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rauschberg
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Re: 55,1%

Beitrag von rauschberg »

RudyMentaire hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 17:15 @ Linden

Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Intention nicht, wenn ich die Aussage in Deinem VK-Bild lese und dann Deine Argumentation sehe.

@Rauschberg

Du verstehst wie so oft nicht, was ich aussagen will. Es geht darum, die Deutungshoheit darüber zurück zu gewinnen, was in diesem Land als korrektes, menschenfreundliches Verhalten und Miteinander gilt und welches Verhalten menschenfeindlich und unkorrekt ist. Es geht um die Werte, nach denen unsere Gesellschaft funktioniert.
Und Du wirst mir sicher zustimmen, dass die „Werte“ der Rassisten und Neonazis sicher nicht die sind, unter denen die Masse der Menschen hier leben wollen.
Darum geht es und das ist das Wichtigste. Es geht nicht um die irrationalen Befindlichkeiten einiger Weniger, sondern um ein stabiles, freiheitliches System, in dem jeder in einem gewissen, klar definierten Rahmen frei und unbehelligt leben kann.

Wer sich dagegen ausspricht oder meint, diese Grundordnung abschaffen zu wollen, gehört mit allen legitimen Mitteln bekämpft.
Und das simpelste Mittel ist schon mal, denen nicht auch noch argumentativ zur Seite zu springen, weil man sich in Diskussionen gerne reden hört und/oder seine Antipathie dem Diskussionspartner gegenüber ausdrücken muss.
Ich verstehe sehr wohl, was du sagen willst.
Aber machen wir uns doch bitte nichts vor - wer hat denn die Deutungshoheit bei uns?
Wer macht denn die Meinung! Gehe doch einfach mal morgens an irgendeinem Kiosk vorbei und sieh dir die Schlagzeilen ganz bestimmter Blätter an. Der Grundtenor ist doch, was bei uns alles Scheisse ist, nicht was funktioniert.
Und dann sieh dir die entsprechenden täglich laufenden Talkshows an, in denen es doch nur noch um Quote geht, wo sich immer die gleichen Schwätzer die Klinke in die Hand geben und wo solchen Brandstiftern auch noch eine Bühne geboten wird.
Von solchen Nettigkeiten wie den sogenannten "Social Medias" ganz zu schweigen, wo jeder behaupten kann, was er will und fröhlich vor sich hin pöbeln kann.
Und das was du über das frei und unbehelligt leben und das Miteinander schreibst, ist in unserer Gesellschaft doch auch längst Geschichte.
Sobald sich der Einzelne in seiner privaten Wohlfühloase gestört fühlt, wird geklagt - gegen alles und jedes.
Sieh dir doch die Beispiele des derzeitigen "Lieblingsthemas an - der Klimawandel. 80% der Befragten, finden , dass die Bundesregierung zu wenig tut. Aber gegen jedes Windrad, gegen jede Stromtrasse , gegen jede Bahntrasse wird geklagt, wenn sich irgendeiner davon gestört fühlt. Und das hast du doch mittlerweile in allen Bereichen - es zählt nur noch die eigene Befindlichkeit, alles andere interessiert doch keinen. Und die ein oder anderen Medien befeuern das auch noch. Da wird vom Sportplatz über die krähenden Hähne und nach Brot riechende Bäckereien gegen alles und jedes geklagt.
In Köln ist eine Frau an den Rheinauhafen gezogen und hat dann die Stadt verklagt, weil in diesem Hafen auch Schiffe fahren.
Und wenn heute einem der Nachbar nicht passt, dann findet sich schon was, weswegen man vor den Kadi ziehen kann.
Frei und unbehelligt und miteinander sind mittlerweile die Ausnahme geworden. Wir sind eine Gesellschaft von Egoisten und das was man früher einmal als Gemeinwohl bezeichnete, geht immer mehr den Bach runter.
Im Zuge des Dieselfahrverbots hat man nin München laut nachgedacht, ob man nicht die große Zahl von stinkenden Paketzustellern aus der Stadt raushalten kann. Man könnte ja vielleicht am Stadtrand Umschlagzentren einrichten und von da aus die Pakete mit Elektrotransportern in die Stadt bringen!
Das laut nachdenken hat schon gereicht, um bei möglicherweise in Frage kommenden Bereichen am Stadtrand zur Gründung von Bürgerinitiativen gegen ein mögliches Umschlagzentrum geführt. Gemeinwohl? Miteinander? Aber doch nicht auf meine Kosten! Und genau da liegt unser Problem.

Als ein le Pen in Frankreich das erste mal antrat und bei der ersten Wahl bereits über 10% bekam, gab es abends eine Presserunde im Bundespresseamt in Bonn. "Wie das denn sein kann und was das bedeutet?" wurde der Chefredakteur einer der größten französischen Zeitungen gefragt. Und der sagte nur: "Eine Demokratie muss einen solchen Prozentsatz abkönnen, sonst taugt sie nichts."
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Re: 55,1%

Beitrag von Linden »

RudyMentaire hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 17:15 @ Linden

Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Intention nicht, wenn ich die Aussage in Deinem VK-Bild lese und dann Deine Argumentation sehe.
Ich dachte meine Intention wäre klar. Ich halte die AFD auch für gefährlich, ein Verbot aber für wenig sinnvoll. Wenn ich dich richtig verstanden habe willst du die Deutungshoheit zurückgewinnen in dem du die Afd verbietest. Dadurch hast du aber maximal Ruhe im Fernsehen und der Zeitung weil dort dem Scheiß keine Bühne mehr geboten wird. Dann toben sie sich halt im Internet aus, netzwerken usw.
Jetzt kann man ihnen entgegentreten weil sie greifbar sind. Jetzt ist nicht nur das unerträgliche was die von sich geben präsent sondern auch der Protest dagegen.
Ein Verbot führt nur dazu, dass sie dann in ihrer Blase weitermachen und wen sie da mit nehmen von den Protestwählern/“Uninformierten“ ist dann wirklich verloren für die Demokratie.

Davon abgesehen hat ein Verbotsverfahren die Gefahr Inne den Haufen wirklich zu legitimieren wenn es scheitert. Und das würde es wohl z.Z.

Ps: ich hoffe es ist ok, dass ich den an Rauschberg adressierten Teil abgeschnitten habe.
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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

Hallo
Die AfD zu verbieten wäre so ziemlich das gefährlichste was zum jetzigen Zeitpunkt geschehen kann. Zum einen gibt es bisher keinerlei robuste Beweise für ein Verfahren und zum anderen würde diese sogenannte Alternative die Opferkarte noch mehr ausspielen, als Sie es jetzt schon tut. Nach dem Motto : Seht her jetzt wo Wir in den Parlamenten sind und endlich aussprechen was Ihr (das "Volk") wirklich zu sagen habt, da wollen Sie uns verbieten. Die da Oben interessieren sich null für euch, die wollen nur Ihre Posten behalten".
Sie inszenieren sich ja selbst bei Ihrer Spendenaffäre als Opfer, hui da sage ich mal schnell gelernt von den etablierten, interessiert die Anhänger nicht.
Der Kardinalfehler war meiner Meinung nach das 2015 ff. nicht konsequent gegen die rechte Hetze Stellung bezogen wurde! Einen Höcke hätte man wegen Volksverhetzung anzeigen können, einen Poggenburg ebenso, aber nein vor allem in Sachsen wollten die Regierenden wohl eher Merkel mal zeigen wo es langgeht, das ist mein Eindruck. Da hat man die Dinge doch auch gerechtfertigt, das da ja auch berechtigte Kritik bei ist etc. Ja gut die war dabei aber soll ich deswegen den verfassungsfeindlichen Dingen freien Lauf lassen? Ja da gilt immer noch der Satz von Biedenkopf: In Sachsen gibt es keine Neonazis Punkt. Ja dann...
Ok, Sie fühlen sich abgehängt, ok Sie fühlen sich als Verliere der Globalisierung und ja Sie sind auch wütend, alles nachvollziehbar, aber dann hinter rechten Hetzern herlaufen? Wenn ich an die Pegida Aufmärsche denke wo offen Hass und auch verfassungsfeindliche Parolen und Volksverhetzung auf Plakaten zu lesen war, aber dann die hinterherlaufenden taten als wüssten Sie nichts von dem... Wo war denn da der Staat? Warum hat da niemand eingegriffen und die Rädelsführer aus dem Verkehr gezogen?
Heute wird es sehr schwer die Partei zu verbieten, mir fällt da auch nur ein das man politische Aufklärungsarbeit leisten muss. Das ist schwer, oft frustrierend, und bei einigen auch vergebens, aber der Großteil der AfD Wähler ist meiner Ansicht nach nicht verloren.
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Re: 55,1%

Beitrag von Atlan »

@erpie: Ich stimme dir zu.
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Beitrag von Linden »

@Erpie: dein Avatar ist super, hat mich gerade sehr irritiert :mrgreen:

Guter Beitrag!
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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

Linden hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 19:55 @Erpie: dein Avatar ist super, hat mich gerade sehr irritiert :mrgreen:

Guter Beitrag!
Hehe, so ging es mir auch als ich den zum ersten mal gesehen hab :mrgreen: . Kann ihn hier auch zum ersten mal einsetzen, beim Kicker funktionierte der nicht.
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Re: 55,1%

Beitrag von Depp72 »

rauschberg hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 17:55 Als ein le Pen in Frankreich das erste mal antrat und bei der ersten Wahl bereits über 10% bekam, gab es abends eine Presserunde im Bundespresseamt in Bonn. "Wie das denn sein kann und was das bedeutet?" wurde der Chefredakteur einer der größten französischen Zeitungen gefragt. Und der sagte nur: "Eine Demokratie muss einen solchen Prozentsatz abkönnen, sonst taugt sie nichts."
So isses. Und ich mach das auch nicht an der Zahl 10 fest. Wobei 10 schon eindeutig zeigt, dass es es keine gaaanz kleine Minderheit mehr ist. Man muss ja immer noch die ''Dunkelziffer'' hinzurechnen.
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Re: 55,1%

Beitrag von Yeti »

Ich denke, wir drehen uns hier im Kreis. Einerseits ist die AfD eine rechtsradikale Partei, ihre Wähler sind so ziemlich alles zwischen dämlich, Assis und rechtsradikal, kurz gesagt, das Vierte Reich ist nahe. Andererseits muss eine Demokratie 10% Nazis aushalten, für Depp dürfen es auch gerne 20% sein, bevor er beginnt, sich Sorgen zu machen und für wieder andere kommt ein Parteiverbot nicht in Frage, weil angeblich die Hürden zu hoch sind. Also erst gar nicht versuchen. Und während wir hier so trefflich intellektuell und politisch korrekt diskutieren, werden die Nazis draußen immer mehr, trauen sich im Windschatten des AfD-Zulaufs wieder offen auf die Straßen und gewinnen täglich an Einfluss. Erinnert mich alles an die Zeit von vor knapp 100 Jahren. Vielleicht habe ich aber auch Unrecht - es würde mich ausnahmsweise mal freuen.
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Re: 55,1%

Beitrag von Linden »

Wie gesagt, die NSDAP wurde auch verboten, Ergebnis bekannt.
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Re: 55,1%

Beitrag von Yeti »

Linden hat geschrieben: Dienstag 2. Juli 2019, 11:05 Wie gesagt, die NSDAP wurde auch verboten, Ergebnis bekannt.
Also komm, solche Argumente sind doch unter deinem Niveau. Die NSDAP kam nicht an die Macht, weil sie verboten worden war, sondern weil sie nach ihrer Neugründung wieder zur Wahl zugelassen wurde.
Außerdem, wie sieht deiner Meinung nach das Ergebnis aus, wenn nichts unternommen wird?
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Re: 55,1%

Beitrag von Linden »

Und was hindert die Afd daran sich nach einem erfolgreichen Verbot neu zu gründen?

Meine Prognose wäre die Afd gewinnt zeitnah eine Wahl, regional oder gar Landtagswahl und hat dann 4 Jahre Zeit zu zeigen wie scheiße sie sind. Danach schrumpfen sie auf das Niveau anderer Rechtsaussen. Alternativ führen interne Machtkämpfe zu einem Bruch und zur Zersplitterung. Das deutet sich ja nun schon an, Poggenburg hat die Adpm gegründet, die dürfte der Afd schon mal ein paar tausend Stimmen kosten falls sie in Sachsen antreten.
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Re: 55,1%

Beitrag von rauschberg »

Linden hat geschrieben: Dienstag 2. Juli 2019, 12:35 Und was hindert die Afd daran sich nach einem erfolgreichen Verbot neu zu gründen?

Meine Prognose wäre die Afd gewinnt zeitnah eine Wahl, regional oder gar Landtagswahl und hat dann 4 Jahre Zeit zu zeigen wie scheiße sie sind. Danach schrumpfen sie auf das Niveau anderer Rechtsaussen. Alternativ führen interne Machtkämpfe zu einem Bruch und zur Zersplitterung. Das deutet sich ja nun schon an, Poggenburg hat die Adpm gegründet, die dürfte der Afd schon mal ein paar tausend Stimmen kosten falls sie in Sachsen antreten.
Eben! Hatten wir doch schon in den 50ern! Die KPD wurde verboten - und dann gründete sich die DKP! Aber mit einem Parteiprogramm, dass juristisch nicht mehr angreifbar war. Da hatte man seine Hausaufgaben sehr gründlich gemacht.
Die Zeiten, dass eine Partei durch eine Regierung mit einem Federstrich verboten werden kann, sind seit langem vorbei!
Und die Hürden für ein Parteiverbot durch das Bundesverfassungsgericht sind verdammt hoch!

Und um bei der AfD zu bleiben - da kann man einen Björn Höcke wegen Volksverhetzung anzeigen und auch verurteilen.
Aber das betrifft dann nur eine Einzelperson, nicht aber das Parteiprogramm der AfD. Und im Zweifelsfall wird sich dann die Parteiführung von der Aussage, die zur Verurteilung geführt hat eben distanzieren - und schon ist die Partei wieder außen vor.
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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

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Re: 55,1%

Beitrag von Depp72 »

Yeti hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 21:40 Andererseits muss eine Demokratie 10% Nazis aushalten, für Depp dürfen es auch gerne 20% sein, bevor er beginnt, sich Sorgen zu machen
Da hast Du mich falsch zitiert/interpretiert. Ich glaube, dass 20 bzw. sogar eher 25 % stark anfällig für Rechtspopulismus und Nazis sind. In Deutschland, siehe z.B. die rund 20 % aus dem Stand für Schill in einer eher liberalen Großstadt Hamburg, als auch im Ausland. Seit vielen Jahren in Frankreich und Italien im hohen zweistelligen Bereich. Von Osteuropa will ich gar nicht erst anfangen. Und in Spanien ist die Partei VOX mit 12 % ins Parlament eingezogen. Trotz einer konservativen Partei PP, die in den letzten vier Jahrzehnten den rechten Franco-Teil gebunden hat. In GB kann ein Nigel Farage bei der Europawahl ein Drittel der Wähler auf sich vereinigen. Steht GB deshalb kurz davor von den Nazis übernommen zu werden?

Sorgen mache ich mir eher, dass die bisherigen Wahlerfolge der AfD in einer Zeit passieren, in der sich D als Ganzes in einem Wirtschaftshoch befindet und es ihm wirtschaftlich deutlich besser geht als den oben genannten Ländern. Grundsätzlich halte ich 20 bis 25 % stark anfällig für rechtsradikale Politik. Entwickelt sich dann eine Eigendynamik wie ab 1929 und gibt es strategische Kompromisse und Interessen mit ihnen, dann wird es gefährlich. Für D sehe ich das bisher nicht, aber die Gefahr ist latent vorhanden. Nicht nur in D, allerdings hier mit einen speziellen Hintergrund.


PS:
Im Prinzip kann man sagen: Je stärker die KP war (DDR, Osteuropa, Frankreich, Italien), desto stärker heute die rechtsradikalen Tendenzen. :lol: ;)
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Re: 55,1%

Beitrag von Atlan »

Depp72 hat geschrieben: Freitag 5. Juli 2019, 21:25
Sorgen mache ich mir eher, dass die bisherigen Wahlerfolge der AfD in einer Zeit passieren, in der sich D als Ganzes in einem Wirtschaftshoch befindet und es ihm wirtschaftlich deutlich besser geht als den oben genannten Ländern. Grundsätzlich halte ich 20 bis 25 % stark anfällig für rechtsradikale Politik. Entwickelt sich dann eine Eigendynamik wie ab 1929 und gibt es strategische Kompromisse und Interessen mit ihnen, dann wird es gefährlich. Für D sehe ich das bisher nicht, aber die Gefahr ist latent vorhanden. Nicht nur in D, allerdings hier mit einen speziellen Hintergrund.
Wenn es dem Esel zu wohl ist dann geht er aufs Eis.
Ich hoffe, der Esel merkt rechtzeitig wie brüchig das AfD-Eis ist.
Es gibt auch den Spruch mit den Geistern, die man rief und nicht wieder los wird. Und von strategischen Kompromissen und Interessen ist man nicht mehr weit entfernt. Es ist aber auch schwierig eine "Partei" mit so vielen Prozentpunkten politisch kleinzuhalten.
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Re: 55,1%

Beitrag von Atlan »

Angriff auf Höckes "Flügel"
Total-Eklat bei NRW-AfD: Vorstand tritt fast komplett zurück

Im größten AfD-Landesverband fährt der Vorsitzende eine scharfe Attacke auf den rechtsradikalen "Flügel" um Björn Höcke. Der unterwandere die Partei bundesweit. Dann kommt es zur Eskalation.

Nach einem erbitterten Richtungsstreit ist der Co-Vorsitzende der nordrhein-westfälischen AfD, Helmut Seifen, am Samstag mit einem Großteil des zwölfköpfigen Landesvorstandes zurückgetreten. Der zweite Vorsitzende Thomas Röckemann und zwei weitere Vorstandsmitglieder bleiben vorerst weiter im Amt. Mehrere Anträge auf Abwahl dieser drei Führungsmitglieder erreichten beim vorgezogenen Parteitag in Warburg nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit.

Seifen: "Flügel" unterwandert und spaltet

Damit eskalierte der Machtkampf im größten AfD-Landesverband zwischen dem als gemäßigt geltenden Seifen und Röckemann, der als Sympathisant des "Flügels" um den rechtsradikalen Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke gilt. Der mit rund 5.300 Mitgliedern größte AfD-Landesverband hat jetzt nur noch eine dreiköpfige Rumpfführung. Der nächste reguläre Parteitag steht Ende des Jahres an. Dann muss der gesamte Vorstand neu gewählt werden.

Die Zerreißprobe hatte sich bereits angekündigt: Landesvorsitzender Seifen warf zu Beginn des Parteitags den Anhängern des "Flügels" vor, die Partei in NRW und bundesweit zu unterwandern und zu spalten. In entscheidenden politischen Fragen handelten Höckes "willfährige Werkzeuge" nicht im Interesse des Landesverbandes, sagte Seifen beim Sonderparteitag der Landes-AfD in Warburg.

Seifen: NRW als "Satellitenverband" Höckes

"Ihre Loyalität gilt in erster Linie dem 'Flügel'", sagte Seifen. Damit spielte er auch auf seinen Co-Vorsitzenden Thomas Röckemann an, der als Anhänger Höckes gilt. Die AfD dürfe nicht zulassen, dass der mit rund 5.300 Mitgliedern stärkste Landesverband zu einem "Satellitenverband" verkomme, sagte Seifen. Mit Röckemann sei eine pragmatische Arbeit nicht möglich.

Der Co-Vorsitzende habe Maßnahmen gegen Mitglieder wegen parteischädigenden Verhaltens verzögert und keines der elf Parteiordnungsverfahren mitgetragen. Wegen der "Machenschaften" der "Flügel"-Anhänger, die die NRW-AfD bis in die Kreisverbände unterwanderten, sei "der Bestand der Partei in großer Gefahr", sagte Seifen. Er rief die rund 500 Delegierten auf, den gesamten Landesvorstand neu zu wählen – dazu kam es nicht. Röckemann war nicht bereit abzutreten.

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... rueck.html
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Re: 55,1%

Beitrag von crossroads »

Depp72 hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 21:03
rauschberg hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 17:55 Als ein le Pen in Frankreich das erste mal antrat und bei der ersten Wahl bereits über 10% bekam, gab es abends eine Presserunde im Bundespresseamt in Bonn. "Wie das denn sein kann und was das bedeutet?" wurde der Chefredakteur einer der größten französischen Zeitungen gefragt. Und der sagte nur: "Eine Demokratie muss einen solchen Prozentsatz abkönnen, sonst taugt sie nichts."
So isses. Und ich mach das auch nicht an der Zahl 10 fest. Wobei 10 schon eindeutig zeigt, dass es es keine gaaanz kleine Minderheit mehr ist. Man muss ja immer noch die ''Dunkelziffer'' hinzurechnen.
"Die völkisch-nationalistische AfD politisch auszugrenzen ist nicht „aufgeregt“, sondern geboten. Dass die AfD demokratisch gewählt wurde, macht sie genauso wenig zu einer demokratischen Partei wie die Tatsache, dass sie noch nicht verboten wurde."

Du darfst gerne raten, wer das gesagt haben könnte. Ich wette, du kommst nicht drauf! ;)
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Beitrag von Depp72 »

Die AfD politisch auszugrenzen und zu schrumpfen steht doch für einen Großteil außer Frage. Die umstrittene Frage ist lediglich: Wie am besten? Der Satz von Herrn Polenz passt. Ändert aber nix dran, dass man gut abwägen sollte, welche negativen Folgen das Scheitern eines Verbotsantrags haben könnte, gegenüber dem berechtigten Wunsch, dem Bodensatz die Lizenz zum Hetzen zu entziehen. Mir ist da wichtiger, dass die AfD bundesweit nicht weiter anwächst und im Osten geschrumpft wird. Mindestens 10 % werden immer ein offenes Ohr für Lösungen à la Höcke haben und ''national romantisch'' träumen. Auch vor der AfD. Die hat es geschafft, diesen Teil besser zu organisieren und anschlussfähiger zu machen. Das gilt es aufzubrechen. Spalten, damit wieder nur kleine rivalisierende Grüppchen ihr rechtes Süppchen kochen können statt den politischen Diskurs zu bestimmen.

PS:
Was sind eigentlich die Franzosen angesichts der hohen Le Pen Wählerstimmen seit vielen Jahren? Ist Frankreich rechtsradikal?
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Beitrag von Hoellenvaart »

„...Politiker! Du kennst die Ethik dieser Leute, die liegt noch ein Grad unter der von Kinderschändern...“ (Alvy Singer) :twisted:
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Beitrag von erpie »

Es geht schon los mit der Selbstzerstörung.

https://www.sueddeutsche.de/politik/afd ... -1.4515102
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Re: 55,1%

Beitrag von Yeti »

Jetzt wird deutlich, wie gespalten diese Partei ist. in ein konservativen und einen rechtsradikalen Flügel. Wobei sich die letzteren immer weiter etablieren, während die gemäßigten Mitglieder die Partei verlassen. Das müsste jetzt auch der letzte Hinterwäldler verstanden haben.

Daher muss ich meine bisherige Meinung revidieren, in der ich noch ein gewisses Verständnis für diesen oder jenen AFD Wähler aufgebracht habe. Wer heute AfD wählt, weiß ganz genau, was er da anrichtet oder er ist einfach nur ignorant.
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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

Yeti hat geschrieben: Montag 8. Juli 2019, 10:09 Jetzt wird deutlich, wie gespalten diese Partei ist. in ein konservativen und einen rechtsradikalen Flügel. Wobei sich die letzteren immer weiter etablieren, während die gemäßigten Mitglieder die Partei verlassen. Das müsste jetzt auch der letzte Hinterwäldler verstanden haben.

Daher muss ich meine bisherige Meinung revidieren, in der ich noch ein gewisses Verständnis für diesen oder jenen AFD Wähler aufgebracht habe. Wer heute AfD wählt, weiß ganz genau, was er da anrichtet oder er ist einfach nur ignorant.
Irgendwie ist es ja auch gut das die Rechtsextremen aus dem Flügel die sogenannte Alternative kapern. Denn nun sollte der Mehrheit der Wähler auch zu 100 % klar sein was Sie bekommen wenn Sie diesen Haufen wählen. Tja Herr Gauleiter die Geister die man rief...
Vielleicht reduzieren Sie sich ja von selbst auf NPD Niveau runter, nur leider scheinen Sachsen Brandenburg und Thüringen schon in dieser Hinsicht verloren. Da muss etwas anderes geschehen.
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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

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Re: 55,1%

Beitrag von erpie »

Sorry ich schon wieder.

Puh "Ko-Parteichef Alexander Gauland rief die Zuhörer des Kyffhäuser-Treffens zur verbalen Zurückhaltung auf und dazu, sich auch mal auf die „auf die Lippe“ zu beißen. Wenn man nicht professionell agiere, werde man niemals die „bürgerliche Mehrheit gewinnen, die wir brauchen, um dieses Land zu verändern“. Dann werde die AfD niemals „an die Macht gelangen“. Dass Gauland so spricht, der in den vergangenen Jahren mit einer Reihe radikaler Aussagen für Schlagzeilen sorgte, zeigt, wie bedenklich die Lage aus Sicht der Parteispitze ist. Gauland hat großes Interesse daran, die AfD zusammenzuhalten. Aber man muss genau hinhören: Ihm geht es offenbar nicht um eine inhaltliche Kurskorrektur, sondern darum, dass die Radikalen nicht mehr alles sagen, was sie denken".


https://www.tagesspiegel.de/politik/reb ... 72194.html
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Re: 55,1%

Beitrag von Atlan »

Man muss genau hinhören... - richtig.
Herr Gauland möchte auf dem Weg zur Macht nicht stolpern. Und wenn seine Gefolgsleute sagen was sie denken, dann kommt er nicht weit.
Herr Gauland demaskiert sich selber.
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