Neben den Spuren

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Hexer_h1
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Hexer_h1 »

Hab da einen Bericht in der FAZ gefunden, der (trotz der Tatsache dass es sich um die FAZ handelt) mE gar nicht so schlecht ist:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 81371.html
„Wer sich im Osten für kulturelle Vielfalt, Pluralismus und Demokratie einsetzt, wird vielerorts zum Außenseiter, nicht selten bedroht und sogar angegriffen“, ist eine Feststellung, die genauso wenig zutrifft wie die vier Seiten später auftauchende Behauptung, es gebe „eine kollektive Gewalterfahrung im Osten“, nämlich „die Geschichte einer Jugend auf der Flucht vor rechten Schlägern“ in den neunziger Jahren.

Das ist vielmehr ein besonders im Westen willkommenes Erzählmotiv, wie sich auch an der dort großen Popularität des Twitter-Hashtags „Baseballschlägerjahre“ über die Nachwendezeit ablesen lässt. Solche Erzählungen treffen den Nerv eines West-Publikums, dem der Osten bis heute fremd geblieben ist und das auch dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung kaum Wissen über die fünf Ost-Länder hat.
Aus meiner erlebten Nach-Wende-Zeit in Magdeburg kann ich mich noch an eine Menge 'ganz normale' Menschen erinnern, durchaus auch an einige die vermutlich 'Linksversifft' sogar als Kompliment verstanden hätten, auch an einige Unbelehrbare.

Hier in Göttingen, als ehemaliges sogenanntes Zonenrandgebiet hat man auch des häufigeren mit 'Ostzonalen' (meistens aus Sachsen-Anhalt oder Thüringen) zu tun. Alles ganz normale Menschen. Viele recht nett. Gibt es in alles Formen und Farben (ich meine jetzt politisch). Genauso wie mit Niedersachsen oder Hessen, die man hier auch recht häufig antrifft.
„Es nervt sie, ihre ostdeutsche Herkunft ständig erklären und rechtfertigen zu müssen.“ Sobald sie sage, „dass ihre Eltern aus dem Westen stammen, reagieren einige geradezu erleichtert“. Es gebe im Westen bis heute „ein abfälliges Fremdeln mit Ostdeutschen“, schreibt Kraske und mutmaßt mit Recht, dass „die anhaltende westliche Überheblichkeit auch ein Grund für die Rückbesinnung auf das Eigene im Osten“ sei.
Ist schon ganz interessant. Da ist dann eine junge Frau, im Osten aufgewachsen und hat vermutlich die DDR selbst nie 'live' erlebt, weil die zum Zeitpunkt ihrer Geburt schon lange nicht mehr existierte. Trotzdem wird sie dann aber von Westdeutschen eher als 'Eine Von Uns' erkannt, wenn sie erklärt dass ihrer Eltern 'Aus Dem Westen' kommen.
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Hexer_h1
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Hexer_h1 »

Hexer_h1 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 16:36 Hab da einen Bericht in der FAZ gefunden, der (trotz der Tatsache dass es sich um die FAZ handelt) mE gar nicht so schlecht ist:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 81371.html
Besonders eindrucksvoll sind jene Kapitel, in denen er sich auf Experimente einlässt – etwa auf einen langen Austausch mit einer ostdeutschen Jurastudentin, die sich von einem seiner Texte „in die rechte Ecke“ gestellt sah.

„Mit Menschen, die jeglichen Sinn für Anstand verloren haben, hat sie nichts am Hut. Das ist ihr wichtig, zu betonen“, schreibt er. „Aber sie hat das Gefühl, immer wieder mit diesen auf eine Stufe gestellt zu werden.“ So sei ihre Solidarität mit dem vermeintlich angegriffenen ostdeutschen Kollektiv offenbar größer als mit den Opfern von Rassismus und rechter Gewalt – was wiederum sie nachdenklich zurückgelassen habe.

Ähnliches erzählt ihm am Ende des Buchs der im Osten aufgewachsene Regisseur Andreas Dresen, von dem sich Kraske vergeblich Konsens erhofft. Zwar erschrecke auch Dresen angesichts mancher Entwicklung. „Aber ich sehe auch furchtbar viele Klischees über Ostdeutschland“, sagt er. „Alle Ostdeutschen werden generalisiert in Haft genommen für ein paar Bekloppte, und das vergrößert diese Mauern, die es sowieso schon gibt.“ Und es treibe manche erst recht in die Hände der AfD.

Kraske schreibt, es habe ihm „zu denken gegeben, wie anders dieser sensible Beobachter mit seiner ostdeutschen Biografie auf die Gefahr von rechts schaut“. Das Gespräch zeigt, wie einseitig bis heute geurteilt wird: Weder steht nach dem Mord an Walter Lübcke oder den Morden in Hanau ganz Hessen am Pranger, noch ist von „den Westdeutschen“ die Rede, wenn, wie jüngst, ein aus Nigeria stammender Priester nach Morddrohungen aus Speyer weggeht.
Michael Kraskes „Der Riss“
Michael Kraskes „Der Riss“ : Bild: Ullstein Verlag

Die Diskrepanz zeigt sich selbst im Kleinen: Während eine in der Tat dümmliche, aber harmlose Stickerei auf Sitzbezügen eines sächsischen Polizeiwagens tagelang bundesweit Anlass für hämische Kommentare über Sachsen ist, wird über ein ähnliches Motiv in baden-württembergischen Polizeiwagen kein kompromittierendes Wort verloren. Kraske kommt in seinem Buch anhand von Zahlen zu dem Schluss: „Vom braunen Osten zu reden, ist empirisch unhaltbar“,
Diesen Teil fand ich als Kontrast zu dem Eingangsbericht auch ganz gut.
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Depp72
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Depp72 »

Hexer_h1 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 16:36 (trotz der Tatsache dass es sich um die FAZ handelt) mE gar nicht so schlecht ist:
Warum ''trotz''? FAZ = Qualität.
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Atlan
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Atlan »

Zauberhafter Hexer: Danke für deine Beiträge! :thumbup:
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erpie
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von erpie »

Hexer_h1 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 16:42 Kraske schreibt, es habe ihm „zu denken gegeben, wie anders dieser sensible Beobachter mit seiner ostdeutschen Biografie auf die Gefahr von rechts schaut“. Das Gespräch zeigt, wie einseitig bis heute geurteilt wird: Weder steht nach dem Mord an Walter Lübcke oder den Morden in Hanau ganz Hessen am Pranger, noch ist von „den Westdeutschen“ die Rede, wenn, wie jüngst, ein aus Nigeria stammender Priester nach Morddrohungen aus Speyer weggeht.
Michael Kraskes „Der Riss“
Michael Kraskes „Der Riss“ : Bild: Ullstein Verlag

Die Diskrepanz zeigt sich selbst im Kleinen: Während eine in der Tat dümmliche, aber harmlose Stickerei auf Sitzbezügen eines sächsischen Polizeiwagens tagelang bundesweit Anlass für hämische Kommentare über Sachsen ist, wird über ein ähnliches Motiv in baden-württembergischen Polizeiwagen kein kompromittierendes Wort verloren. Kraske kommt in seinem Buch anhand von Zahlen zu dem Schluss: „Vom braunen Osten zu reden, ist empirisch unhaltbar“,
Diesen Teil fand ich als Kontrast zu dem Eingangsbericht auch ganz gut.
[/quote]

Hey Hexer.
Wann und wo wird in dem Ausgangsbeitrag vom "braunen Osten" berichtet? Ich finde das in der Reportage recht sachlich die Aussagen der Interviewten wiedergegeben werden.
Ein pauschales Urteil ist natürlich genauso daneben wie wenn jetzt pauschal Hessens Polizei als rechtsradikal dargestellt wird. Das aber "rechte Proteste" auf breitere gesellschaftliche Zustimmung in Sachsen und Thüringen treffen ist leider nachweisbar, siehe PEGIDA.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von hattrick1011 »

erpie hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 07:05
hattrick1011 hat geschrieben: Mittwoch 8. Juli 2020, 23:14 @ Atlan

"Solche Verhältnisse" - wie Du es nennst, wären zu DDR-Zeiten undenkbar gewesen. Gegen Hakenkreuzaufmärsche u.ä. wäre man kategorisch vorgegangen.
Und wie :wtf:
Was machte die DDR-Regierung?

Ab 1988 gab es sehr vorsichtige Vorträge zum Thema. Im Dienstbetrieb bestimmter Institutionen wie Staatsanwaltschaften, höherer Polizeiführung und der Partei sollte das in aller Stille sensibilisieren. Ich habe selber so eine Rednertournee gemacht. Während meiner Vorträge guckten mich die Zuhörer oft nur ungläubig an.

Wie sahen dann praktische Maßnahmen gegen Nazis aus?

Die Menschen wie ich, die das in der Praxis umsetzen sollten, waren natürlich in der Zwickmühle. Es sollte ja nichts nach außen dringen. Einerseits sollten wir handeln, andererseits durften wir nicht sagen, warum. Kein Polizist durfte „Neonazi“ in einen Polizeibericht schreiben. Man schrieb dann „jugendlicher Skinhead“. Dadurch verharmloste die SED-Führung das Thema zu Rowdytum – es wurde missgedeutet als jugendlicher Überschwang.
https://taz.de/Exit-Gruender-ueber-Neon ... 4080000000

Das Interview hatte ich schon einmal verlinkt.
Solche Aufmärsche und Aktionen hat es in dieser Form in der alten BRD auch nicht gegeben, und Sie hätten einen sehr großen Protest und Widerstand in der Zivilgesellschaft hervorgerufen! Das ist auch der entscheidende Unterschied, meiner Meinung nach.
Diesen Widerstand in der Zivilgesellschaft gibt es hier und heute auch. Ich habe ein Beispiel schon mal hier im Forum geschrieben - Leipzig betreffend, als ein solcher Aufmarsch vom Hauptbahnhof bis zum Völkerschlachtdenkmal vor nicht allzu langer Zeit organisiert worden war. Das endete auf dem Augustusplatz, weil Tausende von Leipzigern einem Aufruf der Stadtverwaltung gefolgt waren, das zu unterbinden. Nach 300m Aufmarsch konnten sich die Typen wieder in den Zug setzen, mit dem sie nach Leipzig angereist waren.

Ansonsten ist nicht falsch, was Du zu DDR-Modalitäten aus jenen Zeiten schreibst bzw. zitierst.. "Was nicht sein darf, das nicht sein kann." Vieles wurde unter den Teppich gekehrt, damit es nicht publik und meinungsbildend und handlungsfördernd wurde. Das war nicht in jedem Falle falsch, in manchen anderen wesentlichen Problemstellungen allerdings destruktiv - Ideologiedominanz vor Realitätssinn.
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

hattrick1011 hat geschrieben: Freitag 10. Juli 2020, 01:35 Ansonsten ist nicht falsch, was Du zu DDR-Modalitäten aus jenen Zeiten schreibst bzw. zitierst.. "Was nicht sein darf, das nicht sein kann." Vieles wurde unter den Teppich gekehrt, damit es nicht publik und meinungsbildend und handlungsfördernd wurde.
Eigentlich ein ziemlich spannender Kontrast zum Jahr 2020: Vorfälle werden bewusst "defensiv" behandelt, damit sie zwischen Oder und Ulster nicht meinungsbildend wirken.

Die Modalitäten heute... solange genügend Klicks generiert werden, immer feste druff! Abbilden, was das Volk elektrisiert. Und was elektrisiert, das bestimmen wir. Wenn man nur oft genug von FCB, BVB und AfD berichtet, denken am Ende wirklich 80 Millionen, dass das und nix anderes relevant sei.

Egal unter welchem Regime, "die" Medien (als Gesamtheit) sind irgendwie nie die Verlierer :shock: Paar Rochaden im Personalwesen, eine Handvoll neue Periodika, "Der Schlesier" mit kleinem Comeback, aber im Grunde kämen Plasberg, Will und die Nachdenkseiten auch prima unter Orbán oder Janukovych zurecht. Die Aufreger werden vll. von einer anderen Seite beleuchtet, das ja, aber ausgehen gehen einem die Aufreger Gott sei Dank nie :wink:

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erpie
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von erpie »

Wow das ist ja mal eine steile These!
„Sachsen-Bashing ist definitiv nichts Gutes. Es ist schlicht und ergreifend eine Form von Rassismus, da man einer Gruppe von Menschen kollektiv negative Eigenschaften zuschreibt.“ Alexander Ahrens OB Bautzen (SPD)
Rassismus als Vorwurf im Kontext mit kritischen Reportagen über rechtsradikale Umtriebe in Sachsen: Diese öffentlichen Äußerungen von Ahrens erschienen Esken bei allem Verständnis für den Kampf eines Oberbürgermeisters um ein gutes Stadt-Image völlig unangemessen. Sie und andere SPD-Spitzenpolitiker baten ihren Genossen um Mäßigung, allerdings, wie aus der Partei verlautet, bisher ohne Erfolg.
...
Wer mit der Reichskriegsflagge an der Bundesstraße winkt, wird nicht durch Journalisten in die rechte Ecke gestellt, er hat sich bewusst für diese entschieden.“
https://www.tagesspiegel.de/politik/ist ... 02496.html
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Linden
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Linden »

Hat wohl das falsche Parteibuch der Herr OB, kennt man sonst eher von den Braunblauen.
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Heinz B.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Heinz B. »

Linden hat geschrieben: Dienstag 14. Juli 2020, 23:02 Hat wohl das falsche Parteibuch der Herr OB, kennt man sonst eher von den Braunblauen.
Der will halt wiedergewählt werden. In Bautzen. Von Menschen mit kollektiv negativen Eigenschaften.
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von erpie »

Hier ein Update aus der Zeit.
An einer Gegendemo würde sie heute nicht mehr teilnehmen, erklärt sie. Das liege unter anderem an einem Gespräch, das sie, schriftlich, mit einer Demonstrantin geführt habe, nachdem diese selbst eine schwarz-weiß-rote Flagge trug. Sie habe ihr, Seurich, erklärt, dass diese Flagge für sie nicht für Rechtsextremismus stehe, sondern für Freiheit und Frieden. Das habe ihr jemand erzählt.

"Es ist erschreckend, aber sie glaubte das wirklich", sagt Seurich. "Das hat mir gezeigt, dass es keinen Gegenprotest braucht, der hier nur Trotzreaktionen auslöst." Sondern?

"Sondern viel mehr Gespräche und Aufklärung im Bereich des Rechtsextremismus."
https://www.zeit.de/2020/31/b-96-demons ... ettansicht
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

"Sondern viel mehr Gespräche und Aufklärung im Bereich des Rechtsextremismus."
Äh... nein.

Die beste Medizin gegen die gegenwärtig grassierenden Minderwertigkeitsausbrüche wäre, dass sich der "kleine Mann auf der Straße" gebraucht und wertgeschätzt fühlt. Bleibt diese Wertschätzung weiterhin aus, verlieren "wir Linksintellektuellen" demnächst die - gegenwärtig noch bestehende - Deutungshoheit in den Printmedien.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Eckfahnenfan »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 15:39
"Sondern viel mehr Gespräche und Aufklärung im Bereich des Rechtsextremismus."
Äh... nein.

Die beste Medizin gegen die gegenwärtig grassierenden Minderwertigkeitsausbrüche wäre, dass sich der "kleine Mann auf der Straße" gebraucht und wertgeschätzt fühlt. Bleibt diese Wertschätzung weiterhin aus, verlieren "wir Linksintellektuellen" demnächst die - gegenwärtig noch bestehende - Deutungshoheit in den Printmedien.
Wie jetzt - Wertschätzung bleibt aus? Sind die Zonis nicht ausdrücklich gelobt worden? Tagein, tagaus - und über den grünen Klee? Friedliche Revolution , Unbändiger Freiheitsdrang, Unterdrückungssystem überwunden, etc. Mehr Lobeshymne geht nicht. Aber gut - man könnte es ja mal mit dem Bundesverdienstkreuz versuchen: jedem kleinen Mann an der B96 sein wertschätzendes Kreuz.
Wird aber an der gesellschaftlichen Lage nix ändern. "Minderwertigkeitsausbrüche": Jedem, der sich als Mensch zweiter Klasse fühlt kann man doch nur zurufen - ja, was denn sonst? Im Kapitalismus bewegt sich die erste, also die herrschende Klasse im Promillebereich. Der Rest wird sich mit der zweiten oder dritten Klasse begnügen müssen. Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
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Heinz B.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Heinz B. »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Im Kapitalismus bewegt sich die erste, also die herrschende Klasse im Promillebereich. Der Rest wird sich mit der zweiten oder dritten Klasse begnügen müssen. Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Verstehe ich nicht. Im Arbeiter- und Bauernstaat war es doch genauso. Da brauchen sich die Ex-DDRler doch nicht groß umstellen. Obwohl - damals war es für den größten Teil der Bevölkerung wohl eher die dritte oder vierte Klasse. 😈
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Eckfahnenfan »

Heinz B. hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 20:38
Eckfahnenfan hat geschrieben: Im Kapitalismus bewegt sich die erste, also die herrschende Klasse im Promillebereich. Der Rest wird sich mit der zweiten oder dritten Klasse begnügen müssen. Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Verstehe ich nicht.
War auch nicht zu erwarten.
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Heinz B.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Heinz B. »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 20:50
Heinz B. hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 20:38
Eckfahnenfan hat geschrieben: Im Kapitalismus bewegt sich die erste, also die herrschende Klasse im Promillebereich. Der Rest wird sich mit der zweiten oder dritten Klasse begnügen müssen. Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Verstehe ich nicht.
War auch nicht zu erwarten.
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Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 19:45 Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Klassenkampf oder völkische Masche als einzige Alternativen? Oha, es steht schlimm!
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Eckfahnenfan »

Depp72 hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 23:00
Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 19:45 Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Klassenkampf oder völkische Masche als einzige Alternativen? Oha, es steht schlimm!
Naja - Klassenkampf haben wir ja schon. Den von oben: Hartz 4, Pflegenotstand, Cum-Ex, verblühte Landschaften , ...
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Atlan »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 27. Juli 2020, 08:49
Depp72 hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 23:00
Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 19:45 Weil aber Klassenkampf nicht gefragt ist, erleben wir die völkische Masche.
Klassenkampf oder völkische Masche als einzige Alternativen? Oha, es steht schlimm!
Naja - Klassenkampf haben wir ja schon. Den von oben: Hartz 4, Pflegenotstand, Cum-Ex, verblühte Landschaften , ...
Klassenkampf ist ein hartes Wort.
Aber wer unten steht, kommt kaum nach oben. In dem Sinne stimme ich dir zu.
Mit Fleiß und tüchtiger Arbeitsleistung schafft das keiner. Die Pflegekräfte sind ein gutes Beispiel. Sind für das Funktionieren der Gesellschaft überlebenswichtig, arbeiten bis zur Erschöpfung, bauen immer mehr Überstunden auf und erhalten keine Anerkennung durch eine angemessene Bezahlung.
Grün/Weiße Grüße :wave:
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Eckfahnenfan »

Atlan hat geschrieben: Montag 27. Juli 2020, 09:58
Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 27. Juli 2020, 08:49
Depp72 hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 23:00

Klassenkampf oder völkische Masche als einzige Alternativen? Oha, es steht schlimm!
Naja - Klassenkampf haben wir ja schon. Den von oben: Hartz 4, Pflegenotstand, Cum-Ex, verblühte Landschaften , ...
Klassenkampf ist ein hartes Wort.
Ganz das Gegenteil von "Friedliche Revolution".
Die geht munter weiter. An der B96.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Atlan »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Dienstag 28. Juli 2020, 08:17
Atlan hat geschrieben: Montag 27. Juli 2020, 09:58
Eckfahnenfan hat geschrieben: Montag 27. Juli 2020, 08:49

Naja - Klassenkampf haben wir ja schon. Den von oben: Hartz 4, Pflegenotstand, Cum-Ex, verblühte Landschaften , ...
Klassenkampf ist ein hartes Wort.
Ganz das Gegenteil von "Friedliche Revolution".
Die geht munter weiter. An der B96.
Die "Friedliche Revolution" geht weiter?
Sehr erfreulich dürfte das Ergebnis aber nicht ausfallen.
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Re: Neben den Spuren

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Sonntag 26. Juli 2020, 19:45 Wie jetzt - Wertschätzung bleibt aus? Sind die Zonis nicht ausdrücklich gelobt worden? Tagein, tagaus - und über den grünen Klee? Friedliche Revolution , Unbändiger Freiheitsdrang, Unterdrückungssystem überwunden
Wertschätzung im Jahr 2010, 2015, 2020 meinte ich, nicht aufgrund dessen, was 1989/90 war :wink: Außerdem geht das Problem doch weit über die Zone hinaus. Brexit, Gelbwesten, PiS... im Grunde alles Seiten einer Medaille mit ähnlicher Message: "Wir schuften uns den Buckel krumm und sorgen tut man sich ausschließlich um Minderheiten, Flüchtlinge, Homos, das Klima usw."

BTW: Solltest du den aktuellen Front national (bei uns wie woanders) in eine Traditionslinie mit dem Mauerfall stellen wollen ("friedliche Revolution", ich habs mitbekommen), dann sei dir das unbenommen. Darfst du. Ich wiederum darf es infam und unsympathisch finden.
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Seid dagegen - Immer dagegen!

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Damit Ecki sich bestätigt fühlen kann, noch ein bisschen Wasser für die klappernde Mühle am rauschenden Bach :grin:

Vor ein paar Tagen gelesen (ja, pocket). Ich fands spannend, weil die ehemalige Riege der RGW-Dissidenten auch heutzutage spürbar vorneweg marschiert (kommt zumindest mir immer mehr so vor). Hat mich an Lenka Procházková erinnert, einst zum Charta 77-Establishment in der CSSR gehörend, heute stramm gegen die Islamisierung des Vaterlandes auf Achse, Seite an Seite mit den krudesten Existenzen (die Maron dagegen harmlos, aber die Richtung ist ähnlich).

https://www.berliner-zeitung.de/zeitenw ... o-li.93434

Prädikat: Man kann sich in alles mögliche hineinsteimlern. Notfalls mit Haut, Knochen und Haaren.
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Re: Seid dagegen - Immer dagegen!

Beitrag von Eckfahnenfan »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Dienstag 28. Juli 2020, 16:32 Damit Ecki sich bestätigt fühlen kann, noch ein bisschen Wasser für die klappernde Mühle am rauschenden Bach :grin:

Vor ein paar Tagen gelesen (ja, pocket). Ich fands spannend, weil die ehemalige Riege der RGW-Dissidenten auch heutzutage spürbar vorneweg marschiert (kommt zumindest mir immer mehr so vor). Hat mich an Lenka Procházková erinnert, einst zum Charta 77-Establishment in der CSSR gehörend, heute stramm gegen die Islamisierung des Vaterlandes auf Achse, Seite an Seite mit den krudesten Existenzen (die Maron dagegen harmlos, aber die Richtung ist ähnlich).

https://www.berliner-zeitung.de/zeitenw ... o-li.93434

Prädikat: Man kann sich in alles mögliche hineinsteimlern. Notfalls mit Haut, Knochen und Haaren.
Ecki wurde schon im letzten Jahrtausend bestätigt. Von Biermann. Was diesen "Dissidenten" von den anderen Antikommunisten (Maron, Lengsfeld,...) unterscheidet, ist, dass er von der errungenen Freiheit offensichtlich so besoffen ist, dass es ihm die Sprache verschlagen hat. Besser so!
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Re: Seid dagegen - Immer dagegen!

Beitrag von Depp72 »

Eckfahnenfan hat geschrieben: Dienstag 28. Juli 2020, 18:01 Antikommunisten (Maron, Lengsfeld,...)

Sind Antikommunisten und Antikapitalisten eigentlich zwei Antipoden derselben Medaille?
Quasi zweieiige Zwillinge?
Und deutet die Verwendung von Internetlinks statt Internetrechts darauf hin, dass die Thälmann-Brigade durch die 68er Hintertür der kalten Küche den Kulturkampf gewonnen hat?
Ich frag für einen Froint.
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