.Phrasenmäher ist ein Podcast von Bild. Als ich die Überschriften zum Interview mit Magath lass, dachte ich zunächst, jetzt hat sich der Felix noch weiter von der Wirklichkeit entfernt. Den Podcast - bislang hab ich nur Teil 2 gehört, werde mir aber in jedem Fall noch den ersten Part reinpfeifen - fand ich dann sehr interessant. Und weit weg von Phrasen sowie ''Saddam'' (wie ihn Txomin gern nennt) deutlich sympathischer als er für mich die letzten Jahre rüberkam. Nicht so verkniffen, sondern authentisch und durchaus unterhaltsam. Auch seine Selbsteinschätzung, er habe Schwierigkeiten, in Kontakt zu alten Freunden/Wegbegleitern zu bleiben, da er immer im Jetzt gelebt und es nicht gelernt habe, Kontakt zu anderen zu halten bzw. auf die zuzugehen. Als Bayern-Trainer hatte ich ihn eh geschätzt, auch wenn der Fußball damals nicht die feinste Klinge war. Der Klassenerhalt mit der SGE (nur Labbadias Job beim HSV war da noch größer) und die Meisterschaft mit WOB sowie die jungen Wilden vom VfB und das Double-Double mit dem FCB sprechen eh dafür, dass er bei allen eventuellen zwischenmenschlichen Defiziten ein Top-Trainer war.
Obacht, ein ellenlanger Podcast. Allein Teil 2 läuft 2,5 Stunden. Teil 1 nur unwesentlich kürzer. Logischerweise sind viele Anekdoten dabei über seine Zeit als Spieler und Trainer. Einige Spieler bzw. Ex-Mitspieler stellen ihm zudem Fragen: u.a. Scholl, van Bommel, M. Schäfer, Fjørtoft, Stein, von Heesen. Felix lobt Otto R. über den Klee, obwohl er früher mit ihm nicht viel anfangen konnte. Bernd Schuster sei besser als er gewesen, auch weil der Kölner egoistischer und er mannschaftsdienlicher gewesen war. Happel habe mal über ihn (Felix) gesagt: der rennt zu viel.
Zu vielen spektakulären Schlagzeilen rund um seine Trainerttätigkeit steuert er interessante Zusatzinfos bei, die früher Gelesenes in einem anderen Licht neu betrachten lässt. Zum Beispiel, er habe einem Spieler in Fulham empfohlen, dass Knie mit Käse zu umwickeln. Oder warum er von Wolfsburg nach Schalke wechselte, was die Schwierigkeiten in Frankfurt waren und warum er nie nach Bremen gepasst hat. Dass er Tönnies gesagt habe, er wolle Neuer nicht verkaufen, um die CL wieder zu erreichen. Selbst wenn der dann ablösefrei wechseln könne. Tönnies sei aber ein guter Freund von UH und habe lieber das Geld nehmen wollen, er lieber noch für ein Jahr einen überragenden TW. Davon habe er sich nicht abbringen lassen. Neuers späterer Wechsel sei somit sein Anfang vom Ende auf Schalke gewesen. Und er erzählt, warum er beim legendären 5:1 der Wolfsburger gegen den FCB eine Minute vor Schluss Ersatztowart Andre Lenz einwechselte, vorüber sich vor allem Hoeneß und van Bommel aufgeregt haben (''wollte den FCB demütigen''): Lenz habe für ein recht niedriges Grundgehalt und hohe Spielprämien gespielt. Bei Vertragsgesprächen mit dessen Manager einige Monate vorher habe versprochen, wenn ein Spiel entschieden sei, werde er Andre einwechseln. Alle Spiele in der Rückrunde seien aber sehr knapp gewesen - bis zu jenem 5:1. Er habe schon geahnt, dass das Ärger geben werde, aber habe halt vorher eine Zusage gemacht und sich daran gebunden gefühlt.
Immer wieder kommt das Gespräch auf sein Verhältnis zu UH. Einige Aussagen gingen die letzten Tage durch die Presse: ''Er hat mit mir nix am Hut. Ich habe mit ihm nix am Hut. Das ist auch okay.'' Uli nehme vieles perönlich. Nachdem FM mit der Zeit auch über den Trainerrand hinaus aktiv war, könne er Hoeneß aber heute in einigen Dingen besser verstehen. Ulis Verdienst sei vor allem, dass er den Verein geschäftlich überragend aufgestellt hat, speziell erwähnt er dabei auch die Zusammenstellung des Aufsichtsrats, und weniger als
der Fußball-Fachmann. Für Felix wäre Uli allerdings eine Top-Lösung als DFB-Präsident. Das würde den Verband weit voranbringen.
FM erneuert seine Kritik, dass der Fußball immer kontaktloser werde - ''Vermeiden von blauen Flecken'' - und vor allem in D viel zu oft intensive Zweikämpfe als Foul ausgelegt würden (in Teil 2 bei ca. 1:49 h). Das halte er für falsch: ''Das Spiel lebt natürlich in erster Linie von Toren, aber in zweiter Linie vom Zweikampf. Das wollen die Zuschauer sehen, dass die Menschen um den Erfolg ringen.'' Zudem verhindere das Abpfeifen von härteren Zweikämpfen im Gegensatz zu früher auch, dass Mannschaften mit spielerisch limitierteren Mitteln und somit auch Teams mit geringerem Budget noch regelmäßig eine Top-Mannschaft schlagen könnten. Auch die fünf Einwechslungen würden einem FCB mehr helfen, weil die Kaderbreite viel besser sei, als kleinen Vereinen. Den VAR hält er für katastrophal. Etwas naiv finde ich ihn, als er über die Ungleichheit bei den Fernsehgeldern spricht und als Beispiel Würzburg und den HSV anführt. Das ist ja schon lange so und als Bayern- oder Wolfsburg-Trainer hat es ihn nicht gestört.
Die Top 11 seiner Mitspieler:
Maier - Kaltz - Jakobs - KH Förster - Beckenbauer - Brehme - Matthäus - B. Schuster - Breitner - Hrubesch - KH Rummenigge
Trainer: Zebec + Happel
Zitat: ''Maier war noch einen Tick besser als Stein.''
Die Top 11 seiner Spieler:
Kahn - Lahm - Barzagli - Bordon - Ze Roberto - v. Bommel - Rakitic - Ballack - - Raul - Dzeko - Grafite
Barzagli, aber vor allem Ze Roberto und Rakitic fand ich dann doch recht überraschend.
Zitat: ''Hoffentlich wird mir Mehmet verzeihen, denn ich kann nicht nur die Leistung beurteilen, die man hätte bringen können, sondern die man gebracht hat.'' Auch auf Balakov und Neuer habe er schweren Herzens verzichten müssen: ''Neuer ist noch kompletter als Kahn, aber der hat noch mehr versucht Einfluss auf das Team zu nehmen.'' Grafite sei der wichtigste Spieler, den er geholt habe. Nicht nur wegen seiner Tore und der guten Laune, die der Brasilianer verbreitet habe, sondern, weil er immer wollte, auch wenn er verletzt war.
Es lohnt sich!
FM-Phrasenmäher Teil 1:
https://www.bild.de/sport/fussball/fuss ... .bild.html
Teil 2:
https://www.bild.de/sport/fussball/fuss ... .bild.html
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.