Biden verkörpert die geldgetriebene Oligarchie“

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erpie
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Biden verkörpert die geldgetriebene Oligarchie“

Beitrag von erpie »

Interview mit Tom Morello.
1999 sagten Sie in einem Musikvideo die Präsidentschaft von Donald Trump voraus. Also: Wer wird es in 20 Jahren sein?
Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich und entschuldige mich hiermit bei allen, diese Idee in die Welt gesetzt zu haben. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu einem Nostradamus werde. Meine Tochter will in die Politik. Ich setze auf sie
Spoiler
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Tom Morello von Rage Against the Machine: „Biden verkörpert die geldgetriebene Oligarchie“
Hannes Soltau
10 - 12 Minuten

Herr Morello, mit den Bands Rage Against the Machine und Audioslave haben Sie Musikgeschichte geschrieben. Sie gelten als einer der innovativsten Gitarristen der Welt. Wenn man aber Ihr zusammengewürfeltes Soloalbum „The Atlas Underground Fire“ hört, hat man den Eindruck, dass Ihnen die Gitarre allein nicht mehr reicht.
Ich habe mich nie auf sechs Saiten und ein Stück Holz limitiert. Mir geht es darum, dass die Gitarre nicht nur eine Vergangenheit hat, sondern auch eine Zukunft. Fette Riffs und verrückte Soli mit einer Spannbreite neuer Genres zu verknüpfen. Von Rap bis Electro.

Dazu haben Sie Gäste wie den Country-Sänger Chris Stapleton, Dennis Lyxzén von der Hardcoreband Refused und Reggae-Musiker Damian Marley, Sohn von Bob, eingeladen. Eine ziemlich eklektische Mischung.
Ich haben Platten all dieser Künstler in meiner Sammlung. Mein Job als Kurator war es, das alles zusammenzuhalten. Mein Gitarrenspiel sollte der Nordstern sein, aber allein hätte ich nie dieses musikalische Level erreicht.

Wenn Legenden wie Tom Morello, Bruce Springsteen und Eddie Vedder zusammen aufnehmen, erwartet jeder Fan einen absoluten Hit. Warum zum Teufel musste die Singleauskopplung eine Coverversion von ACDCs „Highway to Hell“ werden?
Ich war jahrelang Teil von Springsteens E Street Band. Wir spielten mal in Perth, der Heimatstadt von Bon Scott, dem früheren Sänger von ACDC. Spät in der Nacht ging ich an sein Grab, um ihm Respekt zu zollen. Als ich wiederkam, saß Bruce an der Hotelbar. Ich fragte ihn, ob ACDC und die E Street Band nicht ineinandergreifen könnten. Also übten wir „Highway to Hell“ bei Soundchecks. Dann eröffneten wir eine Show in Melbourne damit. Eddie Vedder, der zufällig in der Stadt war, sang. Und mit ihm 80 000 Zuschauer in einem Footballstadion. Das Lied ist die inoffizielle Nationalhymne von Australien. Du denkst, du hast Leute bei einem Konzert ausrasten sehen? Dann warst du nicht da. Lebendiger als dort konnte man nicht sein.

Sie sagten, die Aufnahmen zum Album seien Ihr Antidepressivum gewesen ...
Seit ich 17 bin, habe ich manisch Musik aufgenommen. Bis März 2020. Ich habe zwar ein Studio zu Hause, aber das konnte ich in der Pandemie nicht allein bedienen. Ich saß also mit meiner 98-jährigen Mutter und meinen zwei Kindern zu Hause und fühlte mich nicht wie ein Musiker. Irgendwo las ich, dass Kanye West Gesang auf dem Handy aufnimmt. Das versuchte ich mit Gitarrenspuren – es klang fantastisch. Die schickte ich Rock-’n’-Roll-Brieffreunden rund um die Welt. Irgendwo über dem wolkenverhangenen Himmel schienen die Sterne noch.

Jeden Morgen ab 6 Uhr Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team berichten im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins Irrungen und Wirrungen. Hier kostenlos anmelden.

Ihr zehnjähriger Sohn Roman Morello hat gerade einen Rocksong gegen den Klimawandel veröffentlicht. Haben Sie ihm das Gitarrenspiel beigebracht?
Er hat in der Pandemie angefangen. Für mich war es ein Kampf, Gitarre zu lernen. Als ich 13 war, hatte ich zwei Stunden Unterricht, danach fasste ich die Gitarre vier Jahre nicht mehr an. Roman ist ein Naturtalent. Eigentlich wollen Kinder etwas anderes als ihre Eltern machen, aber in den endlosen Tagen des Lockdowns fragte ich irgendwann: „Willst du die ersten drei Noten von ,Stairway To Heaven‘ lernen?“ Dann ging alles ganz schnell.

Als ich 13 war, hatte ich zwei Stunden Unterricht, danach fasste ich die Gitarre vier Jahre nicht mehr an
Tom Morello

Sie sind der Sohn des kenianischen Revolutionärs Ngethe Njoroge, über Ihre Mutter Mary Morello sagten Sie mal, sie sei „das radikalste Mitglied der Familie“. Das klingt nach lebhaften Debatten.
Sie ist die Matriarchin der Familie. Immer eine kompromisslose, radikale Stimme am Esstisch – und abseits davon. Eine Inspiration. Meist streiten wir uns aber nicht über Politik. Ich habe eher pazifistische Züge, wenn es um inhaltliche Auseinandersetzungen geht. Dann lenke ich ein: „Alright, Mum, alright!“

Rage Against the Machine sind eine der prägendsten Band der neunziger Jahre.

Nie eingelenkt haben Sie bei Ihrer Kritik an der US-Politik. Diese Woche ist Colin Powell gestorben. Er war für Sie so etwas wie ein Erzfeind.
Ich feiere das Ableben eines Menschen nicht. Powell hat als erster afroamerikanischer Außenminister der USA und als erster schwarzer Generalstabschef eine Decke durchbrochen – aber wohin hat das geführt? Seine Lügen vor dem Irakkrieg haben Hunderttausende Tote verursacht. Er verteidigte das Massaker von My Lai in Vietnam. Er unterstützte die US-Invasion in Panama. Er ist die Definition eines Kriegsverbrechers.

Sie attackierten mit Rage Against the Machine den demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Im Jahr 2000 spielten Sie aus Protest vor dem Parteitag der Demokraten. Haben Sie für Joe Biden gestimmt?
Ich lege meine Wahlentscheidung nicht offen. Joe Biden verkörpert genau die Politik, die ich verabscheue: geldgetriebene Oligarchie, die diametral zu den Bedürfnissen der Menschen und des Planeten steht. Es war wichtig, alles Nötige zu tun, um den Putsch der christlich-faschistischen Verfechter einer weißen Vorherrschaft zu stoppen, an dessen Rand wir standen. Ich war froh, dass Trump verlor, aber mir war klar, dass wir Biden vom ersten Tag an wegen unzähliger Punkte bekämpfen würden. In Umfragen wollen die meisten Amerikaner eine Krankenversicherung und ein Ende des Militarismus, aber es gab keinen Kandidaten dafür. Die Linke wird nicht repräsentiert.
Bidens erstes halbes Jahr im Amt Was der US-Präsident bisher erreicht hat – und was nicht

Was erwarten Sie von Biden?
Dieselbe neoliberale Politik, die zu Trump führte und viele aus der Arbeiterschicht entfremdet hat. Es ist die alte Teile-und-herrsche-Strategie, die ein fruchtbares Feld für Ganoven bereitet. Als Problem gilt dann nicht der Kapitalismus, sondern die Migranten. Mit meiner Musik rang ich über 30 Jahre um die menschliche Seele von Amerika. Vielleicht braucht es weitere 21 Alben, bis der Kampf erfolgreich ist.

Tom Morello bei einer Demonstration gegen Walmart in Los Angeles.

Wofür kämpfen Sie?
Ich werde immer für diejenigen am Ende der Leiter aufstehen. Auf der Seite der Unterdrückten stehen. Nie zurückweichen, wenn es um eine menschlichere, gerechtere und anständigere Welt geht. Aber wenn du ein Label draufklebst, kommt ein Trottel daher, dem es mehr um die Bezeichnung als um Inhalte geht.

Sie sagten mal: „Es war schon immer einer meiner Träume, das Kapitol zu stürmen.“ Wie war es für Sie, dem rechten Mob im Fernsehen dabei zuzusehen?
Ich habe Alben aufgenommen, um Menschen dazu zu ermutigen, nicht nur das Kapitol, sondern ganze Industriezentren zu stürmen. Ich meinte damit aber nicht faschistische Arschgeigen. Ich hoffe, eines Tages wird das Kapitol von rechtschaffenen Menschen gestürmt.

Ich hoffe, eines Tages wird das Kapitol von rechtschaffenen Menschen gestürmt.
Tom Morello

Songzeilen von Rage Against the Machine werden heute aber auch auf rechten Demonstrationen gerufen.
Mit einzelnen Zeilen wie „Fuck you, I won’t do what you tell me!“ funktioniert das. Aber die Songs können nicht als rechte Hymnen interpretiert werden. Sie wurden bei den George-Floyd-Demonstrationen gesungen, von Menschen, die in Chile oder Ägypten gegen Unterdrückung aufstanden. Sie bringen Wind in deine Segel und Stahl in dein Rückgrat. Doch wenn Songs kraftvoll sind, sprechen sie eben auch andere Menschen an. Es gibt keinen politischen Lackmustest, um sie zu mögen. Ich denke, das ist gut so.

Sie solidarisieren sich im Nahostkonflikt mit den Palästinensern, schrieben von „Israels brutaler Apartheid“. Ist Ihnen bewusst, dass solche Positionen selbst in der deutschen Linken heftig umstritten sind?
Das sind die Falten der deutschen Geschichte. Gegen Vorurteile zu kämpfen, die Menschen des jüdischen Glaubens treffen, ist ein großer Teil meines Selbstverständnisses. Das letzte Lied auf dem Album, „On The Shore Of Eternity“ mit der palästinensischen DJ Sama’ Abdulhadi, wurde während der Bombardierung durch die israelische Armee gemixt. Sama’ war tagelang nicht erreichbar. Immer wenn jemand unterdrückt ist, muss man aufstehen. Und ich stehe auf gegen Antisemiten und für die Palästinenser.

Jimi Hendrix, Slash, Prince. In der jüngeren Rockgeschichte gab es nur wenige sichtbare schwarze Gitarristen. Werden Sie oft damit konfrontiert?
Fast jedes Mal wenn ich als schwarzer Gitarrist bezeichnet werde, sagen Fans: Das ist er doch gar nicht! Viele denken: „Jemand, der Musik macht, die ich mag, muss so aussehen wie ich.“ Die haben die Geschichte des Rock ’n’ Roll einfach nicht verstanden. Ich wuchs als einzige schwarze Person in einer komplett weißen Stadt auf. Es ist bizarr, dass mir das jetzt abgesprochen wird. Manche sagen, ihnen sei es egal. Das ist auch schlecht durchdacht. Der Faktor „Race“ zählt in den USA. Man sollte das nicht ignorieren.

1999 sagten Sie in einem Musikvideo die Präsidentschaft von Donald Trump voraus. Also: Wer wird es in 20 Jahren sein?
Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich und entschuldige mich hiermit bei allen, diese Idee in die Welt gesetzt zu haben. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu einem Nostradamus werde. Meine Tochter will in die Politik. Ich setze auf sie.
https://plus.tagesspiegel.de/kultur/tom ... 82616.html
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
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Hoellenvaart
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Re: Biden verkörpert die geldgetriebene Oligarchie“

Beitrag von Hoellenvaart »

erpie hat geschrieben: Sonntag 24. Oktober 2021, 22:03 Interview mit Tom Morello.
1999 sagten Sie in einem Musikvideo die Präsidentschaft von Donald Trump voraus. Also: Wer wird es in 20 Jahren sein?
Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich und entschuldige mich hiermit bei allen, diese Idee in die Welt gesetzt zu haben. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu einem Nostradamus werde. Meine Tochter will in die Politik. Ich setze auf sie
Spoiler
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Tom Morello von Rage Against the Machine: „Biden verkörpert die geldgetriebene Oligarchie“
Hannes Soltau
10 - 12 Minuten

Herr Morello, mit den Bands Rage Against the Machine und Audioslave haben Sie Musikgeschichte geschrieben. Sie gelten als einer der innovativsten Gitarristen der Welt. Wenn man aber Ihr zusammengewürfeltes Soloalbum „The Atlas Underground Fire“ hört, hat man den Eindruck, dass Ihnen die Gitarre allein nicht mehr reicht.
Ich habe mich nie auf sechs Saiten und ein Stück Holz limitiert. Mir geht es darum, dass die Gitarre nicht nur eine Vergangenheit hat, sondern auch eine Zukunft. Fette Riffs und verrückte Soli mit einer Spannbreite neuer Genres zu verknüpfen. Von Rap bis Electro.

Dazu haben Sie Gäste wie den Country-Sänger Chris Stapleton, Dennis Lyxzén von der Hardcoreband Refused und Reggae-Musiker Damian Marley, Sohn von Bob, eingeladen. Eine ziemlich eklektische Mischung.
Ich haben Platten all dieser Künstler in meiner Sammlung. Mein Job als Kurator war es, das alles zusammenzuhalten. Mein Gitarrenspiel sollte der Nordstern sein, aber allein hätte ich nie dieses musikalische Level erreicht.

Wenn Legenden wie Tom Morello, Bruce Springsteen und Eddie Vedder zusammen aufnehmen, erwartet jeder Fan einen absoluten Hit. Warum zum Teufel musste die Singleauskopplung eine Coverversion von ACDCs „Highway to Hell“ werden?
Ich war jahrelang Teil von Springsteens E Street Band. Wir spielten mal in Perth, der Heimatstadt von Bon Scott, dem früheren Sänger von ACDC. Spät in der Nacht ging ich an sein Grab, um ihm Respekt zu zollen. Als ich wiederkam, saß Bruce an der Hotelbar. Ich fragte ihn, ob ACDC und die E Street Band nicht ineinandergreifen könnten. Also übten wir „Highway to Hell“ bei Soundchecks. Dann eröffneten wir eine Show in Melbourne damit. Eddie Vedder, der zufällig in der Stadt war, sang. Und mit ihm 80 000 Zuschauer in einem Footballstadion. Das Lied ist die inoffizielle Nationalhymne von Australien. Du denkst, du hast Leute bei einem Konzert ausrasten sehen? Dann warst du nicht da. Lebendiger als dort konnte man nicht sein.

Sie sagten, die Aufnahmen zum Album seien Ihr Antidepressivum gewesen ...
Seit ich 17 bin, habe ich manisch Musik aufgenommen. Bis März 2020. Ich habe zwar ein Studio zu Hause, aber das konnte ich in der Pandemie nicht allein bedienen. Ich saß also mit meiner 98-jährigen Mutter und meinen zwei Kindern zu Hause und fühlte mich nicht wie ein Musiker. Irgendwo las ich, dass Kanye West Gesang auf dem Handy aufnimmt. Das versuchte ich mit Gitarrenspuren – es klang fantastisch. Die schickte ich Rock-’n’-Roll-Brieffreunden rund um die Welt. Irgendwo über dem wolkenverhangenen Himmel schienen die Sterne noch.

Jeden Morgen ab 6 Uhr Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team berichten im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins Irrungen und Wirrungen. Hier kostenlos anmelden.

Ihr zehnjähriger Sohn Roman Morello hat gerade einen Rocksong gegen den Klimawandel veröffentlicht. Haben Sie ihm das Gitarrenspiel beigebracht?
Er hat in der Pandemie angefangen. Für mich war es ein Kampf, Gitarre zu lernen. Als ich 13 war, hatte ich zwei Stunden Unterricht, danach fasste ich die Gitarre vier Jahre nicht mehr an. Roman ist ein Naturtalent. Eigentlich wollen Kinder etwas anderes als ihre Eltern machen, aber in den endlosen Tagen des Lockdowns fragte ich irgendwann: „Willst du die ersten drei Noten von ,Stairway To Heaven‘ lernen?“ Dann ging alles ganz schnell.

Als ich 13 war, hatte ich zwei Stunden Unterricht, danach fasste ich die Gitarre vier Jahre nicht mehr an
Tom Morello

Sie sind der Sohn des kenianischen Revolutionärs Ngethe Njoroge, über Ihre Mutter Mary Morello sagten Sie mal, sie sei „das radikalste Mitglied der Familie“. Das klingt nach lebhaften Debatten.
Sie ist die Matriarchin der Familie. Immer eine kompromisslose, radikale Stimme am Esstisch – und abseits davon. Eine Inspiration. Meist streiten wir uns aber nicht über Politik. Ich habe eher pazifistische Züge, wenn es um inhaltliche Auseinandersetzungen geht. Dann lenke ich ein: „Alright, Mum, alright!“

Rage Against the Machine sind eine der prägendsten Band der neunziger Jahre.

Nie eingelenkt haben Sie bei Ihrer Kritik an der US-Politik. Diese Woche ist Colin Powell gestorben. Er war für Sie so etwas wie ein Erzfeind.
Ich feiere das Ableben eines Menschen nicht. Powell hat als erster afroamerikanischer Außenminister der USA und als erster schwarzer Generalstabschef eine Decke durchbrochen – aber wohin hat das geführt? Seine Lügen vor dem Irakkrieg haben Hunderttausende Tote verursacht. Er verteidigte das Massaker von My Lai in Vietnam. Er unterstützte die US-Invasion in Panama. Er ist die Definition eines Kriegsverbrechers.

Sie attackierten mit Rage Against the Machine den demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Im Jahr 2000 spielten Sie aus Protest vor dem Parteitag der Demokraten. Haben Sie für Joe Biden gestimmt?
Ich lege meine Wahlentscheidung nicht offen. Joe Biden verkörpert genau die Politik, die ich verabscheue: geldgetriebene Oligarchie, die diametral zu den Bedürfnissen der Menschen und des Planeten steht. Es war wichtig, alles Nötige zu tun, um den Putsch der christlich-faschistischen Verfechter einer weißen Vorherrschaft zu stoppen, an dessen Rand wir standen. Ich war froh, dass Trump verlor, aber mir war klar, dass wir Biden vom ersten Tag an wegen unzähliger Punkte bekämpfen würden. In Umfragen wollen die meisten Amerikaner eine Krankenversicherung und ein Ende des Militarismus, aber es gab keinen Kandidaten dafür. Die Linke wird nicht repräsentiert.
Bidens erstes halbes Jahr im Amt Was der US-Präsident bisher erreicht hat – und was nicht

Was erwarten Sie von Biden?
Dieselbe neoliberale Politik, die zu Trump führte und viele aus der Arbeiterschicht entfremdet hat. Es ist die alte Teile-und-herrsche-Strategie, die ein fruchtbares Feld für Ganoven bereitet. Als Problem gilt dann nicht der Kapitalismus, sondern die Migranten. Mit meiner Musik rang ich über 30 Jahre um die menschliche Seele von Amerika. Vielleicht braucht es weitere 21 Alben, bis der Kampf erfolgreich ist.

Tom Morello bei einer Demonstration gegen Walmart in Los Angeles.

Wofür kämpfen Sie?
Ich werde immer für diejenigen am Ende der Leiter aufstehen. Auf der Seite der Unterdrückten stehen. Nie zurückweichen, wenn es um eine menschlichere, gerechtere und anständigere Welt geht. Aber wenn du ein Label draufklebst, kommt ein Trottel daher, dem es mehr um die Bezeichnung als um Inhalte geht.

Sie sagten mal: „Es war schon immer einer meiner Träume, das Kapitol zu stürmen.“ Wie war es für Sie, dem rechten Mob im Fernsehen dabei zuzusehen?
Ich habe Alben aufgenommen, um Menschen dazu zu ermutigen, nicht nur das Kapitol, sondern ganze Industriezentren zu stürmen. Ich meinte damit aber nicht faschistische Arschgeigen. Ich hoffe, eines Tages wird das Kapitol von rechtschaffenen Menschen gestürmt.

Ich hoffe, eines Tages wird das Kapitol von rechtschaffenen Menschen gestürmt.
Tom Morello

Songzeilen von Rage Against the Machine werden heute aber auch auf rechten Demonstrationen gerufen.
Mit einzelnen Zeilen wie „Fuck you, I won’t do what you tell me!“ funktioniert das. Aber die Songs können nicht als rechte Hymnen interpretiert werden. Sie wurden bei den George-Floyd-Demonstrationen gesungen, von Menschen, die in Chile oder Ägypten gegen Unterdrückung aufstanden. Sie bringen Wind in deine Segel und Stahl in dein Rückgrat. Doch wenn Songs kraftvoll sind, sprechen sie eben auch andere Menschen an. Es gibt keinen politischen Lackmustest, um sie zu mögen. Ich denke, das ist gut so.

Sie solidarisieren sich im Nahostkonflikt mit den Palästinensern, schrieben von „Israels brutaler Apartheid“. Ist Ihnen bewusst, dass solche Positionen selbst in der deutschen Linken heftig umstritten sind?
Das sind die Falten der deutschen Geschichte. Gegen Vorurteile zu kämpfen, die Menschen des jüdischen Glaubens treffen, ist ein großer Teil meines Selbstverständnisses. Das letzte Lied auf dem Album, „On The Shore Of Eternity“ mit der palästinensischen DJ Sama’ Abdulhadi, wurde während der Bombardierung durch die israelische Armee gemixt. Sama’ war tagelang nicht erreichbar. Immer wenn jemand unterdrückt ist, muss man aufstehen. Und ich stehe auf gegen Antisemiten und für die Palästinenser.

Jimi Hendrix, Slash, Prince. In der jüngeren Rockgeschichte gab es nur wenige sichtbare schwarze Gitarristen. Werden Sie oft damit konfrontiert?
Fast jedes Mal wenn ich als schwarzer Gitarrist bezeichnet werde, sagen Fans: Das ist er doch gar nicht! Viele denken: „Jemand, der Musik macht, die ich mag, muss so aussehen wie ich.“ Die haben die Geschichte des Rock ’n’ Roll einfach nicht verstanden. Ich wuchs als einzige schwarze Person in einer komplett weißen Stadt auf. Es ist bizarr, dass mir das jetzt abgesprochen wird. Manche sagen, ihnen sei es egal. Das ist auch schlecht durchdacht. Der Faktor „Race“ zählt in den USA. Man sollte das nicht ignorieren.

1999 sagten Sie in einem Musikvideo die Präsidentschaft von Donald Trump voraus. Also: Wer wird es in 20 Jahren sein?
Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich und entschuldige mich hiermit bei allen, diese Idee in die Welt gesetzt zu haben. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu einem Nostradamus werde. Meine Tochter will in die Politik. Ich setze auf sie.
https://plus.tagesspiegel.de/kultur/tom ... 82616.html
Und Tom Morello bleibt ein Antisemit. That's the evil empire.

...um dem Deppen0815 ein wenig arbeit abzunehmen.

:lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!:
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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