Was lest ihr.....

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curnon
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von curnon »

"Surely You're Joking, Mr. Feynman!"
Adventures of a Curious Character
von Richard P. Feynman
Zwischen Antifaschisten und den Faschisten gibt es keine Mitte.
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Hoellenvaart
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Die nächste Katastrophe...

Beitrag von Hoellenvaart »

... auf die Fratzenland nicht vorbereitet ist:

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Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen …

https://www.rowohlt.de/paperback/wolf-h ... -grad.html

wurde gerade in ttt vorgestellt und klingt etwas nach The Day After Tomorrow, ist aber leider wahrscheinlich wesentlich realistischer. erscheint erst am 30. juni, aber kann man sich ja mal vormerken, falls die wasserreserven bis dahin ausreichen....
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Acker1966

Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Acker1966 »

Buch 1
Warnung aus dem Weißen Haus: Ein hochrangiger Trump-Mitarbeiter packt aus

Es ist noch viel schlimmer als man dachte...und man sollte ihn ernst nehmen. er arbeitet jeden Tag an der Zersetzung der Gewaltenteilung.

Buch 2
Cherry von Nico Walker
Cleveland, 2003. Ein junger Mann beginnt sein Studium am College, wo er Emily kennenlernt. Sie verlieben sich Hals über Kopf und heiraten. Aber bald zieht Emily zurück zu ihrer Familie nach Pennsylvania, während er die Uni verlässt und der Armee beitritt. Im Irakkrieg erlebt er die Schrecken des Krieges, die er nach seiner Rückkehr nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Der Kriegsheld verfällt den Drogen, während die Opioid-Epidemie Amerika überschwemmt. Um seine Sucht zu finanzieren, beginnt er Banken auszurauben.

Autobiographisch. Das Buch wurde übrigens im Knast geschrieben.
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Lilie 98
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Lilie 98 »

Mal wieder ein Fußballbuch:
MACHTSPIELER von Ronny Blaschke
Fußball in Propaganda,Krieg und Revolution.
Die ersten Seiten machen einen sehr guten Eindruck.
Stell dir vor, es ist Krieg, und Keiner geht hin.
hukl
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von hukl »

-The Age of Surveillance Capitalism von Shoshana Zuboff

- Homo Deus von Noah Yuval Harari

- Unauthorized Bread von Cory Doctorow

Genau der richtige Stoff, um alles in Rauch aufgehen zu lassen.
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Depp72
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Depp72 »

''Nach der Flut das Feuer'' von James Baldwin gibt es beim Argon-Verlag als kostenloses Hörbuch zum Download:
https://argon.hoebu.de/nach-der-flut-da ... win-739839

In den Warenkorb legen, E-Mail-Adresse eintragen, dann kommt der Downloadlink per Mail.

Mehr zum Hintergrund des Buches:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ja ... _id=450367

Deutschlandfunk hat geschrieben:James Baldwin traf mit „Nach der Flut das Feuer“ die von Rassismus geprägte Gesellschaft der USA ins Mark. 56 Jahre nach dem Erscheinen ist der neu übersetzte Band hochaktuell – von Christian Brückner als Hörbuch bestechend gelesen.

„Ich weiß, wie düster es heute für dich aussieht“, schreibt der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin in dem Brief an seinen Neffen, mit dem er sein essayistisches Buch „Nach der Flut das Feuer“ von 1963 beginnen lässt:

„Du wurdest geboren, wo Du geboren wurdest, mit Zukunftsaussichten, die Deine Aussichten waren, weil Du schwarz bist – aus keinem anderen Grund.“

Nach nur wenigen Zeilen ist klar: „Nach der Flut das Feuer“, dieser sprachmächtige Text über den Rassismus in den USA und der Welt, ist heute, über ein halbes Jahrhundert nach seinem Erscheinen, wieder hochaktuell.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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Linden
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Linden »

Danke!
Machen wir uns nix vor, die Menschheit ist grundsätzlich einfach krass bescheuert.

Ceterum censeo ruborem taurum esse delendam.

Tod und Hass dem Putinregime
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Hoellenvaart
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Hoellenvaart »

Depp72 hat geschrieben: Dienstag 23. Juni 2020, 19:24 ''Nach der Flut das Feuer'' von James Baldwin gibt es beim Argon-Verlag als kostenloses Hörbuch zum Download:
https://argon.hoebu.de/nach-der-flut-da ... win-739839

In den Warenkorb legen, E-Mail-Adresse eintragen, dann kommt der Downloadlink per Mail.

Mehr zum Hintergrund des Buches:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ja ... _id=450367

Deutschlandfunk hat geschrieben:James Baldwin traf mit „Nach der Flut das Feuer“ die von Rassismus geprägte Gesellschaft der USA ins Mark. 56 Jahre nach dem Erscheinen ist der neu übersetzte Band hochaktuell – von Christian Brückner als Hörbuch bestechend gelesen.

„Ich weiß, wie düster es heute für dich aussieht“, schreibt der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin in dem Brief an seinen Neffen, mit dem er sein essayistisches Buch „Nach der Flut das Feuer“ von 1963 beginnen lässt:

„Du wurdest geboren, wo Du geboren wurdest, mit Zukunftsaussichten, die Deine Aussichten waren, weil Du schwarz bist – aus keinem anderen Grund.“

Nach nur wenigen Zeilen ist klar: „Nach der Flut das Feuer“, dieser sprachmächtige Text über den Rassismus in den USA und der Welt, ist heute, über ein halbes Jahrhundert nach seinem Erscheinen, wieder hochaktuell.
bin mal gespannt auf die reaktion auf dieses lese-/hörerlebnis....

Er schreibt: "Schwarze waren nicht überrascht, dass Weiße zu so was wie dem Holocaust in der Lage waren." Er schreibt: "Es ist eine so simple Tatsache und eine, die offenbar schwer zu begreifen ist: Wer andere erniedrigt, erniedrigt sich selbst."

https://www.sueddeutsche.de/kultur/jame ... -1.4346002

tja, schwarze sind dazu natürlich nicht in der lage.

https://cla.umn.edu/chgs/holocaust-geno ... des/rwanda
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Leben Verboten, Maria Lazar
WENN DAS LEBEN, DAS MAN KANNTE, PLÖTZLICH UNMÖGLICH WIRD
Berlin 1931. Es hat sich ausgetanzt. Die Roaring Twenties sind vorbei. Die Weltwirtschaftskrise hat die Bürger fest im Griff. Ernst von Ufermann, Partner eines angesehenen Berliner Bankhauses, steht kurz vor dem Bankrott. Auf dem Weg zum Flughafen werden ihm seine Papiere gestohlen. Das Flugzeug fliegt ohne ihn los. Als es kurz nach dem Start abstürzt, glaubt alle Welt, dass auch er unter den Opfern ist. Ufermann packt die Gelegenheit beim Schopf. Im Dienst einer jungen nationalsozialistischen Gruppierung nimmt er eine neue Identität an und taucht alsbald in Wien unter. Seine hübsche Ehefrau, die schon lange eine geheime Affäre mit Ufermanns Kompagnon unterhält, streicht derweil die exorbitante Lebensversicherungssumme ihres Mannes ein. Ein rasantes Katz- und Mausspiel um Verrat und Lüge beginnt, bei dem nur eines sicher zu sein scheint: Für Ufermann bleibt das Leben verboten.
Nach dem großen medialen Echo, das unsere Neuherausgabe der Romane Die Vergiftung (1920) und Die Eingeborenen von Maria Blut (1937) ausgelöst hat, wollen wir nun endlich Maria Lazars lange verschollenes Hauptwerk wiederentdecken: Leben verboten! konnte zur Zeit des Dritten Reiches nur in einer gekürzten englischen Exilausgabe unter dem Titel No right to live bei Wishart & Co in London erscheinen. Nun bringen wir den spannenden Identitätenthriller und hellsichtigen Zeitroman zum ersten Mal ungekürzt heraus. In der deutschen Originalfassung von 1932.
http://dvb-verlag.at/book/leben-verboten/
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
(Oscar Wilde)
Weil das Denken so schwierig ist, urteilt man lieber.
(Sandor Márai)
Gruß
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von erpie »

Eliot Weinberger Neulich in Amerika
Leseprobe
Eliot Weinberger ist nicht nur einer der origi­nellsten Essayisten, er ist auch einer der schärfsten politischen Kommentatoren der USA. In seinen Texten über die Politik unter den Regierungen Bush und Trump lässt er Fakten sprechen: Nachrichtendetails, Aus­sagen von Politikern, die den Wahnsinn, der in den USA zum Alltag geworden ist, in all seinen bizarren Auswüchsen präsentieren. Nichts fehlt: der Irakkrieg, fromm homophobe und rassistische Republikaner, Konzentrations­lager für geflüchtete Kinder, nicht zu vergessen Donald Trumps Empfehlungen zum Umgang mit einem Virus. Weinbergers Chroniken aus dem republikanischen Amerika sind erschütternde Bilder einer verstörten Gesellschaft.
https://www.berenberg-verlag.de/program ... n-amerika/
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Hoellenvaart
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100 Jahre dirty old man

Beitrag von Hoellenvaart »

vor genau 100 jahren wurde Heinrich Karl Bukowski bei mir um die ecke (Andernach) geboren, ich empfehle Ham on Rye (Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend), einen autobiographischen roman über Bukowskis jugendjahre in LA, spannend, böse und sehr witzig. und natürlich seine geschichten, gesammelt in Erections, Ejaculations, Exhibitions, and General Tales of Ordinary Madness.

“Do you hate people?”
“I don't hate them...I just feel better when they're not around.”
(Barfly)
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Heinz B.
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Re: Die nächste Katastrophe...

Beitrag von Heinz B. »

Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 24. Mai 2020, 23:45 ... auf die Fratzenland nicht vorbereitet ist:

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Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen …

https://www.rowohlt.de/paperback/wolf-h ... -grad.html

wurde gerade in ttt vorgestellt und klingt etwas nach The Day After Tomorrow, ist aber leider wahrscheinlich wesentlich realistischer. erscheint erst am 30. juni, aber kann man sich ja mal vormerken, falls die wasserreserven bis dahin ausreichen....
Julius und Elsa retten die Welt. Hört sich irgendwie nach "Fünf Freunde" an. Aber das Thema liegt ja voll im Trend und wird sich daher gut in der FFF-Szene verkaufen. Als nächstes gibt's dann ein Buch über das Waldsterben ("Die Fichte ist Geschichte").

Hier noch ein Rezension, nicht aus Fratzenland, sondern Österreich (Der Standard):


Wolf Harlander: "42 Grad"

Josefson, 18. Juli 2020

Manchmal hast du als Autor einfach Pech: Da tüftelst du ein Katastrophenszenario von der verheerendsten Hitzewelle und Dürre aus, die Europa jemals heimgesucht haben. Dein Verlag teilt dir mit Ende Juni ein Veröffentlichungsdatum zu, das dafür sorgen müsste, dass dein Buch in einer interessefördernden Wetterlage erscheint. Und dann war es der kühlste und regnerischste Frühling seit langem, und die Welt ist immer noch mit einer vollkommen anders gestrickten Katastrophe beschäftigt, die niemand vorhersagen konnte.

Aber man kann dem deutschen Journalisten Wolf Harlander zumindest nicht vorwerfen, dass er in seinem Thriller "42 Grad" (meines Wissens sein erster Roman) nicht alles in die Schlacht werfen würde: Erdbeben. Waldbrände. Kraftwerksausfälle. Zusammenbruch der Wasserversorgung. Evakuierungen. Krankheiten. Flüchtlingsströme. Unruhen. Notstand. Bombenanschläge. Und sogar der Rhein trocknet aus.

Das Alpha-Paar ...

Aber beginnen wir von vorne: Wir schreiben den Juli eines Jahres, in dem es seit März nicht mehr geregnet hat. Damit nicht genug, sorgt ein Erdbeben in Italien dafür, dass sich Grundwasser führende Gesteinsschichten verschieben und den Wassermangel verstärken. (Gleich in ganz Europa? So ganz ausgegoren scheint mir dieser spezielle Punkt nicht, aber sei's drum.) Die einzige, die erkennt, dass sich hier eine Katastrophe anbahnt, ist die junge schwedische Datenanalystin Elsa Forsberg. Sie arbeitet für die angesehene European Environment Agency, stößt mit ihren Warnungen aber in Brüssel auf taube Ohren. Zudem wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt, denn Elsa war mal in einer ökologischen Untergrundgruppe aktiv – ein Umstand, den sie unbedingt geheimhalten will.

Eine weibliche Geheimnisaufklärerin bleibt in einem Wissenschaftsthriller selten allein, wie Rundschau-Leser wissen – und so wird parallel zu Elsa der deutsche Hydrologe Julius Denner in derselben Angelegenheit aktiv. Gleich bei seiner Vorstellung wird dezent eingeflochten, dass er auch als Tauchlehrer arbeitet, was uns darauf einstimmen soll, dass Julius kein akademischer Sesselpupser ist, sondern notfalls auch mehr auf dem Kasten hat. Seien wir also nicht überrascht, wenn er sich beizeiten als Geheimagent versucht. Die Polizei wird ihn als "ein wenig überengagiert" einstufen, aber Helden wie Julius und Elsa werden bald dringend gebraucht.

... und der Rest der Riege

Eine wichtige Rolle spielt auch der Schweizer Ingenieur Noah Luethy, der seine Frau und Tochter allein in den Urlaub schicken muss (beim Schreiben fällt mir gerade auf, dass ich gar nicht weiß, was aus den beiden am Ende geworden ist), während er zu einem Notfall nach Frankreich gerufen wird. Und dann gleich zum nächsten. Ein städtisches Wasserversorgungssystem nach dem anderen meldet seltsame Probleme ... und die sind nicht einfach mit simplem Wassermangel zu erklären.

Kerstin Lange, eine geschiedene Mutter zweier Kinder, hat die unangenehme Aufgabe, uns die praktischen Folgen der Wasserknappheit vor Augen zu führen. Sie hat den Hof des Großvaters in Brandenburg übernommen, muss ihn aber aufgeben, als sie buchstäblich auf dem Trockenen sitzt. Sie wird zu einem der Wasserflüchtlinge werden, die sich in immer größerer Zahl auf den Weg machen. Eigentlich ein tragisches Schicksal ... aber unbeabsichtigterweise wird ihr Leidensweg auch ein bisschen zu einem Running Gag, weil Kerstin wirklich eine unglückliche Entscheidung nach der anderen trifft. Drücken wir ihr die Daumen, dass Florian Herzog, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks in Thüringen, noch zu ihrem Retter wird. Die Chancen dafür stehen gut, denn bei Harlander bekommt jeder Topf seinen Deckel. (Auch wenn das Kochwasser ausgegangen ist.)

Seltsame Umtriebe

Während die europaweite Krise sukzessive eskaliert und die Zahl der Toten steigt, mehren sich aber auch die Seltsamkeiten. Noah droht die Entlassung, weil seine Lösungsvorschläge die Probleme seiner Kunden sogar noch verschlimmern; kurz darauf versucht ihn jemand zu beseitigen. Julius wird beim Entnehmen einer Abwasserprobe im Rhein von Tauchern attackiert – und Florian sichtet mitten in einem Brandherd eine verdächtige Drohne. Schleichend stellt sich der Eindruck ein, dass die kontinentweite Katastrophe künstlich herbeigeführt oder zumindest angefacht wurde.

Merke: Nichts ist so schlimm, dass böse Menschen es nicht noch schlimmer machen könnten. Der Wandel vom Umwelt- zum Politthriller erhöht zudem die Chance, dass es am Ende eine eindeutige Verantwortung und damit eine einfache Lösung geben könnte. Den zynischen Schlusstwist fand ich übrigens gelungen ... und leider auch durchaus plausibel. Plausibler zumindest also so manches knallige Plot-Element davor.

Und jetzt das Ganze noch verfilmen

Alles in "42 Grad" ist auf die Zielvorgabe Pageturner ausgerichtet. Erzählt in kurzen, einfachen Sätzen, legt der Text dem Lesen auf der Überholspur keinerlei Hindernisse in den Weg. Nie müssen wir uns jemanden aus dem Kontext heraus erschließen, jeder Protagonist wird sofort mit Steckbrief vorgestellt. Ein bisschen hat Harlander zudem die Neigung, das Offensichtliche auszusprechen. Alles in allem nicht unbedingt kunstvoll, aber wie das mit Pageturnern eben so ist: Zumindest sind sie spannend.

Mit den Wissenschaftsthrillern eines Marc Elsberg, zu denen eine thematische Verwandtschaft besteht, kann "42 Grad" nicht mithalten. Soll aber nicht heißen, dass man nicht auch hier Wissenswertes erfahren würde. Ich war zum Beispiel überrascht von der Information, wie viel Wasser in einem ganz normalen Versorgungssystem unterwegs verloren geht. Den eingestreuten Fakten steht allerdings auch die eine oder andere Schlamperei gegenüber. Einen Klimaexperten, der wie sein Kollege im Roman davon spricht, wie der Verbrauch von Kohlendioxid die Erderwärmung vorantreibt, würden sie wohl nicht mehr so schnell in sein Institut zurücklassen.

"Climate Fiction" in Buchform gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, seine engsten Verwandten hat "42 Grad" aber in einem anderen Medium, dem Fernsehen. Ich war wirklich null überrascht, als Harlander im beigefügten Interview erklärt hat, dass die Rechte für eine Verfilmung bereits verkauft wurden. Mittlerweile gibt es ja bereits eine kleine Tradition deutscher Öko-Katastrophenfilme von stets recht ähnlicher Machart, beginnend mit "Die Hitzewelle – Keiner kann entkommen" über "Ratten – Sie werden dich kriegen!" bis "Tornado – Der Zorn des Himmels". Seien wir gespannt, wie sich "42 Grad – [knalliger Untertitel insert here]" da einfügen wird.
Ich diskutiere nicht, ich erkläre lediglich, warum ich Recht habe. :wink:
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Txomin_Gurrutxaga
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Philippe Besson: Eine italienische Liebe

Der klassische Bisexuelle Luca aus Florenz mag sie beide: sowohl Anna als auch den Bahnhofsstricher Leo (beide ebenfalls Florenz). Yin und Yang. Leider ertrinkt er im Arno :birdiedoublegreen:

Nach Erika Fatlands Wälzer "Die Grenze" eine Wohltat. Und ruckzuck durch, keine 200 Seiten :thumbup:

Der literarische Road Trip der Norwegerin rund um den Iwan durchaus informativ, ein bisschen flapsig, ein bisschen mutig, ein bisschen von allem, leider mit deutlich mehr als ein bisschen Wikipedia-Wissen. 200 Seiten weniger wären mehr gewesen, aber watt solls. In Nordkorea, Bergkarabach oder Abchasien ist man schließlich nicht alle Tage unterwegs.
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Depp72
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Depp72 »

Liebes Kind von Romy Hausmann. Extrem spannender Thriller, der den Leser leicht aggressiv macht. Toll geschrieben.
Demnächst auch als TB: https://www.dtv.de/buch/romy-hausmann-l ... ind-21836/
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Acker1966 »

Tyll von Daniel Kehlmann.
Tyll Ulenspiegel und der 30jährige Krieg. Genial.
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Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Hoellenvaart »

Acker1966 hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 22:12 Tyll von Daniel Kehlmann.
Tyll Ulenspiegel und der 30jährige Krieg. Genial.
habe ich vor kurzem gelesen, halte ich aber nur sehr stellenweise für gelungen. ich fand es auch merkwürdig und ohne tieferen sinn, dass sich mit diesem Tyll eine figur aus dem mittelalter im 30jährigen krieg herumtreibt. insgesamt halte ich den roman eher für gescheitert. folgende rezension trifft in etwa meine ansicht:

https://kritischeleser.wordpress.com/20 ... mann-tyll/
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Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 22:49 insgesamt halte ich den roman eher für gescheitert.

