Opfer gegen Täter

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Outtatime
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Registriert: Samstag 27. April 2019, 16:42

Opfer gegen Täter

Beitrag von Outtatime »

Die Ursprungsgeschichte der Liebesbeziehung zwischen Fußballfans und RB "feiert" heute Abend ein Wiedersehen.
Austria trifft erstmals auf Red Bull


18 Jahre nach der unschönen Trennung treffen in der zweiten Runde des ÖFB-Cups erstmals Austria und Red Bull Salzburg aufeinander. Während sich die violetten Funktionäre ein friedliches Fußballfest in Grödig wünschen, wollen die Austria-Fans "Klare Kante gegen das Konstrukt" zeigen.


"Wir müssen damit leben, hätten uns aber natürlich ein anderes Los gewünscht", war die erste Reaktion von Austria-Salzburg-Präsident Claus Salzmann nach der Cup-Auslosung, die seiner Austria das Zweitrunden-Duell mit Erzfeind Red Bull beschert hat. Seither ist nicht nur er bemüht, Brisanz aus der Begegnung zu nehmen. "Die Zusammenarbeit mit dem Konkurrenten aus Wals war sehr positiv. Beide Seiten wollen ein Fußballfest ohne negative Vorfälle feiern", informierte er die eigenen Fans von den konstruktiven Vorbereitungsarbeiten auf den Schlager, für den die Austria in die Grödiger Untersberg-Arena ausweichen muss. 4.136 Zuschauer sind im ehemaligen Bundesliga-Stadion des SV Grödig zugelassen, nur 400 Tickets gingen an die Fans des Abo-Meisters, die aus Sicherheitsgründen per Shuttle-Bus von der Red-Bull-Arena nach Grödig gekarrt und von dort auch wieder abgeholt werden, um ein Zusammentreffen mit den verfeindeten Austria-Fans zu vermeiden.


"Schauen wir nach vorne, nicht zurück", appellierte Salzmann an die Vernunft, "wenn irgendwelche schlummernden Ambitionen hochkommen, wäre das nur schädlich für die Austria." Auch Otto Konrad, Europacup-Held der alten und für einige Jahre Berater der neugegründeten Austria, plädierte im Vorfeld des "Risikospiels" in den "Salzburger Nachrichten" dafür, endlich versöhnlichere Töne anzuschlagen, jetzt, wo mit dem Tod von Dietrich Mateschitz das große Feindbild der Austria abhanden gekommen sei. Und auch das Salzburger Blatt selbst übte sich in Soft News, als es vor wenigen Tagen an die gleich zweifache violette Vergangenheit des aktuellen RBS-Trainers Gerhard Struber erinnerte, dessen Comebackversuch bei der bereits neugegründeten Austria 2008 nur an Knieproblemen scheiterte.

Gegen das Konstrukt
Die Nennung des Klubnamens ihres Cup-Gegners vermeiden die Austrianer freilich weiterhin. Auf dem Spielplan ihrer Website featured "das Original aus der Mozartstadt" zwar jeden auch noch so unbedeutenden Regionalliga-Konkurrenten mit Klublogo, für den Cup-Termin muss aber ein diffuses "RBS" und das Bewerbs-Logo des ÖFB-Cups reichen. Auf Facebook geht es überhaupt gegen "den Konzern aus Fuschl".


Die "Curva Viola", den Zusammenschluss der aktiven Fangruppen, hat der versöhnliche Ton ebenfalls noch nicht erreicht. Dort hieß es vor wenigen Tagen neben dem Akündigungspamphlet: "Heute vor 18 Jahren … verabschiedeten wir uns von dem Marketing-Konstrukt, das unseren geliebten Verein ausgelöscht hatte. Verunglimpft als Ewiggestrige, Randalierer und Chaoten. Nun, 18 Jahre später, ist es also so weit. Es kommt zum direkten Aufeinandertreffen mit unserem damaligen Totengräber. Austrianer, das wird unser Tag! Zeigen wir allen, wofür die Austria steht und wozu wir nach all den Jahren immer noch fähig sind!"

