Fußballgeschichten

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Depp72
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Fußballgeschichten: Die Geschichten der 95 Prozent

Beitrag von Depp72 »

FAZ hat geschrieben:So viele junge Menschen wollen es unbedingt schaffen, doch nur ein Bruchteil kommt ganz oben an: Was lässt, trotz Verzicht, Talent und Arbeit, den Traum von der Karriere als Fußballprofi platzen?
[...]
Nicht nur geträumt, sondern ihren Traum beharrlich verfolgt haben in den letzten zehn Jahren in Deutschland 26.000 junge Menschen in 57 Nachwuchsleistungszentren. Fünf Prozent von ihnen haben den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft – in anderen Berufsfeldern wäre man mit einer solchen Quote kaum zufrieden, weil es nach einem krassen Missverhältnis zwischen Ausbildung und Bedarf aussieht. Aber zu den glücklichen fünf Prozent aus früheren Jahren gehören eben auch die Weltmeister von 2014 als Kinder dieser Leistungszentren. Und wenn einer wie Robin Gosens es auch ohne Leistungszentrum in die Nationalmannschaft schafft, wird er mittlerweile bestaunt wie ein mittleres Wunder.

Aber was ist mit den 95 Prozent? Mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Enttäuschungen? Was ist das für ein Gefühl, eine Jugend im Zeichen des Fußballs verbracht zu haben und dann den Traum platzen zu sehen? Wie ist es für die Familien, die diesen Traum oft geteilt und das Familienleben danach ausgerichtet haben? Es ist ein schöner Zufall, dass sich mit diesen Fragen derzeit zwei Langzeitbeobachtungen beschäftigen: das Buch von Ronald Reng und ein Dokumentarfilm von Christoph Hübner und Gabriele Voss.

https://www.faz.net/aktuell/sport/fussb ... ageIndex_2
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Re: Fußballgeschichten: Davide Astori

Beitrag von agil »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 20. August 2021, 16:49
Mopo hat geschrieben:Italiens Nationalmannschaft hat ihren EM-Titel dem früheren Nationalspieler Davide Astori gewidmet, der 2018 an einem Herzstillstand gestorben war.

„Wir hätten ihn gerne heute hier bei uns gehabt“, sagte Kapitän Giorgio Chiellini am Montag beim Empfang für die Squadra Azzurra bei Staatspräsident Sergio Mattarella. „Wir möchten diesen Sieg gerne Davide Astori widmen.“ Italien war am Sonntagabend durch ein 3:2 im Elfmeterschießen im EM-Endspiel gegen England zum zweiten Mal Europameister geworden.

Astori hatte zwischen 2011 und 2017 insgesamt 14 Spiele für die Nationalmannschaft Italiens bestritten und dabei auch mit zahlreichen Profis aus dem aktuellen Europameister-Team zusammengespielt.

Der damalige Kapitän der AC Florenz war 2018 vor einem Spiel in der italienischen Serie A tot in seinem Hotelzimmer gefunden worden. Dem Obduktionsbericht zufolge starb er an einem Herzstillstand.

https://www.mopo.de/sport/fussball-em/w ... utung-hat/


Eine Mannschaft, die beim Turnier meist sehr gut gespielt und sich wahrlich als ein Team präsentiert hat. Die technisch auf der Höhe war. Taktisch eh, wie seit ewigen Zeiten. Die nie den Glauben an sich verlor und die auch die Größe hat, an Dinge zu denken, die sonst meist in dem schnelllebigen Geschäft Profifußball untergehen. Und dann noch so, dass man es ihnen abnimmt, dass das Gesagte wirklich von Herzen kommt. Chapeau! Forza Italia! Das erste Mal, dass mich Italiens Nationalteam begeistert hat. 1982 und 2006 waren sie einfach eindeutig besser. Das musste man neidlos anerkennen, sofern man nicht verbohrt war. Diesmal waren sie zwar auch besser, aber vor allem sympathischer. Spitzenreiter zusammen mit den Dänen. Wollte ich mal nachträglich gesagt haben.
sauber :angel:
Der Österreicher glaubt mit 18, er sei Pelé. Mit 20 glaubt er, er sei Beckenbauer. Und mit 24 merkt er, dass er Österreicher ist. Max Merkel
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Fußballgeschichten: Mersad Selimbegovic

Beitrag von Depp72 »

Schwimmt mit Regensburg derzeit auf der Erfolgswelle. Lesenswert finde ich seine Aussagen zum Thema Aggressivität im Fußball. Vielleicht auch deshalb, weil das bei mir positiver besetzt ist als bei ihm. Allerdings bin ich auch wohlstandsverwöhnt und kriegsfrei in D aufgewachsen.

Mopo hat geschrieben:Wenn Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic seine Mannschaft auf das Spiel gegen St. Pauli am Sonntag vorbereiten wird, dann wird er von ihr keine Aggressivität einfordern, sondern Leidenschaft. Nicht, weil er knackige Zweikämpfführung nicht schätzt, sondern, weil der gebürtige Bosnier, aufgewachsen im und geflohen vor dem Krieg, der teils martialischen Sprache im Fußball wenig abgewinnen kann. Darüber spricht der 39-Jährige im MOPO-Interview ebenso wie über den Regensburger Höhenflug und sein „sehr gutes Verhältnis“ zu Timo Schultz.
[...]
Sie haben den Bosnien-Krieg als Kind erlebt und sind jetzt Profi-Trainer. Nervt es Sie, dass plötzlich alle diese Geschichte auskramen?

Natürlich löst das bei mir Erinnerungen aus, nach denen ich ein paar Minuten oder Stunden brauche, um das zu verarbeiten. Aber ich sehe es als Pflicht, darüber zu sprechen, damit so etwas nicht wieder passiert – ob das in Bosnien ist oder woanders. Nichts ist mehr wert als ein Leben. Und in jedem Krieg geht viel Leben verloren. Wir nehmen das immer auf die leichte Schulter, der Krieg findet ja woanders statt. Aber es geht nicht nur um Krieg, sondern vielleicht auch darum, mit den anderen Autofahrern besser zurechtzukommen, die im Stau genauso genervt sind wie man selbst. Wenn es hilft, darüber zu sprechen – und das sehe ich als meine Pflicht –, dann mache ich das.
[...]
Andere Trainer und auch Medien nutzen oft martialische Begriffe im Fußball. Stört Sie das?

Darüber habe ich mir viele Gedanken gemacht. Ein Trainer sagt oft: Wir müssen aggressiver sein. Was heißt das? Muss ich auf jemanden losgehen? Ich nehme das niemandem übel, versuche aber, so etwas nicht so oft in den Mund zu nehmen.

https://www.mopo.de/sport/fc-st-pauli/r ... -st-pauli/
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Fußballgeschichten: Das letzte Live-Spiel

Beitrag von Depp72 »

Tagesspiegel hat geschrieben:Sein letzter Besuch in der Alten Försterei

Holger Sadowskis ganz persönlicher Sieg mit Union Berlin

Seit Jahrzehnten ist Holger Sadowski ein Fan von Union Berlin. Nun ist er an Krebs erkrankt. Der Wünschewagen brachte ihn noch einmal an seinen Sehnsuchtsort.
[...]
Seit 1978 ist er Union-Fan. Wie viele Male er in diesen 43 Jahren schon in diesem Stadion war, das könne er schon gar nicht mehr sagen. „Habe schon so viele Programmhefte gesammelt.“ Mit beiden Händen deutet der gebürtige Mecklenburger einen großen Stapel an.

Zuletzt waren Holger Sadowski und seine Lebensgefährtin Claudia 2009 im Stadion an der Alten Försterei. „Genau dort standen wir und haben mitgegrölt, ich erinnere mich gut daran“, sagt sie und deutet auf die Tribüne gegenüber. Dann aber sei die Krankheit gekommen.

Seit zwei Monaten lebt Holger Sadowski im Hospiz

Dass er nun noch einmal die Alte Försterei besuchen kann, hat er dem Wünschewagen-Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes zu verdanken. „Wir erfüllen die letzten Wünsche sterbenskranker Menschen“, sagt dessen Berliner Leiterin Ann-Brit Keck. Insgesamt gibt es an 22 Standorten in Deutschland für Notfälle ausgestattete Krankentransportwagen, um sterbenskranken Menschen einen „besonderen Herzenswunsch“ zu erfüllen.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/sein ... 61884.html
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Fußballgeschichten: ''Es gibt nur ein Hen­ri­ette''

Beitrag von Depp72 »

11 Freunde hat geschrieben:Bei keiner anderen Sportart wird so viel gesungen, gepfiffen und geschrien wie beim Fuß­ball. Warum hat gerade der Fuß­ball einen beson­deren Sound? Gunnar Leue, Kurator der Aus­stel­lung ​„Der Sound des Fuß­balls“, erklärt es.
[...]
Warum haben gerade der Fuß­ball und Musik so eine beson­dere Bezie­hung?

Einer­seits hat das was mit der Tra­di­tion und His­torie des Sports zu tun. Die Affi­nität zum Pop ist ja genau wie der Fuß­ball vor allem aus Eng­land gekommen. Natür­lich wurde auch in anderen Län­dern schon seit langer Zeit beim und über den Fuß­ball gesungen, auf der Insel ist das Ganze aber schon sehr früh ent­standen. Eine andere Erklä­rung ist, dass der Fuß­ball ein Spiel ist, bei dem Musik und Gesang ein­fach gut funk­tio­nieren. Bei total lang­wei­ligen, grot­ten­schlechten Spielen können sich die Fans die Zeit gut mit Lie­dern und Gesang ver­treiben, auch Alkohol spielt bei der Krea­ti­vität und Laut­stärke der Fan­ge­sänge mit Sicher­heit eine Rolle. Bei anderen Sport­arten wie bei­spiels­weise dem Hand­ball oder Bas­ket­ball geht es ja viel schneller hin und her. Bei den ganzen Aktionen bleibt da kaum Zeit, um groß­artig zu singen.
https://11freunde.de/artikel/es-gibt-nu ... ttansicht=
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Eckfahnenfan

Re: Fußballgeschichten: ''Es gibt nur ein Hen­ri­ette''

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Montag 6. September 2021, 17:49
11 Freunde hat geschrieben:Bei keiner anderen Sportart wird so viel gesungen, gepfiffen und geschrien wie beim Fuß­ball. Warum hat gerade der Fuß­ball einen beson­deren Sound?.
https://11freunde.de/artikel/es-gibt-nu ... ttansicht=
Nächster Forschungsauftrag für 11freunde.de: Bei keiner anderen Sportart wird nach dem Verlassen der Sportstätte soviel in die Büsche gepisst wie beim Fußball. Warum hat gerade der Fußball so eine hohe Pisserdichte?
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Re: Fußballgeschichten: ''Es gibt nur ein Hen­ri­ette''

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 6. September 2021, 18:10 Nächster Forschungsauftrag für 11freunde.de: Bei keiner anderen Sportart wird nach dem Verlassen der Sportstätte soviel in die Büsche gepisst wie beim Fußball. Warum hat gerade der Fußball so eine hohe Pisserdichte?

Das ist ganz einfach: Weil wir Fußballfans alle Pisser sind, jedenfalls im Angesicht von Niederlage oder Triumph, und weil wir damit unser Revier markieren. Deines ist ja besonders umfangreich: Groß-Gladbach-Köln. Auf St. Pauli und im Schanzenviertel (rund ums Millerntor) nerven die Pisser übrigens besonders. Da wird, um es in Opis Eisenbahnstraßen-Übertreibung zu sagen, fast jeder Hauseingang markiert.
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Fußballgeschichten: ''Es gibt nur ein Hen­ri­ette''

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

11 Freunde hat geschrieben:Bei anderen Sport­arten wie bei­spiels­weise dem Hand­ball oder Bas­ket­ball geht es ja viel schneller hin und her. Bei den ganzen Aktionen bleibt da kaum Zeit, um groß­artig zu singen.
Häh? Seit wann schaut das "Commando Harsewinkel" während seiner zweistündigen Performance auf die 22 Männeken auf dem Rasen? :problem:

Klingt nach einem schwerwiegenden Verstoß gegen die Schwachmaten-AGB...

(Das Outsourcing jedweden Supports ist eine echte Pest des 21. Jahrhunderts! :mrgreen:)
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.

Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.
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Re: Fußballgeschichten: ''Es gibt nur ein Hen­ri­ette''

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Montag 6. September 2021, 18:57
Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 6. September 2021, 18:10 Nächster Forschungsauftrag für 11freunde.de: Bei keiner anderen Sportart wird nach dem Verlassen der Sportstätte soviel in die Büsche gepisst wie beim Fußball. Warum hat gerade der Fußball so eine hohe Pisserdichte?

Das ist ganz einfach: Weil wir Fußballfans alle Pisser sind, jedenfalls im Angesicht von Niederlage oder Triumph, und weil wir damit unser Revier markieren. Deines ist ja besonders umfangreich: Groß-Gladbach-Köln. Auf St. Pauli und im Schanzenviertel (rund ums Millerntor) nerven die Pisser übrigens besonders. Da wird, um es in Opis Eisenbahnstraßen-Übertreibung zu sagen, fast jeder Hauseingang markiert.
Dacht ich mir.
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erpie
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Beitrag von erpie »

Klasse!
Spoiler
Show
Working Class Hero
Vn Ron Ulrich
17-21 Minuten

Neville Southall überlässt gerne anderen die große Bühne. Als er 1995 den FA Cup mit Everton gegen Manchester United gewann, hatte er nicht viel übrig für die Siegesfeier in Wembley. Der Keeper setzte sich einfach in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Er wollte den wohl letzten großen Triumph seiner beeindruckenden Laufbahn auf seine Weise genießen. Das hieß: kein Bankett, keine großen Zeremonien und Blitzlicht mit dem Pokal, sondern alleine daheim sitzen und eine Tasse Tee trinken. Auf dem Rückweg von London nahm er eine Gruppe von ManUnited-Fans mit, die mit ihrem Wagen liegen geblieben waren. Southall erklärte hinterher, sie hätten ihn nicht erkannt. Schließlich vermuteten sie den Everton-Helden, der ihre Mannschaft da gerade geschlagen hatte, zu diesem Zeitpunkt bei der Siegesfeier.

Über 20 Jahre später begann Sou­thall damit, seinen Twitter-Account mit über 100 000 Followern Initiativen zu überlassen, die sich beispielsweise für die Rechte von Transmenschen einsetzten. In den vergangenen Jahren hat Southall damit wie kein anderer Ex-Profi auf Themen wie Gender, Drogensucht, Depressionen oder Homophobie aufmerksam gemacht. Immer wieder wurde er deswegen von anonymen Usern angefeindet, der harmloseste Ratschlag war noch, er solle sein gutes Herz nicht von solchen Leuten ausnutzen lassen. Sou­thall aber hat sich nicht beeindrucken lassen: „Die Leute, die dich auf Twitter beleidigen, haben das einfach nicht drauf. Im Vergleich zum Liverpooler Kop oder anderen Kurven sind diese User echte Amateure darin.“

Auf den Schultern ein Riese: 1985 gewinnt Southall den Pokalsieger-Cup gegen Rapid Wien. Das erste Tor bei Evertons 3:1-Sieg schießt Andy Gray.

Getty Images

Er war und ist auf eine gesunde Art unberechenbar und außergewöhnlich – auf und neben dem Platz. Southall wurde mit Everton in den Achtzigern zweimal englischer Meister und Pokalsieger sowie einmal Europapokalsieger. 1985 wurde er zum „Spieler des Jahres“ in England gewählt. In seiner Twitter-Biografie stehen aber keine Erfolge oder Vereine, sondern: „I support sex workers, trans people & mental health issues. I hate racism & homophobia.“ Der „Guardian“ schrieb über ihn: „Southall ist jener britische Ex-Spieler mit der größten Originalität, dem größten Mitgefühl und dem meisten Sinn für politische Zusammenhänge. Er ist angetrieben davon, anderen zu helfen.“

„You gotta do what you gotta do“

Es gibt aber einen Mann, für den das alles nicht bemerkenswert ist: Neville Southall. „You gotta do what you gotta do“, ist ein typischer Satz von ihm. Du musst tun, was du tun musst. Southall feuert prägnante Sätze ab, garniert sie mit einer Weisheit, dann blickt er sein Gegenüber regungslos an. Southall hat nicht nur einen trockenen Humor, sein gesamter Blick auf die Welt scheint ungetrübt. Das fällt in seinen Antworten dann so aus:

„Warum erzählst du den Torhütern, was sie falsch gemacht haben? Das wissen sie. Wenn du ein guter Torwart bist, bist du dein größter Kritiker. Doch heute zeigen die Trainer ihnen auf den iPads ihre Fehler und sind nur negativ. Du musst positiv sein gegenüber deinen Torhütern. Hört doch auf mit den Filmen. Torhüter wissen am besten, was falsch läuft. Ich habe noch nie ein iPad im Tor stehen sehen.“

„Über Twitter kam ich in Kontakt mit den SexarbeiterInnen. Vorher dachte ich, es seien Leute an der Straßenecke. Aber wenn du dich mit ihnen austauschst, dann werden sie real. Wenn du sie schneidest, bluten sie. Wenn du ihnen einen Witz erzählst, dann lachen sie auch mal. Viele Leute haben gesagt, ich würde den Frauenhandel unterstützen, wenn ich Sexarbeitern meine Accounts überlasse. Blödsinn. Es könnte deine Mum, deine Schwester, dein Bruder sein. Ich will wissen, wer sie sind und welche Probleme sie haben.“

Neville Southall, Jahrgang 1958, hat auf Twitter 170 000 Follower. In seiner Kurz-Bio steht: „I support sex workers, trans people & mental health issues.“

Joe Miles

So spricht Southall, pointiert und unumwunden. Als ich ihn vor ein paar Jahren in einer Bar in den Docks von Liverpool traf, wartete er schon in einem großen, gepolsterten Sessel mit Blick zum Fenster. Eigentlich fehlte nur eine Katze auf seinem Schoß. Sein Buchautor sagte ihm, ein Lokaljournalist habe noch eine Frage an ihn. Southall zeigte auf mich und sagte: „Der kann warten, dieser Kerl hier ist extra aus Deutschland angereist.“ Das war mir fast peinlich, weil Southall daraufhin anderthalb Stunden erzählte, bis der Lokaljournalist entnervt davonzog. Doch man hätte „Big Nev“ – seinem Spitznamen wurde er in vielerlei Hinsicht gerecht – nicht von seinen Prinzipien abbringen können. Seinen Starrsinn hatte er schon als aktiver Profi häufig unter Beweis gestellt. Zweimal setzte er sich in der Halbzeitpause einfach an den Torpfosten, weil es ihm in der Kabine zu laut war. „Ich musste nachdenken“, sagte er dazu. Und die Rufe der Zuschauer drum herum? Die habe er von jeher einfach ausgeblendet. „Wenn du glaubst, dass etwas richtig ist, dann musst du es durchziehen.“

Wie Southall einerseits zu einem der besten Torhüter der Achtziger wurde und später zu einem Kämpfer für Gleichberechtigung, das erklärte sich auch durch seinen Lebensweg. Als Jugendlicher spielte er auf allen möglichen Plätzen von Wales – einer war dem Klischee getreu übersät mit Schafskot, auf einem anderen stand ein Telefonmast am Mittelkreis, bei anderen blies der Wind so stark, dass Southall seine eigenen Abschläge fangen musste. Southall spielte in Schulmannschaften älterer Klassen, dazu im Pubteam seines Onkels und in seiner regulären Mannschaft – da war er zwölf Jahre alt.

