Fußballgeschichten

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erpie
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Re: Spiel mit Langzeitwirkung

Beitrag von erpie »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 9. November 2021, 00:08
erpie hat geschrieben: Dienstag 2. November 2021, 10:07 Klingt vielversprechend:
Die „Nacht von Sevilla“
Sevilla: Augen = leucht, leucht leucht. Immer eine Reise wert. Geile Stadt, geiles Essen.
Der BVBler hat es vermutlich mehr mit Malaga. Absolut verständlich.
Zu einer Nacht gehören immer mindestens zwei: Merci, la grande Nation!

Ebenso wie bei der Glubb versus Benfica: https://www.ardmediathek.de/video/br-re ... 2UxMWJhMw/

''Der Club also in weißen Hemden und schwarzen Hosen''. Schwarz und weiß, wir stehn auf deiner Seite...
Ach ich weiß nicht, ich finde Andalusien per se wunderbar! Habe nur super Erfahrungen gemacht egal ob in Malaga, Granada oder Sevilla👍
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Depp72
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Re: Spiel mit Langzeitwirkung

Beitrag von Depp72 »

erpie hat geschrieben: Dienstag 9. November 2021, 06:01 Ach ich weiß nicht, ich finde Andalusien per se wunderbar! Habe nur super Erfahrungen gemacht egal ob in Malaga, Granada oder Sevilla👍
Halt die The-day-after-the-Max-Merkel-Version:
''Spanien wäre ein schönes Land, wenn nicht so viele Spanier dort leben würden.'' :grin:
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

SEVILLA IST GRÜN-WEISS!!!
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Depp72
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Depp72 »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Donnerstag 11. November 2021, 23:28 SEVILLA IST GRÜN-WEISS!!!
Was ist grün und stinkt nach Winterkorn? :birdiedoublegreen:
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erpie
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1991: Unfall von Maurice Banach Der Tag, als Mucki starb

Beitrag von erpie »

Leider eine die viel zu früh endete
Spoiler
Show
1991: Unfall von Maurice Banach Der Tag, als Mucki starb
Vor dreißig Jahren schockierte der Unfalltod des jungen Stürmers Maurice Banach den deutschen Fußball. Vor allem in Köln lässt die Tragödie die Leute bis heute nicht los.

Von Jens Kirschneck

Lesezeit: ca. 6 min
17. November 2021

Das Bild lässt tief blicken, aus ihm spricht die bodenlose Enttäuschung eines Sportlers, der sich vor dem ersten großen Erfolg seiner Karriere wähnte und jetzt doch mit leeren Händen dasteht. Im DFB-Pokalfinale am 22. Juni 1991 hat Maurice Banach ein zauberhaftes Tor geschossen und seinen Versuch im Elfmeterschießen sicher verwandelt, doch am Ende jubeln nicht der 24-jährige Stürmer des 1. FC Köln und seine Kollegen, sondern die Kontrahenten von Werder Bremen. Ab der Verlängerung hat es Katzen und Hunde geregnet; und während das Wasser an einer Plexiglasscheibe im Berliner Olympiastadion herunterrinnt, lehnt sich Banach dagegen und schaut ins Leere. Nur eine Momentaufnahme, und vielleicht wird kurz darauf jemand gekommen sein und zu ihm gesagt haben: „Mach dir nichts draus, Mucki, du bist doch noch jung.“ Doch das wäre zwar faktisch richtig, aber andererseits auch fürchterlich falsch gewesen. Denn keine fünf Monate nach dieser Aufnahme ist Maurice Banach tot.

Dreißig Jahre später ist es weitgehend in Vergessenheit geraten, aber der Tod des jungen Kölner Angreifers hat damals den deutschen Fußball geschockt, wie es danach vielleicht nur noch beim Suizid von Robert Enke der Fall war. Einer der hoffnungsvollsten deutschen Fußballer verunglückt auf dem Weg zum Training, und das auf grausame Weise. Sein Auto zerschellt auf der A1 an einem Brückenpfeiler und geht in Flammen auf. Die entsetzlichen Bilder vom Unfallort erinnern auf makabre Weise an den Tod von James Dean, wie es überhaupt gewisse Parallelen zwischen Banach und dem amerikanischen Filmstar gibt: Während jener nur drei Filme braucht, um sich unsterblich zu machen, reichen dem Fußballer knapp anderthalb Jahre beim 1. FC Köln. Zum Zeitpunkt seines Todes ist er Zweiter der Torschützenliste der Bundesliga, einen Treffer hinter dem Dortmunder Stéphane Chapuisat, und steht vor dem Sprung in die deutsche Nationalelf. Was hätte nur alles aus ihm werden können! Reine Spekulation.

Ein paar Jahre zuvor ist nicht abzusehen, dass aus Maurice Banach, den alle „Mucki“ nennen, eine große Nummer werden wird. Der Sohn einer Deutschen und eines farbigen US-amerikanischen GI, den er nie kennenlernen wird, wechselt mit 16 Jahren von seinem Heimatverein Preußen Münster zum BVB. Zwar schafft er den Sprung in den Profikader und kommt zu ersten Einsätzen in der Bundesliga, doch an Platzhirschen wie Norbert Dickel und Frank Mill führt kein Weg vorbei. Banach wagt einen Schritt zurück und geht zu Wattenscheid 09, wo er ein kongeniales Sturmduo mit dem fünf Jahre älteren Uwe Tschiskale bildet. Der Bochumer Stadtteilklub träumt vom erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga, und in Banachs zweiter Saison ist es tatsächlich so weit: Wattenscheid wird Erstligist und Mucki mit 21 Treffern Torschützenkönig der zweiten Liga.

Am Wochenende nach Banachs Tod gibt es überall in der Bundesliga Gedenkminuten. Auch im Stuttgarter Neckarstadion vor dem Spiel gegen Leverkusen.

Imago Images

Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die halbe Bundesliga hinter ihm her. Maurice Banach entscheidet sich für den 1. FC Köln, weil er noch immer an Münster hängt und die Wegstrecke überschaubar ist, aber auch wegen des Trainers Christoph Daum. Als Banach im Sommer 1990 seinen Dienst beim amtierenden Vizemeister antritt, ist Daum allerdings gar nicht mehr da, rausgeworfen nach Machtkämpfen mit dem Vorstand. Stattdessen arbeitet jetzt Erich Rutemöller als Cheftrainer in Köln. Kein einfacher Start, doch Mucki Banach zuckt nur mit den Achseln und macht sich an die Arbeit. Nach einer gewissen Anlaufzeit knipst er im Müngersdorfer Stadion genauso verlässlich wie zuvor an der Lohrheide und entwickelt sich wegen seiner unkomplizierten und nahbaren Art überdies zum Publikumsliebling.

„Er war ein Spieler, wie wir ihn heute suchen. Einer, der mit Raffinesse und Cleverness spielte“

„Der passte ideal bei uns rein“, sagt Pierre Littbarski, der seinerzeit als Routinier und Weltmeister so etwas wie der Elder Statesman im Kölner Team ist, aber dennoch nichts von seinem jugendlichen Schalk verloren hat. „Wir waren für jeden Spaß zu haben, aber wir wollten auch gut Fußball spielen.“ Litti, Otze (Frank Ordenewitz) und Mucki bilden so etwas wie die inoffizielle Humorzentrale im Kader, die „Sprücheklopfer und Blödsinnmacher“, wie Littbarski es nennt. Gleichzeitig ist Banach ein extrem bodenständiger Typ, ein junger Familienvater, der seine Frau mit 14 in der Disco in Münster kennengelernt hat und immer noch bei jeder Gelegenheit in die alte Heimat düst. Vielleicht sorgt diese Mischung aus Lockerheit und Bodenhaftung dafür, dass ihn erfahrene Spieler wie Littbarski und Falko Götz sofort als einen der ihren akzeptieren. „Mucki war einer, der die Stimmung in der Mannschaft aufbrechen konnte und sich selber nicht so ernst genommen hat, obwohl er ein geiler Fußballer war“, sagt Götz. Denn das war das andere Faustpfand des jungen Stürmerstars: seine unübersehbare fußballerische Qualität. „So einer wie er wird heute gesucht“, findet Falko Götz, der mittlerweile im Scouting von Bayer Leverkusen tätig ist. „Jemand, der nicht nur den Körper und die Technik hat, sondern mit Raffinesse und Cleverness arbeitet.“ Pierre Littbarski drückt es so aus: „Quasi Robert Lewandowski und Thomas Müller in einer Person.“

Trotz der Fähigkeiten von Maurice Banach läuft bei den Kölnern beileibe nicht alles rund. Um sich am Ende der Saison 1990/91 doch noch für den Europapokal zu qualifizieren, muss der FC das DFB-Pokalfinale gewinnen, doch weil Erich Rutemöller in einem Fernsehinterview zu ehrlich ist und zugibt, seinen Stürmer Frank Ordenewitz im Halbfinale aufgefordert zu haben, sich absichtlich eine Rote Karte zu holen, um eine Gelbsperre zu verhindern („Mach et, Otze!“), wird Ordenewitz gesperrt und Köln verliert das Endspiel. Als die folgende Spielzeit zäh beginnt, wird Rutemöller durch Jörg Berger ersetzt, doch auch das bringt erst keine Besserung. Einzig Banach trifft und trifft. Nach zwei Toren beim 4:1 gegen Fortuna Düsseldorf wird seine baldige Nominierung für die Nationalmannschaft erwartet. Am Wochenende drauf verliert der 1. FC Köln auf Schalke mit 0:3. Banach darf im Anschluss nach Münster fahren, wird aber zum Auslaufen am Sonntagmorgen zurückerwartet.

Es gibt viele schreckliche Details rund um den 17. November 1991. Das betrifft nicht nur das Unfallgeschehen an sich, sondern auch die Stunden und Tage danach. Etwa, dass seine Witwe Claudia erst von seinem Tod erfährt, als der längst im Radio vermeldet wird. Bis dahin haben sie drei Menschen angerufen, darunter Banachs Berater Heinz Slupek; keiner hat es gewagt, ihr die Nachricht zu überbringen. Letztlich informiert sie ein Reporter der „Bild“-Zeitung.

„Unsere erste Reaktion war: Das ist bestimmt nicht wahr, wir wissen noch nichts Genaues“

Bei den Kölner Spielern hält sich die Überraschung über Banachs Abwesenheit beim Training zunächst in Grenzen. „Wenn einer beim Auslaufen zu spät kommt, ist der Flachs immer groß, weil die Mannschaftskasse gefüttert wird“, sagt Falko Götz. Dass etwas nicht stimmt, merken die Profis erst, als zwei Herren im Lodenmantel über den Trainingsplatz laufen und auf Jörg Berger zusteuern. Es sind zwei Polizisten, die den Trainer fragen, ob Maurice Banach zum Training erschienen sei. Denn die Leiche im ausgebrannten Wrack auf der A1 ist, auch dies eine bestürzende Einzelheit, nicht ohne weiteres zu identifizieren. Berger versammelt die Mannschaft in der Kabine, um ihr die schlimme Nachricht zu überbringen. Erste Reaktion: ein verzweifeltes Leugnen. „Das ist nicht wahr, wir wissen noch nichts Genaues“, fasst Pierre Littbarski den allgemeinen Tenor im Team zusammen. Aber natürlich ist es am Ende doch wahr.

Die Tage danach entwickeln sich für alle, die Banach nahestanden, zur Grenzerfahrung. In der Presse geht es hoch her: Ist der Stürmer zu aggressiv gefahren, eventuell gar unter Alkoholeinfluss? Tatsächlich gibt es eine positive Blutprobe, gegen die die Familie später erfolgreich klagt. Zunächst aber ist Claudia Banach, selbst erst 25 Jahre alt und Mutter von zwei kleinen Kindern, mit der Situation heillos überfordert. Pierre Littbarski beobachtet mit Entsetzen, wie sie sich, als der Sarg ins Grab gelassen wird, hinterherstürzen will, derweil Banachs Stiefvater die allzu aufdringlichen Reporter zu verscheuchen versucht.

Witters

Während viele Spieler in dieser Zeit die Nähe des Aachener Pastors Heinz Baumann suchen, eines leidenschaftlichen FC-Fans, geht für die trauende Witwe der Albtraum weiter. Der 1. FC Köln überrumpelt sie und sichert sich einen großen Teil der für Banach abgeschlossenen Lebensversicherung. Die aus der damaligen Zeit überlieferte Begründung des Geschäftsführers („Sie brauchen sich ja keinen neuen Mann kaufen, der FC aber einen neuen Spieler“) ist selbst im für zynische Entgleisungen berüchtigten Fußballgeschäft konkurrenzlos. Öffentlich bekannt werden diese Vorgänge erst viel später, sorgen dann aber bei den Kölner Fans für große Empörung. Erst im letzten Jahr hat der Verein, noch unter Federführung von Banachs früherem Mitspieler Horst Heldt, seinen Frieden mit dessen Familie gemacht. Pünktlich zum dreißigsten Todestag (oder wenn Corona es erlaubt) wird der FC ein Benefizspiel für seinen ehemaligen Stürmer veranstalten. Damit nicht genug, hat Ex-Profi Andreas Gielchen ein Gedenktrikot aufgelegt, außerdem haben die Autoren Ralf Friedrichs und Thomas Reinscheid ein Buch über den in Köln immer noch äußerst populären Spieler geschrieben, das im November erscheinen wird. Der Titel bedient sich bei Bud Spencer und lautet „Sie nannten ihn Mucki“.

In dem Buch wird unter anderem die in Köln häufig zu vernehmende These diskutiert, wonach mit dem Tod von Banach das Ende des 1. FC als Spitzenklub der Bundesliga eingeläutet wurde. Dabei wurden die Kölner in der Saison 1991/92 am Ende sogar noch Vierter und qualifizierten sich für den europäischen Wettbewerb. Es war allerdings das letzte Mal für 25 Jahre. Und natürlich wird am Geißbockheim bis heute darüber spekuliert, was aus Maurice Banach persönlich hätte werden können. Sein ehemaliger Mitstreiter und Freund Littbarski sieht es so: „Ich weiß natürlich auch nicht, ob aus ihm ein ganz Großer geworden wäre. Ich kann nur sagen, dass er alle Voraussetzungen dafür hatte.“
https://11freunde.de/p/club/heftinhalt/ ... 48144.html
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 12. November 2021, 07:47 Was ist grün und stinkt nach Winterkorn? :birdiedoublegreen:
Real Betis stinkt nach Winterkorn? :wtf:
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Re: Fußballgeschichten: CS Lebowski

Beitrag von Depp72 »

Ein romantischer CS-Lebowski-Nachschlag:
kicker hat geschrieben:Borja Valero lehnt vor der Kabine. "Das ist wirklich fantastisch hier. Die Essenz des Fußballs, wie man ihn überall leben sollte. Spaß und Freude pur." Heute ist er 36, früher besuchte er die Jugendschule von Real Madrid, wo er aber nur zu drei Profi-Einsätzen kam, dann Mallorca, West Bromwich, Villarreal, Inter Mailand und AC Florenz, 68-mal spielte Valero im Europapokal und einmal, 2011, für Spanien. In sechs Jahren wurde Florenz für ihn und Familie ein Zuhause, er lebt die Stadt ohne Allüren, die Viola-Fans tauften ihn "il Sindaco", den Bürgermeister.

Valero wollte Florenz helfen - Florenz lehnte ab

Valero wollte bei der Fiorentina noch ein Jahr aushelfen und sich dafür das Gehalt kürzen. Die Chefetage lehnte ab. So ganz ging Valero dann doch nicht. Ein Sommerflirt über die sozialen Netzwerke wurde zur Realität, und er heuerte bei Lebowski an. Der Stadt etwas zurückgeben, eine Plattitüde. Ihm nimmt man das ab.
https://www.kicker.de/calcio-fuer-alle- ... 68/artikel

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 22. September 2021, 07:36
kicker hat geschrieben:Debüt für Sechstligist CS Lebowski: Borja Valero bereichert "Calcio Popolare"

Borja Valero ist der Fußballromantik verfallen. Der ehemalige spanische Nationalspieler kickt nun bei einem Klub aus der sechsten italienischen Liga, der den "Dude" aus dem Film "The Big Lebowski" im Wappen trägt.

https://www.kicker.de/debuet-fuer-sechs ... 24/artikel
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von bolz_platz_kind »

Der nachfolgende Text stammt von Dilbert (Pils-Legende).
Beschrieben wird das Fußballspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach sowie sämtlichen Begleiterscheinungen aus der Saison 2010/11.


Mahlzeit!

Boah, ich hatte mir meine Rückkehr in die schreibende Zunft wirklich etwas erfolgreicher vorgestellt.

Nun ja, um 3.45 Uhr klingelte der Wecker, nach ungefähr dreieinhalb Stunden Schlaf (die Nacht davor waren es auch nicht viel mehr). Da hatte auch die Literdose Faxe als Schlummifix am frühen Abend davor nicht geholfen, die Aufregung vor meiner ersten grösseren Tour der Saison, und die Angst zu verschlafen waren einfach zu gross gewesen. Schnell die Nachtwache im Heim angedengelt, um ihr zu sagen dass sie sich ihren Notfallanruf sparen kann. Da die Dusche, Rasur und was man sonst noch so machen sollte wenn man 27 Stunden Zug fährt, schon am Abend zuvor ausgiebig erledigt war, musste ich nur noch ein paar Brote zusammenwürfeln, mir den Rucksack schnappen, und dann nix wie los zum Bahnhof. In selbigem kam mir der völlig betrunkene Sohn einer Nachbarin entgegengetorkelt, der im Gegensatz zu mir seine Party schon hinter sich hatte und mich kurzerhand für völlig bescheuert erklärte, für ein gammeliges Fussballspiel so einen Zores auf mich zu nehmen.

Wo er recht hat...

Ausserdem waren ein paar HSV-Fans unterwegs, die irgendwie versuchten mit dem Wochenendticket nach Köln zu kommen, und dummerweise ihren Hinfahrplan zerrissen hatten, weil einer von ihnen - wohl mit einem leichten Restpegel ausgestattet - meinte, der täte gerade nicht so not. Seine Kumpels waren da eher anderer Meinung.

Morgens um fünf in Deutschland... Eine Dose Holsten raus, Prost.

In Neumünster musste ich dann schonmal 40 Minuten auf meinen ICE warten, und dann noch etwas länger, weil die Kiste ein paar Minuten Verspätung hatte. Der Karren war komplett leer, und ich fand schnell ein nicht reserviertes Abteil, das ich dann auch bis Göttingen oder so ganz für mich allein hatte. Anfangs war mir das zwar ganz recht, einige Stunden später wurde es dann doch ziemlich langweilig da drin. Ich hatte gerade beschlossen mein Bier auszutrinken und danach ins Bordrestaurant zu latschen, als plötzlich ein Haufen totaler Langweiler die freien Plätze erblickte und die Bude dann füllten. Alles nette Menschen, aber vom Unterhaltungswert irgendwo in Richtung "Bibel TV".

Nachdem ein Teil von denen in Frankfurt wieder ausgestiegen war, latschte ich zum Klo, und fasste mir innerlich anne Birne. Da sass die ganze Bande um "Häuptling" Olaf aus Kiel in feuchtfröhlicher Runde beisammen, während mir drei Abteile weiter die Gehirnzellen vor Langeweile weggammelten (meine Musikzeitung hatte ich inzwischen auch durchgelesen). So wurde zumindest die letzte Etappe bis Mannheim eine höchst unterhaltsame Angelegenheit, schliesslich hatte man sich seit dem Offenbach-Kick im Frühjahr 2008 nicht mehr gesehen. Zum Glück haben sich diese liebenswerten Chaoten in der Zeit nicht sonderlich verändert.

Bis Mannheim hatte ich meine eh nicht gerade grossen Biervorräte dann komplett gekillt (man wollte ja auch was vom Spiel mitbekommen... hätte ich mir bloss die Lichter ausgeschossen), was die Gelegenheit gab die Dosen beim Bahnhofssupermarkt zu entsorgen. Im Gegensatz zu den Wurstsemmeln in Neumünster kannte die Dame da sogar das Gesetz, dass man auch Dosen annehmen muss, die nicht im eigenen Sortiment sind. Jedenfalls wenn man selber welche verkauft, und machte sie deshalb auch keinen Aufstand. Oben auf dem Bahnsteig gab es dann noch eine sehr fruchtlose Diskussion zweier mächtig angesoffener Fans über Politik, die sich in etwa so anhörte: "Du hast doch gar keine Argumente." - "Hab ich doch." - "Hast du nicht." - "Hab ich doch."... Und das dann zwanzig Minuten lang. Der eine von denen hatte sich zwischendurch als Nationalist geoutet, der sich für die Bewahrung der Deutschen Werte, Traditionen, unserer Kultur und Lebensart, usw. einsetzt. Der musste sich dann inner S-Bahn natürlich genau neben mich setzen, weshalb ich mir zügig einen anderen Platz suchte, weil ich mit solchem Gelaber nun absolut nichts anfangen kann. Ich landete bei zwei total dichtgekippten Typen, die schon die ganze Nacht zuvor einfach durchgefeiert hatten, und sich auch weiter fröhlich ein Herforder Bier nach dem anderen in die Rübe gossen. Auf meinen Hinweis, dass man in solchem Zustand ziemlich Gefahr läuft nicht mehr ins Stadion gelassen zu werden, meinte einer von denen dann nur: "Na ja, darüber ärgere ich mich dann eh erst morgen." Oder so, und Prost.

So ungefähr eine halbe Stunde vor Kaiserslautern waren zwei Dinge völlig überfüllt: Meine Blase, und diese S-Bahn. Die Chance da irgendwie zum Klo zu kommen war in etwa so gross wie´n Meerschweinchenpimmel. Ausserdem ging mir das "Pälzsche Gebabbel" um mich rum so langsam aber sicher völlig auf die Nerven, da versteht man ja die besoffenen Mexikaner oder Finnen beim Wacken Open-Air noch besser. Strullen müssen wie ´ne Kuh die vier Tage nicht gemolken wurde, und das noch obendrauf, so langsam wurde diese S-Bahn-Fahrt ziemlich ärgerlich. Da die Klapperkiste aber an wirklich jedem Kuhstall anhielt, durfte ich mir noch eine Weile weiter die für einen Fischkopp wie mich höchst skurrile Architektur von Gemeinden wie Frankenstein (kein Witz), Haßloch, Schifferstadt oder Böhl-Iggelheim angucken. Also bei uns haben die Häuser irgendwie alle vier Wände und ´n Dach, da haben sie die Buden einfach annen Berghang rangeschustert, wobei der Berg die Rückwand und einen Teil der Seitenwände darstellt.

Kaiserlautern, alle Mann RAUS!!! Und zwar zackig, ich muss zum Klo. Da bezahlt man 50 Cent, und bekommt als Dankeschön kein Wasser um sich nach´m strunzen die Hände zu waschen, weil die Hähne nicht funktionieren. Wenn man sich das Gebabbel der Lauterer Fans zu dem Thema angehört (und verstanden) hat, kann man glaube ich davon ausgehen, dass dieser Defekt nicht erst seit kurzem besteht. Man kann also sagen dass diese Stadt und ich von Beginn an ein wenig berauschendes Verhältnis zueinander hatten.

Nach sieben Versuchen schaffte ich es dann endlich mich irgendwie mit Eckham in Verbindung zu setzen, der auf dem Bahnhofsvorplatz auf mich wartete. Da wollte ich dann auch hin, aber die Polente war da ganz anderer Meinung, und liess mich nicht durch. Das sollte mir nicht zum letzten mal an diesem Tag passieren... irgendwie hab ich mich dann doch noch rausgeschlichen.

Mit Ecki ging es zu einer Bierbude vor´m Stadion. Bitburger, 0,33 Lliter für 2,50 Euro... Ich sollte bei Knappi mal darum bitten, dass er mich bei meinen Fahrten mit seinem Imbisskarren begleitet. Dann gibbet 1. vernünftiges Bier, und 2. mehr für´s Geld. An dieser Stelle einen lieben Gruss an Kollege Knappert und seinen Haufen, ich hab euch in letzter Zeit leider ziemlich vernachlässigt.

Eine halbe Stunde oder so später kam dann Trott hinzu, den hatte ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Zu schade, dass Zini keine Karte mehr bekommen hat, und wir deshalb leider auf sie verzichten mussten. Aber auch so war es eine lustige Runde. Prost! Da ich ja noch ums halbe Stadion rumlatschen musste um zum Gästeblock zu kommen, trennten wir uns ein Bier später wieder. Aus der Hoffnung auf einen kleinen Plausch nach dem Kick wurde dann leider aus unglücklichen Umständen nichts. Schade.

Jetzt weiss ich endlich, warum das Ding Betzenberg heisst. Unser höchster "Berg" in Schleswig-Holstein hat glaube ich um die 170 Meter, viel weniger kann das Gestiefel da hoch auch nicht sein. Nach ein paar hundert Metern durch die pfälzische Botanik kam ich dann endlich beim Gästeblock an. Die "Kontrolle" am Einlass war ziemlich lächerlich, dafür musste ich meinen (leeren) Rucksack aber abgeben (okay, eine Musikzeitschrift war da drin), was für´n Käse. Mir kamen da böse Erinnerungen an die chaotischen Ausgabeaktionen nach dem Spiel in Bremen und Offenbach...

Was muss man jetzt machen um hier ´n Bier und ´ne Bratwurst zu kriegen? So ´ne blöde Stadiongeldkarte kaufen. Na gut, das wird man doch hoffentlich auch oben machen können, der Anpfiff rückte nämlich immer näher. Also ab zum Gladbacher Fanartikelkarren, den obligatorischen Schal (Nummer 92 oder 93?) gekauft und Treppen hoch... höher... höher... noch höher...

Lieber 1.FC Kaiserslautern, das kann doch nicht euer Ernst sein? Die Bude da hat vier Stockwerke, und die Fressstände sind alle im Erdgeschoss? Okay, wenn man an mir absolut kein Geld verdienen will, dem Wunsch kann entsprochen werden. Ich renn doch da nicht nochmal vier Stockwerke runter um mir die blöde Fanverarschungskarte (auf der man am Ende bestimmt immer ´nen kleinen Restbetrag behält) zu holen, und wegen einem Becher Bier dann das halbe Spiel im Treppenhaus zu verbringen. Karlsberg schmeckt eh scheisse...

Als ich meinen Platz innehatte kam auch schon die Mannschaftsaufstellung vom 1.FC Kaiserslautern durch. Die Sicht da oben ist ja wirklich gut, dafür kann man das Stadionlied der Pfälzer Teufel getrost inne Tonne kloppen. "Ole ole, ole ola, der FCK ist wieder da..." Sauber, den Text dieser albernen Knödelnummer schafft man selbst mit drei Promille noch.

Die Lauterer liefen gegen unsere Fussballprofi-Restbestände diesmal in speziellen Trikots zu Ehren des 90. Geburtstags von Fritz Walter auf. Die Gladbacher hingegen wollten auch gratulieren, und lieferten im Spiel für jedes zehnte Jahr brav eine Kerze ab.

Mal ehrlich, Leute: Hat man euch vor dem Spiel die Latschen mit Schmieröl behandelt, oder wieso fluppten die ganzen Bälle da dermassen unkontrolliert durch die Gegend? Oder war das Spiel gar manipuliert, in dem Sinne dass im Ball ein Magnet angebaut war, und nur die Lauterer den passenden Gegenpol inne Galoschen hatten? So kam es einem nach der zehnten Minute jedenfalls vor. Bis dahin hatten die Borussen zumindest defensiv eine halbwegs akzeptable Vorstellung abgeliefert. Dann kamen zwei Fehlpässe und ein dusseliger Ballverlust, und der Laden brach komplett auseinander. Die hatten plötzlich schlichtweg die Hosen bis zum Rand voll. Ich will das ganze Elend hier nicht noch einmal rekapitulieren, auch weil ich darauf verzichtet hab mir die Aufzeichnung der Sportschau oder Bundesliga pur oder sowas anzugucken. Der Auftritt war auch beim ersten mal sehen schon grässlich genug, und wir konnten uns bei Heimi (der einzige in Normalform) und der Latte bedanken, dass wir nicht schon zur Halbzeit 2:0 hinten lagen.

Der Ofen war dann endgültig aus, als Idrissou sinnbildlich für den Rest des Haufens die sichere Führung aus fünf Metern neben das leere Tor stolperte, und die Lauterer nach etwas mehr als 70 Minuten mit einem zugegebenermassen wunderschönen Weitschuss aus ca. 30 Metern in den Winkel in Führung gingen. Besonders leid tut es mir irgendwie für die Fans, die trotz dieses Offenbarungseids bis zum 2:0 wirklich durchweg versuchten die Truppe irgendwie aufzuwecken und nach vorn zu singen. Den Gesangswettbewerb haben wir jedenfalls über das ganze Spiel durch locker flockig gewonnen, weil die Anhänger der Teufel erst nach deren Führung irgendwie zu vernehmen waren. Dass die dann am Ende die grosse Klappe aufhatten, fand ich irgendwie etwas befremdlich, denn gut gespielt hatte ihre Mannschaft auch nicht. Überhaupt muss ich hier mal anmerken, dass das Heimpublikum der Teufel mit das unsympathischte war, das mir in 17 Jahren Fussball so begegnet ist. Und das sag ich jetzt nicht weil wir da auffe Mütze bekommen haben, der Sieg gegen unseren kaputten Hühnerhaufen ging selbst ohne das ganz grosse Spiel völlig in Ordnung. Aber selbst nachdem die mit 3:0 gewonnen hatten, lag irgendwie immer eine aggressive Spannung in der Luft, und ich war noch nie so froh aus einer Stadt heil wieder rauszukommen wie aus dieser. Wie sind die denn erst drauf, wenn sie verloren haben?

