Am 19. Februar 2020 erschoss ein rassistischer Attentäter im hessischen Hanau neun Menschen. Die meisten von ihnen waren Muslime. Der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) setzte ein halbes Jahr später einen Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit ein, um deren Ausmaß untersuchen zu lassen. An diesem Donnerstag legen die Forscher ihren Bericht vor. Die Politologin Saba-Nur Cheema hat den Report mit verfasst.
https://www.sueddeutsche.de/politik/isl ... -1.5973467SZ: Frau Cheema, Ihr Report zieht eine Bilanz der Muslimfeindlichkeit in Deutschland. Unterm Strich: Wie groß ist denn das Problem?
Saba-Nur Cheema: Es ist groß. Unsere Untersuchung zeigt unmissverständlich, dass muslimische Menschen mit Vorurteilen von einem wirklich sehr großen Teil der Gesellschaft konfrontiert sind. Es ist nicht nur ein Problem am gesellschaftlichen Rand. Das gilt für verschiedenste Bereiche: in den Medien, in den Schulen, in der Justiz, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir haben festgestellt, dass es dort vielfach ein bestimmtes Bild gibt von Muslimen. Ihnen wird pauschal unterstellt, dass sie rückständig seien, potenziell gefährlich, schwer zu integrieren. In der Summe werden Muslime als nicht der deutschen Gesellschaft zugehörig erklärt. Und das geschieht eben nicht nur auf persönlicher Ebene im alltäglichen Zusammenleben, sondern auch strukturell, das heißt in Behörden oder am Arbeits- oder Wohnungsmarkt.