Deppenwelt

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Depp72
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Deppenwelt: Nazi?

Beitrag von Depp72 »

Aus 'Tausend Teufel' von Frank Goldammer, dem zweiten Buch der Reihe um Kriminaloberkommissar Max Heller, der im Dresden der späten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre ermittelt:
Frank Goldammer hat geschrieben:Heller musste an Staatsanwalt Speidel denken, der behauptete, nie ein richtiger Nazi gewesen zu sein. Aber was war ein richtiger Nazi? War man erst Nazi, wenn man Juden denunziert hatte? Wenn man Hitler gewählt hatte. Wenn man mit der Hakenkreuzfahne demonstrieren gegangen war? Wenn man eine SA- oder SS-Uniform getragen hatte oder Parteimitglied gewesen war? Oder war man schon ein Nazi, wenn man all das nur geduldet hatte? Jeder behauptete mittlerweile von sich, kein richtiger Nazi gewesen zu sein, aber alle hatten sie das System mitgetragen. Sie alle waren die Grundfeste gewesen, auf der das Deutsche Reich aufgebaut worden war. Heller nahm sich selbst nicht aus. Auch er hatte seinen Dienst verrichtet. Und jetzt?

https://www.dtv.de/buch/frank-goldammer ... fel-21756/
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Txomin_Gurrutxaga
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Wie das Chassis gehärtet wurde

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

A propos späte Kriegs- und frühe Nachkriegsjahre:

Der ruhmreiche wird am 12. September 75 Jahre alt.

https://www.sportbuzzer.de/artikel/der- ... wolfsburg/
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Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.
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Depp72
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Deppenwelt: Kinderkriegen

Beitrag von Depp72 »

NZZ hat geschrieben:Im Mittelalter waren doppelt so viele Paare kinderlos wie heute – und was Luther mit der Idee der Fruchtbarkeit zu tun hat: Viele alte Muster vom Kinderkriegen prägen immer noch unser Denken
Ein neues Buch zeigt, wie die Menschen im Mittelalter mit ersehnter, verweigerter und bereuter Elternschaft umgingen. Dabei kommen auch zur Sprache: Keuschheit, die Sexualität von Hexen und handfeste Sterilitätsprüfungen bei Männern vor Gericht. [...]
Auf über 500 Seiten wird das Thema zunächst in fünf wissensgeschichtlichen Kapiteln entfaltet. Mit Blick auf die Theologie wird der Gegensatz zwischen dem göttlichen Reproduktionsauftrag des Alten Testaments und der Privilegierung der Keuschheit bei Jesus und Paulus als Herausforderung für mittelalterliche Theologen herausgearbeitet.
Die komplizierten Lösungsansätze, welche Patristik und Scholastik für dieses Dilemma entwickelten, waren für das abendländische Eheverständnis, die Konzeption und Bewertung sexuellen Begehrens und die Perspektive auf Elternschaft folgenreich. Luthers drastische Engführung auf die Alternative Heirat oder Hurerei wird dabei als einschneidende kulturelle Wende kenntlich: Enthaltsamkeit als Leitparadigma des Mittelalters wird durch Fruchtbarkeit ersetzt.

https://www.nzz.ch/feuilleton/kinderkri ... ld.1569540
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Deppenwelt: Jagd an der EU-Außengrenze

Beitrag von Depp72 »

EU-Außengrenze: Wie eine Facebook-Gruppe die Jagd auf Migranten organisiert
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Bento hat geschrieben:Auf Facebook organisieren Bosnier die Jagd auf Migranten

Die nicht öffentliche Gruppe heißt "Doček Migranata", bosnisch für "Migranten willkommen heißen". Aber das "Willkommen heißen" ist alles andere als menschenfreundlich gemeint. bento hat mehrere Tage mit eigenem Profil in der Gruppe mitgelesen und auch mit einem Admin gechattet.

Erst Mitte August wurde die Gruppe gegründet, binnen drei Wochen wuchs die Mitgliederzahl auf mehr als 6000. Wären sie alle aus der Region Velika Kladuša, würde das bedeuten, dass mehr als jeder zehnte Einwohner bei den Migrantenjägern mitliest.

Man wolle "Busse abfangen", mit denen sich Migrantinnen und Migranten auf die Grenze zubewegen, heißt es in der Gruppenbeschreibung. In Einträgen tauchen immer wieder Videos und Fotos von schwarzen oder arabisch aussehenden Menschen auf, manchmal zu Fuß unterwegs, manchmal mit Autos. "Gerade im Zentrum", steht dabei. Oder: "Gesichtet auf der Landstraße nach Liskovac." Oft machen die Gruppenmitglieder aus ihren Autos heraus Videos im Vorbeifahren. Binnen Minuten schreiben andere, dass sie hinzukommen könnten.

Die Bosnier fürchten um ihre Jobs, die Geflüchteten fürchten Gewalt

Sabahudin Basic ist einer der Initiatoren der Gruppe. Der 34-Jährige lebt am Stadtrand von Velika Kladuša und hat hier eine kleine Essiggurkenplantage. Immer wieder würden ihm Migranten Gemüse klauen, das er eigentlich verkaufen wolle. Das habe ihn veranlasst, tätig zu werden. "Uns gehört hier die Mehrheit", schreibt Sabahudin im Chat über die Situation der Bürgerinnen und Bürger in Velika Kladuša. Viele seien alt und bedürftig, nicht wenige arbeitslos. Auch er selbst hat abseits seiner Essiggurken keinen Job.

