Fußballgeschichten

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Depp72
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Fußballgeschichten: We are family

Beitrag von Depp72 »

Spox hat geschrieben:Als Emmanuel Adebayor vom eigenen Bruder mit einem Messer bedroht wurde und sich selbst umbringen wollte

Emmanuel Adebayor kann auf eine große Karriere zurückblicken, der Stürmer spielte unter anderem beim FC Arsenal, Manchester City, Real Madrid, Tottenham Hotspur. Privat hatte der Togolese aber oft Probleme, die eigene Familie nutzte ihn schamlos aus. Die Geldgier seiner Verwandten trieb den Stürmer in depressive Phasen.

https://www.spox.com/de/sport/fussball/ ... e-ftr.html
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Fußballgeschichten: Gladbachs Fan, der aus dem Osten kam

Beitrag von Depp72 »

11 Freunde hat geschrieben:Alles aus Liebe

Wolf­gang Groß­mann war in der DDR ein­ge­sperrt und wurde auch wegen Borussia Mön­chen­glad­bach zum Rebell. Zum Tag der deut­schen Ein­heit: Eine Geschichte über Liebe, Treue und Grenz­erfah­rungen.
[...]
1958, ein Jahr nach Wolles Geburt, zieht Familie Groß­mann von Mön­chen­glad­bach ins Dres­dener Umland, die Heimat seines Vaters. Die Bedin­gungen, sich dort ein eigenes Haus zu bauen, sind besser. Die DDR-Behörden ver­spre­chen Groß­manns Mutter, den Staat jeder­zeit ver­lassen zu können, um Freunde und Ver­wandte im Westen zu besu­chen. Die Zusage ent­puppt sich als infarme Lüge.

Selbst als 1973 ihr Bruder stirbt, darf sie nicht in das Land, das doch eigent­lich ihre Heimat ist. ​„Meine Mutter“, sagt Groß­mann, ​„ist daran kaputt­ge­gangen. Ihr Hass auf die Kom­mu­nisten hat sich auf mich über­tragen.“ Und mit dem Hass der Wunsch nach Frei­heit. Frei­heit hat für den jungen Wolf­gang einen Namen: Borussia Mön­chen­glad­bach.
https://11freunde.de/artikel/alles-aus-liebe/533185
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Depp72
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Fußballgeschichten: Minge, Kotte + Häfner

Beitrag von Depp72 »

It's Ossi-Time. Flüchten oder nicht flüchten? Drei Kicker von Dühnamo Drästen, von denen keiner rübergemacht hat, aber einer die Arschkarte zog.

Ralf Minge: Flucht war nie ein Thema
Spoiler
Show
11 Freunde hat geschrieben:„Wir hatten vom Kapi­ta­lismus keine Ahnung“

Dynamo-Legende Ralf Minge feiert heute seinen 60. Geburtstag. Im großen Kar­rie­reinter­view mit 11FREUNDE spricht er über Stasi-Spitzel in der Kabine, den ange­trun­kenen Jean Löring und sein Glück, oft zur rich­tigen Zeit am rich­tigen Ort zu sein.
[...]
Hat man je ver­sucht, Sie in die Bun­des­liga abzu­werben?

1982 bekam ich einen als Fan­post getarnten Brief, der in Ost­berlin ein­ge­worfen wurde.. Darin wurde exakt geschil­dert, wie ich mich beim Euro­pa­cup­spiel in Kopen­hagen ver­halten müsse, um in den Westen zu gelangen. Ich war mir bis 20 Jahre nach der Wende aber nicht sicher, wie ernst­ge­meint dieses Angebot wirk­lich war. Dann näm­lich hat mich bei einem Sich­tungs­tur­nier in Bad Blan­ken­burg ein gewisser Adolf Remy ange­spro­chen, der sich als Absender des Briefes zu erkennen gab. In dem langen Gespräch erzählte Remy mir, dass er im Auf­trag des HSV gehan­delt habe.

Haben Sie mit dem Gedanken gespielt?

Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Zum einen hätte ich nicht ohne meine Familie und Freunde leben können. Zum anderen wusste ich, was so ein Schritt für sel­bige in diesem System bedeutet hätte. Dar­über hinaus fühlte es sich für mich wie ein Haupt­ge­winn an, Spieler dieser Dynamo-Elf zu sein. Mehr konnte ich mir damals nicht vor­stellen. Meine Sorg­lo­sig­keit erkennen Sie auch daran, dass ich den Brief erst nach der Rück­kunft aus Däne­mark bei den Funk­tio­nären ein­reichte. Im Übrigen liegt sel­biger heute in Kopie zuhause in meiner Sta­si­akte.

Und wie reagierten die?

Es gab ein Rie­sen­theater und ich musste zum Rap­port bei der Stasi antreten. Die konnten den Absender aber nicht eru­ieren.

Viele DDR-Spieler träumten damals von der Bun­des­liga.

Wissen Sie, mir ging es nie um das große Geld. Mir gefiel die ideelle Aner­ken­nung, die wir in der Stadt als Fuß­baller bekamen. Etwa, wenn mir eine Ver­käu­ferin in der Kauf­halle unbe­merkt eine Tüte mit Bananen in den Wagen legte oder mich nach dem Spiel gegen Buka­rest vor der Woh­nungstür zwei Fla­schen Bier – für jedes Tor eine – und eine Gir­lande von den Nach­barn emp­fingen. Diese emo­tional-mensch­liche Kom­po­nente, die das Leben in der Man­gel­wirt­schaft aus­machte, war mir viel mehr wert als Geld.

Im Uefa-Cup-Halb­fi­nale 1989 unter­lagen Sie dem VfB Stutt­gart. Nach der Nie­der­lage im ​„Wunder von der Gro­ten­burg“ 1986 gegen Bayer Uer­dingen die zweite wich­tige Dynamo-Nie­der­lage in einem deutsch-deut­schen Duell.

In ent­schei­denden Momenten fehlte uns oft das nötige Selbst­ver­trauen, um dagegen zu halten. Da kam uns auch die poli­ti­sche Kom­po­nente in die Quere. Die strenge sozia­lis­ti­sche Erzie­hung. Schauen Sie sich nur unsere Kör­per­sprache an, nachdem wir gegen Uer­dingen das 5:3 fangen. Es war noch alles mög­lich, aber als Mann­schaft waren wir implo­diert. Die Köpfe und Schul­tern – alles hing runter. Da war keiner in der Lage, sich auf­zu­bäumen und das Heft des Han­delns in die Hand zu nehmen.

Auch in Ihrem letzten von 36 Län­der­spielen im März 1989 schei­terten Sie durch eine Nie­der­lage gegen die Türkei knapp an der Teil­nahme zur WM 1990.

Wir waren immer in Freund­schafts­spielen am besten oder wenn es nichts zu ver­lieren gab. Wenn es drauf ankam, fehlte es uns trotz der eigent­lich hohen indi­vi­du­ellen Qua­lität an besagtem Selbst­ver­trauen, eigene Ent­schei­dungen zu treffen.
Kwelle & mehr: https://11freunde.de/artikel/wir-hatten ... ttansicht=
Interessantes und ausführliches Interview.


Peter Kotte: Gesperrt, obwohl er gar nicht flüchten wollte
Spoiler
Show
Tag24 hat geschrieben:Mit 26 war er auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Schaffenskraft - dann folgte das Aus. Vor einer Argentinien-Reise der DDR-Nationalmannschaft wurde er im Januar 1981 zusammen mit Gerd Weber und Matthias Müller, mit dem er bis heute eng befreundet ist, in Berlin verhaftet.

"Wenige Wochen zuvor hatte ich ein Angebot des 1. FC Köln erhalten, das Thema aber schnell verworfen. Schließlich stand mein Hochzeitstermin im Dresdner Standesamt auf der Goetheallee für Sommer 1981 schon fest", erzählt er.

"Da Matthias und ich gar nicht flüchten wollten, war mir klar, dass die Verhaftung mit Webers Fluchtplänen zusammenhing. Ich dachte, es wird sich schon alles aufklären und wir bald wieder für Dynamo spielen. Ein böser Irrtum."

Tagelanges Verhör

Statt nach Südamerika ging es zurück nach Dresden. In der berüchtigten "Villa" am Großen Garten wurden Müller und Kotte tagelang verhört.

"Ich hatte die Stasi-Leute gleich gegen mich aufgebracht, weil ich zum ersten Verhör in einem Auswahltrikot der Franzosen erschien. Das wurde natürlich als Provokation aufgefasst."

In Einzelzimmern standen die drei Dynamo-Fußballer unter ständiger Kontrolle. "Auch wenn wir auf die Toilette mussten, stand die Tür immer offen."

Erst nach einer Woche kam Kotte auf freien Fuß. "Danach mussten wir beim damaligen Dynamo-Vorsitzenden Horst Rohne erscheinen und wurden in Unehren entlassen."

Selbst nach knapp 39 Jahren merkt man Kotte an, wie ihm die Geschehnisse von damals emotional noch nahe gehen.

"Wir waren Volkspolizei-Angestellte und wurden wie Fahnenflüchtige behandelt, obwohl uns die Stasi eine geplante Republikflucht nicht nachweisen konnte. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass mir so etwas passieren kann."

Sechs bis acht Jahre hätte Kotte noch auf höchstem Niveau spielen können, "aber plötzlich war alles vorbei. Für mich brach eine Welt zusammen."

Später habe er es "bitter bereut", nicht in den Westen gegangen zu sein. "Meine Frau und meinen Sohn hätte ich schon irgendwie nachgeholt."

Spielen durfte Kotte in der DDR nur noch in der dritthöchsten Spielklasse, erhielt in Dresden sogar Stadionverbot.

Mit Fortschritt Neustadt schaffte er den Aufstieg in die DDR-Liga, aber sein Gnadengesuch, dort auch spielen zu können, wurde abgelehnt.

