Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

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erpie
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Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von erpie »

Rassistischer Angriff in Dresden
Unter Nachbarn

Ein Dresdner bedroht seinen libyschen Nachbarn mit einer Machete. Anwohner äußern Verständnis für den Angreifer statt den Angegriffenen.

DRESDEN taz | Thomas F. steht mit seinem Fahrrad vor dem Wohnhaus, in den Turnschuhen stecken neongrüne Schnürsenkel, auf dem Rücken hat er einen militär­grünen Rucksack. Er trägt ein zu großes schwarzes T-Shirt mit dem Schriftzug „Das war Liebe!“, darunter prangt das Logo von Dynamo Dresden. Unter der Haut der Finger seiner linken Hand schimmert schwarze, leicht ausgeblichene Tinte. Das Tattoo bildet das Wort „Hass“, die letzten beiden Buchstaben sind SS-Runen. „Ich hab zwar die Tätowierungen noch auf dem Arm, die sollen mich aber auch daran erinnern, dass ich mal ein blödes Arschloch war“, sagt er und zeigt ein weiteres SS-Emblem unter seiner Haut.

Es ist Montag, der 22. Juli 2019, 27 Grad Außentemperatur, und eigentlich sollte Thomas F., 35, gar nicht hier sein, vor seinem Wohnhaus in Übigau, einem Viertel im Nordwesten Dresdens. Es gibt eine gerichtliche Auflage, dass er aus seiner Wohnung ausziehen muss. Nur vier Tage zuvor hatte er die Wohnung seiner libyschen Nachbarn mit einer Machete angegriffen. Viele Nachbarn werden später erzählen, dass Thomas F. nichts dafür könne, dass die Libyer selber schuld seien. Dass sie provoziert hätten.

Die Fenster in der Wohnung im zweiten Stockwerk sind verdunkelt. Hier wohnt Abad*, sein Freund Ibrahim* ist oft zu Besuch, auch an jenem Donnerstag letzter Woche. Sie erzählen, dass sie Krach im Treppenhaus gehört haben, sprechen von einer Explosion und einer zerbrochenen Flasche. Kurz darauf greift Thomas F. die Wohnung an. Ibrahim zeigt ein Video von dem Angriff, darin sieht man Scherben im Inneren der Wohnung, die Scheibe in der Tür ist zerbrochen. Vor der Tür steht Thomas F., der Mann, der später erzählt, wie er aus der rechtsradikalen Szene ausgestiegen ist.

„Du kommst aus Kanakenland“, sagt Thomas F., „ich mach dich kalt, Alter!“ Dann schiebt er die lange Klinge der Machete durch die zerbrochene Scheibe. In einem anderen Video hört man, wie Thomas F. etwas an die Tür sprüht. Kurz darauf sind Flammen zu sehen.

Dresden ist besser als Bautzen

Wenn man die Wohnung heute aufsucht, sind die Spuren des Angriffs noch deutlich zu erkennen. Von außen ist ein riesiges blaues Hakenkreuz über die Tür gesprüht, in der Mitte befinden sich schwarze Brandspuren, mehrere tiefe Löcher sind in das Holz geschlagen. Dort, wo früher die Glasscheibe war, klebt jetzt ersatzweise eine Plastiktüte vom Discounter um die Ecke. Im Treppenhaus sind einige Stellen frisch gestrichen, mehrere Nachbarn erzählen, dass sich auch dort Hakenkreuze befanden. Im Erdgeschoss steht der Schriftzug „HooNaRa“ an der Wand – für Hooligans, Nazis und Rassisten. Ob Thomas F. auch diesen zu verantworten hat, ist unklar.

Ibrahim*, großes Mickey-Mouse-Shirt, bunte Armbänder, wohnt eigentlich in Bautzen, ist aber lieber in Dresden – „weniger Rassismus“. Fragen von Reportern beantwortet er auf Arabisch, damit auch sein Gastgeber Abad alles versteht.

Als er gefragt wird, ob er Angst hat, wechselt Ibrahim ins Deutsche. Die beiden Männer kennen sich schon aus Libyen, kamen unabhängig voneinander übers Mittelmeer, wollten ursprünglich nach Schweden. Sie trafen sich hier wieder. „Ich muss ehrlich sein“, sagt Ibrahim, „wir haben keine Angst. Wir kommen aus dem Krieg.“ Er erzählt von Raketen und kaputten Beinen, von Sterbenden auf den Straßen und davon, wie er als Ersthelfer im libyschen Bürgerkrieg gearbeitet hat. Ein Typ mit Machete mache ihm da nichts mehr aus, zumal niemand verletzt wurde.

Sein Freund Abad, 32, wartet derzeit auf die Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung. Er antwortet nicht auf die Frage, ob er Angst habe. Die Wohnung von Thomas F. liegt exakt unter seiner. Dass es mittlerweile eine gerichtliche Auflage gibt, dass F. dort nicht mehr wohnen soll, sagen ihm die Behörden nicht. Er wurde bisher im Gegensatz zu Ibrahim auch nicht als Zeuge vernommen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigt.
Warum brauchte die Polizei so lange?