Vor den Geflüchteten habe er Angst. Er glaube, viele seien desertierte Soldaten oder zumindest vor Kriegsdiensten in ihrer Heimat geflohen. "Das sind alles junge Männer", sie würden aussehen, als seien sie "militärisch geschult". "Die wollen wir hier einfach nicht um uns", schreibt Sabahudin. Da er zwei kleine Kinder habe, fürchtet er, ihnen könne auf dem Schulweg etwas geschehen. Die Frage, ob denn jemals etwas geschehen sei, verneint er. Trotzdem würden er und andere nun patroullieren. "Wir wollen nicht die Arbeit der Polizei erledigen", versichert er, "aber wir wollen helfen".
[...]
Er schreibt, man solle nicht zu hart über ihn urteilen. Er wolle nur sich und seine Familie schützen. Sabahudin hoffe selbst auf ein Leben in der EU, auf einen richtigen Job "hinter der Grenze", Hauptsache weg aus Bosnien-Herzegowina, "aus diesem korrupten Land".

Die Frage, ob er nicht glaube, das auch die Schutzsuchenden aus Afrika oder den arabischen Ländern mit genau diesen Hoffnungen aufgebrochen sind, verneint er. Anders als er seien sie nicht wirklich hilfsbedürftig und arm. Sie hätten es ja bis hierher geschafft.

Kommt irgendwie bekannt vor.

Kwelle & mehr: https://www.bento.de/politik/eu-ausseng ... f41b2d80f2
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Deppenwelt: R.I.P. George Bizos

Beitrag von Depp72 »

Einer von Südafrikas Helden hat mit 92 seinen Abschied genommen.
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Welt hat geschrieben:Ohne ihn wäre Nelson Mandela womöglich zum Tode verurteilt worden. Der Menschenrechtsanwalt George Bizos setzte sich bis ins hohe Alter für ein demokratisches und gerechtes Südafrika ein. Mit seinem Tod verliert das Land eine der letzten Ikonen.

George Bizos war einer von sieben Anwälten, die Nelson Mandela im Rivonia-Prozess zur Seite standen. Es ging damals, 1964, um alles. Die Todesstrafe drohte – lautstark gefordert von den Hütern des Apartheid-Systems, gegen das Mandela und seine Mitangeklagten auch mit Gewalt vorgegangen waren. Der damalige Anführer des bewaffneten ANC-Flügels schrieb sein Verteidigungsplädoyer allein, legte es aber noch einmal Bizos vor.

„Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft vertreten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben“, hieß es darin, „es ist ein Ideal, für das ich leben will und das ich zu erreichen hoffe. Doch ich bin auch bereit, dafür zu sterben.“

Bizos war der Stratege des Verteidigungsteams – und ein Kenner der Klassiker des politischen Denkens. Er fühlte sich beim Lesen an die Apologie des Sokrates erinnert, der mit ähnlich provokanten Sätzen die Athener Demokratie herausgefordert hatte und anstelle einer Verbannung ins Exil mit der Todesstrafe belegt wurde.

Mandela ergänzte auf Bizos‘ Rat hin schließlich im letzten Moment drei Worte vor dem letzten Satz seiner Rede. „If needs be.“ Wenn es sein müsse, sei er für den Tod bereit. Es waren diese abschwächenden Worte von Bizos, die Sokrates einst gefehlt haben. Und die Mandela, in Verbindung mit dem immensen weltweiten Druck auf Südafrika, wohl vor dem Tod bewahrten.

Während Mandela 27 Jahre im Gefängnis verbringen musste, kämpfte Bizos in Gerichtssälen für das gemeinsame Ideal: ein demokratisches Südafrika.
Kwelle & mehr: https://www.welt.de/politik/ausland/art ... etter.html
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Deppenwelt: Demokratie, eine deutsche Affäre

Beitrag von Depp72 »

TAZ-Talk auf YT:
taz hat geschrieben: Hedwig Richter im Gespräch: Demokratie, eine deutsche Affäre
taz Talk über das politische Sachbuch der Saison: „Demokratie“, garantiert privilegienkritisch.

Dass alle Menschen - wirklich alle! - gleich sein sollen, galt die längste Zeit als absurd. Hedwig Richter zeigt, wie diese revolutionäre Idee aufkam, allmählich Wurzeln schlug, auch in Deutschland, und gerade hier so radikal verworfen und so selbstverständlich wieder zur Norm wurde wie nirgends sonst.
Wer heute Angst vor den neuen autoritären Männern hat, der setze sich mit diesem Buch auseinander, das uns die Trumps und Erdogans dieser Welt als letztes groteskes Aufgebot erkennen lässt.

Hedwig Richter, Historikerin an der Universität der Bundeswehr in München, erzählt die Geschichte der Demokratie als eine Chronologie von Fehlern, Zufällen und Lernprozessen, in deren Zentrum der Zivilisationsbruch des Holocausts steckt. Ihr anschauliches, erfrischend thesenstarkes Buch konzentriert sich auf Deutschland, weil gerade an der deutschen Affäre mit der Demokratie deutlich wird, wie international verflochten die Wege zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind.


https://taz.de/Hedwig-Richter-im-Gespraech/!171426/

Nach etwas Vorgeplänkel beginnt das Gespräch über das Buch ca. beim Timecode 10:10.
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Depp72
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Deppenwelt: R.I.P. Harry Seidel

Beitrag von Depp72 »

Welt hat geschrieben:1961/62 verhalf der Radrennfahrer Harry Seidel mit waghalsigen Aktionen Dutzenden Menschen, die Berliner Mauer zu überwinden. Die Stasi wollte ihn in die Luft sprengen. Jetzt starb Seidel nach längerer Krankheit.
[...]
Dem DDR-Bahnrennradmeister von 1959 war aus politischen Gründen die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rom verweigert worden; er lehnte das SED-Regime aus Überzeugung ab. Schon Anfang September 1961 holte er seine Frau und seinen Sohn nach West-Berlin. Fortan betätigte er sich als Fluchthelfer, spähte Schwächen in den Sperranlagen meist an der Kiefholzstraße zwischen dem Ost-Berliner Bezirk Treptow und dem West-Berliner Neukölln aus und knipste von Westen her die Drahtverhaue auf, um fluchtwilligen Deutschen den Weg von Ost nach West zu öffnen.

Im Dezember 1961 nahmen ihn DDR-Grenztruppen dabei kurzzeitig fest – am Brandenburger Tor. Doch der extrem durchtrainierte Seidel entkam durch einen waghalsigen Sprung aus acht Metern Höhe. Insgesamt 34 Menschen hatte er bisher aus der DDR geholt.
https://www.welt.de/geschichte/article2 ... -Nr-1.html
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erpie
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Re: Deppenwelt

Beitrag von erpie »

Depp BoJo!
Pech gehabt. Wer in London dieser Tage mit Fieber und Husten auf der Website des britischen Gesundheitsdienstes NHS einen Termin für einen Corona-Test buchen will, kommt nicht weit. Das "weltbeste" Testsystem, wie es Premierminister Boris Johnson nannte, funktioniert nicht einmal in der britischen Hauptstadt. Es ist überlastet oder, um ehrlich zu sein: zusammengebrochen. Die Website sei "very busy", ist in großen Lettern dort zu lesen, man solle es später noch einmal probieren. Damit man gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt, gibt es noch den Hinweis, man möge bitte nicht die Notnummern des Gesundheitsdienstes anrufen. Da käme man auch nicht weiter.

Viele geben auf. Andere versuchen es weiter, bis sie endlich einen Termin bei einer Teststation bekommen – zum Beispiel in Inverness. Das ist im Norden Schottlands, zehn Stunden Autofahrt von London entfernt. Nach Angaben des Radiosenders LBC gab es am Montag in keiner der zehn Städte, die derzeit die höchsten Infektionszahlen melden, überhaupt Tests. Selbst in Bolton nicht, wo die Rate wieder auf 180 Fälle je 100.000 Einwohner gestiegen ist. Tests für den Heimgebrauch gibt es ebenfalls nicht.
...
Boris Johnson verspricht Besserung. Nachdem das "weltbeste" System versagt hat, helfen nur noch galaktische Größenordnungen: Für den Januar stellt Johnson ein System in Aussicht, das die Bevölkerung mit 10 Millionen Tests am Tag überschwemmen soll. Dass dieser Griff zu den Sternen – das System heißt Moonshot – 100 Milliarden Pfund kosten würde und niemand weiß, wie es technisch zu bewältigen wäre, ist Nebensache. "Aber das ist typisch für diesen Premierminister", schimpfte Starmer im Parlament. "Statt die Probleme der Gegenwart zu lösen, werden Versprechungen für die Zukunft gemacht."
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ettansicht
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
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Depp72
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Deppenwelt: Kapitalismus gleich Fortschritt

Beitrag von Depp72 »

Früher bis zu 85 Stunden Arbeitszeit, heute EU-weit ca. 41 Stunden.
Spoiler
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Hedwig Richter/Zeit hat geschrieben:Der Kapitalismus ist gar nicht so gefräßig, wenn …

Die Entwicklung der Arbeitszeit seit dem 19. Jahrhundert zeigt: Auch in der Marktwirtschaft ist Mäßigung möglich und sinnvoll. Allerdings muss auch sie erarbeitet werden.
[...]
Viersbecks Leben steht für die dunkle Seite der Industrialisierung. Das gewaltige Wirtschaftswachstum gründete auf der Ausbeutung der Massen.

Zeigt sich hier nicht exemplarisch: Der Kapitalismus ist gefräßig, grenzenlos, ungerecht und letztlich zerstörend? Angesichts der aktuellen Debatten um die Viertagewoche stellt sich die Frage neu, wie regulierungsfähig der Markt sein kann, der doch auf Wachstum angewiesen ist. Tatsächlich verkompliziert das Thema Arbeitszeit die lineare Geschichte einer nur auf Beschleunigung und Ausbeutung zielenden Wirtschaftsordnung. Um die vielschichtigen Entwicklungen besser nachvollziehen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Jahrzehnte um 1900, eine Hochphase der Industrialisierung.
[...]
Mit der lauter werdenden Forderung nach einer Viertagewoche rückt nun ein neues Ziel in den Blick. Es zeugt von einem insgesamt gewachsenen Wohlstand für alle, den sich um 1900 selbst die Sozialdemokratie nie hätte träumen lassen. Womöglich verweist das Ziel auch auf sich erneut wandelnde Vorstellungen von einem guten Leben, das sich in einem noch geringeren Ausmaß als bisher über Arbeit definiert – und vom Kapitalismus noch weniger die Ausbeutung und noch mehr den Konsum für alle Freizeitfreuden abbekommt.

Übrigens: Wie so viele humanitäre Errungenschaften und Beschränkungen kapitalistischer Maßlosigkeit war auch die Arbeitszeitverkürzung ein Ergebnis von Reformbemühungen, von Protesten und Streiks und von jahrzehntelanger politischer Lobbyarbeit – und keine revolutionäre Errungenschaft. Dieses Ergebnis steht für die Dialektik eines Systems, das letztlich auch von seiner eigenen Beschränkung lebt.

Kwelle & mehr: https://www.zeit.de/kultur/2020-09/vier ... ettansicht


PS:
Die gleiche Autorin wie: https://diesme-forum.de/viewtopic.php?f ... 385#p79393
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Depp72
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Deppenwelt: Italien oder Deutschland

Beitrag von Depp72 »

...Hauptsache, die internationale Rechte.
Mopo hat geschrieben:„Barbarisch und ungerecht“ – so nennt Monsignore Mauro Parmeggiani den Tod von Willy Monteiro Duarte auf dessen Beerdigung. Der 21-Jährige wurde von mehreren Peinigern so lange getreten und verprügelt, bis er starb. Während in ganz Italien Entsetzen darüber herrscht, werden Angehörige der mutmaßlichen Täter so zitiert: „Was haben sie denn schon getan? Nichts. Bloß einen Migranten umgebracht.“

Willy Monteiro Duarte will Koch werden. In Paliano, einer kleinen Stadt südöstlich von Rom, arbeitet er in einem Restaurant, geht parallel auf die Hotelschule. Doch sein Leben ist zu Ende, bevor er seinen Traum verwirklichen kann: Am ersten Septemberwochenende wird Duarte ermordet. Er stirbt auf einem Parkplatz vor einer Bar im Nachbarort Colleferro – zu Tode geschlagen und getreten von mehreren jungen Männern.
https://www.mopo.de/news/panorama/-nur- ... t-37332162
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Re: Deppenwelt

Beitrag von erpie »

Neuer Plan der Neonazis? Bundestag lahmlegen?
Nach der Erkrankung eines AfD-Abgeordneten an Corona wächst im Bundestag der Ärger darüber, dass viele Mitglieder der AfD-Fraktion im Parlament Vorsichtsmaßnahmen ignorieren. Der brandenburgische AfD-Abgeordnete Norbert Kleinwächter war positiv getestet worden.
https://www.tagesspiegel.de/politik/afd ... 96678.html
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Linden »

erpie hat geschrieben: Freitag 18. September 2020, 09:29 Neuer Plan der Neonazis? Bundestag lahmlegen?
Nach der Erkrankung eines AfD-Abgeordneten an Corona wächst im Bundestag der Ärger darüber, dass viele Mitglieder der AfD-Fraktion im Parlament Vorsichtsmaßnahmen ignorieren. Der brandenburgische AfD-Abgeordnete Norbert Kleinwächter war positiv getestet worden.
https://www.tagesspiegel.de/politik/afd ... 96678.html
Hat da nicht irgendwer Hausrecht?
Machen wir uns nix vor, die Menschheit ist grundsätzlich einfach krass bescheuert.

Ceterum censeo ruborem taurum esse delendam.

Tod und Hass dem Putinregime
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Re: Deppenwelt

Beitrag von TiSa667 »

erpie hat geschrieben: Freitag 18. September 2020, 09:29 Neuer Plan der Neonazis? Bundestag lahmlegen?
Nach der Erkrankung eines AfD-Abgeordneten an Corona wächst im Bundestag der Ärger darüber, dass viele Mitglieder der AfD-Fraktion im Parlament Vorsichtsmaßnahmen ignorieren. Der brandenburgische AfD-Abgeordnete Norbert Kleinwächter war positiv getestet worden.
https://www.tagesspiegel.de/politik/afd ... 96678.html
Nicht BT lahmlegen, aber gut vorstellen könnte ich mir...
Die dringende Empfehlung Schäubles zu rücksichtsvollem Verhalten gelte auch für die AfD. Die Grünen-Politikerin kündigte an: „Sollte sie nicht zu Einsicht und Rücksicht fähig sein, werden wir eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes anregen.“
...und dann "Diktatur!" brüllen.
Und hinterher will es wieder keiner gewusst haben...
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Deppenwelt: KZ-Aufseherin als Traumjob

Beitrag von Depp72 »

Quasi Influencerin 1.0?
Deutschlandfunk hat geschrieben:Frauen im Nationalsozialismus – das waren keineswegs nur die „unschuldig Verführten“, die nicht wussten, welche Gräueltaten von ihren Männern verübt wurden. Eine Dauerausstellung in der Gedenkstätte Ravensbrück zeigt: Als KZ-Aufseherin zu arbeiten, versprach Emanzipation und sozialen Aufstieg.
[...]
„Eine ehemalige Aufseherin, Margarete T. hat gesagt: Naja, das sei hier die schönste Zeit ihres Lebens gewesen.“
Emanzipation für deutsche Frauen
Für Margarete T. wie für viele andere KZ-Aufseherinnen war Ravensbrück die Gelegenheit, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Die meisten kamen aus einfachen Verhältnissen. Sie waren jung, meist Anfang 20, und lebten oft noch in ihren sehr beengten Elternhäusern. In Ravensbrück bekamen sie ein eigenes Zimmer oder gar eine eigene Wohnung in modernen Unterkünften, idyllisch gelegen am Schwedtsee. Die Arbeit im Konzentrationslager war für diese Frauen eine Chance zum sozialen Aufstieg, sagt Simone Erpel: „Es war schon auch eine kleine Emanzipationsgeschichte. Unabhängig zu sein, hier in diesen Häusern wohnen zu können, eigenes Geld zu verdienen, das sind bestimmt Faktoren gewesen, die es attraktiv gemacht haben. Es ist ein Kinderheim eingerichtet worden, es gab einen Kindergarten, das heißt, man war hier eingestellt auf berufstätige Mütter.“

https://www.deutschlandfunk.de/aufseher ... _id=483933
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Deppenwelt: Sandstern

Beitrag von Depp72 »

Gestern durch Zufall geschaut. Der für mich bisher beste Film in diesem Jahr. Und dies, obwohl ich sonst keine mag, die sprunghaft sind. Der Film wechselt wunderbar zwischen Schmunzeln und Traurigkeit. Die Schauspieler fand ich durchgehend überzeugend. Solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Noch sechs Tage in der Mediathek:

https://www.ardmediathek.de/ard/video/f ... jYjBhMGM4/
Filmtext hat geschrieben:Aus der türkischen Provinz wird der 12jährige Oktay in die pulsierende Bundesrepublik der 80er Jahre katapultiert. Er kann die Sprache nicht, seine Eltern kennt er kaum – keine optimalen Voraussetzungen für einen jungen Menschen, der das Leben liebt. Aber Oktay lässt sich nicht unterkriegen, auch von den Nackenschlägen, die das Schicksal für ihn bereithält.

Regisseur und Autor Yilmaz Arslan gelingt ein sensibler Blick auf unsere Welt durch die Augen eines Kindes. Er zeigt uns in metaphernreichen Bildern die schönen und die hässlichen Seiten des Lebens.
Spoiler
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Kino-Zeit.de hat geschrieben:Der nicht mehr ganz so kleine Oktay (wunderbar gespielt von Roland Kagan Sommer) wird nach Jahren der Trennung von seinen Eltern ins Deutschland der 1980er Jahre geholt. Davor war er bei seiner Großmutter, ist in einem Dorf in der Türkei aufgewachsen und kannte von seinen Eltern nicht viel mehr als deren Vornamen. Deshalb nennt er sie auch jetzt ganz selbstverständlich Fatma und Sabri, was vor allem die Mutter jedes Mal aufs Neue aufhorchen lässt: So hat sie sich die endlich gemeinsame Zeit als Familie nicht vorgestellt.

Aber auch Oktay purzelt plötzlich in ein Leben, das nicht das seine ist. Die langjährige Vertrauensperson, seine Oma, ist Tausende von Kilometern entfernt und wird ohne ihn an ihrer Seite sterben. In der Schule geht er nicht mehr in die sechste Klasse, sondern wird zurück in die erste Klasse gestuft: „Du erst mal Deutsch lernen“, erklärt ihm der Schuldirektor, der keinerlei Kompetenz darin zeigt, sich in seine Schützlinge auch nur annähernd hineinzuversetzen.

Wie das Leben aber so spielt, lernt Oktay in der neuen Umgebung auch Menschen kennen, die ihn liebevoll aufnehmen und ihm ein Art Ersatz-Zuhause geben. Zum einen ist dies eine Mitschülerin, eine Italienerin, die zu wissen scheint, was Oktay als Neuling in der Schule fühlen mag. Und zum anderen kümmert sich die alte Nachbarin Anna (großartig verkörpert von Katharina Thalbach) um den Jungen wie um ihr eigenes Enkelkind. Sie findet ihn eines Nachmittags im Garten, als er von zwei Mitschülern verprügelt wird. Weil Oktay sehr stark blutet, bringt sie ihn in die Notaufnahme – zum Glück. Denn Oktay ist ein Bluter, was noch niemand bislang festgestellt hatte. Anna hat ihm das Leben gerettet und kümmert sich fortan auch um seine medizinische Versorgung.

