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Verbindungen ins Fan-Milieu
Viele der Randalierer sympathisieren eindeutig mit der rechtsradikalen und vor allem islamfeindlichen English Defence League (EDL). Nicht wenige von ihnen sind außerdem verschiedenen englischen Fußball-Fanszenen zuzurechnen. Darauf deutet zumindest ihre Kleidung hin, ihre Schals, ihre Tattoos. Gerade die EDL hatte schon immer gewisse Querverbindungen ins Fan- und Hooligan-Milieu. Ihr 41-jähriger Gründer heißt von Haus aus eigentlich Stephen Yaxley-Lennon, änderte jedoch seinen Namen in Tommy Robinson – angeblich, um damit eine gleichnamige Hooligan-Legende aus seiner Heimatstadt Luton zu ehren. Der polizeilich gesuchte und wohl außer Landes weilende selbsternannte Aktivist, dem fast eine Million Menschen auf Social Media folgen, goss im Anschluss an das Attentat von Southport tanklasterweise Öl ins Feuer.
Natürlich trifft Englands Fußballvereine keine unmittelbare oder mittelbare Schuld an dem nationalen Flächenbrand, der sich seither immer weiter ausbreitet. Aber ManCity, ManUnited, Liverpool & Co. helfen auch nicht beim Löschen. Statt das die Klub-Verantwortlichen beschwichtigend auf die Massen einwirken, schweigen sie zu dem Thema. Aus Angst, ihr eigenes Klientel zu verärgern? Am Mittwoch testete Vizemeister Arsenal im heimischen Emirates Stadium gegen den Deutschen Meister Bayer Leverkusen (4:1). Nahezu zeitgleich rotteten sich überall in England, auch in London, gefährliche Gangs rechter Provokateure und Hooligans zusammen, aber auch gewaltbereite Gruppen meist muslimischer, mitunter islamistischer junger Männer sowie militante Linksradikale.
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Derweil scheint es die einzige Sorge der englischen Spitzenklubs zu sein, ob die neue Premier-League-Saison trotz der prekären Lage im Land planmäßig am 16. August starten kann. Dabei toben die Riots oft nur einen Steinwurf entfernt von den Spots, an denen der Fußball zu Hause ist: Premier-League-Absteiger Sheffield United beispielsweise soll am heutigen Freitagabend in Preston in die neue Championship-Saison einläuten. Gut 50 Stunden vorher, am Mittwochnachmittag, gaben die „Blades“ bekann, dass sie all ihre Räumlichkeiten in der Bramall Lane wegen „Protesten im Stadtzentrum“ vorzeitig schließen müssten. Vielleicht auch deshalb rang man sich zu einem öffentlichen Appell durch – als einer der ersten von fast 100 englischen Profivereinen: „Sheffield United stellt Gleichheit, Vielfalt und Inklusion in den Mittelpunkt unserer Kultur und ist davon überzeugt, dass Rassismus weder in Sheffield noch anderswo Platz hat. Wir ermutigen die Blades-Fans, in diesen schwierigen Zeiten zusammenzustehen.“
Wendet sich die Regierung an die Klubs?
Englands neue Labour-Regierung um Premierminister Keir Starmer hätte sich offenbar mehr solcher Statements gewünscht – gerne auch deutlicher und vor allem: früher. Am Donnerstagmorgen berichteten sowohl die in London erscheinende Daily Mail als auch der in Manchester publizierte Guardian (zumindest online), dass es hinter den Kulissen ein entsprechendes Ansuchen aus der Downing Street an die Vereine gegeben habe. Später verschwanden die Artikel auf fast wundersame Weise wieder. Auf mäßigende Appelle der Fußball-Branchenriesen wartete man derweil weiter. Vergeblich.
Da zeigt die Konkurrenz vom Rugby deutlich mehr Verantwortungsbewusstsein: „England Rugby verurteilt alle rassistischen und gewalttätigen Aktionen, die zuletzt in England passiert oder gerade in der Planung sind“, heißt es in einem offiziellen Statement des Fünfzehner-Rugby-Verbandes auf Twitter: „Sie spiegeln weder Rugby Union (so lautet die offizielle Bezeichnung für das Fünfzehner-Rugby; die Redaktion) noch dessen Werte wieder. Was unsere Vereine angeht, so ermutigen wir sie, ihre Arme um ihre jeweiligen Communities zu legen und sich selbst sowie ihre Nachbarn zu beschützen. Im Rugby geht es darum, Communities zu vereinen.“
Und im Fußball? Zumindest die unterklassigen Profi-Vereine, die noch nicht ganz so weit von ihrem lokalen Umfeld entrückt sind wie City, United, Chelsea & Co., scheinen allmählich zu begreifen, worum es gerade wirklich geht. Die English Football League (EFL), eine Art Dachverband für die zweitklassige Championship sowie die dritt- und viertklassigen League One und League Two, hat ihren Klubs laut Daily Mail eine Textvorlage geschickt: zur Orientierung bei der Ausformulierung einer eigenen Erklärung zur grassierenden Gewalt in England.
Ausschreitungen in England
Ausschreitungen in England
Habe ich mich auch schon gefragt ob da mal ein Statement kommt?
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie