Ukraine Krieg

Benutzeravatar
erpie
Urgestein
Beiträge: 6998
Registriert: Freitag 26. April 2019, 18:24
Wohnort: Berlin

Re: Ukraine Krieg

Beitrag von erpie »

"Du bist kein echter Russe."

"Du sprichst nicht für den Großteil der Russlanddeutschen."

"Weißt du, was mit dir in Russland passieren würde?"

Ob jung oder alt, für oder gegen Putin, seit dem Krieg beschäftigt vor allem eine Frage: "Wer bist du?"

Drei junge Russlanddeutsche haben mit der ZEIT darüber gesprochen, wie schwierig es gerade für sie ist, einen Platz in der Welt und eine Haltung zu ihrer Herkunft zu finden. Sie sprachen über Streit in ihren Familien, über alte Wunden und über ein Deutschland, das vielen nie zur Heimat wurde.
https://www.zeit.de/2024/17/russlanddeu ... ej-nawalny
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie
Benutzeravatar
erpie
Urgestein
Beiträge: 6998
Registriert: Freitag 26. April 2019, 18:24
Wohnort: Berlin

Öl-Sanktionen gegen Russland: Putins Schattenflotte

Beitrag von erpie »

Vielleicht kann ja Frontex helfen? Ach ne die müssen ja die Invasion von Flüchtlingen stoppen... :wuerg:
Früher sah man nachts nur den Leuchtturm, sagen die Einwohner im griechischen Ageranos. Doch seit zwei Jahren leuchten Dutzende Tanker im Meer. Experten sind sich sicher: Da draußen wird russisches Öl auf andere Schiffe gepumpt. Und nach Europa gebracht – trotz Sanktionen.
...
Über die Tanker, die da draußen leuchten, mehr als sechs Seemeilen vor der Küste, also in internationalen Gewässern. Die dort das Schattengeschäft mit dem Öl erledigen, das der Westen sanktioniert hat. STS-Transfers heißt das, was da passiert, in der Fachsprache: ship-to-ship. Von Schiff zu Schiff wird das Erdöl auf andere Tanker gepumpt, die dann auf die Weltmeere entschwinden.
...
Russisches Öl, daran haben Fachleute und EU-Politiker jedenfalls kaum noch Zweifel nach zwei Jahren Krieg. Zwei Jahre, in denen sie der Schattenflotte nachgespürt haben. Dem Öl, das auch in Ländern der EU landet, obwohl die EU-Staaten sich doch vorgenommen hatten, es nicht mehr zu kaufen. Zumindest dann nicht, wenn es für mehr als 60 Dollar pro Fass gehandelt wird, diesen Preisdeckel haben die G-7-Staaten und die EU beschlossen, um die Einnahmen des Kreml zu schmälern. Die Ölmilliarden, die Putins Kriegskasse füllen. Aber anstatt ihn zu verschärfen, so wie es in den Beschlüssen einmal vorgesehen war, bekommt der Westen es offenbar nicht mal hin, dass der Deckel eingehalten wird.
Es gibt normalerweise keinen sinnvollen Grund dafür, Öl im Lakonischen Golf umzupumpen – außer man will etwas verschleiern. Zum Beispiel, woher das Öl kommt, oder wie viel es kostet. Experten vom Center for the Study of Democracy gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel des raffinierten Öls, das Europa importiert, immer noch aus Russland stammt. Die Analysefirma Windward zählt inzwischen 1400 Schiffe zu Putins Schattenflotte.
...
Was ist da los?

Dann habe er etwas tun wollen, sagt er. Von seinem Haus aus fotografiert er jetzt die Schiffe, jeden Tag, viele Stunden verbringt er auf der Seite Vesselfinder, auf der man die Schiffe öffentlich verfolgen kann. Manchmal recherchiert er bis in die Nacht, welche Tanker wo abgelegt haben, in Russland oder mit einem Stopp in der Türkei. Wie sie vor der griechischen Küste halten, tagelang vor Anker liegen und das Öl umpumpen, von vollen Tankern auf leere.

„In den Nachrichten sieht man, was Putin in der Ukraine tut, und hier füllt er seine Kriegskasse“, sagt der Pensionär. „Milliardenumsätze“, sagt der Wirt.

Craig Kennedy, ein Harvard-Forscher, der sich mit Russlands Energiepolitik befasst, spricht in einem Videotelefonat von einer „Sanktionsumgehungsflotte“. Seit Sommer 2022 habe Moskau sie parallel zur staatlichen Reederei Sowkomflot aufgebaut oder aufbauen lassen, mit gecharterten und gekauften Tankern. Was die Schiffe eint: Sie sind alt, teils älter als zwanzig Jahre. Sie sind meist im Besitz anonymer Briefkastenfirmen, denen oft nur ein einziges Schiff gehört. Und sie konzentrieren sich auf den Transport von sanktioniertem Öl.
Als Russland im Februar 2022 die Ukraine angriff und der Westen die ersten Sanktionen erließ, zählten Analysten der Firma Lloyds List mehrere Dutzend griechische Tanker, die in russischen Häfen für Öl anlegten. Kurz danach ließen sich viele auf einmal nicht mehr ihren griechischen Besitzern zuordnen. Es liegt nahe, dass Russland die Schiffe jetzt durch Drittfirmen kontrollieren lässt. Craig Kennedy, der gerade an einem Buch über die Geschichte von Russlands Ölwirtschaft schreibt, schätzt die Summe, die Putin für seine Schattenflotte ausgegeben hat, auf etwa 8,5 Milliarden Euro.

Wie das System offenbar funktioniert, kann man an der Atacama sehen, einem mittelgroßen Tanker, 176 Meter lang, Ladevolumen: bis zu 290 000 Barrel Öl. Im vergangenen November legt das Schiff vom russischen Hafen Tuapse ab, als Ziel gibt es das griechische Kalamata an. Um die vierzig Stunden soll die Reise dauern, übers Schwarze Meer durch den Bosporus in die Ägäis. Nach Griechenland will das Schiff tatsächlich, aber nicht nach Kalamata.

Die Atacama steuert den Lakonischen Golf an und geht hier vor Anker. Um zu tun, was sie seit Ende 2022 mindestens neunmal getan hat, wie Trackingdaten nahelegen: russisches Öl auf andere Schiffe pumpen.
Die Details der Atacama deuten darauf hin, dass sie zu Putins Flotte gehört. Sie wurde 2003 gebaut, ist also viel älter als die meisten Tanker auf den Weltmeeren. Momentan fährt sie unter der Flagge von Panama, über den Eigentümer weiß man wenig. Im Jahr 2022 gehörte sie einer Firma namens Marine Compass Inc., betrieben hat es die indische Firma Gatik Ship Management, die eine Art Frontfirma für russische Ölexporteure gewesen sein soll. Dreißig ihrer Schiffe wurden weiterverkauft, heute fahren sie unter neuer Flagge. Wie die Atacama. Die ist inzwischen im Besitz der in Athen sitzenden Felicia Seaways Company, die auf eine Anfrage nicht antwortete. Das Management erledigt die Unic Tanker Gemi İşletmeciliği aus Izmir.Russisches Öl? Am Ende ist es kaum noch als solches zu identifizieren. Die Heizöllieferung hat kein Label: pumped in Russia. Die Sanktionen? Kaum durchzusetzen. Während die Ukraine um Munition bangt, bereichert sich Russland in Sichtweite einer europäischen Ferienküste. Der beobachtete STS-Transfer von der Atacama war einer von rund 440 im Lakonischen Golf, die seit Dezember 2022 in den Daten von CREA und Kpler dokumentiert sind
...
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... u-e302502/
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
erpie