Was lest ihr.....

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erpie
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Lilian Thuram, 50, ist mit 142 Einsätzen französischer Rekordnationalspieler und war Abwehrchef der Mannschaft, die 1998 die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewann. Schon damals, als der WM-Triumph mancherorts zum Ergebnis einer funktionierenden multikulturellen Gesellschaft stilisiert wurde ("black, blanc, beur"; "beur" steht für Menschen mit maghrebinischen Wurzeln) , zeigte sich Thuram skeptisch. Und fühlte sich bestätigt, als der damalige Innenminister und spätere Staatspräsident Nicolas Sarkozy 2005 forderte, man müsse die Banlieues, also die Vorstädte, "mit einem Hochdruckreiniger" vom "Gesindel" reinigen.

2008 gründete Thuram, der als Neunjähriger mit seiner Mutter aus dem Übersee-Département Guadeloupe in die Pariser Banlieue gezogen war, die "Fondation Lilian Thuram", die sich dem Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung verschrieben hat. Soeben ist Thurams Buch "Das weiße Denken" ("La pensée blanche") in deutscher Sprache erschienen; seine Kernthese steht im Untertitel der französischen Ausgabe: "Man kommt nicht weiß zur Welt, man wird es."

In Frankreich ist das Buch umstritten. Während viele Rezensenten es als gelungene Analyse eines historisch gewachsenen weißen Überlegenheitsdenkens ("Suprematismus") loben, werfen andere Thuram vor, er selbst verabsolutiere die Frage der Hautfarbe und verkenne den gesellschaftlichen Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten. Wie aktuell das Thema ist, zeigt allerdings die Stichwahl um die Präsidentschaft an diesem Sonntag, in der sich neben dem liberalen Amtsinhaber Emmanuel Macron die rechtsnationalistische Kandidatin Marine Le Pen Chancen auf den Élysée-Palast ausrechnen kann.
In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie Ihren Söhnen Marcus, der bei Mönchengladbach spielt, und Khéphren raten, nie zu vergessen, dass sie schwarz sind. Wäre es nicht besser, sie zu "farbenblinden" Menschen zu erziehen?

Hätte ich eine Tochter, würde ich ihr sagen: Mein Schatz, vergiss nicht, dass du eine Frau bist. Als Frau wirst du dich gegen die Dominanz der Männer wehren müssen. Also: Es ist sehr wichtig zu begreifen, warum man diskriminiert wird, um dagegen anzugehen. Dann darf man nicht in die Falle derer tappen, die sagen, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt. Nur als Weißer leben Sie im Luxus, behaupten zu können, dass Hautfarbe keine Rolle spielt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/thura ... -1.5570614
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Hoellenvaart
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Bolzplatz-Erinnerungen usw.

Beitrag von Hoellenvaart »

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„Kaiser“ Franz Beckenbauer prägte bei der Fußball-WM 1990 in Rom den Ausspruch „Geht’s raus, spielt’s Fu߬ball!“ Diese Ansage reichte dem damaligen Teamchef (angeblich) als taktische Anweisung vor dem WM-Finale, um die Nationalmannschaft zum Titel zu coachen. Und so nennt Andreas Bernard (geb. 1969) die Erinnerungen an seine Fußball-Kindheit in München Ende der 1970er Jahre und in den 1980er Jahren zwar „Wir gingen raus und spielten Fußball“, aber ganz so einfach war es auch damals nicht. Auf dem Betonplatz „Abenteuer“ und dem kleinen Tartanplatz „Gummi“ (mit Handballtoren) herrschen besondere Gesetze, Rituale und Strategien. Die Beschaffenheit der Tornetze ist eine Wissenschaft für sich und der „Kicker“ mit seiner Stecktabelle ist die Bibel der jungen Fußballer. Man braucht natürlich ein Original-Vereinstrikot, um ordentlich was herzumachen, und nur die teuren Adidas-Noppenschuhe „Copa Mundial“ machen einen richtigen Kicker aus. Ebenso wichtig sind die Erinnerungen an den Vereins- und WM-Fußball im TV sowie an das Kicken in den aufeinanderfolgenden Jugendklassen E bis A im Verein. – Was die eigene, subjektive Erinnerung an bestimmte legendäre im TV angeschaute Spiele bzw. Spielszenen betrifft, stellt sich Bernard die interessante Frage, ob nicht der Abgleich mit den heutzutage im Internet endlos verführerischen und verfügbaren Sportvideos zu einer Vernichtung der eigenen Erinnerung führt, kommt aber schließlich zu der Erkenntnis: „Die Unschärfen der eigenen Bilder sind bei diesem Versuch kein Makel, keine bloße Abweichung vom objektiv Geschehenen, sondern wahrhaftiger Teil eines einzelnen Fußballbewusstseins, mit all seinen Schleiern und Filtern.“ - Ein sehr schönes (und wohl auch unverzichtbares) Buch für Fußballfans mit einer ähnlichen Bolzplatz-Sozialisierung, für den Rest der Menschheit aber vermutlich vollkommen unverständlich.
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Heinz B.
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Sportbild Sonderheft FC Bayern

Beitrag von Heinz B. »

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Nicht gelesen, nur auf Readly in 5 Minuten überflogen (die reichten aber auch völlig).

Auf 99 Seiten nonstop kritiklose Bayern-Beweihräucherung inkl. Sprüchen vom Tegernsee-Buddha.

Nicht - Fans wird das Essen wieder hochkommen, Erfolgfans dagegen wird die Freude lauwarm am Knie runterlaufen. :lol!:

Also ab zum Kiosk und 9,99 Euro löhnen. Das sollte jedem sein Lieblingsverein wert sein.
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Sportbild Sonderheft FC Bayern

Beitrag von McGi87 »

Heinz B. hat geschrieben: Freitag 17. Juni 2022, 15:35 Bild
Nicht gelesen, nur auf Readly in 5 Minuten überflogen (die reichten aber auch völlig).

Auf 99 Seiten nonstop kritiklose Bayern-Beweihräucherung inkl. Sprüchen vom Tegernsee-Buddha.

Nicht - Fans wird das Essen wieder hochkommen, Erfolgfans dagegen wird die Freude lauwarm am Knie runterlaufen. :lol!:

Also ab zum Kiosk und 9,99 Euro löhnen. Das sollte jedem sein Lieblingsverein wert sein.
..und in der Mitte bestimmt ein ausklappbares Poster, auf dem Raimund Hinko mit seinem von Gleitgel beschmierten Kopf beim Uli im Allerwertesten...boah ich muss :wuerg: :wuerg:
1.Liga: Müller (Ulle) - GRIMALDO, Henrichs, Pacho (Diogo Leite, Finkgräfe) - Wirtz, Brandt, Sabitzer, FÜHRICH (Ngoumou) - OPENDA, Höler, UNDAV

2.Liga: Pauli- Leistner, Kleine-Bekel, Hoffmann (DIETZ)- Appelkamp, Stindl, HOLTBY, HARTEL (Schaub)- Glatzel, Terodde, KARAMAN (Ansah)

3.Liga: Verl- FABER, Nietfeld, May (Diekmeier)- Sontheimer, CHESSA, Biankadi, Hauptmann (Vrenezi, Allgaier, Pellegrino)- KUTSCHKE, Klos, Ganaus (Bamba)
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Re: Sportbild Sonderheft FC Bayern

Beitrag von Dallas05 »

Heinz B. hat geschrieben: Freitag 17. Juni 2022, 15:35 Bild
Nicht gelesen, nur auf Readly in 5 Minuten überflogen (die reichten aber auch völlig).

Auf 99 Seiten nonstop kritiklose Bayern-Beweihräucherung inkl. Sprüchen vom Tegernsee-Buddha.

Nicht - Fans wird das Essen wieder hochkommen, Erfolgfans dagegen wird die Freude lauwarm am Knie runterlaufen. :lol!:

Also ab zum Kiosk und 9,99 Euro löhnen. Das sollte jedem sein Lieblingsverein wert sein.
Danke für den Tipp — bin schon auf dem Sprung — schon lange nix papierenes gekauft !
You made my week-end !!
William „Bill“ Shankly: „Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Recht hat er, der Bill ‼️
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muß, was er nicht will.
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Re: Sportbild Sonderheft FC Bayern

Beitrag von Heinz B. »

Dallas05 hat geschrieben: Samstag 18. Juni 2022, 11:08
Heinz B. hat geschrieben: Freitag 17. Juni 2022, 15:35 Bild
Nicht gelesen, nur auf Readly in 5 Minuten überflogen (die reichten aber auch völlig).

Auf 99 Seiten nonstop kritiklose Bayern-Beweihräucherung inkl. Sprüchen vom Tegernsee-Buddha.

Nicht - Fans wird das Essen wieder hochkommen, Erfolgfans dagegen wird die Freude lauwarm am Knie runterlaufen. :lol!:

Also ab zum Kiosk und 9,99 Euro löhnen. Das sollte jedem sein Lieblingsverein wert sein.
Danke für den Tipp — bin schon auf dem Sprung — schon lange nix papierenes gekauft !
You made my week-end !!
Immer gerne. :lol!:
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von bolz_platz_kind »

Ich bin immer noch beim ...

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Ein Drama ohne Ende.


MfG
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Die Schlafwandler ist der Titel einer ab 1930 erschienenen Romantrilogie von Hermann Broch über den Zerfall gesellschaftlicher Werte. Die Handlungen der drei personell miteinander verwobenen Teile reicht vom Beginn bis zum Ende des wilhelminischen Zeitalters.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_Sch ... ntrilogie)#
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Heinz B. »

bolz_platz_kind hat geschrieben: Samstag 18. Juni 2022, 18:15 Ich bin immer noch beim ...

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Ein Drama ohne Ende.


MfG
b_p_k
Wieso denn?
Wenn man bedenkt, zu welchem Kurs ihr euer Alugeld tauschen konntet...
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Hoellenvaart
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100 Jahre Ulysses

Beitrag von Hoellenvaart »

Vor 100 Jahren wurde James Joyce‘ „Ulysses“ erstmals in einer kleinen Buchhandlung in Paris veröffentlicht. Das Werk, an dem Joyce sieben Jahre lang schrieb, sollte für die Literatur und Kultur des 20. Jahrhunderts neue Maßstäbe setzen. Zunächst aufgrund seines Schockfaktors in Amerika und Großbritannien verboten, hat kein anderer Roman dieser Epoche eine ähnliche Tragweite.

Kein anderer Roman des 20. Jahrhunderts hat eine ähnlich imposante Tragweite: Joyce‘ „Ulysses“. Inspiriert von Homers „Odyssee“ beschreibt Joyce detailreich einen Tag von Leopold Bloom im verarmten Dublin. Seine „Odyssee der Gosse“ ist ein offener Angriff auf den göttlichen Anstand, geprägt von Chaos und Obszönität. Weltweit als Meisterwerk des Modernismus gefeiert, wurde „Ulysses“ in Amerika und Großbritannien wegen seines Schockfaktors zunächst verboten.

In Irland wird Joyce des Verrats beschuldigt, weil er mit tief verankerten Traditionen der irisch-katholischen Kirche bricht. Dabei geht aus jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen hervor, dass sein Krieg gegen die Kirche durch ein tiefes Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Volk und seiner Kultur motiviert war. „Ulysses“ kann durchaus als prophetischer Text gelten, der eine bessere Zukunft nicht nur für Irland, sondern auch für Europa und die Welt vorzeichnen wollte. Joyces beispielloses Genie inspirierte seither Künstler und Künstlerinnen wie Eileen Gray, Sergej Eisenstein, Man Ray und Bob Dylan.

Nach der Vorlage des Historikers und Joyce-Experten Frank Callanan und unter Regie von Ruán Magan bringt „100 Jahre Ulysses“, uns eines der fesselndsten und brisantesten Bücher der literarischen Moderne näher. Interviews mit Schriftstellern und Wissenschaftlern wie Eimear McBride, Paul Muldoon, John McCourt und Margaret O'Callaghan sowie aufschlussreiches Archivmaterial und Werke von Jess Tobin, Brian Lalor und Holly Pereira bereichern die Dokumentation. In Kombination mit einem eindrücklichen Soundrack von Natasa Paulberg wird „100 Jahre Ulysses“ zu einer erkenntnisreichen Reise in das Herz dieses maßgeblichen und überaus aktuellen Romans.


https://www.arte.tv/de/videos/103013-00 ... e-ulysses/

erst anschauen, dann (nochmal) lesen!
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Hoellenvaart
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Nobelpreis für eine Antisemitin?

Beitrag von Hoellenvaart »

Israelfeindliche Nobelpreisträgerin: Annie Ernaux würde den Test auf Antisemitismus schwerlich bestehen

Die französische Autorin Annie Ernaux hat den Nobelpreis für Literatur gewonnen. Dabei ist ihre politische Haltung sehr problematisch.

Ernaux ist überzeugte Anhängerin der Bewegung BDS. Die will erklärtermaßen den Staat Israel mindestens schwächen, durch Boykotte und Sanktionen. BDS bediene sich antisemitischer Methoden, hat der Bundestag geurteilt.

Die „Jerusalem Post“ berichtet außerdem, dass Ernaux 2019 mit mehr als 100 anderen französischen Künstlern zum Boykott des Eurovision Song Contest in Tel Aviv aufgerufen hat. Das französische Fernsehen wurde von den Künstlern in einem Brief aufgefordert, die Veranstaltung nicht zu übertragen – weil es Israel ist, die sie ausrichtet.

Ernaux lehnt auch Kulturzusammenarbeit mit Israel ab. „Es ist eine moralische Verpflichtung für jeden Menschen mit Gewissen, die Normalisierung der Beziehungen zum Staat Israel abzulehnen“, heißt es in einem weiteren Schreiben, das die Schriftstellerin mitgezeichnet hat.

Die Literatur-Nobelpreisträgerin bezeichnete Israel mehrmals als „Apartheidstaat“. Und in ihren Stellungnahmen spielt palästinensische Gewalt keine Rolle.


Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

10.10.2022

https://www.tagesspiegel.de/meinung/ann ... 30886.html

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/o ... f373dd0650

Im Fall Ernaux gilt es, auf mildernde Umstände zu plädieren

https://www.welt.de/kultur/plus24151730 ... ieren.html

Alfred Nobel verfügte als Stifter der fünf verschiedenen Nobelpreise in seinem Testament, dass der Preis an diejenige Person gehe solle, die „das Beste in idealistischer Richtung geschaffen“ habe.

wikipedia.de

komisch, Rogers Waters gilt als antisemit, bei Annie Ernaux will man mildernde umstände walten lassen. muss wohl daran liegen, dass frau Ernaux auf einer woken woge des erfolgs daherkommt, während Waters ein alter weißer mann ist, der lediglich früher mal ziemlich angesagte musik gemacht hat.

:lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!: :lol!:

übrigens, habe dieses jahr zwei der im allgemeinen sehr gefeierten bücher der dame gelesen (Die Scham und Die Jahre), das war eher eine triste quälerei. dafür überhaupt irgendeinen preis zu vergeben ist ein schlechter scherz, antisemitin hin oder her....
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Linden
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Linden »

Lustiges Taschebuch 130, olympisches Fieber.
Machen wir uns nix vor, die Menschheit ist grundsätzlich einfach krass bescheuert.

Ceterum censeo ruborem taurum esse delendam.

Tod und Hass dem Putinregime
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Heinz B.
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Heinz B. »

Linden hat geschrieben: Mittwoch 12. Oktober 2022, 16:59 Lustiges Taschebuch 130, olympisches Fieber.
Sportliteratur ist immer wichtig.

Aber ich empfehle auch LTB 93 "Die Macht des Goldes" als Grundlage für Diskussionen mit Ecki.
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Hoellenvaart
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Der Großinquisitor der Literatur vs. Konrad Lorenz

Beitrag von Hoellenvaart »

der möchtegern-literaturpapst Denis Scheck hat vor einiger zeit einen sog. „Anti-Kanon“ der schlechtesten bücher der welt ins leben gerufen (oder sogar möchtergern-literaturgott, sind doch diese filmchen komplett in weiß gehalten, ebenso wie der anzug des schwabenschlabberhalses).

beispiele: Konsalik, Sadam Hussein, Donald Trump oder auch „Shades of Grey“

diese kleinen machwerke, mittlerweile 21 davon, kann man sich online bei swr2 antun, hier z.b. die letzte folge vom 24.11.2022:

https://www.swr.de/swr2/literatur/rolf- ... n-100.html

„Warum soll man schlechte, missratene, ja vollkommene miserable Bücher lesen?
Weil es im Paradies langweilig ist und die Analyse schlechter Bücher großen Spaß macht. Im Folgenden werde ich daher versuchen, die in meinen Augen schlechtesten Bücher der Weltgeschichte tatsächlich zu lesen. Das Ergebnis ist offen. Das Abenteuer enorm. Und Gefahr lauert überall“


das ergebnis ist also offen? die in seinen augen schlechtesten bücher, die er aber offenbar noch gar nicht gelesen hat? Und es macht spass, schlechte bücher zu analysieren? paradies??? abenteuer??? gefahr???
wie krank ist denn eine dermaßen verlogene ansage?

da es dann offenbar doch zu langweilig ist, einen offenbaren schrott wie Konsalik, Trump oder Sadam zu verreißen, traut sich der verlogene halsfaltenwackeldackel auch an ikonen der kulturwelt heran. in folge 18 versucht er z.b., dem weltweit anerkannten forscher Konrad Lorenz ans bein zu pissen:

„1973, im Jahr seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin, veröffentlichte der österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz - zu diesem Zeitpunkt der berühmteste Biologe der Welt - eine an die ganze Menschheit gerichtete Aufforderung zu Reue und Umkehr: „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“, ein kurzer, aus einem Beitrag für eine Festschrift und einer Reihe von Rundfunk-Vorträgen entstandener Text, beginnt rhetorisch brillant.

Lorenz legt den Finger in die Wunde und analysiert die Bevölkerungsexplosion. Dann aber trübt sich dieser Text bemerkenswert ein und gleitet auch sprachlich ab, stellt Denis Scheck fest.

Plötzlich ist vom „Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung“ die Rede, „der „genetische Verfall“, „das Abreißen der Tradition“ und „die Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit“ wird diagnostiziert. In einem Das-wird-man-ja-noch-sagen-dürfen-Duktus gerät Lorenz Essay zu einer unappetitlichen Melange, in der sich die Ablehnung der 68er-Generation, Antiamerikanismus und alte Nazi-Ideologie mischen.“


den text dieses buches kann man sich hier zu gemüte führen:

http://docplayer.org/66975835-Konrad-lo ... hheit.html

bei diesen „todsünden“ handelt es sich um folgendes:

1. Übervölkerung der Erde
2. Verwüstung des natürlichen Lebensraumes
3. Wettlauf der Menschheit mit sich selbst
4. Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung
5. genetischer Verfall
6. Abreißen der Tradition
7. Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit
8. Aufrüstung der Menschheit mit Kernwaffen


die punkte 1, 2, 7 und 8 dürften für sich sprechen und heute weiterhin allgemein gültig sein, wurden ja auch bezüglich 1 und 2 bereits ein jahr vorher (1972) vom Club of Rome ("Die Grenzen des Wachstums") formuliert:

„Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der
Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von
natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten
Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“


https://www.1000dokumente.de/index.html ... t=pdf&l=de

punkt 7 deutet bereits (visionär) auf unser zeitalter der sich viral verbreitenden fake news hin, zu punkt 8 muss man wohl nichts mehr sagen…

die anderen punkte bedürfen aber einer kurzen erläuterung, um nicht den hinterfotzigen vorwürfen des großinquisitors aufzusitzen:

zu 3. Wettlauf der Menschheit mit sich selbst

„Der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die
Entwicklung der Technologie zu unserem Verderben immer
rascher vorantreibt, die Menschen blind für alle wahren Werte
macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen
Tätigkeit der Reflexion zu obliegen.“


zu 4. Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung

„Der Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch
Verweichlichung. Fortschreiten von Technologie und Pharmakologie
fördern eine zunehmende Intoleranz gegen alles im
geringsten Unlust Erregende. Damit schwindet die Fähigkeit
der Menschen, jene Freude zu erleben, die nur durch herbe
Anstrengung beim Überwinden von Hindernissen gewonnen
werden kann. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste
von Leid und Freude verebbt in unmerklichen Oszillationen
namenloser Langeweile.“


zu 5. genetischer Verfall

„Innerhalb der modernen Zivilisation
gibt es – außer den »natürlichen Rechtsgefühlen« und
manchen überlieferten Rechtstraditionen – keine Faktoren,
die einen Selektionsdruck auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung
sozialer Verhaltensnormen ausüben, wiewohl diese
mit dem Anwachsen der Sozietät immer nötiger werden. Es ist
nicht auszuschließen, daß viele Infantilismen, die große Anteile
der heutigen »rebellierenden« Jugend zu sozialen Parasiten
machen, möglicherweise genetisch bedingt sind.“


zu 6. Abreißen der Tradition

„Es wird dadurch bewirkt,
daß ein kritischer Punkt erreicht ist, an dem es der jüngeren
Generation nicht mehr gelingt, sich mit der älteren kulturell
zu verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie behandelt
diese daher wie eine fremde ethnische Gruppe und begegnet
ihr mit nationalem Haß. Die Gründe für diese Identifikations-
Störung liegen vor allem in mangelndem Kontakt zwischen
Eltern und Kindern, was schon im Säuglingsalter pathologische
Folgen zeitigt.“


jetzt mag man die aussagen zu den punkten 3 bis 6 teilen oder nicht, und ja, Lorenz hat sich in der zeit des nationalsozialismus den nazis angebiedert und auf dieser basis damals eine gewisse karriere gemacht („bewusster Opportunismus“).

https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Lo ... senkundler

aber von all dem findet man nichts in dem buch „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“. das urteil des Großinquisitors („unappetitliche Melange, in der sich die Ablehnung der 68er-Generation, Antiamerikanismus und alte Nazi-Ideologie mischen“) ist nichts als eine perfide verunglimpfung.

die 68er werden zwar kritisch betrachtet, aber nicht abgelehnt. negative tendenzen aus den usa werden thematisiert, aber nicht im sinne eines anti usa. und nazi-ideologie enthält das buch schon gar nicht.

wer das nicht glaubt, kann es gerne nachlesen. man wird es nicht bereuen, denn die „Todsünden“ bieten eine interessante auseinandersetzung mit tendenzen in unserer Gesellschaft, die auch heute noch höchst aktuell sind !
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SchleBaZ van Elst

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Hoellenvaart hat geschrieben: Montag 28. November 2022, 17:41 diese kleinen machwerke, mittlerweile 21 davon, kann man sich online bei swr2 antun
Nyýazows Schwarte...

:lol:
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.

Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

Wir sind Verteidiger des wahren Blödsinns, Krieger in schwarz-rosa-gold.
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Re: SchleBaZ van Elst

Beitrag von Hoellenvaart »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Montag 28. November 2022, 19:07
Hoellenvaart hat geschrieben: Montag 28. November 2022, 17:41 diese kleinen machwerke, mittlerweile 21 davon, kann man sich online bei swr2 antun
Nyýazows Schwarte...

:lol:
“Wann immer ich Autoren begegne, die ihrer Eitelkeit ein wenig zu sehr die Zügel schießen lassen, muss ich an den Turkmembaschy und sein Buch „Ruchnama“ denken. Turkmembaschy - Führer aller Turkmenen -, das ist ein selbstkreierter Ehrentitel, mit dem sich Saparmyrat Nyýazow schmückte, der autokratische Herrscher Turkmenistans.

was für ein glück, das solche eitelkeit dem feinen herrn selbstoptimierer Scheck völlig fremd ist.

:wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg: :wuerg:
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Heinz B. »

erpie hat geschrieben: Mittwoch 18. Januar 2023, 08:52 Bild
https://www.bpb.de/shop/suche-shop/?glo ... l-year=all
Danke für den Hinweis. Hab es mir mal bestellt.
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Depp72 »

Stephan Orth: Couchsurfing durch China (2019)
Das Buch kann ich wärmstens empfehlen. Da schon älter, sollte man es gebraucht günstig bekommen.

Drei Monate lang reiste der Autor vor der Corona-Pandemie quer durch China. Er übernachtete kostenlos bei privaten Gastgebern in deren Wohnung: Couchsurfing. Das Buch ist sehr kurzweilig und unterhaltsam. Schön flüssig geschrieben. Dazu in kleinen Kapitel-Häppchen serviert.

Orth berichtet neben seinen eigenen Erlebnissen über die Lebenswelt seiner Gastgeber und die Begegnungen mit ihnen. Immer wieder scheinen dabei drei Aspekte ganz stark durch: Die rasante Technisierung Chinas in allen Lebensbereichen, die Wichtigkeit von Wohlstand für die Menschen dort und die gravierenden kulturellen Unterschiede zwischen Chinesen und Westeuropäern. Bei denen sich der Leser manchmal an den Kopf fasst. Wobei das umgekehrt, ein Chinese besucht Deutschland und berichtet darüber, vermutlich ebenso ist.

Ein Beispiel:

Orth empfiehlt Yangwei, einem 23-jährigen Computerexperten für einen Deutschland-Besuch Berlin.
"Du kannst dort viel über die deutsche Teilung und die Nazizeit lernen.''
''Darüber darf man nicht reden, oder?''
''Über was?''
''Wenn die deutsche Regierung mitkriegt, dass du über Nazis redest, wirst du verhaftet, oder?
''Was?''
''Ja, an so einem alten Gebäude. Du behauptest, man darf das, aber die Chinesen kriegen Stress. So unfair.''
''Was genau haben die getan?''
Er holt das Handy aus der Taasche und sucht.
''Ah, sie haben diese Sache gemacht - mit dem Arm nach oben.''
''Den Hitlergruß?''
''Ja.''
''Oh Gott. Ja, das ist auch verboten.''
[...]
''Okay'' sagt Yangwei endlich. ''Also jedenfalls haben sich die Touristen gegenseitig so fotografiert. Vor einer Art Schloss. Hier.''
Das Foto in dem Artikel zeigt den Reichstag in Berlin.
''Sie wurden festgenommen und mussten 500 Euro Strafe zahlen. 500 Euro! Wegen ein paar Fotos. Ihr habt so strenge Gesetze in Deutschland, da kriegt man echt Angst.''
:lol!:
Ausspucken an öffentlichen Orten in Singapur kann bis zu 1.000 Dollar Strafe kosten. Wir verkaufen uns einfach zu billig. :mrgreen:
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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Die Bibel der Klimabewegung

Beitrag von Hoellenvaart »

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https://www.deutschlandfunkkultur.de/ph ... g-100.html

der philosoph Hans Jonas (geboren 1903) war schon etwas älter, als er das buch schrieb, das 1979 zum ersten mal erschien. 2020 kam eine neue auflage heraus, das grüngelbe ding auf dem bild oben, mit einem nachwort von Robert Habeck. offenbar ein marketingtrick des Suhrkamp verlags, um das etwas angestaubte werk unters junge klimavolk zu bringen:

„Jonas argumentiert für eine radikale Ethik der ökologischen Verantwortung, der Individuen, Unternehmen und Regierungen gleichermaßen unterworfen sind. Dabei geht er mit unserem bedingungslosen Technikglauben genauso hart ins Gericht wie mit den Dynamiken des Machterhalts in demokratischen Systemen, in denen Zukunft höchstens bis zur nächsten Wahl gedacht wird. Sein Plädoyer für den »Vorrang der schlechten vor der guten Prognose« ist aktueller denn je.“


https://www.suhrkamp.de/buch/hans-jonas ... 3518429549

man kann sich aber auch, wie ich es getan habe, eine ältere, weniger aufdringliche auflage des Suhrkamp verlags besorgen:

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der sehr durchschaubare versuch des verlags, das buch in eine bestimmte richtung zu rücken, dabei lautet der untertitel ja nun mal: „Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation“. Denn das „ökologische“ ist gar nicht ausdrücklich der fokus bei Jonas. das zeigt auch die 1987 erschienene ergänzung „Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung“. darin wollte er aufzeigen, wie das „Prinzip der Verantwortung“ in den bereichen biologische forschung und ärztliche praxis angewendet werden kann, also nix praxis im bereich ökologie.

zurück zu Jonas‘ ausgangsposition: nachdem er jahrzehntelang fast nur in englisch publiziert hatte, schrieb er nun auf deutsch, da er in der muttersprache viel schneller schreiben konnte, denn er wollte seine gedanken angesichts der dringlichkeit des themas möglichst noch vor seinem ableben zu papier bringen.

womit wir zu einem grundproblem der wissenschaft/philosophie kommen: des konflikts zwischen „Erkenntnis und Interesse“ (s. dazu das Buch von Jürgen Habermas mit ebendiesem titel). der wissenschaftler/philosoph ist mitglied einer gesellschaft und hat insofern bestimmte meinungen/interessen, diese sein streben nach objektiver erkenntnis subjektiv beeinflussen:

Jonas sah die existenz der menschheit angesichts eines nicht mehr kontrollierbaren technologischen fortschritts stark gefährdet. seiner meinung nach brauchte die menschheit eine neue ethik, um dem entgegenzuwirken. einen neuen kategorischen imperativ, den er wie folgt formulierte:

„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

darüber kann man diskutieren, diese ethik mag man für sich akzeptieren oder nicht. im rahmen subjektiver vorstellungen oder teil einer religiösen überzeugung. aber Jonas reicht das nicht, er versucht nun krampfhaft auf rd. 400 seiten zu beweisen, dass es in der natur objektive zwecke gibt, die zugleich subjektive wertsetzungen implizieren.

das ergebnis ist ein furchtbares geschwurbel in übelstem philosophiejargon, wobei z.b. untersucht wird, ob diese neue ethik eher in einem marxistischen oder in einem kapitalistischen system gedeihen kann. ein (noch eher harmloses) beispiel gefällig?:

„Das Leben ist die explizite Konfrontation des Seins mit dem Nichtsein, denn in seiner konstitutionellen, durch die Notwendigkeit des Stoffwechsels gegebenen Bedürftigkeit, der die Erfüllung versagt bleiben kann, hat es die Möglichkeit des Nichtseins als seine ständig gegenwärtige Antithese, nämlich als Drohung, in sich. Der Modus seines Seins ist Erhaltung durch Tun. Das Ja allen Strebens ist hier verschärft durch das aktive Nein zum Nichtsein. Durch das verneinte Nichtsein wird das Sein zum positiven Anliegen, d.h. zur ständigen Wahl seiner selbst.“


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der vorrang des seins der menschheit vor ihrem nichtsein soll sich aus der absoluten verpflichtung zur zukünftigen ermöglichung von zwecken/werten ergeben. daraus ergibt sich der neue kategorische imperativ (s.o.). wegen der unsicherheit unseres wissens über zukünftige auswirkungen neuer technologien haben unheilserprognosen vorrang vor heilserwartungen. das „Prinzip der Verantwortung“ beinhaltet insofern ein prinzip der schadensverhinderung. das bezeichnet Jonas als „Heuristik der Furcht“: furcht im sinne eines vorausdenkens der gefahr macht bewusst, dass die existenz der menschheit auf dem spiel steht.

nebenbei, man findet im vorwort des buchs auch die vorwegnahme eines bekannten fratzen-ausspruchs:

„Das Neuland kollektiver Praxis, das wir mit der Hochtechnologie betreten haben, ist für die ethische Theorie noch ein Niemandsland.“

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die geforderte verantwortung vergleicht Jonas mit der verantwortung der eltern gegenüber ihren hilflosen kindern, die sich den eltern aufzwingt und der sich diese auch emotional nicht entziehen können. übertragen auf politiker sei dies eine verantwortung, die sich wie der eltern weit in die zukunft erstreckt.

das soll mal zu den inhalten des buchs ausreichen. die aussage ist im grunde ganz banal, dazu braucht man keine 400 seiten pseudophilosophischen geschwurbels (kein wunder, dass sich in der neuauflage ausgerechnet ein nachwort des oberschwurblers Habeck befindet): der mensch erfindet neue technologien (z.b. atomenergie), die er nicht kontrollieren kann und die existenz der ganzen menschheit gefährden. Daher braucht man eine neue ethik, welche diese entfesselten technologien in grenzen hält.

ziemlich naiv, möchte man meinen: denn die mehrheit der menschen (auch die eltern) ist damit beschäftigt sich irgendwie selbst über wasser zu halten und die eigenen schäfchen ins trockene zu bringen. „furcht“ (allerdings nur vor dem eigenen untergang, nicht vor dem der menschheit) kommt dabei nur sporadisch auf, nämlich wenn mal ein einschlag erfolgt, ein atomkraftwerk fliegt in die luft oder ein paar häuser werden von einer flut weggeschwemmt. die politiker“eltern“ sind mit kurzfristigen zielen wie machterhalt, lobbyismus und vorteilsnahme befasst. menschheitserhaltende maßnahmen werden nur ergriffen, wenn das der machterhaltung förderlich erscheint (z.b. ausstieg aus der atomenergie) oder in irgendeiner zukunft wirksam werden soll (z.b. klimaziele). dabei wird gerne auf das sog. „machbare“ verwiesen, also ob dieses machbare irgendwelchen naturgesetzen folgen würde und nicht politisch gestaltbar wäre.

politik und ethik? s.u. !

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mit anderen worten: das „Prinzip der Verantwortung" sind letztendlich nur schöne worte. es geht tatsächlich immer um machtkämpfe, im bereich der klimabewegung letztendlich insbesondere um einen machtkampf zwischen alt und jung: die jungen wollen verhindern, dass die alten sich auf kosten zukünftiger generationen ein schönes leben machen. grundsätzlich haben die alten nichts gegen klimaschutz, aber es soll nichts kosten und natürlich erst recht nicht den luxus der wohlhabenden beschneiden. da hilft es auch nicht, dass einige davon eltern sind. dazu reicht die aktuelle furcht vor dem untergang (noch) nicht aus, zumal die grosse masse sowieso nur angst vor dem eigenen untergang hat und nicht vor dem untergang der menschheit.

das erinnert an den real existierenden marxismus/kommunismus: wenn das revolutionäre potenzial der benachteiligten klasse noch nicht für einen aufstand ausreicht, muss man den aufstand eben „künstlich“ herbeiführen. entsprechend versuchen die kinder (klimaaktivisten) den ihrer verantwortung nicht gerecht werdenden eltern/politikern die nicht vorhandene furcht einzutrichtern.

dabei mit Jonas‘ buch rumzuwedeln ist natürlich vollkommen lächerlich, den jedwede ethik wie z.b. das „Prinzip der Verantwortung“ ist einer menschliche erfindung bzw. eine fiktion, so etwas lässt sich nicht wie eine art naturgesetz ableiten, das ist philosophischer schmarren. eine diktatur kann sich ein solches prinzip aneignen und gewaltsam durchsetzen, oder es kann in einem demokratischen konsens zur geltung kommen. ein solcher konsens kann sich aber nur durch einen ausgleich verschiedener interessen (die klimabewegung ist eins davon) ergeben. momentan scheitert es natürlich am oben beschriebenen interesse der mehrheit, den eigenen nutzen zu maximieren. und zu diesem eigenen nutzen gehört nun mal nicht die einsicht, etwas oder einiges opfern zu wollen, um die zukunft der menschheit zu sichern. die zukunft der menschheit geht der aktuellen menschheit am arsch vorbei.

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mit 10 milliarden menschen plus x ist davon abgesehen eine nicht mehr entsprechend kontrollierbare masse erreicht. und so werden die menschen weiter wie die lemminge auf den abgrund zulaufen. das ist eigentlich in der naturgeschichte auch nichts besonderes: wenn eine art, die sich ihre lebensgrundlage selbst entzieht, indem sie ihre eigene nahrungsquelle ausrottet, dezimiert wird, stirbt sie entweder aus oder fängt in kleinem umfang wieder von vorne an.

so wird es der menschheit auch gehen. wir werden unsere lebensgrundlagen selbst vernichten und uns dezimieren. insofern ist die letzte generation tatsächlich die letzte generation, woran kein kleber oder schulschwänzer irgendetwas ändern wird.

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vielleicht werden ein paar überleben und in vielleicht dann noch vorhandenen bewohnbaren gebieten von vorne anfangen. und sie werden wie üblich aus dieser geschichte nichts lernen und dieselben fehler machen wie wir, denn schließlich wird sich menschliche natur nicht ändern, wir sind das ende der evolution……..
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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erpie
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 1924 von SPD, Zentrum, DDP gegründet, war ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik, der in veränderter Form bis heute besteht.
Sebastian Elsbach schildert in seinem Buch „Schwarz–Rot–Gold. Das Reichsbanner im Kampf um die Weimarer Republik“ dessen Geschichte. Der Band erscheint im Metropol Verlag (380 Seiten, 22 €).
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
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Gruß
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

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Hoellenvaart
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Martin Walser - rip

Beitrag von Hoellenvaart »

Jedesmal meint man, das Schlimmste sei vorbei. Das ist die Illusion, die das Leben verlängert! Das Schlimmste ist immer. Das könnte man wissen.

aus "Seelenarbeit" (1979), dem besten roman von Martin Walser, der immerhin fast 100 jahre das schlimmste ertragen hat.
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Ich bin gestern über das hier gestolpert:
Er hat uns frühzeitig vor den Rechtsextremisten gewarnt.

Konrad Heiden.

Er gilt als der „erste Feind“ der „Bewegung“.

Er berichtete und warnte als Journalist bei respektierten bürgerlichen Medien über die fatale Wahl in Thüringen 1930. Und er berichtete über die noch fatalere Regierungskoalition der Rechtsextremisten mit den Konservativen und Liberalen in Thüringen.

„Deutschland, das war MEIN KAMPF. Ich habe ihn verloren“ so damals leider nach 1933 Konrad Heiden.

Mit 11,3% der Stimmen in Thüringen entfachten die Rechtsextremisten den Kulturkampf gegen den fiktiven „Kulturbolschewismus“. Polizisten, Lehrer wurden entlassen, das berühmte „Bauhaus“ musste wegziehen.

Der WELT Herausgeber Stefan Aust hat 2016 ein flottes, dennoch interessantes, leicht lesbares Buch über das Leben von Konrad Heiden geschrieben. Es geht mehr auf die Zeit des Exils nach 1933 als auf die Zeit des Kampfes für die Demokratie vor der Machtergreifung ein.

Konrad Heiden hatte Informanten im sogenannten „linken“ Strasser-Flügel der Rechtsextremisten. Otto und Gregor Strasser selbst gehörten dazu. Er wusste deswegen treffsicher, was Deutschland bevorstand, lange vor 1933. Das Buch von Stefan Aust geht vielleicht etwas knapp auf die vorahnende Berichterstattung von Konrad Heiden ein.

Aber ein Detail in dem Buch aus der Zeit vor 1933 ist besonders interessant. Dort wird Konrad Heiden zitiert, wie sich die Stimmung in den Betrieben in Merseburg änderte. Denn der Kampf gegen die Rechtsextremisten wurde nicht an der Wahlurne verloren.

Er wurde in Betriebsversammlungen, Familientreffen, Nachbarschaftshilfen, Freundeskreisen, Eigentümerversammlungen, Schrebergartentreffen, Geburtstagsfeiern, Gottesdiensten, Firmen-Outings, Workshops, Trainings, Karnevalsfeiern, Stammtischen, Vereinsversammlungen, Schulfeiern, Grillfesten, Starkbieranstichen, Elternversammlungen, Weihnachtsmärkten und anderswo verloren.

Wenn dort die übergroße Mehrheit der Demokraten nicht laut und deutlich, im Geiste Karl Poppers, „Null Toleranz mit der Intoleranz“ sagen, wird die Intoleranz siegen.

Auch im Exil kämpfte Konrad Heiden unermüdlich weiter, so schrieb er als Erster ein Buch (siehe Bild) über die reihenweisen Ermordungen am 30. Juni 1934.

„Heidens scharfsinnige und angesichts immer neuer Bereitschaft, populistischen Heilkündern zu folgen, bedrückend aktuelle Erkenntnis, stellte den absolut demagogischen Charakter der NSDAP heraus.“

So prophetisch der renommierte Berliner Historiker Professor Wolfgang Benz vor einigen Jahren.
Quelle: Internet post

Suche jetzt die Hitler Biographie von Heiden. Das Buch von Stefan Aust ist bestellt.
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