Auch Mamils hier?
Bestimmt kennen Sie einen Mamil. Oder Sie sind selbst einer. Denn Mamils gibt es viele. Mamils, das sind „Middle-aged-Men in Lycra“ – oder frei übersetzt: Mittelalte Männer, die in enger Kunstfaser-Sportkleidung unterwegs sind. Ihr wichtigstes Erkennungsmerkmal ist das Fahrrad. Ihr zweitwichtigstes das Profi-Trikot mit einem ordentlichen Anteil Elastan.
Berlin ist voll mit Mamils. Besonders bei gutem Wetter bevölkern sie die Straßen der Stadt. Also, die feinporig geteerten, nicht das Kopfsteinpflaster. Denn für das fehlt den Mamils an ihren Gravelbikes oder Rennrädern die Federung.
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Abends, wenn die Mamils wiederkommen, sitzen sie gerne noch eine Weile vor Kaffeeläden. Meistens vor Kaffeeläden mit minimalistischer Einrichtung, in denen es Mehrwegbecher gibt. Sie trinken da Flat White oder Pale Ale und nicken anderen vorbeifahrenden Mamils zu.
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Das Akronym hat sich vor zehn Jahren das britische Marktforschungsunternehmen „Mintel“ ausgedacht, als es beobachtete, dass Männer mittleren Alters statt eines teuren Sportwagens häufiger ein teures Rennrad kauften und dazu unglaublich viel Gear.
Denn die Ausstattung der Mamils ist oft so teuer wie ein luxuriöser Familienurlaub. Bei Rapha etwa, einer Edel-Marke für Radbekleidung, die lediglich Menschen mit sehr schmalen Körpermaßen passt, kostet ein Trikot aus Lycra 200 Euro, Handschuhe 170 Euro und sogenannte „Armlinge“, das sind Stulpen für die Arme, quasi T-Shirt-Verlängerungen, 51 Euro.
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Der Psychologe schlussfolgert, dass ein sauteures Rad zweierlei beweisen könne: Erstens, dass man immer noch leistungsfähig sei, und zweitens, dass man es sich leisten könne, leistungsfähig zu sein. Ergo: Platz da, SUVs! Die neuen Statussymbole Berlins haben zwei Räder – und gehörig Elastan.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/mitt ... 79443.htmlGesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie
