Deppenwelt

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Linden
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Linden »

Ich mag Flensburg :birdiedoublegreen:
Machen wir uns nix vor, die Menschheit ist grundsätzlich einfach krass bescheuert.

Ceterum censeo ruborem taurum esse delendam.

Tod und Hass dem Putinregime
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Depp72
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Depp72 »

Linden hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 23:55 Ich mag Flensburg :birdiedoublegreen:
Spitzenreiter in der Pyro-Kartei geht halt runter wie Öl.
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erpie
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Bekloppter wird's in diesem Jahr nicht mehr

Beitrag von erpie »

Einzelne Berliner Bezirke sind von anderen Ländern zu Risikogebieten erklärt worden. Dabei weiß schon in Schöneberg niemand, wo Mitte beginnt. Ein Kommentar.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/unei ... 42432.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
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Depp72
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Deppenwelt: Zum Mohrenkopf

Beitrag von Depp72 »

Sehr geile Geschichte aus Kiel. Ein schwarzer Inhaber nennt sein Restaurant Mohrenkopf, dann kommen die Spießbürger: https://youtu.be/bYP-zuQnT4E?t=111 :lol!:

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Berliner Zeitung hat geschrieben:In der ARD-Sendung Hart aber Fair hat der aus Nigeria stammende Andrew Onuegbu Stellung zu der aktuellen Rassismus-Debatte in der deutschen Sprache bezogen. Onuegbu ist Besitzer eines Restaurants mit dem Namen Zum Mohrenkopf. Er weigert sich, sein Lokal umzubennen. „Ich brauche keine Weißen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind“, so der Mann.

Der Name historisch bedingt. „Mohrenkopf ist im Mittelalter in Deutschland positiv besetzt“, erklärt Onuegbu. „Das war eine Auszeichnung für gute Küche, weil damals gab es noch keine Sterne wie heute.“

Auf der Homepages seines Restaurants heißt es dazu etwas ausführlicher: „Der Mohrenkopf wies im Mittelalter diejenigen Häuser aus, die als Fürstenherberge dienten. Außerdem galt er als besonderes Zeichen für eine hervorragende Küche und eine zuvorkommende Bewirtung.“ An diese Tradition wolle Andrew Onuegbu anknüpfen.

Bei Plasberg erzählt der Restaurant-Chef am Montag zudem eine Anekdote mit einem Schwarzen und seiner deutschen Frau. „Warum arbeiten Sie bei einem Nazi?“, habe ihn der Mann gefragt, seine Frau habe ergänzt: „Wir wollen gar nicht mit Ihnen reden, holen Sie Ihren faschistischen Chef!“

Nachdem sie erfahren hätten, dass Onuegbu Inhaber des Restaurants ist, hätten das Pärchen dennoch darauf beharrt: „Der Name muss sofort verschwinden! Das darf man in Deutschland nicht mehr verwenden! Das ist rassistisch!“ Daraufhin habe Onuegbu erwidert: „Das, was Sie gerade hier gemacht haben, das nennt man puren Rassismus. Denn Sie haben nicht geglaubt, dass ein schwarzer Mann der Inhaber sein kann.“
https://www.berliner-zeitung.de/news/zu ... -li.109529
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Re: Deppenwelt: Zum Mohrenkopf

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 6. Oktober 2020, 09:24 Sehr geile Geschichte aus Kiel. Ein schwarzer Inhaber nennt sein Restaurant Mohrenkopf, dann kommen die Spießbürger: https://youtu.be/bYP-zuQnT4E?t=111 :lol!:

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Berliner Zeitung hat geschrieben:In der ARD-Sendung Hart aber Fair hat der aus Nigeria stammende Andrew Onuegbu Stellung zu der aktuellen Rassismus-Debatte in der deutschen Sprache bezogen. Onuegbu ist Besitzer eines Restaurants mit dem Namen Zum Mohrenkopf. Er weigert sich, sein Lokal umzubennen. „Ich brauche keine Weißen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind“, so der Mann.

Der Name historisch bedingt. „Mohrenkopf ist im Mittelalter in Deutschland positiv besetzt“, erklärt Onuegbu. „Das war eine Auszeichnung für gute Küche, weil damals gab es noch keine Sterne wie heute.“

Auf der Homepages seines Restaurants heißt es dazu etwas ausführlicher: „Der Mohrenkopf wies im Mittelalter diejenigen Häuser aus, die als Fürstenherberge dienten. Außerdem galt er als besonderes Zeichen für eine hervorragende Küche und eine zuvorkommende Bewirtung.“ An diese Tradition wolle Andrew Onuegbu anknüpfen.

Bei Plasberg erzählt der Restaurant-Chef am Montag zudem eine Anekdote mit einem Schwarzen und seiner deutschen Frau. „Warum arbeiten Sie bei einem Nazi?“, habe ihn der Mann gefragt, seine Frau habe ergänzt: „Wir wollen gar nicht mit Ihnen reden, holen Sie Ihren faschistischen Chef!“

Nachdem sie erfahren hätten, dass Onuegbu Inhaber des Restaurants ist, hätten das Pärchen dennoch darauf beharrt: „Der Name muss sofort verschwinden! Das darf man in Deutschland nicht mehr verwenden! Das ist rassistisch!“ Daraufhin habe Onuegbu erwidert: „Das, was Sie gerade hier gemacht haben, das nennt man puren Rassismus. Denn Sie haben nicht geglaubt, dass ein schwarzer Mann der Inhaber sein kann.“
https://www.berliner-zeitung.de/news/zu ... -li.109529
Ich habe gestern bei Netto Jägerfleischklößchen und Zigeunerfleischklößchen entdeckt, hergestellt von "Mein Menü" in der TK-Truhe.
Die Welt verändert sich nur langsam.
Grün/Weiße Grüße :wave:
Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.
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Re: Deppenwelt

Beitrag von magical »

das war gestern mE insgesamt ne spannende Diskussion
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

Spätestens wenn auf Deinen Hoden eine Mücke sitzt, wird Dir klar, dass sich nicht alle Probleme mit Gewalt lösen lassen.
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Deppenwelt: Durch die Hintertür der Republikaner

Beitrag von Depp72 »

Welt hat geschrieben:Aria DiMezzo ist selbsternannte Satanistin und Polizeigegnerin. Dennoch will sich die Trans-Frau zum Sheriff in New Hampshire wählen lassen – für die Republikaner. Die Vorwahl innerhalb der Partei hat sie als einzige Kandidatin bereits gewonnen.

Mit mehr als 4200 Stimmen kürten die Republikaner im Bezirk Cheshire im US-Staat New Hampshire eine unkonventionelle Kandidatin für die Wahl zum Sheriff: Aria DiMezzo ist selbsternannte Satanistin und verunglimpft mit ihren Wahlslogans die Polizei. Seit der Vorwahl im September wurde die Transgender-Frau Anfang 30 zu einer kleinen Berühmtheit – aber auch zum Ziel von Online-Hasskommentaren und homophoben Beleidigungen. Nun rief der bisherige republikanische Kandidat die Wähler dazu auf, seinen Namen auf die Wahlzettel zu schreiben, um ihre Chancen zu schmälern.

Bei den Vorwahlen der Republikaner war DiMezzo die einzige Kandidatin für das Amt des Sheriffs. Grund: Der langjährige Anwärter Earl Nelson ließ sich nach vier erfolglosen Versuchen in diesem Jahr wegen einer Krebserkrankung nicht aufstellen. DiMezzo vermutet, die meisten Parteimitglieder hätten das Kreuz blind neben ihren Namen gesetzt.
Kwelle & mehr: https://www.welt.de/politik/ausland/art ... osten.html


Augen auf, wo ihr das Kreuz setzt.
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Deppenwelt: Trostfrauen-Denkmal in Berlin

Beitrag von Depp72 »

Berliner Zeitung hat geschrieben:Wie Japan dafür sorgt, dass in Berlin ein Denkmal verschwindet
Der Bezirksbürgermeister von Mitte knickt vor den Forderungen Tokios ein und will ein neu errichtetes Denkmal gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen in Moabit wieder entfernen lassen.

Ist es Aufgabe eines Berliner Stadtbezirks internationale Politik zu machen? Dies ist offenbar die Meinung von Mittes Bürgermeister, Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen). Er erließ in der vergangenen Woche die Anordnung, eine sogenannte Friedensstatue zu entfernen, die erst am 28. September in der Moabiter Birkenstraße errichtet worden war. Der Korea-Verband, der vor allem aus interessierten Deutschen besteht, hatte dieses Mahnmal aufgestellt – mit Genehmigung des Bezirksamts und in Anwesenheit der Leiterin des Fachbereichs Kunst, Kultur und Geschichte.

Mit der Statue protestiert der Verband gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen, vor allem gegen Frauen. Als Beispiel wählten sie das Vorgehen der japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg, als schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen gezwungen wurden, sich für japanische Soldaten zu prostituieren.
https://www.berliner-zeitung.de/open-so ... -li.110818
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Deppenwelt: Völkische Premiere

Beitrag von Depp72 »

AfD-Vorsitz im Stadtrat Gera

Mit Reinhard Etzrodt wählte die Stadt erstmals bundesweit einen AfD-Politiker zum Stadtratsvorsitzenden. Er steht an der Seite von Björn Höcke.

https://taz.de/AfD-Vorsitz-im-Stadtrat-Gera/!5717320/
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Re: Deppenwelt

Beitrag von TiSa667 »

Linden hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 23:55 Ich mag Flensburg :birdiedoublegreen:
Die können dort doch noch nicht mal richtig Handball spielen!
In diesem Sinne:

Bild
Und hinterher will es wieder keiner gewusst haben...
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Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Depp72 »

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BZ hat geschrieben:1943. Albert Jacob hört seit Ende August täglich den „Heimatdienst“. Der Sender Freies Deutschland strahlt ihn aus. Jacob empfängt die Sendung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) aus der Sowjetunion über ein leistungsstarkes Radio. Kriegsgefangene deutsche Wehrmachtsoldaten melden sich darin zu Wort, nennen ihren Namen und die Anschrift ihrer Familie und bitten Hörer darum, ihren Angehörigen ein Lebenszeichen zu übermitteln.

Der Krieg hat sich im Verlauf des Jahres für Deutschland zum Schlechten gewendet: Die 6. Armee hat in Stalingrad kapituliert, die Wehrmacht in Tunesien hat die Waffen gestreckt, die U-Bootflotte hat die Atlantikschlacht verloren, amerikanische und britische Streitkräfte sind auf Sizilien gelandet.

Das Siemens-Radio von Albert Jacob ist am 3. September 1943 erneut auf „Heimatdienst“-Empfang. In seiner Wohnung in der Schlachthofstraße 15 in Zwickau hört er die Sendung. Auch ein Bernhard Bechler aus Altenburg meldet sich: „Hier ist Major Bechler. Ich bitte die Hörer, viele Grüße an meine Frau auszurichten. Ich bin in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und es geht mir gegenwärtig sehr gut.“ Einige Tage später wird der 57-jährige Jacob, Ehemann und Vater eines Sohnes, diese Grüße ausrichten. Er wird dafür sein Leben verlieren.
[...]
Die Urne mit der Asche Albert Jacobs liegt seit 1948 in der Gruft hinter der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus am Schwanenteich in Zwickau. Mit ihm ruhen dort vier Opfer des NS-Regimes aus Zwickau und 320 Opfer des Außenlagers des KZ Flossenbürg. Alle anonym.

„In der DDR-Literatur zum Antifaschismus in Zwickau wird Albert Jacobs illegale Arbeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nur ganz am Rande erwähnt“, stellt Sven Hüber fest, „in der westdeutschen oder Nach-Wende-Literatur über den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur und die Opfer der NS-Justiz überhaupt nicht.“ Selbst in der „Liste von im Deutschen Reich hingerichteten Personen“ bei Wikipedia wird Albert Jacob nicht erwähnt.
[...]
Der Deutsche Bundestag beschließt 1998 das „Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege“. Es hebt alle Urteile des Volksgerichtshofes auf, auch das gegen Albert Jacob.

Das Schicksal Jacobs mahne, schreibt Sven Hüber, „die Opfer der Nazi-Justiz und ihre Geschichte nicht zu vergessen und jede nachwachsende Generation immer wieder neu die Lehren aus der Geschichte ziehen zu lassen“.
[...]
Besonders freut sich Sven Hüber darüber: Die Stadt Zwickau beschloss nach Veröffentlichung seiner Broschüre, am früheren Wohnhaus von Albert Jacob eine Gedenktafel anzubringen. Am 15. Oktober ist sie enthüllt worden.

Kwelle & mehr: https://www.berliner-zeitung.de/politik ... -li.109658
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Eckfahnenfan

Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 21:54
"1943. Albert Jacob hört seit Ende August täglich den „Heimatdienst“. Der Sender Freies Deutschland strahlt ihn aus. Jacob empfängt die Sendung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) aus der Sowjetunion über ein leistungsstarkes Radio. Kriegsgefangene deutsche Wehrmachtsoldaten melden sich darin zu Wort, nennen ihren Namen und die Anschrift ihrer Familie und bitten Hörer darum, ihren Angehörigen ein Lebenszeichen zu übermitteln.
...
Das Siemens-Radio von Albert Jacob ist am 3. September 1943 erneut auf „Heimatdienst“-Empfang. In seiner Wohnung in der Schlachthofstraße 15 in Zwickau hört er die Sendung. Auch ein Bernhard Bechler aus Altenburg meldet sich: „Hier ist Major Bechler. Ich bitte die Hörer, viele Grüße an meine Frau auszurichten. Ich bin in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und es geht mir gegenwärtig sehr gut.“ Einige Tage später wird der 57-jährige Jacob, Ehemann und Vater eines Sohnes, diese Grüße ausrichten. Er wird dafür sein Leben verlieren.
[...]
Die Urne mit der Asche Albert Jacobs liegt seit 1948 in der Gruft hinter der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus am Schwanenteich in Zwickau. Mit ihm ruhen dort vier Opfer des NS-Regimes aus Zwickau und 320 Opfer des Außenlagers des KZ Flossenbürg. Alle anonym.
...
Das Schicksal Jacobs mahne, schreibt Sven Hüber, „die Opfer der Nazi-Justiz und ihre Geschichte nicht zu vergessen und jede nachwachsende Generation immer wieder neu die Lehren aus der Geschichte ziehen zu lassen“.
...
Kwelle & mehr: https://www.berliner-zeitung.de/politik ... -li.109658
Kleine Ergänzung:
Das NKFD war auch dem Nachkriegsdeutschland (BRD) suspekt. Genauso wie der BDO (Bund deutscher Offiziere). Der MAD (militärischer Abschirmdienst der Guten) interessierte sich noch lange nach dem Krieg (mindestens bis in die 70 er Jahre hinein) bei sogenannten "Sicherheitsüberprüfungen" von Bundeswehrangehörigen für Mitglieder der beiden antinazistischen Organisationen. Sie wurden im NS-Rechtsnachfolgestaat offensichtlich als suspekt eingestuft. Traditionspflege.
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Depp72
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Deppenwelt: Zwei Nullen

Beitrag von Depp72 »

Wie man Werbung zu gesellschaftlichem Engagement rein wäscht:
Mopo hat geschrieben:Es ist ein wahrer Shitstorm, der der Hamburger Getränke-Marke „Fritz Kola“ derzeit auf Facebook entgegenschlägt. Der Auslöser? Das übergroße Werbeplakat in der Nähe des Hauptbahnhofs, das sich recht eindeutig über den US-Präsidenten Donald Trump lustig macht. Das Unternehmen reagiert jetzt auf den Hass — mit einer Spende für Flüchtlingshilfen.

„Zwei Nullen. Eine schmeckt“, so lautet die Überschrift des neuen riesigen Werbeplakats der Hamburger Marke „Fritz Kola“. Darunter ist eine Zeichnung des US-Präsidenten Donald Trump zu sehen, rechts daneben das neue Produkt des Softdrink-Herstellers: Eine Kola mit null Prozent Zucker.
https://www.mopo.de/hamburg/-zwei-nulle ... t-37491992
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Roberto
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Roberto »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 23:09
Depp72 hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 21:54
"1943. Albert Jacob hört seit Ende August täglich den „Heimatdienst“. Der Sender Freies Deutschland strahlt ihn aus. Jacob empfängt die Sendung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) aus der Sowjetunion über ein leistungsstarkes Radio. Kriegsgefangene deutsche Wehrmachtsoldaten melden sich darin zu Wort, nennen ihren Namen und die Anschrift ihrer Familie und bitten Hörer darum, ihren Angehörigen ein Lebenszeichen zu übermitteln.
...
Das Siemens-Radio von Albert Jacob ist am 3. September 1943 erneut auf „Heimatdienst“-Empfang. In seiner Wohnung in der Schlachthofstraße 15 in Zwickau hört er die Sendung. Auch ein Bernhard Bechler aus Altenburg meldet sich: „Hier ist Major Bechler. Ich bitte die Hörer, viele Grüße an meine Frau auszurichten. Ich bin in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und es geht mir gegenwärtig sehr gut.“ Einige Tage später wird der 57-jährige Jacob, Ehemann und Vater eines Sohnes, diese Grüße ausrichten. Er wird dafür sein Leben verlieren.
[...]
Die Urne mit der Asche Albert Jacobs liegt seit 1948 in der Gruft hinter der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus am Schwanenteich in Zwickau. Mit ihm ruhen dort vier Opfer des NS-Regimes aus Zwickau und 320 Opfer des Außenlagers des KZ Flossenbürg. Alle anonym.
...
Das Schicksal Jacobs mahne, schreibt Sven Hüber, „die Opfer der Nazi-Justiz und ihre Geschichte nicht zu vergessen und jede nachwachsende Generation immer wieder neu die Lehren aus der Geschichte ziehen zu lassen“.
...
Kwelle & mehr: https://www.berliner-zeitung.de/politik ... -li.109658
Kleine Ergänzung:
Das NKFD war auch dem Nachkriegsdeutschland (BRD) suspekt. Genauso wie der BDO (Bund deutscher Offiziere). Der MAD (militärischer Abschirmdienst der Guten) interessierte sich noch lange nach dem Krieg (mindestens bis in die 70 er Jahre hinein) bei sogenannten "Sicherheitsüberprüfungen" von Bundeswehrangehörigen für Mitglieder der beiden antinazistischen Organisationen. Sie wurden im NS-Rechtsnachfolgestaat offensichtlich als suspekt eingestuft. Traditionspflege.
Ach ja, all diese Guten! Die sind auch alle vor ihrer Gefangenschaft in Russland als General - siehe Paulus, von Seydlitz-Kurzbach, Edler von Daniels und all die anderen in die Armee eingetreten oder wie?
Solange das nämlich "lief", haben sie alle brav das Maul gehalten. Da hat auch keiner wegen der herrschenden Verhältnisse gesagt, nein danke ohne mich! Auch in der damaligen Wehrmacht wurdest du nämlich nicht Generalleutnant durch Handauflegung oder Zufall, wie beim Lottospielen, sondern aus anderen Gründen - und das gilt für viele andere dieses Clubs genau so. Die armen Widerstandskämpfer - aber komischerweise erst als nichts mehr ging. Vor her - ja, das war eben befohlen, was soll man denn da.....
Erinnert an einige Herrschaften aus der NVA, die noch im Frühjahr 1989 ihre Untergebenen und Vorgesetzten mal ganz locker beim MfS hingehängt haben und im Herbst 1990 den lupenreinen Demokraten - um mal einen ehemaligen Kanzler zu zitieren - gegeben haben.
Der Antinazi, det aber bis zu seiner Gefangenschaft ein 250%iger war. Der berühmte Kommissarbefehl des OKW, von Jodl ins Leben gerufen - wurde also gerade in den am Barbarossafeldzug beteiligten Armeeen nicht befolgt?
Ach die armen Widerstandkämpfer! Glaubst du eigentlich an den Scheiß, den du verzapftst - ein General, ein Obrist im 2. Weltkrieg im Rußlandfeldzug, der sich nicht genau an diese Vorgaben aus Berlin hielt - war die längste Zeit Oberst oder General.
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 23:09 Kleine Ergänzung:
Das NKFD war auch dem Nachkriegsdeutschland (BRD) suspekt. Genauso wie der BDO (Bund deutscher Offiziere). Der MAD (militärischer Abschirmdienst der Guten) interessierte sich noch lange nach dem Krieg (mindestens bis in die 70 er Jahre hinein) bei sogenannten "Sicherheitsüberprüfungen" von Bundeswehrangehörigen für Mitglieder der beiden antinazistischen Organisationen. Sie wurden im NS-Rechtsnachfolgestaat offensichtlich als suspekt eingestuft. Traditionspflege.

Kleine Ergänzung zur Ergänzung:
Traditionspflege im besseren Teil Deutschlands war es doch, Genossen, die nicht genügend parteinah waren bzw. blieben als suspekt einzustufen.
Werkstattgeschichte hat geschrieben:Prominente Gründungsmitglieder des NKFD und BDO gerieten nach 1945 unter falschen Anschuldigungen in den Stalinschen Repressionsapparat.
https://werkstattgeschichte.de/wp-conte ... RONTEN.pdf

SZ hat geschrieben:Heinrich Gerlachs autobiografischer Bericht über den Russlandfeldzug, seine Gefangenschaft und die Gründung des Nationalkomitees Freies Deutschland ist ein wichtiges Zeitdokument.
[...]
Klar konturiert beschreibt Gerlach die Akteure, die täglichen Spannungen, das Misstrauen zwischen den Fraktionen unter dem Dach des NKFD und BDO, die sich bereits am 2. November 1945 auflösten. Ihr Spielraum war begrenzt von Hunger, Opportunismus, tiefster Resignation und dem ausschließlichen Ziel, aus der Kriegsgefangenenschaft entlassen zu werden. Aber auch die politische Naivität von führenden Wehrmachtsgenerälen wie Walther von Seydlitz gegenüber den sowjetischen Absichten wird ebenso plastisch geschildert wie die doktrinäre Kompromisslosigkeit Walter Ulbrichts. Ein im Sinne streng materialistischer Geschichtsauffassung gehaltener Vortrag des ehemaligen KPD-Abgeordneten Edwin Hörnle im Februar 1944 über "Das Preußentum als Vorstufe des Nationalsozialismus" führte unter den Häftlingen zu einer Art Aufstand, in dessen Folge die Sowjets keinerlei Abweichung von ihrer Linie mehr zuließen. Ulbricht hatte freie Hand zu bestimmen, wer aus seiner Sicht tatsächlicher Antifaschist sei, mit der vagen Aussicht, früher entlassen zu werden.

