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Das ist der Mann, dem Linke am 1. Mai in Berlin das Fenster eingeworfen haben
Alexander Fröhlich
4-5 Minuten
Er stand am 1. Mai am Fenster seiner Wohnung in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln, als die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ vorbeizog. Die Musik lief, doch sahen die Demonstranten in ihm einen Rechten. Es flogen Flaschen, eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Der Tagesspiegel hat mit dem Mann gesprochen.
Der 48-Jährige nennt sich einfach nur „Knoipper“, das ist sein Künstlername, er ist Musiker und sang in Oi-Bands. Als der Demozug sich näherte, dachte er sich, „ich mach mal die Musik an“.
Erst lief die Musik einer Oi-Band. „Ich wurde gleich als Nazi beschimpft“, sagt Knoipper. Also legte er die Hamburger Punk-Band Slime auf, es war der Song „Nazis raus“. Das müsste doch passen zu der Demonstration, dachte sich Knoipper.
Er wird beschimpft, zeigt den Vogel, Flaschen fliegen
Doch dann eskalierte die Lage. Knoipper wurde weiter beschimpft, er schrie zurück: „Ihr spinnt doch, ich bin kein Nazi.“ Er zeigte den Demonstranten unter seinem Fenster einen Vogel, die Zeigefinger auf die Stirn. So stand er da in seinem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Arbeiterglatze“.
Dann flogen Flaschen, eines der Fenster ging zu Bruch. Dokumentiert wurde die Szenerie von einem Reporter in einem kurzen Video beim Kurznachrichtendienst Twitter.
„Die Leute dachten, weil ich ein Skinhead bin, bin ich ein Nazi. Für die sind Skinheads immer Nazis. Das stimmt aber nicht“, sagt Knoipper. „Unsere Skinhead-Kultur hat nichts mit Nazis zu tun.“
Er ein Aussteiger, stand auf einer Todesliste von Neonazis
2006 kam er aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin. Früher war er dort selbst mal in der rechtsextremen Szene, 1994 sei er ausgestiegen, habe deshalb sogar auf einer Todesliste der Neonazis gestanden. Zwei seiner Freunde seien damals ermordet worden, darunter Martin Kemming.
Knoipper engagiert sich dann gegen Rassismus und Rechtsextremismus – und ist in der Oi-Szene aktiv. Er spielt in Oi-Bands, ist Sänger, organisiert Konzerte. Er holt alte Zeitungsartikel von damals hervor. Es geht um den Stil, Punk und Skins – und um Spaß, aber immer gegen Rechts.
„Wir sind nicht politisch, aber auf jeden Fall gegen Rassismus“, sagt Knoipper. Seither weiß er, was es mit sich bringt und wie gefährlich es sein kann, sich aktiv gegen Neonazis zu engagieren.
Er war 2016 Kandidat für „Die Partei“ und nennt sich Antirassist
2016 trat Knoipper zur Abgeordnetenhauswahl für „Die Partei“ in Neukölln an, kratzte knapp an der Fünf-Prozent-Marke. In einem Wahlwerbevideo von damals heißt es ganz im Stil der „Partei“: „Neukölln muss Problemkiez bleiben.“
Die Nachbarn kennen ihn, auch als Antifaschisten. Er habe keine Probleme in Neukölln. „Ich bin Antirassist und kein Nazi“, sagt der Lkw-Fahrer.
Probleme gebe es aber mit der Antifa-Szene. Die Oi-Skin-Szene sei mehrfach von Antifa-Leuten angegriffen worden, die hätten bei Konzerten Ärger gemacht, sagt er. Zwar seien beide Seiten gegen Nazis, doch für einen gemeinsamen Nenner reiche das nicht.
Ich weiß gar nicht, wofür sie stehen, was sie wollen. Mit Antifaschismus hat das nichts zu tun.
Knoipper über die Krawalle am 1. Mai in Neukölln
Überhaupt der Krawall am 1. Mai. Statt nach Rudow zu ziehen, wo tatsächlich die Neonazis seien, die auch Anschläge verüben, würden die Autos einfacher Leute angezündet oder Geschäfte demoliert, sagt Knoipper. „Ich weiß gar nicht, wofür sie stehen, was sie wollen. Mit Antifaschismus hat das nichts zu tun.“
Einige haben dann wohl doch gemerkt, dass die Demonstranten den Falschen angepöbelt und angegriffen haben. Zwei von ihnen, eine Frau und ein Mann, seien vorbeigekommen und hätten sich entschuldigt. Sie haben gehört, dass er Slime gespielt hat.