In den Videos von der Tat hört man, wie Ibrahim mit der Polizei telefoniert. Er zeigt die Anrufhistorie seines Telefons. Zweimal wählt er den Notruf, das erste Mal um 15.05 Uhr, kurz nachdem die Scheibe der Wohnungstür mit der Machete zerstört wird. Das zweite Mal um 15.31 Uhr. Thomas F. ist noch immer vor der Tür – und kein Streifenwagen in Sicht. Warum braucht die Polizei so lange, um auf einen Angriff mit einer Machete zu reagieren?
Ibrahim, 25, geflüchtet aus Libyen

„Ich muss ehrlich sein. Wir haben keine Angst. Wir kommen aus dem Krieg“

Aus der Pressestelle der Polizei heißt es, der erste Notruf sei um 15.12 Uhr eingegangen. „Der erste Notruf sprach nicht von einer Dringlichkeit“, sagt ein Sprecher der Polizei und verweist darauf, dass eine beschädigte Tür gemeldet wurde. Den zweiten Notruf konnte die Polizei im Nachhinein nicht mehr zeitlich bestimmen. Um 15.36 Uhr habe sich schließlich der erste Streifenwagen gemeldet. Seit etwa einer halben Stunde lief der Angriff schon zu dieser Zeit. Als die Einsatzkräfte eintrafen, bedrohte F. auch diese mit der Machete. So gibt es die Polizei in ihrer Meldung zu dem Vorfall an. Dort ist auch von Pyrotechnik die Rede.

Am Freitag nach dem Angriff wurde Thomas F. einem Richter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft stellte einen Haftantrag, den das Gericht beschloss und sogleich gegen Auflage außer Kraft setzte. F. muss sich nun in der Wohnung seiner Mutter amtlich anmelden und zweimal die Woche bei der Polizei vorstellig werden. Verstößt er gegen diese Auflagen, kann der Haftbefehl wieder in Kraft gesetzt werden. Der Staatsschutz ermittelt wegen Bedrohung, versuchter Brandstiftung, Sachbeschädigung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, wie das Hakenkreuz im Behördendeutsch heißt. Die Polizei geht von einem „eindeutigen, klaren politischen Hintergrund“ der Tat aus.

Die Liste von rechten Übergriffen auf Migranten, Linke und Menschen jüdischen Glaubens ist lang in Sachsen. Allein im letzten Jahr zählten die Opferberatungsstellen in Sachsen 317 rechtsmotivierte und rassistische Angriffe. Seit 1990 gab es der sächsischen Initiative „Support“ zufolge 17 Todesopfer. Zuletzt gab es am Dienstag einen Sprengstoffanschlag auf die Wohnung einer Linken-Stadträtin in Zittau.

F. präsentiert sich als Aussteiger

Als Thomas F. am Montag in Übigau vor dem Wohnhaus steht, aus dem er ausziehen muss, beschwert er sich, dass ihn die Medien in die rechte Ecke stellen würden. Die Bild-Zeitung beschreibt ihn als „Neonazi“ und „irren Amok-Mann“. Ja, sagt Thomas F., es gebe Rassismus in Deutschland, aber der werde oft übertrieben dargestellt. Er erzählt, dass er früher in der „rechtsradikalen Szene“ war, in einer Freien Kameradschaft in Dresden-Reick. Ausgestiegen sei er nach vier Jahren, als er merkte, dass die anderen nur „dumm schwatzen“, und dann „zum Döner gehen“.

Für Thomas F. ist so was scheinheilig. „Ein reiner Rechtsradikaler, der wirklich seiner Meinung treu ist, der lebt auch wirklich so, wie er es gelernt hat“, sagt er. Wenn man Thomas F. fragt, was er macht, sagt er, dass er seine gehbehinderte Mutter pflegt. Seine letzte Arbeitsstelle sein ein Tierheim gewesen, er leistete dort Sozialstunden. Warum hat er seine libyschen Nachbarn angegriffen?

In der Wohnung von Abad sei es oft laut, meint Thomas F., „ich hab dann einfach an dem Donnerstag schwarz gesehen, es ging einfach nicht mehr. Ich war fix und fertig.“ Thomas F. hält kurz inne, fährt sich mit der Hand durch den Ziegenbart und sagt, er wollte Abad nie angreifen. „Es geht einfach nur darum, dass die Lautstärke wenigstens ein bisschen runtergeschraubt wird.“ Auf einmal klingt der Angriff mit Hakenkreuz und Machete wie ein ganz gewöhnlicher Nachbarschaftsstreit.
Verständnisvolle Nachbarn

Ein Mann mit Vokuhila und einem „Oldtimer“-Shirt kommt aus dem Wohnhaus und mischt sich ins Gespräch ein. Den Angriff von Thomas F. kann er nachvollziehen: „Nee, er kann gar nichts dafür, er hat das angekündigt.“ Der Name des Mannes ist Michael W., er wohnt in der Wohnung neben Abad. „Die dürfen machen, was sie wollen“, sagt er und schüttelt den Kopf.

Eine Nachbarin, Frau M., die sich aus dem Fenster im ersten Stock in das Gespräch einschaltet, beschwert sich: „Die dürfen hier wohnen bleiben, und Thomas muss raus.“ Ob sie mitbekommen habe, was Thomas F. gemacht habe? Ja, sagt Frau M., aber jeder müsse sich in Deutschland an die Regeln halten, auch die Libyer. Thomas
F. sei immer nett zu allen gewesen.

Was hat Thomas F. denn gerufen? „Was man halt so schreit, was viele denken. Zum Beispiel gibt es ein Wort, das mit K. anfängt, mehr kann man dazu nicht sagen.“ Frau M. meint das rassistische Schimpfwort „Kanake“. Michael W. pflichtet ihr bei. Außerdem heiße das Wort „Kanake“ einfach nur Mensch. Frau M. findet, dass viel zu schnell von Rassismus gesprochen werde. „Man muss ja nur sagen, dass die alle nach Hause sollen.“

Es ist eine absurde Gesprächssituation. Ein deutscher und ein syrischer Reporter stehen in Dresden-Übigau und sprechen mit einem Mann mit SS-Tattoos, der seine libyschen Nachbarn mit einer Machete angegriffen und ihre Wohnungstür mit einem Hakenkreuz beschmiert hat. Zwei Nachbarn schalten sich ein und springen dem Täter zur Seite. Schließlich müsse sich jeder an die Regeln halten. Diese drei Übigauer wollen keine Rassisten sein. Für sie sind die Libyer die Ursache des Problems.
Ein linksalternatives Zentrum

Was ist da los, in Übigau? Hat sich Thomas F. etwa an die Regeln gehalten? Ist das ein normaler Nachbarschaftsstreit über Ruhestörung, der politisch ausgetragen wird? Sind hier einfach alle Rassisten? Warum wundert sich niemand, wenn jemand Ausländer angreift und eine Woche später nicht in die rechte Ecke gestellt werden will?

Eine Anwohnerin, 72, über Übigau
„Deutsche, Alkohol, Drogen. Die Schwarzen hier verhalten sich ruhig“

In den Straßenzügen um das Haus von Thomas F. gibt es große Einfamilienhäuser und Wohn­blöcke, „East Crew Dynamo“-Graffiti und Antifa-Sticker, eine Feuerwehr und einen Discounter, baufällige Gebäude und Baustellen. Übigau ist hier dörflich, man sieht Blumenkästen, alte Leute, Mittelklassewagen. In der Nähe ist eine Kläranlage, die die Mieten lange niedrig gehalten hat. Mittlerweile zieht es viele junge Familien hierher, ins ruhige Übigau.

Rund 150 Meter Luftlinie vom Tatort entfernt sitzen zwei junge Männer in einem Garten und rauchen. Die Hauswände sind bunt bemalt, Schubkarren stapeln sich, Banner verheißen Solidarität. Der Garten gehört zur „Mangelwirtschaft“, einem linken Wohnprojekt. Es ist das einzige Anzeichen für alternatives Leben in Übigau. Die Männer erzählen, dass sie sich hier nach dem Macheten-Angriff zusammengesetzt und überlegt hätten, wer der Täter sein könnte. Es gebe da diesen einen Nachbarn, der immer wieder mit dem T-Shirt einer Rechtsrock-Band auffalle. Ganz sicher waren sie sich zu dem Zeitpunkt nicht.

Jedenfalls hat sie der Angriff nicht überrascht. „Ist halt Übigau“, sagt einer und tippt an seiner Spezi-Flasche. Der andere erzählt, dass er sich oft nicht wohlfühlt, wenn er durch Übigau läuft. Die Leute hier würden die Mangelwirtschaft als Fremdkörper wahrnehmen. Im Oktober 2015 flogen von drei Seiten Steine, Böller und Flaschen mit Buttersäure auf das Haus. Die Polizei machte die „Gruppe Freital“ und die „Freie Kameradschaft Dresden“ als Täter aus. Rechtsextremisten.
Jede dritte Stimme für die AfD

In dieser Zeit wird auch die radikale Anti-Flüchtlings-Bewegung „Wir sind Übigau“ aktiv. Wochenlang hält sie eine Turnhalle besetzt, um zu verhindern, dass dort Flüchtlinge einziehen. Polizei und Kommunalpolitik ließen sie gewähren. Auch eine Bürgerwehr aus Anwohnern zog hier um die Häuser.

Bei der Bundestagswahl 2017 ging im Wahl­lokal um die Ecke jede dritte Stimme an die AfD. Es ist das Milieu, in dem Thomas F. lebt. Als er nach seiner Entlassung am Montag vor seinem Wohnhaus steht, geht eine junge Frau mit pinken Haaren auf ihn zu und fragt, wie es ihm geht. „Die feiern jetzt ihren Sieg“, vermutet sie und deutet hoch zur Wohnung der Libyer. Dort hat bislang niemand geklingelt und sich nach dem Wohlergehen der Angegriffenen erkundigt.

Vor dem Haus befindet sich ein großer Garten, Wäscheleinen sind über löchrigen Rasen gespannt, in der Mitte stehen zwei Parkbänke. Eine Rentnerin mit grauen Haaren und Einkaufstaschen erzählt, dass die Bänke „eigentlich für alle sind“. Aber da würden immer nur die „Asozialen“ rumsitzen, deshalb traue sie sich abends nicht mehr aus dem Haus. Wer, die Libyer? „Nee, unsre“, sagt sie, „Deutsche, Alkohol, Drogen. Die Schwarzen verhalten sich hier ruhig.“
„Die sind alle bekloppt“

Die 72-jährige Frau erzählt, dass sie 1973 hier eingezogen ist. Früher sei das eine „herrliche Gegend“ gewesen, doch mit der Wende kamen die ­sozialen Probleme. Mittlerweile bemerkt sie ständig Polizei und betrunkene Deutsche, Übigau sei mittlerweile eine „gefährliche Gegend“, sagt die Rentnerin. Wählen deshalb so viele Leute in der Gegend die AfD? „Die sind alle bekloppt “, sagt sie nur.

Und dann fügt sie noch hinzu, dass sie sich manchmal in ihrer Ruhe gestört fühle. Aber nicht von Ibrahim und Abad, sondern von Michael W., der Mann mit dem Vokuhila, der nicht findet, dass Thomas F. etwas falsch gemacht hat. Michael W. höre ständig laute Musik, sagt die Frau.

Thomas F., der Angreifer, gibt der taz ein Video, dass die Ruhestörungen der Libyer belegen soll. Man hört lauten Techno. Als Ibrahim und Abad das Video sehen, lachen sie. „Wir hören nie Elektro“, sagt Ibrahim, „nur afrikanische Musik.“ Abad ergänzt: „Und manchmal HipHop, aber nur im Park.“

Vielleicht ist der Rassismus in Übigau so ausgeprägt, dass sich kaum jemand vorstellen kann, dass es nicht die Libyer sind, die die Ruhe stören. Vielleicht stört man sich aber auch einfach mehr an lauten Libyern als an Deutschen, die Ausländer mit der Machete bedrohen.

*Namen auf Wunsch geändert

https://taz.de/Rassistischer-Angriff-in ... /!5608865/

Macht einen irgendwie sprachlos.
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RudyMentaire
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von RudyMentaire »

Endgültig sprachlos macht mich dann, dass einem Leute erzählen wollen, dass man für diese Typen, die ja auch „nur besorgte Bürger“ seien, auch nur ansatzweise Verständnis aufbringen sollte.
Bei genauer Betrachtung der ganzen Wut- Hut- und besorgten Bürger ist es genau diese o.g. Klientel, auf deren „Ängste“ man Rücksicht nehmen und eingehen soll.
Alltagsrassisten ohne die Spur von Selbstreflexion oder Selbstkritik. Doof bis ins Mark.
Gruß
Rudy

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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von Acker1966 »

Eigentlich war mir der Beitrag zu lang um ihn zu lesen. Jetzt nach dem Lesen, bin ich auch etwas sprachlos.

Man muss einfach aufhören, die Dinge zu beschönigen. Im Alltag trifft man viel zu oft Leute, die jede Art von Rassismus verharmlosen. Und das kotzt mich einfach an.
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magical
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von magical »

Ist aber ein schönes Beispiel (wobei mit "schön" in keinster Weise die Sache ansich gemeint ist) dass auch die Leute auf gar keinen Fall als Nazis gelten wollen. Bzw. das schon einerseits schon als gegeben ansehen und daraus schon die Vorwürfe an das Gegenüber richten.

Und man darf hier ja nix mehr sagen, die Meinungsfreiheit gelte ja nicht mehr. Also ich kann mich in meinem Leben (auch immerhin schon 49 Jahre) an keine Zeit erinnern wo das als schick galt so über Menschen zu reden die woanders herkamen.

Natürlich wissen wir jetzt nicht wie der libysche Mitbürger sich verhalten hat bzw. ob er mit seiner Lautstärke die Nachbarn belästigt hat.

Aber wenn das der Fall ist redet man entweder mit ihm und wenn das nicht hilft ruft man die Bullen. Dafür sind sie da und das machen die auch nicht nur einmal.

Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass die einfach für die Leute da anders sind. Da nicht geboren und aufgewachsen gibt doch schon nen Minuspunkt. Fremdes Aussehen und Sprache den Zweiten. Da ist doch dann schon alles vorbei. Und wenn die es sich dann noch wagen bemerkbar zu machen, also dass man mitbekommt, dass die da sind, obwohl man sie ja gar nicht will und weil ja der Führer von neben meint die nehmen einem auch den Job und dann das Sozialgeld weg. Dann ist es auch nicht weit, dass es irgendeinen Bescheuerten gibt, der für einen die Machete rausholt.
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

Spätestens wenn auf Deinen Hoden eine Mücke sitzt, wird Dir klar, dass sich nicht alle Probleme mit Gewalt lösen lassen.
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Atlan
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von Atlan »

Es wird einfach nicht mehr als Rassismus angesehen. Wo beginnt Rassismus überhaupt?
Rechtsextremismus ist in der Gesellschaft angekommen, vielleicht noch nicht überall (in Deutschland). Oder war nie weg...
Ob wir da noch mal die Kurve bekommen, weiß ich nicht. Ohne eine funktionierende Staatsgewalt (Polizei, Richter) wird es aber nicht gehen.
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Depp72
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von Depp72 »

magical hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 16:48 Das Problem ist, dass die einfach für die Leute da anders sind. Da nicht geboren und aufgewachsen gibt doch schon nen Minuspunkt. Fremdes Aussehen und Sprache den Zweiten. Da ist doch dann schon alles vorbei.
Natürlich macht sich das für solche Hohlbirnen oft daran fest (sieht anders aus, andere Sprache etc. pp.), aber das ist es nicht allein. Irgendetwas wird sich schon finden, damit man sich pauschal eine Gruppe rauspickt auf die man herabgucken kann, um die eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Selbst dann, wenn sie eigentlich als Gruppe nach außen gar nicht sofort identifizierbar sind. Paradebeispiel: die Judenverfolgung. Da nützen auch passende Sprache, Pass oder der 1. Weltkrieg nix.
magical hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 16:48 Natürlich wissen wir jetzt nicht wie der libysche Mitbürger sich verhalten hat
Mitbürger, das ist so ein PC-Klassiker. Der Libyer. Dafür braucht er sich nicht zu schämen und du auch nicht, wenn du es schreibst. Dass er ein Bürger in diesem Land ist, ergibt sich doch automatisch, denn er lebt ja hier. Die Vorsilbe 'Mit' kann man sich daher getrost schenken.
Von uns die Arbeit, von Gott den Segen.
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magical
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von magical »

Atlan hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 17:24 Es wird einfach nicht mehr als Rassismus angesehen. Wo beginnt Rassismus überhaupt?
Rechtsextremismus ist in der Gesellschaft angekommen, vielleicht noch nicht überall (in Deutschland). Oder war nie weg...
Ob wir da noch mal die Kurve bekommen, weiß ich nicht. Ohne eine funktionierende Staatsgewalt (Polizei, Richter) wird es aber nicht gehen.
Für mich beginnt er da, wenn jemand mit dem einen nahbar nix zu tun haben möchte, weil der anders aussieht.

Das wäre noch nicht tragisch, wenn das in ner Stadt ist, wo man nicht aufeinander angewiesen ist und es sich vielleicht auch irgendwann legt, wenn derjenige mitbekommt, dass das auch ein ganz normaler Mensch ist.

Alles was darüber hinausgeht, also angefangen mit schlechtreden über denjenigen oder es für gutheissen, dass der mit ner Machete angegriffen wird ist dann schon ekelhaft und sollte auch so deutlich öffentlich benannt werden.

Bis Anfang der 90iger kannte ich persönlich hier im Kölner Raum Rechtsextremismus nur von der Geschichte über das 3. Reich. Dann kam die Wende und brennende Asylantenheime und ich selber hatte eine Begegnung mit ner Gruppe besoffener Skinheads die mich als Hippieopfer ausmachten, denen ich aber verbal so gerade noch den Stecker ziehen konnte. Aber das war vermutlich nur Glück, weil die sich auch schon gegenseitig rumschubsten.

Die Kurve kriegen, hmm, ich befürchte..also wenn man sich die Welt gerade anschaut, wird das alles eher schlimmer werden. Das fängt doch schon bei der Klimakatastrophe an. Da werden notgedrungen noch viele kommen, vielleicht gehören wir ja auch bald wieder zu den Flüchtlingen, das wäre diesbezüglich lustig.

Und wir werden auch das mit den Islamisten nicht in den Griff bekommen, weil der Staat von Anfang an viel zu wenig unternommen hat. Auch in keinster Weise vorausschauend agiert. Und das wird sich gegenseitig gewollt hochschaukeln. Da nehmen dann beide Seiten die jeweiligen Aktionen der anderen als Anlass selber auch Aktionen zu starten. Und die Angst und der Hass wird weiter steigen.

Diesbezüglich bräuchten wir mE mind. schärfere Gesetze.

Es darf nicht sein, das da Hassgewaltverbrecher egal ob von Rechts oder von Islamisten wegen irgendnem Scheiss(überschreiten der U-Haft etc.) rauskommen (ebenso wie Pädophile oder ähnliches) aber man es dagegen hinbekommt ne Omi in den Knast zu stecken die Pfandflaschen am Bahnhof gesammelt hat oder Leute die ihre GEZ nicht bezahlen.

Genauso wenig darf es sein, dass man hier Araberclans duldet und denen neben ihren Mafiaeinkünften auch noch vom Staat Geld ausbezahlt. Aber der Ottonormalhartz4ler bekommt sein Geld gestrichen und darf nicht mal am Wochenende ungefragt wegfahren.

Ich weiß ich schweife da ein wenig ab. Aber das sind für mich schon alles Zusammenhänge wo sich mE viele mE zurecht verarscht vorkommen.

Und wie oft wurden jetzt schon total intigrierte abgeschoben, die ne Ausbildung gemacht haben, vielleicht sogar nen Job Aussicht haben und werden dann abgeschoben. Und auf der anderen Seite gibt es zigfach straffällig gewordene die nicht zur Rechenschaft gezogen werden und nicht abgeschoben.

Und wenn das nicht offiziell anders wird, dann werden die RechtsEXTREMEN weiter ihre Unterstützung von den Abgehängten bzw. Ängstlichen in unserem Land bekommen. Und die RechtsPOPULISTEN können dann unter ihre Lügen ein paar Halbwahrheiten streuen.

So aktuell hab ich wenig Hoffnung auf Besserung. Ich hab Schiss vor den nächsten Wahlen. Es sei denn die AfD macht sich tatsächlich selber kaputt. Aber wir wissen auch nicht was danach kommt.
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von erpie »

magical hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 16:48 Ist aber ein schönes Beispiel (wobei mit "schön" in keinster Weise die Sache ansich gemeint ist) dass auch die Leute auf gar keinen Fall als Nazis gelten wollen. Bzw. das schon einerseits schon als gegeben ansehen und daraus schon die Vorwürfe an das Gegenüber richten.

Und man darf hier ja nix mehr sagen, die Meinungsfreiheit gelte ja nicht mehr. Also ich kann mich in meinem Leben (auch immerhin schon 49 Jahre) an keine Zeit erinnern wo das als schick galt so über Menschen zu reden die woanders herkamen.

Natürlich wissen wir jetzt nicht wie der libysche Mitbürger sich verhalten hat bzw. ob er mit seiner Lautstärke die Nachbarn belästigt hat.

Aber wenn das der Fall ist redet man entweder mit ihm und wenn das nicht hilft ruft man die Bullen. Dafür sind sie da und das machen die auch nicht nur einmal.

Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass die einfach für die Leute da anders sind. Da nicht geboren und aufgewachsen gibt doch schon nen Minuspunkt. Fremdes Aussehen und Sprache den Zweiten. Da ist doch dann schon alles vorbei. Und wenn die es sich dann noch wagen bemerkbar zu machen, also dass man mitbekommt, dass die da sind, obwohl man sie ja gar nicht will und weil ja der Führer von neben meint die nehmen einem auch den Job und dann das Sozialgeld weg. Dann ist es auch nicht weit, dass es irgendeinen Bescheuerten gibt, der für einen die Machete rausholt.
Hallo Magical,
natürlich können die Leser nicht wissen wie im Alltag sich der Flüchtling aus Libyen verhält. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen (habe von 10.2015 - 08.2017 hier in Berlin am LAGeSo später LAF in der Registrierung und Unterkunftsstelle gearbeitet, gefolgt von einem Jahr in der Verwaltung einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende) das die, die es zu einer eigenen Wohnung geschafft haben sehr bemühte und ehrgeizige Menschen sind die sich integrieren und entwickeln möchten.
Klar ist aber auch das natürlich die taz und Ihre Leser tendenziell den Aussagen vertrauen wollen der beiden Libyer.
Für mich waren die Absätze mit der Rentnerin allerdings sehr erhellend und wohl auch ein wenig bezeichnend, was den Respekt vor Menschen angeht. Mir kommt es mittlerweile so vor das einige gerne auf ewig das Opfer sind.

"Vor dem Haus befindet sich ein großer Garten, Wäscheleinen sind über löchrigen Rasen gespannt, in der Mitte stehen zwei Parkbänke. Eine Rentnerin mit grauen Haaren und Einkaufstaschen erzählt, dass die Bänke „eigentlich für alle sind“. Aber da würden immer nur die „Asozialen“ rumsitzen, deshalb traue sie sich abends nicht mehr aus dem Haus. Wer, die Libyer? „Nee, unsre“, sagt sie, „Deutsche, Alkohol, Drogen. Die Schwarzen verhalten sich hier ruhig.“
„Die sind alle bekloppt“

Die 72-jährige Frau erzählt, dass sie 1973 hier eingezogen ist. Früher sei das eine „herrliche Gegend“ gewesen, doch mit der Wende kamen die ­sozialen Probleme. Mittlerweile bemerkt sie ständig Polizei und betrunkene Deutsche, Übigau sei mittlerweile eine „gefährliche Gegend“, sagt die Rentnerin. Wählen deshalb so viele Leute in der Gegend die AfD? „Die sind alle bekloppt “, sagt sie nur."
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von magical »

erpie hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 18:13

Hallo Magical,
natürlich können die Leser nicht wissen wie im Alltag sich der Flüchtling aus Libyen verhält. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen (habe von 10.2015 - 08.2017 hier in Berlin am LAGeSo später LAF in der Registrierung und Unterkunftsstelle gearbeitet, gefolgt von einem Jahr in der Verwaltung einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende) das die, die es zu einer eigenen Wohnung geschafft haben sehr bemühte und ehrgeizige Menschen sind die sich integrieren und entwickeln möchten.
Klar ist aber auch das natürlich die taz und Ihre Leser tendenziell den Aussagen vertrauen wollen der beiden Libyer.
Für mich waren die Absätze mit der Rentnerin allerdings sehr erhellend und wohl auch ein wenig bezeichnend, was den Respekt vor Menschen angeht. Mir kommt es mittlerweile so vor das einige gerne auf ewig das Opfer sind.

"Vor dem Haus befindet sich ein großer Garten, Wäscheleinen sind über löchrigen Rasen gespannt, in der Mitte stehen zwei Parkbänke. Eine Rentnerin mit grauen Haaren und Einkaufstaschen erzählt, dass die Bänke „eigentlich für alle sind“. Aber da würden immer nur die „Asozialen“ rumsitzen, deshalb traue sie sich abends nicht mehr aus dem Haus. Wer, die Libyer? „Nee, unsre“, sagt sie, „Deutsche, Alkohol, Drogen. Die Schwarzen verhalten sich hier ruhig.“
„Die sind alle bekloppt“

Die 72-jährige Frau erzählt, dass sie 1973 hier eingezogen ist. Früher sei das eine „herrliche Gegend“ gewesen, doch mit der Wende kamen die ­sozialen Probleme. Mittlerweile bemerkt sie ständig Polizei und betrunkene Deutsche, Übigau sei mittlerweile eine „gefährliche Gegend“, sagt die Rentnerin. Wählen deshalb so viele Leute in der Gegend die AfD? „Die sind alle bekloppt “, sagt sie nur."