Was Sandstern ausmacht, ist seine Fülle burlesker Vorfälle und skurriler Ereignisse. Die Geschichte allein ist schon besonders und wäre für sich erzählenswert: Die Integration eines ausländischen Jungen in ein Land, das nicht seine Heimat ist, und eine Familie, die noch nicht weiß, wie Familie eigentlich funktioniert. Zusätzlich aber wird die Geschichte mit originellen Einfällen und Wendungen gespickt, die sie nicht einfach so dahinplätschern lassen, sondern spannend und eben originell machen – auch wenn bestimmt manch einer mag dem Film vorwerfen mag, dass er überfrachtet ist und zu viele Handlungselemente verknüpft.

Oktays Geschichte ist eine traurige: Immer wieder mag man die Eltern des Jungen packen und wachrütteln, Nachbarin Anna danke sagen und den Jungen in den Arm nehmen und trösten. Man ahnt, Oktay ist mit seinen Erlebnissen nicht alleine: Es wird viele Kinder geben, die ähnliches erleben. Und trotzdem bleiben nicht Frustration oder Wut im Bauch, sondern man nimmt den Optimismus und die Stärke von Anna mit aus dem Kino, die immer wieder zu Oktay sagt: „Das Leben ist kein Wunschkonzert.“ Doch so sehr Oktay die alte Nachbarin ans Herz wächst: Auch hier nimmt die Geschichte wieder eine Wendung, und Oktay muss erneut Abschied nehmen.

Regisseur Yilmaz Arslan ist eine wunderbar poetische und gleichzeitig gewitzte Coming-of-Age-Geschichte gelungen, die viele Gedanken zu den Themen Migration und Integration zwischen den Zeilen deutlich macht, ohne allzu deutlich werden zu müssen. Arslan gibt dem Film den Tonus des Märchens, rahmt ihn ein mit der Geschichte eines Beduinen und einem klangvollen Rhythmus des Orients.
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Deppenwelt: Technologie-Pionier Japan

Beitrag von Depp72 »

Warum Japan immer noch ein Technologie-Pionier ist – und wir davon wenig mitbekommen
1E9 hat geschrieben:Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts beherrschte Japan die Tech-Welt: mit dem Walkman, dem Gameboy, dem Plasma-Fernseher oder der Erfindung des mobilen Internets. Doch inzwischen geben das Silicon Valley und China den Ton an. Ist Japan abgeschrieben? Nein, sagt Björn Eichstädt, der beruflich regelmäßig in der japanischen Tech-Szene unterwegs ist. Für 1E9 erklärt er, wie japanische Innovation funktioniert und warum wir so wenig davon mitbekommen.
[...]
Innovation funktioniert in Japan oft anders als in anderen Ländern, das ist zumindest mein Eindruck. Sie verläuft langfristiger, ganzheitlicher, allumfassender, kundenzentrierter, evolutiver. Ein gutes Beispiel ist das Thema Payment. Was staunen Delegationsteilnehmer immer wieder, dass es in China im Prinzip kein Bargeld mehr gibt, dass man selbst beim Markthändler via QR-Code und WeChat Pay bezahlen kann, dass China das Bargeld de facto abgeschafft hat. Das ist schön, das ist revolutionär, das ist simpel und am Ende radikal durchgesetzt. In Japan würde so etwas nicht passieren. Denn man würde auf diese Art ja nicht alle mitnehmen!
Deshalb sind Japaner eher darauf aus, Lösungen zu finden, die alle Zahlungsmethoden integrieren. Am besten in Hardware verankert. Denn Hardware ist eine vertrauenswürdige Manifestation von Innovation.

https://1e9.community/t/warum-japan-imm ... ommen/3817
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Deppenwelt: Kenneth Hale

Beitrag von Depp72 »

Hieß ursprünlich Klaus Heilbut. Bis er 1939 aus Deutschland fliehen musste.
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Mopo hat geschrieben:Es gibt nur noch ganz wenige Menschen, die aus eigener Anschauung vom Holocaust erzählen können. Dass mit Kenneth Hale jetzt unverhofft ein weiterer Zeitzeuge gefunden ist, liegt vor allem an ihm: Holger Artus (65). Viele Jahre war er Betriebsratsvorsitzender der MOPO.

Dass er mit ähnlichem Engagement, wie er früher für die Rechte der Arbeitnehmer kämpfte, heute Hamburgs NS-Zeit erforscht, ist eigentlich, wie er sagt, „Zufall“. „Irgendwann hörte ich davon, dass alle Bürger aufgerufen sind, die Stolpersteine in ihrer Straße zu putzen, also habe ich mich mit Wasser und Seife bewaffnet und mitgemacht.“ Welcher Stolperstein das war, weiß er natürlich noch: „Weidenallee 32, der Stein von Bernhard und Martha Katz.“

Seit diesem Tag lässt Holger Artus die NS-Geschichte nicht mehr los. Er will ganz genau wissen, was damals geschah in seiner Straße, seinem Viertel, seiner Stadt. Er betreibt im Internet einen eigenen Blog und fordert mit Nachdruck, dass die Erinnerung wachgehalten wird.

Diejenigen, die ihn als Betriebsratsvorsitzenden erlebt haben, wird es kaum überraschen, dass Artus das, was er will, auch durchsetzt: Er ist beispielsweise dafür eingetreten, dass ein Schild mit den Namen der rund 1700 Menschen, die im Juli 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden, an die Fassade der Schule Schanzenstraße geschraubt wird, wo ihre Reise in den Tod begann. Und er hat es geschafft: Demnächst wird es aufgehängt.