Ein Straßentorhüter

Bei großen Dribblern spricht man von Straßenfußballern, weil sie unberechenbare Tricks draufhaben und Widrigkeiten trotzen, die sie vom Kicken auf Asphalt kannten. Southall war so gesehen ein Straßentorhüter, der allen Widrigkeiten im Profifußball trotzte und sich immer ins Getümmel warf. Er erarbeitete sich im Tor eine eigene Resolutheit – im Gegensatz zu Oliver Kahn wandelte er die Anfeindungen der Zuschauer nicht in nach außen schlagende Aggressivität um, sondern in innere Ruhe. Bei seinem ersten Profispiel in England beerbte er einen Fanliebling und bekam beim Debüt von den eigenen Anhängern den Satz zu hören: „Hau ab, du hältst hier keinen Ball.“ Southall dachte: „Na, das wollen wir mal sehen.“ Beim Gespräch in den Liverpooler Docks sagte er mir: „Wenn dich die gegnerischen Fans das ganze Spiel über anmaulen, dann machst du nur Folgendes: Du gewinnst das Spiel, winkst nach dem Abpfiff schön zu ihnen rüber und gehst in die Kabine. Besser geht’s nicht.“

Den Schritt in den Profifußball schaffte Southall erst mit 21 Jahren. Bis dahin schuftete er als Kellner in Bars, in denen sie „das Essen vom Boden noch mal in die Fritteuse warfen“, oder auf dem Bau. „Wir waren selbstständig, von daher hieß es: Je mehr du arbeitest, desto mehr bekommst du.“ Diesem Credo sollte er später als Fußballer treu bleiben und schob nach jeder Einheit noch Extraschichten. Southall arbeitete außerdem in seinen Teenagerjahren bei der Müllabfuhr, was ihm in England den abfälligen Spitznamen binman einbrachte. Southall nannte seine Biografie daraufhin „The binman chronicles“. „Vielen gilt es als unehrenhafter Beruf, sie haben keinen Respekt vor der Arbeit! Ich sage Ihnen: In den schicksten Häusern der Gegend habe ich die schäbigsten Zustände gesehen. Die haben ihre Gärten so verkommen lassen, dass ich nicht mal meinen Hund dort hineingelassen hätte.“

Im Herbst 1989 schießt Thomas Häßler die DFB-Elf im letzten Qualispiel zur WM. Gegner ist Wales mit Torhüter Neville Southall.

imago images

Die Referenzen zu seiner Zeit als hart arbeitender Maurer oder Müllmann sind also keinesfalls Attitüde, wie sie mitunter heutige Profis oder Rapper aufsetzen, um ihren Weg vom „Bordstein zur Skyline“ weiter auszuschmücken. Bei Southall wirkt es nicht wie eine Metamorphose, sondern als wäre der junge binman mal kurz ins Tor von einer der besten Vereinsmannschaften Europas gewechselt und danach wieder zurück. Du darfst nie vergessen, wo du herkommst – ein derart abgenutzter Satz, dass ihn sich selbst Take That einverleibt hatten. Southall würde ihn nie sagen, aber er strahlt ihn aus. Zu den „folks on the hill“, von denen John Lennon sang, die ihren Garten so verkommen lassen, scheint Southall trotz der Popularität nie gezählt zu haben.

Er war schon ein Working Class Hero, bevor er in die Stadt zog, deren berühmtester Sohn daraus einen Welthit komponiert hatte: Liverpool. 1981 flogen bei den Toxteth riots Molotowcocktails durch die Straßen. Die Unruhen waren auf jahrelange Spannungen zwischen der schwarzen Community und der Polizei zurückzuführen. Southall sagte zu den Feuern in der ihm eigenen Art: „Nicht schlecht, wenn sie für jeden Neuzugang so eine Pyro-Show in der Stadt abziehen.“ Liverpool in den Achtzigern bedeutete Arbeitskampf und Kampf für Gleichberechtigung – Premierministerin Margaret Thatcher ordnete in geheimen Papieren einen „managed decline“ (etwa: einen verwalteten Verfall) der Stadt an; ihre Mitarbeiter sagten, finanzielle Hilfe für Liverpool komme dem Ansinnen gleich, Wasser nach oben fließen zu lassen. Als Thatcher 2013 starb, sangen die Fans in den Stadien: „Ding, dong, the witch is dead.“ Southall sagte einmal: „Liverpool war gespalten in Blau für Everton und Rot für Liverpool FC, aber vereint hinter der roten Farbe der Labour-Partei.“

Eine Nationalmannschaft auf Amateurlevel

Everton und Liverpool waren gleichzeitig die tonangebenden Mannschaften in Europa und England. Von 1982 bis 1988 blieb die Meistertrophäe in der Stadt (zweimal Everton, fünfmal Liverpool). Nach der Katastrophe von Heysel 1985 belegte die UEFA die englischen Klubs mit einem Bann in internationalen Wettbewerben. Auch deswegen konnte Southall weniger große Titel und Reputation gewinnen. Der andere Grund lag an seiner Nationalität: Der Waliser Southall konnte sich mit der Auswahl nie für ein großes Turnier qualifizieren. Im Podcast „Quickly Kevin Will He Score?“ erzählt Southall, auf welchem Amateurlevel sich die Nationalelf damals bewegte. Sie trainierte auf Rugbyfeldern, Southall stand zwischen den hohen Stangen und musste sich von den Trainern anhören, warum er die Bälle aus dem oberen Eck nicht halten würde. Nach einem 0:1 auf Island strich der Trainer den Kneipenausflug, bis ein Spieler ihn darauf hinwies, dass er diesen selbst organisiert hatte. Bei einem Länderspiel gegen Brasilien lief ein Stürmer auf, der direkt aus dem Pub gestolpert war. Southall selbst war zwar häufiger bei den Saufgelagen der Waliser mit dabei, rührte aber nie auch nur einen Tropfen Alkohol an. Das Schöne seien sowieso nicht die Trinkgelage gewesen, erzählte er beim Treffen in Liverpool, sondern der „alltägliche Quatsch“. Einmal hätten er und ein Kollege das komplette Hotelzimmer eines Mitspielers leer geräumt, inklusive Bett, Fernseher und Schränken. „Er kam zurück und dachte, er sei im falschen Hotel, und irrte durch die Gegend.“

Southall liebte auch die Späße im Training, wenn er die Torschüsse seiner Kollegen ohne Handschuhe oder mit dem Kopf abwehrte. Dabei profitierte der Keeper zum einen von seiner Furchtlosigkeit im direkten Duell, aber auch von seiner Antizipationsfähigkeit. In Video-Zusammenstellungen im Netz seiner besten Paraden fällt auf, dass er trotz seiner schon immer etwas massigeren Statur blitzschnell hechtete und Bälle aus dem Eck holte. Timing war sein Schlüssel – und Erfahrung. „Du musst als Torwart nicht unbedingt die Reflexe einer Katze haben, aber die Geduld einer Schlange“, fasste er das zusammen. In 207 Ligaspielen für Everton blieb er beachtliche 62-mal ohne Gegentor. Nach siebzehn Jahren verließ er den Klub 1998 als jener Spieler mit den meisten Titeln. Die Queen hatte ihn zuvor zum Ritter geschlagen und gefragt: „Was machen Sie nun, nachdem Sie aufgehört haben?“ Southall aber spielte unentwegt weiter, tingelte durch die Spielklassen und gab im Alter von 41 Jahren tatsächlich noch einmal sein Comeback in der Premier League für Bradford City.

Southall machte 904 Profispiele, die meisten (702) zwischen 1981 und 1998 für den Everton FC. Er ist damit Rekordspieler der Toffees.

imago images

Nach der Karriere versuchte er sich als Trainer und plante eigentlich, im großen Fußballzirkus zu bleiben, obwohl er ihn verachtete. Als Trainer der walisischen U17 meldete er den Schiedsrichtern und der UEFA, dass einer seiner Spieler rassistisch beleidigt worden war – eine Reaktion blieb aus. „Die Funktionäre nehmen Wales nicht ernst, sie reagieren nur, wenn es um die Großen geht. So ist es mittlerweile im Fußball: Wenn du kein Geld hast, haben sie dich bei den Eiern.“ Southall wandte sich vom großen Geschäft ab und fand seine Erfüllung in der Arbeit mit Jugendlichen, die die Schule schwänzten. Er brachte ihnen Mathematik bei, indem er mit ihnen Darts spielte, trieb mit ihnen Sport und vermittelte Praktika. Noch heute fährt er 900 Kilometer in der Woche, um lokalen Communitys zu helfen und Vorträge zu halten. In diesem Jahr erschien sein Buch „Mind games“, in dem er aufzeigen will, wie der Fußball bei psychischen Problemen helfen kann.