Die aufkommende Schulddiskussion, etwa über die Ermordung politischer Kommissare und Offiziere, zieht sich wie ein roter Faden durch die Dialoge. Insofern liegt hier ein enorm wichtiges Zeitdokument, besonders über die Zeit von Gerlachs Gefangenschaft 1942 bis 1950, vor. Der Duktus des Berichts ist wohltuend frei von jeglicher NS-Ideologie oder den allseits üblichen Entlastungsnarrativen. Nüchtern werden die Verbrechen der Wehrmacht beschrieben, interessanter ist allerdings die Aufarbeitung des täglichen Lagerlebens. Als Fazit wird festgehalten: "Wir haben es gewusst, und wir sind mitmarschiert", bis "die Welt von gestern (in Stalingrad) zerbrach".
https://www.sueddeutsche.de/politik/zwe ... -1.3756159
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
Eckfahnenfan

Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Eckfahnenfan »

Roberto hat geschrieben: Dienstag 20. Oktober 2020, 15:54
Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 23:09
Depp72 hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 21:54
"1943. Albert Jacob hört seit Ende August täglich den „Heimatdienst“. Der Sender Freies Deutschland strahlt ihn aus. Jacob empfängt die Sendung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) aus der Sowjetunion über ein leistungsstarkes Radio. Kriegsgefangene deutsche Wehrmachtsoldaten melden sich darin zu Wort, nennen ihren Namen und die Anschrift ihrer Familie und bitten Hörer darum, ihren Angehörigen ein Lebenszeichen zu übermitteln.
...
Das Siemens-Radio von Albert Jacob ist am 3. September 1943 erneut auf „Heimatdienst“-Empfang. In seiner Wohnung in der Schlachthofstraße 15 in Zwickau hört er die Sendung. Auch ein Bernhard Bechler aus Altenburg meldet sich: „Hier ist Major Bechler. Ich bitte die Hörer, viele Grüße an meine Frau auszurichten. Ich bin in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und es geht mir gegenwärtig sehr gut.“ Einige Tage später wird der 57-jährige Jacob, Ehemann und Vater eines Sohnes, diese Grüße ausrichten. Er wird dafür sein Leben verlieren.
[...]
Die Urne mit der Asche Albert Jacobs liegt seit 1948 in der Gruft hinter der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus am Schwanenteich in Zwickau. Mit ihm ruhen dort vier Opfer des NS-Regimes aus Zwickau und 320 Opfer des Außenlagers des KZ Flossenbürg. Alle anonym.
...
Das Schicksal Jacobs mahne, schreibt Sven Hüber, „die Opfer der Nazi-Justiz und ihre Geschichte nicht zu vergessen und jede nachwachsende Generation immer wieder neu die Lehren aus der Geschichte ziehen zu lassen“.
...
Kwelle & mehr: https://www.berliner-zeitung.de/politik ... -li.109658
Kleine Ergänzung:
Das NKFD war auch dem Nachkriegsdeutschland (BRD) suspekt. Genauso wie der BDO (Bund deutscher Offiziere). Der MAD (militärischer Abschirmdienst der Guten) interessierte sich noch lange nach dem Krieg (mindestens bis in die 70 er Jahre hinein) bei sogenannten "Sicherheitsüberprüfungen" von Bundeswehrangehörigen für Mitglieder der beiden antinazistischen Organisationen. Sie wurden im NS-Rechtsnachfolgestaat offensichtlich als suspekt eingestuft. Traditionspflege.
Ach ja, all diese Guten! Die sind auch alle vor ihrer Gefangenschaft in Russland als General - siehe Paulus, von Seydlitz-Kurzbach, Edler von Daniels und all die anderen in die Armee eingetreten oder wie?
Solange das nämlich "lief", haben sie alle brav das Maul gehalten. Da hat auch keiner wegen der herrschenden Verhältnisse gesagt, nein danke ohne mich! Auch in der damaligen Wehrmacht wurdest du nämlich nicht Generalleutnant durch Handauflegung oder Zufall, wie beim Lottospielen, sondern aus anderen Gründen - und das gilt für viele andere dieses Clubs genau so. Die armen Widerstandskämpfer - aber komischerweise erst als nichts mehr ging. Vor her - ja, das war eben befohlen, was soll man denn da.....
Erinnert an einige Herrschaften aus der NVA, die noch im Frühjahr 1989 ihre Untergebenen und Vorgesetzten mal ganz locker beim MfS hingehängt haben und im Herbst 1990 den lupenreinen Demokraten - um mal einen ehemaligen Kanzler zu zitieren - gegeben haben.
Der Antinazi, det aber bis zu seiner Gefangenschaft ein 250%iger war. Der berühmte Kommissarbefehl des OKW, von Jodl ins Leben gerufen - wurde also gerade in den am Barbarossafeldzug beteiligten Armeeen nicht befolgt?
Ach die armen Widerstandkämpfer! Glaubst du eigentlich an den Scheiß, den du verzapftst - ein General, ein Obrist im 2. Weltkrieg im Rußlandfeldzug, der sich nicht genau an diese Vorgaben aus Berlin hielt - war die längste Zeit Oberst oder General.
Gut gebrüllt, Löwe!
Allerdings an meinem Punkt vorbei:
Während die Bundeswehr mit/von Naziköppen, die nie von der Fahne gegangen sind, aufgebaut wurde, wurden BDO-/NKFD-Mitglieder von der neuen Armee "abgeschirmt". "Landesverräter" hatten in ihr nichts zu suchen - das ist der Kern meiner "Ergänzung". Aber auch nicht besonders verwunderlich.
Eckfahnenfan

Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 20. Oktober 2020, 18:19
Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 19. Oktober 2020, 23:09 Kleine Ergänzung:
Das NKFD war auch dem Nachkriegsdeutschland (BRD) suspekt. Genauso wie der BDO (Bund deutscher Offiziere). Der MAD (militärischer Abschirmdienst der Guten) interessierte sich noch lange nach dem Krieg (mindestens bis in die 70 er Jahre hinein) bei sogenannten "Sicherheitsüberprüfungen" von Bundeswehrangehörigen für Mitglieder der beiden antinazistischen Organisationen. Sie wurden im NS-Rechtsnachfolgestaat offensichtlich als suspekt eingestuft. Traditionspflege.

Kleine Ergänzung zur Ergänzung:
Traditionspflege im besseren Teil Deutschlands war es doch, Genossen, die nicht genügend parteinah waren bzw. blieben als suspekt einzustufen.
Werkstattgeschichte hat geschrieben:Prominente Gründungsmitglieder des NKFD und BDO gerieten nach 1945 unter falschen Anschuldigungen in den Stalinschen Repressionsapparat.
https://werkstattgeschichte.de/wp-conte ... RONTEN.pdf
Wenn sich der Qualm Deiner Nebelkerze verzogen hat, bleibt doch die Frage: Hätten wir noch ruhig schlafen können, wenn in der Bundeswehr ehemalige Wehrmachtssoldaten, die mit dem Bolschewismus paktiert haben, aufgenommen worden wären? Doch wahrscheinlich nicht. Wenn der Russe vor der Tür gestanden hätte, wäre ihm diese womöglich von innen geöffnet worden. Und dann? Alptraum Gulag! Denke, das wird der gesunde Menschenverstand heute nicht anders sehen als in den frühen 50ern.
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Dienstag 20. Oktober 2020, 20:56 Hätten wir noch ruhig schlafen können, wenn in der Bundeswehr ehemalige Wehrmachtssoldaten, die mit dem Bolschewismus paktiert haben, aufgenommen worden wären? Doch wahrscheinlich nicht. Wenn der Russe vor der Tür gestanden hätte, wäre ihm diese womöglich von innen geöffnet worden. Und dann? Alptraum Gulag!

Die gleiche Denke im Fall der Brüder Field. Nur mit dem Unterschied jahrelanger Haft. Kommunistische Traditionspflege.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/lite ... 93274.html
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Deppenwelt: Der Mensch als Zwischenwirt der Vernunft?

Beitrag von Depp72 »

Wir halten uns für den Endpunkt der Schöpfung. Doch vielleicht ist der Mensch nur ein Zwischenwirt der Vernunft
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NZZ hat geschrieben:Hat das Silicon Valley überhaupt die Wahl, Dinge zu erfinden? Inzwischen dämmert uns: Wir sind geradezu getrieben, immer mehr zu entdecken. Bis die Entdeckung selbst den Menschen hinter sich lässt. Oder ihn als Haustier hält.
[...]
In Hegels Geschichtsphilosophie unterwirft der Weltgeist wie ein Maulwurf unter der Erde der Weltgeschichte insgeheim alle Ereignisse mit der «List der Vernunft» den eigenen Zwecken. Die Helden der Geschichte sind für Hegel deswegen nichts anderes als die «Geschäftsführer des Weltgeistes». Was damals für Napoleon galt, gilt auch für die Programmierer, Erfinder und Entrepreneurs in den Silicon Valleys unserer Zeit. Sie mögen sich als Wegbereiter des gesellschaftlichen Fortschritts sehen, sind aber, mit Hegel, Heidegger und Gumbrecht besehen, gar nicht wirklich die treibende Kraft, sondern nur die betreibende: getrieben, das Verborgene zu entbergen, ganz gleich, ob es dem Menschen wirklich nützt, wie er immer hofft und sich selbst einredet.

Eine metaphysische Wendung

Zu absurd? Zu technikdeterministisch? Zumindest erklärt diese Perspektive, warum der Mensch so geschäftig an einer so undurchschaubaren und, wie viele Spezialisten und Spezialistinnen vorhersagen, wahrscheinlich unkontrollierbaren Sache wie der KI bastelt. Das Weltgeist-Modell gibt diesem Drang eine metaphysische Wendung: als Sehnsucht des «absoluten Geistes», sich selbst zu erkennen. Denn Weltgeschichte ist, wie Hegel in seinen «Vorlesungen über die Philosophie» der Geschichte erklärt, am Ende nichts anderes als «die Darstellung des Geistes, wie er sich das Wissen dessen, was er an sich ist, erarbeitet».

Für diese Selbsterkenntnis braucht der Geist den Auszug der Menschen in die Welt, denn er erkennt sich erst in ihrem Erkennen seiner Schöpfung. So wird der Sündenfall zur unabdingbaren Voraussetzung nicht nur der Emanzipation des Menschen, sondern auch der Selbstermächtigung Gottes, der bei Hegel nichts anderes ist als der absolute Geist.

Heisst das, der Mensch muss die künstliche Intelligenz erfinden, damit der absolute Geist zu sich selbst findet? Sind beide gar eins? Harari scheint in diese Richtung zu denken, wenn er schreibt: «Menschen sind lediglich Instrumente, um das ‹Internet der Dinge› zu schaffen» und: «Dieses kosmische Datenverarbeitungssystem wäre dann wie Gott.»

Zugegeben, eine solche Betrachtung weicht ab vom Verständnis der KI als bloss sehr schnelle Algorithmen im Dienste der Menschen und opponiert der Kritik jeglicher KI-Konzepte, in denen der Mensch nicht die Hauptrolle spielt. Aber warum nicht im Hegel-Jahr für einen Moment etwas kühner denken und, wie Slavoj Žižek in seinem Buch «Hegel im verdrahteten Gehirn» (2020), testen, ob sich mit Hegel die Digitalisierung tiefer denken lässt.

Klar, es degradiert den Menschen, wenn er sich am Ende nur als Zwischenwirt der Vernunft herausstellt, ein Zwischenwirt der Vernunft nicht nur für seine Schöpfung, die künstliche Intelligenz, sondern auch für seinen Schöpfer, den absoluten Geist, der als allwissende, allmächtige künstliche Intelligenz im Internet aller Dinge und Ereignisse auf höchster Prozess-Stufe in Echtzeit endlich ganz zu sich selbst kommt. Aber ist es nicht auch beruhigend, sich – als «Geschäftsführer des Weltgeistes» – wieder eingebunden zu sehen in eine Geschichte, die weiss, wo sie hinwill?
https://www.nzz.ch/feuilleton/hegel-und ... ld.1581396
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 06:45
Eckfahnenfan hat geschrieben: Dienstag 20. Oktober 2020, 20:56 Hätten wir noch ruhig schlafen können, wenn in der Bundeswehr ehemalige Wehrmachtssoldaten, die mit dem Bolschewismus paktiert haben, aufgenommen worden wären? Doch wahrscheinlich nicht. Wenn der Russe vor der Tür gestanden hätte, wäre ihm diese womöglich von innen geöffnet worden. Und dann? Alptraum Gulag!

Die gleiche Denke im Fall der Brüder Field. Nur mit dem Unterschied jahrelanger Haft. Kommunistische Traditionspflege.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/lite ... 93274.html
Bemerkenswert finde ich folgenden Hinweis:
www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/der-erfundene-spion/1093274.html hat geschrieben: Seinen Überzeugungen treu bleibend bat Noel Field um Asyl in Ungarn. Er wurde weiter beschattet, gleichzeitig jedoch entschädigt und rehabilitiert – anschließend arbeitete er in Budapest als Lektor und Übersetzer. Er starb 1970. Bis zuletzt vertrat Noel Field kommunistische Überzeugungen. Die ungarische Revolution 1956 lehnte er schroff ab und sah in ihr ein imperialistisches Teufelswerk.
Bemerkenswert deshalb, weil wir es hier mit jemandem zu tun haben, der zwischen "Stalinismus" und "Kommunismus" zu unterscheiden vermag. Trifft man hierzulande selten an. In diesme Forum sowieso nicht.
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 11:49 Bemerkenswert deshalb, weil wir es hier mit jemandem zu tun haben, der zwischen "Stalinismus" und "Kommunismus" zu unterscheiden vermag. Trifft man hierzulande selten an. In diesme Forum sowieso nicht.
Bis 1953 wurde doch von 80 % der Kommunisten Stalinsmus mit Kommunismus gleichgesetzt. Auch in der SBZ und bei der KPD. Von der SU lernen, heißt... Insofern nicht gänzlich verwunderlich, dass da öfters über einen Kamm geschoren wird. Und über einen Kamm scheren macht auch der Kommunist: Kapitalismus als einheitlicher grundsätzlich böser Block.
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 11:49 Bemerkenswert finde ich folgenden Hinweis:
www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/der-erfundene-spion/1093274.html hat geschrieben: Seinen Überzeugungen treu bleibend bat Noel Field um Asyl in Ungarn. Er wurde weiter beschattet, gleichzeitig jedoch entschädigt und rehabilitiert – anschließend arbeitete er in Budapest als Lektor und Übersetzer. Er starb 1970. Bis zuletzt vertrat Noel Field kommunistische Überzeugungen. Die ungarische Revolution 1956 lehnte er schroff ab und sah in ihr ein imperialistisches Teufelswerk.
Bemerkenswert deshalb, weil wir es hier mit jemandem zu tun haben, der zwischen "Stalinismus" und "Kommunismus" zu unterscheiden vermag. Trifft man hierzulande selten an. In diesme Forum sowieso nicht.
Wenn ein "Nicht-Stalinist" die ungarische Revolution von 1956, die sich eben gerade aus den Blutlachen des Rákosi-Regimes erhob und auch mit dem Vakuum nach dem Tod des noch größeren Generalissimus in Verbindung steht, als "imperialistisches Teufelswerk" abtut - dann wirkt eine fein säuberliche Unterscheidung in stalinistisch und kommunistisch nur noch spitzfindig... grotesk spitzfindig.
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.

Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.
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Re: Deppenwelt: Albert Jacob

Beitrag von Eckfahnenfan »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 14:22
Eckfahnenfan hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 11:49 Bemerkenswert finde ich folgenden Hinweis:
www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/der-erfundene-spion/1093274.html hat geschrieben: Seinen Überzeugungen treu bleibend bat Noel Field um Asyl in Ungarn. Er wurde weiter beschattet, gleichzeitig jedoch entschädigt und rehabilitiert – anschließend arbeitete er in Budapest als Lektor und Übersetzer. Er starb 1970. Bis zuletzt vertrat Noel Field kommunistische Überzeugungen. Die ungarische Revolution 1956 lehnte er schroff ab und sah in ihr ein imperialistisches Teufelswerk.
Bemerkenswert deshalb, weil wir es hier mit jemandem zu tun haben, der zwischen "Stalinismus" und "Kommunismus" zu unterscheiden vermag. Trifft man hierzulande selten an. In diesme Forum sowieso nicht.
Wenn ein "Nicht-Stalinist" die ungarische Revolution von 1956, die sich eben gerade aus den Blutlachen des Rákosi-Regimes erhob und auch mit dem Vakuum nach dem Tod des noch größeren Generalissimus in Verbindung steht, als "imperialistisches Teufelswerk" abtut - dann wirkt eine fein säuberliche Unterscheidung in stalinistisch und kommunistisch nur noch spitzfindig... grotesk spitzfindig.
Den letzten Satz aus dem "tagesspiegel"-Absatz habe ich speziell für Dich drin gelassen, um mal wieder was von Dir zu lesen :wave:
"Imperialistisches Teufelswerk" ist tatsächlich etwas burschikos formuliert. "Konterrevolution" hätte es auch getan.
Waren angespannte Zeiten damals. Kalter Krieg. Stand einiges spitz auf Knopf. Die NATO konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, den "Volksaufstand" militärisch zu unterstützen.
Heute würde der Kommunist Field vermutlich schmunzeln, wenn er "Arbeiterräte" Religionsfreiheit fordern hörte. "Arbeiterräte" - tse, tse, tse
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Deppenwelt: Vermögen verschenkt

Beitrag von Depp72 »

SZ hat geschrieben:Der Mann, der acht Milliarden Dollar verschenkte

Der Amerikaner Chuck Feeney wurde früh Milliardär – und arbeitete zeitlebens daran, wieder arm zu werden. Jetzt, mit 89, verkündete er, es geschafft zu haben. Sein Konto sei nahe Null. Wie dieser »Anti-Trump« zu einem Vorbild für viele werden konnte.

Vor kurzem hat Chuck Feeney verkündet, dass ihm endlich gelungen ist, worauf er die letzten 38 Jahre hingearbeitet hat: arm zu werden. Nun hat er es geschafft: Er hat mehr als acht Milliarden Dollar verschenkt. Kontostand: nahe Null. Hurra!

Jeder kennt die Duty-Free-Läden an den Flughäfen, aber kaum einer die Geschichte ihres Gründers, die viel spannender ist: Denn der Mann, der durch den Erfolg der Shops ein Milliardenvermögen anhäufte, arbeitete hart daran, den Reichtum heimlich wieder loszuwerden.
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die- ... daer-89314
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Deppenwelt: Überwachung nach Corona?

Beitrag von Depp72 »

t-online hat geschrieben:"Im schlimmsten Fall kollabiert unsere Weltordnung"

Das Coronavirus erschüttert die Welt, ist aber nicht mehr die einzige globale Gefahr: Der Historiker Yuval Noah Harari erklärt im t-online-Interview, warum der Menschheit jetzt die totale Überwachung droht.

Die Corona-Krise stellt die Welt auf den Kopf, aber sie markiert möglicherweise nur den Anfang einer neuen Ära: die der totalen Überwachung aller Menschen. Sagt Yuval Noah Harari, einer der profiliertesten Vordenker unserer Zeit. Was jetzt noch wie Science-Fiction klingt, könnte schon bald Wirklichkeit werden – und dabei könnte es nicht bleiben.

Der israelische Historiker und Bestsellerautor hält es für denkbar, dass sich die Menschheit angesichts des dramatischen technologischen Fortschritts aufspaltet: in wenige Privilegierte, die alle Reichtümer und Vorteile neuer Technologien nutzen können, und in eine riesige "nutzlose Kaste" von Menschen, die irgendwann aus dem Lauf der Geschichte verschwindet.
https://www.t-online.de/nachrichten/wis ... chen-.html

Spoiler
Show
t-online hat geschrieben:Wir Menschen bezeichnen uns selbst als Homo sapiens, als "weiser Mensch". Sollten wir nicht längst die Erkenntnis gewonnen haben, dass Kooperation besser ist als Konflikt?

In der Tat sind die Beziehungen der Menschen zueinander in unserer Gegenwart besser als jemals zuvor in den vergangenen 10.000 Jahren – trotz aller Kriege und Konflikte, trotz Fake News und Populismus.

Also besteht Hoffnung?

Hoffnung besteht immer. Heutzutage sterben auf dem Globus mehr Menschen, weil sie zu viel essen, als weil sie zu wenig zu essen haben. Es sterben mehr Menschen an ihren Alterserscheinungen als an Infektionskrankheiten. Wir Menschen haben gelernt, effizient zusammenzuarbeiten, wir tauschen Ideen und Wissen aus. Wir dürfen nicht immer nur auf das Negative in der Welt schauen, sondern wir müssen erkennen: Wenn jedes Individuum sich besser verhält, wird auch die Welt besser. Es ist kein Naturgesetz, dass wir uns bekriegen müssen. Wenn es zu Konflikten kommt, dann liegt das einzig und allein an unserem Verhalten – und an der Art und Weise, wie wir Technologie einsetzen.

Also sind neue Technologien der Schlüssel zu unserem Glück?

Technologien können unser Leben retten und sie können uns zerstören. Das ist heute nicht anders als vor Jahrtausenden. Wissen Sie, welches Werkzeug vor Tausenden von Jahren einen wahrhaftigen Durchbruch bewirkt hat?

Der Faustkeil?

Nein, die Nadel, der vielleicht unterschätzteste Gegenstand, den der Homo sapiens je geschaffen hat. Mithilfe der Nadel konnten unsere Vorfahren, die aus Afrika stammten, die nördlichen Teile Europas und Asiens kolonisieren und den Neandertaler verdrängen, auch in dem Gebiet, auf dem heute Deutschland liegt. Mithilfe dieses kleinen Instruments konnten sie sich in kalten Gebieten schützende Kleidung aus Fellen und Tierhäuten nähen. Auf diese Weise erreichte der Homo sapiens auch Amerika – was der Neandertaler und die die anderen menschlichen Arten niemals geschafft hatten.
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