Hey Erpie ;)

Ich hab das der vollständigkeithalber gesagt. Egal was ich oder Du denken oder welche Erfahrungen wir gemacht haben kann es ja trotzdem so gewesen sein, dass auch er sich asozial verhalten hat, auch wenn die Nachbarn rechte Spacken sind, oder auch nicht, wir wissen es nicht. Fakt ist für mich nur, dass ich diese Nachbarn nicht für glaubwürdig diesbezüglich halte.

Ich weiß nicht woher er kam, aber ich hatte im letzten Jahr ein Erlebnis mit einem Asylanten bei uns. Der ist gegen mein Auto getitscht. gab ne Beule, nen Licht ist zu Bruch gegangen. Das ist ja heute alles teuer. Er wollte keine Polizei was ich verstanden hab. Aber wir haben das zusammen geregelt und er hat sich anständiger verhalten als bislang fast alle Deutschen mit denen ich diesbezüglich zu tun hatte. Ich hab bislang 0 schlechte Erfahrungen gemacht. Und dennoch ist für mich auch klar, wenn man Hunderte junge Männer zusammen getthoisiert, dann kann es Probleme geben. Aber auch da kann die Mehrzahl der friedlichen jungen Männer nix zu, da hat unser Staat mal wieder mit Anlauf und bemerkenswerter Gleichgültigkeit 1A versagt.
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von magical »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 18:08

Mitbürger, das ist so ein PC-Klassiker. Der Libyer. Dafür braucht er sich nicht zu schämen und du auch nicht, wenn du es schreibst. Dass er ein Bürger in diesem Land ist, ergibt sich doch automatisch, denn er lebt ja hier. Die Vorsilbe 'Mit' kann man sich daher getrost schenken.
Da hab ich mir eigentlich garnix bei gedacht. ;)

Da lass ich mir das "Mit-" noch mal durch den Kopf gehen. :) :!:
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von Atlan »

Ich spreche hier auch von "Mitbewohner" wenn es um die Bewohner des Hauses hier geht.
Bürger und Mitbürger: Klar sind die Libyer auch Bürger, aber mit dem Wort Mitbürger hole ich sie doch mehr in "meine" Gemeinschaft. Sie gehören mit dazu... Nur meine Meinung.
Nur kurz zu mir, da ich ja wohl zu der rechten Ecke gezählt werde. Ich bin schon immer gut mit Kollegen aus dem Ausland klargekommen, aus Nepal war wohl der erste. Aus Vietnam später mehrere und einen Kollegen aus Afrika kommend, mit entsprechender Hautfarbe, habe ich als sehr sympathisch und gebildet kennen gelernt.
Arbeiten wollten sie alle, waren fleißig und ehrlich.
Ich finde eure Berichte, sowohl die Artikel als auch persönlichen Berichte sehr gut und aufschlussreich.
Für mich gilt: Jeder Mensch ist ein Ausländer, fast überall.
Grün/Weiße Grüße :wave:
Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.
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RudyMentaire
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von RudyMentaire »

magical hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 18:30
erpie hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 18:13

Hallo Magical,
natürlich können die Leser nicht wissen wie im Alltag sich der Flüchtling aus Libyen verhält. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen (habe von 10.2015 - 08.2017 hier in Berlin am LAGeSo später LAF in der Registrierung und Unterkunftsstelle gearbeitet, gefolgt von einem Jahr in der Verwaltung einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende) das die, die es zu einer eigenen Wohnung geschafft haben sehr bemühte und ehrgeizige Menschen sind die sich integrieren und entwickeln möchten.
Klar ist aber auch das natürlich die taz und Ihre Leser tendenziell den Aussagen vertrauen wollen der beiden Libyer.
Für mich waren die Absätze mit der Rentnerin allerdings sehr erhellend und wohl auch ein wenig bezeichnend, was den Respekt vor Menschen angeht. Mir kommt es mittlerweile so vor das einige gerne auf ewig das Opfer sind.

"Vor dem Haus befindet sich ein großer Garten, Wäscheleinen sind über löchrigen Rasen gespannt, in der Mitte stehen zwei Parkbänke. Eine Rentnerin mit grauen Haaren und Einkaufstaschen erzählt, dass die Bänke „eigentlich für alle sind“. Aber da würden immer nur die „Asozialen“ rumsitzen, deshalb traue sie sich abends nicht mehr aus dem Haus. Wer, die Libyer? „Nee, unsre“, sagt sie, „Deutsche, Alkohol, Drogen. Die Schwarzen verhalten sich hier ruhig.“
„Die sind alle bekloppt“

Die 72-jährige Frau erzählt, dass sie 1973 hier eingezogen ist. Früher sei das eine „herrliche Gegend“ gewesen, doch mit der Wende kamen die ­sozialen Probleme. Mittlerweile bemerkt sie ständig Polizei und betrunkene Deutsche, Übigau sei mittlerweile eine „gefährliche Gegend“, sagt die Rentnerin. Wählen deshalb so viele Leute in der Gegend die AfD? „Die sind alle bekloppt “, sagt sie nur."

