Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

jeck3108
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von jeck3108 »

Atlan hat geschrieben: Dienstag 3. September 2019, 21:34
Jetzt sprichst du von mir persönlich...
Kennst du mich? Weißt du, was ich beruflich mache? Weißt du, wie meine Vertragsgespräche von mir geführt wurden?

Ich meinte es allgemein, nicht auf dich persönlich bezogen.
Okay, da oben steht: Du sagst das so mal ...
Da konntest du es natürlich persönlich nehmen. Aber bestreitest du, dass viele bei ihren Vertragsgesprächen eher froh sind, wenn sie die Arbeitsstelle bekommen? Natürlich muss im Vertrag die Rechtslage berücksichtigt werden. Was ja auch bei den Verträgen der Spieler der Fall ist.
Und von wem spreche ich, gleich am Anfang hingewiesen noch irgendwo mit dem Hinweis, das es für einen Spieler am Anfang der Karriere anders aussieht: vom soliden, gestandenen BL-Kicker. Und jetzt willst Du mir erzählen, der hätte keinen Gestaltungsspielraum, der Verein legt den Vertrag hin und sag: unterschreib, wenn nicht, da draußen stehen 10 Arbeitslose...
wen man nicht mal Leuten in einer absoluten Luxusposition zutraut, das sie ihre Interessen vertreten und diese nicht nur sich auf Gehaltssummen beschränken...
und wie du was in deinem Normalleben regelst, interessiert mich Nüsse. Ich kann mich nur an das halten, was Du hier äußerst. Und ja, da werd ich dann auch mal persönlich, weil da eine Denke durchschimmert, die es nahe legt.
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Atlan
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Atlan »

Okay - kann ich nachvollziehen...
Grün/Weiße Grüße :wave:
Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.
Ebbe the best
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Ebbe the best »

Habe gerade wieder Post für meinen Sohn bekommen,
wenn das DFB Logo oben in der Ecke prangt muß man schon
ein wenig aufpassen das man sich nicht verrückt macht.

Ist aber noch nicht so schwer,
ist ja noch nur U 12 Kreisauswahl,
aber einigen Eltern ist deutlich anzumerken wo sie die Zukunft ihrer Kinder sehen.

Gruß Etb
jeck3108
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von jeck3108 »

Ebbe the best hat geschrieben: Mittwoch 4. September 2019, 09:02 Habe gerade wieder Post für meinen Sohn bekommen,
wenn das DFB Logo oben in der Ecke prangt muß man schon
ein wenig aufpassen das man sich nicht verrückt macht.

Ist aber noch nicht so schwer,
ist ja noch nur U 12 Kreisauswahl,
aber einigen Eltern ist deutlich anzumerken wo sie die Zukunft ihrer Kinder sehen.

Gruß Etb
Und das find ich viel schwieriger. Und wenn JAF oben meinte, Fußballprofi würde er nicht machen, bin ich ziemlich froh, das meine beiden Jungs die Bretter unten an den Beinen von ihrem Vater geerbt haben :D
Ich möchte das als Elternteil nicht managen müssen und die Entscheidungen treffen, die ja für die Jungs das ganz Leben beeinflussen. Klar, Schulbildung kannst Du nachholen, wenn es eben dann nicht reicht und wegen paar Noten in der Schule hab zumindest ich mich sowieso nie wirklich heiß gemacht - da war eher die Mutter hinterher, wunderbar, hatte die den schwarzen Peter :mrgreen: -. Aber egal welchen Sport Du machst: wenn es in die wirkliche Leistungsebene dann rein geht, ist die sorglose Jugend vorbei. Du gewinnst zwar was - auch wenn es nicht für die große Karriere dann reicht -, aber Du zahlst eben auch nen hohen Preis.
Und wenn das dann noch in einer Sportart abläuft, die Dich als Elternteil interessiert oder schlimmer, die Du selbst mal ernsthafter betrieben hast und eine Berufssportler-Karriere in der Sportart möglich ist - also finanziell lukrativ -... bei Tochter war das gar kein Problem, Volleyball interessiert mich nicht, bild mir mir erst gar nicht ein, irgendetwas auch nur im Ansatz zu verstehen und es ist klar, ist maximal ne bessere Hobby-Veranstaltung, alles pipifein.
Und die Jungs hatten zum Glück andere Interessen und Talente, gut so.
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Depp72
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Depp72 »

Licht und Schatten an einem aktuellen Beispiel:
Hamburger Morgenpost hat geschrieben:Da sitzt er nun, der junge Mann, und man merkt ihm vom Scheitel bis zur Sohle an, dass er sich noch fremd fühlt. Wenn Youba Diarra über sich und den FC St. Pauli spricht, teils auf Deutsch, teils auf Französisch, unterstützt von NLZ-Psychologe Michael Schirmer, tut er dies zurückhaltend, schüchtern und leise. Auf dem Platz will der 21-Jährige ein Tick auffälliger agieren, das Potenzial dafür bringt die Leihgabe von RB Salzburg in jedem Fall mit.
[...]
Fünf Klubs seit Januar 2018

Er wird Unterstützung brauchen in Hamburg, soviel ist klar. Der Kiezklub ist bereits der fünfte Verein seit seiner Ankunft in Europa im Januar 2018, für den er die Schuhe schnüren wird: Salzburg, SC Wiener Neustadt, TSV Hartberg, FC Liefering, jetzt St. Pauli – es ist an der Grenze zum Erträglichen, vielleicht sogar schon darüber, wie ein junger Mensch von einem anderen Kontinent, dessen Familie weit weg zu Hause in der Heimat ist, hin und her geschoben wird.

Diarra vermisst seine Familie in Afrika

„Die Familie fehlt mir schon“, erzählt Diarra, der noch je zwei ältere Brüder und Schwestern hat: „Ich bin der Jüngste.“ Vor allem an Tagen, an denen kein Training ist, kommen die Sehnsüchte bei ihm hoch. Was ihm sonst noch abgeht? „Das afrikanische Essen“, sagt er und lacht. Ob in Österreich oder Deutschland, spielt da fast keine Rolle. „Es sind ähnliche Kulturen mit einer ähnlichen Art, Fußball zu spielen“, weiß Diarra.

So schwer die persönliche Lage für ihn auch ist, am Ende ist es für ihn immer noch „ein Traum“, Fußballer geworden zu sein. Seit er sechs Jahre alt war, hat er in Mali in einer Akademie trainiert und gespielt, mit der Salzburg kooperiert. Irgendwann hat irgendwer Videos von Mali nach Österreich geschickt, es folgte ein Probetraining – und der ersehnte Vertrag. Bis zum Sommer 2024 muss er sich keine Sorgen mehr machen, auch der Kreuzbandriss, erlitten im vorigen Oktober, ist kein Thema mehr: „Ich bin wieder fit.“
Malier kannte den Kiezklub nicht

Und zwar für einen Verein, dessen Namen er bis vor kurzem noch nie gehört hatte. „Ich kannte den FC St. Pauli nicht, in Deutschland habe ich immer nur die Erste Liga verfolgt“, gesteht er freimütig. Sein Manager habe ihn angerufen, ein Verein aus der zweiten deutschen Liga suche einen Mittelfeldspieler für die „Sechser“-Position (Diarra: „Ich kann auch auf der Acht oder der Zehn spielen“). Dann habe man eine Woche lang mit St. Pauli gesprochen, „danach ging es los“.
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von rauschberg »

Mal der Weg eines 17jährigen:

https://www.sueddeutsche.de/sport/u19-i ... -1.4591274

Da sieht man, was gefordert wird - von einem 17jährigen!
Und in den Kader, wo er als 17jähriger war, kommt man auch nicht durch Nichtstun.
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Depp72
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Depp72 »

Ergänzend zu rauschbergs Link über Nicolas Kühn
rauschberg hat geschrieben: Montag 9. September 2019, 20:31 https://www.sueddeutsche.de/sport/u19-i ... -1.4591274
ein Zeit-Beitrag:
Die Zeit hat geschrieben:Kurz vor Ende des Jahres 2015 gab Nicolas Kühn in einer Küche im Hamburger Westen das erste Interview seiner Karriere. Er hatte einen Teil der Weihnachtstage bei seinem Vater verbracht und sein 16. Geburtstag stand an. Sein Geburtsdatum, der 1. Januar 2000, hat ihm den Beinamen Millennium-Kid eingebracht. Die Bild-Zeitung nannte ihn "Superbubi", seitdem er im Sommer aus dem Leistungszentrum von Hannover 96 auf den brandneuen Campus von RB Leipzig gewechselt war, der damals als wegweisend für die deutsche Nachwuchsarbeit galt.

Knapp vier Jahre später wird wieder über Kühn berichtet. Am Freitag wird er in Hamburg mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester U19-Spieler Deutschlands ausgezeichnet. "Es freut mich sehr, da es die höchste Anerkennung ist, die in Deutschland einem Talent verliehen wird", sagt Kühn zu ZEIT ONLINE. "Seit der U15 war ich immer Teil der Juniorennationalmannschaften und die Verantwortlichen beim DFB kennen meine Fähigkeiten und meine Persönlichkeit genau."

Doch Kühn spielt inzwischen im Ausland. Weil er mit dem, was er kann, in Deutschland irgendwann nicht mehr weiterkam. Vor eineinhalb Jahren wechselte er von Leipzig nach Ajax Amsterdam, wo er für die zweite Mannschaft, die Jong Ajax heißt, aufläuft. In der Vorsaison verfolgte er den Triumphzug der nur wenig älteren Frenkie de Jong und Matthijs de Ligt durch die Champions League aus nächster Nähe. "Während der Gruppenphase haben wir parallel mit der U19 in der Youth League gespielt, sodass wir auch bei den Auswärtsspielen dabei waren."
Statement gegen die eigene Nachwuchsarbeit

Auch der zweite Gewinner der Fritz-Walter-Medaille beim männlichen Nachwuchs kommt in diesem Jahr nicht aus einem deutschen Leistungszentrum. Der U17-Spieler Karim Adeyemi ist aktuell von RB Salzburg an sein Ausbildungsteam Liefering ausgeliehen. Die Entscheidung der Jury wirkt wie ein Statement gegen die eigene Nachwuchsarbeit, wie ein Eingeständnis.

Galt das Nachwuchskonzept des DFB noch vor Kurzem als Nonplusultra in Europa, ist es spätestens nach dem frühen Ausscheiden der Nationalelf bei der WM 2018 in Verruf geraten. Wurde vorher die taktische Reife und das Kombinationsspiel des deutschen Nachwuchses gelobt, heißt es nun, es fehlten der Individualismus und das Durchsetzungsvermögen.

"Wir haben bewusst Spieler nominiert, deren Fähigkeiten in Deutschland zuletzt stark vermisst wurden und die in dieser Ausprägung nur selten zu finden sind", sagt der Cheftrainer der deutschen U-Nationalmannschaften Meikel Schönweitz. "Außerdem haben wir sehr darauf geachtet, dass die Spieler Verantwortung übernommen haben, als es zählte. Dass sie vorangegangen sind und mit ihrer Dynamik sowie ihrem Spielstil den einzelnen Mannschaften guttun."
Inzwischen denkt man in Leipzig anders

Gefragt sind jetzt dynamische Tempodribbler wie Serge Gnabry und Leroy Sané, aber auch Spieler, die auf dem Platz eigenständig entscheiden können, was ihrer Mannschaft guttut. Kühn vereinigt diese Eigenschaften, kann sowohl als Außenstürmer als auch als "10er" eingesetzt werden. Im überorganisierten Ausbildungssystem des DFB konnte er diese Fähigkeiten nicht wie gewünscht weiterentwickeln. Schon gar nicht in Leipzig mit der dortigen Ausrichtung auf das laufintensive Gegenpressing.
[...]

https://www.zeit.de/sport/2019-09/nicol ... r-medaille
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von rauschberg »

Letztlich ja das Gleiche. Worum geht es - sieh dir an, was von einem 17jährigen erwartet wird! Nicht das, was er kann oder am liebsten spielt, sondern das was man ihm vorgibt. Und auch damit musst du dann in dem Alter umgehen können.
Wie viele werfen da schon das Handtuch und sagen: Da hab ich keinen Bock drauf!
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Depp72 »

NDR-Doku aus dem Jahre 2015, die sich lohnt:
https://www.youtube.com/watch?v=3kKzMYn8UDk

Florian Fromlowitz, Tobias Rau und Kevin Pannewitz. Sehr unterschiedlich, aber irgendwie alle sympathisch. Unabhängig vom Geld, abseits der ständig präsenten Medienwelt, aber auch neben den Vorstellungen, die wir uns als Fans von Profis meist machen.

Rau (Paul Breitner einst: ''Der größte Rohdiamant des deutschen Fußballs'') für mich am Ende sehr stimmig und mit dem passendsten Übergang, Fromlowitz sehr sympathisch und geerdet. Vielleicht mit den stärksten Einflüssen von außen durch seine Hannover-Zeit? Pannewitz ein Spieler, den man eigentlich als Fan sehen will, der aber am Dickicht des Profi-Gestrüpps und an sich selbst hängen bleibt. Der aber sehr menschlich rüberkommt.

Pannewitz über seine Wolfsburg-Zeit bei Magath: ''Grade ein Fußballspieler will ja spielen, und das konnte ich nicht. Und da habe ich es irgendwann im Kopf nicht mehr ausgehalten'' Der Profi-Vertrag wird aufgelöst. Seine Mutter stirbt: ''Ich red darüber auch noch nicht so gern, aber es ist jetzt auch zwei Jahre her. Ich war halt auch ein Mutterkind und es fällt halt nicht immer so leicht darüber zu reden.''