"Matthias Müller hatte insgesamt vier Gnadengesuche für uns geschrieben, die alle in den Papierkorb wanderten. Die ganze Geschichte gipfelte darin, dass auf dem Mannschaftsfoto, das uns als Aufsteiger zeigte, mein Kopf wegretuschiert wurde."
https://www.tag24.de/nachrichten/peter- ... er-1032943


Reinhard Häfner: Die Chance zu Flucht vorüber ziehen lassen
Welt hat geschrieben:Es ist Zeit, dass sie erzählt wird, diese Geschichte aus einem anderen, früheren deutsch-deutschen November, dem von 1979. Die Alten wissen noch, was für ein großartiger Fußballer dieser [Reinhard] Häfner war, elegant und genial. Er war der Beste der DDR, 58 Länderspiele, Olympiasieger 1976, gefeiert im Osten und begehrt im Westen. Auch sein Traum von der Bundesliga hätte problemlos in Erfüllung gehen können. Häfner war nur zehn Jahre zu früh dran. Die Mauer stand noch, verrammelt mit Stacheldraht – und er wusste: Wenn ich diesen kleinen Schritt mache, gibt es kein Zurück.

„Mein Gott“, fragt sich noch heute Hermann Ohlicher, der ehemalige Meisterkapitän des VfB Stuttgart, „was muss in Häfners Kopf vorgegangen sein auf diesen fünfzig Metern?“

Fünfzig Meter können eine lähmende Ewigkeit sein, oder auch viel zu kurz. Wie an jenem 7. November 1979, heute vor vierzig Jahren. Im Uefa-Cup trifft der VfB auf Dynamo Dresden, also Deutschland auf Deutschland, oder „Wir gegen uns“, wie viele damals sagen. 70.000 Zuschauer sind im Neckarstadion, und sie haben keine Ahnung, was sich da unten auf dem Platz abspielt.
https://www.welt.de/print/die_welt/spor ... essen.html
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Re: Fußballgeschichten: Minge, Kotte + Häfner

Beitrag von bolz_platz_kind »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 11. November 2020, 15:09 It's Ossi-Time. Flüchten oder nicht flüchten? Drei Kicker von Dühnamo Drästen, von denen keiner rübergemacht hat, aber einer die Arschkarte zog.

Ralf Minge: Flucht war nie ein Thema
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11 Freunde hat geschrieben:„Wir hatten vom Kapi­ta­lismus keine Ahnung“

Dynamo-Legende Ralf Minge feiert heute seinen 60. Geburtstag. Im großen Kar­rie­reinter­view mit 11FREUNDE spricht er über Stasi-Spitzel in der Kabine, den ange­trun­kenen Jean Löring und sein Glück, oft zur rich­tigen Zeit am rich­tigen Ort zu sein.
[...]
Hat man je ver­sucht, Sie in die Bun­des­liga abzu­werben?

1982 bekam ich einen als Fan­post getarnten Brief, der in Ost­berlin ein­ge­worfen wurde.. Darin wurde exakt geschil­dert, wie ich mich beim Euro­pa­cup­spiel in Kopen­hagen ver­halten müsse, um in den Westen zu gelangen. Ich war mir bis 20 Jahre nach der Wende aber nicht sicher, wie ernst­ge­meint dieses Angebot wirk­lich war. Dann näm­lich hat mich bei einem Sich­tungs­tur­nier in Bad Blan­ken­burg ein gewisser Adolf Remy ange­spro­chen, der sich als Absender des Briefes zu erkennen gab. In dem langen Gespräch erzählte Remy mir, dass er im Auf­trag des HSV gehan­delt habe.

Haben Sie mit dem Gedanken gespielt?

Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Zum einen hätte ich nicht ohne meine Familie und Freunde leben können. Zum anderen wusste ich, was so ein Schritt für sel­bige in diesem System bedeutet hätte. Dar­über hinaus fühlte es sich für mich wie ein Haupt­ge­winn an, Spieler dieser Dynamo-Elf zu sein. Mehr konnte ich mir damals nicht vor­stellen. Meine Sorg­lo­sig­keit erkennen Sie auch daran, dass ich den Brief erst nach der Rück­kunft aus Däne­mark bei den Funk­tio­nären ein­reichte. Im Übrigen liegt sel­biger heute in Kopie zuhause in meiner Sta­si­akte.

Und wie reagierten die?

Es gab ein Rie­sen­theater und ich musste zum Rap­port bei der Stasi antreten. Die konnten den Absender aber nicht eru­ieren.

Viele DDR-Spieler träumten damals von der Bun­des­liga.

Wissen Sie, mir ging es nie um das große Geld. Mir gefiel die ideelle Aner­ken­nung, die wir in der Stadt als Fuß­baller bekamen. Etwa, wenn mir eine Ver­käu­ferin in der Kauf­halle unbe­merkt eine Tüte mit Bananen in den Wagen legte oder mich nach dem Spiel gegen Buka­rest vor der Woh­nungstür zwei Fla­schen Bier – für jedes Tor eine – und eine Gir­lande von den Nach­barn emp­fingen. Diese emo­tional-mensch­liche Kom­po­nente, die das Leben in der Man­gel­wirt­schaft aus­machte, war mir viel mehr wert als Geld.

Im Uefa-Cup-Halb­fi­nale 1989 unter­lagen Sie dem VfB Stutt­gart. Nach der Nie­der­lage im ​„Wunder von der Gro­ten­burg“ 1986 gegen Bayer Uer­dingen die zweite wich­tige Dynamo-Nie­der­lage in einem deutsch-deut­schen Duell.

In ent­schei­denden Momenten fehlte uns oft das nötige Selbst­ver­trauen, um dagegen zu halten. Da kam uns auch die poli­ti­sche Kom­po­nente in die Quere. Die strenge sozia­lis­ti­sche Erzie­hung. Schauen Sie sich nur unsere Kör­per­sprache an, nachdem wir gegen Uer­dingen das 5:3 fangen. Es war noch alles mög­lich, aber als Mann­schaft waren wir implo­diert. Die Köpfe und Schul­tern – alles hing runter. Da war keiner in der Lage, sich auf­zu­bäumen und das Heft des Han­delns in die Hand zu nehmen.

Auch in Ihrem letzten von 36 Län­der­spielen im März 1989 schei­terten Sie durch eine Nie­der­lage gegen die Türkei knapp an der Teil­nahme zur WM 1990.

Wir waren immer in Freund­schafts­spielen am besten oder wenn es nichts zu ver­lieren gab. Wenn es drauf ankam, fehlte es uns trotz der eigent­lich hohen indi­vi­du­ellen Qua­lität an besagtem Selbst­ver­trauen, eigene Ent­schei­dungen zu treffen.
Kwelle & mehr: https://11freunde.de/artikel/wir-hatten ... ttansicht=
Interessantes und ausführliches Interview.


Peter Kotte: Gesperrt, obwohl er gar nicht flüchten wollte
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Show
Tag24 hat geschrieben:Mit 26 war er auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Schaffenskraft - dann folgte das Aus. Vor einer Argentinien-Reise der DDR-Nationalmannschaft wurde er im Januar 1981 zusammen mit Gerd Weber und Matthias Müller, mit dem er bis heute eng befreundet ist, in Berlin verhaftet.

"Wenige Wochen zuvor hatte ich ein Angebot des 1. FC Köln erhalten, das Thema aber schnell verworfen. Schließlich stand mein Hochzeitstermin im Dresdner Standesamt auf der Goetheallee für Sommer 1981 schon fest", erzählt er.

"Da Matthias und ich gar nicht flüchten wollten, war mir klar, dass die Verhaftung mit Webers Fluchtplänen zusammenhing. Ich dachte, es wird sich schon alles aufklären und wir bald wieder für Dynamo spielen. Ein böser Irrtum."

Tagelanges Verhör

Statt nach Südamerika ging es zurück nach Dresden. In der berüchtigten "Villa" am Großen Garten wurden Müller und Kotte tagelang verhört.

"Ich hatte die Stasi-Leute gleich gegen mich aufgebracht, weil ich zum ersten Verhör in einem Auswahltrikot der Franzosen erschien. Das wurde natürlich als Provokation aufgefasst."

In Einzelzimmern standen die drei Dynamo-Fußballer unter ständiger Kontrolle. "Auch wenn wir auf die Toilette mussten, stand die Tür immer offen."

Erst nach einer Woche kam Kotte auf freien Fuß. "Danach mussten wir beim damaligen Dynamo-Vorsitzenden Horst Rohne erscheinen und wurden in Unehren entlassen."

Selbst nach knapp 39 Jahren merkt man Kotte an, wie ihm die Geschehnisse von damals emotional noch nahe gehen.

"Wir waren Volkspolizei-Angestellte und wurden wie Fahnenflüchtige behandelt, obwohl uns die Stasi eine geplante Republikflucht nicht nachweisen konnte. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass mir so etwas passieren kann."

Sechs bis acht Jahre hätte Kotte noch auf höchstem Niveau spielen können, "aber plötzlich war alles vorbei. Für mich brach eine Welt zusammen."

Später habe er es "bitter bereut", nicht in den Westen gegangen zu sein. "Meine Frau und meinen Sohn hätte ich schon irgendwie nachgeholt."

Spielen durfte Kotte in der DDR nur noch in der dritthöchsten Spielklasse, erhielt in Dresden sogar Stadionverbot.

Mit Fortschritt Neustadt schaffte er den Aufstieg in die DDR-Liga, aber sein Gnadengesuch, dort auch spielen zu können, wurde abgelehnt.

"Matthias Müller hatte insgesamt vier Gnadengesuche für uns geschrieben, die alle in den Papierkorb wanderten. Die ganze Geschichte gipfelte darin, dass auf dem Mannschaftsfoto, das uns als Aufsteiger zeigte, mein Kopf wegretuschiert wurde."
https://www.tag24.de/nachrichten/peter- ... er-1032943


Reinhard Häfner: Die Chance zu Flucht vorüber ziehen lassen
Welt hat geschrieben:Es ist Zeit, dass sie erzählt wird, diese Geschichte aus einem anderen, früheren deutsch-deutschen November, dem von 1979. Die Alten wissen noch, was für ein großartiger Fußballer dieser [Reinhard] Häfner war, elegant und genial. Er war der Beste der DDR, 58 Länderspiele, Olympiasieger 1976, gefeiert im Osten und begehrt im Westen. Auch sein Traum von der Bundesliga hätte problemlos in Erfüllung gehen können. Häfner war nur zehn Jahre zu früh dran. Die Mauer stand noch, verrammelt mit Stacheldraht – und er wusste: Wenn ich diesen kleinen Schritt mache, gibt es kein Zurück.