Logen. Der Roman, der nicht gescheitert ist, der muss ja erst noch geschrieben werden von dir :grin:
Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 22:49 https://kritischeleser.wordpress.com/20 ... mann-tyll/

Nachdenkleser?

Ich fand "Tyll" gut und den ollen Gauß auch. Ischa schließlich irgendwo Heimatliteratur (nach Fritze Gauß ist die Schule meiner Heimatgemeinde benannt, weil seine Mutter von uns wech ist^^). Die Details von "Tyll" weiß ich aber kaum noch, schon etwas länger her.

Kennt jemand "1793"? Und zwar den aufmerksamkeitsheischenden historischen Stockholm-Krimi von 2017, nicht das Chouannerie-Dramolett :wink:

Auf seine Weise sogar eine Art LGBT-Roman, das habe ich aber auch erst während des Lesens bemerkt.

Будзьма!
Ніхто не зламає націю, чий дух був викований у століттях боїв.

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Re: Heimat, deine Sterne

Beitrag von Hoellenvaart »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 23:31
Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 22:49 insgesamt halte ich den roman eher für gescheitert.

Logen. Der Roman, der nicht gescheitert ist, der muss ja erst noch geschrieben werden von dir :grin:
Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 22:49 https://kritischeleser.wordpress.com/20 ... mann-tyll/

Nachdenkleser?

Ich fand "Tyll" gut und den ollen Gauß auch. Ischa schließlich irgendwo Heimatliteratur (nach Fritze Gauß ist die Schule meiner Heimatgemeinde benannt, weil seine Mutter von uns wech ist^^). Die Details von "Tyll" weiß ich aber kaum noch, schon etwas länger her.

Kennt jemand "1793"? Und zwar den aufmerksamkeitsheischenden historischen Stockholm-Krimi von 2017, nicht das Chouannerie-Dramolett :wink:

Auf seine Weise sogar eine Art LGBT-Roman, das habe ich aber auch erst während des Lesens bemerkt.

Будзьма!
im literarischen quartett würde man sagen: 2-1 für Kehlmann :mrgreen:

etwas länger her? Tyll ist doch erst 2017 erschienen....
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Re: Heimat, deine Sterne

Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 23:51 etwas länger her? Tyll ist doch erst 2017 erschienen....

Lass es 2018 gewesen sein. Dann ist es dennoch mindestens anderthalb Jahre her :eh:
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Re: Heimat, deine Sterne

Beitrag von Hoellenvaart »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Montag 31. August 2020, 00:05
Hoellenvaart hat geschrieben: Sonntag 30. August 2020, 23:51 etwas länger her? Tyll ist doch erst 2017 erschienen....

Lass es 2018 gewesen sein. Dann ist es dennoch mindestens anderthalb Jahre her :eh:
bei einem wirklich guten buch könnte ich mich nach 1,5 jahren noch an details erinnern, und ich lese ziemlich viel. :lovelove:
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Louise wer?

Beitrag von Hoellenvaart »

nie gehört. die hatte einfach nur glück, dass die eingebildeten nobäll-affen ganz tief in die insiderkiste gegriffen haben.

All Hallows

Even now this landscape is assembling.
The hills darken. The oxen
sleep in their blue yoke,
the fields having been
picked clean, the sheaves
bound evenly and piled at the roadside
among cinquefoil, as the toothed moon rises:

This is the barrenness
of harvest or pestilence.
And the wife leaning out the window
with her hand extended, as in payment,
and the seeds
distinct, gold, calling
Come here
Come here, little one

And the soul creeps out of the tree.


bedeutungsschwangerer edelkitsch. hab mir trotzdem mal ein buch bestellt. :mrgreen:
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Hoellenvaart
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Geh doch nach Moskau!

Beitrag von Hoellenvaart »

"Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich, neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert, und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt. Natürlich habe ich auch Krebs, was aus dem vorher Gesagten eigentlich selbstverständlich hervorgeht."

so beginnt die lebensbeschreibung "Mars" des 32jährigen promovierten gymnasiallehrers Fritz Zorn (pseudonym von Fritz Angst). Fritz Zorn war bereits todkrank, als er seinen bericht verfasste. er starb noch kurz vor der veröffentlichung im jahr 1976 an krebs. das buch wurde kult und manifest der schweizer antibürgerlichen bewegung in den späten 70er und 80er jahren.

ich habe dieses buch gelesen, weil es im schweizer tatort vom vorletzten wochenende zu sehen war. dort ging es um einen polizeifunktionär, der eine dunkle vergangenheit aus der zeit der züricher jugendkrawalle im september 1979 hatte.

doch ich schreibe hier nicht über dieses buch, weil es eine lohnenswerte lektüre wäre. das ist es zwar, aber man muss dafür schon ein gewisses interesse an solchen themen haben. :mrgreen:

sondern mir geht es hier um die antwort, die man oft von irgendwelchen ewig gestrigen schwachköpfen hört, wenn man die verhältnisse in schland kritisiert (wenn es dir hier nicht gefällt, dann hau doch ab, geh nach Taiwan oder sonstwohin!), diesen leute stopfe ich jetzt ein mal für alle mal die dumme fresse.

in Zorns wunderbarem buch findet man dazu folgende entgegnung (tippfehler bitte ich zu entschuldigen):

"Viele haben es auch noch schlechter als ich. Das ist wahr, aber man darf dennoch nicht vergleichen: Wenn ich Zahnweh habe, dann ist es belanglos, ob mein Nachbar noch mehr Zahnweh hat als ich. Ich kann nicht das Zahnweh der ganzen Welt bekämpfen; ich lkann nur dafür sorgen, daß der Zahnarzt mir meinen eigenen kranken Zahn zieht.

Und dennoch achten viele Leute bereitwilliger auf das größere Zahnweh des Nachbarn als auf das vielleicht kleinere, aber dafür eigene Zahnweh bei sich selbst. Oder um es in der klassischen Formel auszudrücken: Man schaut lieber auf den Splitter im Auge des anderen als auf den Balken im eigenen Auge. Als ich noch ein Kind war, war in den Kreisen, die ich damals als die meinen anzusehen gezwungen war, die Redensart üblich: Der soll doch einmal nach Moskau gehen! Damit bezog man sich auf Andersdenkende und Kritiker unseres schweizerischen Systems. Man wollte damit ausdrücken, daß jeder, der an der Schweiz etwas auszusetzen hatte, nach jenem sagenhaften Moskau gehen sollte, dem Ort, wo sprichwörtlicherweise alles noch viel schlechter war als in der Schweiz. "Nach Moskau gehen" hieß also etwa soviel wie: von zwei Übeln das kleinere zu wählen, statt sich zu überlegen, ob man nicht auch etwas unternehmen könnte, um das näherliegende Übel zu kurieren.

Man sagte: Geh doch nach Moskau - und meinte damit: Wir sind nicht gewillt, irgend eine Kritik an uns zu vernehmen. Es ist uns gleichgültig, ob wir uns bessern sollen oder nicht, wir wollen uns lieber auf "Moskau" berufen, wo alles noch schlimmer ist, so daß wir bei diesem Vergleich notwendigerweise gut abschneiden. Wie brauchen uns auch nicht zu bessern, denn vor "Moskau" haben wir immer noch einen gewaltigen Vorsprung. Sollen doch die "Moskowiter" sich erst einmal bessern! Der Balken in unserem Auge ist uns gleichgültig, solange wir uns mit dem Splitter im fremden Auge entschuldigen können.

In Wirklichkeit gibt es aber kein solches sagenhaftes Moskau, wo alles immer noch schwärzer sein soll als an dem Ort, wo man sich zur Zeit gerade befindet. Es gibt so wenig einen Ort, wo immer alles schwärzer ist als bei uns, wie es ein Eldorado gibt, wo immer alles goldener ist als bei uns. Das Moskau, wohin die Nonkonformisten früher gehen solten, ist ein imaginärer Ort, wenn es in Moskau tatsächlich um so vieles schwärzer als in Zürich sein sollte, wie viele Schweizer hoffen; nicht nur, weil man auch in Moskau glücklich und auch in Zürich unglücklich sein kann. Selbst wenn Moskau der schwarze Ort sein sollte, wie er im Märchen geschildert wird - was kümmert das einen glücklichen Moskauer? Und selbst wenn es in Zürich so wunderbar sein sollte, wie man es hierzulande gerne betont - was nützt das dem unglücklichen Züricher?