Alexander Fröhlich
4-5 Minuten
Er stand am 1. Mai am Fenster seiner Wohnung in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln, als die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ vorbeizog. Die Musik lief, doch sahen die Demonstranten in ihm einen Rechten. Es flogen Flaschen, eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Der Tagesspiegel hat mit dem Mann gesprochen.
Der 48-Jährige nennt sich einfach nur „Knoipper“, das ist sein Künstlername, er ist Musiker und sang in Oi-Bands. Als der Demozug sich näherte, dachte er sich, „ich mach mal die Musik an“.
Erst lief die Musik einer Oi-Band. „Ich wurde gleich als Nazi beschimpft“, sagt Knoipper. Also legte er die Hamburger Punk-Band Slime auf, es war der Song „Nazis raus“. Das müsste doch passen zu der Demonstration, dachte sich Knoipper.
Er wird beschimpft, zeigt den Vogel, Flaschen fliegen
Doch dann eskalierte die Lage. Knoipper wurde weiter beschimpft, er schrie zurück: „Ihr spinnt doch, ich bin kein Nazi.“ Er zeigte den Demonstranten unter seinem Fenster einen Vogel, die Zeigefinger auf die Stirn. So stand er da in seinem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Arbeiterglatze“.
Dann flogen Flaschen, eines der Fenster ging zu Bruch. Dokumentiert wurde die Szenerie von einem Reporter in einem kurzen Video beim Kurznachrichtendienst Twitter.
„Die Leute dachten, weil ich ein Skinhead bin, bin ich ein Nazi. Für die sind Skinheads immer Nazis. Das stimmt aber nicht“, sagt Knoipper. „Unsere Skinhead-Kultur hat nichts mit Nazis zu tun.“
Er ein Aussteiger, stand auf einer Todesliste von Neonazis
2006 kam er aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin. Früher war er dort selbst mal in der rechtsextremen Szene, 1994 sei er ausgestiegen, habe deshalb sogar auf einer Todesliste der Neonazis gestanden. Zwei seiner Freunde seien damals ermordet worden, darunter Martin Kemming.
Knoipper engagiert sich dann gegen Rassismus und Rechtsextremismus – und ist in der Oi-Szene aktiv. Er spielt in Oi-Bands, ist Sänger, organisiert Konzerte. Er holt alte Zeitungsartikel von damals hervor. Es geht um den Stil, Punk und Skins – und um Spaß, aber immer gegen Rechts.
„Wir sind nicht politisch, aber auf jeden Fall gegen Rassismus“, sagt Knoipper. Seither weiß er, was es mit sich bringt und wie gefährlich es sein kann, sich aktiv gegen Neonazis zu engagieren.
Er war 2016 Kandidat für „Die Partei“ und nennt sich Antirassist
2016 trat Knoipper zur Abgeordnetenhauswahl für „Die Partei“ in Neukölln an, kratzte knapp an der Fünf-Prozent-Marke. In einem Wahlwerbevideo von damals heißt es ganz im Stil der „Partei“: „Neukölln muss Problemkiez bleiben.“
Die Nachbarn kennen ihn, auch als Antifaschisten. Er habe keine Probleme in Neukölln. „Ich bin Antirassist und kein Nazi“, sagt der Lkw-Fahrer.
Probleme gebe es aber mit der Antifa-Szene. Die Oi-Skin-Szene sei mehrfach von Antifa-Leuten angegriffen worden, die hätten bei Konzerten Ärger gemacht, sagt er. Zwar seien beide Seiten gegen Nazis, doch für einen gemeinsamen Nenner reiche das nicht.
Ich weiß gar nicht, wofür sie stehen, was sie wollen. Mit Antifaschismus hat das nichts zu tun.
Knoipper über die Krawalle am 1. Mai in Neukölln
Überhaupt der Krawall am 1. Mai. Statt nach Rudow zu ziehen, wo tatsächlich die Neonazis seien, die auch Anschläge verüben, würden die Autos einfacher Leute angezündet oder Geschäfte demoliert, sagt Knoipper. „Ich weiß gar nicht, wofür sie stehen, was sie wollen. Mit Antifaschismus hat das nichts zu tun.“
Einige haben dann wohl doch gemerkt, dass die Demonstranten den Falschen angepöbelt und angegriffen haben. Zwei von ihnen, eine Frau und ein Mann, seien vorbeigekommen und hätten sich entschuldigt. Sie haben gehört, dass er Slime gespielt hat.