Das finde ich vorallem in der Hinsicht sehr verwunderlich, dass ich bei den Forentreffen die Fans von Kaiserslautern stets als nette, witzige Menschen kennengelernt habe, seien es nun Trott, Busti, Zini oder eben eckham. Seid mir nicht bös Jungs (und Mädel), vielleicht hatte die Stadt auch einfach nur ´nen schlechten Tag.

Nachdem ich mir im Ausgabechaos meinen Rucksack zurückerobert hatte, wollte ich zum Bierstand, an dem wir vor dem Spiel gestanden haben. Auf dem Weg dahin hab ich mich selbstverständlich komplett verlaufen, und als ich endlich wusste, wo ich lang musste, geriet ich in einen Polizeikessel... als einer von ungefähr drei Gladbachern inmitten von tausenden roter, ständig "Scheiss Mönchengladbach" gröhlender Lauterer. Warum man mich da aus dem Mob nicht rausgelassen hat, versteh ich nun beim besten Willen nicht, denn selbst wenn sie die Fans trennen sollten, wäre es doch das allerklügste gewesen den Mann mit dem grünen Trikot da möglichst schnell rauszuholen. Irgendwie war ich leider der einzige, der diese Logik begriff. Na ja, ich bin zwar heil rausgekommen, aber besonders wohl hab ich mich da drin wirklich nicht gefühlt, und deshalb möglichst irgendwie am Rand gehalten.

Als ich da endlich wegkam, fand ich den Bierstand wieder, allerdings sass Ecki zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon im Zug, und Trott hatte wegen einer familiären Panne ebenfalls längst die Heimreise antreten müssen. Okay, dann geh ich eben zu Edeka und hol mir ein paar Pils für die Rückfahrt... "Sie dürfen hier nicht durch." Polizeigenerve, die dritte. So langsam ging mir diese Stadt aber mal komplett auf den Zeiger. So musste ich mir meine Dosenbrötchen leider für den dreifachen Preis im Bahnhofskiosk besorgen (warum ´ne Büchse Dominikaner Billigschütte da genausoviel kostet wie das eigentlich viel teurere Karlsberg, kann mir vielleicht irgendwann mal einer erklären. Vielleicht wissen die auch nur wie restlos beschissen Karlsberg schmeckt, und dass jeder Biertrinker mit ein bisschen Reststolz deshalb eh zum Dominikaner greifen wird, egal was es kostet). Zudem besorgte ich mir noch weiteren Lesestoff für die Rückfahrt, denn im Zug schlafen ist keine besondere Spezialität von mir, und ausserdem standen mir ja noch eineinhalb Stunden Langeweile in Neumünster bevor.

Bis zu meiner geplanten Rückfahrt waren es noch über eineinhalb Stunden, und weil mir im Bahnhof zu viele seltsame Gestalten rumliefen, bin ich dann wieder raus. Siehe da: Die Polizeisperre zum Einkaufszentrum war aufgehoben. Zehn Minuten zu spät, GRRRR! Zumindest konnte ich mir so noch zwei Brötchen holen, die geplante Stadionwurst war ja wegen der baulichen und geschäftlichen Gegebenheiten der Frittze-Butze ausgefallen. Ich hätte dann auch einen Zug früher nach Mannheim fahren können, aber der war vollgestopft mit singenden Roten, und von denen hatte ich schlichtweg erstmal die Nase voll. Lieber ´ne Stunde warten und dann vielleicht ´nen Sitzplatz bekommen... und Ruhe haben.

Auf dem Bahnsteig gesellte sich für eine Weile noch eine Borussen-Familie zu mir, die vom Gezeigten der Mannschaft ebenso entsetzt war wie ich, und deren Vater als Trost noch ´ne Runde Bier springen liess. Danke!

Dann war erstmal Verwirrung angesagt. Fahren sollte ich mit der S4, auf der Anzeige am Bahnsteig stand S4... aber auf dem bereitgestellten Zug stand S5. HÄ?! Da der Zug aber dasselbe Ziel anner Leuchte stehen hatte, hoffte ich einfach mal auf einen kleinen Fehler inner Anzeige, und hatte damit recht. Ein paar Gladbacher (im totalen Frustsuff) und Lauterer waren auch noch in der Gondel, die mit etwas Verspätung losfuhr (und in mir damit weitere Skepsis weckte ob ich denn wirklich inner richtigen Kiste hockte).

In Mannheim parkte schon der Nachtzug, der für die nächsten achteinhalb Stunden mein Zuhause sein sollte. Der richtige Waggon stand praktischerweise genau anner Treppe, also rein da. Ich bin vorher noch nie in so ´nem Liegeabteil gefahren, und wiederholen muss ich das auch nicht unbedingt. Sechs Pritschen, jeweils drei übereinander auf knapp 15 Kubikmetern Raum, gemütlich ist was anderes.Und dafür verlangt die Bahn 20 Euro Reservierungsgebühr, was ich hiermit als mehr als unverschämt bezeichne. Zudem hatte ich meinen toten Punkt mal wieder überwunden und war alles mögliche, aber nicht müde oder betrunken genug um da pennen zu können. Meine Suche nach irgendeiner Sitzgelegenheit, nachdem die Familie und die ganz hübsche Dame, mit denen ich mir das Kabuff teilte sich hingehauen hatten, blieb erfolglos. Abgesehen von den Scheisshäusern kann man da wirklich nirgendwo halbwegs bequem sitzen und seinen Metal Hammer lesen. Der dänische Zugbegleiter machte jedenfalls einen ziemlich genervten Eindruck (dabei hab ich eigentlich nichts weiter gemacht, nicht einmal Musik gehört), als ich mich einen Waggon weiter mit den Beinen in die Türtreppe setzte um in meiner Zeitschrift zu schmökern und ein Bier zu trinken.

Geschlafen / gedöst hab ich in dieser Nacht mit Glück zwei Stunden.

Willkommen in der Winterzeit. Wegen der musste ich in Neumünster noch ´ne Stunde länger am Bahnhof rumgammeln. Mein Versuch mein Dosenleergut da am Service-Shop loszuwerden scheiterte an einem Riesen***** von Angestelltem, der meinen freundlichen Hinweis auf die Gesetzeslage mit einem sehr arrogant hingepöbelten "Und wenn ich die nicht nehme, was machst du dann?!" beantwortete und mich an dieser Stelle mal sonstwas kann.

Es war wirklich widerlich nasskalt. Eineinhalb Stunden sass ich da in dieser verdammten Dreckskälte, auf dem Bahnsteig gegenüber ein Haufen sturzbesoffener, rumgröhlender Jugendlicher mit grässlicher Technomusik. Die hatten mir zu meinem Glück ja gerade noch gefehlt. Damit ich auch wirklich komplett zum Eiszapfen werden konnte, legte mein Zug dann noch ´ne Verspätung hin.

Als ich um zwanzig nach sieben endlich meine Haustür aufschloss, wurde es langsam wieder hell.

Gruss
Dilbert
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Fußballgeschichten: Fußnote 37

Beitrag von Depp72 »

Mopo hat geschrieben:Es klingt wie ein Scherz: Zwei Tage nach seiner Entlassung als Trainer des italienischen Fußball-Zweitligisten Brescia Clacio ist Filippo Inzaghi wieder im Amt. Grund dafür ist eine Klausel in seinem Zweijahresvertrag.

Diese besagt, dass der 47-Jährige nicht entlassen werden darf, wenn Brescia auf einem der ersten acht Plätze steht. Derzeit ist das Team Tabellendritter der Serie B.

Brescia Calcio: Entlassener Trainer wieder im Amt

Laut Klubchef Massimo Cellino habe die Mannschaft aber in den vergangenen Wochen ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren und zu wenig Spiele gewonnen. Am Samstag hatte es gegen Cosenza Calcio eine Nullnummer gegeben.

Daraufhin hatte Brescia den Weltmeister von 2006 entlassen und ihn durch Diego Lopez ersetzt. Doch Inzaghi nutzte die Klausel und ist jetzt wieder im Amt.
https://www.mopo.de/sport/fussball/nach ... er-im-amt/


Brescia ist eine schöne Stadt. Auf dem zentralen Platz kann man wundervoll einen Aperol oder Espresso trinken und Leute beobachten. Sogar eine U-Bahn hat es dort. Vollautomatisch gesteuert. Aus der Abteilung: Nutzloses Wissen.

PS:
Den Inzaghi hat man schon früher das ganze Spiel lang nicht gesehen, aber dann, wenn es drauf ankam, war er da und traf. Gelernt ist gelernt.
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Fußballgeschichten: Walerij Lobanowskyj

Beitrag von Depp72 »

Deutschlandfunk hat geschrieben:Eine der prägenden Figuren des sowjetischen Sports war Walerij Lobanowski. Er führte Dynamo Kiew zu zwei Europapokaltriumphen und acht Meisterschaften. Als Nationaltrainer brachte er die UdSSR 1988 ins Finale der Europameisterschaft. Lobanowski verkörperte die Glanzzeit des sozialistischen Fußballs – aber auch sein Ende.
[...]
Seit seinem Tod 2002 steht er auch für die komplizierte Erinnerungskultur des postsowjetischen Sports, sagt Nikolaus Katzer: „In der Ukraine grenzt man sich ganz scharf von der sowjetischen Kultur ab, was aber bedeutet, dass man sich auch von der russischen, der gegenwärtigen russischen Kultur abgrenzt will. So dass Lobanowski und Blochin natürlich von der ukrainischen nationalen Sportgeschichtsschreibung vereinnahmt werden. Und entsprechend in der russischen Sportgeschichtsschreibung eine weniger herausragende Rolle, als ihnen eigentlich gebührt.“
Bei der Eröffnung eines Lobanowski-Denkmals 2003 gehörte zu den Rednern auch ein Vertreter des russischen Fußballverbandes. Doch nach Euromaidan und Krieg in der Ost-Ukraine wäre das heute wohl undenkbar. Lobanowski wurde posthum zum „Helden der Ukraine“ ernannt, es ist die höchste staatliche Auszeichnung. In Russland hat das in den Sonderpublikationen zur aktuellen WM keine Rolle gespielt.
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... j-100.html


Weitere Folgen aus der Reihe Futbolpolitika - Fußball und Poltik in Russland (12-teilige Serie von 2018):

https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... d-104.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... d-102.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... e-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... e-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... e-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... d-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... l-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... m-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... e-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... e-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/futbolpo ... s-100.html

Deutschlandfunk hat geschrieben:Die WM 2018 ist umstritten. Viele Gründe sind nachvollziehbar, doch ein Thema ging unter: Russland hat eine 120 Jahre alte Fußballtradition. Ob Zarenreich oder sozialistische Körperkultur, ob Stalins Terror oder Kalter Krieg – stets war Fußball ein Vergrößerungsglas auf die russisch-sowjetische Geschichte.
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von erpie »

Eigentlich war Dogan gemeinsam mit seinem Berater Bülent Teke nach Charkiw, in die zweitgrößte Stadt des Landes, geflogen, um einen Vertrag beim Erstligisten Metalist 1925 Kharkiv zu unterzeichnen. Der 25-Jährige träumte davon, als Profi-Fußballer Karriere in der Ukraine zu machen. Doch dazu kam es nicht. Seit vergangenem Donnerstag befand er sich plötzlich mitten im Angriffskrieg Putins auf die Ukraine.
https://www.t-online.de/region/bremen/n ... krieg.html
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Fußballgeschichten: Das erste große Finale des VfL Wolfsburg

Beitrag von Depp72 »

Sportbuzzer hat geschrieben:Diesmal geht’s um ein Tor, mit dem der VfL ein großes Finale erreichte.

Heinz Fischer – vor allem ältere Wolfsburger Fußball-Fans werden sich noch ein seinen Namen erinnern können. Denn in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schoss der 78-Jährige Tore für den VfL Wolfsburg, wurde in einem Derby berühmt. Und er sorgte in einer Verlängerung für ein Highlight in der Klubhistorie.

Man schrieb den 29. Juni 1963, am späten Nachmittag füllte sich das Jahnstadion zu Hamm.
[...]
12.000 Besucher bildeten eine irre Kulisse für das Halbfinale um die deutsche Amateurmeisterschaft. Der Lüner SV war damals im dichtbesiedelten Ruhrgebiet eine Zugnummer. Man war viele Jahre zweitklassig. „Und gegen uns waren sie Favorit, sie waren richtig stark“, erinnert sich Fischer. 34 Partien war Lünen in Folge unbesiegt gewesen. Aber Wolfsburg kam gut ins Spiel. „Ich weiß noch, wie wir in der Kabine vorher noch das DFB-Pokal-Finale verfolgt haben. Der Bericht aus Stuttgart hat uns richtig heiß gemacht.“

Und so konnte die Kulisse auch die Gäste nicht beeindrucken, die der Chronist der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung damals so beschrieb: „Diese Begeisterung, diese Anfeuerung – das kennt man in unseren Gefilden nicht, und man denkt mit Bedauern an die wenigen VfL-Rufe in unserem Stadion, die kaum bis zur Platzmitte zu hören sind. Als Liebich kurz vor Spielschluss den Ausgleich erzielte, flogen hunderte Fahnen in die Luft und einige Fanatiker rannten sogar auf den Platz, um den Torschützen zu umhalsen.“
[...]
Laut WAZ von damals drückte Fischer den Ball mit der Brust über die Linie zum 3:2-Endstand für den Außenseiter aus Wolfsburg. Ein großer Tag. Zum ersten und einzigen Mal zog der VfL ins Finale um die deutsche Amateurmeisterschaft ein, die in jenen Jahren noch einen großen Stellenwert hatte. Das Finale in Kassel ging mit 0:1 verloren.

https://www.sportbuzzer.de/artikel/brus ... es-finale/


Würde der VfL heute noch gegen Kassel spielen, wäre der Wladimir nicht in der Ukraine einmarschiert. So schaut's aus.
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Little Lebowski

Beitrag von erpie »

Sieht so aus als hätten Sie aus dem nahenden Ende einen wunderbaren Neuanfang gemacht!
Am 6. November 2004 stehen mehr als ein Dutzend Jugendliche am Spielfeldrand und feuern das mal wieder deutlich unterlegene Team frenetisch an. Anschließend stellt der AC-Kapitän die Gruppe zur Rede. Die Mannschaft fühle sich verschaukelt. Doch die neuen Gäste erklären: „Wir wollen euch nicht verarschen. Wir sind ab heute eure Ultras.“ Von diesem Tag an weichen die jungen Fans der erfolglosen Hobbymannschaft nicht mehr von der Seite, veranstalten erste Lebowski-Partys und durchgeknallte Trips. Einmal fahren sie Anfang Januar bei zwei Grad zu einem Auswärtsspiel, mit nichts als Badehose, Unterhemd und Schwimmflügeln. „Am Anfang war es vor allem eine Ausrede, um sich zu betrinken und Blödsinn zu machen“, erzählt Gama.
Bezahlschranke:
Spoiler
Show
Little Lebowski

„Wer spielt heute? Die Fiorentina? Oder Empoli?“ Der Jüngere von zwei Polizisten in der Nähe des Bahnhofs Firenze-Rovezzano scheint irritiert. „Wir gehen nicht zu einem Serie-A-Spiel“, antwortet einer der Ultras. „Wir gehen zu Lebowski!“ Der junge Polizist murmelt eine Entschuldigung, er sei neu hier, kenne sich noch nicht so gut aus. Wäre er schon länger in der Gegend, wäre ihm das vermutlich nicht passiert. Denn den Fußballverein „Centro Storico Lebowski“ kennt im Großraum Florenz inzwischen fast jeder.

Nach der Polizeikontrolle geht es weiter zum Bahnhof, anschließend in einen Regionalzug. Die Ultras sind auf dem Weg zum Auswärtsspiel bei USD Rignanese, einem Verein aus der 8000-Seelen-Gemeinde Rignano sull’Arno, gut 30 Kilometer östlich von Florenz. Sie nennen sich „Ultimi Rimasti Lebowski“: „Die letzten Verbliebenen“. Ihr Verein spielt nicht in der Serie A, B oder C, sondern in der Promozione, der sechsten italienischen Spielklasse. Bis vor wenigen Jahren war Lebowski noch in der Terza Categoria, der neunten und untersten aller italienischen Ligen beheimatet, ehe dem Klub drei überraschende Aufstiege gelangen. Seit diesem Sommer läuft der ehemalige Fiorentina-Profi Borja Valero für den Verein auf. Lebowski hat das viel Aufmerksamkeit beschert, sogar international, heute ist ein spanisches Fernsehteam vor Ort. Doch die Geschichte des CS Lebowski ist mehr als nur die eines Amateurklubs, der ein paarmal aufgestiegen ist und nun einen älteren Ex-Profi verpflichtet hat. Lebowski ist anders. Jung, alternativ, autonom, humorvoll, modern. Und gleichzeitig ein Klub der Idealisten und Traditionalisten. Vorreiter im Kampf für einen Fußball aus vergangenen Zeiten. Bei dem die Fans keine Kunden sind, sondern wichtigster Bestandteil.

„Ein Tor vor diesen Verrückten vergisst du nicht“

„Wir wollen ein Verein sein, in dem eine echte Fankultur gelebt wird und der eine echte Gemeinschaft ist“, sagt Daniele. Er ist 24 Jahre alt, trägt Dreitagebart, Fischerhut und steht bei den „Ultimi Rimasti“ an der Trommel. Wenige Stunden vor Anpfiff der Partie sitzt er an einem Tisch im Garten eines Centro Sociale in Florenz, einer Art linkem Bürgerzentrum, und nippt an einem Plastikbecher Bier. Am Eingang blickt einem Fidel Castro von der Wand entgegen, die Leute spielen Tischtennis, manche bereiten ein gemeinsames Essen vor. Viele tragen schwarze T-Shirts mit der Aufschrift „Diffidati con noi“ („Ausgesperrte bei uns“) und „URL“-Tattoos, die Abkürzung ihrer Gruppierung. Sie sind Arbeiter, Anwälte oder Studentinnen. Was sie eint, ist die Liebe zu ihrer Heimatstadt Florenz und zu ihrem Verein.

Wenn die Spieler mit der Kurve verschmelzen: „Ein Tor vor diesen Verrückten vergisst du nicht.“

Sara Esposito

„Es fühlt sich großartig an, als Amateurfußballer eine eigene Fankurve zu haben, die hinter dir steht“, sagt Tommaso, den alle Gama nennen. Er ist 30 Jahre alt und arbeitet als Social-Media-Manager für eine Firma, die Sportveranstaltungen organisiert. Sieben Jahre lang hat er für die erste Mannschaft gespielt, als laufstarker linker Außenverteidiger. Nur drei Tore hat er geschossen, jedes davon hat er noch genau im Kopf: „Ein Tor vor diesen Verrückten vergisst du nicht.“ Inzwischen kümmert er sich ehrenamtlich um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins und ist selbst einer der „Verrückten“, die am Sonntag in der Kurve stehen. So wie eigentlich alle, die etwas mit Lebowski zu tun haben. Denn Fans und Vereinsführung sind hier ein und dasselbe.

„Eine Ausrede, um sich zu betrinken und Blödsinn zu machen“

Dass sie einmal einen eigenen Fußballklub führen würden, daran denken die paar Jugendlichen nicht, mit denen die Lebowski-Geschichte im Jahr 2004 beginnt. Einige von ihnen sind regelmäßig im Fanblock der Fiorentina, bis heute haben die meisten eine Verbindung zum Serie-A-Verein. Doch sie merken, dass es für Ultras im Profifußball immer schwieriger wird, sich viele Dinge in die falsche Richtung entwickeln: Kommerzialisierung, Ticketpreise, Spieltagszerstückelung. In einer Zeitschrift über Amateurfußball lesen sie von der 2:8-Pleite eines Teams mit dem Namen AC Lebowski. Das Team hatte sich nach „The Big Lebowski“, dem Kultfilm der Coen-Brüder benannt. Die Hauptfigur war ihnen sympathisch: Der „Dude“, ein kiffender Alt-Hippie im Bademantel, der das Leben so nimmt, wie es kommt. AC Lebowski spielt in grau-schwarzen Trikots, weil die am billigsten sind, und verliert in der untersten Liga nahezu jedes Spiel. Aus einer Laune heraus entschließen die Teenager sich: „Wir werden Ultras von Lebowski.“

Am 6. November 2004 stehen mehr als ein Dutzend Jugendliche am Spielfeldrand und feuern das mal wieder deutlich unterlegene Team frenetisch an. Anschließend stellt der AC-Kapitän die Gruppe zur Rede. Die Mannschaft fühle sich verschaukelt. Doch die neuen Gäste erklären: „Wir wollen euch nicht verarschen. Wir sind ab heute eure Ultras.“ Von diesem Tag an weichen die jungen Fans der erfolglosen Hobbymannschaft nicht mehr von der Seite, veranstalten erste Lebowski-Partys und durchgeknallte Trips. Einmal fahren sie Anfang Januar bei zwei Grad zu einem Auswärtsspiel, mit nichts als Badehose, Unterhemd und Schwimmflügeln. „Am Anfang war es vor allem eine Ausrede, um sich zu betrinken und Blödsinn zu machen“, erzählt Gama.

„Meine Mutter singt lauter als ihr!“

Die meisten der Jugendlichen von damals sind heute junge Erwachsene, viele weitere sind über die Jahre neu dazugekommen. Einer der Veteranen ist Duccio, der heutige Vorsänger der Ultras. Am Bahnhof startet er das Warmsingen, auf der Zugfahrt geht es trotz Maske weiter. Nach der Ankunft im nur wenige Meter vom Bahnhof entfernten Stadion schwört der Capo die Kurve ein: „Für die nächsten neunzig Minuten dürfen eure Leben nichts mehr zählen. Vergesst alles andere. Jetzt geht es nur noch um Lebowski.“

Dann legen sie los. Mal sind es staccatoartige „Lebowski“-Rufe, mal lange Gesänge über die Liebe zu ihrer Mannschaft und ihre Abneigung gegen den modernen Fußball. Nach ein paar Minuten schnauzt Duccio die Truppe an: „Ich muss das jede Woche sagen, aber meine Mutter singt lauter als ihr!“ Gelächter, leises Klatschen, dann steigt der Lärmpegel noch einmal deutlich an. Bald werden die ersten Bengalos gezündet. Duccios Ton ist rau, aber düster oder gar bedrohlich ist die Stimmung nicht. Einige Kinder in Lebowski-Trainingsanzügen singen leise mit, ein Mitglied der Ultras hat ihr Baby auf dem Arm. Familienfest in der Fankurve.

„Für die nächsten neunzig Minuten dürfen eure Leben nichts mehr zählen. Jetzt geht es nur noch um Lebowski“

Von Seiten der Gastgeber hört man das gesamte Spiel über nichts. Sich mit anderen Ultras zu messen war den „Ultimi Rimasti“ bisher nicht vergönnt. Aber inzwischen scheint dieses Ziel in Reichweite zu sein. In der Eccellenza, der nächsthöheren Liga, spielt der einstige Serie-A-Klub US Livorno – auf deren Fans zu treffen, wäre für Lebowski ein Traum. Noch läuft es in der aktuellen Saison eher mittelmäßig, doch die Basis für eine erfolgreiche Zukunft ist gelegt. Die Lebowski-U19 spielt derzeit alles in Grund und Boden, zudem verfügt der Klub inzwischen über mehrere Männer- und Frauenteams.

So harmonisch wie der Verein an diesem Nachmittag wirkt, war es jedoch nicht immer. Im Jahr 2010 kam es zu einer Zäsur. Auch wenn die Idee romantisch scheint, jahrelang einem der schlechtesten Teams des Landes hinterherzureisen – nach gut fünf Jahren bedingungsloser Unterstützung wollten die mit der Zeit immer zahlreicher gewordenen Fans mehr. Die Ideen gingen über Schwimmflügel-Auswärtsfahrten hinaus. Sie wollten ein Mitspracherecht, selbst Entscheidungen treffen, neue Spieler aus ihrem Freundeskreis dazu holen. Die Spieler des AC Lebowski wollten das nicht, es kam erst zu Meinungsverschiedenheiten und schließlich zum Bruch.

Eine Ausnahme in Italien

Die Folge: Die „Ultimi Rimasti“ sammelten Geld und gründeten in der Altstadt von Florenz, dem Centro Storico, ihren eigenen Verein: „USD Centro Storico Lebowski“. Es ist ein Experiment, bis heute eine von nur ganz wenigen Ausnahmen im italienischen Fußball. Denn dort hat sonst jeder Fußballklub einen Besitzer. Das heißt auch, dass finanzielle Probleme der Firma des Präsidenten oft gleichbedeutend mit dem Aus des Vereins sind. Das haben einstige Serie-A-Klubs erlebt wie zuletzt Chievo Verona; doch auch in den unteren Ligen ist es keine Seltenheit. Ein frühes Ende prophezeite die Lokalpresse auch CS Lebowski. Doch sie sind immer noch da, immer noch anders, und haben schon drei Meisterschaften gefeiert.

Organisiert ist CS Lebowski über ein Mitgliedersystem, genannt azionariato popolare. Seit 2018 sind sie offiziell eine cooperativa, eine Genossenschaft. Jeder kann über ein einfaches Online-Formular für 25 Euro socio werden, das heißt, einen Anteil am Klub erwerben. Heute haben sie über 1400 Anteilseigner auf fünf Kontinenten, seit dem Valero-Transfer sind noch einmal mehrere hundert dazugekommen. Wer möchte, kann auch mehrere Klubanteile kaufen. Doch unabhängig davon zählt die Stimme genauso viel wie die der anderen. Das soll auch Übernahmen durch Investoren verhindern. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zur Generalversammlung, der Assemblea Generale, besprechen alles, was es zu besprechen gibt, und entscheiden gemeinsam.

Doppelspitze: Vize-Präsidentin Matilde Emiliani (l.) und Präsidentin Ilaria Orlando führen den Verein seit 2020.

Sara Esposito

„Unsere Struktur ist so horizontal wie möglich“, stellt Vizepräsidentin Matilde Emiliani klar. Zusammen mit Präsidentin Ilaria Orlando bildet sie seit Januar 2020 offiziell das Führungsduo des Vereins. Schon seit über einem Jahrzehnt stehen die beiden jungen Frauen in der Kurve, die Frauenmannschaft haben sie mitgegründet. Dass sie nun Präsidentin und Vize­präsidentin sind, ist für sie jedoch nur eine Formalität. „Wir sind nicht wichtiger als die anderen“, sagt Matilde. „Unser Herz ist die Generalversammlung.“ Gemeinsam haben sie über all die Initiativen der vergangenen Jahre diskutiert: Etwa das große Straßenfest, die Sagra del Fritto Misto, das nun zweimal jährlich stattfindet. Das monatlich organisierte Abendessen im Centro Sociale, zu dem regelmäßig bis zu 200 Leute kommen. Ihren Vorschlag zur Reform der Coppa Italia nach dem Vorbild des FA-Cups, der vom Verband – natürlich – nicht angenommen wurde. Und auch über die zunächst utopisch anmutende Idee, Borja Valero zu verpflichten. Der 36-jährige Spanier spielte bis zum Ende der vergangenen Saison noch für die Fioren­tina in der Serie A. Er hat auch für Inter Mailand und den FC Villarreal gespielt. Jetzt ist er DAZN-Experte und läuft für einen Fanverein in der toskanischen Provinz auf. Das ist in etwa so, als würde Sergej Barbarez plötzlich für den HFC Falke spielen oder Rio Ferdinand für United of Manchester.

„Wir haben unsere Ideale, aber wir sind keine Politiker“

Als sich am Ende der Vorsaison abzeichnete, dass Valero keinen neuen Vertrag bei der Fiorentina bekommen würde, hatte eines der Mitglieder der „Ultimi Rimasti“ über einen gemeinsamen Freund, den Journalisten Benedetto Ferrara, höflich und ohne große Hoffnungen bei Valero nachgefragt, ob der sich nicht vorstellen könne, für Lebowski zu spielen. Und tatsächlich: Er konnte. Die Verhandlungen in einem Café in Florenz dauerten kürzer als erwartet – und wurden von Valero der Legende nach mit folgenden drei Sätzen beendet: „Ihr müsst mir nicht mehr alles erklären. Ich habe mich schon entschieden. Ich komme.“

Überzeugt hat Valero vor allem, wie Lebowski außerhalb des Fußballplatzes agiert. So wie 2016, als die Stadt einen historischen Park im Stadtzentrum, nur wenige Gehminuten vom Ponte Vecchio entfernt, abreißen möchte. Ein Hotel soll dorthin, oder ein Parkplatz. „Auf jeden Fall irgendwas für die Touristen“, erklärt Daniele. Die Anwohner wehren sich, Lebowski schließt sich den Protesten an und hat Erfolg. Kurze Zeit später eröffnen sie in diesem Park ihre Fußballschule, heute spielen dort über 150 Kinder. „Wir haben unsere Ideale, aber wir sind keine Politiker. Wir machen Politik auf konkrete Art und Weise“, betont Daniele.

Doppelspitze: Vize-Präsidentin Matilde Emiliani (l.) und Präsidentin Ilaria Orlando führen den Verein seit 2020.

Sara Esposito

Pläne für die Zukunft haben sie auch schon, unter anderem für ein eigenes Stadion, erklärt Ilaria, die Präsidentin. Sie und ihre Stellvertreterin hatten keinen leichten Start ins Amt. Kurz nach ihrer Wahl explodierten in Italien die Corona-Zahlen, strenge Ausgangsbeschränkungen wurden verhängt. „Die Maßnahmen waren notwendig. Aber sie haben uns hart getroffen“, sagt Ilaria. Wie funktioniert ein Verein, der derart vom Zusammenhalt lebt, wenn diese Gemeinschaft nicht mehr möglich ist? Versammlungen haben sie ausschließlich online abgehalten, einige Videos über die alten Zeiten produziert, ansonsten herrschte weitgehend Funkstille. Auch für Gama war es eine harte Zeit: „Deine ganze Routine geht verloren. Davor hast du dich an vier oder fünf Tagen in der Woche mit Lebowski beschäftigt, plötzlich fällst du in ein Loch.“ Umso glücklicher sind sie, dass die Fußballrückkehr mit einem Knall erfolgte. „Borja gibt uns genau den Schub, den wir nach der schweren Zeit gebraucht haben“, sagt Matilde.

In Rignano rackern sich der Ex-Profi und die Amateure erfolglos ab, viele Bälle verspringen. „Jetzt noch einmal alles geben!“, fordert Duccio die Kurve zehn Minuten vor Spielende auf. „Dai Lebowski, vinci per gli Ultras!“, „Auf geht’s, Lebowski, gewinnt für die Ultras!“ Aber zum Sieg schreien sie ihre Mannschaft an diesem Nachmittag nicht. Die Partie endet 0:0.

Die Lebowski-Familie ist groß

Gefeiert werden sie trotzdem, wie nach jedem Spiel. „Alle Hände nach oben!“, schreit Duccio. Das gilt nicht nur für die Fans, sondern auch für die Spieler. Mehrere Minuten lang singen sie ihre Lieder, grölen gemeinsam „Dai Lebowski!“ Valero ist noch nicht ganz textsicher, aber er klatscht mit. Immerhin: „Diffidati con noi!“, geht ihm bereits flüssig von den Lippen. Auch ein Spieler des gegnerischen Teams ist auf dem Rasen geblieben und betrachtet das Treiben, er schaut fasziniert und etwas ungläubig. So, als wäre er auch gerne Teil dieser Familie.

Wie groß die inzwischen geworden ist, zeigt sich einen Tag nach dem Spiel, bei einem Spaziergang durch das Stadtzentrum von Florenz. In einem Geschäft für Kunsthandwerk steht im Schaufenster neben einer kleinen Fiorentina-Statue mit violettem Trikot auch ein Kicker im grau-schwarzen Lebowski-Dress. Der Verkäufer sagt, in der Stadt bestehe eine starke Verbindung zu den Leuten vom Klub. Natürlich war auch er einen Tag zuvor beim Fußball. Nicht bei der Fiorentina, und auch nicht bei Empoli. Sondern bei Lebowski.
https://11freunde.de/p/club/heftinhalt/ ... 23882.html
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Fußballgeschichten: Schachtar Donezk

Beitrag von Depp72 »

Die Bremer werden sich schmerzhaft an Schachtar erinnern...

Zeit hat geschrieben:Ein Verein auf der Flucht

Ein getöteter Jugendtrainer und Profis, die in Bunkern schlafen: Der schon lange heimatlose Club Schachtar Donezk ist ein Symbol des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Am vergangenen Wochenende verließen Marlon Santos, seine Teamkollegen und ihre Familien das Land, das über Monate, teils Jahre ihre Heimat war. Sie setzten sich in einen Zug nach Czernowitz, einer Stadt im Westen der Ukraine, unweit der rumänischen Grenze. Marlon, ein 26 Jahre alter Innenverteidiger aus Brasilien, spielt seit 2021 für den ukrainischen Serienmeister Schachtar Donezk. Aber gelebt hat er in der Stadt im Donbass nie.

Als das russische Militär die Ukraine am 24. Februar überfiel, schliefen er und 40 weitere Menschen, fast alle aus Brasilien, im Bunker eines Hotels in Kiew. "Es gab einige Matratzen, ein paar Liegen und eine Menge fehlgedeuteter Informationen", schreibt Marlon später auf Facebook. Als am Nachmittag des 26. die Nachricht kam, dass er und die anderen mit dem Zug fliehen könnten, traute sich Marlon nicht raus. "Ich zweifelte an mir, hatte zu viel Angst, um dort rauszugehen."
https://www.zeit.de/sport/2022-03/schac ... ettansicht

FAZ hat geschrieben:Paulo Fonseca war Trainer bei Schachtar Donezk, seine Frau kommt aus Kiew. Nun berichtet der Portugiese über seine „schreckliche Reise“ durch das Kriegsgebiet und richtet einen Appell an EU und USA.

Der portugiesische Trainer Paulo Fonseca, der von 2016 bis 2019 Coach des ukrainischen Fußballklubs Schachtar Donezk gewesen war, hat nach Russlands Angriff auf die Ukraine auf abenteuerliche Weise Kiew verlassen müssen. Der 49-Jährige hielt sich in der Stadt seiner Frau Katerina Ostruschko auf, als am 24. Februar die Angriffe begannen.

https://www.faz.net/aktuell/sport/sport ... 63870.html
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Fußballgeschichten: VWfL Braunschweig?

Beitrag von Depp72 »

NDR hat geschrieben:Braunschweig und VW: Als Günter Mast die Eintracht "rettete"

1985 verhinderte "Mr. Jägermeister" Günter Mast, dass VW zum Groß-Sponsor von Eintracht Braunschweig wurde. Was sonst möglich gewesen wäre, lässt der spätere Aufstieg des VfL Wolfsburg erahnen.
https://www.ndr.de/sport/fussball/Braun ... t2768.html



Erst der Mast hat einen Txomin ermöglicht. My mining. Darauf einen Hirsch! :drinkingdrunk:
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Fußballgeschichten: Nicole Kumpis

Beitrag von Depp72 »

FAZ hat geschrieben:Nicole Kumpis führt künftig den Vorsitz bei Eintracht Braunschweig – damit ist sie nach 30 Jahren die erste Frau an der Spitze eines deutschen Profifußball-Klubs. Was die Präsidentin jetzt anpacken will.

Sollte ein Fan oder Mitglied von Eintracht Braunschweig demnächst etwas von seiner neuen Präsidentin wollen, weiß er mindestens alle zwei Wochen genau, wo er sie finden kann. Nicole Kumpis hat seit Jahren eine Dauerkarte, steht im Fanblock 7 in der Südkurve. An ihr erstes Spiel im Eintracht-Stadion könne sie sich gar nicht erinnern, sagte sie. „Mein Vater hat mich damals in der Kinderkarre reingeschoben.“
[...]

Kumpis glaubt eher, dass die Zeichen der Zeit ganz andere seien: Fans und Mitglieder wollen mehr Mitbestimmung. Der Fußball müsse sich wieder viel stärker auf seine soziale Kraft besinnen.

„Man darf nicht vergessen: Dieses Fansein, dieses Gefühl, ich gehe am Samstag meine Bratwurst essen, mein Bier trinken, treffe mich vorher mit Freunden an der Südkurve und quatsche darüber, was am letzten Spieltag schiefgelaufen ist und wer heute aufgestellt wird: Dieses Gefühl hatte ja schon vor der Pandemie immer weniger mit dem zu tun, was die Leute mit dem modernen Profifußball verbinden. Und das hat die Coronakrise noch einmal verstärkt“, sagte Kumpis der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen jetzt die Fans fragen: ‚Was braucht ihr denn? Was können wir tun?‛ Das ist ein Auftrag für uns alle.“

Kumpis' Wahl hatte auch sehr viel mit der speziellen Gemengelage in Braunschweig zu tun. Die Eintracht ist nach den Zweitliga-Abstiegen 2018 und 2021 tief gespalten, das zeigte auch der knappe Sieg der neuen Präsidentin über ihren Gegenkandidaten Axel Ditzinger (472:411 Stimmen).
Kwelle & mehr: https://www.faz.net/aktuell/sport/fussb ... 83393.html
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Fußballgeschichten: Geldwäsche?

Beitrag von Depp72 »

kicker hat geschrieben:Die wundersame Geldvermehrung in Mouscron

Spielerberater Pini Zahavi ist in Belgien wegen des Verdachts der Geldwäsche angeklagt. Der Israeli bestreitet dies. Vielleicht interessieren sich die Ermittler dabei auch für den Klub Royal Excel Mouscron wegen ominöser Transfers mit wundersamer Geldvermehrung.
[...]
Zu diesem Zeitpunkt aber war Hanuljak schon gar nicht mehr in Belgien, genau genommen kam der Mittelfeldspieler nie richtig an in Mouscron. Zum 1. Juli 2018 wäre er spielberechtigt gewesen, doch ein Einsatz ist nicht verzeichnet. Stattdessen wurde er bereits am 11. Juli 2018 weitertransferiert zu AC Florenz - für satte 1,5 Millionen Euro. Zehn Tage, null Einsätze, aber 1,5 Mio. Euro Plus. Ein Transfer wie ein Lottogewinn für die Belgier.
[...]
In einer kürzlich ausgestrahlten ARD-Dokumentation sagte der Europol-Ermittler Jan Op gen Oorth: "Es gibt natürlich Transfers, wo Spieler transferiert werden, und es wird eine Summe gezahlt, die zu hoch gegriffen ist, um Geld zu waschen. Die Spielervermittler sind da sehr wichtig, weil sie alle Fäden in der Hand führen."

Kwelle & mehr: https://www.kicker.de/die-wundersame-ge ... 00/artikel
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Fußballgeschichten: Otto Siffling

Beitrag von Depp72 »

hat geschrieben:Otto Siffling, der im jungen Alter von nur 27 Jahren an einer Rippenfellentzündung verstarb, ist vielen, wenn überhaupt, nur noch dem Namen nach bekannt. Anders in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Spätestens nach seinem Debüt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 1934 in Italien war der Name Otto Siffling in ganz Deutschland ein Begriff. Er war Teil der legendären „Breslau-Elf“ von 1937 zu deren Ruf er mit fünf Toren während eines Spiels maßgeblich beitrug. In Italien wurde er als „Rastelli des Fußballs“ bezeichnet und Seppl Herberger hätte sich so einen wie den „Holz“ gerne in seinem 54er Weltmeisterschaftsteam gewünscht. Er ist der Vorgänger einer Vielzahl bekannter Spieler aus der „Waldhof-Schule“ und wird doch bei den Aufzählungen der „Großen“ beim SV Waldhof Mannheim 07 mitunter vergessen. Um dies zu ändern entschlossen sich die Mitglieder des Fan-Clubs „DoppelPass – SV Waldhof Mannheim-Fans gegen Gewalt und Rassismus e.V.“ ihm zum 100. Geburtstag eine Website zu widmen.
http://otto-siffling.de/


hat geschrieben:Stürmer, Star – Rebell?: Der Mythos Otto Siffling
[...]
Fußballkarrieren konnten 1933 fortgesetzt oder begonnen werden, ohne dass politische oder ideologische Konformität bewiesen werden musste. Meist reichte die Bereitschaft des Kickers aus, der Massenkultur Fußball auch unter veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sprich: unter den diktatorischen Bedingungen des Nationalsozialismus zur Verfügung zu stehen.
Entgegen landläufiger Meinung – und sieht man einmal vom obligatorischen „Hitler-Gruß“ vor Spielanpfiff ab – dominierte seit 1933 in der Präsentation des „Starkults“ keineswegs der politische Kontext. Die meisten schriftlichen und visuellen Dokumente, die zu den „Kanonen“ des gleichgeschalteten Fußballs überliefert sind, unterscheiden sich inhaltlich kaum von der Art und Weise, wie zu Weimarer Zeiten populäre Spieler Eingang in die Medien fanden. Der „Starkult“ des Dritten Reiches war überaus belastbar – und er war auch gegen Verhaltensweisen immun, die nur schwer mit der nationalsozialistischen Ideenwelt in Einklang zu bringen waren. Ein Beispiel hierfür liefert der wohl beste deutsche Stürmer der 1930er Jahre: Otto Siffling.
[...]
Weder Posen, die dem Mainstream der Zeit widersprachen, noch die Verächtlichmachung ideologischer Aspekte dürfen mit Widerstand verwechselt werden. Soweit ging auch ein Otto Siffling nicht. Hätte er sich beispielsweise dem Ausbringen des „Deutschen Grußes“ vor Spielbeginn widersetzt, so wäre seine internationale Karriere sehr schnell beendet gewesen. Und dadurch erfüllte schließlich auch der Waldhöfer die Funktion, die dem „Starkult“ seit 1933 zugewiesen war.

Die wichtigste Aufgabe des Fußballstars im Dritten Reich bestand in der Ablenkung und Festigung der Volksgemeinschaft. Ähnlich den Leinwandhelden, konnte die mediale Präsenz der „Kanone“ dem Fan ein Gefühl der Teilhabe an der nationalsozialistischen Gesellschaftsutopie vermitteln. In diesem Sinne war der „unpolitische“ Starkult im Dritten Reich in höchstem Maße politisch. Die Fans wurden in den NS-Staat eingebunden, indem sie keiner aufdringlichen Propaganda ausgesetzt waren. Im Falle Sifflings erwies sich die nationalsozialistische Volksgemeinschaft sogar als noch dehnbarer. Abbildungen des Stürmers, die auf eine nonkonforme Einstellung schließen ließen, wurden nicht nur toleriert, sondern ignoriert. Ob sich in dessen Posen, ob sich in dessen spärlichen Äußerungen Aufsässigkeit ausdrückte, war für die Volksgemeinschaft des Dritten Reiches völlig unerheblich, solange er diesem Kollektiv mit Hilfe der Popularkultur, die sich seit den 1920ern ausgebildet hatte, zur Verfügung stand.
Man könnte sogar noch weiter gehen und behaupten, dass Otto Siffling die Forderung des NS-Sports nach Präsenz der Stars gerade dadurch erfüllte, dass er sich als „Rebell“ in Szene setzte. Auch auf diese Weise war es potentiell möglich, jugendliche Fans in das nationalsozialistische System einzubinden. Wie dem auch sei, die Propaganda jedenfalls wusste, was sie dem Stürmer schuldig war: Als Otto Siffling im Oktober 1939 im Alter von nur 27 Jahren an den Folgen einer verschleppten Lungenerkrankung starb, „blies“ an seinem Grab, „eine einsame Trompete (...) das Lied vom ‘Guten Kameraden’“.

http://otto-siffling.de/st%C3%BCrmer-st ... o-siffling


Spiegel hat geschrieben:Helden konstruieren und fallen lassen: 1937 war Otto Sifflings großes Jahr, der torgefährliche Mittelstürmer von Waldhof Mannheim erschien auf den Titelseiten zahlreicher Fachblätter. 1938 wurde der nicht immer einfach zu führende Nationalspieler dann medial demontiert. So schrieb der Hamburger Anzeiger am 13. Dezember 1938: "Alle, die sich mit Fußball beschäftigen, kennen gewiß Herrn Otto Siffling. Vielfaches Mitglied der deutschen Ländermannschaft. Ein launischer und oft umstrittener Spieler. Dr. Nerz mochte ihn besonders gern. Siffling hatte Starallüren, er benahm sich oft so, wie es sich für einen Sportsmann nicht gehört. Bis er dann auch eines Tages in der Ländermannschaft keinen Platz mehr fand. Herr Siffling murrte weiter, spielte ruppig, wurde vom Platz gesetzt. Dann wurde auch dem SV Waldhof die Sache zu dumm. Er stellte Siffling nicht mehr auf."
https://www.spiegel.de/fotostrecke/bunt ... 61853.html


Unter dem obigen Spiegel-Link finden sich einige der ersten Farbbilder zum deutschen Fußball aus dem Jahr 1937 plus kurzer Kommentierung.
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Fußballgeschichten: Corona kostet Stammplatz

Beitrag von Depp72 »

kicker hat geschrieben:Eine Corona-Infektion und ihre Folgen kosteten Ron-Thorben Hoffmann (22) beim englischen Drittligisten Sunderland seinen Stammplatz. Was daran besonders bitter ist, erklärt der Torwart in seiner kicker-Kolumne.

"Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu …"

Der legendäre Spruch von "Kobra" Jürgen Wegmann beschreibt wohl am besten meine vergangenen Wochen auf der Insel. In meiner letzten Kolumne ging es noch um den Booster in Sachen Tabelle und Corona. In meinen 23 Spielen als Nummer 1 machen wir durchschnittlich zwei Punkte pro Spiele, ich spiele satte neun Mal zu Null und wir stehen in der League-One-Tabelle ganz oben. Die dritte Impfung gegen das Virus gibt mir gesundheitlich ein gutes Gefühl. Alles Paletti, bis … ja, bis nach dem Jahreswechsel das Coronavirus meine Familie und mich trifft. Aber der Reihe nach.

Trotz der Impfungen am 27. November 2021 haben wir ab dem 6. Januar mit ziemlichen Symptomen zu kämpfen. Und auch viele meiner Mitspieler trifft es uns mehr oder weniger stark. Obwohl wir laut Reglement unsere kommenden Spiele hätten schieben können, muss die Mannschaft spielen. Und das läuft nicht gut, wir geben sehr wichtige Punkte durch das 3:3 gegen Wycombe und 1:3 gegen Lincoln ab.
[...]
Eine Woche später dann der große Crash. Auswärts verlieren wir 0:6 in Bolton und es geht wirklich alles schief, was schief gehen kann, während dem Gegner alles gelingt. Unser Trainer Lee Johnson wird für uns alle überraschend entlassen. Er war es, der mich nach Sunderland geholt hat. Ein schlechtes Omen, auf das was noch kommt?
[...]
Mir selbst geht es körperlich immer schlechter; Kurzatmigkeit, Schwindelanfälle, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Schüttelfrost haben sich zu den bestehenden Symptomen dazugesellt. Ich spreche mit meinem Torwart-Trainer und sage, dass ich mich nicht mehr in der Lage fühle, zu spielen und die Mannschaft adäquat zu unterstützen. Einige Tage später werde ich zu Untersuchungen und Behandlungen nach München gelassen.

Mitte Februar bin ich dann endlich wieder fit. Das gleiche kann man vom Klub leider nicht behaupten. In der Tabelle sind wir abgerutscht, stehen auf Platz 7, ein neuer Trainer ist vor Ort. Er verfolgt ein anderes Konzept und ich nehme gemeinsam mit meinem Mitspieler Leon Dajaku, mit dem ich aus Deutschland gekommen bin, auf der Bank Platz. Uff.

Nach der körperlichen Misere dank Corona muss ich nun mit einer neuen Situation klarkommen. Jeder weiß, dass gerade im Fußball nur das Hier und Jetzt zählt. Trotz starker Leistungen gibt es für mich gegenwärtig keine Chance, zurück ins Tor zu kommen. Dabei hätte es nur noch zwei Spiele zu 25 gebraucht, um die gemeinsame Kaufoption bei Wiederaufstieg wirksam werden zu lassen und langfristig für den SAFC zu spielen. Eine solche Erfahrung ist brutal, gehört aber zum Fußballgeschäft dazu.

Kwelle & mehr:
https://www.kicker.de/eine-brutale-erfa ... 42/artikel
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Fußballgeschichten: Fußballer im Ukraine-Krieg

Beitrag von Depp72 »

Dekoder hat geschrieben:„Der Sport befindet sich nicht jenseits der Politik“

Der Fußball in der Ukraine ist nochmals verstärkt seit dem Beginn der Maidan-Revolution Ende 2013 eng mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Land verbunden. Die organisierten Fanszenen des Landes stellten sich bei den Demonstrationen nicht nur in Kiew schützend vor die protestierenden Menschen. Viele Fans aus den Ultra-Szenen schlossen sich mit dem Beginn des Krieges in der Ostukraine den Freiwilligenbataillonen an, wieder andere organisierten Netzwerke, um die damals schlecht ausgerüstete Armee und die Bataillone mit Waffen, Lebensmittel, Ausrüstung und medizinischer Hilfe zu versorgen. Der Fußball, der immer noch stark durch die Eigentümerschaft der Oligarchen geprägt ist, geriet auch aufgrund des Krieges in eine tiefe Krise, Zuschauerzahlen sanken dramatisch, zahlreiche Traditionsvereine wie beispielsweise der FK Dnipro gingen bankrott.

Mit dem Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, finden sich Fußballer, Spieler, Trainer und Fans auch mitten in den dramatischen Ereignissen wieder. Stadien wie das Juri Gagarin-Stadion in Tschernihiw und Trainingsanlagen wurden zerstört. Viele Fans, aber auch Trainer, Profifußballer und ehemalige Spieler kämpfen in der Armee oder auf Seite der Territorialverteidigung.
[...]
Oleg Dulub ist Trainer des FK Lwiw, der in der höchsten Spielklasse des Landes vertreten ist. Der Belarusse ist ein bekannter Fußballcoach. Er führte den belarussischen Verein Krumkatschy (dt. Die Raben) – einer der wenigen Vereine in Belarus, die als Privatinitiative entstanden sind – 2016 zum Aufstieg in die höchste Spielklasse. In der Ukraine trainierte er Karpaty Lwiw und Tschornomorez aus Odessa und aktuell den Verein aus Lemberg.

In einem Interview für das belarussische Medium Nasha Niva berichtet Dulub, wie er die Ukraine infolge des Krieges verlassen hat, warum das Land sein zweites Zuhause ist und was er in Lwiw nach Beginn der russischen Invasion erlebt hat. Er erklärt auch, wie er zu den Sport-Sanktionen gegen Russland und seine Heimat steht und warum der Sport kein unberührter Ort abseits der Politik sein kann.
[...]
Ich bekomme ja aus verschiedenen Quellen Informationen, was tatsächlich in der Ukraine vor sich geht. Der Manager unseres Vereins war in Butscha, im Zentrum der Kämpfe, eingeschlossen unter der Erde. Er hat erzählt, was die sogenannten russischen „Befreier“ getan haben, und das erinnert mich an das Vorgehen der Faschisten im Zweiten Weltkrieg.

Vor rund drei Tagen gab es da den Jungen, dessen Vater vor seinen Augen erschossen wurde. Der Junge selbst wurde verletzt. Sie haben ihm in den Kopf geschossen. Dieser Junge war der Freund der Tochter unseres Managers, er kennt das Kind und die Eltern, die ums Leben kamen.
Kwelle & mehr: https://www.dekoder.org/de/article/dulu ... aine-krieg
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Fußballgeschichten: Mein Dream-Team vom FC St. Pauli

Beitrag von Depp72 »

Nachdem Magical freundlicherweise sein Effzeh-Dream-Team aufgestellt hat (viewtopic.php?p=159750#p159750), hier mal meines vom früher mal magischen FC St. Pauli. Ob auch mal irgendwann vom FCB? Schaun wir mal.

Ebenso wie Magical habe ich nur Spieler aufgenommen, die ich auch selbst noch erlebt habe. Insofern fehlt eine, wenn nicht sogar die St. Pauli-Legende: Walter Frosch. RIP!

Und selbstverständlich sind Spieler dabei, die man als Außenstehender kaum kennt. Das fängt beim Argentinier Gustavo Acosta an, der damals (in Liga 2) spielerisch viel zu gut für St. Pauli war und leider schon nach einer Saison verschwand. Oder Dirk Dammann, die Brasilianer Nascimento + Chris (die alten SGLer werden sich ggf. noch erinnern), Michael Dahms und Hansi Bargfrede (Papa von Werders B.). Und wer Leo Manzi am Millerntor nicht kennt, war damals noch nicht auf der Welt. Er wurde uns Fans als brasilianischer Nationalspieler verkauft. Letztlich wohl U15 oder U17. Ich habe nie wieder einen spielerisch unbegabteren Brasilianer gesehen. Aber auch nie mehr einen mit Herz. Eine Millerntor-Legende! Und das,obwohl schon im ersten Spiel (aus meiner Erinnerung heraus sogar gegen den Effzeh) erkennbar war: da hlilft nur der Glaube, dass der uns weiterhilft. Wenn Leo eingewechselt werden sollte oder auf dem Feld war, dann ertönten später die ''Leo, Leo, Leo'' Rufe in voller Lautstärke durchs Stadion. Als würde Pele auftreten. Später hat er auch noch zeitweise als IV gespielt. Und er war einmal St. Paulis interner Torschützenkönig. Mit ca. 10 Treffen in Liga, als man so gerade den Abstieg vermied. :lol!:

Dass ein Andy Reinke, später Meister mit Klautern + Werder, eine Saison am Millerntor groß im Tor aufgespielt hat, erinnern vermutlich nur noch wenige. Dass Klasnic + M. Kruse sehr wahrscheinlich eine Buli-Karriere machen, war dagegen schon in Hamburg abzusehen. Klasnic war in HH noch recht pummelig, Kruse wurde es erst auswärts.

Manch einer wird Volker Ippig vermissen. Ein guter TW. Für mich allerdings ab und an etwas zu überbewertet. Nicht wegen seiner sportlichen Leistung an sich, sondern weil er sehr gut (zu gut gewollt) ins ''politisch-alternative'' Weltbild damals passte. Auf der einen Seite Birne und CDU-Wahlmann Littbarski, auf der anderen Seite der zeitweilige Bewohner im links-alternativen Hausbeserzerprojekt Hafenstraße und Nicaragua-Helfer, Volker hört die Signale. Sportlich war er mMn talentierter als Thomforde. Zudem sehr professionell. Hat sich z.B. intensiv mit Ernährung beschäftigt. Und Hafenstraße und Nicaragua haben ihn sicherlich beschäftigt, aber nicht allein ausgemacht. Klaus Thomforde hat aus meiner Sicht mit weniger Talent allerdings mehr erreicht und war auf längere Sicht wichtiger und konstanter. Dass Andre Golke und Peter Knäbel (bei dem ist Acosta schuld) nicht im Dreamteam sind, ist fast schon ''tragisch''. Vor allem beim Andre. Was für ein Kicker mit Herz. Hat später beim Glubb auch ganz passabel gespielt. Ebenso wie ein Joachim Philipkowski, der es nicht in mein Team geschafft hat.

Dazu noch Michael Dahms, einer meiner Lieblingsspieler. Hat im Sturm recht erfolglos begonnen und war später ein Kämpfer mit riesigem Herz im Mittelfeld. Unglaubliche Entwicklung. Stark limitiert, aber Leidenschaft und Wille waren 1a. Dann noch Ivo Knoflicek. Vielleicht der beste Stürmer, den das Millerntor je gesehen hat. Leider tanzte er nur kurz. Beim FC St. Pauli und später in Bochum. Einer der vielen unglaublich talentierten Ostblock-Spieler (Rudy, Raducanu uvm.), die sich irgendwie im Westen verloren haben. Nicht jeder kann ein Pavel Nedved sein.

Mein absoluter Lieblingsspieler: Carsten Pröpper, Sohn der Wuppertaler Legende Günter Pröpper. Spielmacher, torgefährlich und gleichzeitig auch noch ungeheuer zweikampfstark. Eine ganz seltene Mischung. Dazu auch Capitano. Habe ich später so nicht mehr gesehen. Als Felix Magath damals (Mitte 90er) Trainer beim HSV war, hat er ihn zu Hamburgs bestem Spieler erklärt. as hatte der Felix noch Durchblick. Meine 1b) Jan Kocian. Der Libero nach St. Paulis Buli-Aufstieg 88. Eine Granate. Was für ein eleganter Spieler mit toller Spieleröffnung. Tschechischer WM-Teilnehmer 90. Auf Platz 3 dann gemeinsam: Thomforde, Chris und Gustavo Acosta. Gefolgt von Trulsen, Studer, Gronau, Golke, D. Zander, Knäbel, Hollerbach, Rüdiger Wenzel und Franz Gerber. Der Schlangen-Franz. Vorher FCB und USA, dann noch eine Saison am Millerntor. Viele Tore, trotzdem Abstieg. Und am Ende trotzdem mit die schönste Zeit.



Thomforde
Trulsen - Kocian - Chris - Studer
Gronau - C. Pröpper - G. Acosta - D. Zander
Wenzel - Franz Gerber


Team:

Himmelmann
Reinke

Duve
Dammann
Nascimento
T. Pedersen
Hollerbach
Olck

Knäbel
Golke
Dahms
M. Kruse
H. Bargfrede
F. Boll

Klasnic
Knoflicek
Sawitschew
Junior Hoilett
Leo Manzi
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Murau
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Murau »

Waldemar Hartmann, Sportmoderator und vorher Kneipenwirt in Augsburg, erzählt etwas zum FCA im Aufstiegsjahr 2011

(Waldi ist eigentlich ein Schwätzer vor dem Herrn und zeigt in seinen Ausführungen über den FCA häufig große Ungenauigkeit. So mokiert er sich z. B. über das Gründungsdatum des Vereins, das man vom Fusionsverein BC Augsburg übernahm. Das war typische Bescheidenheit, den der andere beteiligte Verein war Schwaben Augsburg, deren Gründungsdatum 1847 war! ;-)

Wie immer nervt seine peinliche Neigung, sich den Bayern anzubiedern, auch wenn es eigentlich um den FCAgeht. Auch die Beziehung von Augsburg zu München hat nur wenig mit den tatsächlichen gegenseitigen Stimmungen zu tun. Zum Thema FCA/Bayern hätte es viele interessante Nebenbemerkungen gegeben, vor allem aus den 60er Jahren, als der Müller Gerd fast zu Schwaben Augsburg gewechselt wäre, des Geldes wegen aber nach München zog. Die sparsamen Schwaben wollten nicht so tief wie die in die Tasche greifen.

Trotzdem ist dieser Bericht im Großen und Ganzen nicht so weit von der Stimmung entfernt, wie sie bis zum Aufstieg in die Bundesliga hier herrschte. Heute hat sich auch da einiges gewandelt, wenngleich die schlechten vergangenen Jahre die Euphorie der ersten Jahre weggeblasen haben.

Wer es liest: Viel Spaß dabei.)


Augsburg ist erstklassig: Der FC kickt kommende Saison in der Bundesliga. Und jetzt bebt die Stadt? Von wegen! Die Bürger der Fuggerstadt neigen nicht zu Tollerei, schreibt unser Autor, der Sportjournalist Waldemar Hartmann. Er kennt die Augsburger Seele. Eine kleine Einführung.

Den Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Der FC Augsburg spielt nächste Saison in der Bundesliga. Und zwar nicht im Eishockey, sondern im Fußball. In der gleichen Liga wie der FC Bayern! In Köln würden sie nach so einem Aufstieg durchdrehen, die Arbeit einstellen, den Dom rot-weiß anmalen, ein Denkmal für Poldi aufstellen, und in die Vereinssatzung schreiben: „In zwei Jahren spielen wir in der Europa League und in drei Jahren in der Champions League. Dann holen wir José Mourinho und zeigen dem FC Barcelona, wie man Fußball spielt.“

Die Augsburger ticken anders. Ich hatte dort in den siebziger Jahren eine Kneipe, ich war Stadionsprecher beim FCA, und kann mir die Gespräche an den Tresen gut vorstellen. Dort werden sie jetzt bedächtig die Köpfe wiegen und sagen: „Mei, hoffentlich bleiben’s zwei Jahr drin.“ Nur besonders verwegene und unerschrockene Schwaben werden den Optimismus gnadenlos auf die Spitze treiben: „Vielleicht läuft’s ja super, und sie halten’s sogar drei Jahr.“ Die Bundesliga bekommt mit dem FC Augsburg den vielleicht bescheidensten Verein und die bescheidensten Fans seiner Geschichte - und das muss keine schlechte Voraussetzung für Erfolg sein. Trainer Jos Luhukay hatte ja vor dem entscheidenden Heimspiel gegen den FSV Frankfurt gefordert: „Augsburg muss beben!“ Mal davon abgehen, dass Erdbeben nach Fukushima kein restlos glücklicher Vergleich sind, muss man sagen: Wenn Augsburg bebt, bedeutet das noch längst nicht, dass die untere Wahrnehmungsgrenze der Richterskala auch tatsächlich erreicht wird. Der Augsburger bebt eher zurückhaltend - erst recht, wenn es um den FCA geht.

Ich habe nachgeschaut: 20 500 Zuschauer im Schnitt sind für einen Verein in einem herrlichen neuen Stadion, der 104 Jahre nach seiner angeblichen Gründung (mehr dazu später) erstmals in die Bundesliga aufsteigen kann, durchaus ausbaufähig. Und dass dieses herrliche neue Stadion erst vier Tage vor dem entscheidenden Aufstiegsspiel ausverkauft war, spricht auch nicht für hemmungslose Euphorie. Es bebt noch nicht in Augsburg, es wackelt höchstens ein bisserl.

Das hat viele Gründe. Nach der verlorenen Relegation letzte Saison gegen den Club haben viele Augsburger das Gefühl gehabt: „Das wird ja doch nie was mit dem Aufstieg.“ Zudem ist und bleibt Augsburg eine Eishockey-Stadt - daran gibt es nichts zu rütteln, seit der Verleger Curt Frenzel die Augsburger Allgemeine und das Curt-Frenzel-Stadion erfunden hat. Und vor allem: Es passt nicht recht zur Augsburger Mentalität, das große Beben. Man ist und bleibt bescheiden. Jeder andere Verein hätte zur Einweihung seines neuen Stadions Real Madrid eingeladen, oder zumindest den FC Bayern. Der FCA hat eine schwäbische Auswahl verpflichtet. Des isch günschtig, und die Verwandtschaft der schwäbischen Auswahlspieler füllt schon mal einen guten Teil des Stadions. So denkt und tickt er, der Augsburger.

Keine 60 Kilometer trennen den Münchner Marienplatz vom Augsburger Königsplatz - und es sind trotzdem zwei Sprachen, zwei Welten, zwei Mentalitäten. Der Augsburger schaut auch heute noch nach München wie das Kaninchen auf die Schlange und wird darin nur noch vom Nürnberger übertroffen, der sich aber wenigstens als Herrscher Frankens fühlt, obwohl es Nürnberg nicht einmal zum Regierungssitz Mittelfrankens gebracht hat, der liegt nämlich in Ansbach. Ich kann mich noch an die Gebietsreform Anfang der Siebziger Jahre erinnern, als die oberbayerischen Aichacher den Schwaben zugeordnet wurden und gemeinsam mit dem schwäbischen Friedberg den Landkreis Augsburg-Ost bilden sollten. Die Aichacher waren gelinde gesagt not amused über ihre neuen Landsleute. Und das, obwohl Augsburg schon eine mächtige Stadt war, als in München die Bajuwaren die Isar noch schwimmend überqueren mussten, weil es keine Brücke gab. Und obwohl sich die Ureinwohner Schwabings einst stolz nach den Schwaben benannt haben.

Ein gewisser Minderwertigkeitskomplex Augsburgs gegenüber München lässt sich nicht wegdiskutieren. Und ein gewisser Hang zum Pessimismus auch nicht. Ich kann mich an eine Zeit Mitte, Ende der Siebziger erinnern, als der FCA finanziell wieder einmal in Not war. Damals gab es die bekannte Supermarktkette BMA, benannt nach Bernhard Müller aus Augsburg, und ich habe dem Chef gesagt: „Mensch, du hast doch Geld, du musst dem FCA helfen.“ Da hat er zu mir den typisch Augsburger Satz gesagt: „I musch gor nix. Wenn die 11 Deppen am Samstag schlecht spielen, sind die Leut sauer auf mich und kaufen am Montag gemütlich beim Gaissmaier.“ Das war die größte Konkurrenz vom BMA. Wie gesagt: So denkt und tickt er, der Augsburger. Und so stieg der klamme FCA 1979 in die Bayernliga ab und spielte zwischenzeitlich 23 Jahre keinen Profifußball mehr. Nicht einmal der TSV München von 1860, die Blauen, deren Fans jetzt grün vor Neid auf den FC Augsburg schauen, mutete seinen Anhängern so viel Elend zu. Und das trotz einer fantastischen Augsburger Jugendarbeit, trotz großartiger Fußballer wie Bernd Schuster und Armin Veh, trotz Raimond Aumann oder Roland Grahammer, die alle Meister wurden, aber alle nicht bei ihrem Stammverein FCA, sondern in Madrid und Barcelona, als Trainer in Stuttgart, und natürlich beim FC Bayern, unter seinem damaligen Präsidenten Fritz Scherer, der woher kam? Natürlich aus Augsburg!

Augsburg müsste eigentlich eine Fußballstadt sein - und nie war es dieser Bezeichnung näher als in der Saison 1973/1974, dem Haller-luja-Jahr, als Helmut Haller aus Italien zurückkam, und den FCA aus der Regionalliga Süd (damals die zweite Liga) in die Bundesliga führte - leider nur beinahe. Haller hatte gerade noch für Juventus Turin im Europacupfinale 1973 gegen Ajax Amsterdam gespielt, war nicht mehr restlos gertenschlank und seinem einstigen Spitznamen „Hemad“ (Hemd) längst entwachsen - doch am Ball zaubern konnte er immer noch. Mit Haller-luha-Fußball begeisterte der FCA damals die ganze Stadt, im Schnitt kamen 23 000 ins Rosenau-Stadion, was nicht zuletzt Haller freute, der sich von seinem Schwiegervater, der ihn managte, einen Bonus von einer Mark pro Zuschauer in seinen Vertrag hatte schreiben lassen.

Zum Auswärtsspiel bei den Löwen im August 1973 pilgerte halb Augsburg nach München. Ich saß auf der Tribüne, das Stadion war schwarz vor Menschen, an den Einlasstoren brachen alle Dämme, es gab über 100 Verletzte, und die Zuschauerzahl habe ich erst nach dem Spiel erfahren: 90 000 - nie wieder waren so viele Menschen im Olympiastadion. Damals bebte Augsburg tatsächlich eine Saison lang. Doch in der Bundesliga-Aufstiegsrunde scheiterte der FCA an Tennis Borussia Berlin, und schon war’s wieder vorbei mit dem großen Haller-luja.

Im Jahr danach wurde der FC Augsburg nur noch 13. in der 2. Liga Süd, und Helmut Haller, dieser begnadete Fußballer, vor dem sie in Bologna noch heute die grauen Häupter neigen, wechselte 1976 zum sagenumwobenen BSV Schwenningen. Leider hat Haller aus seinem riesigen Talent geschäftlich ebenso wenig gemacht wie der FC Augsburg aus seiner grandiosen Jugendarbeit. Der schwäbische Beckenbauer, der größte Sohn des FCA, bleibt er dennoch.

Wobei: Ich will nicht lügen. Dass der FC Augsburg heute sein Wappen mit dem Gründungsjahr 1907 schmückt, ist nämlich eine Geschichtsfälschung. Denn Haller hat vor seiner Rückkehr aus Italien nie für den FCA gespielt, der erst 1969 durch eine Fusion zwischen dem BC Augsburg und Schwaben Augsburg entstanden ist, sondern für den ehemaligen BCA. Aber mit einem frei interpretierten Gründungsdatum ist der FCA in der Bundesliga ja durchaus in guter Gesellschaft, wenn man an den Phantasie-Vereinsnamen TSG 1899 Hoffenheim denkt.

Und sportlich? Natürlich geht es zunächst nur gegen den Abstieg, niemand in Augsburg würde mehr erwarten. Und Torwart Simon Jentzsch, obwohl gebürtiger Düsseldorfer, hat sich gleich nach dem Sieg gegen Frankfurt als lernfähiger und bescheidener Mental-Augsburger erwiesen, als er meinte: „Für Augsburg ist der Aufstieg überragend, auch wenn wir nächstes Jahr auf die Fresse bekommen.“ Das kann durchaus passieren.

Andererseits: Wenn ich mir anschaue, was in vergleichbaren Städten wie Mainz oder Freiburg auf die Beine gestellt wurde - warum soll der FC Augsburg das langfristig nicht auch schaffen? Ganz wichtig: Mainz und Freiburg haben sich auch durch Bundesliga-Abstiege nicht von ihrem Weg abbringen lassen - Nachmachen, FCA, wenn es im ersten Anlauf nicht klappt!

An der Vereinsführung soll’s nicht scheitern: Manager Andreas Rettig kennt den Fußball in- und auswendig und hat sich auf seinen Lehr- und Gesellenjahren in Leverkusen, Freiburg und Köln ein unglaubliches Netzwerk und beste Kontakte erarbeitet. Und vor Präsident Walther Seinsch, dem Vater der Wiedergeburt des FCA, kann ich nur den Hut ziehen. Dass er geschafft hat, dass so schnell ein Stadion hochgezogen wird - das ist alles andere als Augsburgerisch. Ich kann mich erinnern: Als ich 1966 nach Augsburg gekommen bin, haben sie schon zehn Jahre geplant, dass der Königsplatz umgebaut wird - und das hat dann noch einmal zehn Jahre gedauert.

Jetzt muss der Verein bloß noch seine Fans anschieben. In Augsburg saugst du ja mit der Muttermilch auf: Für kleinen Fußball gehst du zum FCA, für große Spiele musst du nach München fahren. Das ändert sich jetzt. Im Bundesliga-Fußball kommt der FCA ab sofort vor dem FCB, zumindest alphabetisch. Es wird dauern, bis dieses Bewusstsein in Augsburg angekommen ist. Aber ich bin mir sicher: Wenn der FC Bayern nächste Saison nach Haunstetten kommt, ins neue Stadion - dann wird Augsburg, im Rahmen seiner Möglichkeiten, tatsächlich beben wie seit 1974 nicht mehr. Haller-luja, FCA!

https://www.merkur.de/sport/fussball/un ... 37118.html
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magical
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Re: Fußballgeschichten: Mein Dream-Team vom FC St. Pauli

Beitrag von magical »

Hey Depp,

ich kann leider zu St. Pauli Spielern sicher weniger sagen als Du, bis auf die welche es dann zu uns verschlagen hat. Wobei das haben wir ja im FC-thread schon durchgesprochen. Siewaren bei uns nicht so prägend bzw. in einer Zeit in der es für uns auch häufiger runter ging
Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 14. April 2022, 19:19 Ebenso wie Magical habe ich nur Spieler aufgenommen, die ich auch selbst noch erlebt habe. Insofern fehlt eine, wenn nicht sogar die St. Pauli-Legende: Walter Frosch. RIP!
Ja, den kenne ich nur aus dem Ausschnitt von nem Freundschaftsspiel wo er sich die Kippenpackung aus der Socke zog. :smokingjoint: 🙈

Er war wohl ein Typ und vom Typ her mehr Kneipenwirt. (Ich weiß nicht ob er das tatsächlich mal war) Und als Fußballer knallhart. Schade, dass er nicht so viel weniger rauchen konnte, dass es für ein paar Jährchen mehr gereicht hat. RIP auch von mir!

Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 14. April 2022, 19:19 Und selbstverständlich sind Spieler dabei, die man als Außenstehender kaum kennt. Das fängt beim Argentinier Gustavo Acosta an, der damals (in Liga 2) spielerisch viel zu gut für St. Pauli war und leider schon nach einer Saison verschwand. Oder Dirk Dammann, die Brasilianer Nascimento + Chris (die alten SGLer werden sich ggf. noch erinnern), Michael Dahms und Hansi Bargfrede (Papa von Werders B.). Und wer Leo Manzi am Millerntor nicht kennt, war damals noch nicht auf der Welt. Er wurde uns Fans als brasilianischer Nationalspieler verkauft. Letztlich wohl U15 oder U17. Ich habe nie wieder einen spielerisch unbegabteren Brasilianer gesehen. Aber auch nie mehr einen mit Herz. Eine Millerntor-Legende! Und das,obwohl schon im ersten Spiel (aus meiner Erinnerung heraus sogar gegen den Effzeh) erkennbar war: da hlilft nur der Glaube, dass der uns weiterhilft. Wenn Leo eingewechselt werden sollte oder auf dem Feld war, dann ertönten später die ''Leo, Leo, Leo'' Rufe in voller Lautstärke durchs Stadion. Als würde Pele auftreten. Später hat er auch noch zeitweise als IV gespielt. Und er war einmal St. Paulis interner Torschützenkönig. Mit ca. 10 Treffen in Liga, als man so gerade den Abstieg vermied. :lol!:
Acosta- in Berichten öfters gehört genauso wie Dammann, Dahms,Chris und Bargfrede. Aus der Familie der untalentierten Brasilianer und Argentinier haben wir uns auch öfters bedient. :mrgreen:
Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 14. April 2022, 19:19 ..Dass Klasnic + M. Kruse sehr wahrscheinlich eine Buli-Karriere machen, war dagegen schon in Hamburg abzusehen. Klasnic war in HH noch recht pummelig, Kruse wurde es erst auswärts.
Klasnic klar, guter Stürmer..hatte dann aber doch Probleme mit seinen Nieren, oder? Und in dem Zusammenhang Ärger mit Werder?

Und Max Kruse dürfte wohl der beste Spieler sein, der bei Euch im Profifußball ankam. Das eine Spiel bei Werder zähle ich mal nicht. (zudem ja auch "nur" eingewechselt)
Auch wenn ich ihn so nicht groß leiden kann. Wahnsinns-Talent aber, welches einige aus meiner FC um einiges übersteigt.



"Volker hört die Signale."

Ab vom Thema, da fällt mir direkt Kalkofe mit einem seiner Nazi-Parodien ein:

"Wir sind das Volk!" - "Und ich bin Volker!"


Sowas ist natürlich schön, wenn man prägende Leute im Verein hat, die charakterlich auch Vorbild sind.



Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 14. April 2022, 19:19 Mein absoluter Lieblingsspieler: Carsten Pröpper, Sohn der Wuppertaler Legende Günter Pröpper. Spielmacher, torgefährlich und gleichzeitig auch noch ungeheuer zweikampfstark. Eine ganz seltene Mischung. Dazu auch Capitano. Habe ich später so nicht mehr gesehen. Als Felix Magath damals (Mitte 90er) Trainer beim HSV war, hat er ihn zu Hamburgs bestem Spieler erklärt. as hatte der Felix noch Durchblick. Meine 1b) Jan Kocian. Der Libero nach St. Paulis Buli-Aufstieg 88. Eine Granate. Was für ein eleganter Spieler mit toller Spieleröffnung. Tschechischer WM-Teilnehmer 90. Auf Platz 3 dann gemeinsam: Thomforde, Chris und Gustavo Acosta. Gefolgt von Trulsen, Studer, Gronau, Golke, D. Zander, Knäbel, Hollerbach, Rüdiger Wenzel und Franz Gerber. Der Schlangen-Franz. Vorher FCB und USA, dann noch eine Saison am Millerntor. Viele Tore, trotzdem Abstieg. Und am Ende trotzdem mit die schönste Zeit.
Ja so jemand wie Pröpper ist auch gut im Team zu haben und mit Kocian haben wir doch noch einen der auch bei uns war und fußballerisch was drauf hatte. Nur leider war er bei uns nicht als Spieler, sondern als Co-Trainer. :mrgreen: 🙈


Gibt im Moment noch 2 Namen die mir einfallen, die auch für den FC gespielt haben und bei Euch doch sehr erfolgreich:


Lasse Sobiech und Christopher Buchtmann. Buchtmann ist doch mittlerweile schon ein Urgestein und Sobiech hat bei Euch doch stets überzeugt, oder?

Und was ist mit Stani??? Bei uns nur Trainer für 1 Jahr, was ihn scheinbar so deprimierte, dass er sich vom Fußball lossagen musste. Aber bei Euch doch auch Legende als Spieler, oder? :shock:

Fin Bartels würde mir noch einfallen, obwohl er ja auch später sich noch entwickelte. Burgstaller passt von der Kampfkraft voll zu Euch, ist aber auch nicht mehr der Jüngste, da bin ich unentschlossen.

Nicht, dass ich die für die Liste vorschlagen möchte, aber wir haben ja doch noch ne menge an Spielern gemeinsam, Ebbers, Kringe, Kessler und Rahn hab ich noch gefunden. :grin:



Ach, so durch die Geschichte zu wandern ist schon schön, auch wenn es andere Vereine sind! :wink:
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

Spätestens wenn auf Deinen Hoden eine Mücke sitzt, wird Dir klar, dass sich nicht alle Probleme mit Gewalt lösen lassen.
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Re: Fußballgeschichten: Mein Dream-Team vom FC St. Pauli

Beitrag von Atlan »

magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 Klasnic klar, guter Stürmer..hatte dann aber doch Probleme mit seinen Nieren, oder? Und in dem Zusammenhang Ärger mit Werder?
Ivan Klasnic - ein guter Stürmer, ist klar. War nach Ailton der erfolgreichste Torschütze Werders.
Bekam bei Werder Probleme mit einer Niere (Niereninsuffizienz), daher wurden ihm zuerst eine Niere der Mutter transplantiert und später auch noch eine Niere des Vaters.
Ivan machte die Ärzte von Werder dafür verantwortlich, es zu spät entdeckt zu haben. Entdeckt wurde es wegen einer Blindarmentzündung. Also eher Zufall.
2020 wurde ein Vergleich geschlossen, Ivan erhielt wohl 4 Millionen €. Nach 12 Jahren Klage.
Grün/Weiße Grüße :wave:
Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.
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Re: Fußballgeschichten: Mein Dream-Team vom FC St. Pauli

Beitrag von Depp72 »

Ooooooh je, ganz vergessen: Alexander Meier. Fußballgott! Später mehr.
@McGi: :lovelove:

magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 Aus der Familie der untalentierten Brasilianer und Argentinier haben wir uns auch öfters bedient. :mrgreen:
Vielleicht gab es deshalb zwischenzeitlich mal eine Fan-Freundschaft zwischen beiden Vereinen? Was hab ich damals geflucht. Ebenso bei der ''Frointschaft'' mit 59+1. Celtic war dann natürlich die ''Krönung'' unter aller Sau. Für so viel Anstandslosigkeit fehlten sogar mir die Worte.
magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 Klasnic klar, guter Stürmer..hatte dann aber doch Probleme mit seinen Nieren, oder? Und in dem Zusammenhang Ärger mit Werder?

Und Max Kruse dürfte wohl der beste Spieler sein, der bei Euch im Profifußball ankam. Das eine Spiel bei Werder zähle ich mal nicht. (zudem ja auch "nur" eingewechselt)
Auch wenn ich ihn so nicht groß leiden kann. Wahnsinns-Talent aber, welches einige aus meiner FC um einiges übersteigt.
Ersteres siehe Atlan. Wobei ich Ivan aufgrund seiner damaligen ''Pummeligkeit'' und manchmal latenten Lethargie im Spiel nicht eine solche Karriere zugetraut hätte. Passte damals wohl ausgezeichnet zum Rest des Werder-Ensembles unter Schaaf. So dass er dadurch vielleicht wertvoller als normal war. Immerhin eine Zeit lang auch Stamm bei den Kroaten. Klasnic und Kruse sehe ich auf einer Ebene. Zusammen mit Chris und Kocian, die aber Defensive waren. Der Stärkste von allen bleibt für mich Pröpper. Knapp gefolgt von Knoflicek und Acosta. Alle drei aber letztlich unvollendet, weil nur am Millerntor richtig gut. Ein Golke war von der Qualität her nicht viel schlechter als Max Kruse. Damals hast du auf der Ebene die Nationalmannschaft aber nicht einmal aus der zweiten Reihe gesehen. Die größte Karriere hat letztlich Alexander Meier hingelegt. Und davon war offenbar sehr viel erarbeitet. Allerdings nur ein Bruchteil am Millerntor. Dort schon extrem torgefährlich. Gehört nicht in mein Dreamteam, aber den Traumkader. Einer der vielen jungen Spieler aus Norddeutschland, die der HSV vergrault bzw. verschmäht hat. Und das in ganz unterschiedlichen Dekaden: N. Meier, Neubarth, Brehme, Demirbay, Kostic u.a. Zudem nominiere ich für Mittelfeld/Sturm noch Joachim Philipkowski nach: Kam von meinem Heimatverein Barmbek-Uhlenhorst (und hat nach Andy Brehme von dort vermutlich die zweiterfolgreichste Karriere hingelegt) und war später recht lange beim Glubb im erweiterten Stamm.

magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 "Volker hört die Signale."

Ab vom Thema, da fällt mir direkt Kalkofe mit einem seiner Nazi-Parodien ein:

"Wir sind das Volk!" - "Und ich bin Volker!"
In meine Top 10 zu dem Thema gehört ''Cordoba'' von Stermann & Griesemann:
https://www.youtube.com/watch?v=5rlUhjfqvNQ
Ein uralter Schenkelklopfer, aber einfach wunderbar zelebriert. Das können so halt nur die Ösis.
magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 Lasse Sobiech und Christopher Buchtmann. Buchtmann ist doch mittlerweile schon ein Urgestein und Sobiech hat bei Euch doch stets überzeugt, oder?

Und was ist mit Stani??? Bei uns nur Trainer für 1 Jahr, was ihn scheinbar so deprimierte, dass er sich vom Fußball lossagen musste. Aber bei Euch doch auch Legende als Spieler, oder? :shock:

Fin Bartels würde mir noch einfallen, obwohl er ja auch später sich noch entwickelte. Burgstaller passt von der Kampfkraft voll zu Euch, ist aber auch nicht mehr der Jüngste, da bin ich unentschlossen.
Lasse Sobiech gehört prinzipiell auch in den Traumkader. Ein Spieler, der am Millerntor immer top war und es leider eine Klasse höher nie ganz gepackt hat, warum auch immer. Sehr torgefährlich, Führungsspieler und menschlich 1a. Hatte bei mir nur das Pech, dass ich mich noch an Nascimento und T. Pedersen erinnern konnte. Die waren spielerisch einfach stärker. Sowie an Jens Duve, der war halt aus meiner Fan-Anfangszeit. Hatte später riesiges Verletzungspech. Sobiech und Meier werden hiermit nachnominiert. Per Nachtragshaushalt.

Buchtmann? Nein! Fand ihn am Anfang sehr talentiert und gut. Dann auf der Stelle getreten und sehr viel Verletzungspech. In Bezug auf Vereinszugehörigkeit würde ich dann eher den Abwehrspieler Kalla nehmen. Vergessen als Alternative fürs defensive Mittelfeld: Zlatan Bajramovic. Später mWn nach Freiburg und SGE. Hatte damals viel Dynamik.

Stani ist eine Legende und war als Trainer sensationell. Als Spieler aber nur in der Rubrik, der Rückspiegel macht alles besser. Ungefähr der Unterschied zwischen Eberl als Spieler und SpoDi.

Bartels: Vielleicht in Kiel eine Legende, hier einer von vielen.

Burgstaller: Einer der besten Einkäufe der letzten Jahre. Passt vom Typ und der Spielart her super. Ähnlich gute Erfahrungen hatte man eine Saison lang mit Marcel Rath (vorher Hertha), dem ''Kampfschwein''. Im Aufstiegsjahr 2000/01 unter Dietmar Demuth. Völlig unerwartet, weil im Vorjahr Abstiegskampf. Dann passte fast jeder Einkauf. Die Buli-Saison darauf war fast jeder Einkauf ein ganz grober Fehlkauf. Der Fußballgott hat nicht immer Zeit für jeden Fußballmanager. Viele Jahre später dachte ich, dass Sami Allagui (ebenfalls von Hertha) die perfekte wühlende Ergänzung zur damaligen Kante Bohhadouz sei. Aber das passte dann leider nicht so ganz. Besser gesagt nur rudimentär. Sollte St. Pauli aufsteigen, traue ich Burgstaller in der Buli maximal acht Tore zu. Für die Klasse ist er einfach zu alt, um als alleiniger Torjäger zu fungieren. So einer sollte bei 10 bis12 Treffern landen. Trotzdem könnte Burgstaller auch oben sehr wertvoll sein. Als Führungsspieler und ggf. als Mann für ganz wichtige Tore sowie als Steigbügelhalter für einen Sturm-Nachfolger.

magical hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 18:45 aber wir haben ja doch noch ne menge an Spielern gemeinsam, Ebbers, Kringe, Kessler und Rahn hab ich noch gefunden. :grin:


Rahn war am Millerntor spielerisch einer der Begabteren. Aber zu wenig Biss, Durchsetzungsvermögen und spielerisch halt trotzdem letztlich nur Buli-Durchschnitt. Somit zwischen Stefan Studer (spielerisch deutlich besser; später bei der SGE) sowie Hollerbach (viel fleißiger und durchsetzungsfähiger). Chrstian Rahn war Nationalspieler: das sagt fast alles über den Zustand des damaligen deutschen Fußballs aus! Kessler war ok. Den Schritt sich hier das Zeug zur Nummer 1 später bei euch zu holen, hat er offenbar nicht geschafft. Damals kam bei euch dann/bald darauf Horn auf? Ebbers tanzte bei uns nur einen Sommer. Kringe hätte zwei oder drei Jahre eher kommen sollen. Der konnte etwas, war aber nicht mehr frisch genug und aus der Erinnerung heraus auch etwas verletzungsanfällig und nicht besonders beweglich.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.