Was es nicht alles gibt ...
Das "1. Berliner Punk Symposium" zeigte auf der Programmbroschüre eine Fernsehturmkugel mit Irokesenkamm und begann am Freitagmorgen um 9.30 Uhr c.t.. Die 15-minütige Verzögerung war nicht geplant, sondern lag an Problemen mit dem Projektor. Aber technische Probleme gehören auch zum Reiz von Punk-Konzerten. (Da sind es meist die Monitorboxen, die Ärger machen.)
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Dieser akademische Ernst artikuliert nämlich seine eigene Dringlichkeit, und das ist schön, denn das widerlegt alle, die ein "Punk Symposium" womöglich nur für einen parodistischen Gag gehalten haben. Nachdem Heavy Metal als heimliche Lieblingsmusik von Intellektuellen inzwischen fast schon wieder überforscht zu sein scheint (zuletzt erschien dazu sogar ein Buch von Hartmut Rosa), hat im Alter von fast 50 Jahren nun auch der Punk seine Konjunktur an den Universitäten. Und anders als einst beim Bad-Religion-Sänger Greg Graffin, der im Nebenberuf Evolutionsbiologe ist, gilt das heute nicht mehr als wunderlicher Kontrast. Punk selbst hat sich als kultursoziologisches Thema etabliert.
Es gibt, in England gegründet, ein Punk Scholars Network, dessen deutsches Chapter nun dieses Symposium veranstaltet hat. Die Vorträge kamen zum Teil von jungen Doktoranden, zum Teil von Veteranen der Bewegung. Denn naturgemäß wäre das Reden über Punk heute auch auf einem Historikertag gut aufgehoben. Und historische Kontextualisierung war zumindest einer der Schwerpunkte (Punk vs. Thatcherism im Großbritannien der Achtziger, das Verhältnis von frühem Punk und Underground-Lyrik in der DDR, die erstaunlich große Rolle von deutschsprachigem Punkrock in der Tschechoslowakei).
https://www.sueddeutsche.de/kultur/punk ... -1.6252492Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie
