Plus/minus ein paar Punkte

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erpie
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Registriert: Freitag 26. April 2019, 18:24
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Plus/minus ein paar Punkte

Beitrag von erpie »

Auf der Insel ist ja so einoges durcheinander geraten ... :lol:
...

Noch sind vier volle Spieltage zu absolvieren, und die Ausgangslage im Abstiegskampf der Premier League ist – mindestens – verworren. Auf den ersten Blick haben der Tabellen-15. Everton und der 16. Nottingham Forest komfortable zehn bzw. fünf Punkte Vorsprung auf die rote Zone, in der sich Luton, Burnley und der bereits feststehende Absteiger Sheffield United befinden. Aber so genau lassen sich die Abstände gar nicht beziffern, denn: Forest wurde am 18. März wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten mit einem Vier-Punkte-Abzug für die laufende Saison bestraft. Der Klub ging in die Berufung, das Verfahren läuft noch. Somit ist der Punktabzug, so er denn kommt, noch gar nicht in der Tabelle berücksichtigt. Nottinghams Vorsprung beträgt womöglich nur ein Pünktchen. Eine Ungewissheit, unter der auch die Konkurrenz leidet.

Nicht minder kompliziert (wenn auch nach dem 2:0 Derbysieg über den FC Liverpool um einiges entspannter) ist die Situation beim FC Everton. Den „Toffees“ hatte die Premier League Anfang des Jahres zehn Punkte für die laufende Spielzeit aberkannt, ebenfalls wegen Verstößen gegen die nationalen Financial-Fairplay-Regeln. In einem Berufungsverfahren wurde die Strafe später auf sechs Punkte reduziert. Doch auch das war nur ein Zwischenstand: Am 8. April wurden Everton wegen eines weiteren Finanzvergehens noch einmal zwei Punkte abgezogen. Da der Klub jedoch abermals in die Berufung gegangen ist und das endgültige Urteil noch aussteht, findet sich der zweite Punktabzug noch nicht im Tabellenbild wieder. Evertons Vorsprung auf die Abstiegszone könnte in Wahrheit nur acht Zähler betragen.

Ein heilloses Tabellen-Durcheinander

Wer all das nicht mehr versteht, ist in bester Gesellschaft. Kaum ein Fan in England findet sich in diesem riesigen schwarzen Loch im Tabellenkeller noch zurecht. In ihrem eigentlich ehrenvollen Bemühen, die Vereine zu einem halbwegs ordnungsgemäßen Finanzgebaren zu erziehen, hat die Premier League für ein heilloses Tabellen-Durcheinander gesorgt.
Tun sie ja, könnte man einwenden – zumindest im Fall von Sheffield United. Auch dem abgeschlagenen Schlusslicht der Premier League wurde im Laufe der Saison ein schweres Finanzvergehen nachgewiesen. Weil der Zeitpunkt des Vergehens jedoch in der zurückliegenden Zweitliga-Spielzeit liegt – und damit außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Premier League – wird der fällige Punktabzug erst in der kommenden Saison 2024/25 fällig: Sheffield United wird mit einem Punktabzug in die zweitklassige Championship starten. Ist das wirklich nachvollziehbar, geschweige denn gerecht?

Mitten in dieser Debatte über die Punktabzüge sorgen auch noch fragwürdige Unparteiischen-Ansetzungen und -Entscheidungen für Verunsicherung im Abstiegskampf. Bereits im Februar musste die Premier League 20 schwerwiegende VAR-Fehler in der laufenden Saison einräumen, viele davon betrafen Teams im Tabellenkeller. Inzwischen marschiert die Zahl der groben VAR-Patzer schnurstracks in Richtung 30: Vor einer Woche verweigerte Referee Anthony Taylor im Abstiegs-Thriller zwischen Everton und Nottingham (2:0) den Gästen gleich drei Strafstöße, darunter einen ziemlich klaren. Auch der zuständige Video Assistant Referee Stuart Attwell, laut Nottinghams Klubbossen übrigens ein bekennender Fan des Abstiegsrivalen Luton, griff nicht ein.

„Drei extrem schlechte Entscheidungen – drei nicht gegebene Elfmeter – die wir einfach nicht akzeptieren können“, wütete die Forest-Führung auf dem vereinseigenen X-Account. „Wir hatten die PGMOL (Englands Profi-Schiedsrichtervereinigung; die Redaktion) vorab gewarnt, dass der Videoschiedsrichter ein Luton-Fan ist, aber sie haben ihn nicht ausgetauscht. Unsere Geduld wurde einige Male strapaziert.“
https://www.11freunde.de/international/ ... 666c3ab535
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Gruß
erpie