Artus’ größter Erfolg aber ist es, Kenneth Hale gefunden zu haben. „Diese Sache hat mich wirklich angefasst und gerührt“, sagt er.

Kwelle & mehr: https://www.mopo.de/hamburg/historisch/ ... e-37331412
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Deppenwelt: Augen auf beim Kondomkauf!

Beitrag von Depp72 »

Mopo hat geschrieben:Das ist mal ein richtig ekelhafter Fund: Die Polizei hat in Vietnam mehr als 300 000 benutzte Kondome in einem Lagerhaus in der südvietnamesischen Provinz Binh Duong entdeckt. Die Gummis wurden offenbar ausgewaschen und sollten als neu wieder verkauft werden. Dies berichten britische Medien unter Berufung auf die vietnamesische Polizei.
Die 32-jährige Mieterin des Lagerhauses sagte aus, sie habe einmal im Monat Tausende benutzte Kondome von einer unbekannten Person bekommen. Diese seien in Wasser gekocht und auf einem Holz-Dildo wieder in Form gebracht worden. Danach wurden sie verpackt und als neu verkauft. Die Frau wurde festgenommen, berichtet die Zeitung „The Guardian“. Im Lagerhaus sind offenbar 360 Kilogramm Präservative gefunden worden - nach unterschiedlichen Schätzungen sind das 324 000 bis 345 000 Stück. Die gebrauchten Präservative lagen verstreut auf dem Boden der Lagerhalle. Tausende hätten bereits ohne Marken-Aufdruck verpackt zum Verkauf bereitgelegen. Fotos in vietnamesischen Medien zeigen ganze Plastiksäcke voller Präservative. Sie wurden als Beweismittel sichergestellt.

Wie viele der „recycelten“ Kondome verkauft worden sind, ist unklar. Die „Daily Mail“ berichtet, die Gummis seien an Marktständen und in Hotels in der Umgebung verkauft worden. (wb/dpa)
https://www.mopo.de/news/panorama/wie-e ... t-37400426
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Eckfahnenfan

Re: Deppenwelt: Augen auf beim Kondomkauf!

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Sonntag 27. September 2020, 19:29
Mopo hat geschrieben: ...
Im Lagerhaus sind offenbar 360 Kilogramm Präservative gefunden worden - nach unterschiedlichen Schätzungen sind das 324 000 bis 345 000 Stück.
...
Wie viele der „recycelten“ Kondome verkauft worden sind, ist unklar. Die „Daily Mail“ berichtet, die Gummis seien an Marktständen und in Hotels in der Umgebung verkauft worden. (wb/dpa)
https://www.mopo.de/news/panorama/wie-e ... t-37400426
Solange nur die Gummis ihren Weg in die Hotels gefunden haben, ist die Angelegenheit ja noch nicht sonderlich unappetittlich. Schon mal drüber nachgedacht, wieviele Schüsseln Rührei aus 300 000 Portionen Ejakulat gewonnen werden können?
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Depp72
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Deppenwelt: Binnenmigration

Beitrag von Depp72 »

Über die Zukunftsfähigkeit einer Region entscheidet nicht mehr die Lage im Osten oder Westen. Vielmehr hängen Bevölkerungswachstum und -wanderung von einer dynamischen Wirtschaft ab. So profitieren gleich mehrere Regionen und Städte in den neuen Bundesländern.
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Welt hat geschrieben:Wer nicht glaubt, wie sehr Bevölkerungsentwicklung und Ökonomie zusammenhängen, muss nach Suhl fahren. Die thüringische Stadt ist ein Paradebeispiel dafür, dass technischer Fortschritt und die Erschließung von Ressourcen Gemeinden groß machen – oder schrumpfen lassen.

Jahrhundertelang war Suhl als Waffenschmiede geachtet und gefürchtet, und zur Zeit der Teilung wurde Suhl gar zum industriellen Musterstandort der DDR hochgepäppelt: Die Einwohnerzahl der neuen Bezirkshauptstadt schwoll auf mehr als 50.000 Menschen an. Nach der Wende waren viele der Erzeugnisse aus Suhl jedoch nicht mehr gefragt, etwa die Simson-Motorräder, um nur ein Beispiel zu nennen. Nun schreibt die kreisfreie Stadt wieder Geschichte – als die deutsche Kommune, die seit der Wiedervereinigung so viel Bevölkerung verloren hat wie keine andere.

Gut eine Autostunde von Suhl entfernt liegt Jena: Als Technologie- und Wissenszentrum wächst Jena allerdings, ökonomisch wie demografisch. Zuletzt registrierten die Statistiker dort 108.000 Menschen mit Hauptwohnsitz – Rekordstand, in den 1990er-Jahren waren es teilweise weniger als 100.000 Einwohner.

Die divergierende Entwicklung dieser beiden Orte in Thüringen zeigt, dass der ehemalige Todesstreifen, der beide deutsche Staaten trennte, ökonomisch längst keine Schicksalsmarke mehr ist: Zwar gibt es östlich der alten Zonengrenze ohne Zweifel Problemregionen, doch auch Wachstum und Wohlstand haben sich einen Weg gebahnt. So betonen Demografieforscher, dass die alte Ost-West-Dichotomie 30 Jahre nach der Einheit nicht mehr das vorrangige Kriterium ist, wenn es um die Zukunftsfähigkeit von Regionen geht.
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... Frage.html
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Re: Deppenwelt

Beitrag von TiSa667 »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 21:23 Über die Zukunftsfähigkeit einer Region entscheidet nicht mehr die Lage im Osten oder Westen. Vielmehr hängen Bevölkerungswachstum und -wanderung von einer dynamischen Wirtschaft ab. So profitieren gleich mehrere Regionen und Städte in den neuen Bundesländern.
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Welt hat geschrieben:Wer nicht glaubt, wie sehr Bevölkerungsentwicklung und Ökonomie zusammenhängen, muss nach Suhl fahren. Die thüringische Stadt ist ein Paradebeispiel dafür, dass technischer Fortschritt und die Erschließung von Ressourcen Gemeinden groß machen – oder schrumpfen lassen.

Jahrhundertelang war Suhl als Waffenschmiede geachtet und gefürchtet, und zur Zeit der Teilung wurde Suhl gar zum industriellen Musterstandort der DDR hochgepäppelt: Die Einwohnerzahl der neuen Bezirkshauptstadt schwoll auf mehr als 50.000 Menschen an. Nach der Wende waren viele der Erzeugnisse aus Suhl jedoch nicht mehr gefragt, etwa die Simson-Motorräder, um nur ein Beispiel zu nennen. Nun schreibt die kreisfreie Stadt wieder Geschichte – als die deutsche Kommune, die seit der Wiedervereinigung so viel Bevölkerung verloren hat wie keine andere.

Gut eine Autostunde von Suhl entfernt liegt Jena: Als Technologie- und Wissenszentrum wächst Jena allerdings, ökonomisch wie demografisch. Zuletzt registrierten die Statistiker dort 108.000 Menschen mit Hauptwohnsitz – Rekordstand, in den 1990er-Jahren waren es teilweise weniger als 100.000 Einwohner.

Die divergierende Entwicklung dieser beiden Orte in Thüringen zeigt, dass der ehemalige Todesstreifen, der beide deutsche Staaten trennte, ökonomisch längst keine Schicksalsmarke mehr ist: Zwar gibt es östlich der alten Zonengrenze ohne Zweifel Problemregionen, doch auch Wachstum und Wohlstand haben sich einen Weg gebahnt. So betonen Demografieforscher, dass die alte Ost-West-Dichotomie 30 Jahre nach der Einheit nicht mehr das vorrangige Kriterium ist, wenn es um die Zukunftsfähigkeit von Regionen geht.
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... Frage.html
Ach, und ich dachte bei der Überschrift schon, du wolltest nach Kiel auswandern.
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Depp72 »

TiSa667 hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 21:26 Ach, und ich dachte bei der Überschrift schon, du wolltest nach Kiel auswandern.
Sollte ich einmal auswandern (müssen), wäre Kiel mein letzter deutscher Halt. Denn der letzte Eindruck sollte nachhaltig abschreckend wirken. :birdiedoublegreen: :love:
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Re: Deppenwelt

Beitrag von TiSa667 »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 22:21
TiSa667 hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 21:26 Ach, und ich dachte bei der Überschrift schon, du wolltest nach Kiel auswandern.
Sollte ich einmal auswandern (müssen), wäre Kiel mein letzter deutscher Halt. Denn der letzte Eindruck sollte nachhaltig abschreckend wirken. :birdiedoublegreen: :love:
Frech!
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Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Jahrhundertelang war Suhl als Waffenschmiede geachtet und gefürchtet, und zur Zeit der Teilung wurde Suhl gar zum industriellen Musterstandort der DDR hochgepäppelt: Die Einwohnerzahl der neuen Bezirkshauptstadt schwoll auf mehr als 50.000 Menschen an. Nach der Wende waren viele der Erzeugnisse aus Suhl jedoch nicht mehr gefragt, etwa die Simson-Motorräder, um nur ein Beispiel zu nennen. Nun schreibt die kreisfreie Stadt wieder Geschichte – als die deutsche Kommune, die seit der Wiedervereinigung so viel Bevölkerung verloren hat wie keine andere.
Industrieller Musterstandort der DDR? :problem:

Suhl wurde zu einer der 14 Bezirksstädte der DDR hochgejazzt. In Thüringen waren sonst nur Gera und Erfurt Bezirksstädte. Infolgedessen brauchte das fränggische (und ziemlich ländliche) Südthüringen auch eine repräsentative Betonwüste.

Simson und die Waffenwerke alleine hätten die Stadt vermutlich nicht dermaßen aus dem Leim gehen lassen.
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Re: Deppenwelt

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Depp72 hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 22:21 Sollte ich einmal auswandern (müssen), wäre Kiel mein letzter deutscher Halt. Denn der letzte Eindruck sollte nachhaltig abschreckend wirken.
Kiel hat noch Glück, dass es am Wasser liegt. Oder besser: die Kieler haben Glück.

Einmal war ich dort. Liebe auf den ersten Blick... eher nein.

Kenn ick irgendwoher :mrgreen:
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