„Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

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erpie
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„Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von erpie »

Moin,
es ist schon sehr bezeichnend das solche Veranstaltungen doch mehrheitlich in den neuen Bundesländern stattfinden. Mir gefällt der doch betont sachlich nüchterne Situationsbericht, schön auch die Aktion der Bewohner und Gegendemonstranten allen Alkohol in dem Supermarkt aufzukaufen :lol: :!:


„Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“
Hannes Heine Sebastian Leber

Das Hakenkreuz-Tattoo muss mit Pflastern überklebt werden, das T-Shirt „Adolf war der Beste“ ist okay. Die Neonazis haben gewusst, dass die Kontrollen vor dem Festivalgelände streng sein würden, der Veranstalter hat sie vorab per Videobotschaft gewarnt: Baseballschläger und Messer mit zu langer Klinge unbedingt zu Hause lassen. Und sich vergewissern, ob die Sprüche auf ihrer Kleidung gegen kein Gesetz verstoßen. Dass die Kontrollen an diesem Wochenende aber derart drakonisch ausfallen würden, damit haben viele nicht gerechnet. Sachsens Polizei hat die einzige Zufahrtsstraße abgesperrt, die anreisenden Neonazis sitzen stundenlang in ihren Wagen, es geht nur alle 20 Minuten im Schritttempo vier, fünf Meter voran.

Auf dem Festivalgelände dann die nächste Überraschung: Alkoholverbot. Polizisten überbringen die Nachricht am Freitagnachmittag, lassen anschließend 4200 Liter Bier mit einem Laster abtransportieren. Alkoholkonsum würde die Gefahr von gewaltsamen Auseinandersetzungen erhöhen, heißt es zur Begründung.

Zum dritten Mal findet an diesem Wochenende das „Schwert und Schild“-Festival im sächsischen Ostritz im Landkreis Görlitz, in Sichtweite zur polnischen Grenze, statt. Weil es als Treff für militante Neonazis gilt, steht es im Fokus der Sicherheitsbehörden. Erst recht jetzt, kurz nach der Festnahme von Stephan E., dem mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Beim „Schwert und Schild“-Festival feiern auch Unterstützer der Gruppe „Combat 18“, jenem Netzwerk gewaltbereiter Rechtsextremer, dem E. nahegestanden haben soll.
Leider seien viele Deutsche zu dick

Vorm Eingang steht ein großgewachsener Mann in hellem Lacoste-Hemd. Grauer Bart, Nacken ausrasiert. Es ist Thorsten Heise, geboren am 23. Juni 1969 in Göttingen, der Veranstalter des Festivals. Heise ist stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD, nach eigener Aussage Stimme und Gesicht des „völkischen Flügels“ der Partei, laut Verfassungsschutz „exponierter Vertreter der neonationalsozialistischen Strömung in der NPD“. Ein Radikaler unter den Radikalen.

An diesem Freitagnachmittag begrüßt Heise gut gelaunt Journalisten und sagt, bei seinem Festival gehe es dieses Mal um gesunde Ernährung. Er selbst ernähre sich seit langem bio. „Ich weiß, ein kleines Bäuchlein habe ich trotzdem.“ Leider seien viele Deutsche zu dick. Bewegung und das richtige Essen könnten da helfen.
Thorsten Heise am Eingang zum Gelände.Foto: Hannes Heine

Ostritz hat 2400 Einwohner, ist idyllisch an der Neiße gelegen. Drei Gaststätten, zwei Pensionen, eine Brücke nach Polen. Bürgermeisterin Marion Prange ist parteilos, die CDU sonst weit vorn, die örtliche Politik will stärker regenerative Energiequellen nutzen. Zu den Sehenswürdigkeiten von Ostritz zählt das Frauenkloster St. Marienthal.

Das Festival findet auf dem Gelände des früheren Hotels „Neißeblick“ statt. Die meisten Besucher schlafen in Zelten auf dem Areal, andere mieten in der Umgebung ein Pensionszimmer.
„Schwarze Sonnen“ und Piercings

Vorm Eingang Absperrgitter, Kameras auf den Polizeiwagen, uniformierte und zivil gekleidete Beamte laufen vor und hinter dem Festivalzaun durch die Reihen. Die Umgebung überfliegt ein Polizeihubschrauber. Beamte durchsuchen jede Tüte, öffnen Reisenecessaires, Neonazis müssen ihre Schuhe ausziehen. Ein Multifunktionsmesser mit integriertem Schraubenzieher für den Zeltaufbau? Könnte als Waffe verwendet werden, also vorläufig konfisziert.

Auch Teppichmesser werden einbehalten. Ein ranghoher Beamter sagt, das sei keine Schikane. Man verhalte sich „korrekt“, „sicherheitsbewusst“ – und das „nicht ohne Grund“. Unter den Besuchern seien die „reinen Musikliebhaber“ ja nicht unbedingt in der Mehrheit.

Etwa 80 Prozent der Gäste – 750 werden insgesamt erwartet –, die sich am Abend vor der Konzertbühne versammeln, sind männlich. Die meisten kräftig, oft in kurzer Hose und großflächig tätowiert. Man sieht tätowierte „Schwarze Sonnen“, ein Kreis aus drei übereinander gelegten Hakenkreuzen. Da es sich um kein offizielles Symbol einer verbotenen Organisation handelt, ist es nicht strafbar. Die wenigen Frauen auf dem Gelände tragen Piercings, sie verhalten sich, das fällt auf, stiller als die Männer.

Die Polizei setzt auch durch, dass Journalisten das Gelände betreten und sich ein Bild von den Verkaufsständen und der Musikbühne machen dürfen. Ein Journalist berichtet später, Kollegen und er seien mit dem Spruch „Hier kommen die schmierigen Juden“ begrüßt worden.
Ein „Combat 18“-Tattoo. Die Zahlen übermalt

Die T-Shirts, die es durch die Polizeikontrollen geschafft haben, sind deutlich genug. „Ich habe Bock auf Nazis“ steht auf einem, „NS – national sozial“ auf einem anderen. Ein Kahlgeschorener präsentiert stolz sein Shirt, auf dem ein einziges Wort steht: „Rassist“.

Das Festival dient den Netzwerkern, die die rechtsextreme Szene zusammenbringen wollen. Heise, der Veranstalter, ist genau dafür bekannt. In seinem Heimatdorf Fretterode im thüringischen Eichsfeld empfängt er regelmäßig Kader anderer Parteien. Enge Kontakte hat er zu „Combat 18“. Auf den Kasseler Mordverdächtigen Stephan E. angesprochen sagt Heise: „Ich kenne den nicht, der flog auch schon aus der Partei, bevor ich eintrat.“
Die Polizei kontrolliert am Eingang.Foto: Hannes Heine

Klar ist, dass Unterstützer von „Combat 18“ dem „Schwert und Schild“-Festival zugeneigt sind. Mehrere traten hier als Musiker auf. Zum Beispiel Marko Gottschalk, Sänger der Dortmunder „Combat 18“-Band Oidoxie. An diesem Wochenende läuft ein Besucher über das Gelände, der sich den Schriftzug „Combat 18“ auf den Unterarm hat tätowieren lassen. Die Zahlen hat er mit Filzstift übermalt.

Das Spiel mit Symbolen und Codes ist dieser Szene wichtig. Allein der Name des Festivals: „Schwert und Schild“, kurz „SS“. Als Heise vergangenes Jahr auf der Bühne die Initialen aussprach, johlte das Publikum. Oder der Zeitpunkt: 2018 fand das Fest am 20. April statt, Hitlers Geburtstag. Dieses Mal zum Jahrestag der Kriegserklärung an die Sowjetunion.
Körperverletzung, Nötigung, Landfriedensbruch

Den Sicherheitsdienst übernimmt eine Gruppe, die sich „Arische Bruderschaft“ nennt. Es existieren Dokumente, die belegen sollen, dass die Bruderschaft von Thorsten Heise geführt wird. Voriges Jahr mussten ihre Mitglieder auf Anweisung der Polizei ihre Banner abnehmen und alle Shirts auf links drehen, weil ihr Logo aus zwei gekreuzten Stielhandgranaten dem Wappen einer Division der Waffen-SS entsprach. Ein Verfahren wegen Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen wurde später jedoch eingestellt, das Gericht konnte keinen Bezug zum Nationalsozialismus erkennen. Nun tragen die Securitys der „ Bruderschaft“ ihre Stielhandgranaten-Logos wieder offen.

Veranstalter Heise ist mehrfach vorbestraft wegen schwerer Körperverletzung, Nötigung, Landfriedensbruch und Volksverhetzung. Seine Mutter äußerte einmal öffentlich: „Es wäre besser gewesen, wenn er nicht geboren wäre.“ An diesem Wochenende, unter Beobachtung der Journalisten, wirkt er moderat. Dass ihm die Ordnungsbehörden das Bier nicht gönnen, störe ihn nicht, sagt er, seine Stimme ist freundlich, aber bestimmt. „Wir können auch ohne Alkohol feiern.“ Müssen sie auch. Ostritzer und Gäste von Gegenveranstaltern kaufen am Samstag mehr als 100 Kästen Bier im einzigen Supermarkt der Stadt auf.
„Rechts rockt nicht“

Heise ist mit Björn Höcke bekannt, Thüringens AfD-Rechtsaußen. Die beiden wohnen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ hat Höcke mutmaßlich mehrfach in einer NPD-Zeitung geschrieben, die Heise betreute – auch wenn der AfDler das bis heute bestreitet. Der Verfassungsschutz hält die These, hinter Landolf Ladig stecke Höcke, für „nahezu unbestreitbar“. Sein Versprechen, jeden zu verklagen, der ihn mit Landolf Ladig in Verbindung bringt, hat Höcke nie wahr gemacht. Wäre Höcke tatsächlich Ladig, würde Heise sein Geheimnis kennen. Er hätte ihn in der Hand.
Bürger aus Ostritz kaufen das ganze Bier eines Supermarkts auf, damit die Neonazis es nicht bekommen.Foto: Daniel Schäfer/dpa

Im Ostritzer Ortskern läuft am Samstag eine Gegenveranstaltung: „Rechts rockt nicht“. Die Veranstalter wollten eigentlich in Hör- und Sichtweite des Nazitreffens protestieren, ein Gericht hat es verboten.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die sich intensiv mit den Festivals in Ostritz beschäftigt hat, sagt: „Das sind nicht nur Konzerte, um Anhänger zu radikalisieren, Bands zu promoten und Geld zu machen. Wir wissen: Am Rande solcher Veranstaltungen kommt es zu Vernetzungstreffen auf der Führungsebene, auch zur Planung von Aktivitäten, Zellenbildungen, Waffenbeschaffungen.“ Derartige Festivals seien Kristallisationspunkte einer neuen militanten Radikalisierung: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors.“
Ostritz hat keine Lust

Im vergangenen Jahr fand in Sachsen fast wöchentlich ein Rechtsrockkonzert statt. Beobachter sprechen von 49 solcher Events, dreimal mehr als vor fünf Jahren. Der sächsische Verfassungsschutz kommt auf 24 Konzerte, weil er Veranstaltungen, bei denen nicht ausschließlich Rechtsrock gespielt wird, nicht dazuzählt.

Es gibt an diesem Wochenende noch eine dritte Versammlung in Ostritz. Ein Friedensfest, der örtliche Fußballverein feiert Jubiläum. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ist gekommen, warnt vor rechten Diktaturen. Nicht ohne den Hinweis, dass es auch linke Diktaturen gab.

Und das Gros der Bewohner? Es ist deutlich zu spüren: Ostritz hat keine Lust. Auf die Nazis nicht, auf den Presserummel nicht, auch nicht auf das grün-linke Milieu, das aus den großen Städten, Dresden und Leipzig, auch aus Berlin, angereist ist. Viele Jalousien bleiben unten, Gaststätten leer.

Im Rahmen von „Schwert und Schild“ sollte auch eine Ausgabe des „Kampfs der Nibelungen“ stattfinden. Ein Kampfsportturnier, bei dem ausschließlich Rechtsextreme gegeneinander antreten. Es musste abgesagt werden. Es gab zu wenig Freiwillige, die bereit waren, auf Kameraden einzuschlagen. Stattdessen haben sich ein paar Kampfsporttrainer bereit erklärt, einen Infostand zu besetzen und Fragen zum Thema „Gesunder Geist im gesunden Körper“ zu beantworten.
https://www.tagesspiegel.de/politik/neo ... 83544.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

Wenn man sich das so durchliest..., wir sind schon sehr weit auf dem Weg zu einem rechten Nationalstaat.
Mit "Wehret den Anfängen" ist es nicht mehr getan.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Yeti »

Mich entsetzt, dass diese rechten Brandstifter mittlerweile öffentlich und ungestraft ihre kranke Ideologie ausleben können. Bei Lanz war vergangene Woche Birgit Lohmeyer und berichtete aus ihrem Heimatdorf Jameln. Dort haben die Neonazis bereits alles fest in der Hand.

https://taz.de/Aktivistin-kandidiert-in ... /!5593273/

Da fragst du dich wirklich, wie es im Jahr 2019 in Deutschland so weit kommen kann? Und wo sind die Politik und der Staatsschutz? Die verlieren sich in hohlen Phrasen, so wie unsere Superkanzlerin:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Bekämpfung von gewaltbereiten Neonazis angekündigt. Diese müssten „in den Anfängen bekämpft werden und ohne jedes Tabu“, sagte Merkel am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. „Deshalb ist der Staat hier auf allen Ebenen gefordert, und die Bundesregierung nimmt das sehr, sehr ernst.“


Für die "Bekämpfung in den Anfängen" ist es wohl zu spät. Und nur gewaltbereite Neonazis? Dass sie das "sehr, sehr ernst" nimmt, ist ja ganz nett. Aber was sie konkret unternehmen will, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, sagt sie wieder mal nicht. Auch andere Parteien verhalten sich merkwürdig ruhig. Warum fordern sie nicht ein Verbot von NPD und AFD, wenn denen zweifelsfrei Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppen nachgewiesen werden kann?
Wer die Demokratie verschläft, wacht in der Diktatur auf.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von erpie »

Passt ja war aber auch nicht anders zu erwarten :!:

https://m.tagesspiegel.de/politik/gefah ... 84458.html
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von rauschberg »

Yeti hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 11:58 Mich entsetzt, dass diese rechten Brandstifter mittlerweile öffentlich und ungestraft ihre kranke Ideologie ausleben können. Bei Lanz war vergangene Woche Birgit Lohmeyer und berichtete aus ihrem Heimatdorf Jameln. Dort haben die Neonazis bereits alles fest in der Hand.

https://taz.de/Aktivistin-kandidiert-in ... /!5593273/

Da fragst du dich wirklich, wie es im Jahr 2019 in Deutschland so weit kommen kann? Und wo sind die Politik und der Staatsschutz? Die verlieren sich in hohlen Phrasen, so wie unsere Superkanzlerin:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Bekämpfung von gewaltbereiten Neonazis angekündigt. Diese müssten „in den Anfängen bekämpft werden und ohne jedes Tabu“, sagte Merkel am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. „Deshalb ist der Staat hier auf allen Ebenen gefordert, und die Bundesregierung nimmt das sehr, sehr ernst.“


Für die "Bekämpfung in den Anfängen" ist es wohl zu spät. Und nur gewaltbereite Neonazis? Dass sie das "sehr, sehr ernst" nimmt, ist ja ganz nett. Aber was sie konkret unternehmen will, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, sagt sie wieder mal nicht. Auch andere Parteien verhalten sich merkwürdig ruhig. Warum fordern sie nicht ein Verbot von NPD und AFD, wenn denen zweifelsfrei Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppen nachgewiesen werden kann?
Das mit dem Verbieten ist eben nicht so einfach. Da sind die Hürden des Bundesverfassungsgerichts verdammt hoch.
Verbindungen alleine reichen da bei weitem nicht aus.
In diesen Parteien sitzen ja - abgesehen von ihrer Gesinnung - nicht nur Deppen. Die beschäftigen die entsprechenden Juristen, die z.B. Parteiprogramme u.ä. ganz genau vorab prüfen und entsprechende kritische Passagen abändern.
Alles was an schriftlichen/mündlichen Aussagen von Parteiangehörigen erfolgt, ist - falls es nicht offensichtlich einen Straftatbestand erfüllt - mehr oder weniger immer vom Artikel der freien Meinungsäußerung gedeckt und damit zwar vielleicht nicht gut zu heißen, aber eben auch nicht juristisch angreifbar.

Ein sehr gutes Beispiel war doch der Marsch in Chemnitz, wo AfD und Rechte zusammen marschierten!
Ja, aber ! Der AfD ging es ja nicht um ein politisches Statement, sondern um das Gedenken für einen Ermordeten!
Dann beweise mal vor Gericht das Gegenteil! Und genau da ist das Problem.
Solange ein Parteiprogramm juristisch nicht angreifbar ist und andereseits Aktivitäten oder Äußerungen unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung, dem Demonstrationsrecht und änhlichen Dingen verschleiert werden, solange ist ein Verbot praktisch nicht durchsetzbar.
Das ist genau die Gegenseite der Medaille in der Demokratie - man will eben auch durch die Lehren aus der Geschichte schon im Vorfeld durch die entsprechende Festschreibung im Grundgesetz verhindern, dass es einer Regierung zu einfach gemacht wird, politische Gegner einfach mundtot zu machen.
Zuletzt geändert von rauschberg am Sonntag 23. Juni 2019, 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Hoellenvaart »

Ein Verfahren wegen Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen wurde später jedoch eingestellt, das Gericht konnte keinen Bezug zum Nationalsozialismus erkennen. Nun tragen die Securitys der „ Bruderschaft“ ihre Stielhandgranaten-Logos wieder offen.

da ist der justitia die binde wohl vom linken auge weggerutscht.
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Hoellenvaart »

rauschberg hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 15:57
Yeti hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 11:58 Mich entsetzt, dass diese rechten Brandstifter mittlerweile öffentlich und ungestraft ihre kranke Ideologie ausleben können. Bei Lanz war vergangene Woche Birgit Lohmeyer und berichtete aus ihrem Heimatdorf Jameln. Dort haben die Neonazis bereits alles fest in der Hand.

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Da fragst du dich wirklich, wie es im Jahr 2019 in Deutschland so weit kommen kann? Und wo sind die Politik und der Staatsschutz? Die verlieren sich in hohlen Phrasen, so wie unsere Superkanzlerin:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Bekämpfung von gewaltbereiten Neonazis angekündigt. Diese müssten „in den Anfängen bekämpft werden und ohne jedes Tabu“, sagte Merkel am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. „Deshalb ist der Staat hier auf allen Ebenen gefordert, und die Bundesregierung nimmt das sehr, sehr ernst.“


Für die "Bekämpfung in den Anfängen" ist es wohl zu spät. Und nur gewaltbereite Neonazis? Dass sie das "sehr, sehr ernst" nimmt, ist ja ganz nett. Aber was sie konkret unternehmen will, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, sagt sie wieder mal nicht. Auch andere Parteien verhalten sich merkwürdig ruhig. Warum fordern sie nicht ein Verbot von NPD und AFD, wenn denen zweifelsfrei Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppen nachgewiesen werden kann?
Das mit dem Verbieten ist eben nicht so einfach. Da sind die Hürden des Bundesverfassungsgerichts verdammt hoch.
Verbindungen alleine reichen da bei weitem nicht aus.
In diesen Parteien sitzen ja - abgesehen von ihrer Gesinnung - nicht nur Deppen. Die beschäftigen die entsprechenden Juristen, die z.B. Parteiprogramme u.ä. ganz genau vorab prüfen und entsprechende kritische Passagen abändern.
Alles was an schriftlichen/mündlichen Aussagen von Parteiangehörigen erfolgt, ist - falls es nicht offensichtlich einen Straftatbestand erfüllt - mehr oder weniger immer vom Artikel der freien Meinungsäußerung gedeckt und damit zwar vielleicht nicht gut zu heißen, aber eben auch nicht juristisch angreifbar.

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Ja, aber ! Der AfD ging es ja nicht um ein politisches Statement, sondern um das Gedenken für einen Ermordeten!
Dann beweise mal vor Gericht das Gegenteil! Und genau da ist das Problem.
Solange ein Parteiprogramm juristisch nicht angreifbar ist und andereseits Aktivitäten oder Äußerungen unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung, dem Demonstrationsrecht und änhlichen Dingen verschleiert werden, solange ist ein Verbot praktisch nicht durchsetzbar.
Das ist genau die Gegenseite der Medaille in der Demokratie - man will eben auch durch die Lehren aus der Geschichte schon im Vorfeld durch die entsprechende Festschreibung im Grundgesetz verhindern, dass es einer Regierung zu einfach gemacht wird, politische Gegner einfach mundtot zu machen.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 21
(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.
(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.


https://netzpolitik.org/2019/wir-veroef ... n-zur-afd/

und was tut die fratzenregierung? nichts.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Yeti »

Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 16:24
rauschberg hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 15:57
Yeti hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 11:58 Mich entsetzt, dass diese rechten Brandstifter mittlerweile öffentlich und ungestraft ihre kranke Ideologie ausleben können. Bei Lanz war vergangene Woche Birgit Lohmeyer und berichtete aus ihrem Heimatdorf Jameln. Dort haben die Neonazis bereits alles fest in der Hand.

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Da fragst du dich wirklich, wie es im Jahr 2019 in Deutschland so weit kommen kann? Und wo sind die Politik und der Staatsschutz? Die verlieren sich in hohlen Phrasen, so wie unsere Superkanzlerin:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Bekämpfung von gewaltbereiten Neonazis angekündigt. Diese müssten „in den Anfängen bekämpft werden und ohne jedes Tabu“, sagte Merkel am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. „Deshalb ist der Staat hier auf allen Ebenen gefordert, und die Bundesregierung nimmt das sehr, sehr ernst.“


Für die "Bekämpfung in den Anfängen" ist es wohl zu spät. Und nur gewaltbereite Neonazis? Dass sie das "sehr, sehr ernst" nimmt, ist ja ganz nett. Aber was sie konkret unternehmen will, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, sagt sie wieder mal nicht. Auch andere Parteien verhalten sich merkwürdig ruhig. Warum fordern sie nicht ein Verbot von NPD und AFD, wenn denen zweifelsfrei Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppen nachgewiesen werden kann?
Das mit dem Verbieten ist eben nicht so einfach. Da sind die Hürden des Bundesverfassungsgerichts verdammt hoch.
Verbindungen alleine reichen da bei weitem nicht aus.
In diesen Parteien sitzen ja - abgesehen von ihrer Gesinnung - nicht nur Deppen. Die beschäftigen die entsprechenden Juristen, die z.B. Parteiprogramme u.ä. ganz genau vorab prüfen und entsprechende kritische Passagen abändern.
Alles was an schriftlichen/mündlichen Aussagen von Parteiangehörigen erfolgt, ist - falls es nicht offensichtlich einen Straftatbestand erfüllt - mehr oder weniger immer vom Artikel der freien Meinungsäußerung gedeckt und damit zwar vielleicht nicht gut zu heißen, aber eben auch nicht juristisch angreifbar.

Ein sehr gutes Beispiel war doch der Marsch in Chemnitz, wo AfD und Rechte zusammen marschierten!
Ja, aber ! Der AfD ging es ja nicht um ein politisches Statement, sondern um das Gedenken für einen Ermordeten!
Dann beweise mal vor Gericht das Gegenteil! Und genau da ist das Problem.
Solange ein Parteiprogramm juristisch nicht angreifbar ist und andereseits Aktivitäten oder Äußerungen unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung, dem Demonstrationsrecht und änhlichen Dingen verschleiert werden, solange ist ein Verbot praktisch nicht durchsetzbar.
Das ist genau die Gegenseite der Medaille in der Demokratie - man will eben auch durch die Lehren aus der Geschichte schon im Vorfeld durch die entsprechende Festschreibung im Grundgesetz verhindern, dass es einer Regierung zu einfach gemacht wird, politische Gegner einfach mundtot zu machen.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 21
(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.
(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.


https://netzpolitik.org/2019/wir-veroef ... n-zur-afd/

und was tut die fratzenregierung? nichts.
Doch, die tun schon etwas!

Angie "Sie kennen mich" Merkel: Reden und aussitzen.

Außenminister Heiko Maas rief zu Protesten gegen Rechtsextremisten auf. "Zeigen wir, dass wir mehr sind als die Rechtsradikalen, die Antisemiten, die Spalter", schreibt der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung (Samstag). "Vielleicht braucht unser Land nicht nur die Fridays for Future, die so viel in Bewegung gebracht haben. Sondern auch einen Donnerstag der Demokratie", fügte Maas hinzu.

Die Schüler werden sich "freuen". Die haben dann nur noch eine drei Tage Woche.

Innenminister Seehofer kündigte an, er wolle "dem Rechtsstaat mehr Biss geben". Er fügte hinzu: "Dieser Mord motiviert mich, alle Register zu ziehen, um die Sicherheit zu erhöhen."

Da muss also erst ein Mord geschehen, bevor dieser "Minister" anfängt, deinen Job zu machen.
Wer die Demokratie verschläft, wacht in der Diktatur auf.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

Yeti hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 18:01
Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 16:24 und was tut die fratzenregierung? nichts.
Doch, die tun schon etwas!

Angie "Sie kennen mich" Merkel: Reden und aussitzen.

Außenminister Heiko Maas rief zu Protesten gegen Rechtsextremisten auf. "Zeigen wir, dass wir mehr sind als die Rechtsradikalen, die Antisemiten, die Spalter", schreibt der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung (Samstag). "Vielleicht braucht unser Land nicht nur die Fridays for Future, die so viel in Bewegung gebracht haben. Sondern auch einen Donnerstag der Demokratie", fügte Maas hinzu.

Die Schüler werden sich "freuen". Die haben dann nur noch eine drei Tage Woche.

Innenminister Seehofer kündigte an, er wolle "dem Rechtsstaat mehr Biss geben". Er fügte hinzu: "Dieser Mord motiviert mich, alle Register zu ziehen, um die Sicherheit zu erhöhen."

Da muss also erst ein Mord geschehen, bevor dieser "Minister" anfängt, deinen Job zu machen.
Ist schon traurig, wie sich das in Deutschland entwickelt.
Die Frage ist aber: Wo führt das hin?
1933 hatte Deutschland noch nicht die Erfahrung, JETZT müsste man besser Bescheid wissen.
Grün/Weiße Grüße :wave:
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curnon
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von curnon »

Atlan hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 18:39 Ist schon traurig, wie sich das in Deutschland entwickelt.
Die Frage ist aber: Wo führt das hin?
1933 hatte Deutschland noch nicht die Erfahrung, JETZT müsste man besser Bescheid wissen.
Deutschland hatte schon lange vor 33 die "Erfahrung", wie du es nennst.

Hier ein (politisches) Gedicht von 1922.

"Rathenau
---
Steh einmal auf! Schlag mit der Faust darein!
Schlaf nicht nach vierzehn Tagen wieder ein!
Heraus mit deinem Monarchistenrichter,
mit Offizieren – und mit dem Gelichter,
das von dir lebt, und das dich sabotiert,
an deine Häuser Hakenkreuze schmiert.
Schlag du in Stücke die Geheimverbände!
Bind Ludendorff und Escherich die Hände!
Laß dich nicht von der Reichswehr höhnen!
Sie muß sich an die Republik gewöhnen.
Schlag zu! Schlag zu! Pack sie gehörig an!
Sie kneifen alle. Denn da ist kein Mann."
Zerreiß die Paragraphenschlingen.
Fall nicht darein. Es muß gelingen!
Vier Jahre Mord – das sind, weiß Gott, genug.
Du stehst vor deinem letzten Atemzug.
Zeig, was du bist. Halt mit dir selbst Gericht.
Stirb oder kämpfe!"

(Ein Teil eines Gedichtes von Tucholsky, das er nach Rathenaus Ermordung schrieb.)

"Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" (B.B.)
Zwischen Antifaschisten und den Faschisten gibt es keine Mitte.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von rauschberg »

curnon hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 14:46
Atlan hat geschrieben: Sonntag 23. Juni 2019, 18:39 Ist schon traurig, wie sich das in Deutschland entwickelt.
Die Frage ist aber: Wo führt das hin?
1933 hatte Deutschland noch nicht die Erfahrung, JETZT müsste man besser Bescheid wissen.
Deutschland hatte schon lange vor 33 die "Erfahrung", wie du es nennst.

Hier ein (politisches) Gedicht von 1922.

"Rathenau
---
Steh einmal auf! Schlag mit der Faust darein!
Schlaf nicht nach vierzehn Tagen wieder ein!
Heraus mit deinem Monarchistenrichter,
mit Offizieren – und mit dem Gelichter,
das von dir lebt, und das dich sabotiert,
an deine Häuser Hakenkreuze schmiert.
Schlag du in Stücke die Geheimverbände!
Bind Ludendorff und Escherich die Hände!
Laß dich nicht von der Reichswehr höhnen!
Sie muß sich an die Republik gewöhnen.
Schlag zu! Schlag zu! Pack sie gehörig an!
Sie kneifen alle. Denn da ist kein Mann."
Zerreiß die Paragraphenschlingen.
Fall nicht darein. Es muß gelingen!
Vier Jahre Mord – das sind, weiß Gott, genug.
Du stehst vor deinem letzten Atemzug.
Zeig, was du bist. Halt mit dir selbst Gericht.
Stirb oder kämpfe!"

(Ein Teil eines Gedichtes von Tucholsky, das er nach Rathenaus Ermordung schrieb.)

"Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" (B.B.)
Atlan hat trotzdem recht. Vor 33 haben in Berlin, und das war nun einmal das Zentrum der Macht, sehr viele der politisch Verantwortlichen geglaubt, dass sie, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen, einen Hitler und seine Partei als nützliche Idioten gebrauchen könnten. Im Nachhinein gab es dann das böse Erwachen.
Und all das, was ja heute der Normalzustand ist - Fernsehen, Internet, und und und - gab es damals nicht. Und das sollte man nicht unterschätzen. Wen hat denn im "platten Land" interessiert, was in Berlin vor sich ging.
Und wer wusste denn, was vor sich ging.
Mein Großvater erzählte noch von der Zeit, wo sich bei ihnen auf dem Dorf einer in der Straße eine Zeitung leisten konnte, und wenn die gelesen war, wurde sie weitergegeben. In Kleinstädten musste man sehen wo man dank WK 1 und Inflation blieb - Berlin war so weit weg!
Wo die Sonne der Erkenntnis tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von curnon »

rauschberg hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 15:59 Atlan hat trotzdem recht. Vor 33 haben in Berlin, und das war nun einmal das Zentrum der Macht, sehr viele der politisch Verantwortlichen geglaubt, dass sie, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen, einen Hitler und seine Partei als nützliche Idioten gebrauchen könnten. Im Nachhinein gab es dann das böse Erwachen.
Und all das, was ja heute der Normalzustand ist - Fernsehen, Internet, und und und - gab es damals nicht. Und das sollte man nicht unterschätzen. Wen hat denn im "platten Land" interessiert, was in Berlin vor sich ging.
Und wer wusste denn, was vor sich ging.
Mein Großvater erzählte noch von der Zeit, wo sich bei ihnen auf dem Dorf einer in der Straße eine Zeitung leisten konnte, und wenn die gelesen war, wurde sie weitergegeben. In Kleinstädten musste man sehen wo man dank WK 1 und Inflation blieb - Berlin war so weit weg!
Ach komm, nicht schon wieder dieses Ammenmärchen mit "Wir haben von nichts gewusst". Das hat 1945 nicht gestimmt und war auch 1933 nicht richtig. Es mag für einzelne richtig gewesen sein, aber für die breite Masse der Deutschen nicht. Das braune Geschwür hat hauptsächlich von München ausgehend das gesamte deutsche Reich mit seiner Propaganda überzogen. Bis hinein ins kleinste Dorf gab es Plakataktionen und Werbeveranstaltungen der braunen Horden und eines konnte man ihnen wirklich nicht vorwerfen, dass sie damit hinter dem Berg gehalten haben, was sie nach der Machtergreifung vorhatten. Das alles kann man heute noch nachlesen.

Auch die Rolle von Papens als Steigbügelhalter Hitlers ist gut erforscht worden und seine Schutzbehauptung, die er während des Nürnberger Prozesses vorbrachte, dass er Hitler kontrollieren und damit ausschalten wollte, stimmt so einfach nicht. Von Papen stimmte in zentralen Punkten mit Hitlers Wertekanon überein und war nach Historikermeinung, in seiner damaligen Rolle, einer seiner getreuesten Vasallen und wollte einfach nur zusammen mit Hitler wieder an der Macht partizipieren.
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ging.html

Wer es wissen wollte, hat es auch gewusst, was mit Deutschland nach der Machtergreifung passieren würde. Die damalige Zeit ist gut erforscht und dokumentiert.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Yeti »

curnon hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 18:10
rauschberg hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 15:59 Atlan hat trotzdem recht. Vor 33 haben in Berlin, und das war nun einmal das Zentrum der Macht, sehr viele der politisch Verantwortlichen geglaubt, dass sie, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen, einen Hitler und seine Partei als nützliche Idioten gebrauchen könnten. Im Nachhinein gab es dann das böse Erwachen.
Und all das, was ja heute der Normalzustand ist - Fernsehen, Internet, und und und - gab es damals nicht. Und das sollte man nicht unterschätzen. Wen hat denn im "platten Land" interessiert, was in Berlin vor sich ging.
Und wer wusste denn, was vor sich ging.
Mein Großvater erzählte noch von der Zeit, wo sich bei ihnen auf dem Dorf einer in der Straße eine Zeitung leisten konnte, und wenn die gelesen war, wurde sie weitergegeben. In Kleinstädten musste man sehen wo man dank WK 1 und Inflation blieb - Berlin war so weit weg!
Ach komm, nicht schon wieder dieses Ammenmärchen mit "Wir haben von nichts gewusst". Das hat 1945 nicht gestimmt und war auch 1933 nicht richtig. Es mag für einzelne richtig gewesen sein, aber für die breite Masse der Deutschen nicht. Das braune Geschwür hat hauptsächlich von München ausgehend das gesamte deutsche Reich mit seiner Propaganda überzogen. Bis hinein ins kleinste Dorf gab es Plakataktionen und Werbeveranstaltungen der braunen Horden und eines konnte man ihnen wirklich nicht vorwerfen, dass sie damit hinter dem Berg gehalten haben, was sie nach der Machtergreifung vorhatten. Das alles kann man heute noch nachlesen.

Auch die Rolle von Papens als Steigbügelhalter Hitlers ist gut erforscht worden und seine Schutzbehauptung, die er während des Nürnberger Prozesses vorbrachte, dass er Hitler kontrollieren und damit ausschalten wollte, stimmt so einfach nicht. Von Papen stimmte in zentralen Punkten mit Hitlers Wertekanon überein und war nach Historikermeinung, in seiner damaligen Rolle, einer seiner getreuesten Vasallen und wollte einfach nur zusammen mit Hitler wieder an der Macht partizipieren.
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ging.html

Wer es wissen wollte, hat es auch gewusst, was mit Deutschland nach der Machtergreifung passieren würde. Die damalige Zeit ist gut erforscht und dokumentiert.
Hast du damals schon gelebt? Hast du alles miterlebt? Ohne jetzt deine Aussage generell in Zweifel zu ziehen; es ist immer schwierig, sich ein objektives Bild von Ereignissen aufgrund von Berichten anderer zu machen. Denn je nach politischer Ausrichtung sehen die Berichte immer anders aus. Der französische Dichter Paul Valèry hat mal geschrieben: "Die Geschichtsschreibung stellt das gefährlichste Produkt dar, das in der Giftküche des menschlichen Intellekts je gebraut wurde." Ich finde, da ist eine Menge Wahres dran und Rauschberg hat völlig recht: In den zwanziger und erst recht in den dreißiger Jahren nach der Machtergreifung Hitlers war es äußerst schwierig, sich ein objektives Bild der politischen Lage zu machen. Erstens, weil diese in der Weimarer Republik (Nazis ebenso wie Kommunisten hatten ihre Prügelbanden) unübersichtlich genug war und zweitens, weil den meisten Menschen die Zeit und das Geld fehlte, sich zu informieren: Viele hatten 24 Stunden am Tag zu tun, sich und ihre Familie am Leben zu erhalten. Einfach alle über einen Kamm scheren, so wie du das machst, Curnon, wird der Realität sicher nicht gerecht.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

Ich denke, dass schon viele gewusst haben, was da passiert. Aber es wissen und etwas dagegen tun sind zweierlei.
Mein Opa mütterlicherseits war bei der Reichsbahn. Er hat die Züge mit den deportierten Juden (Ziel KZ) vorbeifahren sehen. Die Menschen an den Zugfenstern, vergeblich auf Hilfe hoffend.
Zu Hause hat er geweint - warum hat Mutter erst viel später erfahren.
Ich meine, die Leute sind nicht dumm. Wenn die netten Nachbarn auf einmal ein Judenkreuz tragen müssen, nicht mehr überall einkaufen dürfen und über Nacht ihr Haus, ihre Wohnung verlassen haben...einfach nicht mehr da waren.
Das ganze Ausmaß wird aber nicht jeder geglaubt oder vermutet haben.
Vor allem aber - mit wem sollten sie sich darüber unterhalten? Ein Wort zuviel in der Familie, das Kind erzählt etwas den Freunden, deren Eltern hören es und auf einmal steht die SS vor der Tür. So oder ähnlich wird es auch auf dem "platten Land" gewesen sein.

Was ich glaube (nicht weiß): Mit dieser Entwicklung haben 1933 nur die Anhänger des (ihr wisst schon) gerechnet. Die Bevölkerung nicht...
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Hoellenvaart »

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... e7664.html

https://www.deutschlandfunk.de/was-wuss ... e_id=48241

natzi war nach dem krieg natürlich auch keiner mehr, mein kampf (alleine im jahr 1933 über eine million auflage, später bei hochzeiten statt der bibel verteilt) hatte natürlich nie einer im bücherregel stehen gehabt usw. usw.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Yeti »

Die Bibel ist das meist gedruckte Buch dieser Welt. Wieviele Menschen, glaubst du, haben sie komplett gelesen? :?

Und glaube mir, Nazi schreibt man immer noch ohne t. :lol:
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

Hoellenvaart hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 23:18 https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... e7664.html

https://www.deutschlandfunk.de/was-wuss ... e_id=48241

natzi war nach dem krieg natürlich auch keiner mehr, mein kampf (alleine im jahr 1933 über eine million auflage, später bei hochzeiten statt der bibel verteilt) hatte natürlich nie einer im bücherregel stehen gehabt usw. usw.
Bis zur Seite 10 oder 15 habe ich das Buch im Original gelesen... und dann kopfschüttelnd beiseite gelegt.
Besser konnte man nicht feststellen, welch Geistes Kind dieser Herr war.
Den Wortlaut habe ich mir nicht merken können, aber das Buch konnte nur durch den zwangsweisen Verkauf zu einem "Bestseller" werden. Wo es jetzt geblieben ist - vermutlich mit dem Überresten meines Elternhauses verschwunden oder schon vorher.
Soweit ich weiß, durfte es in den letzten Jahren wieder neu gedruckt und herausgegeben werden.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Yeti »

Atlan hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 23:36
Hoellenvaart hat geschrieben: Montag 24. Juni 2019, 23:18 https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... e7664.html

https://www.deutschlandfunk.de/was-wuss ... e_id=48241

natzi war nach dem krieg natürlich auch keiner mehr, mein kampf (alleine im jahr 1933 über eine million auflage, später bei hochzeiten statt der bibel verteilt) hatte natürlich nie einer im bücherregel stehen gehabt usw. usw.
Bis zur Seite 10 oder 15 habe ich das Buch im Original gelesen... und dann kopfschüttelnd beiseite gelegt.
Besser konnte man nicht feststellen, welch Geistes Kind dieser Herr war.
Den Wortlaut habe ich mir nicht merken können, aber das Buch konnte nur durch den zwangsweisen Verkauf zu einem "Bestseller" werden. Wo es jetzt geblieben ist - vermutlich mit dem Überresten meines Elternhauses verschwunden oder schon vorher.
Soweit ich weiß, durfte es in den letzten Jahren wieder neu gedruckt und herausgegeben werden.
Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass ich nicht in dieser Zeit gelebt habe. Auf der einen Seite Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, auf der anderen Seite kommt da dieser Hitler, der allen Menschen Wohlstand und Arbeit verspricht. Zu welchem Preis, das hat man dann 12 Jahre später gesehen. Aber kann man es den Menschen denn ankreiden, dass sie in ihrem Elend diesem Verführer aufgesessen sind? Heute, aus einer anderen Sicht, es ist leicht, diese Menschen zu verurteilen. Aber haben wir das Recht dazu?
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

Yeti hat geschrieben: Dienstag 25. Juni 2019, 01:11
Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass ich nicht in dieser Zeit gelebt habe. Auf der einen Seite Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, auf der anderen Seite kommt da dieser Hitler, der allen Menschen Wohlstand und Arbeit verspricht. Zu welchem Preis, das hat man dann 12 Jahre später gesehen. Aber kann man es den Menschen denn ankreiden, dass sie in ihrem Elend diesem Verführer aufgesessen sind? Heute, aus einer anderen Sicht, es ist leicht, diese Menschen zu verurteilen. Aber haben wir das Recht dazu?
Man kann sich die Zeit nicht aussuchen in die man hinein geboren wird. Vom Krieg abgesehen, den wir wohl alle nicht erleben möchten, kann und sollte man aus dieser Zeit (33-45) lernen.
Leider sieht es so aus, dass wir im Begriff sind, die Fehler von damals zu wiederholen.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von rauschberg »

Ursprünhlich war in Atlans Kommentar einmal die Rede von der Zeit vor 1933. Ergo ist es ziemlich müssig, darüber zu diekutieren, wer nach 1933 wann was gewußt hat.
Wenn heute in Istambul ein neuer Bürgermeister gewählt wird, weiß das Ergebnis noch am gleichen Tag mit den ersten Hochrechnungen eine Stunde nach Schließung der Wahllokale die ganze Welt.
Alleine das mit den damaligen Verhältnissen zu vergleichen, ist schon mehr als schräg.
Und das was in den 20er bis zum Beginn der 30er Jahre, hier bis 33 damals in der Politik teilweise los war, ist mit heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar. Und für den "kleinen Mann unter den Auswirkungen des "verlorenen Kriegs", desVersailler Vertrags, der Besetzung des Rheinlands, der Inflation und all der anderen "Nebenwirkungen.

Und auch damals war es doch nicht anders als heute - wie man doch in vielen Ländern auch in Europa sehen kann, wer den Leuten Versprechungen macht und Ängste schürt, kommt an die Macht. Und wenn er an der Macht ist, sorgt er mit allen Mitteln dafür, dass er es bleibt.

