erpie hat geschrieben: ↑Montag 8. April 2024, 18:13Und? Zeigt doch nur das der Antisemitismus tief in der Gesellschaft verankert war/ist.ABC...XYZ hat geschrieben: ↑Montag 8. April 2024, 17:41
Diesen Spruch gab es schon vor über 100 Jahren zu Kaiserzeiten und danach wie davor. Meine Eltern ( geboren 1898 und 1901 ) haben mir das mal gesagt /erzählt, weil Du " dort über den Tisch gezogen wirst ". Der Spruch hat also auch historische Wurzeln, wenngleich der Hintergrund heute ein anderer ist.
Nur als Ergänzung.
Ich zitiere mal Henryk M. Broder - allein schon deshalb, weil bei dessen Namennennung hier einige gleich Plaque bekommen :
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... miten.htmlWelt hat geschrieben: Alys neues Buch – "Warum die Deutschen? Warum die Juden?" – ist so ein Augenöffner, der mit einer banalen Frage anfängt. "Warum ermordeten Deutsche sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder, und das aus einem einzigen Grund, weil sie Juden waren?"
Kein anderer Historiker würde es wagen , ein Buch über die Deutschen, die Juden und den Antisemitismus mit einer solchen Frage zu beginnen. Denn die ist längst beantwortet. Der Hass auf die Juden ist ein Produkt der christlichen Lehre, des kapitalistischen Systems und der mangelnden Bereitschaft der Juden, sich ihrer Umgebung anzupassen.
Dumm an diesen Erklärungen ist nur, dass es sehr wohl christlich geprägte Gesellschaften gab, die vom Antisemitismus nicht oder kaum kontaminiert waren, dass der Antisemitismus in nicht-kapitalistischen Gesellschaften wie der SU weiter wütete und dass er dort seinen historischen Siedepunkt erreicht hat, wo sich die Juden am stärksten assimiliert hatten – in Deutschland.
Eine akzeptable Begründung für Neid
Aly verlässt die ausgetreten Pfade der räsonierenden Wissenschaft und geht eigene Wege. Die Kraft, aus der sich der Judenhass speist, sei der Neid. Die "Rassentheorie" von der Minderwertigkeit der Juden sei nur darüber gestülpt worden, um dem Neid eine gesellschaftlich akzeptable Begründung zu verpassen.
Dabei, schreibt Aly, "vergiften die Neider sich selbst, werden immer unzufriedener und noch gehässiger". Sich selbst "erheben sie zu anständigen, moralisch superioren Wesen", wobei sie "das eigene Versagen als Bescheidenheit" bemänteln und den von ihnen Beneideten vorwerfen, sie spielten sich "lärmend in den Vordergrund". Zusammengefasst: "Der Neidhammel sucht den Sündenbock."
Woher kommt der Neid der Judenhasser auf die Juden, wenn diese nur minderwertige Kreaturen seien? Kann man auf jemand neidisch sein, den man verachtet? Man kann. Was nichts mit der "jüdischen Intelligenz" zu tun hat, sondern mit der Geschichte der Juden. "Sie besaßen, was die Deutschen so sehr vermissten..., ihre jahrtausendealte, allein ihnen gehörende Sprache, Schrift, Tradition und Religion". Obwohl als "wurzellos verschrien", hatten sie, wonach sich die Germanen sehnten, "tiefe bedeutsame Wurzeln", die ihnen halfen, trotz Anpassung "das Eigene" zu bewahren. "Wer der ewige Jude war, das stand fest. Der ewige Deutsche wurde seit 1800 gesucht."
Hinzu kam, dass die besitzlosen Juden in der "untergehenden Welt der Zünfte und Stände... nichts zu verlieren, in der Zukunft dagegen alles zu gewinnen" hatten. Es kam ihnen zugute, dass sie Bürger zweiter Klasse waren; sie konnten sich nur verbessern, während ihre christlichen Mitbürger aus Angst vor sozialen Veränderungen ins Hintertreffen gerieten. So entstanden antisemitische Vereine und Parteien, die auf ihre Fahnen den Schutz der christlichen Mehrheit (99 Prozent der Bevölkerung) vor der jüdischen Minderheit (1 Prozent) geschrieben hatten.
Seelenspeise für Verlierer
Der Antisemitismus war und ist nicht nur der "Sozialismus der dummen Kerls" (August Bebel), er ist eine Seelenspeise, mit der sich die Verlierer trösten. "Die Verschlafenen neigen dazu, Trägheit als Nachdenklichkeit, mangelnde Schlagfertigkeit als Tiefsinn, fehlende Bildung als Innerlichkeit auszugeben", schreibt Aly und wird sich damit die Kritik jener zuziehen, die glauben, man könne den Antisemitismus mit Aufklärung bekämpfen, man müsse den Antisemiten nur klar machen, welchen Beitrag die deutschen Juden zur deutschen Kultur geleistet, wie viele Nobelpreise sie gewonnen und wie tapfer sie im Ersten Weltkrieg gekämpft haben.
Das Gegenteil ist der Fall. Eine solche Betonung jüdischer "Tugenden" wird den Antisemiten in seinem Gefühl der Unterlegenheit nur bestärken. Denn er hasst den Juden nicht dafür, was er sagt oder tut, er hasst ihn, weil er da ist.