Fromlowitz: ''In dem Geschäft ist es immer schwierig. Wenn man Schwächen zugibt, die Maske ablegt, dann verliert man auch ein bisschen den Schutz, den man manche Spieler aufbauen. Es ist manchmal auch so ein bisschen eine Scheinwelt. Und ein Fußballprofi muss immer funktionieren, weil man immer hohe Erwartungen in sie hat.'' Beim MSV Duisburg läuft es zunächst gut, bis Trainer Oliver Reck ihn auf die Bank sitzt. Er erscheint nicht zu einem Spiel. Seine Frau hat eine Fehlgeburt. ''Von da an'', so der NDR-Kommentar, ''gilt er als Egoist.'' Fromlowitz: ''Da war mir meine Frau wichtiger als das Fußballgeschäft. Ich hätte aber, das war der Fehler, die Leute besser informieren müssen.''

Rau: ''Man wird auf Händen getragen. Alle Leute sind deine Freunde. Das merkt man meist erst, wenn es mal nicht so gut läuft und die ganzen Freunde nicht mehr da sind. Oder auch die ganzen Medien, die so toll über dich berichtet haben und dann ganz anders berichten Es geht nicht um die menschlichen Werte, sondern um sehr oberflächliche Werte. Man muss funktionieren. Und wenn man das nicht tut, sind die Freunde auch nicht mehr da.''
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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Re: Beruf Fußballprofi - Ein Traum wird Realität

Beitrag von Depp72 »

Interview mit BVB-Nachwuchschef Lars Ricken:
https://www.welt.de/sport/fussball/bund ... gkeit.html

Die Welt hat geschrieben:WELT: Außerdem hat der BVB ein Bildungsprogramm für Spieler aufgelegt. Was beinhaltet das?

Ricken: Dieses Programm ist speziell auf die älteren Jahrgänge zugeschnitten. Schließlich haben wir auch viele Spieler im U19-Bereich, die bereits die Schule beendet haben und nur noch Fußballspieler sind. Diese Spieler machen bei uns die Trainer-B-Lizenz. Sie bekommen aber auch Anleitungen für den Alltag: Was ist zu tun, wenn ich meine erste Wohnung beziehe? Worauf muss ich achten? Sie erhalten eine Ernährungsberatung und eine Unterweisung im Umgang mit Social Media. Sie bekommen Englisch- und Spanischunterricht, ein Rhetoriktraining. Es gibt einen Workshop, den wir gemeinsam mit unseren Fanbeauftragten durchführen: Wie ist unsere Fanszene zusammengesetzt? Wofür stehen die einzelnen Ultragruppierungen? Es gibt Impulsreferate über Mut, Motivation und echte Leidenschaft von ehemaligen Spielern wie Sebastian Kehl und Florian Kringe.
[...]
WELT: Jadon Sancho war dafür bekannt, extrem viele Opfer gebracht zu haben, um sich seinen Traum vom Profi-Fußball erfüllen zu können. Sind deutsche Talente nicht mehr bereit, sich genügend zu quälen?

Ricken: Es ist ein gehöriger Aufwand, den die Jungs betreiben müssen: Du hast in der Woche einen Arbeitsaufwand von 70, 80 Stunden, du hast im Prinzip zwei Jobs: Schule und Fußball. Du stehst oft um sechs Uhr auf und hast erst abends um 20.30 Uhr Feierabend – und das fünfmal pro Woche. Das ist kein Spaß! Wir wollen aber trotzdem, dass die Spieler am Wochenende mit ganz viel Spaß und Spielfreude auflaufen. Das zu gewährleisten ist nicht immer einfach. Auch ist die Anzahl der Spiele durch die Auswahlmannschaften, in denen die Toptalente spielen, in den letzten Jahren stark angestiegen. Ich sehe aber noch ein anderes Problem.

WELT: Welches?

Ricken: Wir reden ja auch über Persönlichkeitsentwicklung und darüber, Typen zu entwickeln, die durchsetzungsstark und konfliktfähig sind. Deshalb müssen wir aufpassen, dass junge Spieler nicht nur in der Blase Fußball leben, sondern auch noch Kontakt zu Menschen behalten, die keine Leistungssportler sind. Kürzlich hat einer unserer Jugendspieler Geburtstag gefeiert. Er hat acht Leute eingeladen, darunter waren nur zwei Mitspieler und sechs Mitschüler aus seiner Klasse. Ganz ehrlich: Da ging uns das Herz auf!
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.