Doch das ist nur ein Thema von vielen. LGBT, Gleichberechtigung, Kampf gegen Rassismus und Populismus, Rechte von Sexarbeiterinnen, Hilfe für Schulabbrecher oder Drogensüchtige – der 62-Jährige wirkt fast wie eine Ein-Mann-NGO. Ist er also ein neuer Jeremy Corbyn, der einstige, aber dann gefallene Held der Labour Party? Southall schuftete auf dem Bau, bevor er bekannt wurde. Er verbrachte große Teile seines Lebens in der linken Stadt Liverpool. Er gilt daher in England als „Sozialist“, doch sein Engagement ist weniger von einer politischen Agenda als von seinem Altruismus getrieben. Er scheint Minderheiten und Abgestempelte auffangen zu wollen wie früher die Bälle in seinem Strafraum. Er will alle im Spiel halten. Wenn er nun anderen die großen Plattformen überlässt, dann ist das eine Fortführung seiner Profilaufbahn. Nach den Meisterschaften und Pokaltriumphen fasste Southall nur selten die Trophäen an. Er mochte es nicht, auf Siegerehrungen zu gehen: „Warum sollst du dich da mit dem Pokal zeigen? Du hast ihn doch eh schon gewonnen.“ So einfach ist und war es für Southall. Punkt. Und deswegen setzte er sich auch nach dem FA-Cup-Gewinn 1995 einfach ins Auto und fuhr nach Hause. Für ihn war es das Beste. You gotta do what you gotta do.

Dieser Text erschien erstmals im August 2021 in unserem 11FREUNDE SPEZIAL - Torhüter.
https://11freunde.de/p/club/heftinhalt/ ... 40766.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
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Re: Working Class Hero

Beitrag von Depp72 »

erpie hat geschrieben: Freitag 17. September 2021, 12:42 https://11freunde.de/p/club/heftinhalt/ ... 40766.html
Danke für den Link, erpie.

Neville Southall war in den 80ern einer meiner Lieblingsspieler. Coole Lebenseinstellung.
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Fußballgeschichten: Guus Hiddink

Beitrag von Depp72 »

...ist nach einer Corona-Erkrankung in Rente gegangen, Typ Gentleman-Trainer. Größte Erfolge aus meiner Sicht: CL 1988 mit PSV und das HF mit Südkorea 2002. Lass es krachen, Guus.

https://www.mopo.de/sport/fussball/nach ... -in-rente/
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Fußballgeschichten: CS Lebowski

Beitrag von Depp72 »

kicker hat geschrieben:Debüt für Sechstligist CS Lebowski: Borja Valero bereichert "Calcio Popolare"

Borja Valero ist der Fußballromantik verfallen. Der ehemalige spanische Nationalspieler kickt nun bei einem Klub aus der sechsten italienischen Liga, der den "Dude" aus dem Film "The Big Lebowski" im Wappen trägt.

Real Madrid, AC Florenz, Inter Mailand - ja, sogar ein Spiel für die spanische Nationalmannschaft hat Borja Valero absolviert. In der vergangenen Saison stand der Mittelfeldspieler noch 20-mal für die Fiorentina auf dem Platz, dachte nach Vertragsende über das wohlverdiente Karriereende nach. Dann kam Centro Storico Lebowski.

Der Klub aus dem Hinterland von Florenz gehört zu den Vertretern des "Calcio Popolare". Er wird seit 2018 von den Mitgliedern geführt, die Hierarchien sind flach, der kommerzielle Fußball verpönt. Soziales Engagement steht stattdessen weit oben.

https://www.kicker.de/debuet-fuer-sechs ... 24/artikel
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Fußballgeschichten: Sorare

Beitrag von Depp72 »

ntv hat geschrieben:Noch nie hat ein Startup in Frankreich so viel Geld von Investoren bekommen: 680 Millionen Dollar sammelt Sorare ein, um sein Geschäft mit Fußballsammelkarten auf Blockchain-Technologie auszubauen. Für digitale Bildchen ihrer Stars geben Fans teils mehrere Hunderttausend Euro aus.

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Sammelka ... 17867.html
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von erpie »

Heute wäre Paolo Rossi 65 Jahre alt geworden. Sein Name wird auf ewig mit einem Tur­nier ver­bunden bleiben, an dem er um ein Haar nicht hätte teil­nehmen dürfen.
https://11freunde.de/artikel/der-sommer ... ns/3016923
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Fußballgeschichten: Bernd Franke

Beitrag von Depp72 »

Toller Keeper, extrem vereinstreu. Hatte das Pech, in der NM zwei ganz große ihrer Zunft vor sich zu haben. Seine Traumelf und ein paar Anekdoten: https://meine-traumelf.de/spieler/bernd-franke/
hat geschrieben:Mein bester Trainer

Branko Zebec, mit dem ich vier Jahre zusammengearbeitet habe, war ein hervorragender Trainer und ein ebenso außergewöhnlicher Typ. Er ist selbst ein Weltklassespieler gewesen, hatte eine große Autorität und war einfach ein schlauer Fuchs. Er wusste genau, wie Spieler ticken, sodass man ihm nichts vormachen konnte. Wenn wir mal ausbüchsen wollten, hat er schon am Treffpunkt auf uns gewartet. (lacht)

Sowohl im Training als auch in der Ansprache war er knallhart. Aber unsere Mannschaft konnte gut damit umgehen, weil wir gemerkt haben, dass er das Optimum aus uns rausholt. Zebec war in der Bundesliga einer der ersten Trainer, der Raumdeckung spielen ließ. Für unsere Mannschaft war das ideal. Mit dem System konnten wir Mannschaften besiegen, die eigentlich besser waren als wir.
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Re: Fußballgeschichten: Sorare

Beitrag von ritanuschegg »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 24. September 2021, 10:07
ntv hat geschrieben:Noch nie hat ein Startup in Frankreich so viel Geld von Investoren bekommen: 680 Millionen Dollar sammelt Sorare ein, um sein Geschäft mit Fußballsammelkarten auf Blockchain-Technologie auszubauen. Für digitale Bildchen ihrer Stars geben Fans teils mehrere Hunderttausend Euro aus.

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Sammelka ... 17867.html


Hoffe mein Post geht i. O., auch wenn ich mich gleich neu registriert habe.

Ich finde das Spiel super und habe dazu extra einen Blog auf Deutsch erstellt, damit das Spiel auch im deutschsprachigen Raum bekannter wird resp. einfacher erklärt wird:

https://www.sorarefootballguide.com/

Würde mich freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet. Das Spiel lohnt sich auf jeden Fall!

Liebe Grüsse

R. N.
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Fußballgeschichten: Dauerbrenner

Beitrag von Depp72 »

Mopo hat geschrieben:LaLiga-Stürmer stellt neuen Rekord auf

Nur zur Genüge werden Profis von Verletzungen gestoppt. Selten spielt einer der Akteure eine komplette Saison zu Ende und steht dabei in jedem einzelnen Pflichtspiel auf dem Platz. Doch genau dieses Kunststück gelang einem Spanier in langer Serie.

Iñaki Williams von Erstligist Athletic Bilbao schrieb Geschichte. Im Ligaspiel gegen Deportivo Álaves stand der Offensivmann dieses Wochenende zum 203. Mal infolge für sein Heimatklub auf dem Feld. Damit löste er Jon Andoni Larranaga ab, der zwischen 1986 und 1992 in insgesamt 202 Partien nacheinander für Real Sociedad auflief.
Iñaki Williams stellt spanischen Rekord auf

Dieser Rekord dürfte für längere Zeit anhalten. Begonnen hat Williams‘ Serie am 34. Spieltag der Saison 2015/2016, im Spiel gegen Atletico Madrid wurde er in der 60. Minute eingewechselt.

Die Statistik zeigt, das der 27-Jährige einer der wenig Feldspieler ist, der diesen Rekord in seinem Land hält. Deutscher Rekordhalter ist Sepp Meier. Der ehemalige Torhüter des FC Bayern München stand er in der Bundesliga in 442 Spielen in Folge auf dem Rasen.

In Italien und England halten mit Franco Tancredi (258) und Brad Friedel (310) ebenfalls zwei ehemalige Torhüter den Dauerbrenner-Rekord.

https://www.mopo.de/sport/fussball/inak ... ekord-auf/


Dass es beim Maier Sepp sooo viele Spiele hintereinander waren, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Und beim Basken isses zusätzlich noch ein schönes Beispiel dafür, dass sich die Welt in die richtige Richtung weiterdreht. Denn bei Bilbao dürfen bekanntlich nur Basken spielen. Sein Vater ist gebürtiger Ghanaer, seine Mutter kommt aus Liberia und er wurde in Bilbao geboren.
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Fußballgeschichten: Horst Buhtz

Beitrag von Depp72 »

Neben Bert Trautmann ein weiterer Spieler bei dem man sich heute fragt, warum nicht zumindest ein Spiel in der Nationalelf? Später ein erfolgreicher Trainer. Und wer kennt schon noch den VfB Mühlburg?

Heilbronner Stimme hat geschrieben:1950: Der VfB Mühlburg war eine Topmannschaft

In keinem der gängigen Fotoarchive sind noch Bilder von Spielen des VfB Mühlburg zu finden. Dabei war das Team aus dem Karlsruher Stadtteil nach dem Zweiten Weltkrieg eine Topmannschaft in Deutschland. In der Oberliga Süd bewegte sich der VfB auf Augenhöhe mit dem Namensvetter aus Stuttgart, dem 1. FC Nürnberg oder Eintracht Frankfurt.

In ihrer stärksten Saison 1950/51 fehlte den Mühlburgern nach 34 Spieltagen nur ein Pünktchen, um in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Dass die Saison herausragend werden würde, war früh abzusehen. "Darmstadt scheiterte am VfB Mühlburg", titelte die Heilbronner Stimme am 1. September. Mit 2:0 hatte der VfB beim bis dato verlustpunktfreien Aufsteiger gewonnen. Der Torschütze zum 2:0 war der vielleicht bekannteste Spieler des Clubs: Horst Buhtz.

33 Tore in 63 Spielen erzielte der spätere Bundesligatrainer für die Karlsruher Vorstädter, die 1952 mit dem FC Phönix zum Karlsruher SC verschmolzen. "Ich schoss meine Tore und wartete auf die Einladung in die Nationalelf", erinnerte sich der gebürtige Magdeburger in einem "11Freunde"-Interview an jene Zeit zurück. Doch Sepp Herberger berief den torgefährlichen Spielgestalter nie. Als zweiter deutscher Fußballer nach Ludwig Janda wurde Buhtz 1952 "Italien-Profi" beim AC Turin. "Ich habe meinen Lebenstraum total erfüllt", bekannte Buhtz kurz vor seinem Tod im Jahr 2015.
https://www.stimme.de/sport/regional/ar ... 86,4392687

Spiegel hat geschrieben:Der ehemalige Fußballprofi, der 1952 als zweiter deutscher Spieler nach Italien gewechselt war, feierte nach dem Ende seiner aktiven Karriere etliche Erfolge als Coach. So führte er Borussia Neunkirchen, den Wuppertaler SV, den 1. FC Nürnberg und Bayer Uerdingen aus der Zweitklassigkeit in die Bundesliga.

Die längste Zeit als Fußballlehrer verbrachte Buhtz in den Jahren 1968 bis 1974 beim Wuppertaler SV. Der Aufsteiger schloss die Bundesligasaison 1972/1973 als Vierter ab.

Nach seiner Zeit beim WSV trainierte Buhtz unter anderem Besiktas Istanbul und Borussia Dortmund. Seine letzte Trainerstation waren 1983 die Stuttgarter Kickers.
https://www.spiegel.de/sport/fussball/h ... 24945.html


Die Stadtzeitung hat geschrieben:Seine schönste Zeit als Trainer war nach eigenen Bekunden aber die Zeit beim Wuppertaler SV, die von 1968 bis 1974.

Ein Glanzpunkt einer an Höhepunkten reichen internationalen Karriere. Horst Buhtz war einer der erfolgreichsten deutschen Trainer überhaupt und vorher auch einer der besten deutschen Fußballer. Die Frage, warum der herausragende Spielmacher nicht neben Fritz Walter in der deutschen Nationalmannschaft spielen durfte, konnte nie geklärt werden. Horst Buhtz schoss in der Oberliga Süd für Offenbach und Mühlberg in 143 Spielen 69 Tore, und das oft vor den Augen Bundestrainers Sepp Herberger. Alle rechneten mit seiner Nominierung. Aber sie kam nicht. 1951 wirkte er im allerersten B-Länderspiel Deutschlands (gegen die Schweiz) mit, was als Sprungbrett für die A-Elf hätte dienen können. Doch Herberger ignorierte ihn.

Der 1923 in Magdeburg geborenen Horst Buhtz war ein so überragender Spieler, dass er schon als 16jähriger mit einer Ausnahmegenehmigung des Deutschen Fußballbundes (DFB) in der Seniorenmannschaft von Fortuna Magdeburg zum Einsatz kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete er als junger Mann vor den Sowjets in den Westen. Als technisch beschlagene Offensivspieler fand er von 1947 bis 1950 bei den Offenbacher Kickers schnell ein neues Zuhause.

Mit den Hessen stand er 1950 vor 95.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, unterlag dort dem VfB Stuttgart 1:2. Die Presse nannte ihn, den Offenbacher Torschützen, damals den besten Mann auf dem Platz. Buhtz erhielt ein Angebot vom FC Barcelona, lehnte aber ab, weil er in Deutschland bleiben wollte, um Nationalspieler zu werden.

Der Schatten „Fritz Walter“

Eine Länderspielkarriere blieb im letztlich versagt. Er stand zwar im legendären Notizbuch von Bundestrainer Sepp Herberger, blieb aber im Schatten von Fritz Walter, Der hatte als Mittelfeld-Regisseur die gleiche Spielanlage wie Buhtz. „Herberger hat mich vertröstet und gesagt: Horst, Sie haben doch noch Zeit, der Fritz ist doch älter als Sie.“ Drei Jahre waren es, die sie trennten. „Ich wäre alt und grau geworden“, sagte er später in einem „11-Freunde-Interview“.

Als zweiter Deutscher überhaupt (nach Ludwig Janda) wechselte Buhtz schließlich 1952 nach Italien zum AC Turin. Fünf Jahre lang war er hier absoluter Starspieler.[...]

Nach Jahren als Spielertrainer in der Schweiz startete Buhtz 1962 seine erfolgreiche Trainerlaufbahn in Deutschland und in der Türkei (1976 Pokalsieger). Seine späteren Erfolge wurden durch die Erfahrungen in Italien erst möglich. In Europa wurde traditionell im WM-System mit elf taktischen Positionen gespielt, in Italien gab es bereits 15 und damit ein fußballerisch flexibleres Denken.

Die taktische Aufstellungen variierten von Spiel zu Spiel. Das Besondere: Er hatte in seiner Trainer-Tätigkeit nicht immer einen herausragende Kader, musste sich also etwas einfallen lassen. Und das tat er dann auch. In Wuppertal ließ er Dieter Lömm sehr erfolgreich eine Art hängender Linksaußen spielen und Manni Reichert als Außenverteidiger in die Sturmspitze gehen. Die gegnerischen Trainer verstanden diese taktischen Maßnahmen manchmal gar nicht…

Als Buhtz nach Wuppertal kam, war er nach Misserfolgen bei Hannover 96 genauso angeschlagen wie viele seiner Spieler, die anderswo gescheitert waren und beim WSV quasi um ihre letzte Chance spielten, was sehr zur Motivation beigetragen hat. Auch der WSV selbst lag am Boden. Horst Buhtz konnte sich richtig entfalten. 1972 stiegen er mit dem WSV in die Bundesliga auf und qualifizierten sich im ersten Jahr sogar als Vierter für den Uefa-Cup.

Das Stadion am Zoo war eine Macht, und in über sechzig Heimspiele von der Regionalliga bis zur Bundesliga blieb man ungeschlagen. Aber im Erfolg lagen auch bereits die Gründe für den späteren Abstieg. „Wir hatten ein Jahr in der Regionalliga verschenkt, als uns 1971 auf dem Aachener Tivoli ein Torwartfehler den sicheren Aufstieg gekostet hatte“, erklärte der Erfolgs-Coach.

Ein Jahr später stellte der WSV in der Aufstiegsrunde mit acht Siegen in acht Spielen einen Rekord auf. Aber durch das Jahr Verspätung kam die Mannschaft in der Bundesliga schnell in ein hohes Alter, und der Verjüngungsprozess wurde viel zu spät eingeleitet. Man hatte ihn, vom Erfolg geblendet, versäumt. Sein letztes Jahr in Wuppertal wurde auch dadurch beeinträchtigt, dass Buhtz schwer von einer Affäre mit einer Australierin namens Jackie beeinträchtigt wurde und oft gar nicht zum Training erschien. Ein Spruch machte die Runde: „Manni, übernehmen Sie!“ Gemeint war Kapitän Reichert.

„Es war für mich ein wirklich trauriger Moment, als ich in Wuppertal erkannte: „Das war es jetzt! Als aktiver Trainer muss man die Boulevardpresse lesen, damit man weiß, wann und wem die Stunde schlägt.“ Buhtz mußte mitten in der Saison des gehen und wurde im Oktober 1974 von dem Ungarn Janos Bedl abgelöst, der den Abstieg indes auch nicht mehr verhindern konnte. Die letzte Trainerstation von Horst Buhtz waren 1983 die Stuttgarter Kickers, wo er auch Jürgen Klinsmann und Guido Buchwald trainierte.
[...]
Der fließend italienisch sprechende Horst Buhtz verstarb im März 2015 im Alter von 91 Jahren im rheinischen Langenfeld, wo er auch die letzten Jahre seines Lebens mit Ehefrau Hilde verbrachte.
https://www.die-stadtzeitung.de/index.p ... ter-traum/


11 Freunde hat geschrieben:„Klinsi stand heu­lend vor mir“

Horst Buhtz war der zweite Deut­sche, der in die Serie A ging. Heute vor einem Jahr starb er. Wir spra­chen einst mit ihm über Turin, Her­berger und die Stutt­garter Kickers.