„Mein Gott“, fragt sich noch heute Hermann Ohlicher, der ehemalige Meisterkapitän des VfB Stuttgart, „was muss in Häfners Kopf vorgegangen sein auf diesen fünfzig Metern?“

Fünfzig Meter können eine lähmende Ewigkeit sein, oder auch viel zu kurz. Wie an jenem 7. November 1979, heute vor vierzig Jahren. Im Uefa-Cup trifft der VfB auf Dynamo Dresden, also Deutschland auf Deutschland, oder „Wir gegen uns“, wie viele damals sagen. 70.000 Zuschauer sind im Neckarstadion, und sie haben keine Ahnung, was sich da unten auf dem Platz abspielt.
https://www.welt.de/print/die_welt/spor ... essen.html
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Da gibt es so unendlich viele Geschichten ...


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Peter Ducke - Hätte, hätte, Goldkette

Beitrag von bolz_platz_kind »

Er ist der unbekannteste deutsche Fußballer von Weltrang. Wie wäre das Leben des Peter Ducke verlaufen, hätte er nicht in der DDR gespielt, sondern die 80.000 Mark von Werder Bremen angenommen?

Unten in der Küche sitzt die Schwiegermutter. Die Treppe rauf, in einem Haus in einem Dorf unweit von Jena, liegt das Reich von Peter Ducke. Auf dem Boden drei große Netze mit Dutzenden Fußbällen; an der Wand ein Mosaik aus Fotos, Urkunden und Zeitungsausschnitten.

Fußball und Familie, das ist die Welt von Ducke, dem ganz großen Kicker der DDR in den Sechziger- und Siebzigerjahren. "Pelé des Ostens" wurde er genannt oder "Schwarzer Peter". Die einst schwarzen Haare sind heute weiß. Ducke - alert, temperamentvoll und 75 Jahre alt - springt von einem Bild zum nächsten.

Hier, dieser Zeitungsausschnitt handelt vom Europacup-Spiel zwischen Carl Zeiss Jena und dem walisischen Klub Swansea City im Oktober 1961. Jena gewann 5:1, Ducke schoss in der 75. Minute das vierte Tor.

Gleich daneben eine Glückwunschkarte zum 70. Geburtstag, von Gerd Müller, in der Bundesrepublik einst der "Bomber der Nation". An Müller erinnern sich noch viele, seinen Teamgenossen Franz Beckenbauer kennt noch heute so gut wie jeder, im Osten wie im Westen Deutschlands, aber Peter Ducke? Im Westen ist er völlig unbekannt. Die Ostdeutschen schauten in den Jahren der Teilung nach Westen, die Westdeutschen auch. So war das im geteilten Deutschland, auch was den Fußball anging.

Dabei hätte Ducke das Zeug zum Weltstar des Rasens gehabt.

68 Länderspiele. Viele beeindruckte Gegenspieler, genervte Schiedsrichter, strapazierte Trainer. Und ein ganz eigener Stil, ballverliebt, elegant, dribbelstark, impulsiv, mit famosem Torinstinkt. Das Magazin "Kicker" wählte ihn als einzigen Ostdeutschen in seine Top Ten des 20. Jahrhunderts. "Du, lieber Peter, warst schon ein ganz Großer", schrieb ihm Uwe Seeler. Und fragte, ob Ducke und er heute noch so erfolgreiche Torschützen sein könnten. "Ich behaupte mal: Ja! Denn: Kämpfer wie Du und ich würden sich immer durchsetzen. Egal mit welchem System, egal wie die Order des Trainers lauten würde."

Seit Peter Ducke sich erinnern kann, haben ihn Bälle fasziniert. "Etwas Rundes, das sich bewegt, das rollt, das ist immer interessant", sagt er. Nachdem er 1945 im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern und vier Geschwistern aus dem Sudetenland nach Schönebeck bei Magdeburg geflohen war, verbrachte er die Nachmittage auf den Elbwiesen.

Der Schulranzen flog in die Ecke, ein Ball wurde rausgeholt. Es wurde nicht ordentlich sieben gegen sieben gespielt, sondern "geknödelt", einer umspielt, noch einer, endlos gefummelt. Wenn niemand sonst Zeit hatte, übte er allein, an einer Mauer. Kopfbälle, Ball in der Luft halten: Technik lernt man beim Fußball als Kind, später lernt man nur noch rennen.

"Vielleicht liegt es auch in den Genen", sagt Ducke. Der Vater hatte im Sudetenland Linksaußen gespielt, Peters sieben Jahre älterer Bruder Roland war ein begnadeter Mittelfeldspieler. Der kleine Peter kickte zunächst beim SV Motor Schönebeck, doch als er 18 war, Ende 1959, wechselte er nach Jena. Roland spielte schon dort, Oberliga. Der Trainer von Jena, Georg Buschner, später Nationaltrainer, nahm sich seiner väterlich an. Schon zehn Monate nach seinem Debüt in Jena trug Ducke zum ersten Mal das Nationaltrikot. Die DDR-Auswahl gewann gegen Finnland 5:1.

Walter Jahn, Vater des heutigen Stasi-Aktenbeauftragten und langjähriger Nachwuchsleiter in Jena, sagte: "Peter Ducke hat den Jenaer Fußball wirklich zu Ruhm gebracht." Insgesamt wurde Ducke mit Jena dreimal DDR-Meister und gewann dreimal den Pokal.

Als Jena in der Oberliga gegen den Berliner Stasi-Klub Dynamo spielte und ein Dynamo-Spieler sich ein Bein brach, kam ein kleiner Choleriker in die Kabine der Jenaer. "Welches Schwein hat dem Matzen das Bein gebrochen?", rief er. Der Jenaer Trainer Buschner antwortete dem späteren Minister für Staatssicherheit Erich Mielke: "Wenn Sie nicht sofort aus der Kabine verschwinden, lass ich Sie durch die Spieler rausschmeißen." Mielke verließ murrend den Raum.

Ducke spielte in insgesamt 352 Erstligaspielen für Jena, in denen er 153 Tore schoss, doch noch besser haben ihm die Länderspiele für die DDR gefallen, vor allem die in Südamerika. "Da habe ich alle großen Stadien bespielt", erzählt er. Das Flair und der Enthusiasmus seien unglaublich gewesen. "Da bist du nicht nur der Zauberer, du wirst angehimmelt." Er dachte, warum er nicht dort geboren worden sei. "Einfach genial."

Ducke war ein Spieler nach dem Herzen der Südamerikaner. Spielte am liebsten drei Mann aus. Fummelte. Lief mit dem Ball. Gab nicht gern ab, oft zum Ärger seiner Mitspieler und seines Trainers. Aber dann schoss er geniale Tore. Und diente so der Mannschaft.

Die Fußballer in der DDR hatten offiziell Amateurstatus, aber sie hatten professionelle Bedingungen. Ducke und seine Mannschaftskameraden waren beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Carl Zeiss angestellt, der sie wiederum für den Sport freistellte. Ducke bekam 1200 Mark Lohn im Monat, die Wohnung kostete 35 Mark Miete. Bald baute er sich ein Haus, ein Auto hatte er sowieso. "Einfach genial" fand er auch dies, es ist sein Motto und Mantra zugleich.

Während eines Banketts nach einem Europacup-Spiel in Schweden wartete vor dem Hotel ein Manager von Werder Bremen auf Ducke. Er zeigte ihm einen Mercedes. "Im Handschuhfach liegen 80.000 D-Mark", sagte der. "Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen den Schlüssel." Ducke überlegte kurz und sagte "Nee, danke."

Er hatte doch alles, was er wollte und brauchte, in der DDR. Auto, Haus. Superjob. Und seine Frau war schwanger. Wie konnte er da abhauen?

Im Gegensatz zu den allermeisten DDR-Bürgern kam Ducke oft genug ins kapitalistische Ausland. 1972 gewann er in München mit der DDR-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille. Bei der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik 1974 sollte er auch wieder dabei sein, doch gut drei Monate zuvor erlitt er einen Meniskuseinriss, wurde nicht mehr vollständig fit und saß zumeist auf der Ersatzbank. Für ihn spielte der Magdeburger Stürmer Jürgen Sparwasser. Der schoss im Juni 1974 den Siegtreffer gegen die Bundesrepublik und ist deshalb im Westen als einziger DDR-Spieler noch heute bekannt.

"Ich bin manchmal auf dem Platz ausgerastet", erzählt Ducke, "das ist noch gelinde ausgedrückt." Mit dem Anpfiff verwandelte er sich in einen anderen Menschen. Temperamentvoll, immer am Diskutieren mit den Schiedsrichtern. Dreimal kassierte er im Laufe seiner Karriere einen Platzverweis, immer weil er sich nachhaltig bei den Unparteiischen beschwert hatte.

Peter Ducke hat nicht nur ein unbändiges Temperament, sondern auch etwas Anarchisches. Daran biss sich auch sein Trainer Hans Meyer die Zähne aus, bis er Ducke 1977 "aussortierte". Da war Ducke 36.

Er arbeitete zunächst als Jugendtrainer für seinen alten Klub Carl Zeiss, doch als er einmal mit dem Westwagen einer Cousine aus der Bundesrepublik zur Arbeit vorgefahren war, wurde er auf der Stelle gefeuert. So kleinlich konnte es in der DDR zugehen.

Doch Ducke landete bald einen Glückstreffer. Er bekam die Möglichkeit, als Sportlehrer Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis zehn zu unterrichten. 21 Jahre lang arbeitete er an der Polytechnischen Oberschule "Karl Liebknecht" in Jena. Und er liebte es; er liebte die Arbeit mit Kindern.

Kurz nach der Wende verdächtigten Westjournalisten Ducke, wie so viele bekannte DDR-Bürger, der Stasi als Informant gedient zu haben. Es stellte sich allerdings heraus, dass Ducke nicht zu den 18 Mitarbeitern des FC Carl Zeiss Jena zählte, die bei der Stasi berichtet hatten. Er war vielmehr von anderen Informanten abgeschöpft worden.

Und wie sieht es heute mit Peter Ducke und dem Fußball aus? Ins Stadion nach Jena geht er so gut wie gar nicht mehr. Der Klub spielt nur noch in der vierten Liga, in der Regionalliga Nordost. "Der Abstieg des Ostfußballs ist eine Tragödie", sagt er. "Es ist alles kaputt. Erledigt. Tot."

