Deppenwelt

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Atlan
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Re: Deppenwelt: Hurra, die Bahn ist pünktlich da

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 8. März 2023, 08:35 Bahnfahren finde ich grundsätzlich sehr schön. Noch einmal mit Interrail ist ein Ziel. War damals grandios. Jetzt können sich im Gegensatz zu damals ja auch alte Säcke das Ticket kaufen. Bin allerdings froh kein Pendler zu sein.
Alte (und neue) Säcke fahren doch als Frachtgut eh oft mit... :think: :wink:
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Deppenwelt: Falschaussagen bei Fox News

Beitrag von Depp72 »

taz hat geschrieben:Es ging nie um Journalismus

Rupert Murdoch hat Lügen seines Senders Fox News über die US-Wahl zugegeben. Ein Lehrstück über Abgründe bei kommerziellen Medienunternehmen.

Es ist doch immer wieder schön, der Geschichte beim Sichwiederholen zuzusehen. „This is the most humble day of my life“, es sei der demütigste Tag seines Lebens, heuchelte Rupert Murdoch vor ziemlich genau elf Jahren im April 2012 vor der Untersuchungs­kommission von Lordrichter Brian Leveson in London. Damals ging es um diverse Abhör­skandale bei Murdochs Boulevardblatt News of The World. Dessen ­Re­por­te­r*in­nen hatten sich in Telefonate und Mailboxen Dutzender Menschen gehackt, von Mitgliedern der Königs­familie und Fußballprofis bis hin zu Opfern von Gewaltverbrechen.

Jetzt musste sich der 91-Jährige in einem anderen Fall vor dem Supreme Court des US-Bundesstaats Delaware äußern und gab wieder den geläuterten Medienmogul. Diesmal geht es um seinen rechtsaußen agierenden „Nachrichten“-Sender Fox News. Der hatte nach den US-Wahlen 2020 den Unterstellungen von Donald Trump breiten Raum gegeben, ihm sei der Wahlsieg durch Manipulation und Betrug „gestohlen“ worden.

„Im Rückblick“ hätte er sich gewünscht, „dass wir das stärker angeprangert hätten“, erklärte Murdoch. Aber natürlich habe nicht Fox als Sender das Trump-Narrativ von der manipulierten Wahl transportiert und sich zu eigen gemacht, „sondern nur einzelne Moderator*innen“.
[...]

Kollateralschaden an der Demokratie weggelächelt

Aus den unter anderem von der New York Times veröffentlichen Gerichtsakten geht hervor, dass er selbst Trump zum Trottel erklärte und dessen Obsession, einen vermeintlichen Wahlbetrug zu beweisen, als „schlimmes Zeug, das allen schadet“, bezeichnet hat.

Murdoch gab auch zu, dass er als Vorstandschef von Fox problemlos die Anweisung hätte geben können, Trump-Anwälte wie Sidney Powell oder Rudy Giuliani nicht vor die Kamera zu lassen und ihre haltlosen Unterstellungen auch noch breit zu diskutieren. „I could have. But I didn’t“, sagte Murdoch: Ich hätte es tun können, habe es aber nicht getan.

Und natürlich sind auch die von ihrem obersten Chef vorgeschobenen Mo­de­ra­to­r*in­nen nicht im Ansatz so verstrahlt, dass sie den von ihnen ventilierten Quatsch für bare Münze genommen hätten. „Die ganze Geschichte, die Sidney [Powell] da verkauft hat, habe ich nicht für eine Sekunde geglaubt“, erklärte Sean Hannity laut den Gerichtsakten.

Trotzdem hat Fox munter weiter über den angeblichen Wahlbetrug berichtet und dessen Prot­ago­nis­t*in­nen reichlich Sendezeit eingeräumt. Denn es ging nie um Nachrichten, Journalismus oder gar die Wahrheit, sondern wie stets im Murdoch-Reich ums schnöde Geld. Fox wollte schlicht seine Klientel nicht noch mehr vergraulen. Denn das eigentlich treue Publikum des Nachrichtenkanals hatte sich seit Mitte 2020 eh schon ungnädig gezeigt, weil nicht alle bei Fox mehr die unbedingte Unterstützung für Trump zeigten.

Weniger Zu­schaue­r*in­nen bedeuten weniger Einnahmen. Weshalb Fox News Chefin Suzanne Scott noch am 5. Januar 2021 in einem Gespräch mit Murdoch davon abriet, Trumps Niederlage und den Sieg von Joe Biden zuzugeben. „Wir müssen vorsichtig sein, dass wir die Zu­schaue­r*in­nen nicht vergrätzen“ („pissing off the viewers“), so ehrlich steht es jetzt in den Gerichtsakten.
Kwelle & mehr: https://taz.de/Falschaussagen-bei-Fox-News/!5915855/


Wenn die beiden mal unter der Erde sind, ist die Welt ein kleines Stück schöner. ''GOAT'' zeigt den Weg ja schon an:
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Deppenwelt: Gleich und doch ungleich

Beitrag von Depp72 »

FAZ hat geschrieben:Der Fotograf Johnny Miller hält mit seinen Luftbildern Ungleichheit fest. Die Kontraste sind so stark, dass sie oft unwirklich erscheinen.

Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um das große Ganze zu sehen – oder nicht nur einen Schritt. Johnny Miller bringt mit seinen Drohnen beachtliche Distanz zwischen sein Objekt und den Betrachter. Doch gerade diese Distanz macht Manches sichtbar: Der amerikanische Fotograf nimmt mit ihrer Hilfe aus luftiger Höhe soziale Ungleichheit in den Fokus, in seiner Wahlheimat Südafrika und anderswo auf der Welt. Seit 2016 läuft das Projekt. Von oben zeigt er, was aus der Froschperspektive verborgen bleibt: Kontraste zwischen Stadtvierteln, Häusern und Landschaften, die den Betrachter mit etwas Abstand geradezu erschlagen.

Die Bilder zeigen in einer Deutlichkeit, die manchmal fast inszeniert wirkt, die Schere zwischen Arm und Reich. Zwischen Dachterrasse mit Pool und Wellblechhütte. Zwischen privatem Golfplatz und dicht gedrängten Häusern mitten in Mexiko-Stadt. Zwischen Strandressort und Slum. Die Aufnahme aus Lima, auf der die sogenannte Wall of Shame zu sehen ist, eine Trennmauer zwischen einem Armenviertel und einem für Besserbetuchte in der peruanischen Hauptstadt, sieht fast aus, als hätte er zwei Fotos nebeneinandergeklebt, so drastisch ist der Kontrast. Doch das Bild zeigt nur die saubere Trennlinie, die da wirklich existiert.

Kwelle & mehr: https://www.faz.net/aktuell/fotografie/ ... 83252.html

Das Beispiel aus Lima:
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Re: Deppenwelt: Gleich und doch ungleich

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 14. März 2023, 09:03
FAZ hat geschrieben:Der Fotograf Johnny Miller hält mit seinen Luftbildern Ungleichheit fest. Die Kontraste sind so stark, dass sie oft unwirklich erscheinen.
Die Bilder zeigen in einer Deutlichkeit, die manchmal fast inszeniert wirkt, die Schere zwischen Arm und Reich. Zwischen Dachterrasse mit Pool und Wellblechhütte. Zwischen privatem Golfplatz und dicht gedrängten Häusern mitten in Mexiko-Stadt. Zwischen Strandressort und Slum. Die Aufnahme aus Lima, auf der die sogenannte Wall of Shame zu sehen ist, eine Trennmauer zwischen einem Armenviertel und einem für Besserbetuchte in der peruanischen Hauptstadt, sieht fast aus, als hätte er zwei Fotos nebeneinandergeklebt, so drastisch ist der Kontrast. Doch das Bild zeigt nur die saubere Trennlinie, die da wirklich existiert.

Kwelle & mehr: https://www.faz.net/aktuell/fotografie/ ... 83252.html

Das Beispiel aus Lima:
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Wo ist da das Armenviertel? Auf der einen Seite die Stadt, auf der anderen Natur, aber keine Hütten, Unterkünfte. Und die Häuser der Stadt sehen teilweise an der Schnittstelle wie abgeschnitten aus. Vergleichbar mit der Mauer in Berlin, die ja teilweise durch Wohnungen, Häuser gebaut wurde.
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Deppenwelt: Unschuldig im Knast

Beitrag von Depp72 »

Zwei aktuelle Fälle aus den USA:
Bild hat geschrieben:„Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. Ich wusste, dass dieser Tag früher oder später kommen würde. Und heute ist es soweit“, sagt Sidney Holmes (57). Minutenlang umarmt er seine Mutter, eine Erfahrung, die ihm so lange verwehrt wurde. Dann fügt er an: „Ich kann keinen Hass empfinden, ich muss einfach weitermachen.“

Szenen kurz nach der Entlassung von Holmes am Montag aus dem Gefängnis in Broward County (US-Bundesstaat Florida). Der zu Unrecht verurteilte Amerikaner wurde 34 Jahre nach seiner Inhaftierung entlassen. Er sollte eigentlich 400 Jahre absitzen...

Kwelle & mehr: https://www.bild.de/news/ausland/news-a ... .bild.html



Ein Richter im US-Bundesstaat Missouri hob die Verurteilung eines Mannes auf, der 28 Jahre unschuldig im Knast saß.

https://www.bild.de/news/ausland/news-a ... .bild.html

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Bild hat geschrieben:Lamar Johnson (50) schloss nach der Verkündung die Augen, schüttelte seinen Kopf und sagte: „Das ist unglaublich“.

Der unglaubliche Fall: Johnson war 1995 zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt worden. Der Grund: Er soll im Oktober 1994 gemeinsam mit einem Komplizen einen Mann auf dessen Veranda erschossen haben.

Die Ermittler gaben damals als Motiv einen Streit um Drogengeld an. Von Anfang an beteuerte Johnson seine Unschuld, führte unter anderem an, dass er zum Tatzeitpunkt mit seiner Freundin mehrere Kilometer entfernt gewesen sei. Doch die Staatsanwaltschaft und das Gericht wollten ihm nicht glauben.

Ein zweiter Verdächtiger gestand, an der Tat beteiligt gewesen zu sein und bekam eine siebenjährige Haftstrafe. Johnson beharrte auf seine Unschuld, erhielt nach einigen Monaten im Gefängnis sogar einen Brief des echten Täters, der Johnson entlastete und angab, wo die beim Mord verwendeten Skimasken und Waffen waren.

Obwohl Johnson den Brief an den zuständigen Richter weiterleitete, passierte nichts!

Später stellte sich sogar heraus, dass ein angeblicher Zeuge von der Polizei gedrängt wurde, Johnson zu belasten. Der Mann habe 4000 Dollar (3700 Euro) dafür bekommen, wie die Anwälte des zu Unrecht Verurteilten mitteilten. Zudem habe ihn ein rassistischer Mithäftling in der U-Haft belastet: Johnson habe ihm gegenüber die Tat gestanden, behauptete er.

Die Jahre vergingen, aber Lamar Johnson verlor seine Hoffnung und seinen Glauben nicht: Seine Anwälte und eine Gruppe von Aktivisten sammelte neue Beweise. Im August stellte Kim Garnder, die Bezirksstaatsanwältin von St. Louis, schließlich einen Antrag auf die Freilassung des Familienvaters. Die neu aufgerollten Ermittlungen brachten schließlich am Dienstag Gerechtigkeit.

„Obwohl der heutige Tag Freude bringt, kann nichts all das wiederherstellen, was der Staat ihm gestohlen hat. Nichts wird ihm die fast drei Jahrzehnte zurückgeben, die er verloren hat, während er von seinen Töchtern und seiner Familie getrennt war“, teilten Johnsons Anwälte mit. Den Anwälten zufolge sprach das Gericht Johnson noch keine Entschädigung zu. Eine Aktivisten-Gruppe organisierte aber eine Spendenkampagne für ihn.
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Deppenwelt: Wer ist Kommunist, wer Nationalist?

Beitrag von Depp72 »

BZ hat geschrieben:Was blieb übrig von den Revolutionen in Vietnam, Kuba, im Iran? Und welche Rolle spielen hier und dort die USA? Ein Essay.

Florian Havemann

Wenn ich mich doch nur noch daran erinnern könnte, wo ich’s gelesen habe. Es ist ja auch schon so lange her. In der Zeit der Nachbeben des Vietnamkrieges, der mich durch meine ganze Jugend von der Ferne aus begleitet hat. Ich hatte, wie so viele, darauf gehofft, dass die Amerikaner den Krieg und dabei möglichst auch ihr Gesicht verlieren, dann war genau dies eingetreten, und die Frage, die mich und viele andere beschäftigte, war die: Warum nur waren die Amis in Vietnam gescheitert?
[...]

Der Weltgeist, den es so universell nur beim deutschen Philosophen Hegel gibt, greift als vietnamesischer, kubanischer, iranischer Lokalgeist nach dem, was sich ihm anbietet, nach dem, was ihm staatliche Unabhängigkeit verspricht. Und das kann der Kommunismus sein, das kann aber auch der Islam sein. Im 14 Punkte umfassenden Forderungskatalog der islamischen Opposition vom Dezember 1977 findet sich auch diese, die in unserem Zusammenhang hier entscheidende Forderung: Unabhängigkeit vom internationalen Kapitalismus.
Kwelle & mehr: https://www.berliner-zeitung.de/kultur- ... -li.317412
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Deppenwelt: Koan Bild mehr

Beitrag von Depp72 »

Nein, nicht noch ein Mega-Beben à la Nailsi. Die Alemaos und Jecks dieser Welt haben sich zu früh gefreut. In Zukunft wird es keine gedruckte Bild-Zeitung mehr geben.
Tagesschau hat geschrieben:Springer will gedruckte Zeitung aufgeben

Ein Großteil der Einnahmen von Axel Springer kommt bereits aus dem Digitalgeschäft. Für Printausgaben von Zeitungen wie "Bild" und "Welt" sieht der Chef des Medienunternehmens keine Zukunft mehr.

Laut Konzernchef Mathias Döpfner hat die gedruckte Zeitung beim Medienunternehmen Axel Springer ("Bild", "Welt") keine Zukunft mehr. "Mein Ziel ist, die digitale Transformation zu vollenden und aus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen zu machen", sagte der Döpfner der Nachrichtenagentur dpa.

Einen Zeitpunkt für das Ende der Druckerzeugnisse nannte Döpfner nicht. "Wann, weiß ich nicht. Aber es ist völlig klar, dass es eines Tages keine gedruckte 'Bild'-Zeitung, keine gedruckte 'Welt' und überhaupt keine gedruckte Zeitung mehr im Hause Axel Springer geben wird. Außer vielleicht Sondereditionen."

Die Auflagen der Printausgaben gehen seit Jahrzehnten zurück. Zuletzt war die gedruckte Auflage der "Bild"-Zeitung unter eine Million gefallen, während der Absatz der elektronischen Ausgabe ("E-Paper") zunahm.
[...]

Axel Springer verfolgt bereits seit längerem eine Digitalisierungsstrategie. Im Herbst 2021 hatte das Unternehmen mit dem Kauf der Mediengruppe Politico zudem sein US-Geschäft stark ausgebaut. Zum diesem Geschäft gehören auch die Digital-Marken "Insider" und "Morning Brew". Der Konzern verbindet damit offensichtlich große Hoffnungen. "Heute sind wir nach Reichweite der viertgrößte Verlag in den USA", so Döpfner. "Von Platz 4 kann man auf 3, von 3 auf 2, vielleicht sogar eines Tages von 2 auf 1. Unmöglich ist das nicht."

Vom Springer-Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr stammten 85 Prozent aus dem Digitalgeschäft. Zum Gewinn von rund 750 Millionen Euro trug es sogar mehr als 95 Prozent bei. Das deutsche Medienhaus hat mittlerweile 18.000 Beschäftigte in über 40 Ländern.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/un ... r-101.html
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Re: Deppenwelt: Koan Bild mehr

Beitrag von erpie »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 24. März 2023, 15:59 Nein, nicht noch ein Mega-Beben à la Nailsi. Die Alemaos und Jecks dieser Welt haben sich zu früh gefreut. In Zukunft wird es keine gedruckte Bild-Zeitung mehr geben.
Tagesschau hat geschrieben:Springer will gedruckte Zeitung aufgeben

Ein Großteil der Einnahmen von Axel Springer kommt bereits aus dem Digitalgeschäft. Für Printausgaben von Zeitungen wie "Bild" und "Welt" sieht der Chef des Medienunternehmens keine Zukunft mehr.

Laut Konzernchef Mathias Döpfner hat die gedruckte Zeitung beim Medienunternehmen Axel Springer ("Bild", "Welt") keine Zukunft mehr. "Mein Ziel ist, die digitale Transformation zu vollenden und aus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen zu machen", sagte der Döpfner der Nachrichtenagentur dpa.

Einen Zeitpunkt für das Ende der Druckerzeugnisse nannte Döpfner nicht. "Wann, weiß ich nicht. Aber es ist völlig klar, dass es eines Tages keine gedruckte 'Bild'-Zeitung, keine gedruckte 'Welt' und überhaupt keine gedruckte Zeitung mehr im Hause Axel Springer geben wird. Außer vielleicht Sondereditionen."

Die Auflagen der Printausgaben gehen seit Jahrzehnten zurück. Zuletzt war die gedruckte Auflage der "Bild"-Zeitung unter eine Million gefallen, während der Absatz der elektronischen Ausgabe ("E-Paper") zunahm.
[...]

Axel Springer verfolgt bereits seit längerem eine Digitalisierungsstrategie. Im Herbst 2021 hatte das Unternehmen mit dem Kauf der Mediengruppe Politico zudem sein US-Geschäft stark ausgebaut. Zum diesem Geschäft gehören auch die Digital-Marken "Insider" und "Morning Brew". Der Konzern verbindet damit offensichtlich große Hoffnungen. "Heute sind wir nach Reichweite der viertgrößte Verlag in den USA", so Döpfner. "Von Platz 4 kann man auf 3, von 3 auf 2, vielleicht sogar eines Tages von 2 auf 1. Unmöglich ist das nicht."

Vom Springer-Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr stammten 85 Prozent aus dem Digitalgeschäft. Zum Gewinn von rund 750 Millionen Euro trug es sogar mehr als 95 Prozent bei. Das deutsche Medienhaus hat mittlerweile 18.000 Beschäftigte in über 40 Ländern.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/un ... r-101.html
Puh nehmen die den Reichelt jetzt als Vorbild? :wtf:
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
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Gruß
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Re: Deppenwelt

Beitrag von erpie »

Das wird immer grotesker...
Wegen mehrfacher Beschwerden zu ihrem Kunstunterricht wurde eine Lehrerin im US-Bundestaat Florida nun zum Rücktritt als Schulleiterin gezwungen. Wie die Zeitung „Talahassee Democrat“ berichtet, hatte der Vorsitzende der Schulbehörde Hope Carrasquilla nach den Nachrichten der Eltern ein Ultimatum gestellt.

Hintergrund war eine Unterrichtsstunde an der Tallahassee Classical School, in der die Lehrerin die weltberühmte Skulptur des „David“ von Michelangelo zeigte. Mehrere Eltern der 11- bis 12-jährigen Schülerinnen und Schüler reichten daraufhin Beschwerde wegen „pornografischem Unterrichtsmaterial“ ein.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 64857.html
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Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Depp72 »

Mopo hat geschrieben:Wie eine App den Hamburger Hauptbahnhof sicherer machen soll

Nach dem erfolgreichen Einsatz der Sicherheits-App „SafeNow” am Berliner Südkreuz möchte die Deutsche Bahn auch am Hamburger Hauptbahnhof eine entsprechende App testen. Reisende können dann unauffällig um Hilfe rufen. Die Testphase soll im Sommer beginnen.

Immer wieder kommt es am Hamburger Hauptbahnhof zu Straftaten. Nach Angaben der Deutschen Bahn von Donnerstag könnte die Sicherheit zukünftig durch den Einsatz einer App wie „SafeNow” gesteigert werden. Nutzer können damit um Hilfe bitten, ohne telefonieren zu müssen. Der Alarm, der über einen Button in der App unauffällig einen digitalen Hilferuf auslöst, wird direkt an die Sicherheitskräfte im Bahnhofsgebäude übermittelt.

Direkte Verbindung zu Sicherheitskräften durch neue App

Das Forschungsinstitut Camino begleitete den Testlauf der App in Berlin und stellte fest, dass „SafeNow” in Berlin zu einem schnellen Einsatz von Sicherheitskräften geführt habe. Auch sei die Hemmschwelle der Reisenden, Hilfe anzufordern, durch die App gesunken.

Ob in Hamburg jedoch dieselbe App wie in Berlin getestet werden wird, ist noch nicht sicher. Auch andere Sicherheits-App mit ähnlichen Funktionen wie „SafeNow” können sich für den Test bewerben.
https://www.mopo.de/hamburg/wie-eine-ap ... chen-soll/


Klingt nach einem sinnvollen und pragmatischem Ansatz. Insbesondere für die Sicherheit von Frauen.
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Meikinho »

Depp72 hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 14:12 Klingt nach einem sinnvollen und pragmatischem Ansatz. Insbesondere für die Sicherheit von Frauen.
Generell ja. Man sollte aber etwas weiter denken. Für alle Bahnhöfe ist die Bundespolizei zuständig. Warum nicht gleich eine einheitliche App? Keiner lädt sich irgendwann mal über zwanzig Apps dafür herunter wenn er viel mit der Bahn reist...
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Atlan »

Meikinho hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 16:50
Depp72 hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 14:12 Klingt nach einem sinnvollen und pragmatischem Ansatz. Insbesondere für die Sicherheit von Frauen.
Generell ja. Man sollte aber etwas weiter denken. Für alle Bahnhöfe ist die Bundespolizei zuständig. Warum nicht gleich eine einheitliche App? Keiner lädt sich irgendwann mal über zwanzig Apps dafür herunter wenn er viel mit der Bahn reist...
Stimme zu. Die App kann aber auch missbraucht werden.
Schlimmstenfalls wird die Polizei dorthin geschickt, wo nichts passiert ist und weit davon entfernt wird die Straftat begangen.
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Meikinho »

Atlan hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 21:29 Stimme zu. Die App kann aber auch missbraucht werden.
Schlimmstenfalls wird die Polizei dorthin geschickt, wo nichts passiert ist und weit davon entfernt wird die Straftat begangen.
Generell schon. Alles kann missbraucht werden... Da das Ding aber generell über eine Ortung funktionieren muss ist der Täter ja auch dort. Wenn die Handynummer noch mit rüberkommt... Naja, wird eng dann. Diese anonymen Pre-Paid Karten gibt es ja glaube ich nicht mehr.
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Atlan »

Meikinho hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 21:38
Atlan hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 21:29 Stimme zu. Die App kann aber auch missbraucht werden.
Schlimmstenfalls wird die Polizei dorthin geschickt, wo nichts passiert ist und weit davon entfernt wird die Straftat begangen.
Generell schon. Alles kann missbraucht werden... Da das Ding aber generell über eine Ortung funktionieren muss ist der Täter ja auch dort. Wenn die Handynummer noch mit rüberkommt... Naja, wird eng dann. Diese anonymen Pre-Paid Karten gibt es ja glaube ich nicht mehr.
Anonym weiß ich jetzt nicht. Eine meiner Klientinnen nutzt immer noch eine Pre-Paid Karte. :think: Mindestens eine weitere Klientin auch.
Ab und zu erzählen sie mir, dass diese wieder aufgeladen wurden.
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Meikinho »

Atlan hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 21:43 Anonym weiß ich jetzt nicht. Eine meiner Klientinnen nutzt immer noch eine Pre-Paid Karte. :think: Mindestens eine weitere Klientin auch.
Ab und zu erzählen sie mir, dass diese wieder aufgeladen wurden.
Ja klar. Ich meine aber ab irgendwann musstest du beim Kauf deine Personalien hinterlegen. Dann kennt dich der Provider. Ob das EU-weit gilt weiß ich nicht. Mit einem falschen Perso bekommste es alles aber du hälst dich nicht mit Handtaschen oder so auf...
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Re: Deppenwelt: Mehr Sicherheit am Bahnhof durch App?

Beitrag von Depp72 »

Meikinho hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 16:50 Generell ja. Man sollte aber etwas weiter denken.
In diesme Forum aber bitte nicht über FCB/Nagelsmann/Tuchel hinaus. Hier gilt: :hsv:

Meikinho hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 16:50 Warum nicht gleich eine einheitliche App? Keiner lädt sich irgendwann mal über zwanzig Apps dafür herunter wenn er viel mit der Bahn reist...
Bei der Digitalisierung sind wir ein glasfaserklares Dritt-Welt-Land. Und abgesehen von NRW, sind in D die Entfernungen mit 300.000 Einwohnern plus recht großflächig. Mit deren Bahnhöfen hat man aber schon viel abgedeckt. Dass daraus eine bundeseinheitliche App wächst, ist klar. Klein anfangen ist besser, als gar nicht anfangen.
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Deppenwelt: Keine Parteien

Beitrag von Depp72 »

Der Standard hat geschrieben:Indische Stadt funktioniert ohne politische Parteien und Bargeld

Keine Hierarchien, dafür Grundeinkommen für alle und viele Grünflächen: Was nach einer Utopie klingt, scheint im indischen Auroville – mit Abstrichen – zu funktionieren

"In dieser Stadt ist alles anders", sagt Subhadip Chakraborty. Es gebe keine großen Häuser, kein ausgebildetes Wirtschaftssystem und damit auch keine großen Bürokomplexe oder Bargeld; nur wenige Shops und – was in einer indischen Stadt wohl am meisten überrascht – kaum Verkehr. Was es dafür gibt: ein Meditationszentrum, E-Autos, einen Wald, der das komplette Stadtzentrum umringt, und das gleiche Grundeinkommen für alle.

"Die Menschen in Auroville streben nicht nach dem nächsten Karriereschritt, mehr Geld oder einem teureren Auto", sagt Chakraborty. Der 32-jährige Inder hat die Kleinstadt im Südosten des Landes vor einem Jahren besucht.

Seit der Gründung 1968 wurden laut Angaben des Pitchandikulam Forest Virtual Herbarium, einer Organisation in Auroville, rund zwei Millionen Bäume rund um das Stadtzentrum gepflanzt. Derzeit leben rund 3.300 Menschen aus 60 Nationen in Auroville. Konzipiert wurde die Planstadt damals von der Gründerin Mirra Alfassa für 50.000 Menschen.

Derart viele Personen scheint das gesellschaftliche System der Stadt bisher also nicht überzeugt zu haben. Es funktioniert ohne Bargeld, Privatbesitz, Polizei oder Bürgermeisterin. Gesundheitsversorgung, Bildung und auch Elektrizität sind frei zugänglich.

Entscheiden im Kollektiv

Doch wie organisiert sich eine derartige Kleinstadt? Politische Parteien sind verboten, vor Gericht zu ziehen, ist "inakzeptabel". Zwistigkeiten können in der "Village Liaison Group" besprochen werden. Wichtige Entscheidungen treffen die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam in der Einwohnerversammlung. Kleinere Gruppen organisieren Bereiche wie Landwirtschaft, Wohnen, Gesundheitssystem oder Beitrittsprozesse. Hierarchien existieren nicht.

Die Verwaltung der Vermögenswerte hat die Auroville-Stiftung inne. Sie verantwortet seit Anfang der 90er Jahre Ziele und Entwicklungen der Stadt. Die Vorstandsvorsitzende der Auroville-Stiftung ist von der indische Regierung entsandt.

Das Projekt wurde von Anbeginn von der indischen Regierung und den Vereinten Nationen unterstützt. Derartige Versuche seien unschätzbarer und integraler Bestandteil menschlicher Erfahrung, heißt es etwa in einem Unesco-Bericht. Zudem gebe es in der Stadt keine Religionen, man soll lediglich einem spirituellen Leben nachgehen, wird auf Website von Auroville betont.

Kwelle & mehr: https://www.derstandard.at/story/200014 ... nd-bargeld


Keine Parteien und für alles Konsens? Gruselige Vorstellung.
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Lattekversteher »

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Deppenwelt: Wer hat die Kokosnuss gepflückt?

Beitrag von Depp72 »

In Thailand die Affen.
Mopo hat geschrieben:Sie leben an der Kette: Wie Affen für unsere Kokosmilch versklavt werden

Nong läuft seit einer Stunde im Kreis. An seinem engen Metallhalsband ist eine nur etwa drei Meter lange Kette befestigt, die am anderen Ende an einem Bambuspfahl hängt. Der kräftige Makake nimmt sie immer wieder in die Hand. Seine Mimik verrät, wie sehr er das Teil hasst. Vier Jahre ist der Affe alt. Zweieinhalb davon lebt er beim Kokosfarmer Lek und seiner Familie. Nongs Aufgabe: Morgens früh, wenn die Tropenhitze auf Thailands Trauminsel Ko Samui noch erträglich ist, Kokosnüsse von hohen Palmen zu pflücken. Dafür kommt er für kurze Zeit an eine längere Kette.

Affen seit Generationen in Sklavenarbeit

„Für uns Menschen sind die Bäume zu hoch, es wäre viel zu gefährlich, da selbst raufzuklettern“, sagt Lek. „Deshalb benutzen wir in Thailand traditionell Affen, die das für uns erledigen.“ Das sei seit Generationen so. Seinen Makaken hat sich Lek – wie viele andere – in der Affenschule in Surat Thani auf dem Festland besorgt. Dort werden Primaten für ihr Leben an der Kette gedrillt und lernen, wie sie die Früchte drehen, bis der Strang reißt und sie auf den Boden fallen. „Meinen Affen habe ich aber selber trainiert“, betont der 47-Jährige.

Wie er das gemacht hat, sagt er nicht. Aber Nong reagiert jedes Mal mit lautem Fauchen und zeigt seine scharfen Zähne, wenn Lek sich ihm nähert. Der Farmer schnauzt seinen Makaken im Befehlston an, bis dieser wieder still ist. Er hat Nong ganz offensichtlich das Kokosnusspflücken gewaltsam eingebläut: „Manchmal muss ich ihn immer noch schlagen, damit er lernt, nicht so aggressiv zu sein.“
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Re: Deppenwelt: Wer hat die Kokosnuss gepflückt?

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 31. März 2023, 09:09 In Thailand die Affen.
Mopo hat geschrieben:Sie leben an der Kette: Wie Affen für unsere Kokosmilch versklavt werden

Nong läuft seit einer Stunde im Kreis. An seinem engen Metallhalsband ist eine nur etwa drei Meter lange Kette befestigt, die am anderen Ende an einem Bambuspfahl hängt. Der kräftige Makake nimmt sie immer wieder in die Hand. Seine Mimik verrät, wie sehr er das Teil hasst. Vier Jahre ist der Affe alt. Zweieinhalb davon lebt er beim Kokosfarmer Lek und seiner Familie. Nongs Aufgabe: Morgens früh, wenn die Tropenhitze auf Thailands Trauminsel Ko Samui noch erträglich ist, Kokosnüsse von hohen Palmen zu pflücken. Dafür kommt er für kurze Zeit an eine längere Kette.

Affen seit Generationen in Sklavenarbeit

„Für uns Menschen sind die Bäume zu hoch, es wäre viel zu gefährlich, da selbst raufzuklettern“, sagt Lek. „Deshalb benutzen wir in Thailand traditionell Affen, die das für uns erledigen.“ Das sei seit Generationen so. Seinen Makaken hat sich Lek – wie viele andere – in der Affenschule in Surat Thani auf dem Festland besorgt. Dort werden Primaten für ihr Leben an der Kette gedrillt und lernen, wie sie die Früchte drehen, bis der Strang reißt und sie auf den Boden fallen. „Meinen Affen habe ich aber selber trainiert“, betont der 47-Jährige.

Wie er das gemacht hat, sagt er nicht. Aber Nong reagiert jedes Mal mit lautem Fauchen und zeigt seine scharfen Zähne, wenn Lek sich ihm nähert. Der Farmer schnauzt seinen Makaken im Befehlston an, bis dieser wieder still ist. Er hat Nong ganz offensichtlich das Kokosnusspflücken gewaltsam eingebläut: „Manchmal muss ich ihn immer noch schlagen, damit er lernt, nicht so aggressiv zu sein.“
Kwelle & mehr: https://www.mopo.de/news/panorama/sie-l ... vt-werden/
Stellt sich die Frage, wer da aggressiv ist. Bei Nong ist es für mich Notwehr.
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Depp72
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Deppenwelt: Köpft den König

Beitrag von Depp72 »

Tagesschau hat geschrieben:Seit Mitte März kommt es in Frankreich zu Gewalt bei den Protesten gegen die Rentenreform. Laut Innenministerium wurden dabei mehr als 1000 Einsatzkräfte verletzt. Zudem seien knapp 2600 Brandstiftungen gezählt worden.
https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... e-101.html


taz hat geschrieben:Schuld an den Protesten sei Macron mit seinem Hang zur Basta-Politik, sagt Daniel Cohn-Bendit. Dabei war er einst Fan des französischen Präsidenten.

wochentaz: Daniel Cohn-Bendit, geht es bei den Protesten in Frankreich wirklich nur um die Rente?

Daniel Cohn-Bendit: Nein. Was sich bei den Demonstratio­nen in Paris, in allen großen Städten, diese Woche auch im Parlament zeigt, ist ein starkes Unbehagen überhaupt – gegen Präsident Emmanuel Macron. 70 Prozent der Franzosen sind gegen diese Reform. Und Macron zieht sein Ding technokratisch trotzdem durch.

Wofür steht denn das Thema Rente? Sogar junge Menschen sind an den Protesten innig beteiligt – dabei ist die Altersversorgung nicht gerade ein jugendtypisches Anliegen.

Die Rente wird zur Fata Morgana. Mit einer Stimmung, die da sagt: Wenn ich in Rente bin, das ist der Sozialismus, mein Sozialismus, Rente bedeutet Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben. Endlich so leben können, wie ich will. Und Macron, so wird es empfunden, raubt mir von dieser Vorstellung zwei Jahre der „Freiheit“.
[...]

Rentendebatten gibt es auch in anderen Ländern – etwa in Deutschland. Warum fällt der Protest in Frankreich so harsch aus?

Ein französischer ­Präsident – wie aktuell Emmanuel ­Macron – ist ein republikanischer König. Die Franzosen brauchen einen „König“, um ihn, wenn ihnen danach dünkt, köpfen zu können. Das war bei François Hollande der Fall, bei Nicolas Sarkozy und Charles de Gaulle, links oder rechts: Das ist immer so.

Was ist bei Macron politisch schiefgelaufen?

Macron und seine Regierung haben die Stimmung in der französischen Gesellschaft nicht gewittert. Sie hätten zuerst die Arbeitsverhältnisse problematisieren müssen, auch über die geringeren Löhne sprechen und die Unternehmen zwingen, die ältere Arbeiterschaft nicht nur als Kostenfaktoren zu sehen – denn die Unternehmen wälzen auf die Allgemeinheit ihre Kosten ab.
[...]

Das müssen Sie wissen. Sie haben sich für Emmanuel Macron auch schon vor dessen erster Wahl eingesetzt, Sie zählten mit zu seinen Beratern und gesuchten Gesprächspartnern. Hat er sich im Laufe der Jahre immer mehr verändert?

Ich erlag der Faszination seiner Intelligenz und seiner anfänglichen politischen Offenheit jenseits ideologischer Festlegungen. Er wollte weder links noch rechts sein, sondern stand für eine europäisch gesinnte liberale Demokratie. Leider ist er, meiner Meinung nach, der Versuchung der Fünften Republik erlegen

Was heißt das?

Der republikanische Präsident wird zum republikanischen König – und er gefiel sich in dieser Rolle immer mehr. Und wollte immer weniger von Leuten – wie mir oder auch anderen – intellektuell herausgefordert werden: Mein Pochen auf ein Neudenken sozialökologischer Entscheidungsfähigkeit muss ihn irgendwann genervt haben, er wollte ungestört seine von ihm definierte Verortung beibehalten. Ihm war es egal, dass er nur noch als Präsident der Wohlhabenden wahrgenommen wird.

Er war mal ein sehr populärer, hoffnungsstiftender Präsident. Nun liegt seine Präsidentschaft in Trümmern – dabei hat er noch fünf Jahre Amtszeit, und das ohne parlamentarische Mehrheit.

