Auf jeden Fall kommen da ziemlich "große" Fragen auf Juristen und Philosophen etc. zu.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/ki-r ... -1.6104984...
Das Recht besagt herkömmlich: Wer eine Barbie-Puppe kauft, der hat das Recht, mit ihr zu tun, was er oder sie möchte. Kaputt schlagen, auseinandersägen, völlig egal. Wenn aber die Puppe sprechen kann, wenn die Puppe lebensgroß ist, wenn die Puppe die Illusion zu erzeugen vermag, dass da hinter ihren mechanischen Augen nicht nur tote Leere ist, sondern tatsächlich eine eigene, denkende Persönlichkeit - ist das dann immer noch ganz egal?
Der Roboter mag zwar in der Regel so programmiert sein, niemals Nein zu Sex zu sagen. Aber was, wenn das einmal anders sein sollte? Was, wenn der Sexroboter doch einmal Nein sagt - und sei es nur, weil gerade ein Software-Update aufgespielt wird? Sollte der Mensch dann das Recht haben, die Puppe zu "vergewaltigen"? Es ist ein lebloses Objekt, auch wenn es noch so anthropomorph und "intelligent" daherkommt. Und dennoch?
Es ist jedenfalls so: Je mehr die Maschinen beginnen, menschliches Aussehen und Verhalten zu imitieren, desto mehr läuft das Recht auf die große Grundsatzfrage zu, ob der Mensch diese Maschinen stärker respektieren sollte. Und zwar ganz zu seinem eigenen Schutz - damit die Umgangsformen auch zwischen Menschen nicht verlottern.
Sexroboter sind dafür nur das plastischste Beispiel. Wenn man es genau nimmt, reicht das Problem längst schon viel weiter. Darauf weist die Rechtsphilosophin Iris Phan hin: Wer sich angewöhnt, einem Wesen mit Augen, einer weiblichen Stimme, einem Namen wie Siri oder Alexa und einer gewissen Lernfähigkeit laufend Kommandos zu erteilen - was gewöhnt der sich eigentlich an?
Die Technikphilosophin Janina Loh hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass es in der Gesellschaft verbreitete Rollenklischees aufgreift, aber auch verstärkt, wenn Maschinen in einer bestimmten Weise anthropomorph gestaltet werden. Beleidigt man Alexa, dann nimmt sie demütig alles hin. Siri dagegen ist zu einem Hauch mehr Selbstbewusstsein programmiert. Sie reagiert zumindest ein bisschen neckisch. "So wird es normalisiert, dass man sich über den Willen weiblicher Menschen hinwegsetzt", kritisiert Janina Loh.
Und die Sexroboter, "Wild Wendy", "Young Yoko", "Harmony"?Technisch ist es heute schon so: Per App kann der Kunde bestimmte Charaktereigenschaften einstellen. Ist die Puppe besonders lebhaft, oder ist sie besonders schüchtern? Oder: Wehrt sich die Puppe gegen Sex? Auch das wird angeboten, eine besondere Spielart. Und bislang ist das nach deutschem Recht in keiner Weise reguliert.