https://taz.de/Zunahme-von-Pyrotechnik- ... /!5931521/Zunahme von Pyrotechnik in Stadien: Das Spiel mit dem Feuer
Trotz Strafen für die Vereine zünden die Fans immer mehr Pyrotechnik. Die Fußballverbände vertreten eine Nulltoleranzpolitik. Wo soll das hinführen?
Im März dieses Jahres mussten die Vereine der drei Profiligen dem DFB knapp 440.000 Euro wegen Pyrovorfällen überweisen. In der Vor-Coronazeit, im März 2019, waren es knapp 150.000 Euro.
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Anwalt René Lau hat keine Erklärung dafür, warum es in den Kurven mehr knallt, raucht und leuchtet als zuvor. Sogar bei Heimspielen zündelten nun die eigenen Anhänger, was früher eigentlich als ein Tabu galt. Matthias Stein, Fanprojektleiter in Jena, räumt ebenso eine gewisse Ratlosigkeit – auch unter den Kollegen – ein. „Da lesen wir ein bisschen im Kaffeesatz.“ Fanforscher Jonas Gabler hatte unlängst spekuliert, das Bedürfnis, über die Stränge zu schlagen, könnte mit der aufgestauten Energie in der Coronazeit zu tun haben. Außerdem könnten die Selbstregulierungskräfte der Kurve unter der Pause gelitten haben.
Die Frage ist nur, wie man mit der verfahrenen Situation, in der sich die Brandherde trotz exorbitanter Geldstrafen mehren, umgehen soll. Lau versteht nicht, warum die Verbände in Deutschland nicht in den Dialog mit den Fans treten und über Pilotprojekte nachdenken, wie sie in Frankreich oder Skandinavien praktiziert werden, wo Pyrotechnik unter strengen Auflagen gezündet werden darf.
Vor gut einem Jahrzehnt war man beim DFB schon deutlich weiter, erinnert Matthias Stein. Der damalige DFB-Sicherheitsberater Helmut Spahn saß mit der Faninitiative „Pyrotechnik legalisieren“ an einem Tisch, um über Konzepte zu sprechen, wie kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik in den Stadien organisiert werden könnte, um der Gefahr von Verletzungen vorzubeugen. Die Ultras, sagt Stein, hätten sich in den Gesprächen bis an die Grenzen der Selbstverleugnung, was Ultra-Kultur ausmacht, bewegt. Nach Spahns Weggang vom DFB seien die Gespräche 2011 ohne Begründung eingestellt worden.
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Ohne die Bereitschaft der Fußballverbände wäre das aber ohnehin nicht umsetzbar. Letztlich wäre wie beim Spiel auf dem Rasen ein ergebnisorientiertes Vorgehen wünschenswert. Wenn das Einbeziehen der Ultras in die Debatte zu weniger unkontrolliertem Abbrennen von Pyrotechnik führen würde, spräche eigentlich nichts für die fruchtlose Verbotspolitik.
Oder wie es Kölns Trainer Steffen Baumgart kürzlich formulierte: „Das Problem wird so, wie wir es momentan angehen, definitiv nicht gelöst, das sehen wir jedes Wochenende. Also sollten sich vielleicht mal ein paar kluge Köpfe hinsetzen und über eine andere Strategie nachdenken.“
Das der DFB hier weiter auf Verbote setzt ist nicht nachvollziehbar! Aber vielleicht wollen Sie so einfach Ihre Kasse wieder auffüllen