Macron hat zweimal die Präsidentschaftswahl gewonnen, ja, aber er hat dies gegen die Rechtspopulisten von Marine Le Pen geschafft. In den ersten Wahlgängen, 2017 und 2022, hatte er lediglich gut ein Viertel der Stimmen. Das ist die wirkliche Basis seiner Präsidentschaft: Dass die Wähler und Wählerinnen viel mehr als ihn vor allem Marine Le Pen nicht wollten.

Die letzten Jahre Emmanuel Macrons bis 2027 – wie sollen die bei fehlender parlamentarischer Mehrheit seiner Partei funktionieren?

Nicht nur die Präsidentschaft Macrons liegt in Trümmern, sondern die gesamte Architektur der Fünften Republik samt ihres Wahlsystems.

Inwiefern?

Es gilt auf nationaler Ebene, und auf die kommt es an, das Mehrheitswahlrecht, the winner takes it all. Nicht wie in Deutschland das Verhältniswahlrecht, wo normalerweise keine Partei die absolute Mehrheit gewinnt – und man immer auf Kompromisse setzen muss. In Frankreich ist der Begriff Kompromiss gleichbedeutend mit „kompromittieren“.
[...]

Zweimal ist Marine Le Pen Macron in den Stichwahlen unterlegen – müssen wir sie und ihre Rechtspopulisten beim nächsten Mal als siegreich befürchten?

Ja, das kann so sein. Sie bleibt jetzt im Streit um die Rente ganz kühl, ruhig – sodass sie fast wie eine Moderatorin, jedenfalls nicht wie eine Aufheizerin wirkt. Das bringt ihr im Hinblick auf die nächsten Präsidentschaftswahlen viel Kapital. Die Mehrheit der Franzosen und Französinnen will keine Revolution, kein Chaos. Sondern Ruhe und Schutz.

Und die Linke, die sich im Parlament am lautstärksten als Stimme des Protests hervortut?

Sie hat keine Chance, null. Von ihr gehen keine good vibrations aus, im Gegenteil. Es ist vielfach Geschrei. Sie ist deshalb so vernehmlich, weil sie mit den Protesten ihre eigene Wählerschaft mobilisiert – aber Jean-Luc Mélenchon ist nicht mehrheitsfähig. In einer Stichwahl mit Le Pen würde er krass verlieren.
Kwelle & mehr: https://taz.de/Cohn-Bendit-ueber-Protes ... /!5921392/
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Re: Deppenwelt: Köpft den König

Beitrag von Heinz B. »

Depp72 hat geschrieben: Montag 3. April 2023, 15:49
Tagesschau hat geschrieben:Seit Mitte März kommt es in Frankreich zu Gewalt bei den Protesten gegen die Rentenreform. Laut Innenministerium wurden dabei mehr als 1000 Einsatzkräfte verletzt. Zudem seien knapp 2600 Brandstiftungen gezählt worden.
https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... e-101.html


taz hat geschrieben:Schuld an den Protesten sei Macron mit seinem Hang zur Basta-Politik, sagt Daniel Cohn-Bendit. Dabei war er einst Fan des französischen Präsidenten.

wochentaz: Daniel Cohn-Bendit, geht es bei den Protesten in Frankreich wirklich nur um die Rente?

Daniel Cohn-Bendit: Nein. Was sich bei den Demonstratio­nen in Paris, in allen großen Städten, diese Woche auch im Parlament zeigt, ist ein starkes Unbehagen überhaupt – gegen Präsident Emmanuel Macron. 70 Prozent der Franzosen sind gegen diese Reform. Und Macron zieht sein Ding technokratisch trotzdem durch.

Wofür steht denn das Thema Rente? Sogar junge Menschen sind an den Protesten innig beteiligt – dabei ist die Altersversorgung nicht gerade ein jugendtypisches Anliegen.

Die Rente wird zur Fata Morgana. Mit einer Stimmung, die da sagt: Wenn ich in Rente bin, das ist der Sozialismus, mein Sozialismus, Rente bedeutet Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben. Endlich so leben können, wie ich will. Und Macron, so wird es empfunden, raubt mir von dieser Vorstellung zwei Jahre der „Freiheit“.
[...]

Rentendebatten gibt es auch in anderen Ländern – etwa in Deutschland. Warum fällt der Protest in Frankreich so harsch aus?

Ein französischer ­Präsident – wie aktuell Emmanuel ­Macron – ist ein republikanischer König. Die Franzosen brauchen einen „König“, um ihn, wenn ihnen danach dünkt, köpfen zu können. Das war bei François Hollande der Fall, bei Nicolas Sarkozy und Charles de Gaulle, links oder rechts: Das ist immer so.

Was ist bei Macron politisch schiefgelaufen?

Macron und seine Regierung haben die Stimmung in der französischen Gesellschaft nicht gewittert. Sie hätten zuerst die Arbeitsverhältnisse problematisieren müssen, auch über die geringeren Löhne sprechen und die Unternehmen zwingen, die ältere Arbeiterschaft nicht nur als Kostenfaktoren zu sehen – denn die Unternehmen wälzen auf die Allgemeinheit ihre Kosten ab.
[...]

Das müssen Sie wissen. Sie haben sich für Emmanuel Macron auch schon vor dessen erster Wahl eingesetzt, Sie zählten mit zu seinen Beratern und gesuchten Gesprächspartnern. Hat er sich im Laufe der Jahre immer mehr verändert?

Ich erlag der Faszination seiner Intelligenz und seiner anfänglichen politischen Offenheit jenseits ideologischer Festlegungen. Er wollte weder links noch rechts sein, sondern stand für eine europäisch gesinnte liberale Demokratie. Leider ist er, meiner Meinung nach, der Versuchung der Fünften Republik erlegen

Was heißt das?

Der republikanische Präsident wird zum republikanischen König – und er gefiel sich in dieser Rolle immer mehr. Und wollte immer weniger von Leuten – wie mir oder auch anderen – intellektuell herausgefordert werden: Mein Pochen auf ein Neudenken sozialökologischer Entscheidungsfähigkeit muss ihn irgendwann genervt haben, er wollte ungestört seine von ihm definierte Verortung beibehalten. Ihm war es egal, dass er nur noch als Präsident der Wohlhabenden wahrgenommen wird.

Er war mal ein sehr populärer, hoffnungsstiftender Präsident. Nun liegt seine Präsidentschaft in Trümmern – dabei hat er noch fünf Jahre Amtszeit, und das ohne parlamentarische Mehrheit.

Macron hat zweimal die Präsidentschaftswahl gewonnen, ja, aber er hat dies gegen die Rechtspopulisten von Marine Le Pen geschafft. In den ersten Wahlgängen, 2017 und 2022, hatte er lediglich gut ein Viertel der Stimmen. Das ist die wirkliche Basis seiner Präsidentschaft: Dass die Wähler und Wählerinnen viel mehr als ihn vor allem Marine Le Pen nicht wollten.

Die letzten Jahre Emmanuel Macrons bis 2027 – wie sollen die bei fehlender parlamentarischer Mehrheit seiner Partei funktionieren?

Nicht nur die Präsidentschaft Macrons liegt in Trümmern, sondern die gesamte Architektur der Fünften Republik samt ihres Wahlsystems.

Inwiefern?

Es gilt auf nationaler Ebene, und auf die kommt es an, das Mehrheitswahlrecht, the winner takes it all. Nicht wie in Deutschland das Verhältniswahlrecht, wo normalerweise keine Partei die absolute Mehrheit gewinnt – und man immer auf Kompromisse setzen muss. In Frankreich ist der Begriff Kompromiss gleichbedeutend mit „kompromittieren“.
[...]

Zweimal ist Marine Le Pen Macron in den Stichwahlen unterlegen – müssen wir sie und ihre Rechtspopulisten beim nächsten Mal als siegreich befürchten?

Ja, das kann so sein. Sie bleibt jetzt im Streit um die Rente ganz kühl, ruhig – sodass sie fast wie eine Moderatorin, jedenfalls nicht wie eine Aufheizerin wirkt. Das bringt ihr im Hinblick auf die nächsten Präsidentschaftswahlen viel Kapital. Die Mehrheit der Franzosen und Französinnen will keine Revolution, kein Chaos. Sondern Ruhe und Schutz.

Und die Linke, die sich im Parlament am lautstärksten als Stimme des Protests hervortut?

Sie hat keine Chance, null. Von ihr gehen keine good vibrations aus, im Gegenteil. Es ist vielfach Geschrei. Sie ist deshalb so vernehmlich, weil sie mit den Protesten ihre eigene Wählerschaft mobilisiert – aber Jean-Luc Mélenchon ist nicht mehrheitsfähig. In einer Stichwahl mit Le Pen würde er krass verlieren.
Kwelle & mehr: https://taz.de/Cohn-Bendit-ueber-Protes ... /!5921392/
Dazu nur dieser Abschnitt aus dem Focus zu Cohn-Bendit:
In dem Buch „Der große Basar“ berichtet der Grünen-Vordenker über seine Zeit als Kindergärtner. „Mein ständiger Flirt mit den Kindern nahm erotische Züge an. Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Das stellte mich vor Probleme. Aber wenn sie darauf bestanden haben, habe ich sie dennoch gestreichelt.“
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Deppenwelt: Köpft den König

Beitrag von Atlan »

Heinz B. hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 10:07 Dazu nur dieser Abschnitt aus dem Focus zu Cohn-Bendit:
In dem Buch „Der große Basar“ berichtet der Grünen-Vordenker über seine Zeit als Kindergärtner. „Mein ständiger Flirt mit den Kindern nahm erotische Züge an. Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Das stellte mich vor Probleme. Aber wenn sie darauf bestanden haben, habe ich sie dennoch gestreichelt.“
Ist schon bezeichnend, dass Cohn-Bendit trotzdem weiter eine Plattform geboten bekommt. Jetzt auch in diesme-Forum... :pukey:
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Re: Deppenwelt: Köpft den König

Beitrag von Heinz B. »

Atlan hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 13:38
Heinz B. hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 10:07 Dazu nur dieser Abschnitt aus dem Focus zu Cohn-Bendit:
Ist schon bezeichnend, dass Cohn-Bendit trotzdem weiter eine Plattform geboten bekommt. Jetzt auch in diesme-Forum... :pukey:
Links und grün, also muss er ein Gutmensch sein. Pädophilie hin oder her.
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Deppenwelt: Köpft den König

Beitrag von Depp72 »

Heinz B. hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 10:07 Dazu nur dieser Abschnitt aus dem Focus zu Cohn-Bendit:
In dem Buch „Der große Basar“ berichtet der Grünen-Vordenker über seine Zeit als Kindergärtner. „Mein ständiger Flirt mit den Kindern nahm erotische Züge an. Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Das stellte mich vor Probleme. Aber wenn sie darauf bestanden haben, habe ich sie dennoch gestreichelt.“

Die Worte sind absolut inakzeptabel. Sie wurden von Cohn-Bendit 1975 geschrieben. Er hat sich später davon distanziert und zugegeben, dass er sie nicht hätte äußern sollen.
Spiegel hat geschrieben:In seiner von Protesten begleiteten Dankesrede im Stuttgarter Neuen Schloss [für den Theodor-Heuss-Preis 2013] distanzierte der Grünen-Politiker sich von seinen Aussagen in den siebziger und achtziger Jahren und betonte, er habe sich nie an Kindern vergriffen. "Kritisiert mich für das, was ich geschrieben habe - bis zu meinem Tod, aber jagt mich nicht für etwas, was ich nicht getan habe." Seine damaligen Äußerungen - etwa über erotische Spiele mit Kindern - seien eine "unerträgliche Provokation" und hätten "so nicht geschrieben werden dürfen". Er ordnete sie ein in den historischen Kontext der 68er Bewegung, die von Tabu-Brüchen geprägt gewesen sei.
https://www.spiegel.de/kultur/gesellsch ... 95575.html


Auch später noch (1982) gab es von ihm Äußerungen, die ebenfalls nicht akzeptabel sind. In anderen Fällen wurden ihm Äußerungen untergeschoben:
Correctiv hat geschrieben:Derzeit [2019] kursieren zwei Aussagen auf Facebook, die Daniel Cohn-Bendit zugeschrieben werden. Ein Zitat stimmt: Er sagte 1982, es sei ein „erotisches Spiel“, wenn ein fünfjähriges Mädchen sich ausziehe. Die andere Aussage stammt nicht von ihm.

Hat der Grünen-Politiker und Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Daniel Cohn-Bendit, gesagt: „Wenn ein 5-jähriges Mädchen sich beginnt auszuziehen, ist das ein wahnsinnig erotisches Spiel“? Das schreibt ein Nutzer auf Facebook, der am 1. Dezember zwei Bild-Text-Collagen mit dem Zitat und einer weiteren Aussage veröffentlicht hat. Der Beitrag wurde mehr als 300 Mal geteilt.

In der zweiten Collage steht: „Sexualverkehr zwischen Eltern und Kindern muss straffrei bleiben“, allerdings nicht in Anführungszeichen. Dadurch, dass der Satz direkt neben einem Porträt von Cohn-Bendit steht, wirkt es jedoch so, als habe dieser diese Forderung gestellt.

Unsere Recherche zeigt: Das erste Zitat ist richtig wiedergegeben. Daniel Cohn-Bendit sagte den Satz in der französischen Talkshow Apostrophes am 23. April 1982. Das ganze Video kann auf der Webseite des Archiv des Institut National de l’Audiovisuel (INA) kostenpflichtig heruntergeladen werden. Der Ausschnitt, in dem Cohn-Bendit das betreffende Zitat sagt, ist jedoch auch in einem anderen kostenfreien Beitrag von 2001 auf der INA-Webseite zu sehen (ab Minute 0:44).
[...]

Die Aussage auf der zweiten Text-Bild-Collage („Sexualverkehr zwischen Eltern und Kindern muss straffrei bleiben“) ist nach unseren Recherchen kein Zitat von Cohn-Bendit. Sie könnte sich auf Forderungen von Teilen der Grünen in den 80er-Jahren beziehen. Um Sex zwischen Eltern und Kindern ging es dabei zwar nicht explizit, aber um „einvernehmliche Sexualität“ zwischen Erwachsenen und Kindern.

Die Grünen haben diesen Teil der Parteigeschichte ab 2013 in einer Arbeitsgruppe aufgearbeitet. In dem veröffentlichten Bericht ist unter anderem eine Stellungnahme der ehemaligen Grünen-Vorsitzenden Simone Peter von September 2015 zu lesen (Seite 53): „Wir bedauern zutiefst, dass die grüne Partei in ihren Anfangsjahren pädosexuellen Aktivisten und ihren Positionen Raum gelassen hat.“

In dem Bericht wird erklärt, dass es Anfang der 80er-Jahre innerhalb der Grünen Vorstöße gab, das Sexualstrafrecht zu ändern und „die Strafbefreiung einvernehmlicher Sexualität zwischen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern“ zu erwirken (Seite 11).

Zudem sollte ins Wahlprogramm der Grünen für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1985 aufgenommen werden, die Paragrafen 174 und 176 des Strafgesetzbuches (Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen und Sexueller Missbrauch von Kindern) zu streichen oder zu ändern. Es ging den Initiatoren darum, dass „’gewaltfreie Sexualität […] frei sein‘ müsse, ‚unabhängig von Alter, Geschlecht oder anderen Merkmalen’“. Nach heftigen internen Debatten wurden die Beschlüsse, die auf einem Parteitag in Lüdenscheid gefällt worden waren, aber wieder weitgehend zurückgenommen (siehe Bericht ab Seite 303).
Cohn-Bendit dementierte, Teil dieser Debatte gewesen zu sein

Der Bericht enthält auch ein Zeitzeugen-Interview mit Daniel Cohn-Bendit, in dem dieser zu den Vorgängen befragt wurde. Seine Antwort: „Ich habe an diesen Debatten nicht teilgenommen. Ich wüsste nicht, warum ich mich als Zeitzeuge dieser Debatten ausgeben sollte. Da müsst ihr die in Nordrhein-Westfalen fragen […].“

Eine Google-Suche ergab keine Hinweise darauf, dass Cohn-Bendit gesagt hat, dass Eltern legal Sex mit ihren Kindern haben können sollten.
https://correctiv.org/faktencheck/polit ... jahr-1982/

taz hat geschrieben:Selbstverständlich hat sich Cohn-Bendit davon vielfach und variantenreich distanziert. „Das war kein Tatsachenbericht, sondern schlechte Literatur“, sagte Cohn-Bendit der Zeit 2010. „Es war als eine Provokation gedacht, jede Schrift hat ihre Zeit.“ Der taz diktierte er gerade kurz und vorab, dass das Beschriebene zur Realität keinen Bezug habe.

Befreite Liebe

Harte Nachfragen sind (noch) nicht möglich, daher ein Blick darauf, wie der Basar-Text Cohn-Bendits nach der Hosenlatzstelle weitergeht: „Da hat man mich der Perversion beschuldigt“, fährt er fort und berichtet, wie Eltern ihn deswegen aus dem Kinderladen der Universität Frankfurt rausschmeißen wollten. „Ich hatte glücklicherweise einen direkten Vertrag mit der Elternvereinigung, sonst wäre ich entlassen worden.“ Wegen der Handlung – nicht wegen des Textes.

„Die Textstelle ist ein riesiges Problem“, sagte Meike Baader, Erziehungswissenschaftlerin, die sich in ihrem Buch „Seid realistisch, verlangt das Unmögliche!“ eingehend mit den 68ern und der Kinderladenbewegung befasst hat. Damals ging es um die weit verbreitete Vorstellung, dass das Unterdrücken von Sexualität repressive Charaktere hervorbringe. Also sollte Sex frei gelebt werden, auch Kinder sollten zu einer befreiten Liebe erzogen werden. „Es gibt einen blinden Fleck in der Aufarbeitung dieser Zeit“, sagt Baader. „Sexualerziehung – ja. Aber Sex mit Kindern, das ist ein No-Go.“

Das Problem der Nichtaufarbeitung teile Cohn-Bendit mit anderen. Es gibt aus dieser Zeit mehrere Texte, die zwischen empirischer Beschreibung, Literatur und Ideologieproduktion changieren. „Aber wir wissen nicht, was wirklich passiert ist“, sagt Baader. Es gebe keinen Betroffenen, der über sexuelle Handlungen gesprochen oder sie gar angezeigt hätte.
[...]

„Dany war“, schrieben im Jahr 2001 Eltern der Kinder, die Cohn-Bendit damals betreut hatte, „über einige Jahre Bezugsperson unserer Kinder und zeichnete sich besonders dadurch aus, dass er die Bedürfnisse der Kinder sehr ernst nahm. Wir wissen, dass er niemals die Persönlichkeitsgrenzen unserer Kinder verletzt hat."

Auch heute noch stehen die Eltern hinter ihrem Erzieher Cohn-Bendit. „Mich regt der moralische Furor auf, mit dem auf Dany losgegangen wird“, sagte einer der Autoren des Elternbriefs der taz. Wie man mit Kindern umgeht wird freilich heute anders gesehen – auch von den solidarischen Eltern, die Cohn-Bendits Kitapraxis immer in den Kontext ihrer Zeit der wilden 1970er gestellt sehen wollen. „Die Frage ist doch, wie geht man mit möglichen erotischen Avancen um, denn die Kinder sind ja auch neugierig?", sagt der Brief-Autor von einst. "Und da ist klar: Wenn man das nicht eindeutig zurück weist, dann kann es zu schwierigen Situationen kommen.“ Und so schwer es dem Vater fällt, dessen Sohn bei Dany einst in der Krabbelguppe war, so sagt er heute über die Hosenlatzstelle: „Dany hat es in der Situation damals nicht eindeutig zurückgewiesen.“

Was vor mittlerweile 41 Jahren in der Kita wirklich geschah, lässt sich, solange keine weiteren Zeugen auftauchen, nicht klären. Klar jedoch ist, dass weder Cohn-Bendit noch die Grünen ein Interesse daran haben, in einen aufklärerischen Diskurs darüber zu treten. Die grüne Bewegungs- und Parteigeschichte hat eine Reihe pädokrimineller Kapitel – von einer AG Schwule und Päderasten bis hin zur pädosexuellen Indianerkommune. „Wir Grüne haben diese Zeit nie konsequent aufgearbeitet“, sagt der hessische Landtagsabgeordnete Marcus Bocklet, der sich mit dem Thema gut auskennt.

Erziehungswissenschaftlerin Baader hat erst jüngst einen der Texte aus jener Zeit, das berühmte Sonderheft Pädophilie in betrifft: erziehung erneut analysiert und skandalisiert. „Denn ich bin der Meinung, dass man dies offensiv und laut tun muss, damit wir heute wissen, was damals geschah und was psychologisch wie erzieherisch falsch und was richtig war“, sagte Baader der taz. „Cohn-Bendit hat diesen Part nicht übernommen – aber wir können das für die Grünen auch nicht machen, das müssen die selbst tun.“

https://taz.de/Cohn-Bendit-und-Kindesmi ... /!5069298/


Immerhin haben die Grünen das Thema Pädophile in der Partei später tatsächlich untersuchen lassen. Allerdings sehr spät und erst nachdem das Thema im Wahlkampf 2013 hochgekocht war.
ntv hat geschrieben:Im Bundestagswahlkampf 2013 geraten die Grünen unter Zugzwang. Der Auslöser sind Pädophilie-Vorwürfe, die auf die Anfangszeit der Partei zurückgehen. Auch ein Untersuchungsbericht kann die Grünen nicht entlasten.

Die Bombe geht im März 2013 hoch: Andreas Voßkuhle, Deutschland höchster Verfassungsrichter, weigert sich, eine Laudatio auf Daniel Cohn-Bendit zu halten. Grund dafür ist ein Buch von 1975, indem der Grüne über sexuelle Flirts mit Kindern geschrieben hatte. Was folgt, ist eine monatelange Debatte zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Im Bundestagswahlkampf müssen sich viele Helfer an den Ständen derbe Sprüche gefallen lassen, das Wahlergebnis am 22. September fällt enttäuschend aus. Nicht wenige sehen die Pädophilie-Debatte als Ursache.

Die Grünen wollen die Vorwürfe aufklären. Im Juni 2013 beauftragen sie den Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter, die Vergangenheit der Partei zu untersuchen. Walter und sein Team besuchen Archive und sprechen mit Zeitzeugen. Nun haben die Wissenschaftler ihren mit Spannung erwarteten Abschlussbericht vorgelegt. Wie pädophil waren sie nun also, die Grünen?
[...]
Walters Fazit: Die Grünen waren keineswegs der Urheber der Pädophilie-Debatte. Die historischen Wurzeln lagen im deutschen Linksliberalismus der 1960er und 70er Jahre. Werte wie Emanzipation, Freiheit sowie die Befreiung der sexuellen Bedürfnisse seien heute zwar häufig positiv assoziiert, gleichzeitig jedoch auch Nährboden gewesen für Forderungen nach einer Liberalisierung des Strafrechts.

"Minderheiten wurden veredelt"

Große Verlage hätten Schriften von Pädophilie-Apologeten verlegt. Eine große Rolle habe auch die Wissenschaft gespielt. Dass Sex mit Kindern für diese keine nachhaltigen Schäden habe, sei damals von einer Vielzahl von Forschern vertreten worden. Ein gängiges Argument lautete: Ein Kind würde vor allem dadurch traumatisiert, dass es im Anschluss an den Missbrauch von verschiedenen Seiten befragt werde. Warum also keine Straffreiheit? "Niemand hat dem richtig widersprochen, auch nicht die konservative Presse", sagt Walter.

Doch völlig entlasten können er und seine Mitarbeiter die Grünen nicht. Die Forderungen von Befürwortern linksliberaler Freizügigkeit und Pädophilie seien Ende der 70er in die neu entstehende Partei eingeflossen. Walter zieht an dieser Stelle sogar den Vergleich mit der AfD und den Piraten. Neue Parteien zögen viele Leute an, vor allem Minderheiten. Aus machtpolitischen Gründen sei es üblich gewesen, dass viele Minderheiten, darunter auch die Verfechter der Straffreiheit für Pädophilie, ihre oft widersprüchlichen Positionen addiert und ohne Absprache zwischen 1979 und 1985 in eine Vielzahl von Programmen gebracht hätten. "Bei den Grünen wurden Minderheiten nicht nur toleriert, sie wurden als wertvoll erachtet und veredelt."

Grünen-Chefin Simone Peter lauscht Walters Ausführungen mit ernster Miene, gelegentlich nickt sie zustimmend. Täter hätten "aus unseren Beschlüssen damals Legitimität empfinden" können, räumt sie ein. Man habe inzwischen eine Telefonhotline eingerichtet, vier Betroffene hätten sich bereits gemeldet, drei davon von Fällen ohne direkte Verbindung zur Partei. Die Grünen distanzierten sich heute "mit Entschiedenheit" und bedauerten ihre damalige Haltung "zutiefst". Man hätte die Konsequenzen "viel früher" tragen müssen und werde sich "der Verantwortung stellen". Nach einigen Minuten gibt es kein Synonym mehr für Reue und Entschuldigung, das Peter noch nicht genannt hat.

Wie groß ist die Schuld?

Immerhin: Walter lobt die Grünen auch, nicht nur für ihren Aufklärungswillen. Weder bei der Kirche noch bei Pfadfindern habe es jemals eine so offene Debatte gegeben. Er habe außerdem nie unter so günstigen Bedingungen und derart geringer Einflussnahme des Projektförderers geforscht.

Walter, der in den späten 70ern sozialisiert wurde und sich selbst als "biederen sozialdemokratischen Reformisten" beschreibt, gibt vor, viele Verrücktheiten der 70er erlebt zu haben. "Aber so etwas gab es in meinem Milieu nicht." Als typischen Zeitgeist will Walter das Thema Pädophilie ohnehin nicht einordnen. Die Grünen seien Avantgardisten gewesen und nicht an den Zeitgeist angepasst. "Den wollten sie ja eben aufbrechen."

Wie groß die historische Schuld der Grünen sei? Walter und sein Team argumentieren auf diese Frage vor allem parteienrechtlich. Politische Parteien besäßen eine privilegierte Stellung. Sie trügen zur Willensbildung der Nation bei, mit Programmen, die letztlich in Gesetze einfließen. Die Grünen hätten in ihrer Entstehungsphase massiv von der Parteienfinanzierung profitiert. "Eine Partei ist kein Diskutierklub. Für diese zwei bis drei Jahre, in denen man solche Positionen akzeptiert hat, tragen sie daher eine erhebliche Verantwortung", sagt der Wissenschaftler und wird deutlich: "Als Cohn-Bendit 1982 im Fernsehen mit seinem eitlen Gegrinse solche Dinge gesagt hat, war er kein kleiner Junge mehr."

https://www.n-tv.de/politik/Wie-paedoph ... 50021.html

Welt hat geschrieben:„Ich glaube Daniel Cohn-Bendit kein Wort“


Ein Mitbegründer der Grünen, Eckhard Stratmann-Mertens, gewährt bestürzende Einblicke in das Treiben pädophiler Kreise in den frühen Jahren der Öko-Partei – und attackiert Daniel Cohn-Bendit.
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Missbrauchsvorwürfe gegen einen früheren Grünen-Politiker aus Nordrhein-Westfalen werfen die Frage nach der Rolle pädophiler Gruppen in der Anfangszeit der Partei auf. Mitbegründer Eckhard Stratmann-Mertens erinnert sich an drastische Szenen. Sein Interview mit WDR.de wird im Folgenden dokumentiert.

WDR: Herr Stratmann-Mertens, es gibt neue Vorwürfe gegen einen ehemaligen Grünen-Politiker aus Nordrhein-Westfalen, der in den 80er-Jahren Sex mit Minderjährigen gehabt haben soll. Wie stark waren die pädophilen Strömungen damals bei den Grünen?