Rückblende
Vor 18 Jahren hatte Didi Mateschitz plötzlich Ernst gemacht. Jahrelang war Rudolf Quehenberger dem Red-Bull-Boss vergebens in den Ohren gelegen. Der Herr der Dosen hatte mit Fußball nichts am Hut. Am 6. April 2005 verkündete er per OTS-Aussendung aber den "Beginn einer neuen Fußballära in Salzburg. Die Red Bull GmbH aus Fuschl übernimmt ab sofort die Salzburg Sport AG und damit den Fußballbetrieb des Salzburger Bundesligisten." Eine Sensationsmeldung, die zunächst auch von den Austria-Fans freudig aufgenommen wurde. Nach Jahren des Niedergangs, so hofften sie, würde der UEFA-Cup-Finalist von 1994 endlich wieder in altem Glanz erstrahlen.

Sie mussten bald erkennen, dass Red Bull nicht gekommen war, um sie glücklich zu machen, sondern um seine Marketing-Interessen zu verfolgen. "Wir sind die roten Bullen und wir werden sicher nicht die violetten Bullen", musste Kurt Wiebach, Aufstiegs-Trainer der Austria und nun erster Geschäftsführer der Red-Bull-Fußballabteilung Salzburg, den Fans verklickern. Daran war auch nach monatelangen Fan-Protesten und Verhandlungen mit der "Initiative Violett-Weiß" nicht zu rütteln. "Das letzte Angebot war: ein violettes Kapitänsschleiferl, violette Tormannstutzen und möglicherweise auch ein violettes adidas-Logo auf dem Trikot", blickt Moritz Grobovschek, damals Fanclub-Capo, der zum Neugründer der Salzburger Austria werden sollte, zurück. "Das ist ein neues Team, ein neuer Klub. Es gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte, es gibt kein Archiv", hieß es am Ende der Verhandlungen seitens des neuen Eigentümers. Und ein genervter Kurt Jara, erster Trainer der Red-Bull-Ära, setzte noch eins drauf: "Wenn's die Fans stört, sollen sie doch einen neuen Verein gründen." Zunächst schwer erbost darüber, taten sie letztlich genau das. Nach dem Vorbild der englischen "Phoenix Clubs" wie AFC Wimbledon oder FC United of Manchester, gründeten sie die ursprünglich 1933 aus der Taufe gehobene Austria am 6. Oktober 2005 ein zweites Mal.


Für die früheren Lieblinge begannen nun ungemütliche Zeiten. "Wenn ich in Salzburg durch die Stadt gefahren bin, hat man schon einmal das Auto bespuckt oder mir den Mittelfinger entgegengestreckt", erinnert sich Herbert Ilsanker, der frühere Austria-Keeper, der seit 18 Jahren den Bullen-Tormanntrainer macht, an die dunklen Anfangsjahre. "Ich bin mehrmals attackiert worden, als ich mit dem Auto aus dem Stadion gekommen bin. Das hatte man in Österreich so nicht gekannt", blieb auch Thomas Winklhofer, der einzige Spieler, der nach den drei Meistertiteln mit der Austria auch noch am vierten Titelgewinn mit den Bullen mitwirkte, nicht verschont. Kurt Wiebach erhielt sogar Morddrohungen. "Die Reifen meines Autos waren zerstochen und in den Felgen steckten Schrauben." Dass wirklich Austria-Fans dahinter steckten, konnte nie nachgewiesen werden.


Während Red Bull Salzburg bald von Meistertitel zu Meistertitel eilte, begann die Austria in der Saison 2006/07 in der 2. Klasse A von Null. Zwar sorgten "Problemfans" immer wieder auch für negative Schlagzeilen, dank der kompetenten Arbeit von Gerhard Stöger, der in dieser Zeit vom Trainer über den Sportdirektor bis hin zum Jugendleiter so ziemlich alle sportlichen Funktionen bekleidete, meldeten sich die Violetten 2015 nach neun Jahren mit dem Aufstieg in die 2. Liga im Profi-Fußball zurück, um jedoch nach einer Saison insolvent wieder abzusteigen. Die letzte Tranche der dabei angehäuften 1,4 Millionen Euro Schulden konnte erst vor wenigen Tagen abgestottert werden, wodurch der Regionalligist jetzt schuldenfrei ist.

Für Stöger, der den Klub 2016 verlassen hat, treffen in der zweiten Cuprunde "zwei verschiedene Welten aufeinander, die beide ihre Berechtigung haben". Nicht alle der knapp 4.000 am Dienstag zugelassenen Austria-Fans werden den zweiten Teil seiner Aussage unterschreiben wollen.

Horst Hötsch
Quelle:https://www.kicker.de/18-jahre-nach-dem ... 83/artikel
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VOGT RAUS!!! WEHRLE RAUS!!! ADRION RAUS!!!