www.sport.de/news/ne4611183/ent ... s-stemmen/
Ich gehe nicht zum Fußball. Ich gehe zu Union.
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von bolz_platz_kind »

Ich habe keine Lust mehr über das Big-City-Model zu reden.
Wer in 4 Jahren mit einer Investition von knapp 400 Millionen keine Charakter-Achse auf und neben dem Platz bilden kann, hat für mich den Schuss nicht mehr gehört ... und sei es nur der Berliner.

Bobic, ick hör dir trapsen. Vielleicht bekommst Du es mit weniger Kohle hin, einen vernünftigen, bundesligatauglichen Kader aufs Grün des Olympiastadion zu schicken. Wenn nicht, dann nicht. Ist mir wurscht.
Momentan - so ist es mir zu Ohr gekommen - ernten gerade an diesem Ort die "Eisernen" die internationalen Früchte ihrer harten Arbeit.


MfG
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von *Dropkick* »

Sandro_1956 hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 16:26
*Dropkick* hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 12:44
Sandro_1956 hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 11:47 Das war jetzt die dritte Transferperiode, die Hertha aus meiner Sicht verschlafen hat. Ein Spieler, der Kampfgeist zeigt und die Ärmel hochkrempeln kann, war ja nicht dabei.
Boateng scheint jedenfalls so einzuschlagen, wie vorher Khedira. Vielleicht ist aber auch das Geld alle.
Herthaner was sagt ihr dazu. Im Herthaforum "Alte Dame" macht sich jedenfalls schon Panik breit.
Die Panik ist sowas von berechtigt. Sämtliche Scorer der letzten Saison verramscht und bis auf Serdar und den Prince nur Perspektivspieler geholt, für die man eine Fantasie wie Käpt'n Blaubär benötigt. In der Truppe fehlt es an Führung und Hierarchie haben die Verantwortlichen und Experten gekreischt. Und dann das? Alles andere als der Abstieg wäre für mich eine Sensation. Herzlichen Glückwunsch zur Stadtmeisterschaft, Sandro.

Zum Glück fängt nächste Woche die NFL Saison an.
Die Stadtmeisterschaft ist ja nochmal ein ganz anderer Schuh, wobei wir wohl das erste Mal seit 1966 in einem Derby Favorit sein werden.
Ich habe eben einen Artikel über eure Finanzen gelesen. Der hat zwar ein bisschen viel "Fahradkette" in seinen Formulierungen. Solche Gedanken hatte ich aber auch.

https://www.sport.de/news/ne4611183/ent ... s-stemmen/
Was die Finanzen betrifft, ist das doch nur Ratespiel. Auf der Jahreshauptversammlung muss sich Schiller eh nackig machen. Bis dahin bin ich enrspannt.

Was mich immer noch irritiert ist die Kaderplanung. Ich hab grad mal einen Aufstellungcheck gemacht und festgestellt, dass wir mit genau 2! Aussenbahnspielern, die irgendwo zwischen unterem Bundesliga-und gehobenen Zweitliganiveau einzuordnen sind antreten. Der einzige Ersatzmann hat es letzte Saison auf die Tribüne eines Zweitligavereins gebracht. Die Baustelle ist seit Jahren bekannt und Fredis Lösung ist, mit Dodi und Dilrosun zwei Aussen zu verhökern. Das wird eine lustige Saison.
"Was denkst Du Dir? Geh weg, tschüss, verpiss Dich..! " :mrgreen:
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von Meikinho »

*Dropkick* hat geschrieben: Donnerstag 2. September 2021, 11:05 Was mich immer noch irritiert ist die Kaderplanung. Ich hab grad mal einen Aufstellungcheck gemacht und festgestellt, dass wir mit genau 2! Aussenbahnspielern, die irgendwo zwischen unterem Bundesliga-und gehobenen Zweitliganiveau einzuordnen sind antreten. Der einzige Ersatzmann hat es letzte Saison auf die Tribüne eines Zweitligavereins gebracht. Die Baustelle ist seit Jahren bekannt und Fredis Lösung ist, mit Dodi und Dilrosun zwei Aussen zu verhökern. Das wird eine lustige Saison.
Ich erinnere mich noch daran als ihr Pantelic verhökert und die Leihe von Voronin nicht verlängert habt. Das war damals der Abstieg.
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Re: Wollen wir jetzt mal über Hertha reden?

Beitrag von *Dropkick* »

Meikinho hat geschrieben: Donnerstag 2. September 2021, 11:10
*Dropkick* hat geschrieben: Donnerstag 2. September 2021, 11:05 Was mich immer noch irritiert ist die Kaderplanung. Ich hab grad mal einen Aufstellungcheck gemacht und festgestellt, dass wir mit genau 2! Aussenbahnspielern, die irgendwo zwischen unterem Bundesliga-und gehobenen Zweitliganiveau einzuordnen sind antreten. Der einzige Ersatzmann hat es letzte Saison auf die Tribüne eines Zweitligavereins gebracht. Die Baustelle ist seit Jahren bekannt und Fredis Lösung ist, mit Dodi und Dilrosun zwei Aussen zu verhökern. Das wird eine lustige Saison.
Ich erinnere mich noch daran als ihr Pantelic verhökert und die Leihe von Voronin nicht verlängert habt. Das war damals der Abstieg.
Du hast Simunic vergessen. Und wie damals Favre, ist diesmal Pal die ärmsten Sau.
Wobei er sich die erbärmliche Jenserei nach dem Bayern Spiel hätte kneifen sollen.
"Was denkst Du Dir? Geh weg, tschüss, verpiss Dich..! " :mrgreen: