Outtatime hat geschrieben: ↑Dienstag 9. März 2021, 01:05
Roberto hat geschrieben: ↑Montag 8. März 2021, 20:41
Und nun stell dir mal vor, in Zeiten des Internets kommt ein DFB, eine FIFA oder wer auch immer mit dem erhobenen Zeigefinger zu irgendeinem der hohen Herren aus Katar in Sachen Arbeitsbedingungen, Behandlung der Arbeitskräfte etc. - und der legt ihm genüßlich die hochoffizielle Statistik des Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin der Bundesrepublik Deutschland aus dem Internet mit den Zahlen auf den Tisch.
Erkläre mal, wie du den wechseln willst! Dreistellige Todesfälle jedes Jahr im hochindustrialisierten Deutschland trotz der Arbeitsschutzbedingungen.
Natürlich ist das nicht das Gleiche - das ist
mir auch klar!
Aber das Argument Todesfälle auf dem Bau wird dann eben dünn, wenn man gegbenenfalls selbst mit solchen Zahlen konfrontiert wird. Von anderen Ländern mal ganz zu schweigen.
Und das ist das eigentliche Problem.
Und solche Probleme haben wir in sehr vielen Bereichen, wo wir mit dem erhobenen Zeigefinger losziehen und und dann von anderen die entsprechenden Gegenargumente um die Ohren bekommen.
Auf wievielen Problemfeldern dürfen wir doch mittlerweile den Mund gar nicht mehr aufmachen und müssten eigentlich nur noch vor der eigenen Tür kehren.
Generell ist ohne Frage jeder Todesfall einer zu viel, aber sollte man nicht bei dem Vergleich der Statistiken aus Deutschland und Katar auch die Größe bzw. die Einwohnerzahl in Relation setzen? Demnach wären in Deutschland in in den 10 Jahren von 2009 bis 2019 5138 Menschen an ihrem Arbeitsplatz tödlich oder mit Todesfolge verunglückt. In einem Land mit mehr als 83 Millionen Einwohnern.
In Katar sind in den Jahren 2010 bis 2020 lt. "The Guardian" 6500 Menschen gestorben. In einem Land mit 2,7 Millionen Einwohnern. Das ergibt im Vergleich den Faktor 30,7. Und diese Todesfälle sind auch nicht, wie bei der deutschen Statistik, im Land verteilt aufgetreten, sondern ausschließlich auf den Baustellen der neuen Stadien. Das ist schon eine besondere Quote, welche eigentlich jedem, der hierfür verantwortlich zeichnet das Prädikat "inkompetenter Volldepp" oder "Verbrecher" auf die Stirn schreibt. Oder beides.
Jedenfalls haben diese Personen keinerlei Argumente auf ihrer Seite. Und da das in den Tod schicken von Arbeitskräften in Katar ja scheinbar keinerlei Verbrechen zu sein scheint, brauchen sie noch nicht einmal einen Anwalt, sondern kassieren ein fürstliches Gehalt für eine Arbeitsleistung, welche im Bereich Arbeitssicherheit/ Arbeitsbedingungen mit vergleichbaren Horrorzahlen auch ein Schimpanse erbringen könnte.
Siehr du, du schreibst genau den gleichen Unfug! The Guardian spricht von 6.500 Toten seit 2010. The Guardian schreibt aber NICHT, dass diese 6.500 auf den WM-Baustellen gestorben sind. Warum schreibt er das nicht? Weil er das nicht belegen kann. Und der Guardian ist ein seriöses Blatt.
Also wird die Nachricht erstmal so als Headline übernommen. Und damit wird das erst mal so suggeriert. Ob es so ist, weiß keiner. Und irgendwo im Artikel steht dann der Satz, dass der Gzuardian zwar von 6.500 Toten seit 2010 spricht, aber nicht explizit behauptet, dass.....! So macht man das!
Es macht ja auch keinen Sinn Katar mit Deutschland zu vergleichen! Das weiß auch jeder. Aber den Vergleich, den man eigentlich ziehen müsste - nämlich Katar mit den VAR oder SaudiArabien, oder zum Beispiel mit den diversen Olympiagroßbaustellen- den Vergleich zieht keiner.
Und es ist auch klar, warum den Vergleich keiner zieht - weil man nämlich vor allem im arabischen Raum auf die gleichen Ergebnisse käme und zwar sowohl im Bereich Arbeitsbedingungen als auch im Bereich Arbeitssicherheit.
Und dann hätte man das Problem allen Staaten auf den arabischen Halbinsel permanent die gleichen Vorwürfe machen zu müssen!
Und dann um mal beim Fußball zu bleiben - muss nicht nur der DFB oder der FCB beschimpft werden, sondern auch der HSV, der Emirates groß auf dem Trikot hat. Andere spielen mit Etihad, auch nicht besser.
Und dann fordern wir mal weiter - auch außerhalb des Fußballs - dass die entsprechenden Maßnahmen und Restriktionen endlich mal.....
Und schon wird es wieder ganz eng -was da so alles an Beziehungen und Wirtschaft dran hängt. Nein, über Gas und Öl reden wir erst mal gar nicht.
Und wenn dann mal einer auf den Gedanken kommt, seinem Medienspezialisten den Auftrag gibt, nur bestimmte Regionalsender zu verfolgen.
Wenn ich da so an die Aktuelle Stunde des WDR in NRW denke, um mal wieder aufs eigentliche Thema zu kommen - Arbeitsbedingungen aus den letzten 10 Jahren - gäbe ein nettes Filmchen!
Die Rumänen bei Tönnies, der Arbeitsstrich für die Bulgaren in Duisburg, die menschenunwürdige Unterbringung der Gastarbeiter bei der Fa X, der Streik der Arbeiter aus Rumänien, weil der Arbeitgeber auf der Großbaustelle seit Monaten keinen Lohn zahlt, die Razzia des Zoll auf der Großbaustelle X mit zig Arbeitern ohne Aufenthaltsgenehmigung, die zudem weit unter dem vorgeschriebenen Mindestlohn bezahlt werden. Die menschenunwürdige Unterbringung von ganzen Familien zu horrenden Mietpreisen in Städten wie Köln, Düsseldorf und Städten des Ruhrgebiets.
Ich weiß, alles Fake News und in anderesn Bundesländern gibt es sowas selbstverständlich auch nicht.
Und das präsentiert man dann dem offiziellen Vertreter des Landes, der die Arbeitsbedingungen kritisiert, legt am Schluß noch die Statistik der Bundesanstalt oben drauf und sagt - nun erklären sie doch mal, was genau sie eigentlich meinen!
Und dann kommt der mit welchen Argumenten?
Und um es noch deutlicher zu machen - wo bleibt den eigentlich der Protest gegen die, die nicht nur mit diesen - wie Heinz B sie nennt - Verbrechern Geschäfte machen, sondern gegen die, die mittlerweile ganze Anteile ihres Ladens an genau diese Verbrecher verhökert haben!
Wem gehören denn mittlerweile 17% der Aktien des Hauptsponsors des DFB - genau denen! Protestiert da einer?
Wo bleibt der Protest gegen die Deutsche Bank oder Postbank - von denen mittlerweile auch schon 10 % denen gehört!
Bei Hapag Lloyd sind es mittlerweile 15%.
Hat das irgendeinen interessiert, als der Herr Segler im Sportstudio hofiert wurde, dass 15 % seines Hauptsponsors im Bezitz der - siehe Heinz - Verbrecher sind.
Getreu dem alten Grundsatz Pecunia non olet - passiert genau da nichts.
Nicht weil es besser wäre, aber weil es nicht auffällt, bzw weil es keinen interessiert.
Mit schlechten Arbeitsbedingungen in Muskat, Abu Dhabi oder Riad lockst du rein klicktechnisch gesehen, keinen Hund hinterm Ofen hervor.
Und ob es den Arbeitern bei Tönnies Scheiße geht oder den Bulgaren in Duisburg, mag ja regional noch einen beeindrucken, aber überregional keinen mehr.
Da gibt es dann auch nur dann einen Brennpunkt bei der ARD, wenn sich da völlig unerklärlich 500 Nasen mit Corona infizieren.
Wenn diese 500 aber wie die Schweine hausen - interessiert das wen? KEINEN.
Und ehe sich wieder einer aufregt - man kann auch Tönnies gerne durch einen andren ersetzen - gibt ja genug Beispiele.