Eckhard Stratmann-Mertens: Diese pädophile Strömung führte eine absolute Randexistenz. Das war von der personellen Stärke her nicht relevant. Im Landesverband NRW waren das ganz wenige, vielleicht so bis zu zehn Leute, die für eine Legalisierung von Sex mit Kindern eintraten. Zugleich gab es aber so eine Stimmung, ein emanzipatorisches Aufbruchsklima in der Partei, tolerant zu sein gegenüber Menschen, die sich gegen die herrschende Sexualmoral einsetzten.

WDR: Wie äußerte sich diese Stimmung?

Stratmann-Mertens: Es gab um 1980 eine Gruppe, die nannte sich Indianerkommune. Die kamen aus Nürnberg. Diese Gruppe nahm dann an einigen Bundesparteitagen teil. Die bezeichneten sich als Kinderrechtsinitiative, die ganz offen für pädosexuelle Kontakte Stimmung machten. Auf Parteitagen lagen dann teilweise Erwachsene rum, die mit Jugendlichen knutschten. Es war zum Kotzen. Aber aus einer falsch verstandenen Liberalität wurde da in den Anfangsjahren der Grünen nicht eingegriffen. Das grün-alternative Selbstverständnis lautete halt: Alles ist zunächst einmal erlaubt, was für sexuelle Befreiung steht. Das sehe ich aus heutiger Sicht sehr kritisch. Man hätte diese Leute viel früher rausschmeißen müssen.

WDR: Auch offizielle Beschlüsse der Grünen waren in dieser Zeit pädophilenfreundlich.
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Stratmann-Mertens: In NRW gab es 1985 auf einem Parteitag einen unachtsamen Moment. An drei Wochenenden wurde ein Wahlprogramm mit circa 450 Seiten durchgepeitscht. In diesem Klima konnte eine kleine Minderheit einen Passus im Landtagswahlprogramm verankern, der eine Legalisierung pädosexueller Kontakte befürwortete. Das ist aber – nach meiner Erinnerung schon am nächsten Wochenende – schnell korrigiert worden.

WDR: Die „Welt am Sonntag“ berichtet jetzt, dass ein früheres und mittlerweile gestorbenes Vorstandsmitglied der NRW-Grünen eine alternative Lebensgemeinschaft geleitet hat. In dem Wohnprojekt soll es sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige gegeben haben.

Stratmann-Mertens: Ich kannte dieses frühere Vorstandsmitglied gut. Er hat sich auch damals mir gegenüber dazu bekannt, pädophil zu sein. Ich erinnere mich, dass ich mich damals nicht daran gestört habe, sondern es eher interessant fand. Ich wusste auch von dieser Emmaus-Kommune in Moers. Von sexuellen Übergriffen habe ich aber nie etwas gehört.
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WDR: Eines der damaligen Opfer wird nun in der Zeitung zitiert, der Grüne habe sich mit seinem Handeln auch auf die griechischen Philosophen bezogen. Diese hätten ja auch ihre Lustknaben gehabt und mit ihren Schülern sexuellen Umgang gepflegt.

Stratmann-Mertens: Ja, der Grünen-Vorstandskollege hat mir gegenüber auch so argumentiert. Er hat dann immer von der Erziehungsverantwortung gegenüber den Jugendlichen gesprochen. Damals habe ich das so hingenommen. Heute wundere ich mich, dass ich nicht kritischer nachgefragt habe. Natürlich ist es kein Zufall, dass diese ganzen Vorwürfe jetzt im Jahr der Bundestagswahl hochkommen. Dennoch hielte ich es für sinnvoll, wenn die Grünen diese ganze pädosexuelle Vergangenheit gründlich aufklären.

WDR: Auch der bekannte Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit steht seit Monaten in der Kritik. 1975 hatte er in einem halb fiktiven Buch über seine Zeit als Erzieher geschrieben, es sei passiert, dass Kinder seine Hose geöffnet und ihn gestreichelt hätten. Cohn-Bendit kennzeichnete die Äußerungen wiederholt als dumme Provokation. Wie beurteilen Sie das?

Stratmann-Mertens: Ich war damals ja auch als Student in Frankfurt, als Cohn-Bendit und Joschka Fischer da waren. Ich habe an denselben Demonstrationen teilgenommen. Und ich muss sagen: Ich glaube Cohn-Bendit kein Wort, wenn er seine Äußerungen zum Sex mit Kindern heute als Provokation, als reine Theorie hinstellt.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... -Wort.html


Leider findet sich keine Aussage von Stratmann-Mertens, der wegen des NATO-Bombardements gegen Serbien 1999 bei den Grünen austrat, warum er Cohn-Bendit kein Wort glaubt. Das ist aus meiner Sicht schon wichtig.


Welt-Herausgeber Thomas Schmid dagegen glaubt Cohn-Bendit:
Welt hat geschrieben: Seine umstrittene Aussage über frühkindliche Erotik sei vor allem dem Brechen von Tabus geschuldet, verteidigt sich Daniel Cohn-Bendit gegen Pädophilie-Vorwürfe. Das darf man ihm glauben.

Es gibt immer einige, die es ganz genau wissen, die mit Urteil und Verurteilung schnell zur Hand sind. Vor einiger Zeit wurde Daniel Cohn-Bendit, seit 19 Jahren lautstarkes, geachtetes Mitglied des Europäischen Parlaments, der Theodor-Heuss-Preis zugesprochen. Man kann sich mit gutem Grund fragen, ob er der richtige Preisträger ausgerechnet dieser Auszeichnung gewesen ist. Denn mit den geistigen und politischen Traditionen, die Heuss verkörperte und beförderte, hatte und hat Cohn-Bendit wenig, um nicht zu sagen: gar nichts im Sinne.

Doch darum ging es einigen Politikern in Baden-Württemberg nicht, in dessen Hauptstadt der Preis verliehen wurde. Sie führten das inzwischen vielfach in Umlauf gebrachte Hosenlatz-Zitat aus Cohn-Bendits Buch „Der große Basar“ an, um plausibel zu machen, dass der Ausgezeichnete des Preises nicht würdig sei. Peter Hauck, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, sagte: „Kindesmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt.“ Er und sein Landtagskollege Hans-Jürgen Rülke von der FDP schrieben in einem Brief: „Die geplante Verleihung verhöhnt die Opfer von sexueller Gewalt.“ Und Rülke fand zu diesem hanebüchenen Vergleich: „Cohn-Bendit hat Zeugen, deren Kinder er nicht missbraucht hat. Es gibt auch Millionen von Soldaten, die Filbinger nicht verurteilt hat.“

Semper aliquid haeret, es bleibt immer etwas hängen: Daniel Cohn-Bendit wird wohl den hässlichen Schatten nicht mehr ganz loswerden, der auf seine bisher so hell strahlende Gestalt fällt. Vermutungen verdichten sich zu scheinbaren Beweisen, und jene, die daraus Kapitalbrocken schlagen wollen, hoffen offensichtlich, im Laufe der Zeit die Gewissheit durchsetzen zu können, Cohn-Bendit sei pädophil, besser noch: ein Päderast - am besten ein Kinderschänder.

Das Hosenlatz-Zitat ist eine Entgleisung

Dem ist – nach allem, was mir bekannt ist – nicht so. Doch es gilt auch: Das Hosenlatz-Zitat ist eine Entgleisung, eine Entgleisung, die weder zufällig noch einzigartig ist. Das Zitat klingt aus einer heute ganz ferne wirkenden Vergangenheit her wie von einem anderen Stern. Es ist spielerisch, aufschneiderisch, meinetwegen auch provokativ gemeint. Doch damit bekommt man es nicht aus der Welt. Es steht für eine Wirklichkeit – die selbst dann nicht unwirklich wird, wenn sie eine fiktive, bloß vorgestellte Wirklichkeit, eine Fantasie war.

Wenn ich hier mit Leidenschaft den Versuch unternehme, die Integrität Daniel Cohn-Bendits zu verteidigen, muss ich ein paar persönliche Bemerkungen voranschicken. Denn es geht hier auch um mich. Ich kenne Dany Cohn-Bendit seit 1968, als er nach dem Pariser Mai nach Frankfurt am Main kam. Ich habe in einer Wohngemeinschaft gewohnt, die einen Stock unter seiner lag.
[...]

Man kann Fehler zugeben und dabei klare Worte finden. Dany Cohn-Bendit hat sie nicht wirklich gefunden. Zu dem Hosenlatz-Zitat sowie zu einer späteren Fernsehäußerung hat er unterschiedliche Erklärungen abgegeben, die allesamt nach Ausflucht klingen, er fühlt sich belästigt. Er hätte gut daran getan, frühzeitig zu erklären, wie seine damalige Welt aussah und warum sie so war. Und warum er solch einen Unsinn erzählt hat.
https://www.welt.de/kultur/article11632 ... hiler.html


Den letzten Absatz würde ich 1:1 unterschreiben.


Und deshalb darf in diesem Triet auch ein Interview mit Cohn-Bendit zu Frankreich stehen. Ohne sich dafür schämen zu müssen. Kotzen dürfen andere. Sollen sie sich halt eine neue Frau suchen, die besser kochen kann als die jetzige.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.