Das oben geschilderte Moskau ist jedoch noch aus einem noch viel tiefer gehenden Grund ein imaginärer Ort. Um zu beurteilen, ob eine Sache gut oder schlecht ist, ist es belanglos, ob eine andere Sache besser oder schlechter ist; von zwei miserablen Sachen muß eine notwendigerweise noch die bessere sein, und auch von zwei hervorragenden Dingen nimmt eines nur den zweiten Platz ein und ist also das schlechtere. Wenn man von "Moskau" nur weiß, daß es schlechter ist, dann weiß man nichts von ihm, und dann hört es eigentlich auf zu existieren. "Geh nach Moskau" bedeutet dann nichts weniger mehr "Geh an den Ort, der gar nicht existiert". Es gibt keinen Weg nach Moskau. Jede Situation, in der man sich befindet, ist die notwendigerweise einzig mögliche, und nie kann man sich sagen: Gottlob bin ich wenigstens nicht in Moskau, denn dort wäre es noch schlimmer.

Jedesmal wenn ein anderer Krüppel im Rollstuhl an mir vorbeigefahren wird, ist mir, als ob mir eine Stimme zuriefe: Sei doch zufrieden, denn der hat es noch schlechter als du - und dann ist es, als ob diese Stimme damit meinte: Geh doch nach Moskau! Aber es gibt auch angesichts solcher anderer Krüppel keinen Weg nach Moskau. Ich bin nicht in Moskau, ich bin nicht anderswo, sondern ich bin hier; ich bin nicht jemand anders, sondern ich bin ich und befinde mich mitten in einer eigenen Tragödie...
."
„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Acker1966

Re: Was lest ihr.....

Beitrag von Acker1966 »

Inspiriert durch Kehlmann's Tyll (ja, ich weiß Tyll gab es nicht in der Neuzeit) und die begleitende Berichte über der 30 jährigen Krieg, hab ich das Buch von Christian Pantle gelesen.
Das schöne daran ist, dass er 2 Protagonisten begleitet. Einen Soldaten und ein Mönch, die das Geschehen in ihren Tagebüchern festgehalten haben.
Wer noch nicht so viel weiß über den 30 jährigen Krieg und wem es interessiert. Das ganze ist sehr bildhaft beschrieben. Ein Sachbuch mit persönlichen Schicksalen verwoben.

Der Dreißig jährige Krieg
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Beitrag von Txomin_Gurrutxaga »

Hoellenvaart hat geschrieben: Dienstag 3. November 2020, 00:05 das buch wurde kult und manifest der schweizer antibürgerlichen bewegung in den späten 70er und 80er jahren.
Es gab in der Schweiz eine antibürgerliche Bewegung? :wtf: :shock:

In der Deutschschweiz auch? :mrgreen:
In Wirklichkeit gibt es aber kein solches sagenhaftes Moskau, wo alles immer noch schwärzer sein soll als an dem Ort, wo man sich zur Zeit gerade befindet.
Papperlapapp.

https://www.youtube.com/watch?v=vzsv2rWhHcU
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Prší a venku se setmělo, tato noc nebude krátká!

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Beitrag von Hoellenvaart »

Txomin_Gurrutxaga hat geschrieben: Dienstag 3. November 2020, 19:37
Hoellenvaart hat geschrieben: Dienstag 3. November 2020, 00:05 das buch wurde kult und manifest der schweizer antibürgerlichen bewegung in den späten 70er und 80er jahren.
Es gab in der Schweiz eine antibürgerliche Bewegung? :wtf: :shock:

In der Deutschschweiz auch? :mrgreen:

wenn dich das interessiert, empfehle ich dir den zeugenbericht (incl. verhaftung und untersuchungshaft) des autors Reto Hänny aus dem jahr 1980:

"Zürich, Anfang September"

oder in bewegten bildern:

https://www.youtube.com/watch?v=f86NgRSZTfo
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