Fußballbundesliga: Die Geisterfans

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erpie
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Fußballbundesliga: Die Geisterfans

Beitrag von erpie »

Tja nach den Jahren Bundesliga und Champions League ist es wohl doch nicht mehr soo toll dem Konstrukt zuzuschauen?! Wo sind denn all die Plörre dankenden "Ostdeutschen" die so glücklich sind Bundesliga zu gucken? Ist allerdings kein alleiniges Plörre Problem.
Das Bundesligastadion in Leipzig ist meist gut ausgelastet. Zumindest, wenn es nach den verkauften Tickets geht. Zum Spiel von RB gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Samstag etwa wurden offiziell 45.867 Zuschauer vermeldet. Fast ausverkauft. Schaute man sich an diesem eisigen und grauen Nachmittag auf den Tribünen jedoch um, wirkte es, als seien deutlich weniger gekommen. Etliche Plätze blieben leer. Viele Fans mussten also Tickets gekauft haben, aber nicht zum Spiel gekommen sein.

Das Phänomen ist nicht nur in Leipzig zu beobachten. Abgesehen von der TSG Hoffenheim melden alle Bundesligisten in der Hinrunde nahezu eine Vollauslastung der Stadien. Dennoch klaffen auf den Tribünen teils riesige Lücken. Bei RB lag die Auslastung nach eigenen Angaben im abgelaufenen Kalenderjahr bei 96 Prozent. Allein von den letzten drei Heimspielen des Jahres 2023 gegen Heidenheim, Bern und Hoffenheim blieb ein anderer Eindruck. Das ging so weit, dass der Stadionsprecher die Anzahl der "verkauften Tickets" durchgab und nicht von einer Zuschauerzahl sprach.
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Das Bundesligastadion in Leipzig ist meist gut ausgelastet. Zumindest, wenn es nach den verkauften Tickets geht. Zum Spiel von RB gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Samstag etwa wurden offiziell 45.867 Zuschauer vermeldet. Fast ausverkauft. Schaute man sich an diesem eisigen und grauen Nachmittag auf den Tribünen jedoch um, wirkte es, als seien deutlich weniger gekommen. Etliche Plätze blieben leer. Viele Fans mussten also Tickets gekauft haben, aber nicht zum Spiel gekommen sein.

Das Phänomen ist nicht nur in Leipzig zu beobachten. Abgesehen von der TSG Hoffenheim melden alle Bundesligisten in der Hinrunde nahezu eine Vollauslastung der Stadien. Dennoch klaffen auf den Tribünen teils riesige Lücken. Bei RB lag die Auslastung nach eigenen Angaben im abgelaufenen Kalenderjahr bei 96 Prozent. Allein von den letzten drei Heimspielen des Jahres 2023 gegen Heidenheim, Bern und Hoffenheim blieb ein anderer Eindruck. Das ging so weit, dass der Stadionsprecher die Anzahl der "verkauften Tickets" durchgab und nicht von einer Zuschauerzahl sprach.
Aber was tun? Schon 2014 hatte der FC Bayern München auf Wunsch der organisierten Fans jenen gedroht, die Dauerkarte zu entziehen, die nicht regelmäßig erscheinen. 2019 zog der VfL Wolfsburg nach. "Mit den Kündigungen wollen wir leere Plätze in der Fankurve verhindern und anderen Fans die Chance auf diese Tickets geben", wurde ein VfL-Sprecher in der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung zitiert. Dominik Schreyer von der WHU Düsseldorf fordert auch schon mal provokativ, Dauerkarten ganz abzuschaffen: "Weil ich überzeugt davon bin, dass der hohe Dauerkartenanteil sowohl Innovationen als auch Investitionen in das Produkt Stadionerlebnis eher hemmt", sagt er. Ihm sei klar, dass die Dauerkarten Clubs und Fans Planungssicherheit bieten, aber gleichzeitig sind Dauerkarteninhaber eben ein wichtiger Faktor für die No-Show-Rate.

Und die Fans selbst? Ein Anruf bei Jost Peter, Sprecher des Bündnisses Unsere Kurve e. V., die Fanorganisationen von der 4. bis zur 1. Liga vertritt und damit insgesamt rund 300.000 Vereinsmitglieder bundesweit. "Ich lauf schon seit fast 50 Jahren zum Fußball", sagt Peter, der eine Dauerkarte bei Rot-Weiss Essen besitzt. Unter den aktiven Fans gäbe es eine "gewisse Abneigung gegenüber sogenannten Eventfans". Also jenen, die sich von Kälte, Regen, Weihnachtsmärkten oder ähnlichem von Stadionbesuchen abhalten lassen.

Aus seiner Sicht bräuchte es keinen organisierten Zweitmarkt von den Vereinen. "Die sozialen Netzwerke in der Fanszene funktionieren meistens sehr gut. Wenn jemand nicht ins Stadion kann, dann gibt es bei vielen Clubs zwei, drei Menschen, die die Dauerkarte gerne nutzen", sagt er. In Dortmund würden sich manche Fans die Dauerkarte teilen, um immerhin ab und an im Stadion zu sein. Der Bedarf beim BVB ist so groß, dass die Rechte an einer Dauerkarte gehandelt werden, wie ein Heiligtum.

Peter redet lange und ausführlich über Datenschutz, warum Fans personalisierte Tickets ablehnen und über Fans, die Papptickets als Erinnerungsstücke sammeln. Ein Satz bringt es auf den Punkt: "Fans sind beim Thema Tickets sehr empfindlich, weil viele Prozesse rund um den Fußball in ein Geschäftsmodell gepresst werden."

Die Fans wünschen sich stattdessen mehr Autonomie. Die Inhaber von Dauerkarten wüssten am besten, wer sie im Stadion vertreten soll: "Es geht ja darum, dass wir jemanden dahaben wollen, der die Mannschaft genauso anfeuert, wie wir das selbst getan hätten", sagt Peter. Dieses Gefühl könne ein Zweitmarkt nicht ersetzen. Er fragt: "Will ich einfach nur mein Ticket loswerden oder will ich ein mächtiges Stadion?"
https://www.zeit.de/sport/2024-01/bunde ... ettansicht
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie