Deppenwelt

Eckfahnenfan

Re: Deppenwelt

Beitrag von Eckfahnenfan »

Als Kenner des Einlochens sage ich: aber sicher doch.
Ganz großes Handicap, die Liebe ans Vaterland zu binden.
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GaviaoDF
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Re: Deppenwelt

Beitrag von GaviaoDF »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 19:12 Als Kenner des Einlochens sage ich: aber sicher doch.
Ganz großes Handicap, die Liebe ans Vaterland zu binden.
Sputzelchen, machen wir uns doch nichts vor: Du lochst schon seit Jahren nichts ein, weder bei Deiner Alten, noch bei Deinen Kumpels, und auf dem Grün schon gar nicht. Allerdings, wenn man Scheisse blubbern in einem Fussballforum dazu zählt, dann hast Du eine Bombenbilanz.

Darauf einen Oskar-Sahra Einlocher.
"Klar. Ich hätte das selber machen können (in die Politik zu gehen), aber dazu fehlte mir bisweilen im Leben der Mut, die Egomanie, die Zeit u. auch Vitamin B."

Quelle: Wer wohl?
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Depp72
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 19:12 Ganz großes Handicap, die Liebe ans Vaterland zu binden.
Ist ein Mutterland weniger schlimm als ein Vaterland?
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 20:52
Eckfahnenfan hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 19:12 Ganz großes Handicap, die Liebe ans Vaterland zu binden.
Ist ein Mutterland weniger schlimm als ein Vaterland?
Radio Eriwan hätte sicher eine kompetenzgeschwängerte Antwort parat.
Mir ist es wurscht wie man dieses Surrogat geschlechtlich eingruppiert.
Macht mir so oder so keinen Harten.
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Depp72
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Deppenwelt: Cottbus

Beitrag von Depp72 »

taz hat geschrieben:In wenigen Tagen, am 9. Oktober, wird in Cottbus ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Doch mit den Teil­neh­me­r:in­nen­zah­len der Montagsdemos wächst auch die Angst in der Stadt, die Wut über die steigenden Energiepreise könnte der AfD den lang ersehnten Wunsch erfüllen, erstmals einen Oberbürgermeister in einer deutschen Großstadt zu stellen. In den aufwendig produzierten Wahlwerbespots träumt AfD-Kandidat Lars Schieske von einem „Domino-Effekt“, der sich auf andere Städte ausbreiten werde.

Obwohl sich der Protest am Montagabend vorgeblich gegen die steigenden Lebenserhaltungskosten richtet, ist unverkennbar, wer hier den Ton angibt. „Unser Volk zuerst“, steht in weißen Buchstaben auf dem roten Fronttransparent, getragen von jungen, mit schwarzen FFP2-Masken im Gesicht versehenen Aktivisten. Personen, deren Gesinnung durch das Tragen einschlägiger Szenemarken erkennbar ist, laufen einträchtig neben vor allem älterem, bürgerlichem Publikum. Vereinzelt sind Reichskriegsflaggen zu sehen, andere Schilder fordern „Nordstream 2 öffnen“ und „Frieden mit Russland“.

Im ersten Wahlgang am 11. September konnte AfD-Mann Schieske 26,4 Prozent der Stimmen abräumen – ein deutlicher Abstand hinter dem Sozialdemokraten Tobias Schick, der mit 31,8 Prozent gewann. Aber das könnte nicht deutlich genug gewesen sein, um von einem sicheren Sieg des SPD-Kandidaten in der Stichwahl am kommenden Sonntag ausgehen zu können.
[...]
Rein rechnerisch sollte sein Wahlsieg eigentlich kein Problem sein, zumal die nach dem ersten Wahlgang ausgeschiedenen Kandidaten von CDU und FDP sich für Schick starkmachen. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Neben der ungewissen Dynamik der Sozialproteste ist es vor allem die niedrige Wahlbeteiligung, die Sorgen bereitet. Im ersten Wahlgang gingen nur rund 53 Prozent zu den Urnen, im zweiten könnten es noch weniger werden.
[...]

Doch wie konnte es so weit kommen, dass ein AfD-Mann in einer deutschen Großstadt realistische Chancen auf den Posten des Oberbürgermeisters hat?
[...]

Fragt man den SPD-Kandidaten Schick und den ehemaligen Pastor Polster, warum die Strategie der Rechten in Cottbus auf so fruchtbaren Boden fällt, bekommt man ähnliche Antworten. Es sei der Schock über den Strukturbruch der Wende, der immer noch tief sitze. Ein Großteil der 180.000 Arbeitsplätze in der Braunkohleregion fiel nach der Wiedervereinigung weg, das Bergbauunternehmen LEAG beschäftigt heute nur noch 7.500 Mitarbeiter. Die Einwohnerzahl von Cottbus schrumpfte in wenigen Jahren von 130.000 auf 100.000 Menschen zusammen. „Wenn deine Nachbarn wegziehen, und du dich fragst, warum du noch hier bist, dann macht das was mit dir“, beschreibt Tobias Schick das vorherrschende Gefühl der Nachwendejahre.

Vom Niedergang ist heute im Stadtbild wenig zu spüren. Die Altstadt ist durchsaniert und verfügt über eine großzügige Fußgängerzone, der Bahnhof blitzt nach umfassender Renovierung, zahlreiche gepflegte Grünflächen und Parks laden zum Verweilen ein. Der endgültige Ausstieg aus der Kohle beschert Cottbus Milliarden an Strukturförderung. Überall wird gebaut, und statt Arbeitslosigkeit ist derzeit das größte Problem, genügend Fachkräfte zu finden.
[...]
Doch trotzdem gelingt es der AfD, Angst vor der Zukunft zu instrumentalisieren, indem sie suggeriert, die Demütigungen der Nachwendeerfahrung könnten sich wiederholen – durch Geflüchtete, Coronamaßnahmen oder steigende Energiepreise. „Alles, was wir geschaffen haben, will man jetzt leichtfertig zerstören“, ruft der Redner am Ende der Demonstration am Montag unter Applaus ins Mikrofon.

https://taz.de/AfD-will-erste-Grossstad ... /!5882472/
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Deppenwelt: Metaversum

Beitrag von Depp72 »

NZZ hat geschrieben: «Das Metaversum ist unabwendbar»:
Warum wir alle uns an den Gedanken gewöhnen sollten, in einer virtuellen Welt zu leben

Das Metaversum wird unsere Gesellschaft so prägen wie heute das Internet – und in wenigen Jahren dürfte es losgehen, sagt der Investor und Buchautor Matthew Ball. Unternehmen müssten sich schon heute darauf vorbereiten.

Herr Ball, wie bald werden wir ein solches Interview im Metaversum führen?

Ich habe schon ein paar Gespräche mit Journalisten in virtuellen Welten wie «Fortnite» geführt – aber wenn wir vom echten Metaversum reden, dann reden wir von einem komplexen Netzwerk an Protokollen und Technologien, die es ermöglichen, dass verschiedene virtuelle Welten miteinander kommunizieren – so wie es Websites und Anwendungen heute schon tun. Diese volle Version eines Metaversums, also eine angereicherte Umgebung, in die wir in Echtzeit völlig eintauchen und die wir gemeinsam erleben wie heute ein Konzert – das ist vermutlich noch ein Jahrzehnt entfernt.

Also treffen wir uns 2032 wieder im Metaversum?

Am Ende dieses Jahrzehnts werden wir uns alle darin einig sein, dass das Zeitalter des Metaversums begonnen hat – so wie das mobile Internet am Ende der neunziger, Anfang der 2000er Jahre begonnen hat; auch wenn es damals für die meisten Leute noch nicht zugänglich war.

Wie erklären Sie Ihren Eltern, was das Metaversum ist?

Das ist eine lustige Frage, weil meine Antwort jedes Mal anders ist. Dieser Tage versuche ich als Erstes zu erklären, was das Internet überhaupt ist: Es verbindet fast 200 Länder, 40 000 unabhängige Netzwerke, Millionen von Servern, Milliarden Menschen, Milliarden Websites und 25 Milliarden Geräte. Sie alle können dauernd miteinander Informationen austauschen – in dem Ausmass, dass heute 20 Prozent unserer Wirtschaft digital sind.

Wenn wir über das Metaversum reden, reden wir darüber, das Internet so auszubauen, dass es in 3-D genauso funktioniert wie heute in 2-D und dass wir es zu etwas umgestalten, was live ist und man miteinander teilt. Aus diesem Grund beschreiben wir das Metaversum oft als ein grosses Videospiel – wir wollen eine konstante, multidimensionale, geteilte Verbindung mit anderen haben.


Kwelle & mehr: https://www.nzz.ch/technologie/das-meta ... ld.1702440
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Deppenwelt: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Depp72 »

Netzpolitik hat geschrieben:Neue Signal-Chefin: „Künstliche Intelligenz ist vor allem ein Marketinghype“

Sie arbeitete für Google, forschte zu Künstlicher Intelligenz und steht nun an der Spitze des Messengers Signal. Meredith Whittaker gilt als eine der schärfsten Kritikerinnen von Big Tech. Wir sprechen mit ihr über smarte Kaffeemaschinen, Verschlüsselung für alle und die fatalen Folgen fehlender Regulierung.

Als Meredith Whittaker Anfang September zur neuen Präsidentin der Signal Foundation berufen wurde, horchte die Tech-Branche auf. Denn die ehemalige Google-Managerin gilt als einer ihrer schärfsten Kritiker:innen.

In den vergangenen Jahren hat Whittaker vor allem gegen Überwachung und Rüstungsdeals gekämpft – erst bei Google, wo sie seit 2006 dreizehn Jahre lange arbeitete, später an dem von ihr mitgegründeten Forschungsinstitut zu den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz.
[...]

netzpolitik.org: Sie forschen seit Jahren zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von sogenannter Künstlicher Intelligenz. In der Redaktion kursierte vor wenigen Tagen die Werbeanzeige für einen Kaffeevollautomaten, der angeblich mit Hilfe Künstlicher Intelligenz betrieben wird. Die KI sorge dafür, dass die am häufigsten genutzten Programme automatisch auf der Bildschirmanzeige auf den ersten Plätzen landen. Ist KI zu einem Werbeversprechen verkommen?

Meredith Whittaker: Die Kaffeemaschine ist ein gutes Beispiel für den wilden Marketinghype. Diese Maschine hält ja nur fest, was genutzt wird – und schon ist es Künstliche Intelligenz. KI ist vor allem eine Art Marketingbegriff, der datenzentrierte Produkte für den Verkauf aufwerten soll.

Der Stand der KI ist seit nunmehr rund 70 Jahren an dem gleichen Punkt. Der Begriff wurde gleichzeitig in geradezu haarsträubende Weise unterschiedlichen Techniken angedichtet. An Fahrt gewann das Thema dann vor knapp zehn Jahren, so zwischen 2013 und 2015. Damals gab es kaum eine Ausgabe des Wired Magazines, auf dessen Titelblatt nicht das Thema KI prangte. Und plötzlich wurden all diese Wissenschaftler:innen, die in den hintersten Universitätslaboren werkelten, geradezu zu Rockstars gemacht.

netzpolitik.org: Was war damals passiert?

Meredith Whittaker: Die Unternehmen nahmen maschinelles Lernen, eine Technologie, die eigentlich aus den Achtzigerjahren stammt, und wendeten sie auf ihre massiven Datenspeicher und gewaltigen Recheninfrastrukturen an. Und sie erkannten, dass sie damit Dinge tun konnten, die zuvor ohne diese Ressourcen nicht möglich gewesen wären.

Im Kern ging es darum, mehr wirtschaftliches Wachstum zu generieren, neue Märkte zu erschließen und die Tech-Industrie zu einem Nervensystem unserer Welt zu machen. KI als Marketingbegriff war extrem erfolgreich dabei.

netzpolitik.org: Einige Ihrer Kolleg:innen aus der Wissenschaftscommunity haben dazu aufgerufen, Begriffe wie Künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen nicht länger zu nutzen, weil sie falsche Vorstellungen von den Fähigkeiten dieser Systeme wecken. Stattdessen sollten wir möglichst präzise benennen, was ein System macht, etwa Muster in großen Datenmengen erkennen. Halten Sie das für eine gute Idee?

Meredith Whittaker: Das ist eine schwierige Frage. Aus eben diesem Grund habe ich angefangen, den Begriff Künstliche Intelligenz in Anführungszeichen zu verwenden – das ist meine Lösung. Denn es gibt ja bereits einen Diskurs rund um KI. Und es lohnt sich, in diesen Diskurs einzugreifen und klarzustellen: Nein, das ist nicht übermenschlich. Das ist keine Empfindungsfähigkeit. Was das Marketing behauptet, stimmt nicht. Dazu müssen wir diese Begriffe nutzen.

Zum anderen ist es überaus schwierig, präzise zu sein. Denn in den allermeisten Fällen, in denen wir mit dieser Technologie in Berührung kommen, ist sie proprietär. Die Unternehmen machen daraus ein Geschäftsgeheimnis. Das ist einer der großen Vorteile, die diese Unternehmen bei ihren Behauptungen haben: Wir können sie nicht überprüfen. Wir haben also nicht die Macht der Präzision, weil wir keine Transparenz haben.

Kwelle & mehr: https://netzpolitik.org/2022/neue-signa ... etinghype/
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Deppenwelt: Dieter Bohlen

Beitrag von Depp72 »

Vorab möchte ich mich bei allen aufrichtig entschuldigen. Weil ich Dieter seinen Namen genannt habe, weil ich einen Bild-Artikel verlinke und weil ich den auch noch extrem lustig finde.

https://www.bild.de/politik/2022/politi ... .bild.html

Bild hat geschrieben:Lieber Dieter, um es mit deinen Worten zu sagen: Das war Scheiße!

Was Du da auf dem Podium vor Jung-Unternehmern gelabert hast, zeigt: Du liebst Politik und Debatte – aber die Liebe ist sehr einseitig. „Okay“, sagst Du, „da ist jetzt Krieg in der Ukraine.“ Aber den „Firlefanz mit Sanktionen“ und „die ganze Inflation“ und „dass die Leute frieren“ – das willst Du nicht verstehen.

DIETER, merkst Du’s noch?!

Wie würdest Du sagen: Wenn Dein Wellensittich morgens kacken geht, hat er mehr Gedankengänge als Du beim Thema Ukraine-Krieg!
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Hoellenvaart
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Beitrag von Hoellenvaart »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 14. Oktober 2022, 17:10 Vorab möchte ich mich bei allen aufrichtig entschuldigen. Weil ich Dieter seinen Namen genannt habe, weil ich einen Bild-Artikel verlinke und weil ich den auch noch extrem lustig finde.

https://www.bild.de/politik/2022/politi ... .bild.html

Bild hat geschrieben:Lieber Dieter, um es mit deinen Worten zu sagen: Das war Scheiße!
Was Du da auf dem Podium vor Jung-Unternehmern gelabert hast, zeigt: Du liebst Politik und Debatte – aber die Liebe ist sehr einseitig. „Okay“, sagst Du, „da ist jetzt Krieg in der Ukraine.“ Aber den „Firlefanz mit Sanktionen“ und „die ganze Inflation“ und „dass die Leute frieren“ – das willst Du nicht verstehen.

DIETER, merkst Du’s noch?!

Wie würdest Du sagen: Wenn Dein Wellensittich morgens kacken geht, hat er mehr Gedankengänge als Du beim Thema Ukraine-Krieg!

„Wenn die diese Sanktionen nicht gemacht hätten und man hätte sich vernünftig an einen Tisch gesetzt, dann bräuchten die Leute diesen ganzen Firlefanz nicht machen“, echauffierte sich Bohlen. Und der Multimillionär, der mit seiner Band Modern Talking einst große Erfolge in Russland feierte, fügte hinzu: „Jetzt müssen wir frieren.“ Auch hier applaudierten die Jung-Unternehmer im Publikum dem Pop-Titan.

die jung-unternehmer und der pop-titan frieren jetzt also, aha.

:wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg:

Neben vielen Profilen, die in die Empörung einstimmen, gibt es auch zahlreiche hämische Kommentare. „Wer hätte gedacht, dass man sich irgendwann mal die Zeit zurück wünscht, in der Dieter Bohlen einfach nur schlechte Musik produziert hat“, schreibt beispielsweise eine Userin.

als ob dies das einzige verbrechen von Dieter Bohlen gewesen wäre:

https://www.youtube.com/watch?v=lFrnN66KQ2c

:lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!:
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Deppenwelt: Armenspeisung

Beitrag von Depp72 »

''Die Schlangen vor den privaten Tafeln werden immer länger, die Spender stehen unter Druck, mehr zu geben. Doch Armenspeisung ist eine Aufgabe des Staats.''
Spoiler
Show
FAZ hat geschrieben:Solche Schlangen sind in unserem reichen und noch vergleichsweise gut organisierten Land inzwischen fast alltäglich. Aber warum irritiert uns das nicht viel stärker? Immerhin ist es doch verwunderlich, dass die Menschen in solchen Schlangen ihre Bedürftigkeit amtlich bescheinigt bekommen, denn nur dann erhalten sie fast kostenlos Lebensmittel – aber nicht etwa von staatlichen Stellen, sondern von einem privaten, weitgehend auf ehrenamtlichem Engagement aufgebauten Verein mit vielen, hoch motivierten Helfern.

Weiterhin sollte uns doch alle die gewaltig gewachsene Zahl der Bezieher solcher Hilfen beunruhigen. Nach Schätzung der Tafeln nutzen nun mehr als 2 Millionen Menschen das Angebot. Was ist da los? Warum verlässt sich der Staat auf Philan­thropie statt auf die effektive Verteilung der trotz Krise weiterhin sprudelnden Steuereinnahmen? Warum empfiehlt er informell über lokale Behörden, dass sich Kriegsflüchtlinge gleich direkt bei der Tafel versorgen? Sprich: Wie wurde aus einer privaten Dauereinrichtung milder Gaben eine vom Staat wie selbstverständlich als Kraftverstärker eingesetzte, halboffizielle nationale Armenküche?
[...]

Aber die Zeiten haben sich seit 1989 geändert. Wer bis dahin in West- wie Ostdeutschland aufgewachsen ist, der wird sich zwar an die Bahnhofsmission, kostenlose Schulmilch und dergleichen erinnern. Lange Schlangen von Bedürftigen oder Obdachlose in der Stadtmission waren aber kein täglich sichtbarer Teil des Alltags. Das hat sich in einer in den vergangenen 30 Jahren immer reicher wie sozial gespaltener werdenden deutschen Gesellschaft stark verändert.

Ein Indikator ist das rapide Wachstum des 1993 gegründeten Vereins Tafel e.V., der sich zum Ziel gesetzt hat, Lebensmittel kurz vor Ablauf ihrer Mindesthaltbarkeit an Bedürftige zu verteilen. Heute gibt es in Deutschland nicht weniger als 960 Tafeln. Und alle, die für diesen Artikel zwischen Stendal und Baden-Baden befragt wurden, hatten Ähnliches zu berichten: Die Zahl der Tafelnutzer steige stetig, sodass vielerorts einmal die Woche ein „Ukrainer-Tag“ eingerichtet werden musste, um die Gruppen der Langzeitnutzer und Neuankömmlinge zu trennen und damit zunehmende Konflikte zu entschärfen.
[...]

Wahr ist: Der Staat verwendet viel Steuergeld für soziale Absicherung, nicht zuletzt für die Grundsicherung, also Hartz IV. Den größten Anteil an den Ausgaben des Bundes hat mit Abstand der Etat des Arbeits- und Sozialministeriums. Insgesamt fließt weit mehr als die Hälfte der Bundesausgaben in soziale Aufgaben. Wahr ist aber auch, so eine Mitarbeiterin der Stendaler Tafel im Interview, dass eine Mutter mit zwei Kindern, die als Pflegehelferin arbeitet, finanziell noch akuter auf die Leistungen der Tafel angewiesen wäre als manch anderer Bezieher. Diese Mutter wird aber oft nicht als bedürftig eingestuft, da sie sich entschieden hat, arbeiten zu gehen, auch wenn ihr ohnehin geringer Verdienst von der aktuellen Inflation, Miete, Steuern und Versicherungen komplett aufgefressen wird. Will heißen: Jene Frau, die freiwillig arbeitet und aus ökonomischer Sicht besonders bedürftig wäre, darf nicht zur Tafel.

Natürlich kann und sollte der Staat nicht alles für alle leisten. Aber bei Armenspeisung – und nichts anderes leisten die Tafeln – und Schlangen vor der Essensausgabe geht es akut um brennende Fragen des sozialen Friedens, die sich nicht allein über Philanthropie adressieren lassen und die sich tendenziell durch Inflation und Ukrainekrise massiv verschärfen werden.

Gleichzeitig gilt gegenüber den Spendern der Lebensmittel: Wenn der Staat das Recht auf Eigentum (Art. 14 GG) als eines der stärksten individuellen Rechte in seiner Verfassung schützt, dann sollte er seine Bürger nicht zu Schenkungen zwingen. Und er darf auch nicht tatenlos zusehen, wenn für die Spender deren Großzügigkeit zum Problem wird.

Mehr noch: Wenn etwa ein Bäcker nach Weihnachten den noch bis Ostern haltbaren Stollen der örtlichen Tafel überlässt, ist dessen Warenwert – anders als bei Produkten am Rande der Mindesthaltbarkeit – eben nicht mehr null. Der Bäcker muss darauf Umsatzsteuer zahlen, quasi als Fluch der guten Tat. Willkommen in Deutschland!

Durch schlecht koordiniertes staatliches Handeln produziert man gleich mehrere Folgeprobleme, die in der Kombination zu einem ernsten Dilemma und zu einer sichtbaren Schwächung des Staates selbst führen können, da seine Bürger das Vertrauen in staatliches Handeln zu verlieren drohen. So verursacht der Staat durch das eigene Unterlassen einen Konflikt in den Tafeln – und zwar zwischen alten und neuen Nutzern, indem Behörden private Lebensmittelhilfe zur gesellschaftlich erwarteten Regelleistung für Flüchtlinge machen. Gleichzeitig riskiert der Staat die Reputation der Spender, die in Zeiten hoher Inflation und gestiegener Erwartung an ihr nachhaltiges Handeln diesem kaum noch nachkommen können und in der Folge auch nicht mehr wollen. Denn welcher Spender lässt sich gerne für die Art kritisieren, wie er spendet?
[...]

Der Staat sollte klarer definieren, was er leisten muss – und das und nur das zu finanzieren ist dann Aufgabe aller. Die Tafeln sind eine wichtige Ergänzung des Sozialstaates, aber sie können und sollen ihn nicht ersetzen.

Kwelle & mehr: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... ageIndex_2
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Re: Deppenwelt: Armenspeisung

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp hat geschrieben:
FAZ hat geschrieben: Aber bei Armenspeisung – und nichts anderes leisten die Tafeln – und Schlangen vor der Essensausgabe geht es akut um brennende Fragen des sozialen Friedens..
Die Sorge um den "sozialen Frieden", und nur die, nicht die um die lausige Lage der Pauperisierten, ruft das Zentralorgan der Bourgeoisie auf den Plan. Rechtzeitig. Bevor jemand auf die Idee kommen könnte, die Systemfrage und also die Frage nach den gesellschaftlichen Ursache des Dilemmas zu stellen. Passt!
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Re: Deppenwelt: Armenspeisung

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 16. Oktober 2022, 20:34 Die Sorge um den "sozialen Frieden", und nur die, nicht die um die lausige Lage der Pauperisierten, ruft das Zentralorgan der Bourgeoisie auf den Plan.

Der soziale Friede bzw. soziale Kit ist ja auch ganz zentral für eine Gesellschaft. Je stärker zufrieden eine Gesellschaft damit ist, desto mehr Fortschritt auf breiter Front. Weil es den Leuten etwas wert ist und weil der Ideenwettbewerb blüht.
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Re: Deppenwelt: Armenspeisung

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 18. Oktober 2022, 11:49
Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 16. Oktober 2022, 20:34 Die Sorge um den "sozialen Frieden", und nur die, nicht die um die lausige Lage der Pauperisierten, ruft das Zentralorgan der Bourgeoisie auf den Plan.

Der soziale Friede bzw. soziale Kit ist ja auch ganz zentral für eine Gesellschaft. Je stärker zufrieden eine Gesellschaft damit ist, desto mehr Fortschritt auf breiter Front. Weil es den Leuten etwas wert ist und weil der Ideenwettbewerb blüht.
:lol:
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Deppenwelt: Klimaministerin mit 26

Beitrag von Depp72 »

Mopo hat geschrieben:Die 26-jährige Romina Pourmokhtari wird Schwedens neue Klima- und Umweltministerin und damit das bislang jüngste Kabinettsmitglied des Landes. Schwedens neuer konservativer Regierungschef Ulf Kristersson gab die Personalie am Dienstag bei der Vorstellung seines Regierungsteams im Parlament in Stockholm bekannt. Pourmokhtari hat iranische Wurzeln. Sie war bislang Vorsitzende der jungen Liberalen. Diesen Posten gibt sie im November ab.

https://www.mopo.de/news/panorama/26-ja ... inisterin/


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Deppenwelt: Mädchen-Band aus Benin

Beitrag von Depp72 »

SRF hat geschrieben: Star Feminine Band aus Benin - Diese westafrikanische Girlgroup bewegt Beine und Gedanken

Sieben Mädchen aus Benin wollen ihren Landsfrauen musikalisch Mut machen. Damit rütteln sie an Traditionen.

«Ich war entsetzt und konnte nicht mehr mit ansehen, wie Männer bei uns mit Frauen umgehen – ohne Respekt und Rücksicht», sagt André Baleguemon resolut. «Ich musste handeln.» So gründete der Musikpädagoge Baleguemon im Norden von Benin vor vier Jahren eine reine Frauen-Band: die Star Feminine Band. Sie besteht aus sieben Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren. Ihre Musik hat eine politische Dimension, rüttelt wach und regt zum Nachdenken an. Denn in der Region der 35'000 Bewohner zählenden Kleinstadt Natitingou fristen Frauen ein tristes Dasein am Rande der Gesellschaft.

Frauen eine Stimme geben

Angefangen hat alles 2016 mit einem Musik-Workshop für Mädchen, den Baleguemon organisierte. Dem Aufruf im Radio folgten dutzende Mädchen. Die 17-jährige Sandrine am Keyboard erinnert sich: «Wir Mädchen haben uns im Haus der Jugend getroffen. Am Anfang war das Spielen für mich mühsam gewesen, aber inzwischen beherrsche ich mein Instrument gut.»
https://www.srf.ch/kultur/musik/star-fe ... d-gedanken


https://www.youtube.com/watch?v=tb9fxBgUhgE

https://youtu.be/tAue-uBuyvg?t=70

https://www.youtube.com/watch?v=bdDp6VAXXbk
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Deppenwelt: Querdenker

Beitrag von Depp72 »

Eine sehr interessante These von zwei Soziologen zur Denkweise von Querdenkern und ihre Sicht auf die Realität.
Berliner Zeitung hat geschrieben:„Querdenker haben grundlegende Zweifel an der Realität kultiviert“

Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger haben die Querdenker-Szene von Anfang an begleitet. Im Interview erklären sie, warum viele nicht mehr zurück können.

„Libertären Autoritarismus“ nennen die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Denkweise der Querdenker – auf den ersten Blick ein Paradox.
[...]

Frau Amlinger, Herr Nachtwey, die Proteste gegen Corona-Maßnahmen waren geprägt von einem Beharren auf Freiheit und Autonomie, eigentlich also anti-autoritären Werten. Sie analysieren die Querdenker-Szene dennoch als „libertäre Autoritäre“. Was macht dort den autoritären Charakter aus?

Carolin Amlinger: Die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, würden sich selbst nicht als Rechte oder Autoritäre bezeichnen. Oft wurden sie links oder liberal sozialisiert, Selbstverwirklichung und Kosmopolitismus sind wichtige Werte für sie. Mittlerweile tragen sie jedoch ein so absolutes Freiheitsverständnis vor, dass wir einen Drift ins Autoritäre beobachten können. Wir sehen aber keine Identifikation mit einem starken Führer wie beim klassischen Autoritären. Es gibt auch keinen Hang zu konventionellen Werten. Was wir aber gefunden haben, ist autoritäre Aggression gegenüber Personen und Institutionen, die angeblich ihre individuellen Freiheitsrechte missachten.

Aus welchen Milieus stammen diese libertären Autoritären? Sind das alles abgehängte Arbeiter?

Oliver Nachtwey: Eben nicht. In unseren Untersuchungen sind wir fast gar nicht auf Arbeiter, sondern auf Personen aus der modernen Mitte gestoßen. Wenig Industrie- oder Facharbeiter, dafür viele Angestellte und Selbständige, Menschen mit höherer Qualifikation. Wir haben nicht den klassischen Konservativen gefunden, der auch mal zu autoritären Ideen neigt, sondern Leute, die von progressiven Ideen kommen und über die politische Dynamik dann immer schneller nach rechts gehen. Das meinen wir, wenn wir von „Drift“ sprechen.

Wie kam es, dass der Staat in diesem Milieu schnell zu einer Hassfigur wurde?

Oliver Nachtwey: Es gibt erhebliche Klassenunterschiede in der Art, wie man den Staat vorher erlebt hat. Man sieht das zum Beispiel am Hartz-IV-Empfänger: Wer in Deutschland Transferzahlungen bezogen hat, der hat unmittelbare Erfahrungen mit dem Staat gemacht. Man musste sein Privatleben bis ins Badezimmer, bis zur Zahnbürste offenbaren und konnte sanktioniert werden, wenn man sich dem nicht gefügt hat.

Carolin Amlinger: Für die unteren Klassen und Arbeiter hat der Staat immer schon stark in das Alltagsleben hineindirigiert. Für jene Milieus, die auf Selbstverwirklichung und Autonomie zielen, war der Staat hingegen immer Garant ihrer Freiheit. Er war also nicht als disziplinierende Instanz präsent.

Oliver Nachtwey: Die Leute in unserer Untersuchung haben eigentlich immer vom Staat profitiert. Man hatte gute Straßen, eine gute Bildung und generell eine Gesellschaft, die funktioniert. Aber weil diese Gesellschaft funktioniert hat, blieb sie unsichtbar und wurde als selbstverständlich hingenommen.

Carolin Amlinger: Und in der Pandemie waren plötzlich auch diese Milieus mit Staatsinterventionen konfrontiert, die sie vorher nicht kannten.

Oliver Nachtwey: Durch die vorherige Unsichtbarkeit des Staates haben gerade diese Menschen vergessen, dass sie abhängig sind vom Rest der Gesellschaft. Jetzt nehmen sie Freiheit als etwas Absolutes, das ihnen persönlich gehört und verdrängen, dass diese Freiheit soziale Voraussetzungen hat. Jemand aus der oberen Mittelschicht begegnet dem Staat fast nie oder höchstens mal, wenn er die Kinder in der Schule anmeldet oder in eine Verkehrskontrolle kommt. Nur bei der Steuer ärgert man sich jedes Jahr. Aber da kommt nicht das Jugendamt oder das Sozialamt vorbei. Da gibt es keine Sanktionierung. Den Staat haben sie vorher als Enabler, nicht als Eingreifenden wahrgenommen. Jetzt haben diese Leute plötzlich gesehen: Der kann auch anders. Und das waren sie nicht gewohnt.
[...]

Carolin Amlinger: Die Querdenker haben insgesamt einen grundlegenden Zweifel über die Beschaffenheit der Realität kultiviert, der sich radikalisiert und verselbständigt hat. Dieses generelle Misstrauen findet so immer wieder neue Themen, neue Objekte und stellt am Ende die Realität als solche infrage. Deshalb kann man daran zweifeln, dass die ehemaligen Querdenker wieder in die Bahnen einer emanzipatorischen Gesellschaftskritik zurückfinden.

Kwelle & mehr: https://prod.berliner-zeitung.de/politi ... obal-de-DE
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Re: Deppenwelt Querdenker

Beitrag von erpie »

Hier die Praxis... Querdenker-Verurteilungen der Woche (KW 41)
Querdenker-Verurteilungen der Woche (KW 41)

von Gordana Rammert | Okt 16, 2022 | Corona, Querdenker, Querdenkerurteile

Da es im dritten Pandemiejahr fast täglich eine „Querdenker“-Verurteilung gibt, haben wir uns entschlossen, nicht mehr über jeden Fall einzeln zu berichten, sondern ab sofort Sammelartikel zu erstellen. Sozusagen die „Querdenker-Verurteilungen der Woche“. Sonst verliert man ja vor lauter Querdenke(r)n noch irgendwann den Überblick ;). Hier der Sammelartikel vom letzten Mal:
https://www.volksverpetzer.de/querdenke ... che-kw-41/
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
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Deppenwelt: Inflation

Beitrag von Depp72 »

Spiegel hat geschrieben:Zweimal im Jahr muss das Gehalt neu verhandelt werden

Pesoscheine als billiger Tapetenersatz, leere Restaurants und der gewohnte Familienalltag versinkt im Chaos. Die argentinische Fotografin Irina Werning zeigt die absurden Folgen der Inflation in ihrer Heimat.
[...]

Die jährliche Inflation im Euroraum wurde im August auf 9,1 Prozent geschätzt, Rekord. Im September waren es dann 10 Prozent – nächster Rekord. In Regionen wie dem Baltikum liegt sie längst doppelt so hoch, und selbst damit immer noch weit von dem entfernt, was Argentinierinnen und Argentinier kennen, so Werning. »Ich bin 46 Jahre alt und habe 36 Jahre meines Lebens eine zweistellige Inflation erlebt; im Durchschnitt waren es 80 Prozent pro Jahr.«
https://www.spiegel.de/ausland/inflatio ... 27ee795193

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Bild''Für dieses Bild ließ Werning ihren Mann die eigene Wohnung mit Geldscheinen tapezieren. Zum Zeitpunkt, als es entstand, war es billiger, die Wände mit Banknoten als mit Tapete zu tapezieren, rechnet sie vor. »Fünf Quadratmeter Vinyltapete kosten 6500 Pesos. Nimmt man Zehn-Peso-Scheine, kostet es nur noch 5100.«''

Fotostrecke: https://www.spiegel.de/ausland/inflatio ... 002c48e7a3
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Depp72
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Deppenwelt: 10 Downing Street

Beitrag von Depp72 »

''Die Queen ist tot. Der Wahnsinn regiert

Es ist der perfekte Abschluss des neo­liberalen Zeit­alters: Liz Truss wird Premier­ministerin und kurz darauf steht das Vereinigte Königreich vor dem Zusammen­bruch.''
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Republik hat geschrieben:Kurz: Kwartengs Budget war darauf getrimmt, als starkes Signal für die Märkte zu dienen.

Und das klappte. Noch während Kwarteng sprach, begann das britische Pfund einzubrechen. Während der Zins für britische Regierungs­anleihen rasant stieg.

Als die Börsen schlossen, stand das Pfund gegenüber dem Dollar auf dem tiefsten Kurs seit 1985.

Fast alle Partei­kollegen waren ebenso überrumpelt wie die Märkte. Es stellte sich heraus, dass Truss und Kwarteng weder das Budget­prüfungs­büro noch das Kabinett konsultiert hatten.
[...]

Anders als in der Finanz­krise blieben die Zahlen keines­wegs abstrakt. Sie schlugen direkt als Faust­schlag auf die Bevölkerung durch.

Das, weil das Misstrauen der Kredit­geber gegenüber Regierung und Inflation nicht nur die britischen Staats­anleihen erfasste, sondern sämtliche Wert­papiere in Pfund Sterling.

Was auch die Zinsen für Business­kredite, Kreditkarten­schulden und vor allem für Hypotheken schlagartig in die Höhe trieb. In wenigen Tagen verschwanden fast 1000 günstige Hypothekar­angebote vom Markt.
[...]

Am Donnerstag­abend erschien die erste Wahl­umfrage nach dem Budget: Labour schlug nun die Tories mit einem Vorsprung von 33 Prozent­punkten: 54 zu 21.

Wäre dies das Wahl­resultat, hätte Labour im nächsten Parlament 565 Sitze – und die Tories, eine der ältesten Parteien der Welt, exakt 3.

Ein konservativer Abgeordneter kommentierte: «Die wirkliche Überraschung ist, dass uns überhaupt noch 21 Prozent wählen.»

Lange Messer

Kein Wunder, wurde der Tory-Parteitag am folgenden Wochen­ende ein Desaster.

Dabei half es wenig, dass die «Times» enthüllte, dass der Schatz­kanzler Kwarteng den Abend nach seiner Budget­rede auf einer Champagner-Party mit Bankern, Hedgefonds-Managern und weiteren Gross­spendern verbracht hatte, die ihm gratuliert und zum Abschluss geraten hatten, «noch einen draufzusetzen».

Noch weniger half, dass die Hedgefonds-Manager schon vor der Rede auf das fallende Pfund gesetzt und damit alle ein Vermögen verdient hatten. Und einige von ihnen Kwarteng an der Party «einen nützlichen Idioten» genannt hatten.

Es half auch wenig, dass Truss plötzlich behauptete, die Steuer­kürzungen seien Kwartengs Idee, während Kwarteng später behauptete, das Budget sei wegen des Todes der Queen nicht zeit­gerecht neutral zu überprüfen gewesen.

Und es war ebenso keine Hilfe, dass Tory-General­sekretär Berry das Publikum dazu ermahnte, die Teilnehmer der Champagner-Party zu «loben», weil diese durch die Finanzierung einer politischen Partei etwas für die Demokratie täten.
[...]

Warum flüchteten die Märkte aus dem kapitalistischen Paradies?

Niemand kann Truss und ihrem Schatz­kanzler Kwarteng Kompromisse vorwerfen: Steuer­kürzung, Boni, Frei­handel, Gewerkschafts­zähmung – sie boten alles auf, was liberale Think­tanks auf der Speise­karte haben.

Der Grund war, dass sie nach Ruin rochen. Intellektuell, politisch, finanziell.

Sicher, Truss’ und Kwartengs Budget war radikal markt­liberal, doch vor allem radikal veraltet. So ausser­gewöhnlich das Budget im Umfang war, so konventionell waren die Ideen. Sie waren in den letzten 20 Jahren oft genug probiert worden. Und so gut wie immer gescheitert.
[...]

Die Haupt­kritik war, was schon Präsident Biden getwittert hatte: Trickle-down funktioniert nicht. Was für die ökonomische Forschung keine Neuigkeit war. Im Jahr 2020 etwa veröffentlichte die London School of Economics eine Studie von David Hope und Julian Limberg. Die beiden Autoren untersuchten die wirtschaftlichen Folgen von Steuer­kürzungen für Reiche in 18 Industrie­ländern über den Zeitraum von 50 Jahren.

Das Resultat war – keines. Fünf Jahre nach den Steuer­kürzungen blieben Arbeits­losigkeit und Wirtschafts­wachstum überall so gut wie unverändert. Der einzige messbare Effekt war: Die Reichen wurden massiv reicher.

Der Grund dafür war ziemlich einfach: Kapital ist lukrativer als Arbeit. Und deshalb hat Geld auch eine andere Physik als Wasser: Es rieselt nicht nach unten, sondern nach oben.

Eine hohe Kapital­konzentration ist vor allem ineffizient: In einer Milliardärs­wirtschaft fliesst das grosse Kapital nicht mehr in Investitionen, sondern in Anlagen: Immobilien und Finanz­märkte. Wo es dann eine wachsende Blase bildet.

Gross­britannien mit seinem Finanzplatz-Wasserkopf, land­besitzender Klasse und verarmten Industrie­landschaften war schon vor Truss das Lehrbuch­beispiel für eine Politik aus Steuer­kürzungen und Spar­programmen: eine «Stagnation-Nation», in der Investment und Produktivität seit nun 10 Jahren auf bescheidenem Niveau konstant bleiben.

Für Finanz­profis war es schlicht vorsintflutlicher Wahn­sinn, bezüglich der wirtschaftlichen Zukunft ihres Landes auf Steuer­geschenke zu setzen – und dann noch auf Pump.

Es war sogar Sabotage. Wäre das Ziel der Regierung ernst­haft Wachstum gewesen, hätte sie völlig anders investiert. Denn in der Praxis spielen Steuern beim Ansiedelungs­entscheid von Unternehmen nur am Rand eine Rolle.

Was zählt, sind vor allem politische Verlässlichkeit, hervorragende Infra­struktur, gut ausgebildete Menschen. Eine Investition von 100 Milliarden in diesen Bereichen «hätte weitaus grössere Auswirkungen als Steuer­senkungen für Besser­verdienende und Unternehmen in gleicher Höhe», kommentierte etwa die Direktorin der London School of Economics, Minouche Shafik.
[...]

Die Rechnung kam dann über Nacht – aber es wird eine Generation brauchen, sie zu zahlen: Wegen des Zusammen­bruchs der Glaubwürdigkeit wird Gross­britannien auf Jahre hinaus viele Milliarden mehr an Schuld­zinsen zahlen – Geld, das man in Spitäler oder Schulen hätte stecken können.

Die Regierung, die für Wirtschaft und Wachstum angetreten war, wird ein sehr viel ärmeres Land hinter­lassen. (Und weiss Gott, was noch auf dem Renten­markt passiert!)

Ebenso klar ist: Der lange Marsch des kleinen, lauten, libertären Flügels der Konservativen Partei ist zu Ende. Über 50 Jahre lang intrigierten sie, sabotierten sie und stürzten sie Premier um Premier – und als sie zwei der ihren an der Macht hatten, brach in ein paar Tagen das Land zusammen. Und auch die Tories selbst sind wahrscheinlich für eine Generation Vergangenheit. Sie haben ihr wichtigstes Wahl­argument verloren: die Partei für das Portemonnaie zu sein.
Gross­britannien ist ein Land der Haus­besitzerinnen – jeder Vierte davon hält eine variable Hypothek. Nun, mitten in der grössten Lebenskosten­krise seit dem Zweiten Weltkrieg, explodierten die Preise: Wer zuvor 850 Pfund für sein Haus zahlte, zahlte im neuen Vertrag bis zu 1500 Pfund.

Zwecks Finanzierung von Steuer­erleichterungen für Reiche standen mit einem Schlag Hundert­tausende von britischen Familien vor dem finanziellen Ruin.

Kwelle & mehr: https://www.republik.ch/2022/10/19/die- ... nn-regiert
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Deppenwelt: Kurz vor dem Knast?

Beitrag von Depp72 »

Falter hat geschrieben:Das Geständnis des Thomas Schmid

Jahrelang hat er geschwiegen. Jetzt packt der engste Vertraute von Sebastian Kurz über Regierungskriminalität aus. Der Kanzler soll hunderttausende Euro Steuergeld für seine PR missbraucht haben und vom Boulevard bestochen worden sein. Einflussreichen Millionären sei die Finanz vom Hals gehalten worden. Und Parteifreunde hätten rechtswidrig Posten bekommen. Kurz wird einer Anklage nicht entkommen.
[...]

In einem US-Gerichtsdrama wären Schmids Geständnis und sein Kronzeugen-Ansuchen ein sogenannter „Plot Twist“. Also ein Moment, der einer Geschichte noch einmal einen völlig neuen Dreh gibt. Ex-Kanzler Kurz, der von Schmid belastet wird, wird nun entweder die Glaubwürdigkeit von Schmid in Zweifel zu ziehen versuchen (und ihn als eitlen und charakterlich defekten „Münchhausen“ framen). Oder er wird sich der neuen Realität stellen müssen, dass einer seiner engsten Vertrauten über die Vorgänge im Innersten der Macht auspackt. Vielleicht schafft der Jungvater Kurz, was angeklagte Minister nie geschafft haben: eine öffentliche Verantwortungsübernahme, eine Entschuldigung, oder sogar ein Geständnis. Es würde wohl seine Zukunft retten.

Es geht nun um sehr viel. Auch um die Zukunft der ÖVP. Wird Karl Nehammer einen klaren Schnitt zur Ära Kurz machen und die Korruptionsvorwürfe intern aufarbeiten lassen? Oder wird er weiter beschwichtigen? Wie werden die Grünen in der Regierung reagieren, wie Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die im Jänner 2023 Landtagswahlen zu schlagen hat?

Und nicht zuletzt geht es um die Frage, ob Kurz ins Gefängnis kommt. Dasselbe gilt auch für die engsten Mitarbeiter. Auch für sie gilt der Grundsatz, dass ein Geständnis ein wesentlicher Milderungsgrund ist. Dann können alle Beteiligten und die Republik das Kapitel Kurz endlich abschließen.

Mit einer Anklage gegen Kurz ist in ein, zwei Jahren zu rechnen. Im für die ÖVP schlimmsten Fall fällt das mit dem Nationalratswahlkampf 2024 zusammen. Düstere Aussichten, für Türkise wie für Schwarze.

https://www.falter.at/zeitung/20221019/ ... mas-schmid
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Deppenwelt: Holdouts

Beitrag von Depp72 »

Spektrum hat geschrieben:Die japanischen Soldaten, die das Kriegsende verpassten

Vor 50 Jahren fiel einer der letzten japanischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs. In der Überzeugung, es herrsche noch Krieg, hatten einige Männer jahrzehntelang weitergekämpft – gewaltsam.
[...]

Für die Feldarbeiter auf der Insel Lubang, die etwa 120 Kilometer südwestlich der philippinischen Hauptstadt Manila liegt, war der am 19. Oktober 1972 getötete Mann nur ein Bandit. Zusammen mit anderen Verbrechern hatte er seit Jahrzehnten die Gegend unsicher gemacht, geplündert, aus dem Hinterhalt auf Unbewaffnete geschossen und viel der hart erarbeiteten Ernten vernichtet. Endlich hatten sie einen der »Teufel der Berge« erwischt.

Doch schnell verbreitete sich die Nachricht, dass es sich bei dem Toten nicht um einen einfachen Kriminellen gehandelt hatte, sondern um einen japanischen »Holdout«: Es war der Obergefreite Kinshichi Kozuka. Er sollte der letzte kaiserlich-japanische Soldat sein, der in der Überzeugung fiel, im Zweiten Weltkrieg zu kämpfen – mehr als 27 Jahre, nachdem Japan den Krieg verloren hatte.

Versprengte Soldaten kämpften weiter für Japan

Holdouts wie Kozuka waren Soldaten, die nicht über die Kapitulation Japans am 2. September 1945 informiert wurden oder dieser Nachricht misstrauten. Wie viele es von ihnen zum Kriegsende in den von Japan besetzten Gebieten und auf den weit verstreuten Inseln im Südostpazifik gegeben hat, ist nicht genau bekannt. Doch Berichten zufolge tauchten bis in die 1950er Jahre in entlegenen Dschungelgebieten immer wieder japanische Soldaten auf.
[...]

Obwohl Onoda auf Lubang mehr als 30 Menschen ermordet, über 100 verletzt sowie mehr als 1000-fachen bewaffneten Raub begangen hatte, wurde er amnestiert. Japanexperte Igarashi kritisiert dies mit deutlichen Worten: »Ob sie sich des Kriegsendes bewusst waren oder nicht, die Verletzung und Tötung von Zivilisten durch Onoda und seine Männer sollte unter die Kategorie der Kriegsverbrechen fallen.«

Gehorsame Soldaten oder mörderische Männer?

Onoda verteidigte sich damit, Befehle befolgt zu haben. Der Ghostwriter seiner Autobiografie »No Surrender – My Thirty-year War« erklärte später, dass das Buch einzig und allein dazu dienen sollte, die Taten Onodas auf Lubang zu rechtfertigen. Nachdem japanische Journalisten Hinterbliebene von seinen Opfern befragt und ihre Recherchen öffentlich gemacht hatten, entlarvten sie Onoda »und stellten ihn als mörderischen ›straggler‹ dar, der die Einheimischen terrorisiert hatte«, erklärt Igarashi.

Doch für viele Japaner stellte Onoda das Paradebeispiel eines loyalen kaiserlichen Soldaten dar.

Kwelle & mehr: https://www.spektrum.de/news/holdouts-d ... en/2068893
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Deppenwelt: Die Städte der Reichen

Beitrag von Depp72 »

Manager Magazin hat geschrieben:In diesen Städten leben die Superreichen

Rund 62 Milliardäre leben in San Francisco. Damit ist die US-Metropole aber noch nicht die Stadt mit den meisten Superreichen. Auch in einer deutschen Stadt wohnen sehr viele wohlhabende Menschen.
https://www.manager-magazin.de/politik/ ... 6e25332cad
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Deppenwelt: Wahl in Brasilien

Beitrag von Depp72 »

Bild hat geschrieben:Dagegen wirken die Wahlkämpfe von Ex-US-Präsident Donald Trump (76) wie ein Besuch im Streichelzoo. Am Sonntag dürfen 156 Millionen Brasilianer wählen …

Schon jetzt ist das Land in heller Aufruhr: Überschattet wird das brutale Duell zwischen Rechtsaußen-Präsident Jair Bolsonaro (67) gegen den linken Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva (77) vom schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten – es geht nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um die Bloßstellung des Gegners.

Das Bolsonaro-Team vergleicht „Lula“ mittlerweile mit dem Teufel und rückt ihn in die Nähe eines mächtigen Verbrechersyndikats. Fake News, doch die verfangen bei den Wählern in den sozialen Medien, entwickeln ein Eigenleben.

Der Herausforderer musste sich deshalb sogar öffentlich erklären, klarstellen, dass er keinen Pakt mit dem Teufel eingegangen sei.

Doch auch die Lula-Anhänger schießen verbal scharf, haben sich von inhaltlichen Auseinandersetzungen verabschiedet: Bolsonaro sei ein Freimaurer, Kannibale und Pädophiler.
[...]

Einer der schärfsten Waffen des Wahlkampfes: das Internet! Kaum ein Land verbringt mehr Zeit am Handy als die Brasilianer: Im Durchschnitt ist jeder Einwohner fast fünf Stunden pro Tag an seinem Mobiltelefon.



https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html
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Deppenwelt: Identität geklaut

Beitrag von Depp72 »

Vice hat geschrieben:Meine Mutter hat meine Identität gestohlen und weggegeben

Ohne Papiere darf Elisabetta Agyeiwaa nicht wählen, heiraten oder ins europäische Ausland reisen. Wir haben mit ihr über ihren Kampf um ihre Identität gesprochen.

Elisabetta Agyeiwaa wurde 1991 in Brescia in Norditalien als Kind einer Einwanderin aus Ghana geboren. Aber sie wuchs dort nicht auf. Ein halbes Jahr nach ihrer Geburt brachte ihre Tante sie in ein kleines Dorf im niederländischen Friesland zu einer Freundin. Angeblich weil ihre Mutter mit ihr überfordert war. Das Problem: Sie hatte keine Papiere mit in ihr neues Leben bekommen. Später erfuhr Agyeiwaa, dass das keine Schlamperei, sondern Absicht war. Ihre eigene Mutter hatte ihre Identität gestohlen und einer anderen Person gegeben. Mit 31 hat sie immer noch keine Papiere, was ihr Leben zu einem bürokratischen Albtraum macht.

Da sie nirgendwo Hilfe findet, hat Agyeiwaa ihre Geschichte in einer kurzen Dokumentation erzählt. Elisabetta feierte im September ihre Premiere beim Nederlands Film Festival. Wir haben mit der Filmemacherin über ein Leben ohne Papiere und ihren Kampf um ihre Identität gesprochen.
https://www.vice.com/de/article/dy7xjm/ ... a-agyeiwaa
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Deppenwelt: Leeres Spanien

Beitrag von Depp72 »

Sergio Del Molino: Leeres Spanien. Reise in ein Land, das es nie gab
Deutschlandfunk hat geschrieben:Weite Teile Spaniens sind menschenleer, drei Viertel der Einwohner konzentrieren sich auf Madrid und die Städte entlang der Küste. Sergio Del Molino erzählt von einer urbanen Revolution, die auch Ergebnis der Industrialisierung unter Franco ist.
[...]

Knapp anderthalb Stunden braucht der Schnellzug für die 320 Kilometer lange Strecke von Saragossa nach Madrid. Wenn man aus dem Fenster schaut, bekommt man einen guten Eindruck von dem Spanien abseits der großen Metropolen und der dicht besiedelten Küstenregionen. Von diesem weithin kargen und entvölkerten Land erzählt Sergio Del Molino in seinem jetzt ins Deutsche übersetzten Buch, das ihn in Spanien berühmt gemacht hat. „Leeres Spanien“, so der prägnante Titel des 2016 im Original erschienenen Essays, wurde zu einem stehenden Begriff. Sein Erfinder, Sergio Del Molino, hat das spanische Hinterland ausgiebig erkundet. „Als ich ein Reporter war und viel umhergereist bin in Spanien, habe ich damit begonnen, über die Landschaft, über diese Leere nachzudenken. Aber ich wollte nie ein journalistisches Buch schreiben. Ich war ein Reporter, ich bin es nicht mehr. Ich bin ein Schriftsteller.“

Die ländlichen Gegenden auf der iberischen Halbinsel waren noch nie dicht besiedelt. Doch zwischen 1950 und 1970 vollzog sich ein regelrechter Exodus. Dieser war nicht zuletzt das Ergebnis einer rücksichtslosen Industrialisierung unter Franco. Während sich die Einwohnerzahl vieler Städte verdoppelte und verdreifachte, entleerten sich die übrigen Gebiete fast vollständig. Rund 75 Prozent der Menschen leben heute im Großraum Madrid und in den urbanen Zentren entlang der Küste. Del Molino zeichnet diese Entwicklung nach, doch das ist erst der Anfang seines Buches. Ihn interessieren die Folgen der Landflucht.

„Die Migranten der ersten Generation haben all ihre Traditionen und Bilderwelten in die Städte mitgebracht. Dieses kulturelle Erbe wurde zu einem Phantom, weniger verbunden mit dem Land, sondern mehr mit der Imagination. Diese Vorstellungen von einer Welt, die verschwunden ist, umgeben uns. Wir haben sie geerbt und transformiert.“
[...]

„Leeres Spanien“ wurde nicht nur zu einem Bestseller, sondern entfaltete auch eine ungeahnte Wirkung: die Lage des ländlichen Spanien, lange Zeit vernachlässigt, rückte in den Fokus der Debatten. Die sozialistische Regierung schuf nach ihrem Wahlsieg 2019 eigens die Stelle eines Vizepräsidenten für Bevölkerungsfragen. Sergio Del Molino begrüßt die neue Aufmerksamkeit für die Probleme des ländlichen Raumes. Den Erfolg seines Buches jedoch kann er noch immer kaum nachvollziehen. Er vermutet, dass er auf einem Missverständnis basiert.

„Ich denke, die Leute glaubten, dass es ein aktivistisches Buch ist. Viele haben es als das ‚Kommunistische Manifest‘ der Entvölkerung betrachtet. Aber es ist etwas ganz anderes. Ich betrachte die Entvölkerung nicht als Problem, sondern als ein wichtiges Merkmal, um Spanien zu verstehen.“

Tatsächlich eröffnet der Essay einen so faszinierenden wie originellen Zugang zum Verständnis Spaniens. Sergio Del Molino plädiert für einen Perspektivwechsel und rückt die Bedeutung der urbanen Revolution neben die des Bürgerkriegs, der gemeinhin als zentrales Signum Spaniens gilt.

https://www.deutschlandfunk.de/das-entv ... d-102.html

FAZ hat geschrieben:Dem Autor ist bewusst, dass das „leere Spanien“ als solches nicht existiert, sondern auch als Begriff ein Hilfskonstrukt bleiben muss – ein nützliches allerdings, das gefehlt hat. Die spanische Sportzeitung „As“ schrieb 2017 in einem Artikel, der auf Sergio del Molinos Buch verwies, kein einziger Erstligaklub des Landes komme aus dem leeren Spanien. Inzwischen ist der Begriff in aller Munde, hat Tagungen, Studien und Gegenthesen provoziert. Es gibt in Spanien sogar, wie der Autor berichtet, den neu geschaffenen Posten eines Staatssekretärs für „demographische Herausforderungen“.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... ageIndex_2

Spiegel hat geschrieben:SPIEGEL: Herr del Molino, Sie sind gerade mit dem Zug quer durch Deutschland gereist, waren im Osten und in Niederbayern auf Lesereise. Gab es viele Orte, die Sie ans »La España vacía«, das »Leere Spanien« Ihrer Bücher, erinnert haben?

Del Molino: Nein, aus spanischer Sicht ist Ihr Land immer noch sehr voll. Hier hält jeder ICE alle 30 Minuten irgendwo. Wenn Sie von Madrid nach Barcelona reisen, stoppt die Bahn auf 600 Kilometern Strecke genau einmal, in Saragossa. Die Fensterscheiben im Zug trennen zwei Gruppen unseres Landes, die wenig miteinander zu tun haben – diejenigen, die von einer Metropole in die nächste fahren. Und diejenigen, bei denen nicht mal mehr ein Zug hält.

SPIEGEL: Abwanderung gibt es in vielen Ländern. Sie sagen aber, dass es in Spanien besonders sei. Warum?

Del Molino: Weil mehr als die Hälfte der Fläche unseres Landes so dünn besiedelt ist wie der Norden von Schweden oder Finnland. In einem großen Teil Spaniens leben nur 15 Prozent der Menschen, teils sind es keine fünf Einwohner pro Quadratkilometer. Die meisten Spanierinnen und Spanier leben an den Küsten und in der Mitte rund um Madrid. Diese besondere Situation prägt unser Land.

https://www.spiegel.de/ausland/abwander ... 02f0406ef8
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