Horst Buhtz, wie haben Sie Fuß­ball spielen gelernt?
Auf der Straße natür­lich. Wir haben als Kinder auf die Kel­ler­fenster der Häuser in unserer Straße gespielt. Die Fenster waren so klein, dass man den Ball prak­tisch immer anschneiden musste, um über­haupt zu treffen. So ent­wi­ckelte ich schon als Kind eine gewisse Technik, und hier auf der Straße habe ich auch gelernt, beid­füssig zu spielen, also mit rechts und mit links. Zu Hause gab es nur Ärger, wenn meine Schuhe wieder kaputt waren. Mit einer Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung spielte ich bereits als 16-jäh­riger bei den Senioren von For­tuna Mag­de­burg. Dann kam der Krieg.

Wann wurden Sie ein­ge­zogen?
1942. Zum Arbeits­dienst ging es in den Osten. Ich habe den ganzen Scheiß noch mit­ge­macht. Ich kam dann als Kriegs­ge­fan­gener in die Nor­mandie. Von dort bin ich aus­ge­büxt. Nach dem Krieg begann der Fuß­ball schnell wieder zu rollen. 1947 bekam ich ein Angebot von den Offen­ba­cher Kickers. Geld spielte vor der Wäh­rungs­re­form keine große Rolle, aber in Offen­bach hatte ich die Chance, an der Goethe-Uni­ver­sität einen vier­se­mest­rigen Stu­di­en­gang zum Turn- und Sport­lehrer abzu­legen. Eine gute beruf­liche Per­spek­tive und eine Zukunft im Westen, das habe ich gleich genutzt.

Wie war es, allein nach Offen­bach zu gehen?
Ich wollte vor allem ein guter Fuß­baller werden. Das zählte. Die Kickers waren damals eine gute Adresse im deut­schen Fuß­ball. 1950 haben wir das End­spiel um die Deut­sche Meis­ter­schaft gegen den VfB Stutt­gart erreicht und vor fast 100.000 Zuschauern in Berlin mit 2:1 ver­loren, trotzdem schrieb die Presse, dass ich der beste Mann auf dem Platz gewesen sei. Bun­des­trainer Sepp Her­berger war auch im Sta­dion, aber er hat irgendwie etwas ganz anderes gesehen.

Das Thema Natio­nal­mann­schaft ist für Sie kein glück­li­ches, oder?
Nein. Her­berger hat mich immer ver­tröstet: ​„Horst, Sie haben noch Zeit.“ Ich wäre alt und grau geworden. Ich bekam ein Angebot vom FC Bar­ce­lona, das ich aber ablehnte, weil ich in Deutsch­land bleiben wollte, um doch noch Natio­nal­spieler zu werden. Meine Eltern waren mitt­ler­weile auch in der Bun­des­re­pu­blik. Sie hatten das End­spiel 1950 in Berlin gesehen und sind danach gemeinsam mit uns Spie­lern in den Westen geflogen. Man hat damals schon gesehen, dass der Westen dem Osten mei­len­weit voraus war. Ich wech­selte 1950 zum VfB Mühl­burg, aus dem später der Karls­ruher SC her­vor­ging, schoss meine Tore und war­tete weiter auf die Ein­la­dung in die Natio­nalelf.

Her­berger wollte Sie also nicht.
Offen­sicht­lich nicht. Dabei war es immer mein Traum, einmal neben Fritz Walter auf der linken Seite zu spielen, aber der hat sich nicht erfüllt. Als die Ange­bote aus Mai­land und Turin kamen, habe ich ver­han­delt und bin schließ­lich nach Turin gegangen. Es war sport­lich viel­leicht ver­kehrt, aber ich wollte ja Geld ver­dienen.

In Turin wurde nach der Flug­zeug­ka­ta­strophe von 1949 ein neues Team auf­ge­baut.
1949 war ​„Il grande Torino“, die legen­däre Mann­schaft, die fünfmal hin­ter­ein­ander ita­lie­ni­scher Meister geworden war, mit dem Flug­zeug abge­stürzt, und nie­mand hatte dieses Unglück über­lebt. Der Absturz pas­sierte kurz vor Ende der Saison, als die Elf um Valen­tino Maz­zola schon als erneuter Meister fest­stand. Das Banale dieser Tra­gödie war, dass die Mann­schaft aus Por­tugal kam und Schmug­gel­ware an Bord hatte, die nicht über den Zoll gehen sollte. Eigent­lich sollte das Flug­zeug wegen der schlechten Wet­ter­lage nicht in Turin, son­dern auf dem Mai­länder Flug­hafen Linate landen. Aber die Spieler haben dann wohl den Piloten über­redet, doch den kleinen Turiner Flug­hafen anzu­fliegen, weil sie in ihrer Hei­mat­stadt keine Schwie­rig­keiten mit dem Zoll erwar­teten. Beim Lan­de­an­flug im Nebel rammte das Flug­zeug die Basi­lika auf dem Berg Superga, der vor den Toren der Stadt liegt, und alle kamen ums Leben.

War es ein Aben­teuer, nach Ita­lien zu gehen?
Nein, ganz und gar nicht. Nach dem Mün­chener Ludwig Janda von 1860 war ich der zweite deut­sche Fuß­baller, der ins Aus­land ging. Nachdem ich bei Her­berger keine Chance mehr sah, wollte ich mich inter­na­tional beweisen. Bereits im zweiten Jahr in der Serie A wurde ich von den Jour­na­listen zum besten Aus­länder gewählt. Diese Erfolge wurden auch in Deutsch­land wahr­ge­nommen. Vom ​„Zau­berer auf der linken Seite“ wurde geschrieben, und es gab sogar Umfragen in der Fach­presse: ​„Buhtz in die Natio­nal­mann­schaft?“ Aber es blieb bei den Umfragen. Für mich als Fuß­baller war Ita­lien ein Para­dies. Ich habe mir mit dem ersten Hand­geld gleich ein Cabriolet mit roten Leder­sitzen für damals 6500 DM gekauft.

Einen deut­schen oder ita­lie­ni­schen Wagen?
Einen deut­schen Wagen natür­lich, einen VW. Ich wollte eine Marke mit Welt­gel­tung. Wenn man schon ins son­nige Ita­lien zieht, sollte man zumin­dest ein Cabriolet besitzen. Das hat Stil. Im ver­reg­neten Deutsch­land machte dies natür­lich keinen Sinn.

Wie viel ver­dienten Sie in Ita­lien?
150.000 DM im Jahr. Dafür musste ein deut­scher Fuß­baller zehn Jahre in der Ober­liga kicken. Ich rückte beim AC Turin schnell in den Mit­tel­punkt und galt als ​„unver­käuf­lich“. Das ver­sperrte mir den Weg, um mit grö­ßeren Ver­einen viel­leicht auch ita­lie­ni­scher Meister zu werden. Ita­lien war herr­lich. Ich bin Rot­wein­trinker geworden, genoss das Essen und das Ambi­ente. Im Herzen bin ich bis heute Ita­liener, und es ist eine Schande, dass die Zweite Bun­des­liga mehr Zuschauer hat als die Serie A, weil dort die Ein­tritts­preise hor­rend sind, Gewalt und Kor­rup­tion den Fuß­ball kaputt­ma­chen.



Kwelle & mehr: https://11freunde.de/artikel/klinsi-sta ... ttansicht=
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Fußballgeschichten: Der Stolz des Saarlands

Beitrag von Depp72 »

Nicht Erich, nicht Oskar, sondern Borussia Neunkirchen. Die noch wahrere Borussia als die aus Gladbach.
Fußball.de hat geschrieben:Es ist schon komisch mit der Borussia. Jeder Bundesligist hat Spuren hinterlassen, auch die Eintagsfliegen. Preußen Münster war das einzige Gründungsmitglied, das abstieg und nie wieder kam, Prügelknabe Tasmania Berlin stellte Allzeitrekorde auf, der SSV Ulm sammelte mal vier Platzverweise in einem Spiel und Unterhaching machte 2000 die Bayern zum Meister. Die Liste ließe sich fortsetzen. Was aber blieb von der Borussia? Kein legendäres Spiel, kein Rekord, keine Kuriosität schaffte es in die Rückblicke nach 50 Jahren Bundesliga und nach 60 wird es kaum anders sein. Ein Grund mehr, sich die große Zeit der Saarländer näher zu betrachten.

Schon 1912 erstklassig

Erstklassig war die 1905 gegründete Borussia schon 1912, zehn Jahre später wurden sie Süddeutscher Vizemeister. Erste Lorbeeren. In der ab 1939 zweigeteilten Gauliga Südwest (1933 bis 1944) fehlten sie nie, 1938 standen sie nach einem 3:0 gegen Eintracht Frankfurt hauchdünn vor der Meisterschaft, doch die Hessen zogen am letzten Spieltag noch vorbei. Nachbar und Rivale 1. FC Saarbrücken leistete den Borussen nicht die erhoffte Schützenhilfe, 2000 Neunkirchner waren Daumen drückend angereist – vergebens. So blieb Platz zwei der Höhepunkt in der Zeit vor dem Krieg, in der Borussia ihren ersten von nur zwei Nationalspielern bekam: Karl Welsch durfte 1937 einmal gegen Lettland ran.

Der kicker schilderte des Ambiente in der Industriestadt Neunkirchen damals so: "Das Hüttenwerk mit seinen Hochöfen und weißen Dünsten steht mitten in der Stadt. Rauchgeschwärzte Häuser, ein schmaler Bach, enge, winklige Straßen. Aber ruhig und schön auf den Höhen: der Wald."
https://www.fussball.de/newsdetail/neun ... /214005#!/


Wenn der kicker es geschrieben hat, wird es stimmen. Wichtig ist aber letztlich nur eines: Hauptsach gudd gess!
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Fußballgeschichten: Happy Birthday Gunnar Nordahl!

Beitrag von Depp72 »

11 Freunde hat geschrieben:Heute vor 100 Jahren kam Milan-Legende Gunnar Nordahl zur Welt. Ein guter Zeit­punkt, um ihn und seine Familie zu wür­digen – sozu­sagen die Jackson 5 des Fuß­balls. Das heißt, eigent­lich waren sie sogar zu sechst.
[...]
Man stelle sich das ein­fach mal vor: Da wachsen fünf Brüder in einem kleinen Ort 600 Kilo­meter nörd­lich von Stock­holm auf. Alle fünf werden Profis. Vier werden Natio­nal­spieler. Drei gewinnen zusammen einen wich­tigen Titel für ihr Land, spielen dann in der Serie A – und werden alle zu Schwe­dens Fuß­baller des Jahres gewählt! Ach ja, und der jüngste der fünf kickt so lange auf höchstem Niveau, dass er noch aktiver Profi ist, als sein Neffe zum fünften A‑Nationalspieler der Familie wird.

Die Rede ist von den unglaub­li­chen Nordahls. Wer sich ein wenig mit Fuß­ball­ge­schichte beschäf­tigt, dem müsste Gunnar Nordahl ein Begriff sein, eine der größten Legenden des AC Mai­land, zwei­fa­cher Meister und fünf­ma­liger Tor­schüt­zen­könig in der Serie A

https://11freunde.de/artikel/familie-no ... ttansicht=
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erpie
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„Ich lebe dank des Fußballs“

Beitrag von erpie »

Schmuel Rosenthal war der erste Israeli in der Bundesliga. Sein Wechsel zu Gladbach vor 50 Jahren veränderte auch die deutsch-israelischen Beziehungen. Hier spricht er über den Segen seines Vaters und die Sorgen seiner Mitspieler.
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„Ich lebe dank des Fußballs“
von Andreas Bock
15-18 Minuten

Schmuel Rosenthal, es gibt ein tolles Bild von Ihnen und Günter Netzer. Er hat die Haare lang, sie tragen eine Art Fu-Manchu-Schnurrbart. Sie sehen aus wie zwei französische Schauspieler, die in Fußballtrikots geschlüpft sind.
Ich mag das Foto sehr, es hängt eingerahmt bei uns Zuhause. Wissen Sie, Gladbach war damals ein wahnsinnig aufregender Klub. Er hatte Anfang der Siebziger zweimal die Meisterschaft gewonnen, später kamen drei Meisterschaften dazu, der Uefa-Cup, das Landesmeister-Finale. Ich blieb leider nur eine Saison, vielleicht der größte Fehler meiner Karriere. Ich hätte kämpfen sollen, geduldiger sein müssen. So wie Allan Simonsen. Der kam mit mir nach Gladbach und hatte auch Probleme mit der neuen Spielweise. Aber er tat es – und ein paar Jahre später war er der beste Spieler Europas.

Sie waren der erste israelische Fußballer, der Profi geworden ist und in der Bundesliga gespielt hat. In Israel wurden Sie deshalb als Verräter beschimpft. Was sagten Ihre Eltern zu Ihrem Wechsel nach Deutschland?
Mein Vater stammt aus Litauen, er hat dort auch auf hohem Niveau Fußball gespielt. 1935 ging er mit der jüdischen Mannschaft Litauens für die zweite Makkabiade nach Tel Aviv – und blieb. Seine gesamte Familie in Litauen wurde in den Jahren danach von den Nazis ermordet, in den KZs, in den Ghettos. Wenn er dageblieben wäre, wäre er vermutlich auch umgebracht worden. Man kann also sagen: Ich lebe dank des Fußballs. Wenn in den fünfziger und sechziger Jahren in Israel über Deutschland gesprochen wurde, ging es um den Krieg, die Verbrechen, den Holocaust. Dafür stand Deutschland. Nicht für etwas Positives wie Fußball oder Sport. Was verständlich war. Aber irgendwie dachte ich, dass die Kindergeneration, die nach dem Krieg zur Welt gekommen war, ein paar Schritte auf die Deutschen zugehen sollte. Als die Sache mit Gladbach aktuell wurde, musste ich das natürlich mit meinem Vater besprechen. Er war zunächst irritiert, warum ausgerechnet Deutschland, fragte er, warum nicht hier. Ich erklärte es ihm, und er gab mir seinen Segen: „Wenn du die Möglichkeit hast, bei einem der besten Vereine Europas zu spielen, dann mach das. Ich wünsche mir nur, dass du eines Tages heimkehrst.“

In Israel waren Sie auch erfolgreich gewesen. Sie wurden Fußballer des Jahres 1966 und verpassten bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko knapp die Bronzemedaille.
Ich spielte in den sechziger Jahren für Hapoel Petah Tikva, machte über 200 Spiele. Aber nebenher musste ich als Versicherungskaufmann arbeiten, denn viel Geld konnte man als Fußballer in Israel nicht verdienen. Es gab kein Profitum. In den ersten Jahren war das okay, ich dachte eh, ich könnte international nicht mithalten. Dann kam Olympia 1968, ein guter Test. Wir gewannen in der Vorrunde gegen Ghana mit 5:3, Shiye Feigenbaum schoss drei Tore. Das Viertelfinale gegen Bulgarien endete nach Verlängerung 1:1 – es wurde durch einen Münzwurf entschieden, wir schieden aus. Danach führten sie übrigens das Elfmeterschießen ein. Ärgerlich. Trotzdem, nach dem Turnier ahnten wir, dass wir auch mithalten können. Wir wollten mal sehen, wie wir bei der WM abschneiden.

Israels Nationaltrainer Emanuel Schaffer (r.) mit Schmuel Rosenthal (l.) und anderen Spielern in Hennef im August 1969.

imago images

Die fand auch in Mexiko statt.
Wir hatten uns das erste Mal überhaupt qualifiziert. Bis heute übrigens auch das letzte Mal. Zuhause 1:0 gegen Australien, danach 1:1 in Sydney. Ein riesiger Jubel. Wir bereiteten uns in St. Moritz in der Schweiz und im amerikanischen Colorado auf die Höhenunterschiede vor. Es war alles noch mal ein anderes Niveau, unsere Gegner hießen Uruguay, Italien und Schweden. Große Namen, wir hatten eine Menge Respekt. Es ist ja nicht wie heute, wo man jeden Gegner vorher im Detail studieren und analysieren kann. Wir kannten die anderen Spieler kaum, vielleicht ein paar Super-8-Aufnahmen, die ein paar Monate alt war, das war’s. Gegen Uruguay verloren wir 0:2. Danach holten wir aber ein 1:1 gegen Schweden, ein toller Fernschuss von Spiegler. Das gab uns Selbstvertrauen.

Der letzte Gruppengegner war der spätere Vizeweltmeister Italien.
Wir hielten ein 0:0. Eine Sensation. Wir hatten sogar eine gute Chance auf ein Tor. Ich sehe es noch vor mir, wie ein Mitspieler durch den Strafraum der Italiener dribbelt und dann knapp am Tor vorbeischießt. Was wäre das gewesen! Italien wäre ausgeschieden. Die spielten mit all den Superstars, Riva, Rivera, Mazzola. Das war der Moment, als ich wirklich überzeugt war: Ja, du kannst das. Du kannst mithalten. Du kannst Profi werden.

Stimmt es, dass Sie bis zum Ende des Turniers in Mexiko blieben?
Es war eine tolle Atmosphäre, wir wollten alles aufsaugen. Kurz vor dem Endspiel trafen wir die Italiener noch auf einem Marktplatz. Da sagten sie uns, wie hart es war, gegen unsere Verteidiger zu spielen. Für mich als defensiven Mittelfeldspieler war das natürlich ein besonderes Lob. Als ich wieder Zuhause war, informierte ich meinen Verein und den israelischen Verband über meine Idee, nach Westeuropa zu gehen. Das führte zu einer einjährigen Spielsperre, die ich hinnahm. Ich fuhr mit meinem Auto zur Fifa in die Schweiz und regelte die Formalien. Und dann bin ich nach Mönchengladbach.

Warum gerade Gladbach?
Wichtig für die ganze Geschichte sind zwei Trainer: Emanuel „Eddy“ Schaffer, Israels damaliger Nationaltrainer, und Gladbachs Hennes Weisweiler. Beide waren befreundet, seit Schaffer Ende der fünfziger Jahre seine Trainerausbildung in Köln absolviert hatte. Weisweiler war sein Ausbilder gewesen, sein Mentor. Ich fragte Schaffer also, ob er in Gladbach ein Probetraining organisieren könnte.