Ein paarmal im Jahr bekommt er als ehemaliger DDR-Nationalspieler vom Deutschen Fußball-Bund Karten für Länderspiele. Aber da machte er sich nicht wirklich beliebt, als er jubelte, nachdem die Mannschaft der USA gegen eine jämmerlich spielende deutsche Auswahl den Siegtreffer erzielt hatte.

Dass sein heutiges fußballerisches Idol, der Argentinier Lionel Messi vom FC Barcelona, mehr als 100 Millionen Euro im Jahr verdient, findet Ducke absurd. "Wie viel Nullen sind das?", fragt er. Er bekomme "eine sehr gute Rente", knapp 2000 Euro im Monat. "Das reicht", sagt er. "Alles wunderbar." Peter Ducke ist mit sich im Reinen. "Der Fußball", sagt er, "hat mir alles gegeben."

Quelle: https://www.spiegel.de/spiegel/peter-du ... 41035.html


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Atlan
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Atlan »

Danke für den Beitrag, Kind vom Leipziger Bolzplatz! :thumbup:
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Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.
Knoll62
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Knoll62 »

Er war 16 als er Torschützenkönig der ersten Liga Malawis wurde. Mit 17 errang Daniel Chitsulo diesen Titel erneut und bestritt sein erstes A-Länderspiel für das afrikanische Land.

Er war noch keine 18, als er vom 1. FC Köln zu einem Probetraining eingeladen wurde - und blieb in der Domstadt am Rhein. Ohne Familie, ohne seine Freunde und ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können.

Dreimal war er Publikumsliebling und Aufstiegsheld - beim VfL Osnabrück und bei Rot Weiß Ahlen in die 2. Liga, bei Preußen Münster in die 3. Liga.

Daniel Chitsulo bestritt 38 Länderspiele für Malawi - und fand seine Heimat in Köln, bei seiner Frau Miriam und seinen beiden Töchtern.

Hier ein Artikel über sein Leben:

https://effzeh.com/lebenswege-1-fc-kol ... sskreutz/
Dede_17

Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Dede_17 »

Lustige Geschichte aus der Saison 95/96.

Letzter Spieltag, der FC rettete sich am letzten Spieltag in Rostock und der BVB stand als Meister fest. Ein Freund von mir (Fan-Projekt FC) war in Rostock. Auf der Rückfahrt rief der Mendel (Chef des Fanprojekts) den Meier an um ihm zur Meisterschaft zu gratulieren. Daraufhin hat der Meier den ganzen Bus auf die Meisterfeier eingeladen, lag ja auf dem Weg.
Als mein Kumpel mir das erzählte, dachte ich, der verarscht mich. Dann hat er mir ein Foto gezeigt, worauf er und der Meier mit der Meisterschale standen....unglaublich oder?
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Fußballgeschichten: Deutsch für Fußballfans

Beitrag von Depp72 »

taz hat geschrieben:„A***loch, W***er, H***sohn!“
Mit den Beleidigungen gegen Dietmar Hopp ist eine Grenze überschritten, sagen viele. Über die Gepflogenheiten aus einer Zeit, als noch alles gut war.
[...]
„Hoeneß in den Knast! Hoeneß in den Knast! Hoeneß, Hoeneß, Hoeneß in den Knast!“
„Wir hassen Dortmund, wir hassen Schalke, aber ihr, ihr seid die Pest, Ostwestfalen, Idioten, Scheiß Arminia Bielefeld“
„Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli?
„Hauptstadt der Schwulen, wir sind in der Hauptstadt der Schwulen“
„Geizige Schwaben ficken eure Mütter zu fairen Preisen“
„Ohne Schwänze und ohne Eier, geht’s zur Vizemeisterfeier!“
„Schwul, pervers und altersschwach, das sind die Fans von Offenbach“
„Alle auf die Neun, Alle auf die Neun, alle, alle, alle auf die Neun!“
„Zieht den Schwaben die Spätzle aus dem Arsch“
Kwelle & mehr: https://taz.de/Deutsch-fuer-Fussballfans/!5666490/
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Fußballgeschichten: Sangju Sangmu

Beitrag von Depp72 »

Gesundheit!
kicker hat geschrieben:Warum ein südkoreanischer Erstligist nur auf Leihspieler setzt - und nun zwangsabsteigt

Die Geschichte von Sangju Sangmu ist einzigartig. Doch nun lässt der südkoreanische Verband den Klub absteigen. Nicht aus sportlichen Gründen allerdings.

Lieber Tod als Niederlage! Wer Sangju Sangmu nicht kennt, mag eingeschüchtert sein ob des martialischen Schlachtrufs. Es sind nicht viele Fans, die ihren Verein durch Südkorea begleiten. Aber sie hinterlassen Eindruck. 1000 bis 6000 Zuschauer kamen in normalen Zeiten zu den Heimspielen des Vereins, der überhaupt nicht normal ist.

Die Profis von Sangju Sangmu erscheinen jeden Tag um 6.50 Uhr zum Morgenappell, um die National- und die Teamhymne zu schmettern. Eine unaufgeräumte Wohnung? Ständig am Smartphone daddeln? Ist hier nicht drin. Schließlich befindet sich das Land offiziell noch immer im Krieg mit Nordkorea. Sangmu ist der Verein des südkoreanischen Militärs.
https://www.kicker.de/warum-ein-suedkor ... 36/artikel


Man lernt nie aus und ab und an hat der kicker noch interressante Geschichten.
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Fußballgeschichten: Der Lord

Beitrag von Depp72 »

Ein Stolpervogel vor dem Herrn. Der hätte früher in der 2. Liga gespielt.
Sport1 hat geschrieben:Nicklas Bendter hat etwas geschaffen, was nur wenigen Fußballspielern gelungen ist. Er ist viel mehr Kultfigur als Fußballprofi. Mehr Entertainer als Weltklassespieler. Der Däne ist einer des Typs Zlatan Ibrahimovic, ohne jemals das Talent und Qualität des Schweden besessen zu haben und sich beim FC Arsenal nie richtig hatte durchsetzen können. In den sozialen Netzwerken wird er als "Lord Bendtner" gefeiert, seine Storys und Eskapaden genießen Kultstatus.[...]
Als Bendtner bei Arsenal kaum mehr zum Zug kam, suchte er sich eine neue Beschäftigung: er ging ins Casino.
Er gibt an, dass er schon zuvor mit Teamkollegen wie Fabregas in Casinos gegangen war, jetzt nahm er allerdings Mitgliedschaften auf - jeweils für rund 5.000 Pfund. "In Londons ältestem und bestem Casino, dem Les Ambassadeurs Club in Mayfair, fühlte ich mich wieder lebendig", verrät Bendtner in "Both Sides", um dann in eine bildliche Darstellung seiner Casinobesuche überzugehen: "Eines Nachts, als ich am Pokertisch bin, gewinne ich am Ende 220.000 Pfund. Wenn ich über die Straße zu meinem Hotel gehe, habe ich einen Rucksack mit 50-Pfund-Scheinen (vakuumverpackt) und ich habe so viel Adrenalin, dass ich nicht schlafen kann. Ich kann kaum an etwas anderes denken. Also gehe ich weiter ins Casino - immer und immer wieder. Ich spiele sonntags, dienstags und donnerstags - jede Woche - von sechs Uhr abends bis vier Uhr morgens."


https://www.sport1.de/internationaler-f ... d-adebayor
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Txomin_Gurrutxaga
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Geldsegen für Germania Parsau dank Klimo Junior

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

https://www.sportbuzzer.de/artikel/weil ... in-parsau/
Wie Mateo Klimowicz zum Dorfklub kam? Während seiner Profi-Zeit beim VfL hat Vater Diego mit Ehefrau Paula und den Kindern Mateo und Paloma in Parsau, damals ein 2000-Seelen-Dorf 20 Kilometer vor den Toren Wolfsburgs, gelebt. Ausschlaggebend für Parsau war der riesige Garten hinterm Haus. Ideal für Familienmensch Klimowicz, der die Abgeschiedenheit genoss. "Zu Hause", erzählte der Argentinier damals der AZ/WAZ, "will ich von Fußball nichts hören und nichts sehen. Hier will ich mich nur mit meinen Kindern beschäftigen, auf andere Gedanken kommen." Ausnahme: Über Satellit empfing er den spanischen Canal Plus, der jeden Sonntag ein Match aus der argentinischen Liga übertrug.
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.

Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.
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Fußballgeschichten: Hools + Corona

Beitrag von Depp72 »

„Wenn nie­mand ein­schreitet, wird die Gewalt weiter eska­lieren“

''Am ver­gan­genen Wochen­ende demons­trierten in Leipzig rund 20.000 Men­schen gegen die Corona-Maß­nahmen. Dar­unter: zahl­reiche rechte Hoo­li­gans. Fan-For­scher Robert Claus erklärt, was es damit auf sich hat.''

Spoiler
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11 Freunde hat geschrieben:Robert Claus, Sie waren am ver­gan­genen Samstag in Leipzig, wo rund 20.000 Men­schen gegen die Corona-Maß­nahmen demons­triert haben. Wer hat sich da ver­sam­melt?

Das war ein sehr breites Spek­trum unter­schied­li­cher eso­te­ri­scher, ver­schwö­rungs­theo­re­ti­scher, demo­kratie- und staats­feind­li­cher Strö­mungen. Dar­unter eben auch 200 bis 300 rechte Hoo­li­gans und mili­tante Neo­nazis, die sich in einer Ecke des Platzes ver­sam­melt haben. Zusätz­lich standen klei­nere Ansamm­lungen in den Sei­ten­straßen.

Wie kam es zum Gewalt­aus­bruch?

Das war absehbar. Es war die ganze Zeit klar: Wenn es dunkel wird und die Demons­tra­tion los­geht oder auf­ge­löst wird, steigt das Gewalt­po­ten­zial enorm. So kam es dann auch. Weil Auf­lagen wie das Ein­halten von Abständen und das Tragen von Masken mehr­fach nicht ein­ge­halten wurden, hat die Polizei die Demo auf­ge­löst. Dar­aufhin haben die Hoo­li­gans dem Auf­marsch im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei­ge­kämpft. Sie haben nicht nur Poli­zei­ketten durch­bro­chen, son­dern auch poli­ti­sche Feinde und Jour­na­listen ange­griffen. Ohne die Hoo­li­gans hätte sich der Demons­tra­ti­onszug nicht in Bewe­gung setzen können.

Wie hat sich die Polizei ver­halten?

Sie hat jeden­falls keinen stra­te­gi­schen Schwer­punkt am Treff­punkt der Hoo­li­gans gelegt. Sie war dort nur mit wenigen unbe­helmten Beamten prä­sent. Das hat natür­lich sym­bo­li­sche Wir­kung: Die Szene bekam den Ein­druck ver­mit­telt, dass an diesem Tag etwas gehen könnte. Und so war es dann ja auch. Die rechte Szene feiert diese Gewalt-Erleb­nisse als Ereignis der Selbst­er­mäch­ti­gung.

Hat die Polizei die Lage unter­schätzt?

Das, was dort pas­siert ist, war in keiner Weise über­ra­schend. Die Mobi­li­sie­rung in rechten Sze­neme­dien für diese Demo war unüber­sehbar. Dass Neo­nazis und rechte Hoo­li­gans an sol­chen Demos teil­nehmen, wusste man spä­tes­tens seit der großen Demo in Berlin Ende August. Und dass Leipzig und Sachsen zu den Schwer­punkt­re­gionen des rechten Hoo­li­ga­nismus in Deutsch­land zählen, ist auch kein Geheimnis.

Von wel­chen Ver­einen kamen die Hoo­li­gans?

Als ich mich durch die Masse bewegt habe, habe ich Fuß­bal­l­in­si­gnien und Anhänger unter­schied­li­cher Ver­eine gesehen: zum Bei­spiel Loko­mo­tive Leipzig, Hal­le­scher FC, Chem­nitzer FC, FSV Zwi­ckau.

Alle­samt ost­deut­sche Ver­eine.

Auch alte Hools, die früher zu Werder Bremen gingen, waren dabei. Zudem waren bei anderen Demons­tra­tionen auch west­deut­sche Szenen ver­treten. In Düs­sel­dorf etwa hat kürz­lich Dominik Rösler mit seiner Rumpf­or­ga­ni­sa­tion, die noch von der ​„Hoo­li­gans gegen Salafisten“-Bewegung übrig ist, zu einer Demo auf­ge­rufen. Das lief aller­dings nicht beson­ders gut, da kamen nur sehr wenige Teil­nehmer. Am Wochen­ende in Leipzig waren jetzt tat­säch­lich größ­ten­teils ost­deut­sche Hoo­li­gans betei­ligt.

Es gibt auch Bilder, auf denen Fan-Uten­si­lien von Lazio Rom zu sehen sind.

Das waren Leip­ziger Hools mit Lazio-Mützen. Klei­dung von Lazio ist unter rechten Hoo­li­gans sehr beliebt, weil den Verein ein euro­pa­weiter Mythos umgibt.

Welche Hand­habe haben Fuß­ball­ver­eine, um dem Pro­blem Herr zu werden?

Hier zeigt sich, wie wichtig lang­fris­tige Prä­ven­ti­ons­ar­beit ist. Viele der­je­nigen, die da am Wochen­ende ran­da­liert haben, kennen wir seit bis zu 20, 25 Jahren, z.B. aus Zwi­ckau und Chem­nitz. Die kommen aus eta­blierten Netz­werken. Eine Kür­zung der Gelder für Fan­pro­jekte wäre des­halb fatal. Ver­eine wie der FC Energie Cottbus oder der Chem­nitzer FC, die erst in den letzten Jahren mit Prä­ven­ti­ons­ar­beit begonnen haben, müssen das auch lang­fristig ver­folgen können und nicht in der ersten finan­zi­ellen Krise wieder über Bord werfen. Und auch in Zwi­ckau sowie bei Lok Leipzig gibt es posi­tive Ansätze, durch die Ver­eine und nicht zuletzt durch die Fan­pro­jekte.

Täuscht der Ein­druck oder gehen mitt­ler­weile Hoo­li­gans von eigent­lich ver­fein­deten Ver­einen gemeinsam auf die Straße?

Das war eigent­lich schon immer so. Es war schon immer ein fal­scher Ein­druck, wenn wir Hoo­li­gan­gruppen als von­ein­ander iso­lierte und mit­ein­ander kon­kur­rie­rende Gruppen betrachtet haben. Es gab schon immer enge Netz­werke zwi­schen den Gruppen. Man muss hier zwi­schen der Fuß­ball­logik und der poli­ti­schen Logik unter­scheiden. Im Fuß­ball gibt es natür­lich Riva­li­täten. Die poli­ti­sche Logik bei Ver­an­stal­tungen wie der in Leipzig ist jedoch das Inter­esse an Gewalt, der Sozi­al­dar­wi­nismus und die Demo­kratie- und Staats­feind­lich­keit. Das ist die Klammer, die Hoo­li­gans ver­schie­dener Ver­eine immer wieder gemeinsam auf die Straße bringt.
[...]
Aber was treibt diese Hoo­li­gans nun aus­ge­rechnet auf die Demos von Corona-Leug­nern und selbst­er­nannten Quer­denken?

Denen geht es nicht um Besitzer kleiner Läden, die durch die Corona-Maß­nahmen in ihrer Exis­tenz bedroht sind. Ins­ge­samt haben wir eine men­schen­ver­ach­tende Demons­tra­tion gesehen, auf der Leute, die Masken trugen massiv ange­gangen wurden. Ihnen ist die Gesund­heit gefähr­deter Gruppen egal. Diesen Sozi­al­dar­wi­nismus teilen die Coro­na­skep­tiker mit den rechten Hools. Aus der Hoo­ligan-Szene gab es für Leipzig keinen ein­zigen inhalt­li­chen Aufruf, keine inhalt­liche Aus­ein­an­der­set­zung. Für rechte Hoo­li­gans sind solche Demos will­kom­mene Anlässe, poli­ti­sche Krisen zu eska­lieren und Kon­flikte unter Anwen­dung von Gewalt gesell­schaft­lich zuzu­spitzen.
Kwelle & mehr: https://11freunde.de/artikel/wenn-niema ... ttansicht=
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Re: Fußballgeschichten: Hools + Corona

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Sonntag 22. November 2020, 11:26 „Wenn nie­mand ein­schreitet, wird die Gewalt weiter eska­lieren“

''Am ver­gan­genen Wochen­ende demons­trierten in Leipzig rund 20.000 Men­schen gegen die Corona-Maß­nahmen. Dar­unter: zahl­reiche rechte Hoo­li­gans. Fan-For­scher Robert Claus erklärt, was es damit auf sich hat.''

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11 Freunde hat geschrieben:Robert Claus, Sie waren am ver­gan­genen Samstag in Leipzig, wo rund 20.000 Men­schen gegen die Corona-Maß­nahmen demons­triert haben. Wer hat sich da ver­sam­melt?

Das war ein sehr breites Spek­trum unter­schied­li­cher eso­te­ri­scher, ver­schwö­rungs­theo­re­ti­scher, demo­kratie- und staats­feind­li­cher Strö­mungen. Dar­unter eben auch 200 bis 300 rechte Hoo­li­gans und mili­tante Neo­nazis, die sich in einer Ecke des Platzes ver­sam­melt haben. Zusätz­lich standen klei­nere Ansamm­lungen in den Sei­ten­straßen.

Wie kam es zum Gewalt­aus­bruch?

Das war absehbar. Es war die ganze Zeit klar: Wenn es dunkel wird und die Demons­tra­tion los­geht oder auf­ge­löst wird, steigt das Gewalt­po­ten­zial enorm. So kam es dann auch. Weil Auf­lagen wie das Ein­halten von Abständen und das Tragen von Masken mehr­fach nicht ein­ge­halten wurden, hat die Polizei die Demo auf­ge­löst. Dar­aufhin haben die Hoo­li­gans dem Auf­marsch im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei­ge­kämpft. Sie haben nicht nur Poli­zei­ketten durch­bro­chen, son­dern auch poli­ti­sche Feinde und Jour­na­listen ange­griffen. Ohne die Hoo­li­gans hätte sich der Demons­tra­ti­onszug nicht in Bewe­gung setzen können.

Wie hat sich die Polizei ver­halten?

Sie hat jeden­falls keinen stra­te­gi­schen Schwer­punkt am Treff­punkt der Hoo­li­gans gelegt. Sie war dort nur mit wenigen unbe­helmten Beamten prä­sent. Das hat natür­lich sym­bo­li­sche Wir­kung: Die Szene bekam den Ein­druck ver­mit­telt, dass an diesem Tag etwas gehen könnte. Und so war es dann ja auch. Die rechte Szene feiert diese Gewalt-Erleb­nisse als Ereignis der Selbst­er­mäch­ti­gung.

Hat die Polizei die Lage unter­schätzt?

Das, was dort pas­siert ist, war in keiner Weise über­ra­schend. Die Mobi­li­sie­rung in rechten Sze­neme­dien für diese Demo war unüber­sehbar. Dass Neo­nazis und rechte Hoo­li­gans an sol­chen Demos teil­nehmen, wusste man spä­tes­tens seit der großen Demo in Berlin Ende August. Und dass Leipzig und Sachsen zu den Schwer­punkt­re­gionen des rechten Hoo­li­ga­nismus in Deutsch­land zählen, ist auch kein Geheimnis.

Von wel­chen Ver­einen kamen die Hoo­li­gans?

Als ich mich durch die Masse bewegt habe, habe ich Fuß­bal­l­in­si­gnien und Anhänger unter­schied­li­cher Ver­eine gesehen: zum Bei­spiel Loko­mo­tive Leipzig, Hal­le­scher FC, Chem­nitzer FC, FSV Zwi­ckau.

Alle­samt ost­deut­sche Ver­eine.

Auch alte Hools, die früher zu Werder Bremen gingen, waren dabei. Zudem waren bei anderen Demons­tra­tionen auch west­deut­sche Szenen ver­treten. In Düs­sel­dorf etwa hat kürz­lich Dominik Rösler mit seiner Rumpf­or­ga­ni­sa­tion, die noch von der ​„Hoo­li­gans gegen Salafisten“-Bewegung übrig ist, zu einer Demo auf­ge­rufen. Das lief aller­dings nicht beson­ders gut, da kamen nur sehr wenige Teil­nehmer. Am Wochen­ende in Leipzig waren jetzt tat­säch­lich größ­ten­teils ost­deut­sche Hoo­li­gans betei­ligt.

Es gibt auch Bilder, auf denen Fan-Uten­si­lien von Lazio Rom zu sehen sind.

Das waren Leip­ziger Hools mit Lazio-Mützen. Klei­dung von Lazio ist unter rechten Hoo­li­gans sehr beliebt, weil den Verein ein euro­pa­weiter Mythos umgibt.

Welche Hand­habe haben Fuß­ball­ver­eine, um dem Pro­blem Herr zu werden?

Hier zeigt sich, wie wichtig lang­fris­tige Prä­ven­ti­ons­ar­beit ist. Viele der­je­nigen, die da am Wochen­ende ran­da­liert haben, kennen wir seit bis zu 20, 25 Jahren, z.B. aus Zwi­ckau und Chem­nitz. Die kommen aus eta­blierten Netz­werken. Eine Kür­zung der Gelder für Fan­pro­jekte wäre des­halb fatal. Ver­eine wie der FC Energie Cottbus oder der Chem­nitzer FC, die erst in den letzten Jahren mit Prä­ven­ti­ons­ar­beit begonnen haben, müssen das auch lang­fristig ver­folgen können und nicht in der ersten finan­zi­ellen Krise wieder über Bord werfen. Und auch in Zwi­ckau sowie bei Lok Leipzig gibt es posi­tive Ansätze, durch die Ver­eine und nicht zuletzt durch die Fan­pro­jekte.

Täuscht der Ein­druck oder gehen mitt­ler­weile Hoo­li­gans von eigent­lich ver­fein­deten Ver­einen gemeinsam auf die Straße?

Das war eigent­lich schon immer so. Es war schon immer ein fal­scher Ein­druck, wenn wir Hoo­li­gan­gruppen als von­ein­ander iso­lierte und mit­ein­ander kon­kur­rie­rende Gruppen betrachtet haben. Es gab schon immer enge Netz­werke zwi­schen den Gruppen. Man muss hier zwi­schen der Fuß­ball­logik und der poli­ti­schen Logik unter­scheiden. Im Fuß­ball gibt es natür­lich Riva­li­täten. Die poli­ti­sche Logik bei Ver­an­stal­tungen wie der in Leipzig ist jedoch das Inter­esse an Gewalt, der Sozi­al­dar­wi­nismus und die Demo­kratie- und Staats­feind­lich­keit. Das ist die Klammer, die Hoo­li­gans ver­schie­dener Ver­eine immer wieder gemeinsam auf die Straße bringt.
[...]
Aber was treibt diese Hoo­li­gans nun aus­ge­rechnet auf die Demos von Corona-Leug­nern und selbst­er­nannten Quer­denken?

Denen geht es nicht um Besitzer kleiner Läden, die durch die Corona-Maß­nahmen in ihrer Exis­tenz bedroht sind. Ins­ge­samt haben wir eine men­schen­ver­ach­tende Demons­tra­tion gesehen, auf der Leute, die Masken trugen massiv ange­gangen wurden. Ihnen ist die Gesund­heit gefähr­deter Gruppen egal. Diesen Sozi­al­dar­wi­nismus teilen die Coro­na­skep­tiker mit den rechten Hools. Aus der Hoo­ligan-Szene gab es für Leipzig keinen ein­zigen inhalt­li­chen Aufruf, keine inhalt­liche Aus­ein­an­der­set­zung. Für rechte Hoo­li­gans sind solche Demos will­kom­mene Anlässe, poli­ti­sche Krisen zu eska­lieren und Kon­flikte unter Anwen­dung von Gewalt gesell­schaft­lich zuzu­spitzen.
Kwelle & mehr: https://11freunde.de/artikel/wenn-niema ... ttansicht=
11 Freunde hat geschrieben: "Wie hat sich die Polizei ver­halten?

Sie hat jeden­falls keinen stra­te­gi­schen Schwer­punkt am Treff­punkt der Hoo­li­gans gelegt. Sie war dort nur mit wenigen unbe­helmten Beamten prä­sent. Das hat natür­lich sym­bo­li­sche Wir­kung."
So demonstriert die Staatsmacht Bürgernähe.

Gruß Wachtmeister Krause
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Re: Fußballgeschichten: Hools + Corona

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 22. November 2020, 11:48 Gruß Wachtmeister Krause
Den hab ich mal in einer Berliner Keipe gesehen. Natürlich außer Dienst. Bei dir hätte ich eher auf Hausmeister Krause getippt. Den vom Golfplatz, oder war es die Parteizentrale? :mrgreen:
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Fußballgeschichten: Außenverteidiger

Beitrag von Depp72 »

Die anspruchsvollste und am wenigsten gewürdigte Position? Ein paar ungeordnete Gedanken.

Bei Managerspielen wie dem vom kicker muss man speziell bei AV aufpassen, die Noten sind oft nicht besonders gut und nur selten erzielen sie Tore. Ausnahmen (auch als Vorbereiter) bestätigen die Regel. Besonders beeindruckend finde ich Spieler, die zunächst als AV beginnen und dort WK sind, dann aber nach innen wechseln und dort ebenfalls Spitze sind: L. Thuram, Bergomi, P. Maldini, Ramos oder zuletzt Alaba. Wobei das natürlich stark von der Körpergröße abhängt. Ein Lahm als IV wäre nicht denkbar gewesen. Höchstens zu Zeiten als es noch den Libero gab. Den konnte auch ein Zwerg wie Thon gut spielen. Noch beeindruckender fand ich den Sprung Paul Breitners von einem AV, den ich so aber nie live gesehen habe, zum Spielgestalter. Meist geht es mannschaftsteilmäßig ja eher rückwärts, so wie beim Loddar. Oder weniger glücklich wie bei Bernd Schuster.

Spieler wie Lahm, R. Carlos, D. Alves, Jorginho, Cafu oder Lizarazu sind natürlich absolute Ausnahmekönner. Auffällig die hohe Anzahl an Brasilianern. Überragend - und stark unterbewertet - fand ich auch einen Darijo Srna. Vor allem wie lange der erfolgreich war. Spontan fallen mir als oft unterschätze AV zudem noch der Franzose Manuel Amoros, Gianluca Zambrotta und Javier Zanetti ein. Manfred Kaltz wird vermutlich in D weniger unterschätzt, ebenso wie Andreas Brehme, aber vielleicht international. Da die Nationalmannschaft damals im Fall des Bananenflnakengotts, abgesehen von der EM 80, nicht so erfolgreich war. Sehr gut gefallen hat mir auch immer Lukas Piszczek. Und wenn man Listen erstellen würde von Top-Spielern (Torhüter, IV, def. MF, Spielgestalter, Außen, Torjäger), dann würde vermutlich die Liste der WK-AV am kleinsten ausfallen - weltweit.

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Soccerdrills hat geschrieben:Nicht der Außenverteidiger ist neu, den gibt es schon lange. Jupp Posipal war rechter Außenverteidiger im WM-Team 1954. Er durfte nichts, nur verteidigen. Hätte er versucht andere Aufgaben zu übernehmen, dann hätte der gute alte Sepp Herberger schnell ausgewechselt.

Wir haben zum Thema Verteidiger vor langer Zeit einen ironischen Artikel geschrieben. "Die Verteidigerin" beschert uns noch heute Ärger, weil sie nicht männlich ist. Der Grund hierfür ist nicht eine Abneigung gegen den weiblichen Fußball, der Artikel ist ganz einfach gemeinsam mit einer Mädchenmannschaft entwickelt worden und lässt sich auch auf den männlichen Fußball umschreiben.

"Schönheit ist nicht ihr Spiel. Sie ist die geborene Spielverderberin, macht mehr kaputt, als das sie zu einem vernünftigen Spiel beiträgt."

Dieser Auszug ist zwar Ironie, beschreibt aber überzogen die Eigenschaften, die oft mit einem Außenverteidiger in Verbindung gebracht werden, auch heute noch. Dem Außenverteidiger wird das fußballerische Können abgesprochen und auch dies ist ein Grund, weshalb diese Positionen insbesondere bei Kindern unbeliebt ist. In dem Kinderbuch "Fußballfieber" (erschienen 2012) ist der kleine Fabio vom Donner gerührt, weil er nur Verteidiger spielen darf und nicht im Sturm wie sein Freund Sven.

Gute Spieler spielen im Mittelfeld oder im Angriff und wenn schon Abwehr, dann in der zentralen Position. Mal ganz ehrlich, wer spielt im Kinderfußball auf der Außen- und der Innenverteidigerposition? Ganz unrecht hat der kleine Fabio mit seiner Vermutung nicht ;-) Der Innenverteidiger ist fast immer spielerisch stärker und /oder körperlich robuster.

Der Außenverteidiger ist ein kompletter Fußballer

Auf jeder Position wird heute ein kompletter Fußballer verlangt. Der Außenverteidiger ist dabei keine Ausnahme und die Aufgabe des Trainers ist es, ihn mitspielen zu lassen. Die Zeiten wo sich die Aufgaben des Außenverteidigers darauf beschränkte hinten rumzustehen sind lange vorbei. Bereits in den 60zigern traute sich Schnellinger häufig nach vorn, später war es Paul Breitner der als Außenverteidiger am Spiel teilnahm. Kaltz wurde mit seinen "Bananenflanken" zur stürmenden Legende. Nicht selten sind es heute die Außenverteidiger, die die meisten Ballkontakte haben und niemand kann sich vorstellen, dass ein Lahm, Schmelzer oder Clemens Fritz sich nicht am kollektiven Spiel beteiligen.

Ein Außenverteidiger muss athletisch und dazu technisch und taktisch gut ausgebildet sein.
Er sollte Dynamik und Schnelligkeit mitbringen, gute Flanken schlagen können uns sicher
im Passspiel sein.
https://www.soccerdrills.de/magazin/tra ... -fussball/
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Eckfahnenfan

Re: Fußballgeschichten: Hools + Corona

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Montag 23. November 2020, 15:44
Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 22. November 2020, 11:48 Gruß Wachtmeister Krause
Den hab ich mal in einer Berliner Keipe gesehen. Natürlich außer Dienst. Bei dir hätte ich eher auf Hausmeister Krause getippt. Den vom Golfplatz, oder war es die Parteizentrale? :mrgreen:
Als mein Alter Ego hättest Du eigentlich blicken können, dass die Kragenweite von Hausmeister Krause eher zur Dosenbohne passt.
Ein Pol Pot-Parteigänger steht mehr auf Uniform.
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Re: Fußballgeschichten: Hools + Corona

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 23. November 2020, 18:08 Als mein Alter Ego hättest Du eigentlich blicken können, dass die Kragenweite von Hausmeister Krause eher zur Dosenbohne passt.
Ein Pol Pot-Parteigänger steht mehr auf Uniform.
Mea culpa.
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Fußballgeschichten: Tita

Beitrag von Depp72 »

Der Brasilianer zauberte nur eine Saison im Trikot von Bayer Leverkusen. Die kurze Zeit reichte, um mich zu verzaubern. Ebenso wie in der gleichen Saison Frankfurts Lajos Detari. Nach Tita hielt ich zunächst einmal jeden brasilianischen Spieler für einen Gott. Bis Leonardo Manzi 1989 beim FC St. Pauli anheuerte.

Tita, ein großartiger Kicker und unbedingt einen Beitrag wert. Hoffentlich hat ihm Pescara genug Geld und Zufriedenheit eingebracht, denn sportlich war das mMn ein klarer Rückschritt. Aber: Italien bzw. der Serie A war damals der Bundesliga um Meilen voraus. In der Strahlkraft und beim Geld. Uefa-Cupsieg mit Leverkusen hin oder her. 62 ist er dies Jahr geworden. Die Einschläge rücken näher.

Aspirin 04 hat geschrieben:Vor 30 Jahren verpflichtete Bayer 04 zum ersten Mal einen Brasilianer: Milton Queiroz da Paixao, genannt Tita, blieb nur eine Saison. Er bestritt zwischen September 1987 und Mai 1988 nur 26 Spiele, schoss 12 Tore. Dennoch bleibt der kleine Mann aus Rio de Janeiro in Leverkusen unvergessen. Der UEFA-Cup-Sieg von 1988 ist ganz eng auch mit seinem Namen verbunden. Weil Tita als Spieler und Typ einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte, holte Bayer 04 in den folgenden Jahren noch viele weitere große Fußballer aus Brasilien. Seine eigene Geschichte in Deutschland begann kurios...
https://www.bayer04.de/de-de/news/bayer ... 01_Tita_HP

RP Online hat geschrieben:in einer Mannschaft mit Stars wie Rüdiger Vollborn oder Bum-Kun Cha schafft es Hinterberger zum Uefa-Pokalsieg 1988, auch wenn er im Final-Rückspiel von Trainer Erich Ribbeck aufgrund einer taktischen Änderung nicht eingesetzt wird. Der Titel verdrängt aber die Enttäuschung, am nächsten Tag lässt sich das Team vor dem Rathaus feiern – nur der Brasilianer Tita fehlt. Hinterberger: „Er dachte, es wäre Training, und so fuhr er um halb zehn Uhr morgens zum Stadion. Als keine Menschenseele am Trainingsgelände zu sehen war, meinte er, es wäre trainingsfrei und fuhr wieder nach Hause zu Frau und Kind. Er setzte sich vor den Fernseher, um bei der ,Sesamstraße’ ein bisschen Deutsch zu lernen. Bei den Mittagsnachrichten fielen ihm dann die Augen aus dem Kopf: Da konnte er am Bildschirm seine Kollegen (...) bestaunen. Ein Königreich für ein Handy: Da wirst du Europapokalsieger und merkst es nicht.“
https://rp-online.de/sport/fussball/bay ... d-52861949


Erich Ribbeck und Florian Hinterberger - die 80er:
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Fußballgeschichten: Nico Herzig

Beitrag von Depp72 »

Der Abschied des Wikingers
Zweimal stieg er aus der Bundesliga ab. Nico Herzig zog in seiner Fußballkarriere meist durch die zweite, dritte und vierte Liga. In seinem letzten Jahr als Profi haben wir ihn begleitet.
FAZ hat geschrieben: Der Tag, an dem sein altes Leben endet, beginnt für Nico Herzig damit, dass er Tomaten schneidet. Es ist ein Samstagmorgen, heute wird er mit seiner Familie einen Ausflug machen, nach Steinbach, tief in der hessischen Provinz zwischen Wetzlar und Siegen. Dort hat er in den vergangenen vier Jahren seine Fußballkarriere ausklingen lassen, bis die geschundenen Knie nicht mehr mitmachten. Heute will sein Verein ihn offiziell verabschieden.
[...]
Er war geprägt durch seine England-Ausbildung und hat die Dinge realistisch gesehen“, sagt Schmadtke. „Er wusste, was er will, und was er nicht will.“ In einer Außenseiterrolle wie mit der Alemannia damals sei Sozialkompetenz wichtig. Da müsse man sich klarmachen, dass es nur funktioniere, wenn es familiär zugehe.[...] Damals kam er mit Sinah zusammen, die in den Niederlanden studierte und bald zu ihm nach Bielefeld wechselte. „Aus einem Bauchgefühl ist diese riesige Familie geworden“, sagt sie. Ihr erster Begleiter war Hund Spencer, dann kamen drei Kinder, und heute gehört auch der männliche Hase Cinderella zur Familie. Nach der Aachener Zeit, der schönsten in seiner Laufbahn, wurde es ruhiger. Es folgten Wehen-Wiesbaden, Kickers Würzburg und die vier Jahre beim ambitionierten TSV Steinbach-Haiger. „Ehemalige Bundesligaspieler sind oft pappsatt“, sagt dessen Sport- und Finanzgeschäftsführer Matthias Georg. „Bei Nico ist das anders. Er ist mit seiner Familie hergekommen und hat sich der Sache mit Haut und Haaren verschrieben.“

https://www.faz.net/aktuell/sport/fussb ... 88226.html
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Fußballgeschichten: Eckhard Krautzun

Beitrag von Depp72 »

Ist vor wenigen Tagen 80 geworden. Nachträglich alles Gute! Obwohl er Pokalsieger mit Kaiserslautern wurde, St. Pauli, 1860 oder Wolfsburg trainiert hat, bleibt er für mich zu aller erst als Trainer von Union Solingen in Erinnerung. Ein Verein, der für mich in früheren Zeiten zusammen mit Alemannia Aachen für die 2. Liga stand. Und das ist positiv gemeint. 32 Trainerstationen in 11 Ländern waren es offiziell beim Krautzun Ecki. Dazu viele Anekdoten.


NDR hat geschrieben:Weihnachten 1994 greift Wolfsburg nach den Sternen. Der VfL führt die Zweitliga-Tabelle nach der Hinrunde an, hat ein tolles Team beisammen und träumt vom erstmaligen Aufstieg in die Beletage. Krautzun, der den Werksclub in der Saison 1992/1993 vor dem Abstieg gerettet hat, ist ziemlich zuversichtlich, dass der Sprung gelingen wird. "Für ein weiteres Zweitliga-Jahr stehe ich nicht zur Verfügung", verkündet der Coach und unterzeichnet daraufhin einen Vertrag für die Folgesaison, der ausschließlich für die Bundesliga Gültigkeit hat. Rund vier Monate später ist die Ära Krautzun bei den "Wölfen" beendet. Nach einem durchwachsenen Rückrunden-Start, einer 0:6-Pleite bei Hansa Rostock und dem Abrutschen auf Rang drei wird der Trainer entlassen. Der Rückstand auf Spitzenreiter Waldhof Mannheim beträgt zu diesem Zeitpunkt gerade einmal drei Zähler. "Nach zuletzt negativem Punkteverhältnis sehen wir den Aufstieg in Gefahr", begründet VfL-Pressesprecher Ortwin Witzel die Entlassung des Übungsleiters, unter dessen Nachfolger Gerd Roggensack der Autoclub schließlich nur Vierter wird.

Dass Krautzun das Anspruchsdenken beim VfL durch seine Klausel selbst in die Höhe getrieben hatte und sich dadurch quasi selbst entließ, ist eine von vielen kuriosen Geschichten in der langen Laufbahn des gebürtigen Esseners.
https://www.ndr.de/sport/fussball/Zum-8 ... un112.html

kicker hat geschrieben:Würde, wäre, hätte. Konjunktive haben für Krautzun eine besondere Bedeutung. Weil der damalige Präsident von Rot-Weiss Essen, Toni Döbbe, ihn anrief und um einen Termin bat, weil RWE einen Trainer suchte, buchte Krautzun am 21. Dezember 1988 um. Bestieg somit nicht Flugnummer 103 der Airline Pan Am, die Boeing 741, die zwischen London und New York über dem schottischen Lockerbie von libyschen Terroristen gesprengt wurde. Alle 259 Insassen und elf Menschen in dem Ort starben.
Krautzun entkam der Katastrophe. Aus dem Engagement in seiner Heimatstadt Essen wurde nichts. Flugzeuge bestiegen hat er immer wieder. In insgesamt zwölf verschiedenen Ländern und auf 32 Stationen hat er Mannschaften betreut. Eine abenteuerliche Karriere mit gelebter Weltoffenheit und einer pausenlosen Beschäftigung mit dem Fußball. Wenn er nicht als Angestellter tätig war, dann eben als Scout für Kollegen oder als Verbandsberater. Heute noch.
Aus einer Spielbeobachtung für einen Abend wurde einst prompt der erste mehrtägige Aufenthalt bei Sir Alex. Da tickten zwei ähnlich, hatten sich so viel zu erzählen. Auch das ist heute noch so. Ein Gegenbesuch "Fergies" beim jetzt im hessischen Heppenheim lebenden Krautzun samt Ausflug nach Heidelberg ist seit Jahren verabredet, steht aber immer noch aus.
https://www.kicker.de/fergusons-kumpel- ... 42/artikel


1860 hat geschrieben:Dem Bundesliga-Abstieg folgte in der Spielzeit 1978/1979 der sofortige Wiederaufstieg. Trotzdem erlebten die Löwen wieder eine turbulente Saison. Einen Tag vorm Weihnachtsfest entließ Präsident Erich Riedl Aufstiegstrainer Heinz Lucas. Nachfolger wurde Eckhard Krautzun, der aus Worms Torhüter Thomas Zander und Stürmer Niels Povlsen mitbrachte. Am Ende der Saison stand die erhoffte Aufstiegsfeier auf dem Marienplatz.
https://www.tsv1860.de/de/Aktuelles_News/4971.htm


11 Freunde hat geschrieben:Krautzun lief 1966/67 dreimal in der Bun­des­liga für Kai­sers­lau­tern auf, dann war seine Kar­riere als Spieler im Grunde bereits beendet, auch wegen zweier kom­pli­zierter Knie­ope­ra­tionen. Und hier beginnt schon die unge­wöhn­liche Geschichte eines Getrie­benen. Denn wäh­rend viele ver­gleich­bare Trainer erst in ihrer Heimat arbeiten, bis das Schicksal sie in die Welt wirft, zog es Krautzun sofort in die Ferne. Damit wären wir bei seinem Wiki­pedia-Ein­trag. Der weist näm­lich als erste Trai­ner­sta­tion die Young Fel­lows im Jahre 1969 aus (nein, das ist keine Indie­band aus den Acht­zi­gern, son­dern ein ehe­ma­liger Klub aus Zürich). Doch als Krautzun in der Schweiz auf­schlug, hatte er bereits einiges von der Welt gesehen. Wir dürfen also jetzt schon davon aus­gehen, dass die ​„31 Sta­tionen in elf Län­dern“, die immer zitiert werden, viel zu niedrig gegriffen sind.

Im Dezember 1967, da war er erst 26 Jahre alt, flog Krautzun ein­fach mal so nach Hong­kong, weil der DFB gerade Dettmar Cramer als Fuß­ball-Ent­wick­lungs­helfer dorthin geschickt hatte. Krautzun besaß eine Trai­ner­li­zenz und sprach außer Deutsch und Eng­lisch, das er stu­diert hatte, noch vier wei­tere Spra­chen. Er hoffte auf einen Job in Asien und musste nicht lange suchen. Im Januar 1968 mel­dete der ​„Kicker“: ​„Eck­hard Krautzun, früher Abwehr­spieler beim Rheydter SV und 1. FC Kai­sers­lau­tern, ver­dient sich seine Trai­ner­sporen als Natio­nal­trainer von Süd­korea.“ Danach arbei­tete Krautzun als Cramers Assis­tent in Malaysia und bekam dort sogar den Posten des Natio­nal­trai­ners ange­boten, bevor er sich im Juni 1969 ent­schloss, nach Zürich zu gehen.
https://11freunde.de/artikel/in-80-jahr ... ttansicht=
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Depp72
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Fußballgeschichten: Helmut ''Fiffi'' Kronsbein

Beitrag von Depp72 »

Alleinherrscher von Hannover 96
NDR hat geschrieben:Helmut Kronsbein trug den putzigen Spitznamen "Fiffi". Doch der Coach von Hannover 96 war durch und durch eine autoritäre Persönlichkeit. "Komisskopp"nannte ihn sein Spieler Hannes Kirk. Ein Makel war das im Nachkriegsdeutschland nicht und fachlich war Kronsbein über jeden Zweifel erhaben. Der Sieg seiner 96-Elf im Meisterschaftsfinale 1954 gegen Kaiserslautern ist eine der größten Überraschungen der deutschen Fußball-Geschichte. Langjährige Trainererfahrung, geschweige denn Erfolge, hatte Helmut Kronsbein nicht vorzuweisen, als er 1952 im Alter von 37 Jahren vom SSV Ulm zu Hannover 96 wechselte. Seine Bewerbungsmappe bestand nur aus einem Stück Papier, das jedoch die Unterschrift des wichtigsten Mannes im deutschen Fußball trug. Bundestrainer Sepp Herberger, der Kronsbein als Coach ausgebildet hatte, empfahl 96 seinen ehemaligen Lehrling.
[...]
Seinem autoritären Führungsstil blieb Kronsbein Zeit seiner Karriere treu. Ein Blick in seine 1971 veröffentlichte Biografie gibt Aufschluss darüber, in welchen Kategorien der Trainer dachte. Kronsbein spricht in Erinnerung an die Meisterschaft 1954 von einem "blutvollen Leben, das wir Fußball nennen", bezeichnet die Fans als "unsere Streitmacht" und "Wand des Mutes".
https://www.ndr.de/sport/legenden/Helmu ... r1106.html

HAZ hat geschrieben:Baldauf hat Kronsbein in der Stunde des Erfolgs ebenso erlebt wie in Momenten bitterer Niederlagen. Für ihn war er ein Lehrmeister, der nicht alles, aber viel richtig machte. „Ich habe von ihm gelernt, dass Disziplin enorm wichtig ist“, sagt Baldauf. „Er war ein Trainer der alten Schule: sehr streng und sehr direkt, er hat die Spieler hart rangenommen. Aber er hat einem nichts nachgetragen.“ Von Kronsbein, der als Hauptfeldwebel und mit gelähmter linker Hand aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, ist die Aussage überliefert: „Wer sich nicht quälen will, der wird den Erfolg auch nicht finden.“ Ein Grund, warum ihn seine Spieler auch einen Schleifer nannten. „Wir haben trainiert bis zum Erbrechen“, sagt Hannes Tkotz, der 96 im Finale gegen Kaiserslautern in Führung schoss. Berüchtigt waren Strafübungen mit dem Kopfballpendel, dem „Galgen“, oder in der „Sandkuhle“ an der früheren Radrennbahn. Der Mann setzte auf den militärischen Dreiklang aus Disziplin, Gehorsam und starker Physis. Dazu kam ein ausgesprochener Kontrollwahn. Und wehe, Kronsbein wurde bei einer Entscheidung nicht gefragt. Hannes Kirk, ein anderer Meisterspieler von 1954, hat einmal gesagt, Kronsbein sei „ein Kommisskopp durch und durch“ gewesen. Heinz Bothe, der in Hamburg Stopper spielte, meint: „Er war ein kleiner Napoleon und für Kritik nicht zu haben.“ Der damalige Torwart Hans Krämer sieht das etwas anders: „Kronsbein war nicht der Hauptfeldwebel, wie man ihn sich vorstellt. Er hatte Herz, und er hatte seine Macken. Er duldete niemand neben sich.“ Und er habe genau gewusst, was er als Trainer an jenem 23. Mai zu tun hatte: „Er hat uns so eingestellt, dass wir mit riesigem Selbstvertrauen ins Finale gegangen sind.“


https://www.haz.de/Sportbuzzer/Hannover ... htstag-100
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Linden
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Re: Fußballgeschichten

Beitrag von Linden »

:love:
Machen wir uns nix vor, die Menschheit ist grundsätzlich einfach krass bescheuert.

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Depp72
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Fußballgeschichten: Lucas Piazon

Beitrag von Depp72 »

Verschiebebahnhof Chelsea.
kicker hat geschrieben:Neuneinhalb Jahre, drei Spiele: Piazons kurioser Chelsea-Abschied
Er war der dienstälteste Profi des FC Chelsea - auf dem Papier jedenfalls. Nun verlässt der Ex-Frankfurter Lucas Piazon London endgültig. [...]
Im Sommer 2011 war Piazon als 17-jähriges Talent vom FC Sao Paulo nach London gewechselt. Und nachdem er mit dem Nachwuchs FA-Youth-Cup-Sieger geworden und als Chelseas "Jugendspieler des Jahres" ausgezeichnet worden war, durfte er schon in der Saison 2012/13 unter Trainer Rafa Benitez seine ersten drei Pflichtspiele bei den Profis absolvieren. Beim 8:0 gegen Aston Villa, seinem bis heute einzigen Premier-League-Einsatz, gab er eine Vorlage und verschoss einen Elfmeter. Schon im Januar 2013 erlebte er dann, was für junge Spieler an der Stamford Bridge ganz normal ist: Er wurde verliehen. Doch während andere dann irgendwann mal ihr Können im Chelsea-Trikot zeigen dürfen oder - noch häufiger - gewinnbringend verkauft werden, hörten Piazons Leihgeschäfte gar nicht mehr auf. Nach dem FC Malaga kam Vitesse Arnhem, nach Arnhem Eintracht Frankfurt, nach Frankfurt der FC Reading, nach Reading der FC Fulham, nach Fulham Chievo Verona, nach Verona Rio Ave. Sieben Leihstationen in sechs Ländern in neuneinhalb Jahren - kein Wunder, dass einige Chelsea-Fans am Donnerstag wohl gar nicht wussten, welches "Urgestein" ihren Klub da eigentlich verlassen hat. Bei Sporting Braga, dem Tabellenvierten in Portugal, trifft der Flügelstürmer auf Trainer Carlos Carvalhal, unter dem er schon bei Rio Ave Stammspieler war.
https://www.kicker.de/neuneinhalb-jahre ... 51/artikel
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Fußballgeschichten: Sergio Ramos

Beitrag von Depp72 »

Einer der Spieler, die sowohl als AV wie auch als IV Weltklasse waren. Und auch einer, der sich im Laufe der Zeit stark gewandelt hat. Einer der Spieler, gegen die man nicht gern spielt, aber gern im eigenen Team hätte. Zudem vereinstreu.
Goal im Jahr 2009 hat geschrieben: Sergio Ramos möchte nicht die Position des verletzten Pepe bei Real Madrid übernehmen und ins Abwehrzentrum rücken, weil er sich auf seiner Rechtsverteidigerposition sehr wohl fühlt und in der Nationalmannschaft auf dieser während der WM zum Einsatz kommen möchte. Dennoch ist der Spieler bereit auszuhelfen, wenn sein Trainer Manuel Pellegrini sich dafür entscheiden sollte.

„Ich habe mich sehr gut an die Außendeckerposition gewöhnt und meine Vorstellung ist es, weiterhin dort zu spielen, weil im nächsten Jahr die Weltmeisterschaft ist. Ich möchte weiterhin dort spielen, weil ich der Meinung bin, dass ich körperlich in der richtigen Verfassung bin. Wenn der Trainer oder der Klub mich lieber woanders einsetzte will, dann werde ich es machen, aber mir geht es in erster Linie darum, regelmäßig zu spielen.“, so der Verteidiger gegenüber AS.
https://www.goal.com/de/news/839/laliga ... mmplatz-in

Sevilla:
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