Hey Erpie ;)

Ich hab das der vollständigkeithalber gesagt. Egal was ich oder Du denken oder welche Erfahrungen wir gemacht haben kann es ja trotzdem so gewesen sein, dass auch er sich asozial verhalten hat, auch wenn die Nachbarn rechte Spacken sind, oder auch nicht, wir wissen es nicht. Fakt ist für mich nur, dass ich diese Nachbarn nicht für glaubwürdig diesbezüglich halte.
Hallo magical,

ich finde das ziemlich gefährlich, was Du da schreibst. Klar sollte man immer beide Seiten eines (eskalierten) Streits sehen und nicht blind einem glauben.
Aber hier wurden ja beide Seiten gehört und es ging um zu laute Musik und einen Angriff mit einer Machete, also eine konkrete Bedrohung des Lebens oder der Gesundheit.
Da sollten schon die Verhältnismässigkeiten gewahrt bleiben. Dieses „Victimblaming“, sprich dieses, „ach so ganz unschuldig ist der an der Aktion aber bestimmt auch nicht“ ist gerade im Bezug auf rassistisch motivierte Taten gefährlich und komplett zu unterlassen, damit es nicht den Hauch einer Rechtfertigung oder Duldung einer solchen Aktion entsteht. Du weißt, dass die genau das ständig versuchen, um ihr krankes Weltbild und entsprechendes Handeln zu rechtfertigen.

Klar sind nicht alle Flüchtlinge Engel, da gibts sicher auch genug Arschlöcher. Aber man sollte schon beim jeweiligen Sachverhalt bleiben.

Der Nazi, der aus dem Auto heraus auf den Afrikaner geschossen hat, hätte bestimmt auch seine „Gründe“, die die Tat gerechtfertigt hätten. Je weniger man diese Typen öffentlich zu Wort kommen lässt, desto besser. Außer Hass, Hetze und widerlicher Menschenverachtung kommt da eh nicht raus.

Oder kurz gesagt: wenn einer mit ner Machete auf andere los geht, ist es fast egal, was der vorher getan hat (legitime Notwehr nehme ich da mal aus).
Da der Libyer aber nicht mit ner Waffe auf den Nazi losgegangen ist... glaub mir, der hätte das erwähnt, wenn’s so gewesen wäre...😏
Gruß
Rudy

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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von magical »

Hey 'Rudy,

ok, ich weiß was Du meinst, aber da hast Du mich völlig falsch interpretiert. Hätte jetzt auch nicht gedacht, dass man das so aus meinen Worten herauslesen können, nachdem was ich hier sonst zu dem Thema geschrieben habe.

Ganz egal wie "laut" er gewesen sein mag oder eben auch nicht, einen Machetenangriff rechtfertigt das selbstredend in keinster Weise.

Und auch die ausländerfeindliche Sprüche der Nachbarn rechtfertigt das nicht.

Ich hoffe das ist deutlich genug.
Wir haben 2 Leben, das zweite beginnt dann, wenn wir realisieren, dass wir nur das eine haben.

Spätestens wenn auf Deinen Hoden eine Mücke sitzt, wird Dir klar, dass sich nicht alle Probleme mit Gewalt lösen lassen.
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Re: Rassistischer Angriff in Dresden Unter Nachbarn

Beitrag von RudyMentaire »

magical hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 19:36 Hey 'Rudy,

ok, ich weiß was Du meinst, aber da hast Du mich völlig falsch interpretiert. Hätte jetzt auch nicht gedacht, dass man das so aus meinen Worten herauslesen können, nachdem was ich hier sonst zu dem Thema geschrieben habe.

Ganz egal wie "laut" er gewesen sein mag oder eben auch nicht, einen Machetenangriff rechtfertigt das selbstredend in keinster Weise.

Und auch die ausländerfeindliche Sprüche der Nachbarn rechtfertigt das nicht.

Ich hoffe das ist deutlich genug.
Hi,

keine Problem, ich habe weder gesagt noch gedacht, dass Du das tatsächlich irgendwie relativierend gemeint hast. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man eben genau darauf achten sollte, wie man auf solche Nachrichten reagiert.
Speziell auch auf die Rhetorik, da eben diese heute gern, zwar plump aber immerhin als Stilmittel der Rassisten und Faschisten genutzt wird, um ihre kranke Weltanschauung hoffähig zu machen.
Die nutzen jeden noch so banalen und durchsichtigen Trick, sodass man sich da keinerlei Schwächen leisten darf. Jede Nichtächtung wird sofort als Zustimmung interpretiert und eingesetzt, um den Eindruck zu erwecken, wie weit sie bzw. ihre Denke schon in der „Mitte der Gesellschaft“ etabliert sind.

Das wollte ich damit ausdrücken. Ist zwar banal, aber wenn ich hier so manche Unbedarfte lese, ist es wohl nötig, das nochmal klarzustellen.😏

Schönen Abend!
Gruß
Rudy

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