"Das Spiel gegen Gladbach veränderte einiges"

Das deutsch-israelische Verhältnis war damals nicht gut. Nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1965 dauerte es mehr als fünf Jahre, bis ein offizieller Besuch zustande kam. Günther Grass soll 1971 bei einer Lesung in Israel mit Tomaten beworfen worden sein.
Im Fußball war das anders. Er hatte eine verbindende Kraft, die sich besonders bei Gladbachs Israelbesuch 1970 zeigte.

1968 war bereits ein deutsches Jugendteam mit Paul Breitner und Uli Hoeneß für ein Trainingslager nach Israel gereist, 1969 hatte Bayern Hof als erste deutsche Mannschaft in Israel gespielt. Was war an dieser Gladbachreise so besonders?
Die Zuschauer. Wir spielten vor 30.000 Zuschauern im Bloomfeld-Stadion. Schon zur Halbzeit stand es 3:0 für die Deutschen, am Ende gewannen sie 6:0. Aber die Gladbacher – Netzer, Laumen, Vogts und so weiter – waren so herzlich und spielten so magisch, dass unsere Fans ihnen zujubelten. Sie trugen sie auf Händen, applaudierten ihnen noch an ihrem Hotel. Es war eine große Euphorie. Dieser Tag änderte die Sicht vieler Israelis auf Deutschland, vielleicht war es sogar ein kleiner Wendepunkt in den politischen Beziehungen. Gladbach hat in den Jahren danach viele Reisen nach Israel unternommen.

„Meinem Vater schickte ich eine Postkarte, dass alles gut ist"

Wurde Gladbach schon bei jenem Spiel im Bloomfeld-Stadion auf Sie aufmerksam?
Vielleicht. Ich war mir allerdings gar nicht sicher, ob ich überhaupt gut genug für das Team bin. Ich hätte auch für eine andere Bundesligamannschaft gespielt. Aber der damalige Manager Helmut Grashoff sagte: „Wenn wir jemanden wie Sie haben können, dann verpflichten wir Sie gerne.“ Das fand ich toll, wow, dieser große Verein will wirklich mich haben!

Danach mussten Sie noch ein Jahr warten, bis Sie zum ersten Mal spielen durften.
Ich hielt mich fit, lernte Deutsch und machte einige Vorbereitungsspiele mit. Unter anderem in Barcelona, wo wir ein Turnier spielten. Ich war ganz gut. Meinem Vater schickte ich eine Postkarte, dass alles gut ist.

Am 16. September 1972 spielten Sie zum ersten Mal in der Bundesliga. Wie lief es?
Wir gewannen 4:3 gegen Duisburg. Ich stand danach oft in der Startelf, am dritten Spieltag gegen Hannover machte ich sogar ein Tor. Dann kam der Winter, und meine Leistungen wurden schlechter. Ich hatte vorher noch nie auf Schnee gespielt, ich kam auf dem gefrorenen Boden nicht zurecht. Ich erinnere mich gut an die Partie in München, wir verloren 0:3, gegen Uli Hoeneß sah ich keinen Stich.

Rosenthal im Zweikampf mit Uli Hoeneß.

imago images

In einigen Berichten heißt es, Ihre Mitspieler wollten aus Angst vor Anschlägen nicht mehr mit Ihnen im Flugzeug oder im Bus reisen.
Das stimmt nicht. Meine Mitspieler und alle anderen Mitarbeiter bei der Borussia haben mir total gut geholfen und sich mit der Situation arrangiert.

Nur elf Tage vor Ihrem Bundesligadebüt war bei den Olympischen Spielen in München ein Attentat auf die israelische Mannschaft verübt worden.
Natürlich war das beklemmend, und natürlich veränderte das auch die Situation für mich. Aber was sollte ich machen? Ich versuchte damit locker umzugehen. Einmal stand eine Testspielreise nach Nordafrika an, wir sollten auch in Libyen spielen. Grashoff fragte mich, ob ich mitkomme wollte. Ich scherzte: „Klar, aber dann komme ich wahrscheinlich nicht zurück.“ Letztlich sagte Gladbach die Reise sogar meinetwegen ab.

Hatten Sie Bodyguards?
Für das Auswärtsspiel in München wurde mir jemand von der Botschaft zur Seite gestellt. Ein Mann, der ein Auge auf mich hatte. Mehr nicht.

Sie sind also nicht wegen der Situation nach Israel zurückgekehrt?
Es war eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Der Schnee, die Atmosphäre und natürlich auch meine Leistung. Vielleicht hatte ich auch Heimweh. Wie anfangs gesagt: Heute denke ich, dass ich mehr Durchhaltevermögen hätten haben sollen. Ich hatte ja einen Dreijahresvertrag.

Ab 1973 spielten Sie wieder für Hapoel Petah Tikva. Hatte sich der Fußball in Israel in der Zwischenzeit verändert?
Es wurde besser bezahlt. (Lacht.) Ich bekam ein gutes Handgeld. Viele Leute hatten mich ja zwei Jahre zuvor als Verräter beschimpft. Nicht nur, weil ich nach Deutschland gegangen war, sondern weil ich überhaupt im Ausland Fußball spielen wollten. In der Zwischenzeit aber hatten sie begriffen, warum das wichtig für mich und andere war. Auch andere spielten ja mittlerweile im Ausland. Mordechai Spiegler ging 1972 nach Paris, Giora Spiegel wechselte 1973 nach Strasbourg.

Später haben Sie noch in den USA gespielt.
Mein Team waren die Oakland Stompers, der Klub existierte nur ein Jahr, 1978. Meine Mitspieler waren unter anderem Peter Enders, der mal für Hertha gespielt hatte, und der ehemalige Bayern-Spieler Charly Mrosko. Danach habe ich als unter anderem Yoga-Lehrer gearbeitet.

„Besonders froh macht es mich, dass viele Freundschaften bis heute halten"

Was machen Sie heute?
Ich lebe mit meiner Frau in einem kleinen Dorf in der Nähe von Haifa. Von unserer Terrasse sehen wir das Meer. Ich gehe spazieren, schwimmen, es geht uns gut.

Waren Sie mal wieder in Deutschland?
Vor fünf Jahren wurde ich zum 11mm-Festival eingeladen, da lief ein toller Film über das Spiel zwischen Israel und Gladbach. Mein ehemaliger Mitspieler Rainer Bonhof bekam von meinem Besuch mit und holte mich dann nach Gladbach. Es waren sehr bewegende Tage, in denen ich viele Freunde von damals wiedergetroffen habe.

Seit Ihnen haben einige Israelis in der Bundesliga gespielt. David Pizanti war in den Achtzigern für den 1. FC Köln aktiv, in den 2010er Jahren spielte Almog Cohen für Nürnberg und Ingolstadt, aktuell steht Munas Dabbur in Hoffenheim unter Vertrag. Sehen Sie sich als Pionier?
Ich habe einigen israelischen Spielern den Weg bereitet, das macht mich stolz. Besonders froh macht es mich, dass viele Freundschaften bis heute halten. Ich denke da an ein deutsches Paar aus Oberhausen, beide sind heute über 80. Ich hatte sie damals in Gladbach kennengelernt, als ich im Tante-Titti-Haus wohnte…

...bei Mathilde Bückmann, der „Fohlenmutter“.
Viele junge Spieler von Gladbach waren bei ihr untergebracht, sie kümmerte sich um uns, eine großartige Frau. Das Paar aus Oberhausen hat mich dort oft besucht. Die Freundschaft hielt über Jahrzehnte, die beiden waren auch schon in Israel. Wir haben uns auch vor fünf Jahren in Gladbach wiedergesehen. Heute schreiben wir über Whatsapp. Weil mein Deutsch etwas eingerostet ist, lasse ich meine Nachrichten vom Computer übersetzen. Aus Oberhausen wird dann immer Oberschoen.
https://11freunde.de/p/club/interviews/ ... 44078.html
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Spiel mit Langzeitwirkung

Beitrag von erpie »

Klingt vielversprechend:
Die „Nacht von Sevilla“, schön aufgemacht mit vielen historischen Fotos, ist ein Buch, das detailverliebte Fußball-Liebhaber begeistern wird. Diejenigen, die das Halbfinale am Fernseher verfolgten, werden sich an vieles erinnern und einiges dazulernen. Wer noch nicht lebte oder zu jung war, um das Spiel zu sehen, wird sich fast so fühlen, als habe er damals mitgefiebert.
https://taz.de/Fussballnacht-von-Sevilla-1982/!5809062/
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Re: Spiel mit Langzeitwirkung

Beitrag von Depp72 »

erpie hat geschrieben: Dienstag 2. November 2021, 10:07 Klingt vielversprechend:
Die „Nacht von Sevilla“
Sevilla: Augen = leucht, leucht leucht. Immer eine Reise wert. Geile Stadt, geiles Essen.
Der BVBler hat es vermutlich mehr mit Malaga. Absolut verständlich.
Zu einer Nacht gehören immer mindestens zwei: Merci, la grande Nation!

Ebenso wie bei der Glubb versus Benfica: https://www.ardmediathek.de/video/br-re ... 2UxMWJhMw/

''Der Club also in weißen Hemden und schwarzen Hosen''. Schwarz und weiß, wir stehn auf deiner Seite...
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von erpie »

Ist noch bis zum 09.05.2022 in der ARD Mediathek abrufbar.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 12276.html
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