Nicht umsonst tut man sich ja heute mit dem Verbot von Parteien so schwer. Die Väter des Grundgesetzes waren ja alles Leute, die ja selbst erlebt haben, wohin es führt, wenn man einem oder einer Partei die Macht gibt, Parteien einfach zu verbieten.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Atlan »

rauschberg hat geschrieben: Dienstag 25. Juni 2019, 12:18 Ursprünhlich war in Atlans Kommentar einmal die Rede von der Zeit vor 1933. Ergo ist es ziemlich müssig, darüber zu diekutieren, wer nach 1933 wann was gewußt hat.
Wenn heute in Istambul ein neuer Bürgermeister gewählt wird, weiß das Ergebnis noch am gleichen Tag mit den ersten Hochrechnungen eine Stunde nach Schließung der Wahllokale die ganze Welt.
Alleine das mit den damaligen Verhältnissen zu vergleichen, ist schon mehr als schräg.
Und das was in den 20er bis zum Beginn der 30er Jahre, hier bis 33 damals in der Politik teilweise los war, ist mit heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar. Und für den "kleinen Mann unter den Auswirkungen des "verlorenen Kriegs", desVersailler Vertrags, der Besetzung des Rheinlands, der Inflation und all der anderen "Nebenwirkungen.

Und auch damals war es doch nicht anders als heute - wie man doch in vielen Ländern auch in Europa sehen kann, wer den Leuten Versprechungen macht und Ängste schürt, kommt an die Macht. Und wenn er an der Macht ist, sorgt er mit allen Mitteln dafür, dass er es bleibt.

Nicht umsonst tut man sich ja heute mit dem Verbot von Parteien so schwer. Die Väter des Grundgesetzes waren ja alles Leute, die ja selbst erlebt haben, wohin es führt, wenn man einem oder einer Partei die Macht gibt, Parteien einfach zu verbieten.
Man kann den Beginn einer Entwicklung nicht immer auf ein festes Datum legen. Der Krieg war zu Ende (1918) und eine neue (demokratische) Zeit begann. Es gab die Nachkriegszeit, die Inflation (1923), den wirtschaftlichen Aufschwung (Goldene Zwanziger, geschätzt von mir nur 4 Jahre - 24/25-29). Danach ging es wirtschaftlich wieder abwärts, hohe Arbeitslosigkeit und ein Politiker tauchte auf, der das ändern wollte. Oder so ähnlich...

Information: Die Leute mussten glauben, was in der Zeitung stand oder via Radio in den Nachrichten berichtet wurde.
Fernsehen? Nur ein Programm (schwarz/weiß spielt keine Rolle). Meine Eltern hatten - so wurde es mir erzählt - den 5.Fernseher in der Gemeinde (1958). Telefon in der nächstgelegenen Gaststätte - 2,5 Km entfernt. Ich weiß jetzt nicht, wann es das erste Telefon bei uns im Haus gab.
Und mein Vater hat bereits vor dem 2.Krieg Vollzeit gearbeitet. Nach dem Krieg bis zur Rente mit 60.

Und @rauschberg hat recht: wer den Leuten Versprechungen macht und Ängste schürt, kommt an die Macht. Und wenn er an der Macht ist, sorgt er mit allen Mitteln dafür, dass er es bleibt.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von magical »

Atlan hat geschrieben: Dienstag 25. Juni 2019, 14:19 ...
Und @rauschberg hat recht: wer den Leuten Versprechungen macht und Ängste schürt, kommt an die Macht. Und wenn er an der Macht ist, sorgt er mit allen Mitteln dafür, dass er es bleibt.

Und ganz alleine dieser Punkt müsste doch eigentlich jedem einleuchten, der eine Schule besucht hat und Geschichtsunterricht genossen hat.
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

Spätestens wenn auf Deinen Hoden eine Mücke sitzt, wird Dir klar, dass sich nicht alle Probleme mit Gewalt lösen lassen.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von rauschberg »

magical hat geschrieben: Dienstag 25. Juni 2019, 14:57
Atlan hat geschrieben: Dienstag 25. Juni 2019, 14:19 ...
Und @rauschberg hat recht: wer den Leuten Versprechungen macht und Ängste schürt, kommt an die Macht. Und wenn er an der Macht ist, sorgt er mit allen Mitteln dafür, dass er es bleibt.

Und ganz alleine dieser Punkt müsste doch eigentlich jedem einleuchten, der eine Schule besucht hat und Geschichtsunterricht genossen hat.
In der Beziehung haben die Menschen ein Kurzzeitgedächtnis! Sieh dich doch einfach mal in Europa um. Was hat man denn in den Ländern aus der Vergangenheit gelernt? Da wird ein Land wirtschaftlich vor die Wand gefahren. Die nächste Regierung versucht - was meist auch nur mit Sparmaßnahmen und einschnitten geht - die Lage in den Griff zu bekommen.
Bei der nächsten Wahl kommen die, die die Misere mitverursacht haben mit Versprechungen über Steuersenkungen, Rentenerhöhungen und ähnlichem - und gewinnen die Wahl. Müssten doch eigentlich all noch wissen, wer für die letzte Krise veratwortlich war. Länder wie Polen oder Ungarn - da müsste doch die Bevölkerung eigentlich wissen, wie das mit einer Regierung ist, die alles und jedes selbst bestimmen will und die Opposition und die Medien mit Restriktionen zum Schweigen bringt. Und wer wird gewählt - Orban und Kaczynski, die genau das wieder versuchen.
Warum wird ein Trump Präsident - "We make Amerika great again! Amerika first!"
Wie sieht es in anderen Ländern aus, wo noch vor absehbarer Zeit von Reiseverbot über Bespitzelung bis zur Einheitspartei alles fest geregelt war - hält es die Menschen davon ab, genau dieses System wieder zu wählen? Eben nicht!
Alle "Sünden der Vergangenheit" sind vergessen und man erinnert sich nur noch an die Dinge, die ja "so schlecht nicht" waren.
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Re: „Hier treffen sich die Paten des Rechtsterrors“

Beitrag von Hoellenvaart »

es geht nicht darum, ob man mein kampf gelesen hat, sondern ob man es hätte lesen und damit hätte wissen können, was man da wählt.
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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