Schwerwiegender Verdacht gegen Schiedsrichter – Uefa ermittelt

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erpie
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Schwerwiegender Verdacht gegen Schiedsrichter – Uefa ermittelt

Beitrag von erpie »

Szymon Marciniak gilt derzeit als einer der besten Schiedsrichter der Welt. Der polnische Unparteiische leitete das WM-Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich in Katar und er soll am 10. Juni in Istanbul auch das Finale zwischen Manchester City und Inter Mailand in der Uefa Champions League pfeifen.

Doch nun gibt es schwerwiegende Vorwürfe gegen den prominenten Referee. Demnach soll der 42-Jährige in der vergangenen Woche als Hauptredner bei einer Veranstaltung polnischer Rechtsextremisten aufgetreten sein, wie der britische "Guardian" berichtet. Organisiert wurde das Event im polnischen Katowicze demnach auch von Slawomir Mentzen. Dessen Geisteshaltung kulminiert in dem Slogan: "Wir sind gegen Juden, Schwule, Abtreibung, Steuern und die Europäische Union."
https://www.t-online.de/sport/fussball/ ... hter-.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
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Re: Schwerwiegender Verdacht gegen Schiedsrichter – Uefa ermittelt

Beitrag von erpie »

Hm wenn eine schriftliche Aussage des Schiedsrichters ausreicht...
„Wir stehen auf gegen Juden und Homo­se­xu­elle“

Am 29. Mai 2023 hielt Szymon Mar­ci­niak im pol­ni­schen Kat­to­witz einen Vor­trag. Es ging darin um sein Leben, seine Kar­riere als Schieds­richter und seinen Auf­stieg an die Welt­spitze – das Finale von Doha. Und um die gol­dene Medaille. Orga­ni­sator des Events war Sła­womir Mentzen, ein popu­lärer Bier-Unter­nehmer aus Toruń und füh­render Kopf der rechts­po­pu­lis­ti­schen Kon­fe­deracja-Partei in Polen. Diese Partei, benannt nach den für Ras­sen­tren­nung und Skla­verei ein­ste­henden Kon­fö­de­rierten Staaten im Ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­krieg, grün­dete sich im Jahr 2019 und erfreut sich stei­gender Beliebt­heit im Land. Ins­be­son­dere junge Männer stützen den radi­kalen Kurs der Partei – bei ihnen kommt sie aktu­ellen Umfragen zufolge auf 36%.

Par­tei­kopf Sła­womir Mentzen sprach auch auf der Ver­an­stal­tung in Kat­to­witz. Er ist jung, gerade einmal Mitte 30, und tritt als das cha­ris­ma­ti­sche, gut aus­se­hende Gesicht der Kon­fe­deracja auf. Aus seiner anti­se­mi­ti­schen, homo­phoben und ras­sis­ti­schen Gesin­nung macht er keinen Hehl. Noch 2019 brach er das Pro­gramm seiner Partei auf einen berüch­tigten ​„Fünf-Punkte-Plan“ her­unter: ​„Wir stehen auf gegen Juden, Homo­se­xu­elle, Abtrei­bung, Steuern und die Euro­päi­sche Union!“

Die ​„Everest“-Konferenz sollte, so stellte es Mentzen im Vor­feld dar, eine Net­wor­king-Ver­an­stal­tung mit anschlie­ßender Bier­ver­kös­ti­gung sein. In der Rea­lität ver­barg sich dahinter jedoch der Wahl­kampf­auf­takt seiner Partei, denn schon im Herbst finden in Polen Par­la­ments­wahlen statt. Und dann könnte Mentzen mit der Kon­fe­deracja zum Königs­ma­cher werden – sollte die natio­nal­kon­ser­va­tive Regie­rungs­partei PiS zu einer Koali­tion mit den Ultra­rechten bereit sein. Für einen sol­chen Erfolg benö­tigt Mentzen jedoch pro­mi­nente Unter­stüt­zung. Zum Bei­spiel die des pol­ni­schen Star­schieds­rich­ters Szymon Mar­ci­niak.

„Ich konnte in letzter Minute einen Mann auf den ​„Everest“ ziehen, der zwei­fellos die Spitze seines Feldes erreicht hat, der alles erreicht hat, was erreicht werden kann“, ver­kün­dete Mentzen stolz auf Insta­gram – nur einen Tag vor dem Event. ​„Szymon Mar­ci­niak tritt für euch auf! Er wird mit seinem per­fekten Auge beur­teilen, ob ​‚Everest’ wirk­lich das beste Ereignis dieser Art ist!“ Und tat­säch­lich: Nachdem Mentzen den Abend mit einer Rede eröffnet hatte, betrat auch der UEFA-Referee die Bühne. Und hielt einen vier­zig­mi­nü­tigen Vor­trag.
...
Wenige Tage später reichte der pol­ni­sche Verein Nie Wieder eine offi­zi­elle Beschwerde bei der UEFA ein. ​„Wir sind scho­ckiert und ent­setzt über Mar­ci­niaks öffent­liche Ver­bin­dung mit Mentzen und seiner Art von gif­tiger rechts­po­pu­lis­ti­scher Politik. Sie ist unver­einbar mit den Grund­werten des Fair Play sowie Gleich­heit und Respekt“, äußert sich Rafał Pan­kowski, Pro­fessor für Sozio­loge in War­schau und Mit­be­gründer des Ver­eins. ​„Wir for­dern den Schieds­richter auf, seinen Fehler ein­zu­ge­stehen. Wenn er das nicht tut, sollten UEFA und FIFA unserer Mei­nung nach Kon­se­quenzen ziehen.“

Der Referee distan­ziert sich in seinem State­ment klar von der Kon­fe­deracja. Er betont seine Unter­stüt­zung für ​„die von der UEFA ver­tre­tenen Werte, ins­be­son­dere Inklu­si­vität und Respekt für alle Men­schen, unab­hängig von ihrer Her­kunft“. Er selbst ver­ur­teile ​„jede Form von Hass, Dis­kri­mi­nie­rung oder Into­le­ranz von ganzem Herzen, da sie weder im Sport noch in der Gesell­schaft Platz haben.“ Mar­ci­niak weist auch darauf hin, dass er der erste Schieds­richter Polens gewesen sei, der ein Fuß­ball­spiel wegen eines dis­kri­mi­nie­renden Vor­falls abge­bro­chen habe – und ent­schul­digt sich aus­drück­lich für seine Teil­nahme an der ​„Everest“-Konferenz.Der UEFA reichte die Stel­lung­nahme jeden­falls aus, um ihre Ermitt­lungen gegen Mar­ci­niak ein­zu­stellen. Im Dialog mit dem Verein Nie Wieder sei der Ver­band zu dem Ergebnis gelangt, den 42-Jäh­rigen das End­spiel der Cham­pions League am Samstag wie geplant leiten zu lassen, ​„da sein Aus­schluss die För­de­rung der Anti­dis­kri­mi­nie­rung unter­graben würde.“ Was damit kon­kret gemeint ist, ließ der Ver­band offen. Jetzt freue man sich ​„auf ein span­nendes Finale der Cham­pions League zwi­schen Man­chester City und Inter Mai­land nächste Woche im Ata­türk-Sta­dion.“
https://11freunde.de/artikel/szymon-mar ... ttansicht=
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie