Linden hat geschrieben: ↑Donnerstag 30. Juni 2022, 14:45
Interview mit Andrij Melnyk, Bandera der Volksheld....
https://youtu.be/JVEGR7apzoI
Gut, von jemanden der womöglich nach dem Gründer der OUN benannt wurde darf man wohl keine Distanzierung erwarten. Oder ist Andrij Melnyk das ukrainische Stefan Meier @Txomin?
@Linden
Zunächst: Stefan Meier gegugelt und auf einen Freiburger SPD-Regionalpolitiker sowie das KZ Ankenbuck (nie gehört, obwohl ich die Gegend ECHT gut kenne) gestoßen. Meier wurde 1944 im KZ Mauthausen verstorben. Mich gefragt, inwiefern Bandera dessen ukrainisches Pendant sein könnte
Andrij = Andreas, André usw. --> ganz normaler Name. Möglich, dass der Typ nicht zufällig so heißt, daran würde ich aber eher nix festmachen. Wesentlich aufschlussreicher die Herkunft. Botschafter Mel'nyk kommt aus Lemberg, genau wie dessen OUN-Namensvetter (1890-1964). Das prägt viel mehr als irgendwelche Namen.
My Mining:
- Banderas Beteiligungen und Verstrickungen abzuleugnen oder zu ignorieren halte ich für einen Fehler. Das Benennen von Straßen, das Aufstellen von Büsten, Gedenktafeln etc. insbesondere in der Westukraine hat zu vielem beigetragen, sicher aber nicht zu einem friedvolleren Zusammenleben der verschiedenen innerukrainischen "Lebensstilgruppen" (ein herrlicher Begriff - eine Person kann reich sein oder arm, schön oder weniger schön, sympathisch oder eher nicht, aber wenn sie "Ey, Bruder, isch schwör" zu mir sagt, dann ist bereits alles klar wie Kloßbrühe^^).
- Das Wissen in Deutschland bzgl. der ukrainischen Geschichte ist marginal. Bereits das Wissen, dass die Westukraine wie auch die Westhälfte des weißrussischen Gebietes bis 1939 gar nicht zur Sowjetunion gehörte (das Riesengebiet haben sich Polen-Litauen und die Russei gegenseitig abgejagt, 1919 haben sich mal wieder die Polen relevante Teile unter den Nagel gerissen), kann man nicht voraussetzen. Umso leichter hat es die sowjet-russische Propaganda der gesamten letzten 65-70 Jahre im allerweitesten Sinne.
Einschub: Ich war am Wochenende in Plauen und bin - natürlich - mit DDR-sozialisierten Existenzen ins Gespräch gekommen. Man kann in Sachsen nicht nicht ins Gespräch kommen. Jemand, der nicht ins Gespräch kommen will, brandmarkt sich sofort als unsächsisch
Das Gespräch wurde im Nu politisch (nu glor!). Als ich gesagt habe, ich käme aus NRW, hat mein Gesprächspartner sofort das künftige schwatzgrüne Bündnis verteufelt. Kurz: Wessis haben keine Allgemeinbildung. Lauterbach gehört auf den elektrischen Stuhl. Und die BRD ist eine hochkorrupte Bananenrepublik (seit 30 Jahren weiß der Ingo, was eine Bananenrepublik ist). Anders Russland, das in den letzten 5 Jahren zu so nem gefühlten rosaroten Alternativmärchen zur BRD hochsterilisiert wurde und wird. Zumindest in Ingos Kreisen. Dachte bislang so wie Ecki, dass deutschnationale Deutschnationale den Iwan per se als Untermenschen verachten, aber zumindest ostzonale deutschnationale Deutschnationale tun das nicht (mehr).
Das ist jetzt viel Blabla... ich erzähle das, um zu illustrieren, was allein die DDR-Sozialisation für ein verheerendes Russlandbild in ostzonalen Köpfen angerichtet hat. Um zu illustrieren, bis wohin sowjet-russische Propaganda manchmal zeitlich wie räumlich zurückreicht. Unser Leipziger Dr. Dr. Fuentes in diesme Reihen weiß, wovon ich hier schreibe.
Achso, dass ich schwul bin, war für Ingo nicht mehr entscheidend. Mein Hinweis auf die ukrainische Aufschrift auf meinem Shirt und meine kackendreiste Behauptung, das heutige Russland wäre GENAUSO (!!!) korrupt wie die notorisch korrupte Ukraine haben bereits für ausreichend Schnappatmung gesorgt, der Rest war dann auch egal. Dass ich WOB-Fan bin, habe ich nonchalant verschwiegen. Hat sich thematisch nicht ergeben.
- Zurück zu Lück. So gut wie kein Ukrainer verehrt die OUN/Bandera wegen deren Beteiligung an Massakern gegenüber Juden und Polen. Die wird es natürlich geben, aber halt so zahlreich, wie es Regenbogenflaggen in Plauen gibt. Positiv konnotiert ist die Partisanentätigkeit der Banderivtsi sowohl vor (gegenüber polnischen Amtsträgern), während (gegen die Sowjets, später ebenfalls gegen die deutschen Besatzer) als auch nach dem 2. Weltkrieg (dann allein gegen die sowjetische Obrigkeit).
Als die Banderivtsi Mitte der 1930er Jahre Personen polnischer Nationalität getötet etc. haben, gehörte die Westukraine zu Polen, so dass Polen die Besatzungsmacht war. Dann kamen die Sowjets. Und erst DANN kamen die Deutschen, die zu diesem Zeitpunkt als das kleinere, im Sinne ukrainischer Ziele evtl. sogar hilfreiche Übel wahrgenommen wurden - schon deshalb, weil die Ukrainer, Belarusen usw. bis dato (1939-41) noch keine deutschen Gräueltaten am eigenen Leib erlebt hatten. Nur die Gräueltaten der Sowjets. Gut, das hat sich dann schnell geändert und Bandera wurde 2-3 Monate nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Lemberg von den Nazis kassiert.
- Ich habe es hier schon zigmal geschrieben, heute ein weiteres Mal: Die Überhöhung von Banderas Person durch alle Seiten hat seine Ursachen in der Partisanentätigkeit der OUN/UPA
nach dem Zweiten Weltkrieg. Anti-sowjetische Partisanen, die von 1945 an noch bis vereinzelt 1955 in der v.a. westlichen Sowjetunion Angst und Schrecken verbreiten - das ist natürlich ein högscht skandalöser Affront für die Stalinisten, lag das Monopol auf Angst und Schrecken bis dahin doch ausschließlich bei ihnen und bei den Deutschen
Noch 2 Lesetipps insbesondere für DDR-sächsisch sozialisierte Existenzen (aber nicht nur):
https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetisc ... _Ostpolens
https://de.wikipedia.org/wiki/Polen-Litauen
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.
Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!
Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.