Am 15. August 2021 ergriffen die Taliban wieder die Macht in Afghanistan

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erpie
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Am 15. August 2021 ergriffen die Taliban wieder die Macht in Afghanistan

Beitrag von erpie »

Damit das nicht in Vergessenheit gerät.
Am 15. August 2021 ergriffen die Taliban wieder die Macht in Afghanistan. Doch nicht nur dieser Tag war für viele Menschen dort ein Schock. Schon zuvor terrorisierten die Dschihadisten das Land.

Der Tagesspiegel konnte mit zwei Menschen aus Afghanistan sprechen. Für sie war der 15. August 2021 keinesfalls der schlimmste Einschnitt. Ihre Geschichten zeigen: Der Terror herrschte schon zuvor und kam nach diesem historischen Datum mit neuer Wucht.
Anschlag auf Studierende

Der ehemalige Leiter des afghanischen Zentrums für Entwicklungsstudien und Assistenzprofessor an der Universität Kabul, Fardin Hashimi, berichtet vom 1. November 2020:

„Zum Ende des Semesters war ich zu einem Treffen der Professoren eingeladen. Doch als ich ankam, war niemand dort. Ich wollte zu meinem Fahrer zurückgehen, als ich Schüsse hörte. In Richtung Bildungsministerium herrschte ein gigantisches Durcheinander. In der ersten halben Stunde wurden mehr als 1000 Schüsse abgefeuert.

Anfangs dachte ich, das seien Schüsse auf Sicherheitsbehörden. Aber als ich Stunden später zu Hause ankam, hörte ich, dass meine Studenten dem Angriff zum Opfer gefallen waren.
Zweimal in der Woche hatten wir eine Vorlesung, ich hatte gerade Bücher für das neue Semester an sie verteilt – für die Zukunft Afghanistans.

Tags darauf waren alle Bücher mit Blut verschmiert und meine Studenten tot. Ihre Zukunft dauerte kaum 24 Stunden. Für mich ist das unerträglich. Aber wie muss es für ihre Eltern sein? Ich habe danach recherchiert.

Dieser Angriff war systematisch geplant. Die Mörder sind kaltblütig und ruhig vorgegangen. Sie hatten keine Angst, dass sie schnell sein müssten (und gestoppt werden könnten), haben Überlebende berichtet. Viele dieser Studenten waren das Herzstück unseres Landes, sie waren die Köpfe, die Afghanistan voranbringen wollten. Über dieses Massaker wurde kaum berichtet. Die Welt war im Covid-Schrecken.“

...

Widerstand der Frauen

Die afghanische Frauenrechts-Aktivistin Zarmina Paryani wurde am 19. Januar 2022 verhaftet. Die inzwischen 26-Jährige, deren Familie aus dem Pandschir-Tal stammt, beschreibt den Terror der Dschihadisten:

„Meine Schwestern und ich haben nach der Machtübernahme der Taliban auf der Straße Widerstand geleistet. Damit sie uns bei unseren Protesten nicht erkennen und verfolgen konnten, haben wir immer wieder die Farben unserer Kopftücher gewechselt, wenn wir in Kabul unterwegs waren.
Abends haben wir uns immer ohne Licht in einem Versteck aufgehalten. Am 19. Januar 2022 hämmerte es an die Tür. Wir wussten, das konnten nur die Taliban sein. Wir haben den Wachmann gerufen. Aber es kam keine Antwort.Plötzlich stand eine Gruppe Männer in unserer Wohnung. Ich schrie bei ihrem Anblick. Sie sahen aus wie Tiere, die gerade aus der Wildnis kamen. Ich wollte lieber sterben, als ihnen in die Hände zu fallen. Wir wussten von anderen Frauen, die abgeholt worden waren und Opfer von Gruppenvergewaltigungen wurden.

Wir kamen zunächst in ein Gefängnis, wo früher Terroristen eingesperrt wurden. Meine Schwestern wurden in eine andere Zelle gesperrt als ich. Noch in der Nacht hat eine Gruppe von Taliban meine Schwester stundenlang gefoltert: gepeitscht, getreten, geschlagen. Ich konnte ihre Schreie hören. Sie hat alles auf sich genommen.

Nach ein paar Tagen fiel sie in Ohnmacht. Wir mussten ihren Puls suchen. In ihren Haaren fanden wir Stücke von den Wasserschläuchen, mit denen sie sie geschlagen hatten. Ihr Kleid war voll Blut und klebte an ihrem Körper. Die Schreie anderer Gefangener begleiteten unsere Nächte wie eine Hintergrundmusik.

Die Taliban nahmen uns unsere Dokumente weg und herrschten uns an, über das Gefängnis zu schweigen. Nach 28 Tagen übergaben sie uns unseren Familien. Unsere Angehörigen wurden hierfür in eine Moschee einbestellt. Die ganze Straße dort extra abgesperrt, damit niemand die Übergabe auf Video aufnehmen konnte.“
https://www.tagesspiegel.de/internation ... 96277.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie
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Skymarshall
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Re: Am 15. August 2021 ergriffen die Taliban wieder die Macht in Afghanistan

Beitrag von Skymarshall »

Es mag friedliche Muslime geben. Aber es gibt keinen friedlichen Islam!
Ich habe das nötige Mitleid um dich nicht völlig zu pulverisieren.
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Lattekversteher
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Re: Am 15. August 2021 ergriffen die Taliban wieder die Macht in Afghanistan

Beitrag von Lattekversteher »

Am 16 August haben irgendwelche Leute in Afghanistan Geburtstag 😉
Ich kenne niemanden, aber ich schwör😁
"Wer Visionen hat, muss zum Arzt gehen!"

Helmut Schmidt